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Binokelrunde
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eBook206 Seiten2 Stunden

Binokelrunde

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Über dieses E-Book

In einem tosenden Gewitter fällt inmitten eines friedlichen Wohngebietes ein Schuss. Er verfehlt sein Ziel. Die Bewohner der drei Häuser um den Wendehammer werden aus ihrem behaglichen Alltag aufgeschreckt. Jeder von ihnen hat Grund zu glauben, der Angriff habe ihm gegolten. Einige Tage später wird der Schütze gefunden. Tot. Während die Polizei ermittelt, versuchen die Nachbarn auf eigene Faust, das Rätsel zu lösen. Darunter auch Michel Kohl und seine Freunde, mit denen er sich jeden Mittwoch trifft, um Binokel zu spielen. Schon lange ist Michel in seine geheimnisvolle Nachbarin Frau Welle verliebt. Er trägt ihr seine Hilfe bei den Ermittlungen an und begibt sich damit auf eine abenteuerliche Reise in ihre Vergangenheit.

Nach ihren beiden Bestsellern "Das Glück ist aus Glas" und "Die Tage vor uns" sowie der Novelle "Falsche Wimpern" wendet sich Petra Hauser mit ihrem neuen Roman vorsichtig dem Thema Krimi zu. Zwischen Karlsruhe und Meersburg am Bodensee verspinnt sie die biografischen Fäden ihrer Figuren zu einem spannenden Netz.
SpracheDeutsch
HerausgeberLindemanns
Erscheinungsdatum10. März 2014
ISBN9783881907750
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    Buchvorschau

    Binokelrunde - Petra Hauser

    Petra Hauser

    Binokelrunde

    Roman

    In memoriam

    Hedy und Willy Hauser

    Ihnen verdanke ich

    meine Kenntnisse des Binokelspiels,

    seiner Regeln, seiner Finessen

    und seiner spirituellen Kraft.

    Petra Hauser wurde 1950 in Karlsruhe geboren. Sie hat Germanistik und Anglistik studiert und als Lehrerin gearbeitet. 2010 erschien ihr Debüt-Roman „Das Glück ist aus Glas, der bereits in der 5. Auflage vorliegt. Er gehört zu den meistverkauften Titeln der Region. 2011 veröffentlichte sie die Novelle „Falsche Wimpern und 2013 die Fortsetzung ihres Karlsruhe-Romans, „Die Tage vor uns".

    Es war mir nicht bewusst, was für eine heilende Wirkung

    vom Erzählen ausgehen kann. Der Abstand, den man

    beim Erinnern gewinnt, gibt eine erstaunliche Einsicht in

    Zusammenhänge, die aus der Nähe nicht sichtbar sind.

    Erster Teil

    1

    Der Schuss, der Blitz und der Donner kamen gleichzeitig.

    So schien es mir jedenfalls.

    Ich sah Frau Welty dort stehen, sie sah aus wie Lots Frau, zur Salzsäule erstarrt. Ich dachte, wenn das ein Schuss war, wenn er sie getroffen hat, dann wird sie jetzt umsinken. Ich werde zu ihr eilen und werde sie stützen, meinen Arm in ihren Nacken legen, sie wird mich anschauen, mit brechendem Blick, mir etwas zuflüstern, ein dünner Blutfaden wird aus ihrem Mundwinkel sickern. Ich werde „Eudora stammeln, „Bitte nicht! Bitte bleiben Sie hier bei mir, endlich bei mir ... und ihr Blick wird sich im Leeren verlieren, schließlich erstarren. Ihr Körper wird erschlaffen, ihre Züge sich auflösen, das Blut aus ihrem Gesicht verschwinden. In wenigen Sekunden wird sich dieses schöne, rosige, fleischige Gesicht in eine Maske verwandeln. Und dieser Augenblick wird der letzte Höhepunkt in meinem Leben gewesen sein. Ihr Körper wird noch warm sein, alle Versprechungen heucheln, die ein warmer Köper geben kann, ihr Haar wird noch duften und glänzen und ich werde mich danach sehnen hineinzugreifen.

