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Kunst oder Das Brummen des Rentierweibchens: Roman
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Kunst oder Das Brummen des Rentierweibchens: Roman
eBook219 Seiten2 Stunden

Kunst oder Das Brummen des Rentierweibchens: Roman

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Über dieses E-Book

Dem Faszinosum Kunst auf die Spur kommen - das will die wegen ihrer Unzugänglichkeit "Bunker" genannte Hauptperson dieses ironischen und der Kunst zugleich herzlich zugewandten neuen Romans von Horst Koch. Bunker, ein ehemaliger Banker, kämpft um Kunstverständnis. Er besucht Galerien und verliebt sich in die weibliche Stimme aus einem Audioguide. Er will die Führerin leibhaftig kennenlernen. In der Subkultur der Stadt schließt er sich einer Theatergruppe an. Dort begegnet er der ordinären Poetry-Slammerin Manni und einer geheimnisvollen Maskenträgerin. Beide ziehen ihn hinein in ihr böses Spiel mit einem Museums­direktor.
SpracheDeutsch
HerausgeberLindemanns
Erscheinungsdatum28. Apr. 2016
ISBN9783881909143
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    Buchvorschau

    Kunst oder Das Brummen des Rentierweibchens - Horst Koch

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    Horst Koch

    Kunst oder

    Das Brummen des

    Rentierweibchens

    Roman

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    Horst Koch, geboren 1945, studierte Volkswirtschaftslehre, Wissenschaftstheorie und Philosophie. Er war für Banken und Ministerien in Frankfurt, Stuttgart und Karlsruhe tätig. In Lindemanns Bibliothek erschienen von ihm der Szenethriller „Indianerplatz (2013) sowie der Euro-Thriller „Stein (2015). www.horstkoch.com

    Lindemanns Bibliothek, Band 264

    herausgegeben von Thomas Lindemann

    © 2016 · Info Verlag GmbH

    Alle Rechte vorbehalten.

    Nachdruck ohne Genehmigung

    des Verlages nicht gestattet.

    ISBN 978-3-88190-914-3

    www.infoverlag.de

    Anfang

    Ich weiß nicht, womit und mit wem ich anfangen soll. Das ist ein doofes Bekenntnis für einen Schriftsteller. Aber was soll ich machen, da es keine eindeutige Hauptfigur gibt in dieser Erzählung? „Anfangen"!, sagt eine alte Weisheit. Also, ich fange mit Bunker an, auch wenn gerade der nicht besonders interessant ist. Bunker war Banker. Sachlich unpassender und deshalb passend boshafter Weise wird er von den anderen – auf die komme ich noch – Bunker genannt. Der ist intelligent, hält Kunst für einen netten Hokuspokus, also so etwas wie eine säkulare Religion, eine akzeptable Ruhestandsbeschäftigung, die letzte Zwischenstation auf dem Weg zum Friedhof – jedenfalls am Anfang. Besinnt er sich eines anderen? Ich weiß es noch nicht.

    Wichtig ist: Er kämpft um Kunstverständnis, um Kunstnähe. Er macht sich auch immer wieder Gedanken, die er auf Zetteln notiert, damit sie auf ihn zurückwirken können. Manchmal sehe ich ihm dabei über die Schulter oder krame in seinem Papierkorb nach zerknülltem Papier und werde oft auch fündig. So eine zerknüllte Weisheit, die im Kampf um Kunstnähe entstanden sein muss und die ich mir gemerkt habe, lautet:

    Beständig dieses Kratzen an den Festungsmauern von Transzendenz. Das ist es doch, was Kunst macht, oder? Und was ist Transzendenz? Ach so: Ich weiß, dass du weißt, dass ich weiß, dass du weißt, ... dass ich dich sehe, du mich siehst. Ist diese augenblickliche Begegnung von Blicken transzendent, ins Unendliche ausgreifend – in irgendeiner geheimnisvollen Dimension? Da müsste das Kunstwerk ja zurückblicken, um an dieser Transzendenz teilzuhaben. Gibt es das? „Wir sehen dich" hat ein berühmter Künstler eine Großinstallation in einem Museum genannt. Muss man lernen, gesehen zu werden, um Kunst zu verstehen? Wer sieht einen da, das Kunstwerk, der Künstler, der Kunstbetrachter sich selbst? Vielleicht kriege ich es raus.

