Eine Frau für Onkel Thomas: Fürstenkinder 34 – Adelsroman
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Über dieses E-Book
Ihre Lebensschicksale gehen zu Herzen, ihre erstaunliche Jugend, ihre erste Liebe – ein Leben in Reichtum, in Saus und Braus, aber oft auch in großer, verletzender Einsamkeit.
Große Gefühle, zauberhafte Prinzessinnen, edle Prinzen begeistern die Leserinnen dieser einzigartigen Romane und ziehen sie in ihren Bann.
»Ach, du liebe Zeit! Gusti, wo kommt das denn her? Und seit wann ißt Onkel Thomas Käsekuchen, oder soll der etwa für mich sein?« Gusti Henkels schaut Beatrix Hennings, die ein buntes Sofakissen in der Hand hält und amüsiert betrachtet, ein wenig verlegen an. »Das Kissen ist von Frau von Holbach, und der Kuchen, nun, die Baronesse von Liegnitz hat ihn gebracht für Baron von Friedberg.« »Aber Onkel Thomas ißt doch gar keinen Kuchen – und schon gar nicht Käsekuchen. Was hat er denn dazu gesagt?« Gusti zuckt die Schultern. »Er hat ihn ja noch gar nicht entdeckt. Höchstwahrscheinlich freut er sich.« »Onkel Thomas freut sich?« »Nun, er wird halt so tun, er kann doch nicht unhöflich sein. Und die Damen meinen es alle gut.« »Wieso?« »Baronesse von Thun kümmert sich sehr oft um Peter und Monika, seitdem du fort bist –, und Frau von Redwitz hat extra wegen deines Onkels Schachspielen gelernt und begleitet ihren Bruder an jedem Mittwochabend.« »Und wo kommt dieses komische Ding her?« Mit spitzen Fingern hält Beatrix eine Puppe hoch, die aus Strumpfresten und Wolle verfertigt wurde und aussieht wie ein Clown oder ein besserer Hampelmann, so findet Beatrix jedenfalls. »Die hat Fräulein von Arnsberg angeblich selber gemacht – für Monika. Sie war heute nachmittag hier, hat sie Monika aber nicht geben können, da die Kinder mit Baron von Friedberg weggefahren sind.« »Seit wann ist denn Helene von Arnsberg kinderlieb?
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Buchvorschau
Eine Frau für Onkel Thomas - Annabella Annabella
Fürstenkinder
– 34 –
Eine Frau für Onkel Thomas
... und eine Mutti für uns
Annabella Annabella
»Ach, du liebe Zeit! Gusti, wo kommt das denn her? Und seit wann ißt Onkel Thomas Käsekuchen, oder soll der etwa für mich sein?«
Gusti Henkels schaut Beatrix Hennings, die ein buntes Sofakissen in der Hand hält und amüsiert betrachtet, ein wenig verlegen an.
»Das Kissen ist von Frau von Holbach, und der Kuchen, nun, die Baronesse von Liegnitz hat ihn gebracht für Baron von Friedberg.«
»Aber Onkel Thomas ißt doch gar keinen Kuchen – und schon gar nicht Käsekuchen. Was hat er denn dazu gesagt?«
Gusti zuckt die Schultern. »Er hat ihn ja noch gar nicht entdeckt. Höchstwahrscheinlich freut er sich.«
»Onkel Thomas freut sich?«
»Nun, er wird halt so tun, er kann doch nicht unhöflich sein. Und die Damen meinen es alle gut.«
»Wieso?«
»Baronesse von Thun kümmert sich sehr oft um Peter und Monika, seitdem du fort bist –, und Frau von Redwitz hat extra wegen deines Onkels Schachspielen gelernt und begleitet ihren Bruder an jedem Mittwochabend.«
»Und wo kommt dieses komische Ding her?« Mit spitzen Fingern hält Beatrix eine Puppe hoch, die aus Strumpfresten und Wolle verfertigt wurde und aussieht wie ein Clown oder ein besserer Hampelmann, so findet Beatrix jedenfalls.
»Die hat Fräulein von Arnsberg angeblich selber gemacht – für Monika. Sie war heute nachmittag hier, hat sie Monika aber nicht geben können, da die Kinder mit Baron von Friedberg weggefahren sind.«
»Seit wann ist denn Helene von Arnsberg kinderlieb? Davon habe ich doch früher nie etwas gemerkt.«
Gusti erwiderte nichts.
»Du etwa, Gusti?« drängt Beatrix.
»Vielleicht hat sie ihre Liebe ganz plötzlich entdeckt«, meint Gusti Henkels.
