Als die Rosen blühten am Rosenhaus: Leni Behrendt Bestseller 3 – Liebesroman
Von Leni Behrendt
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Es ist einem Witwer von fünfzig Jahren gewiß nicht zu verdenken, wenn er noch einmal heiraten will. Zumal dann nicht, wenn er über ein gutes Aussehen verfügt, gesund und vital ist und mit keinen wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu kämpfen hat. Das alles traf auf den Besitzer einer großen Spirituosenfabrik und Weinkellerei, Egon Grodes, zu. Und doch gab es einige Menschen, die dem Mann diese Heirat verübelten. In erster Linie war das seine Tochter Alix, was Grodes mit Groll erfüllte. »Zum Kuckuck, ich habe es doch wirklich nicht nötig, mir von so einem Gör Vorschriften machen zu lassen!« brauste der tiefgereizte Mann auf. »Entweder läßt du von deiner aufsässigen Haltung ab, oder ich werde dir beibringen, wie man sich seinem Vater gegenüber zu benehmen hat.« »Bitte«, kam die Antwort fast gelangweilt von den Lippen des jungen, rassigen Menschenkindes. »Da bin ich tatsächlich neugierig, wie du das anstellen wirst.« »Alix, noch so eine schnippische Antwort – und du hast die erste Ohrfeige von Vaterhand weg!« schrie der Mann jetzt hochrot vor Zorn. »Und wenn die eine nicht hilft, dann ohrfeige ich dich so lange, bis ich dich zur Raison gebracht habe, verstanden?« »Gewiß«, versetzte sie mit aufreizender Ruhe. »Verstanden habe ich schon, aber –« »Kein Aber!« schnitt er ihr herrisch das Wort ab. »Du wirst dich bei dem heutigen Besuch meiner zukünftigen Frau so benehmen, wie es einem guterzogenen Mädchen zukommt.
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Leni Behrendt Bestseller
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Buchvorschau
Als die Rosen blühten am Rosenhaus - Leni Behrendt
Leni Behrendt Bestseller
– 3 –
Als die Rosen blühten am Rosenhaus
… kam die Liebe
Leni Behrendt
Es ist einem Witwer von fünfzig Jahren gewiß nicht zu verdenken, wenn er noch einmal heiraten will. Zumal dann nicht, wenn er über ein gutes Aussehen verfügt, gesund und vital ist und mit keinen wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu kämpfen hat.
Das alles traf auf den Besitzer einer großen Spirituosenfabrik und Weinkellerei, Egon Grodes, zu.
Und doch gab es einige Menschen, die dem Mann diese Heirat verübelten. In erster Linie war das seine Tochter Alix, was Grodes mit Groll erfüllte.
»Zum Kuckuck, ich habe es doch wirklich nicht nötig, mir von so einem Gör Vorschriften machen zu lassen!« brauste der tiefgereizte Mann auf. »Entweder läßt du von deiner aufsässigen Haltung ab, oder ich werde dir beibringen, wie man sich seinem Vater gegenüber zu benehmen hat.«
»Bitte«, kam die Antwort fast gelangweilt von den Lippen des jungen, rassigen Menschenkindes. »Da bin ich tatsächlich neugierig, wie du das anstellen wirst.«
»Alix, noch so eine schnippische Antwort – und du hast die erste Ohrfeige von Vaterhand weg!« schrie der Mann jetzt hochrot vor Zorn. »Und wenn die eine nicht hilft, dann ohrfeige ich dich so lange, bis ich dich zur Raison gebracht habe, verstanden?«
»Gewiß«, versetzte sie mit aufreizender Ruhe. »Verstanden habe ich schon, aber –«
»Kein Aber!« schnitt er ihr herrisch das Wort ab. »Du wirst dich bei dem heutigen Besuch meiner zukünftigen Frau so benehmen, wie es einem guterzogenen Mädchen zukommt. Ich möchte mich nicht deiner schämen müssen.«