    Außer dem uninteressanten Bunker gibt es die Manni. Der Gegenpol zu Bunker. Sie ist liebenswert, sie ist ordinär, sie ist nicht besonders hell, sie ist blond – das hätte ich jetzt wahrscheinlich nicht sagen sollen – und sie ist wichtig in meiner Geschichte über Menschen, die Kunst machen. Kunst machen – das klingt so handwerklich, bodenständig, wo doch Kunst ... Ja, was eigentlich?

    Darum dreht sich die Geschichte: Um Menschen, die Kunst machen, die sie lieben, die sie verachten und verspotten, denen sie gleichgültig ist. Der Manni ist sie eher gleichgültig. Sie ist Slampoet. Sie macht ihr Ding und nennt es der Einfachheit halber Kunst. Das ist ein schmückendes Etikett. Auch wenn der Inhalt ordinär, nicht gescheit ... Aber das habe ich ja gerade gesagt.

    Und dann gibt es Ruth. Sie ist burschikos, selbstbewusst und sie macht Kunst, ohne sich viel daraus zu machen. Vielleicht ist genau dies das Geheimnis ihrer Wirkung. Sie lebt Kunst – was für ein wunderbarer Castingshow-Jargon. Nun ja, Kunst ist bekanntlich um ihrer selbst willen da, wie der Mensch auch.

    Natürlich wird meine Geschichte von mehr Leuten als

    den drei Erwähnten bevölkert und sogar von einer Maske. Sie verbirgt Wibbi, die ich in meiner Erzählung nicht so recht zu fassen kriege. Aber das darf doch so sein. Es bleibt immer ein ungeklärter Rest, das große Unbestimmbare, der Joker, der oft nicht sticht – in der Kunst und im Leben.

    Die vier habe ich jetzt im Vorgriff vorgestellt, weil sie die private Theatergruppe bilden, die, zusammengehalten von Vadim, dem Künstler, Theaterpädagogen und alterslosen Lockenkopf, die eigentliche Hauptfigur der Erzählung ist. Hier beginnt sie.

    Die Neue

    Heute sollte sie erstmals dabei sein, die Neue, bei der Probe von Vadims Theatergruppe in ihrem Kulturraum. Es war natürlich nicht ihr Raum. Aber dort wollten sie nächsten Sonntag in Aktion treten, mit szenischen Lesungen und mit Szenen ohne Lesungen. Bunker nahm seinen Hund, Cloud, mit. Er war ein friedlicher Kerl, ein zu groß geratener Collie. Ja, zu groß und deshalb für die Zucht, die Hundeliebe, nicht zugelassen. Der Verband zieht das Handliche vor. Bunker bedauerte seinen Cloud: ein Leben ohne Sex und immer voll schnüffelnder Sehnsucht danach. Cloud, ein Opfer biologischer Gestaltung.