»Zu wem, Gusti, zu Onkel Thomas oder zu Monika?«
Nun muß Gusti doch lachen. »Seit du weg bist, wollen sie sich halt alle ein wenig um die Kinder kümmern.«
»Ich glaube, es wird höchste Zeit, daß ich wiederkomme«, meint Trixi seufzend. »Meinst du, Gusti, daß sie ihn alle heiraten wollen?«
»Wer?«
»Nun, die Witwen und ledigen Mädchen rund herum!«
»Es wäre das beste, Trixi, wenn dein Onkel wieder heiraten würde.«
»So?« Erstaunt und entrüstet schaut Beatrix Hennings die Alte an. »Vielleicht die vollbusige Frau von Hollbach oder die spindeldürre Generalswitwe Frau von Kolberg, oder etwa die pummelige Baronesse von Liegnitz? Oder denkst du vielleicht an die falsche Schlange, die rothaarige Arnsberg?«
»Es gibt schließlich auch noch andere Frauen, nicht wahr?«
»Onkel Thomas braucht keine Frau. Jetzt bin ich schließlich wieder da und kann mich um Peterle und Monika kümmern. Hat er übrigens mein Telegramm nicht erhalten?«
»Nein, Kindchen, das Telegramm ist erst eine halbe Stunde nach seiner Abfahrt gekommen.«
»Deshalb mußte ich in der Mittagshitze zu Fuß laufen!«
»Warum hast du nicht vom Bahnhof aus angerufen, Kindchen?«
»Ach, das wollte ich nicht. Ich dachte, vielleicht hätte Onkel Thomas keine Zeit.«
»Aber Trixi, er hätte dich bestimmt holen lassen oder wäre selbst gekommen, wenn er dein Telegramm erhalten hätte.«
»Wann kommt er denn zurück?«
»Oh, eigentlich müßte er schon hier sein. Er wollte nur zu Notar Brunnbauer, und da Peter und Monika so gebettelt haben, hat er sie halt mitgenommen. Wenn die Kinder gewußt hätten, daß du heute kommst, wären sie bestimmt lieber hiergeblieben.«
»Ich habe so Sehnsucht nach ihnen gehabt.«
»Sie auch – und wir alle – nach dir, Trixi. Sie haben sich immer so über deine Briefe gefreut, die Kinder.«
»Ich mich auch über ihre Briefchen. Sicher hast du Gute ihnen dabei geholfen, nicht wahr?«
»Ein wenig schon, Kindchen, aber Peter kann schon ganz gut schreiben. Horch, Trixi, ich glaube, ich höre den Wagen deines Onkels.«
»Ja – er ist es!« Trixi ist bereits zur Tür hinaus, und die alte Mamsell Gusti schaut ihr liebevoll nach.
Wie hübsch das Mädel im letzten Jahr geworden ist! muß sie unwillkürlich denken. Sie kann sich noch genau erinnern, als Baron von Friedberg das Kind vor rund sechs Jahren mitbrachte. Zwölf Jahre war sie damals alt gewesen, die kleine Trixi Hennings, ein mageres, hochaufgeschossenes Mädel mit langen rostbraunen Zöpfen und übergroßen Augen, die das ganze Kindergesichtchen zu beherrschen schienen.
Sie verläßt nun ebenfalls das Zimmer und begibt sich durch die Halle nach draußen.
Tränen steigen ihr unbewußt in die Augen, als sie Zeugin der freudigen Begrüßung zwischen Baron von Friedberg, den Kindern und Trixi wird.
*
Mädchen, laß dich anschauen!« Thomas von Friedberg hält Beatrix Hennings ein Stückchen von sich ab, um sie besser betrachten zu können. »Donnerwetter, Trixi, du bist ja eine fast heiratsfähige Dame geworden«, sagt er lachend, ehe er das Mädchen in seine Arme zieht und küßt. Trixi zuckt unter der Berührung ein wenig zusammen, und sie ist froh, als der elfjährige Peter und die fünfjährige Monika sich an sie drängen, um sie zu begrüßen.
»Oh, Trixi, du bist wieder da, endlich! Wir haben dich ja so schrecklich vermißt!«
»Ist das wirklich wahr, Peterle, Monika? Habt ihr eure Trixi noch ein bißchen lieb?« Sie schaut glücklich lächelnd auf die Kinder. »Und habt ihr mich auch wirklich nicht vergessen?«
»Aber wie können wir das?« Ganz erstaunt klingt die muntere Bubenstimme. »Wo du doch unsere geliebte große Schwester bist!«
»Und fast so lieb wie eine Mutti«, fügt die kleine Monika hinzu.
Baron von Friedberg steht leise lächelnd dabei und schaut der Begrüßung der Kinder zu, denn auch Beatrix ist ihm wie ein Kind ans Herz gewachsen.
