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Das Porträt
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eBook108 Seiten1 Stunde

Das Porträt

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Über dieses E-Book

Adrienne Roche, frisch geschiedene Kunsthistorikerin, wird von ihrem Vorgesetzten nach Sierra Dunas in Spanien geschickt. Sie soll dort die Echtheit eines Porträts prüfen und es ihrem Vorgesetzten nach Paris zu bringen, der behauptet, dass das Gemälde seinem Großvater gehörte. Eigentlich will Adrienne die Reise nur nutzen, um die Wunden aus der Vergangenheit hinter sich zu lassen – dann trifft sie jedoch unverhofft auf ihre frühere Liebe, Rodrigo Morales, den sie seit über zwanzig Jahren nicht mehr gesehen hat und entdeckt obendrein, dass er der Besitzer des Porträts ist. Obgleich dieser Umstand Adrienne an der Durchführung ihrer Mission zweifeln lässt, wecken das Gemälde und die Lebensgeschichte von Doña Clarita, Rodrigos Großmutter, ihre Neugier. Als Adrienne ihre Beziehung mit Rodrigo wieder aufleben lässt, kommt sie einem Geheimnis auf die Spur und erfährt, dass hinter diesem Porträt viel mehr steckt, als mit bloßem Auge erkennbar ist. Während die Geister der Vergangenheit Adrienne heimsuchen, stellt sie fest, wie sehr Doña Claritas und ihr eigenes Leben miteinander verknüpft sind – und dass ihr eine Aufgabe übertragen wurde, die sowohl für die Vergangenheit als auch für das Leben der Menschen, die sie am meisten liebt, eine große Bedeutung hat.

SpracheDeutsch
HerausgeberBadPress
Erscheinungsdatum1. Juli 2021
ISBN9781667405780
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    Buchvorschau

    Das Porträt - Geraldine Solon

    Kapitel 1

    Während Adrienne Roche die malerische Stadt Sierra Dunas in Spanien durchquerte, musste sie unaufhörlich an Jack Porters letzte Worte denken, die er vor ihrer Abreise aus Paris an sie gerichtet hatte.

    „Wenn er das Porträt nicht verkauft, gebe ich dir die Erlaubnis, es zu stehlen."

    Ihr Vorgesetzter akzeptierte niemals ein Nein als Antwort und nun schickte er sie, um die Echtheit des Gemäldes zu überprüfen.

    „Ich bin Kunsthistorikerin, keine Diebin." Adrienne war innerlich zusammengezuckt, aber sie wusste, dass nichts unangenehmer sein konnte als die schlimme Scheidung, die sie im Jahr zuvor durchgemacht hatte. Sierra Dunas stellte eine Art Zufluchtsort für sie dar und wenn sie den Bürgermeister der Stadt überzeugen musste, das verdammte Porträt zu verkaufen, dann würde sie das tun... ohne zu zögern.

    „Nur damit das klar ist, du wirst es nicht direkt stehlen, du bringst es dorthin zurück, wo es herkommt. Es gehörte meinem Großvater."

    Adrienne hatte einen Blick auf das Porträt einer schönen Frau erhascht, das in den 1940er Jahren gemalt worden war. Zweifellos lag etwas Mysteriöses in den smaragdgrünen, melancholischen Augen der Frau, deren Blick die Aufmerksamkeit auf sich zog.

    Die Stadt war von einer üppigen Vegetation umgeben. Adrienne schloss die Augen und sog die frische Luft ein. Zu viele Erinnerungen hier. Mehr als zwanzig Jahre waren seit ihrem letzten Besuch in Sierra Dunas vergangen, dieser idyllischen Stadt, in der die Temperatur ganzjährig milde 21º C betrug. Damals war sie mit einem sonnengeküssten, strahlenden Teint durch den Ort geschlendert und hatte mit ihren Freunden ausgelassene Partys gefeiert. Für Adrienne war Sierra Dunas ein Ort, an dem die Zeit keine Rolle spielte. Wie die Spanier sagen würden: Viva la vida[1].

    Nun, mit Anfang vierzig, widmete Adrienne sich in erster Linie ihrer Karriere. Sie liebte ihre Arbeit als Kunsthistorikerin und spürte in der Kunst ein unbestimmtes Geheimnis, das direkt zu ihrer Seele sprach. Die Recherchen, die zur Untersuchung eines Kunstwerks gehörten, öffneten jedes Mal eine gänzlich neue Welt für sie. Ihr wurde oft gesagt, dass sie ein tiefsinniger Mensch sei. Wenn sie sich mit Kunstwerken umgab, hatte sie das Gefühl, ein Portal in die Vergangenheit zu öffnen, aber – wie ihr Ex-Mann häufig geklagt hatte – es bedeutete auch, dass Adrienne innerlich nie im Hier und Jetzt lebte.

    Nach der Scheidung hatte Adrienne ihre Ziele in Frage gestellt und nach einem tieferen Sinn gesucht. Bisher hatte sie ihr Leben dem Ziel gewidmet, anderen Menschen mit ihrer künstlerischen Tätigkeit zu helfen, aber nun fühlte sie, dass es an der Zeit war, etwas für sich selbst zu tun.