    Schon vor Beginn der Probe trieben sich Bunker und Cloud in der Gegend herum. Die bestand vor allem aus dem großen, lang gestreckten Platz vor dem Kulturraum. Dieser Platz war dicht: kleine Geschäfte, Kneipen, manchmal Marktstände, Bäume, riesig, ein Brunnen mit einer stadtbekannten Statue von Buffalo Bill, ein Kiosk, eine Telefonzelle als kostenlose kleine Bücherei. Immer wieder las Bunker die Titel auf den Rückseiten der Bücher. Immer wieder Neues. Jemand hat jetzt sogar einen Nobelpreisträger gestiftet. Ein Franzose, der in Kneipen saß und Buch führte über das Kommen und Gehen der Gäste. Er, der Nobelpreisträger, war total überrascht von der Auszeichnung. Kein Wunder bei dieser Art Literatur. Andererseits: Was ist denn wichtiger als der Mensch, sein Kommen und Gehen? Was machen denn Menschen in Romanen? Sie kommen und gehen, dazwischen erleben sie was, manchmal denken sie auch. Sternschnuppen manche, Blindgänger andere. Er, Bunker, schrieb auch Romane. Daraus hat Vadim Szenen gefiltert, die sie spielen wollten. Zusammen mit der Neuen. Verwaschene Existenzen, pittoreske Existenzen, das war sein Ding. Hier, auf diesem Platz, war auch alles verwaschen und pittoresk zugleich: die heruntergekommenen Plakate, Werbung für allerlei Kulturelles, die alten Sofas und Sessel vor den Kneipen, die Klamotten der Leute, Künstler, Studenten, die ewigen und die voller Hoffnung, die Alkoholiker am Brunnen, die sich gruppieren, sich isolieren, die sich ihren Hunden zuwenden, die vergessen haben, was Hoffnung ist, die dafür kein Konzept mehr haben: für Hoffnung. Leben sie deshalb im Hier und Jetzt, dem viel beschworenen Sehnsuchtsort funktionalisierter bürgerlicher Existenzen? Ein Missverständnis, eine Fundgrube für das Hin und Her von Worten, für Romane, grandios.

    Bunker hob den Blick. Die Gerüste der Marktstände wurden abgebaut: Klappern, Knallen, Poltern, Motorengeräusche, Rufen, Schimpfen. – Dazwischen etwas anderes, etwas, das nicht verwaschen war, etwas Leuchtendes, etwas, das kam. Ein roter Mund, ja, das war das Erste, was Bunker wahrnahm. Ein knallroter Mund, nur das. Dann das volle weibliche Gesicht, umrahmt von glattem blondem Haar. Die Gestalt ein wenig stämmig, aber weiblich, sehr weiblich. Der Gang: aufrecht, energisch, die Miene entschlossen. Klar, sie ist die Neue, sie will nicht ganz unten anfangen, sie ist wer, sie weiß es, sie will es zeigen, den Neuen, dem Vadim und seiner Truppe.

    Bunker hatte es gewusst und war nun doch überrascht. Die Neue zögerte vor dem Kulturraum, drängte sich an zwei Alkoholikern vorbei, die vor dem Eingang lungerten, betrat den in die Tiefe reichenden Eingangsbereich und stand vor der verschlossenen Tür. Es war noch nicht so weit, aber Bunker kannte die Zahlenkombination für das elektronische Schloss. Er bewegte sich vorbei an den Leuten am Brunnen und näherte sich der Rotmundigen. Neben ihm wedelte Cloud mit der Rute. Die Rotmundige legte den Kopf zurück, presste die Lippen zusammen, blähte ihre Nasenflügel. Sie war gefangen im Eingangsbereich der Kultur. Als der Hund sie fröhlich begrüßte, indem er sich gegen sie drängte wie eine Katze und indem er seinen Wohlfühlsingsang von sich gab, dem niemand wiederstehen kann, entspannte sie sich leicht. Keine Alkoholfahne, ihre Lippen, der Blickfang ihrer Erscheinung, öffneten sich sogar ein wenig, sie lächelte.

    Bunker grüßte knapp mit einem Hallo, öffnet den Kulturraum, dirigierte die Neue mit höflichen Gesten in den hinteren Bereich, wo sich die Bühne befindet. Dort endlich spricht er sie an: „Du bist die Neue. Vadim hat dich angekündigt. Wir können ein bisschen Farbe gebrauchen hier. Der ganze Platz kann das gebrauchen."

    „Habt ihr hier überhaupt Publikum? Außer ..."

    Sie sprach nicht weiter. Stattdessen machte sie eine Kopfbewegung in Richtung Eingang.

    „Außer denen da?"

    „‚Denen da‘ kriegen natürlich Freikarten. ‚Denen da‘ kommen trotzdem nicht. Wir zählen ganz auf dich und deine Fangruppe."

    „Ich heiße Manni und ich bin allein."

    „Man nennt mich Bunker und so fühle ich mich auch", murmelte der Alte.