»Eben.« Es blitzte nun gefährlich in den blauen Mädchenaugen auf. »Um dich dieser Blamage nicht auszusetzten, werde ich – falls dieses Fräulein von Tees mein Elternhaus durch eine Tür betreten sollte – durch die andere verschwinden –«
»Was soll das heißen?« fragte Egon Grodes scharf dazwischen, und die Tochter fragte kühl dagegen:
»Ist das denn so schwer zu verstehen, Vater?«
Bei der Bezeichnung zuckte der Mann zusammen – denn er war noch nie von der Tochter so genannt worden. Immer war es der Paps für sie gewesen – und zwar ein guter, der an seinem einzigen Kind mit zärtlicher Liebe hing –
»Und wie ich verstehe, meine liebe Alix«, lachte er auf, so ein Lachen, von Grimm und Schmerz gemischt. »Wage es ja nicht, dein Vaterhaus gegen meine Einwilligung zu verlassen. Ich hole dich zurück – und wenn ich da Gewalt anwenden müßte!«
»Du scheinst zu vergessen, Vater, daß ich vor kurzem einundzwanzig Jahre und daher mündig geworden bin«, entgegnete sie achselzuckend – und der Mann hatte nun wirklich alle Beherrschung nötig, um nicht seine vorherige Drohung wahr zu machen und das Mädchen zu ohrfeigen, das wie die personifizierte Gelassenheit dasaß und ihm hartnäckig Widerstand entgegensetzte. Um sich zu beruhigen, griff er nach einer Zigarette, steckte sie in Brand und sagte mit gemachter Gleichmütigkeit:
»Also du willst Kampf, mein Kind – schön, den sollst du haben. Aber willst du mir nicht verraten, wovon du zu leben gedenkst, wenn du diese schützenden Mauern verläßt.«
»Von dem Geld, das mir meine Mutter hinterließ – und über das ich seit dem Tage meiner Volljährigkeit frei verfügen darf«, kam prompt die unerwartete Antwort. »Es ist, soviel ich weiß, mündelsicher angelegt –«
»Was hat das nun wieder zu bedeuten? Traust du mir etwa gar noch zu, daß ich mich an deinem Geld vergriffen hätte? Geh jetzt bitte, damit ich mich nicht doch noch zu etwas hinreißen lasse –«
Die Tür klappte hinter der grazilen Mädchengestalt zu – und der Mann fuhr sich in die Haare. Dann trat er an die Hausbar, goß zwei ausgewachsene Kognaks in die vor Grimm geengte Kehle und ließ sich dann wie erschöpft in den nächsten Sessel sinken.
Dem allen sah seelenruhig die Dame zu, die schon während der Debatte zwischen Vater und Tochter dagewesen war und sich schweigend verhalten hatte. Auch jetzt sagte sie noch nichts, bis der tiefgereizte Bruder sie laut anschrie:
»Sitz nicht da wie eine Pagode!«
»Wie, was?« fragte sie lachend. »Na hör mal, mit dem komischen Männchen habe ich doch nun wirklich keine Ähnlichkeit. Außerdem müßte ich dann unausgesetzt mit dem Kopf nicken, wobei sich meine Nackenmuskeln langsam ausleiern würden –«
»Hör bloß auf!« herrschte er sie an. »Schäm dich, jetzt zu ulken. Die Situation ist doch wohl ernst genug, will ich meinen.«
»Es liegt ja an dir, sie zu ändern«, kam es ungerührt zurück. »Gib deine törichten Heiratspläne auf – und es herrschen hier wieder Friede und Eintracht.«
»Nein, ich gebe nicht auf«, beharrte er eigensinnig. »Jetzt gerade nicht! Als ob ich der erste Mann wäre, der sich mit fünfzig Jahren noch einmal verheiraten will. Anstatt mir mein Glück zu gönnen, versucht ihr, es mir mit lächerlichen Vorstellungen zu verleiden. Aber ich werde euch schon zeigen, wer hier der Herr im Hause ist.«
