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eBook104 Seiten1 Stunde
Anmache: Erzählung
Von Reinhard Knoppka
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Über dieses E-Book
Leseprobe:
Nicht vollkommen an Schönheit, so strahlt er doch Anmut aus, wie er dasteht, vom Kopf zu den Füßen, und lieblich erblühen die Wangen ihm.
Eigentlich ist er häßlich, denkt Robert und hat diese unreine Gesichtshaut vor Augen, von der sich rote Pünktchen abheben, Schwellungen, Pusteln, die eher an Masern und Windpocken erinnern als an Akne und Pubertät - ein scheußliches Wort, findet er, obwohl es ihn fasziniert, wie überhaupt Jungen in diesem Zustand, also auch Volker, der zwar so dumm ist, daß er kaum seinen Namen schreiben kann, was Robert egal ist, aber ihn stört, daß er so normal ist, fotzenfixiert, mackerhaft, nicht im geringsten schwul, doch so geil, daß er an nichts anderes denken kann, jedenfalls wirft der Junge ständig fickrige Blicke um sich, und damit kann Robert was anfangen, denn er facht diese Glut an und kommt so ebenfalls auf seine Kosten, wenigstens in der Phantasie: Da kann er sich Volker in allen möglichen Stellungen, Posen und Situationen vorstellen!
Volker steht schon am Fenster, lauert hinterm weißen Store, den er fallen läßt, sobald er Robert erblickt, der so tut, als habe er ihn nicht bemerkt, aber das Kreuz durchdrückt und alles an sich kontrolliert, den Gang, die Haltung der Hände, die er mit den Daumen in die Taschen hakt, während er lässig die Umhängetasche zurückwirft, sich fragt, ob das Haar richtig liegt und ob er cool genug dreinblickt - obwohl es ganz egal ist, wie er ausschaut, denn Volker sieht ihn doch nur mit den Vorurteilen der Jugend: öde und alt wie jeden über dreißig, und Robert war mit vierzehn genauso, hatte in den Erwachsenen nichts als verknöcherte, angepaßte Spießer und häßliche Kotzbrocken gesehen, doch er hatte das nicht so unverblümt rausgelassen wie Volker, der Robert dauernd Verletzendes an den Kopf wirft, daß er aus dem Mund rieche, einen Ansatz zur Glatze habe oder einfach blöd aussehe in seinen Klamotten, die keine Markenartikel sind, weshalb Volker sich seiner schämt, mit ihm erst gar nicht ins Jugendzentrum will, sondern lieber auf einen menschenleeren Spielplatz in der Nähe.
Er habe ihm doch was zeigen wollen, einen Pi-Pieser oder so ähnlich, sagt Volker auf dem Spielplatz, und Robert erwidert, obwohl er schon wichse, könne er noch nicht mal Pariser sagen, worauf Volker wütend zu schaukeln beginnt, dann fragt, ob er ihm das Ding nun zeige, und Robert sagt, er wisse nicht, ob Volker dichthalte, der das hoch und heilig verspricht, aber Robert schüttelt den Kopf, und Volker ruft, dann sage er, daß sie über Sex geredet hätten, und Robert fragt, ob das eine Erpressung sei, worauf Volker grinst, und Robert behauptet, er habe sich gerade welche ziehen wollen, doch das sei jetzt gestorben, und Volker tritt im Vorbeiflug nach ihm, aber Robert weicht ihm aus, nimmt nun auch Schwung auf seiner Schaukel, erwischt den Jungen am Schienbein, wird dann selber getroffen und ausgelacht.
Wenn sie bei den Hausaufgaben sind, ist Volker plötzlich wie aus dem Zusammenhang gerissen, starrt vor sich hin, mit leeren Glotzaugen, die hinter den dicken, schmierig verkratzten Brillengläsern an aufgequollene Fische in zu kleinen Aquarien erinnern: leblos, wie erstickt, grotesk vergrößert, und ihre schielende Stellung verzerrt den Gesichtsausdruck geradezu ins Debile, ja, Volker sitzt da wie ein Idiot, mit heruntergesacktem Kinn, und es fehlt nur noch ein Speichelfaden, der sich von der hängenden Unterlippe herabzieht, dann abreißt, aufs offene Schulheft tropft und die Schrift verwischt, diese unbeholfen gemalten Buchstaben, die seine Beschränktheit ebenso verraten wie dieses leere Gesicht, und Robert stößt ihn an, worauf Volker taumelt, als hätte Robert ihn aus dem Dornröschenschlaf geweckt, und der bedauert es jetzt, ihn nicht wirklich wachgeküßt zu haben, um zu sehen, wie er darauf reagiert hätte - was das solle, fährt Volker ihn an, während die Fische in den zu engen Aquarien zu torkeln beginnen, Robert scheinbar ins Gesicht springen wollen, wobei der Eindruck entsteht, als würde Volke
Nicht vollkommen an Schönheit, so strahlt er doch Anmut aus, wie er dasteht, vom Kopf zu den Füßen, und lieblich erblühen die Wangen ihm.