    Manni betrat nun die Bühne und nahm das Mikrofon an sich, das dort in einem Mikrofonständer steckte, natürlich ohne in Betrieb zu sein. Damit ging sie auf und ab, wie zur Erprobung der Bühne und murmelt dabei unverständliche Laute vor sich hin. Ab und zu hörte Bunker heraus: „Männer sind die Renner". Mehr als diesen Reim konnte er sich nicht aus dem Gemurmle machen. Doch irgendwann stellte sich Manni unvermittelt breitbeinig vor den Mikrofonständer, wurde laut und gestikulierte heftig in Richtung Bunker und Cloud. Was für eine Stimmgewalt. Bunker zuckte zusammen, Cloud, der sich inzwischen hingelegt hatte, sprang auf und schaute mit großen runden Augen, mal in Richtung dieses Stimmereignisses mal zu Bunker, wie um sich zu vergewissern, dass das so in Ordnung geht. Die braucht kein Mikrofon, dachte Bunker, während er zu verstehen versuchte:

    Du, du meinst, du bist,

    verschwinde doch, verschwinde

    in deinem Geilgewinde

    in dich selbst gerammt,

    verdammt,

    da bist du,

    bist aus dem Weg,

    bist Dreck im Dreck,

    bist schweinedicker Mist

    verdammt,

    du bist ...

    Mit dieser Publikumsbeschimpfung ging es noch eine Weile weiter – unter den gebannten und ungläubigen Blicken des ungleichen Duos, welches als Publikum herhielt. Das also war die Neue. Eine Bombe, wie Vadim angekündigt hatte, der sonst immer übertreibt – Theatermensch eben. Diesmal nicht. Diese Bombe wird meine literarischen Texte, die doch auch in Szene gesetzt werden sollten, sprengen. Für Augenblicke fühlte sich Bunker klein und unzulänglich.

    Gitarrenklänge, unversehens drangen sie aus dem Hintergrund des Zuschauerraumes. Ruth war still eingetreten, hatte ihr Instrument ausgepackt und begann zu spielen. Ob zur Untermalung von Mannis Texten oder um sie zu stoppen, blieb unklar. Tatsächlich hörte Manni auf. Dabei warf sie wie gekränkt den Kopf in den Nacken. Ruth betrat die Bühne, Manni verzog sich mit kraftvollen Bewegungen und landete neben Bunker, der sie im Ringen um sein literarisches Selbstbewusstsein von der Seite erst bewundernd, dann doch nur einfach staunend ansah. Ruth sang mit leiser Stimme, wobei sie sich immer wieder unterbrach und neu ansetzte. Alles schien doch sehr nur Probe zu sein, ein Experimentieren mit unfertigen, spontanen Texten:

    Bist

    Ich gewinde mich dir zu,

    bin Schwein aus Staub, aus Ton,

    bin geil,

    bin ich und auch du.

    Doch, doch, da bist du schon,

    Bist immer da,

    Grandios wie Dreck,

    ganz unfassbar,

    du gehst nicht weg,

    bist immer wieder,

    wie Staub und Flieder,

    wie alte Lieder,

    bist wie du und du wie bist,

    Schwein gehabt – Mist,

    verdammt,

    Hauptsache bist.

    „Soll das jetzt Satire auf Manni sein, Ruth? Blöd nur, wenn die Satire harmloser ist als das Original. Bei deinen Texten, liebe Manni, bin ich mal gespannt auf deine Fans. Da kommen vielleicht sogar die mit den Geilkarten, nein, Freikarten, die ‚denen da‘, du weißt schon. Meine Meinung dazu: Das ist doch Krampf. Das macht die da, Bunker deutete auf Ruth, „das macht die da ja aus dem Stegreif besser.

    Ruth sprang Manni bei. „Ihre Texte sind doch selber schon satirisch gemeint. Außerdem ist das endlich mal wilde Kunst aus dem Bauch ..."

    „Oder aus noch tiefer, warf Bunker ein. „Und außerdem: Nicht jeder Krampf kann doch als Satire auf Krampf durchgehen.