    Es kann natürlich so nicht gewesen sein. All das hätte doch zu lange gedauert. Außerdem sah ich im Blitz den Mann. Er wandte mir seinen Rücken zu. An seiner Haltung konnte ich erkennen, dass er den Schuss abgegeben haben musste. Ich sah seinen rechten Arm nicht, den hielt er vor sich ausgestreckt. Die Finger seiner linken Hand waren wie Krallen abgespreizt.

    Und ich sah Herrn Melser, er lehnte sich weit aus dem offenen Küchenfenster, so dass ich kurz dachte, der Schuss könnte ihn getroffen haben.

    Diese beiden Gestalten, Frau Welty in ihrem Regenumhang mit der Kapuze, die sie sich tief ins Gesicht hineingezogen hatte, und Herr Melser in seinem Jogginganzug mit Kapuze sahen einander so ähnlich! So ähnlich, das dachte ich.

    Dann drehte der Mann sich um und blickte mich an, denn ich stand ja nur fünf Meter entfernt von ihm vor dem Haus von Frau Winkelmann, war gerade auf dem Rückweg. Er erschrak, ließ etwas fallen, die Waffe natürlich, wie ich erst später feststellte, er zuckte zurück, zuckte, als er mich ansah und vielleicht erkannte, zuckte zurück, so dachte ich, und heiß durchströmte mich das Gefühl, er könnte mich gemeint haben, mich in meiner Schöffeljacke, deren Kapuze ich übergestülpt hatte. Aber warum, dachte ich, warum mich und im selben Augenblick sagte eine Stimme in mir, ja natürlich, du warst gemeint!

    Da rannte er weg, die Straße entlang, Regentropfen spritzten auf aus den Pfützen, er rannte und rannte, bog am Ende unserer Straße nach rechts ab, in Richtung Park, in Richtung Bach.

    Dass Frau Welty mich nicht wahrgenommen hat, nicht sofort, kam daher, dass ich direkt vor der alten Fichte stand und meine Silhouette mit ihr verschmolz. Herrn Melser konnte sie nicht bemerken, er war hinter ihr, und im Getöse des Donners ertranken alle anderen Geräusche. Frau Welty sprang auf die Straße, erstaunlich behände für ihre Größe und ihre ... wie soll ich das nennen? Sie ist eine Rubensgestalt, das trifft es am besten. Sie bückte sich, nahm die Waffe an sich, drehte sich um nach allen Seiten. Herr Melser hatte den Fensterflügel schnell geschlossen, aber ich war damals schon sicher, dass er sie beobachtete. Jetzt nahm sie mich wahr, denn ich hatte mich auf sie zubewegt, instinktiv, ich wollte ihr helfen, ihr beistehen. Sie blieb stehen und wandte den Kopf, um die davoneilende Gestalt mit ihren Blicken verfolgen zu können.

    Als ich neben sie trat, flüsterte sie: „Ach, Herr Kohl, Sie!"

    Es war etwas wie Erleichterung in ihrem Blick und ein Flehen. Sie presste die Lippen aufeinander, drückte die Waffe an ihre Brust und stammelte: „Bitte!"

    Ich packte sie am Arm und zog sie zu unserem Hauseingang, da stand Howard. Er drückte sich an die Hauswand, er hasste Regen. Ich klemmte ihn unter meinen Arm und schob Frau Welty weiter zum Eingang hin, schloss auf und wir gingen hinauf in den ersten Stock, wo Frau Weltys Tür offen stand. Eudora war immer noch wie in Trance. Ich nahm ihr die Waffe ab, zog ihr das Regencape aus und sorgte dafür, dass sie sich in ihrer Küche auf einen Stuhl setzte. Ich wusste ja, wo ihr Bad war, griff mir schnell zwei Handtücher, die neben dem Waschbecken hingen, das eine reichte ich Frau Welty, das andere wickelte ich um Howard, der sich widerstandslos von mir abtrocknen ließ.