Keinen Tag bis jetzt hat er bereut, das heimat- und elternlose Kind zu sich genommen zu haben, das der Sonnenstrahl seines Hauses geworden ist. Er freut sich aufrichtig, daß es wieder da ist, das liebe kleine Mädel.
Zusammen mit seinen Kindern und Beatrix betritt er das große Gutshaus. Bevor sich alle auf ihre Zimmer zurückziehen, um sich zum Essen umzukleiden, verspricht der Baron: »Heute abend setzen wir zwei uns gemütlich zusammen, und du erzählst mir von der Haushaltsschule und was du alles gelernt und gesehen hast, ja, Trixi?«
»Gern.« Beatrix schaut den Onkel glücklich an. Sie weiß erst jetzt, wie sehr sie sich nach ihm gesehnt hat.
Baron von Friedberg ahnt nicht, was in dem jungen Mädel vor sich geht. Und hätte ihm jemand gesagt, daß seine Pflegetochter Trixi in ihm nicht nur den Vater, sondern den Mann ihrer ersten heimlichen Mädchenträume sieht, so hätte er denjenigen höchstwahrscheinlich ausgelacht.
*
Als sie abends gemütlich beieinandersitzen, nachdem die Kinder bereits schlafen, muß Beatrix dem Baron ausführlich über ihre Ausbildung in der Haushaltsschule berichten. Interessiert hört er zu. Seine warmen grauen Augen ruhen liebevoll auf dem zarten Gesicht seiner hübschen Pflegetochter.
Mein Gott, wie doch die Zeit vergeht! Ehe man es sich versieht, sind doch tatsächlich aus Kindern Leute geworden, und man selbst wird alt, denkt er.
Unwillkürlich entfährt seinen Lippen ein Seufzer.
Trixi schaut den Onkel ganz erschrocken an.
Langweile ich ihn? denkt sie bestürzt und verstummt augenblicklich.
Thomas von Friedberg scheint es nicht zu bemerken. Seine Gedanken eilen in die Vergangenheit zurück.
Er sieht sich mit Liane auf der Hochzeitsreise, auf der sie Beatrix’ Vater, Professor Henning, und seine liebreizende Frau Beate kennengelernt hatten.
Liane und er hatten sich mit dem Ehepaar Henning angefreundet. Und als man auseinanderging, trennte man sich mit dem Versprechen, einander oft zu schreiben und zu besuchen.
Es war eine wirklich gute dauerhafte Freundschaft geworden. Und als Beate Henning dann bei der Geburt ihres zweiten Kindes starb, das ebenfalls nicht am Leben blieb, hatten Liane und er Beatrix, ihre Tochter, zu sich aufs Gut genommen, weil Professor Henning nicht fähig war, sich um das Kind zu kümmern. Er hatte, um nicht dauernd an den schmerzlichen Verlust der geliebten Frau erinnert zu werden, eine längere Forschungsreise unternommen.
Als nach einem halben Jahr aus Afrika die Nachricht kam, daß Professor Rudolf Henning bei einer Großwildjagd ums Leben gekommen war, hatte Thomas von Friedberg die Vormundschaft für das verwaiste Kind übernommen. Beatrix’ Vater hatte seiner Tochter ein beträchtliches Vermögen hinterlassen, das Thomas getreulich verwaltete. Beatrix konnte später als eine sehr gute Partie gelten. Aber Gott sei Dank ahnte das niemand, nicht einmal Trixi selbst. Sie sollte das erst erfahren, wenn sie mündig war.
Trixi hatte sich schnell an seine Frau und ihn gewöhnt. Während sie Liane bewunderte und verehrte, liebte sie ihn, Thomas, vom ersten Augenblick an fast abgöttisch. Und auch er fühlte sich zu dem Mädel mit den großen ernsten Augen merkwürdig stark hingezogen.
Und dann, als Liane, seine über alles geliebte Frau, zwei Jahre nach der Geburt von Monika an einer schweren Lungenentzündung starb, nahm das für sein Alter sehr selbständige und pflichtbewußte sechzehnjährige Mädel Lianes Platz ein. Sie vertrat Mutterstelle an den Kindern, obwohl sie ja eigentlich selber fast noch ein Kind war.
Und Beatrix war es auch, die ihm, Thomas, über den Tod seiner Frau hinweghalf. Nur ihr hatte er es zu verdanken, daß sein Schmerz geringer geworden war und er sich wieder dem Leben, dem Gut und seinen Kindern zugewandt hatte.
*
Trixi, um deren Person Thomas von Friedbergs Gedanken kreisen, liegt noch wach in ihrem Zimmer. Sie kann einfach nicht einschlafen.
Was ist es nur, daß ich für Onkel Thomas empfinde? sinnt sie. Ich gönne ihn niemandem. Nur Monika und Peter, auf die bin ich nicht eifersüchtig, weil sie ein Stück