    Manni presste ihr Rot zusammen, warf erneut den Kopf in den Nacken und machte Anstalten den Kulturraum zu verlassen.

    Da endlich kam Vadim. Er trat der Gekränkten, die den Kopf immer noch sehr hoch hielt, entgegen. Er meinte es ernst, er hielt sie fest, drängte sie mit Körpereinsatz zurück.

    „Mit dem gibt’s keine Zusammenarbeit." Manni deutete auf Bunker.

    „Den da, Vadim, der Regisseur, deutete auf eben den, „den musst du nicht ernst nehmen. Der ist Banker, Beamter oder so was und pensioniert ist er auch noch. Also, vergiss es. Wir Künstler, Vollblutkünstler, wie du, wir geben ihm Asyl. Er darf auch mal maulen. Ist doch o.k., oder?

    Bunker grinste still in sich hinein. Die Kränkung berührte ihn nicht. Das musste sein, um der Farbe willen.

    Plötzlich tauchte eine Gestalt im Hintergrund des Zuschauerraumes auf. Bunker nahm aus den Augenwinkeln einen Schatten wahr. Vadim wandte sich der Gestalt zu.

    „Komm her. Was Exterrestrisches fehlt hier noch."

    Die Gestalt folgte dem Zuruf nicht. Sie verschwand, wortlos und ohne sich wirklich gezeigt zu haben. Vadim murmelte so etwas, wie „typisch" und damit war der Vorgang erledigt.

    Nun stand Bunker auf und holte tief Luft. Man spürte, hier würde jetzt gleich so etwas, wie eine Rede gehalten, natürlich eine Grundsatzrede, wie es sich für einen wie Bunker gehört.

    „Subkultur, kulturelles Exterritorium, wir, ich, bekennen uns dazu. Aber ..."

    Wieder betrat jemand den Zuschauerraum. Er unterbrach Bunker mit seiner Begrüßung: „Wiener, Norbert Wiener. Ich entschuldige mich vielmals. Ich unterbreche ungern eine schöne Ansprache."

    Er machte allerdings keine Anstalten, Bunker das Wort zurückzugeben. Mit gepflegtem Wiener Dialekt fuhr er fort:

    „Ich hab es allerdings mehr mit Bildern. Ich bin Künstler und suche nach Ausstellungsräumen. Hier bin ich doch richtig? Ich male Flaschen. Glasflaschen. Transparenz ist mein Credo. Transparenz statt Transzendenz. Alles strebt nach Transparenz. Flaschen mit Geschichte, um die geht es. Am liebsten Pfandflaschen, die alles schon hinter sich haben und auch wieder vor sich. Flasche leer. Ihr kennt das ja. Norbert lachte ein wenig und verbeugte sich tief gegen die beiden Frauen und dann, weniger tief, gegen Vadim und Bunker, den er nochmals um Entschuldigung für die Unterbrechung bat. „Flasche leer, leerpfänden, leermalen, das ist meine Berufung, buchstäblich mein Beruf. Ich bin neu in diesem Revier.

    Vadim drückte dem Mann, der neu ist im Revier, das Programmheft des Kulturraums in die Hand und empfahl ihm kurzerhand, sich dort schlauzumachen, wen er ansprechen könnte mit seinem Anliegen. Am nächsten Sonntag könne er im Übrigen gerne der szenischen Lesung hier an diesem Ort beiwohnen, die gerade geprobt werde. Allerdings nicht öffentlich. Norbert verließ den Raum. Manni stand schon wieder auf der Bühne und ließ mit provokantem Blick auf Bunker ihre Hände über die Kurven ihres ein wenig stämmigen Körpers – Bunker fiel dieses Merkmal jetzt sogar ein wenig übertrieben ins Auge – gleiten. Lag das an dem derben Text?

    Ich bin keine Insel mit zwei Bergen,

    (ihre Hände glitten über ihre Brüste, ziemlich langer Weg),

    für eure Windjammer keine Bucht,

    (ihre Hände streiften ihre Hüften, noch längerer Weg),

    Ich bin

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