Eigentlich ist er häßlich, denkt Robert und hat diese unreine Gesichtshaut vor Augen, von der sich rote Pünktchen abheben, Schwellungen, Pusteln, die eher an Masern und Windpocken erinnern als an Akne und Pubertät - ein scheußliches Wort, findet er, obwohl es ihn fasziniert, wie überhaupt Jungen in diesem Zustand, also auch Volker, der zwar so dumm ist, daß er kaum seinen Namen schreiben kann, was Robert egal ist, aber ihn stört, daß er so normal ist, fotzenfixiert, mackerhaft, nicht im geringsten schwul, doch so geil, daß er an nichts anderes denken kann, jedenfalls wirft der Junge ständig fickrige Blicke um sich, und damit kann Robert was anfangen, denn er facht diese Glut an und kommt so ebenfalls auf seine Kosten, wenigstens in der Phantasie: Da kann er sich Volker in allen möglichen Stellungen, Posen und Situationen vorstellen!
Volker steht schon am Fenster, lauert hinterm weißen Store, den er fallen läßt, sobald er Robert erblickt, der so tut, als habe er ihn nicht bemerkt, aber das Kreuz durchdrückt und alles an sich kontrolliert, den Gang, die Haltung der Hände, die er mit den Daumen in die Taschen hakt, während er lässig die Umhängetasche zurückwirft, sich fragt, ob das Haar richtig liegt und ob er cool genug dreinblickt - obwohl es ganz egal ist, wie er ausschaut, denn Volker sieht ihn doch nur mit den Vorurteilen der Jugend: öde und alt wie jeden über dreißig, und Robert war mit vierzehn genauso, hatte in den Erwachsenen nichts als verknöcherte, angepaßte Spießer und häßliche Kotzbrocken gesehen, doch er hatte das nicht so unverblümt rausgelassen wie Volker, der Robert dauernd Verletzendes an den Kopf wirft, daß er aus dem Mund rieche, einen Ansatz zur Glatze habe oder einfach blöd aussehe in seinen Klamotten, die keine Markenartikel sind, weshalb Volker sich seiner schämt, mit ihm erst gar nicht ins Jugendzentrum will, sondern lieber auf einen menschenleeren Spielplatz in der Nähe.
Er habe ihm doch was zeigen wollen, einen Pi-Pieser oder so ähnlich, sagt Volker auf dem Spielplatz, und Robert erwidert, obwohl er schon wichse, könne er noch nicht mal Pariser sagen, worauf Volker wütend zu schaukeln beginnt, dann fragt, ob er ihm das Ding nun zeige, und Robert sagt, er wisse nicht, ob Volker dichthalte, der das hoch und heilig verspricht, aber Robert schüttelt den Kopf, und Volker ruft, dann sage er, daß sie über Sex geredet hätten, und Robert fragt, ob das eine Erpressung sei, worauf Volker grinst, und Robert behauptet, er habe sich gerade welche ziehen wollen, doch das sei jetzt gestorben, und Volker tritt im Vorbeiflug nach ihm, aber Robert weicht ihm aus, nimmt nun auch Schwung auf seiner Schaukel, erwischt den Jungen am Schienbein, wird dann selber getroffen und ausgelacht.
Wenn sie bei den Hausaufgaben sind, ist Volker plötzlich wie aus dem Zusammenhang gerissen, starrt vor sich hin, mit leeren Glotzaugen, die hinter den dicken, schmierig verkratzten Brillengläsern an aufgequollene Fische in zu kleinen Aquarien erinnern: leblos, wie erstickt, grotesk vergrößert, und ihre schielende Stellung verzerrt den Gesichtsausdruck geradezu ins Debile, ja, Volker sitzt da wie ein Idiot, mit heruntergesacktem Kinn, und es fehlt nur noch ein Speichelfaden, der sich von der hängenden Unterlippe herabzieht, dann abreißt, aufs offene Schulheft tropft und die Schrift verwischt, diese unbeholfen gemalten Buchstaben, die seine Beschränktheit ebenso verraten wie dieses leere Gesicht, und Robert stößt ihn an, worauf Volker taumelt, als hätte Robert ihn aus dem Dornröschenschlaf geweckt, und der bedauert es jetzt, ihn nicht wirklich wachgeküßt zu haben, um zu sehen, wie er darauf reagiert hätte - was das solle, fährt Volker ihn an, während die Fische in den zu engen Aquarien zu torkeln beginnen, Robert scheinbar ins Gesicht springen wollen, wobei der Eindruck entsteht, als würde Volke
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