»Bitte sehr, mein lieber Egon, jeder blamiert sich, so gut er kann.«
»Grit, ich verbitte mir –«
»Na ja, ist schon gut«, winkte sie beschwichtigend ab. »Narren und Verliebte soll man nicht reizen, sonst können sie am Ende zum Berserker werden. Man kann erst wieder vernünftig mit dir reden, wenn sich dein jetzt so heißes Herz abgekühlt hat.«
»Wie meinst du das?«
»Genau so, wie es gesagt ist.«
»Daß ihr Frauen doch nicht von euren Spitzfindigkeiten lassen könnt«, brummte er nun ganz verdrießlich. »Wann soll mein Herz sich wohl abkühlen, wie?«
»Gleich nach den Flitterwochen – oder gar schon mittendrin. Und nun sieh mich nicht so an, als ob du mich fressen wolltest, sondern hör hübsch zu, was ich dir sagen werde, nämlich: Daß es kein gutes Ende nehmen kann, wenn ein Fünfzigjähriger eine Zweiundzwanzigjährige heiratet, Bruderherz. Nimmst du etwa an, daß das junge Mädchen dich liebt?«
»Gewiß tut sie das.«
»Gott segne deinen kindlichen Sinn«, versetzte sie achselzuckend. »Taumle also in dein vermeintliches Glück, aus dem es bald ein böses Erwachen für dich geben wird. Und mach deinen Geldbeutel nur recht weit auf, damit du dessen Inhalt möglichst schnell in das Danaidenfaß schütten kannst. Denn bedenke, deine Auserwählte bringt in die Ehe nicht nur ihre sehr anspruchsvolle Mutter mit, sondern auch ihren Bruder, der als Leichtfuß und Tagedieb bekannt ist. Da wirst du die Taler flott rollen lassen müssen, mein Lieber.«
»Handelt es sich etwa um dein Geld?« fragte er bissig.
»Gottlob, nein. Und zum Glück auch das deiner Tochter nicht. Sonst würde das jetzt so reiche Mädchen wohl bald am Hungertuch nagen müssen – Egon, so geh doch endlich in dich«, sprach sie jetzt beschwörend auf ihn ein. »Daß du in deiner Vitalität noch einmal heiraten willst, wird dir kein Mensch verdenken. Aber suche dir als Gattin ein weibliches Wesen, daß zu dir paßt und alle Qualitäten besitzt, um dich auch wirklich glücklich zu machen. Von der Weiblichkeit gibt es nämlich eine ganze Menge, das darfst du mir schon glauben.«
»Ach so, da soll ich mir wohl eine Omama anheiraten«, höhnte er. »Gib dir keine Mühe, meine Wahl ist getroffen.«
»Na – dann herzlichen Glückwunsch«, versetzte sie trocken. »Werde selig – aber ohne mich und Alix.«
»Grit, auch du willst mich verlassen?« fragte er betroffen. »Was soll denn aus dem Haushalt werden?«
»Das laß deine Sorge sein«, erwiderte sie kühl. »Ich sage jetzt dasselbe, was Alix vorhin tat: Sowie deine Auserwählte in einer Tür hier erscheint, entschwinde ich durch die andere.«
»So schert euch denn zum Kuckuck!« brüllte er nun los. »Es wird auch ohne euch gehen!«
Dann starrte er auf die Tür, die sich hinter seiner Schwester schloß, mit der ihn von jeher ein herzliches Verhältnis verbunden hatte und seit dem Tode seiner Frau, die vor zwei Jahren starb, seinem Hause vorstand mit Geschick und Energie.
*
Frau Grit von Alkes stieg die Stufen der mit Teppichläufern belegten Treppe hinauf – ganz langsam und schwer, als trüge sie Blei in den Füßen. Sie hatte ja auch Kummer genug, da sie das Haus, an dem sie hing, verlassen sollte.
Und es war ein gutes Haus, vornehm und gediegen. Man legte Wert darauf, nur saubere und einwandfreie Elemente darin zu beherbergen. So hatten es bereits die Eltern Grits gehalten, dann ihre Schwägerin und zuletzt sie selbst.
