Pasadena räumt auf: Die großen Western 299
Von Frank Callahan
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Über dieses E-Book
Diese Reihe präsentiert den perfekten Westernmix! Vom Bau der Eisenbahn über Siedlertrecks, die aufbrechen, um das Land für sich zu erobern, bis zu Revolverduellen - hier findet jeder Westernfan die richtige Mischung. Lust auf Prärieluft? Dann laden Sie noch heute die neueste Story herunter (und es kann losgehen).
Dicker, beißender Tabaksqualm hängt dicht unter der Decke. Venturo stellt sein Glas auf die Theke. »Bis gleich«, flüstert er dem Keeper des Golden Garden zu und schlendert, die Hände lässig in den Hosentaschen vergraben, durch den Schankraum. Er tritt hinter die Spieler am Ecktisch und scheint sich nur für das Spiel zu interessieren. Man spielt hier um ziemlich hohe Beträge und mit großem Eifer. Vier Männer sind es, deren Augen unruhig glitzern, in deren Augen das Unstete des passionierten Spielers deutlich geschrieben steht – Hoffnung, Unsicherheit, Verzweiflung. Sie verlieren alle gegen den Mann im dunklen Anzug, an dessen Fingern zwei mächtige Brillanten glitzern. Errol Moffat hat heute seinen großen Tag. Fortuna hat sich ganz bestimmt in ihn verliebt, wie man an dem hohen Berg der vor ihm liegenden Dollars feststellen kann. Aber so ist es ja nicht nur heute. Moffat verliert selten. Vielleicht liegt es daran, dass er hier der Boss ist, dass er die Karten einkauft, dass er die Karten stellt? Moffat ist auch Herr der Stadt. Draußen in einer einsamen Hütte vor der Stadt, nahe dem Wäldchen, versammelt sich eine kleine Gruppe Menschen. Scheu und bedrückt nähern sie sich der Blockhütte, schweigend treten sie zum Kreis jener, die bereits vor ihnen kamen. Da ist einmal Rancher Winfried mit seinem Vormann und zwei Männern. Da ist der alte Baxter mit seinem Sohn und seiner Tochter. Da findet man noch mehr Männer aus der Umgebung und selbst solche aus der Stadt, die das Ende der Epoche Richard Moore erlebten. Und da findet man Pepe, den kleinen, unscheinbaren Mexikaner.
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Pasadena räumt auf - Frank Callahan
Die großen Western
– 299 –
Pasadena räumt auf
… in einer Stadt voller Revolverhelden
Frank Callahan
Dicker, beißender Tabaksqualm hängt dicht unter der Decke. Venturo stellt sein Glas auf die Theke.
»Bis gleich«, flüstert er dem Keeper des Golden Garden zu und schlendert, die Hände lässig in den Hosentaschen vergraben, durch den Schankraum. Er tritt hinter die Spieler am Ecktisch und scheint sich nur für das Spiel zu interessieren. Man spielt hier um ziemlich hohe Beträge und mit großem Eifer. Vier Männer sind es, deren Augen unruhig glitzern, in deren Augen das Unstete des passionierten Spielers deutlich geschrieben steht – Hoffnung, Unsicherheit, Verzweiflung.
Sie verlieren alle gegen den Mann im dunklen Anzug, an dessen Fingern zwei mächtige Brillanten glitzern.
Errol Moffat hat heute seinen großen Tag. Fortuna hat sich ganz bestimmt in ihn verliebt, wie man an dem hohen Berg der vor ihm liegenden Dollars feststellen kann.
Aber so ist es ja nicht nur heute. Moffat verliert selten. Vielleicht liegt es daran, dass er hier der Boss ist, dass er die Karten einkauft, dass er die Karten stellt?
Moffat ist auch Herr der Stadt.
*
Draußen in einer einsamen Hütte vor der Stadt, nahe dem Wäldchen, versammelt sich eine kleine Gruppe Menschen. Scheu und bedrückt nähern sie sich der Blockhütte, schweigend treten sie zum Kreis jener, die bereits vor ihnen kamen.
Da ist einmal Rancher Winfried mit seinem Vormann und zwei Männern. Da ist der alte Baxter mit seinem Sohn und seiner Tochter. Da findet man noch mehr Männer aus der Umgebung und selbst solche aus der Stadt, die das Ende der Epoche Richard Moore erlebten.