    So begann die Geschichte, die ich erzählen will.

    2

    Trotz des verheerenden Wetters war das ein guter Tag für mich gewesen. Ich hatte gelesen und ein bisschen Musik gehört: „Michelle, my belle, I need to make you see, oh, what you mean to me ..." Die Beatles! Erinnerungen hatte ich zugelassen. Wie ein altes Weib mich an früher erinnert, an damals, an die einzige Zeit, die sich zu erinnern lohnt in meinem Leben, so hatte ich mir erlaubt, es zu sehen an diesem Tag. Und ich hatte mir noch etwas anderes erlaubt. Endlich! Ich hatte mir erlaubt, mein Leben als sinnvoll zu betrachten. Insgesamt und immer noch. Ein Gefühl der Behaglichkeit hatte sich eingestellt.

    „Count your blessings! ist eines der Mottos auf einem Poster, das in meiner Toilette hängt. David hatte es mir aus USA mitgebracht bei einem seiner letzten Besuche. Mein Cousin – zweiten Grades – David, der letzte meiner Blutsverwandten, der im Januar nach langer Krankheit weit weg von mir verstarb. „Count your blessings! Das hatte ich getan, ich hatte das Gute in meinem Leben betrachtet. Die Tatsache, dass ich einen Platz eingenommen hatte in der Gesellschaft, eine Zeit lang mein Rädchen gedreht hatte in der großen Maschinerie unserer Welt. Dass ich die Liebe kennengelernt hatte. Dass ich Freunde hatte. Dass ich immer noch nützlich sein konnte für andere Menschen. Dass jeder Tag mir immer noch Erkenntnisse bringen kann, über die ich froh bin. Und dass es immer noch die Möglichkeit gibt, Eudora Welty zu sehen, was auch bedeutet, dass es immer noch die Möglichkeit gibt, ihr näherzukommen, herauszufinden, wie sie über mich denkt, ob es vielleicht irgendwo in ihrem Herzen ein Fenster gibt, das sie bereit wäre, mir zu öffnen.

    Frauen spielten immer eine wichtige – soll ich sagen „dominierende"? – Rolle in meinem Leben. Überall, wo ich mich länger aufhielt, fand ich nach kurzer Zeit ein weibliches Wesen, das mir gefiel und das ich anerkennend betrachtete und von dem ich hoffte, es würde auch mich gerne sehen, mit Wohlwollen betrachten, sich darauf freuen, in einer der jeweiligen Situation angemessenen Weise in Kontakt zu treten mit mir. Für ein Gespräch, für einen Spaziergang, für ein Glas Wein, einen Cappuccino. Interesse aneinander haben, auch einander in Erwägung ziehen, ernst und ehrenhaft, das war es, was ich wollte, was mir gefiel, was in mir eine Spannung entstehen ließ, die etwas mit Lebensfreude, mit Lust zu leben zu tun hat. Man könnte meinen, es war klar, dass ich auch hier wieder eine solche Frau finden würde. Irgendeine. Aber es ist anders. Eudora Welty ist eine ganz besondere Frau. Sie ist für mich das Modell der Frau schlechthin. Sie ist Beatrice so ähnlich, wie es noch nie eine andere Frau, die ich in den vielen Jahren seit damals getroffen habe, war. So könnte Beatrice heute aussehen. Im Wesen ähnelt Frau Welty Beatrice allerdings nicht. Um Frau Welty ist eine Art von Melancholie, von Traurigkeit, die hätte Beatrice niemals zugelassen. Beatrice konnte eigentlich nicht lächeln, sie lachte sofort, sie gluckste, so als ob in ihr ein Gebrodel von Fröhlichkeit wäre, das sich mit Macht nach draußen schaffen wollte; sie kicherte, kakelte ihr kullerndes, tremolierendes Gelächter ungeniert in die Welt hinaus, mit einer unglaublichen Unbekümmertheit und absoluten Unabhängigkeit vom Urteil aller Anwesenden. Sie konnte auch bei traurigen Anlässen lachen, sicher auch bei einer Beerdigung, wenn es etwas gab, das sie erheiterte, irgendein Detail. Aber das geht schon wieder zu weit, das ist schon wieder Phantasie. Ich war niemals auf einer Beerdigung mit Beatrice. Wir hatten immerhin nur sechs Wochen. Genau genommen hatten wir 45 gemeinsame Tage. Jener Tag also, dessen Abend nicht nur mein Leben entscheidend veränderte, war ein guter Tag für mich gewesen. Ich wagte, mein Leben, das vergangene und das gegenwärtige, als sinnvoll anzunehmen. Ohne schlechtes Gewissen, ohne Ressentiment. Hatte mich gelöst von dem, was mein Vater mich gelehrt und mir auferlegt hatte, als er mir immer wieder und oft so umständlich, dass es mir körperliche Schmerzen bereitete, erklärte, dass unser einziger Sinn es sei, uns fortzupflanzen, Kinder zu zeugen und großzuziehen, das sei die eigentliche Aufgabe aller göttlichen Geschöpfe, die Erde zu bevölkern und damit dem Heilsplan des Herrn zur Erfüllung zu verhelfen.