Die Firma Grodes hatte schon zuzeiten des Großvaters einen guten Klang gehabt, und die beiden Nachfahren waren stets bemüht gewesen, diesen guten Klang nicht nur zu erhalten, sondern noch zu festigen. Hauptsächlich dem jetzigen Besitzer war das nicht schwergefallen, weil er von Hause aus schon recht vermögend, noch dazu eine reiche Frau geheiratet hatte. Also konnte er seinen Besitz immer noch erweitern. Auch das bisher wohl behagliche, doch schlichte Wohnhaus wurde durchgebaut und mit allem Komfort versehen. Es herrschte eine Harmonie darin, wie sie leider nicht oft zu finden ist. Und das lag hauptsächlich an der Hausherrin, die mit Güte und Liebe ihr mildes Zepter schwang.
Daher war es für Vater und Tochter ein harter Schlag, als die gütige Frau nach einer schweren Operation die Augen für immer schloß. Und da war es die verwitwete Grit von Alkes, die den beiden verstörten Menschen langsam über ihren Schmerz hinweghalf.
Sie war aber auch ein prächtiger Mensch, die jetzt zweiundfünfzigjährige Grit! Klug, welterfahren, scharmant und immer frohgemut und guter Dinge. Selbst durch ihre unglückliche Ehe mit einem namhaften Bildhauer hatte sie sich nicht unterkriegen lassen. Sie ließ den leichtsinnigen Menschen gewähren, nur von dem in die Ehe gebrachten Geld gab sie nicht eine Mark her, was ihr sehr zugute kam, als der Gatte tödlich verunglückte. Zwar fand sie im Nachlaß keine Schulden vor, aber auch keine Rücklage. Allerdings brachte dann der Verkauf der Villa samt ihrer Einrichtung einen guten Batzen, den sie zu ihrer unangetasteten Mitgift tat und nun sehr gut davon leben konnte. Sie mietete sich eine kleine komfortable Wohnung in Berlin.
Bis dann der Bruder sie nach dem Tode der Gattin in sein Haus rief, dem sie sich dann auch in ihrer scharmanten Art annahm. Ihre Nichte Alix schloß sich fest an sie an, und auch der Bruder fühlte sich unter ihrem Zepter so wohl, daß er kein Verlangen danach trug, ein zweites Mal zu heiraten –.
Bis – ja bis er das Fräulein von Tees kennenlernte, da überkam es den sonst so Besonnenen wie ein Rausch. Da half kein Bitten und kein Trotz der Tochter, kein Insgewissenreden der Schwester, der alternde Mann war förmlich davon besessen, mit einer jungen Frau sich ein Stück Jugend zurückzuerobern, sich ein spätes Glück zu schaffen.
Oben betrat Grit das reizende kleine Reich der Nichte, die untätig dasaß und die Tante nun fragend ansah –.
»Ja, mein Mädchen«, meinte sie traurig. »Da werden wir nun wohl unsere Siebensachen packen müssen – denn dein Vater gibt nicht nach, das ist mir heute zur Gewißheit geworden. Im Gegenteil, er verbeißt sich immer mehr in seinen Entschluß, je hartnäckiger wir beide ihm Widerstand entgegensetzten. Er tut mir bitter leid, der törichte Mann, aber wem nicht zu raten ist, dem ist nun einmal nicht zu helfen. Wie sagt Wilhelm Busch:
Mit Gründen ist da nichts zu machen,
Was einer mag, ist seine Sach –
denn kurz gesagt: In Herzenssachen,
geht jeder seiner Nase nach –.
Wenn er sich die verbrannt hat, wird er es schon merken«, setzte sie lachend hinzu. »Und nun wollen wir packen. Zuerst mal je einen Koffer, die anderen Sachen können uns nachgeschickt werden. Und zwar von Alma, der wir auch die Schlüssel von unsern Zimmern anvertrauen. Soweit ich die brave Seele kenne, wird sie diese der neuen Herrin bestimmt nicht ausliefern. Ich vermute sogar, daß sie ihren Dienst kündigen wird, sobald die Tees mit Anhang hier einzieht.«
Eine Stunde später waren dann die Koffer gepackt – und noch eine Stunde später brachte das Auto die Auserwählte des Hausherrn nebst dem unvermeidlichen Anhängsel. Grit und Alix, die oben am Fenster standen, sahen voll Grimm, wie herzlich die Besucher von Egon Grodes empfangen wurden –
»So mein Kleines,