Und da findet man Pepe, den kleinen, unscheinbaren Mexikaner. Er ist eigentlich die Triebfeder dieser Versammlung, er, der unbeachtete Stallbursche aus Walruns Mietstall in Wasco. Er hat mit Winfried gesprochen, mit dem alten Baxter, mit Lynn vom General Store und mit Fred Hammer, dem Bürgermeister der Stadt, der aber schon längst kein Bürgermeister mehr ist, sondern nur ein Aushängeschild.
Auf dem Tisch des karg eingerichteten Raumes stehen einige Kerzen, die ihr armseliges Licht in die Umgebung ausstrahlen. Die Männer hocken zum Teil auf Kisten, am Boden oder sie stehen im Halbdunkel an den Wänden.
Pepe erhebt sich nun. Sofort verstummen alle Gespräche. Die Augen der Anwesenden richten sich auf einen Menschen, den sie sonst nie beachtet haben, und von dem sie sich nun so viel erhoffen.
»Ich glaube, Rancher Marcus kommt nicht mehr«, beginnt Pepe, »Ihnen aber danke ich für Ihr Kommen. Ich bin ein armer Mann, Freunde, und die wenigsten kannten mich bisher. Ich lebte hier in unserer Stadt im Verborgenen. Ich hatte nie Freunde und hielt auch nie etwas von Freundschaft. Aber Richard Moore, unser Marshal, der das unschuldige Opfer heimtückischer Kreaturen wurde, war mein Freund. Mein einziger vielleicht. Dies ist auch der Grund, weshalb ich die Kraft fand, mit Ihnen zu sprechen und diese Zusammenkunft zu verabreden. Die Stadt geht zugrunde und mit ihr das ganze County.«
»Das wissen wir ja alle selber!«, ruft Winfried dazwischen, andere wieder nicken dazu.
»Das sind keine Neuigkeiten, Pepe!«, sagt auch der alte Baxter und zieht die Stirn kraus.
Doch Pepe fährt unbeirrt fort. »Aber was ihr alle nicht wisst, ist, dass Moffats Bande bereits eine Stärke von dreißig Mann erreicht hat. Jeder einzelne davon ist ein ausgemachter Revolverheld, ohne Gewissen. Jeder von ihnen gehört schon längst an den Galgen.«
»Allen voran aber Venturo!«, grollt Lynn, der Storemann, und putzt sich erregt seine Brillengläser mit dem großen buntkarierten Taschentuch. »Dieser Halunke kauft sich doch bei mir die besten Sachen, ohne sie zu bezahlen.«
»Venturo? Was bedeutet schon dieser Name gegen den Mann, der sich Rio nennt!«
»Rio Salvadore?«, fragt Baxter.
»Ja, Rio Salvadore. Er ist seit heute in der Stadt, und es steht wohl außer Zweifel, dass er beabsichtigt, länger zu bleiben.«
Betroffenes Schweigen tritt ein. Der Name dieses Mannes ist im Westen ein Begriff. Rio kennt man in seiner Heimat Mexiko wohl ebenso gut wie im fernen Staat Montana. Er ist ein käuflicher Revolvermann, der seine Schnelligkeit und Stärke demjenigen leiht, der ihn am besten bezahlt.
»Er ist doch ein Landsmann von dir!«, sagt Ben, der jüngere Baxter, in anzüglichem Ton.
»Es gibt doch gute und schlechte Amerikaner, Amigo! Und genauso gut gibt es auch gute und schlechte Mexikaner. Die Natur macht keinen Unterschied. Aber Tatsache ist auf jeden Fall, dass Moffat immer stärker wird. Es liegt also nun ganz bei uns, ob wir uns auflehnen oder untergehen.«
»Wer sich gegen Moffat stellt, geht unter«, ruft der alte Baxter verbittert. »Ich krieche nicht so schnell zu Kreuze, Freunde, das wissen alle, die mich kennen. So war auch mein Freund Flemming. Er ist heute ein toter Mann. Moffat ist zu mächtig. Ein Mann müsste her, der nicht nur klug ist, sondern auch schnelle Hände hat. Pepe hat mir gesagt, dass er solch einen Mann kennt. Nun, wie steht es damit, Pepe?«
Der Mexikaner nickt eifrig.