    Mein Vater war auf eine naive Art fromm. Was in der Bibel stand, war nicht verhandelbar für ihn. Seid fruchtbar und mehret euch! Daran gab es nichts zu deuteln. Dieser Satz war Gesetz für ihn. In meiner Pubertät gab es eine Zeit, da diskutierte ich mit ihm. Manchmal wurde ich aggressiv und laut dabei. Wir hatten einen jungen Religionslehrer, der alles, was in der Bibel stand, relativierte, historisch einordnete, literarisch interpretierte. Das war für die meisten von uns ein großes Erlebnis. Zum ersten Mal begriffen wir die Unabhängigkeit des Geistes, es entstand eine Idee dessen, was man als aufgeklärter Mensch des 20. Jahrhunderts unter Seele verstehen konnte. Geist, der es wagt, das nicht Beweisbare in sein Kalkül einzubeziehen. Infiziert von dem, was ich da erfuhr, trat ich gegen meinen Vater an. Er erlaubte mir diese „Irrwege, hoffte aber, dass ich bald wieder zurückkehren möge auf den rechten Pfad des göttlichen Heilsplans, um mein Heil nicht ganz und gar zu verwirken. Er zwang mich nicht. Mein Vater hat mich zu nichts gezwungen. Er war immer die Güte selbst und seine Liebe zu mir war unerschütterlich. Deshalb fiel es mir auch so schwer, mich von ihm zu lösen. All jene meiner Altersgenossen, die einen autoritären Vater hatten, der sie mit Sprüchen wie: „Solange du die Füße unter meinen Tisch streckst, bestimme ich, was du tust! quälte, schafften es mühelos, sich abzunabeln und ein eigenes, selbstbestimmtes Leben zu führen. Mir gelang es nicht. Auch nicht nach Vaters Tod. Da wurden seine Erwartungen an mich zu einer Art Vermächtnis. Nur die Tatsache, dass es mir trotz echter Bemühungen nicht gelang, mich fortzupflanzen, weil es nicht an mir lag, weil ich nur mit einer schweren Sünde noch eine Chance hätte schaffen können, erleichterte mein Schuldgefühl. Ich hätte mich von Marina scheiden lassen müssen. Wie wäre das möglich gewesen? Sie war mir treu, sie hing an mir, ich war alles, was sie hatte. Und Vater mochte sie. Er begrüßte meine Wahl. Marina war eine Mischung aus Mädchenhaftigkeit, Unschuld, Zurückhaltung und Zartheit; das verstand mein Vater unter Weiblichkeit. Das hatte er mir unter die Haut erzogen. Obwohl meine Mutter ...