    Hier war sie nun, weit weg von zu Hause auf der anderen Seite des Ozeans, auf der Suche nach einem Gemälde. Laut Jack handelte es sich um ihren wichtigsten Auftrag des Jahres und er hatte angekündigt, ihr Gehalt zu verdreifachen, wenn sie mit dem Porträt zurückkäme. Das Geld war ihr egal – ihr ging es darum, zwei Monate in Sierra Dunas verbringen zu können. Hoffentlich genug Zeit, um ihre Wunden zu heilen und zurück zu sich selbst zu finden.

    Kapitel 2

    Adrienne stellte ihr Gepäck in dem altmodischen Hotelzimmer der Casa de Sierra Dunas ab, wo sie in den nächsten zwei Monaten leben würde. Das im antiken Stil erbaute Hotel lag in einer mediterranen Kulisse, umringt von großen Gelbkiefern, die über die kaskadenförmige Anhöhe hinausragten. Eine Welle der Erregung durchflutete sie. Adrienne hatte einige Freunde in dieser Stadt und es war an der Zeit, sie über ihre Rückkehr zu informieren. Sie wusste, dass ihre Freunde etliche Cervezas [2] zur Feier des Tages trinken würden, aber sie selbst bevorzugte Wodka zur Betäubung. Tatsächlich konnte sie einen Drink gut gebrauchen und immerhin hatte Jack ihr geraten, diskret zu sein und sich in die lokale Gemeinschaft zu integrieren. Es gab doch keinen besseren Weg, um sich zu integrieren und die Vergangenheit zu vergessen. Dies entbehrte nicht einer gewissen Ironie, denn immerhin bestand ihr Beruf darin, die Vergangenheit zu studieren.

    Adrienne wartete bis fünf Uhr nachmittags und spazierte dann zur Plaza de Sierra Dunas. Schweißtropfen rannen ihren Nacken hinunter. Die Einheimischen beklagten sich oft über die Hitze, aber Adrienne liebte das feuchte Klima. Das Schwitzen war wie eine Entgiftungskur. Die Plaza war voller Menschen und die sonst eher verschlafene Stadt pulsierte nun vor Leben und Fröhlichkeit. Ungefähr 50.000 Einwohner lebten dort, einige nur für einen begrenzten Zeitraum, um die kalten Wintermonate zu überbrücken.

    Eine kühle Brise huschte über ihre Wangen. Ihr Blick streifte das große Schild mit der Aufschrift Te quiero Sierra Dunas [3] und sie verspürte ein starkes Ziehen in der Brust. Die kleine Stadt hatte sie wieder einmal verzaubert. Dieser Ort enthielt genug Erinnerungen, um ein ganzes Buch zu füllen, aber sie wusste noch nicht, wo sie anknüpfen sollte.

    Eine Durchsage unterbrach ihre Gedanken.

    Bienvenidos[4]. Unser verehrter Herr Bürgermeister Rodrigo Morales ist hier, um etwas Wichtiges zu verkünden."

    Adrienne hielt den Atem an. Hatte sie richtig gehört? Rodrigo Morales ist der Bürgermeister? Rodrigo, ihre alte Flamme?

    Sie spürte, wie sich in ihrem Bauch ein Angstklumpen ausbreitete. Warum hat Jack mir nicht gesagt, dass Rodrigo der Bürgermeister ist? Wie dumm von ihr, nicht zu fragen. Jack hätte von ihr erwartet, dass sie dieses Detail selbst herausfand. Wie hatte sie so konfus sein können, diesen Auftrag anzunehmen? Wie um Himmels willen sollte es ihr gelingen, Rodrigo zum Verkauf des Porträts zu überreden? War er tatsächlich der Besitzer des Porträts?

    Seine vertraute Stimme, die sie seit über zwanzig Jahren nicht mehr gehört hatte, grüßte die Menschenmenge. Adrienne hob den Kopf und sah ihn an. Rodrigo hatte sich kaum verändert, tatsächlich war er noch attraktiver als damals, als sie ihm zum ersten Mal begegnet war. Seine Augen leuchteten wie eh und je, er sprach ruhig und freundlich und sein ganzes Auftreten strahlte Liebenswürdigkeit aus. Seine Zuhörer hießen ihn mit einem warmen Applaus willkommen und lauschten ihm dann aufmerksam.

    „Danke, dass Sie sich heute hier versammelt haben. Ich möchte Sie alle morgen um vier Uhr nachmittags in das Kunstmuseum von Sierra Dunas einladen. Wir sind sehr stolz, dass wir dort die Werke unserer lokalen Künstler ausstellen können und fühlen uns geehrt. Bitte zeigen Sie Ihre Unterstützung und kommen Sie zur Eröffnung. Gracias."

    Wow! Sie hatte nicht gewusst, dass ihm die Kunst ebenso viel bedeutete wie ihr. Als Rodrigo seine Ansprache an die Zuhörer beendet hatte, trafen sich ihre Blicke. Ihre Augen verschränkten sich ineinander und plötzlich fühlte Adrienne sich wie benebelt, hypnotisiert von seinem durchdringenden Blick. Sie musste weg von hier. Pronto[5]. Sie rannte... Sie rannte so schnell sie konnte den Bürgersteig entlang, rannte immer schneller in Richtung Hotel und vergaß beinahe, Luft zu

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