»Yeah, ich kenne einen. Er lebt in der wildesten Ecke am Rio Grande. Er ist mein Freund!«
»Und wie heißt er?«
»Asco!«
»Weiter!«
Pepe hebt die Schultern. »Einen Freund fragt man doch nicht nach dem Zunamen. Es genügt, wenn man ihn kennt.«
»Dann schreib ihm doch!«
»Er käme aber nicht.«
»Er ist doch dein Freund?«
»Trotzdem, ich müsste schon selber hinreisen.«
»Das dauert aber doch Wochen.«
»Vielleicht sogar zwei Monate. Ich müsste ihn persönlich davon überzeugen, wie dringend wir ihn hier benötigen, denn er hat geschworen, nie wieder eine Waffe zu tragen, es sei denn, es ginge um sein eigenes Leben.«
»Ich denke, er lebt in der wildesten Ecke deiner Heimat? Dort wird doch ein Mann ohne Waffen bestimmt nicht alt.«
»Er lebt in Texas!« Pepe lächelt geringschätzig. »Sein Land betritt niemand mit einer Waffe. Sein Ruhm ist groß, und seine Macht reicht weit, auch ohne Waffen.«
»Und wenn du ihn nun persönlich bitten würdest, meinst du, dass er dann käme?« Winfried steht dicht vor dem alten, wackeligen Tisch. Das schwächliche Licht zuckt unruhig über seine furchigen Züge.
»Vielleicht!«
»Was verlangt er? Wir könnten schon tausend Dollar aufbringen.«
»Geld?« Pepe macht eine wegwerfende Bewegung. »Geld bedeutet nur Verlockung, Versuchung. Für meinen Freund bedeutet es aber nichts. Nur überzeugen muss ich ihn, überzeugen davon, dass auf seinen Revolvern kein Fluch mehr lastet, wenn er sie zum Wohl der Gemeinschaft nutzt. Das ist das Einzige …«
»Und wann wirst du reisen?«
»Die Reise mit der Kutsche kostet ungefähr fünfzig Dollar. Ich bin nicht reich. Es wäre wohl viel billiger, wenn ich reiten könnte, aber mit meinem Holzbein ist es zu beschwerlich.«
»Du bekommst das Geld und fährst mit der Postkutsche. Wir bringen es dir morgen in die Stadt. Ich hoffe, du enttäuschst uns nicht«, sagt der alte Baxter.
»Was ich tue, Rancher, tue ich weder für Sie, noch für diese Stadt, noch für das County. Ich tue es ganz allein für meinen Freund Ricardo Moore. Ich könnte Donnerstag Abend die Kutsche nehmen. Es liegt nur an euch. Gute Nacht!«
Ohne jeden Übergang tritt der alte Pepe ab.
Er verlässt die einsame Hütte, ohne noch irgendwelche weiteren Erklärungen abzugeben. Er möchte jetzt allein sein – mit sich, mit seinen Gedanken, seinen Zweifeln und Hoffnungen.
*
Tom Baxter ist verliebt.
Die kleine dunkelhaarige Francis, die allabendlich im Golden Garden sämtliche Männerherzen entzückt, hat es ihm angetan.
Es ist alles wie etwas Unwirkliches, wie ein Wunder. Es begann, als er das erste Mal mit dem Mädchen tanzte, als sie sich das erste Mal küssten. Und nun sitzen sie am Flussufer und sprechen über die Liebe – und die Zukunft.
»Wir werden heiraten«, flüstert Tom Baxter mit heiserer Stimme. Dann will er sie küssen, aber sie wehrt ab.
»Ich kenne das«, sagt sie lachend, und in ihren Augen liegt Spott, »alle Männer sagen das. Dann aber vergessen sie es sehr rasch und können sich an nichts mehr erinnern.«
»Du darfst mich nicht mit den Männern vergleichen, die im Golden Garden verkehren. Es sind doch alles nur Banditen«, erwidert er etwas ärgerlich.
»Mr Moffat ist aber sehr gut zu uns!«
»Du bist aber wirklich noch recht naiv, Francis«, begehrt der junge Mann erregt auf, »gerade Moffat ist ein brutaler und blutgieriger Lump. Er ist sogar noch mehr als das, er ist ein berüchtigter und bekannter Verbrecher. Ich möchte, dass du dort überhaupt nicht mehr auftrittst …«
»Ich habe aber einen Vertrag, Tom, und den muss ich halten.«
»Wir pfeifen einfach darauf!«
»Und wer soll bezahlen, wenn ich kontraktbrüchig werde? Ja, und wohin soll ich überhaupt? Dein Vater mag mich nicht, das hast du mir selber gesagt.«
»Er kennt dich eben noch nicht näher. Ich bin aber überzeugt …«
»Darling«, sagt Francis lächelnd, »von der Liebe allein kann man nicht leben.«
»Wir gehören zu den reichsten Leuten des Landes.«
»Du meinst, dein Vater gehört dazu«, korrigiert sie ihn, »du bist noch abhängig von ihm. Ich bin fest davon überzeugt, dass er eine Verbindung zwischen uns niemals dulden wird.«
»Er ist ein guter