    All das, diese vielschichtigen Erinnerungen hatte der Schuss ausgelöst in mir – und nicht nur in mir, wie sich bald herausstellen sollte. Zurück also zum Geschehen jener Gewitternacht. Nachdem sich Frau Welty ein bisschen abgetrocknet hatte, richtete sie ihre schönen graublauen Augen auf mich und sagte:

    „Was machen wir nun mit der Waffe?"

    „Ich nehme an, wir müssen die Polizei verständigen."

    „Nein!", schrie sie auf. Und gleich darauf, so als ob sie diesen Schrei zurücknehmen wolle, sagte sie noch einmal sehr bestimmt:

    „Nein! Bitte, bitte nicht, Herr Kohl."

    Ich konnte nichts erwidern. Alles, was ich eingewandt hätte, wäre riskant gewesen, hätte mich nämlich aus Eudoras Nähe geschleudert, weiter weg, als ich es bisher gewesen war. Deshalb sagte ich nach ganz kurzem Überlegen:

    „Ich werde sie fortschaffen."

    „Mein Gott, wie wollen Sie das denn tun?"

    „Ich werde sie irgendwo ins Wasser werfen. Es ist ja nichts passiert, nicht wahr?"

    Ich wollte sagen, kennen Sie den Mann? Ich wollte fragen, warum wollen Sie ihn schützen? Was wollte er? Wollte er auf sie schießen? Warum? Ich wollte das wirklich fragen. Aber ich konnte nicht.

    Also nahm ich die Waffe, steckte sie in meine Jacke und verließ Frau Welty. Oben in meiner Wohnung verpackte ich die Waffe ganz schnell in mehrere Lagen Zeitungspapier, dann ging ich hinaus in den Regen. Das Gewitter hatte sich verzogen, und das viele Wasser platschte noch heftiger herab als zuvor. Ich eilte in das Vogelschutzgebiet hinterm Bahndamm. Beim Wehr, das geöffnet war, warf ich das Paket ins Wasser. Zuvor hatte ich mich umgesehen wie ein Dieb, aber niemand war so verrückt wie ich, zu dieser Zeit, bei diesem Wetter dorthin zu gehen.

    Ich hielt die Gefahr für gebannt.

    Zu Hause duschte ich und zog meinen Jogginganzug an. Ich sah auf die Uhr. Inzwischen war es Mitternacht.

    Als ich mich vor meinen Fernsehapparat gesetzt hatte, um mich mit irgendetwas abzulenken, hörte ich ein zaghaftes Klopfen an der Tür. Es war Frau Welty. Ich bat sie herein.

    „Ich will Ihnen etwas erklären, Herr Kohl", sagte sie.

    „Nein, das müssen Sie nicht", erwiderte ich. An dieser Reaktion kann jeder vernünftige Mensch erkennen, wie es um mich stand. Ich war – kann man das noch sein mit 67 Jahren? –, ich war verliebt! Ich war so fasziniert von dieser Frau, lange schon, ich lechzte danach, etwas zu tun, um ihre Aufmerksamkeit zu verdienen.

    „Wir vergessen einfach, was passiert ist."

    „Oh Herr Kohl, danke, danke. Vielen, vielen Dank!"

    Die Überschwänglichkeit der Dankesbezeugungen riefen ein ganz sanftes Unbehagen in mir aus. Dieses Gefühl der Enttäuschung, die man hat, wenn sich jemand, den wir bewundern, nicht so benimmt, wie wir es gerne hätten.

    Wir standen auf und gingen hinaus. Bevor sie aus der Tür schlüpfte, drehte sie sich zu mir um, und plötzlich umarmte sie mich heftig. Ich spürte ihre Wärme, ich roch ihr Parfum und ich roch sie, ihre Haare, ihre Haut. Ich schlang meine Arme um sie und spürte etwas, von dem ich geglaubt hatte, dass es endlich vorbei wäre.

    Ich fühlte

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