Parker und sein Doppelgänger: Butler Parker 208 – Kriminalroman
Von Günter Dönges
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Butler Parker ist seinen Gegnern, den übelsten Ganoven, auch geistig meilenweit überlegen. In seiner auffallend unscheinbaren Tarnung löst er jeden Fall. Bravourös, brillant, effektiv – spannendere und zugleich humorvollere Krimis gibt es nicht!
Josuah Parker, wie stets makellos gekleidet, servierte seiner Herrin das Frühstück. Mylady bevorzugte strengste Diät, und so beschränkte sich das karge Mahl auf gedünstete Lachsforelle, Rühreier mit Schinken, geröstete Nierchen und heißen, gebutterten Toast. Lady Agatha war anzumerken, wie schwer es ihr fiel, ihrem Vorsatz treu zu bleiben. Schon nach der dritten Tasse Kaffee mit frischer Sahne erklärte sie sich für gesättigt. »Räumen Sie bitte die Reste weg, Mister Parker, und vergessen Sie nicht, mich um zehn Uhr auf meinen Termin aufmerksam zu machen. Ich brauche Sie – und natürlich den Wagen.« »Der Wagen« war Parkers hochbeiniges Monstrum, ein ehemaliges Londoner Taxi. Die Kastenform war zwar nicht besonders schön, aber ein Rennmotor unter der Haube sorgte dafür, daß schnelle Limousinen auf der Strecke blieben. »Sehr wohl, Mylady«, erwiderte Parker mit einer Verbeugung. »Meine Wenigkeit gestattet sich, Mylady auf einen weiteren Termin aufmerksam zu machen. Für elf Uhr ist ein Gespräch im ›Bear and Lion‹ anberaumt. Es handelt sich um Recherchen für Myladys künftigen Bestseller, mit Verlaub.« »Ach, diese einfältigen Einbrecher, die sich in dem übel beleumundeten Lokal regelmäßig treffen! Natürlich weiß ich von diesem Termin. Was habe ich mir denn vorgenommen, mit diesen zweifelhaften Elementen zu besprechen, Mister Parker?« Der Butler stand in aufrechter und zugleich ehrerbietiger Haltung. »Mylady beabsichtigen, ein hochaktuelles Thema aufzugreifen: organisiertes Verbrechen unter besonderer Berücksichtigung der sich mehrenden schweren Einbrüche in herrschaftliche Stadthäuser.« »Aber ja, das ist meine Absicht, Mister Parker.
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Parker und sein Doppelgänger - Günter Dönges
Butler Parker
– 208 –
Parker und sein Doppelgänger
Günter Dönges
Josuah Parker, wie stets makellos gekleidet, servierte seiner Herrin das Frühstück. Mylady bevorzugte strengste Diät, und so beschränkte sich das karge Mahl auf gedünstete Lachsforelle, Rühreier mit Schinken, geröstete Nierchen und heißen, gebutterten Toast.
Lady Agatha war anzumerken, wie schwer es ihr fiel, ihrem Vorsatz treu zu bleiben. Schon nach der dritten Tasse Kaffee mit frischer Sahne erklärte sie sich für gesättigt. »Räumen Sie bitte die Reste weg, Mister Parker, und vergessen Sie nicht, mich um zehn Uhr auf meinen Termin aufmerksam zu machen. Ich brauche Sie – und natürlich den Wagen.«
»Der Wagen« war Parkers hochbeiniges Monstrum, ein ehemaliges Londoner Taxi. Die Kastenform war zwar nicht besonders schön, aber ein Rennmotor unter der Haube sorgte dafür, daß schnelle Limousinen auf der Strecke blieben.
»Sehr wohl, Mylady«, erwiderte Parker mit einer Verbeugung. »Meine Wenigkeit gestattet sich, Mylady auf einen weiteren Termin aufmerksam zu machen. Für elf Uhr ist ein Gespräch im ›Bear and Lion‹ anberaumt. Es handelt sich um Recherchen für Myladys künftigen Bestseller, mit Verlaub.«
»Ach, diese einfältigen Einbrecher, die sich in dem übel beleumundeten Lokal regelmäßig treffen! Natürlich weiß ich von diesem Termin. Was habe ich mir denn vorgenommen, mit diesen zweifelhaften Elementen zu besprechen, Mister Parker?«
Der Butler stand in aufrechter und zugleich ehrerbietiger Haltung. »Mylady beabsichtigen, ein hochaktuelles Thema aufzugreifen: organisiertes Verbrechen unter besonderer Berücksichtigung der sich mehrenden schweren Einbrüche in herrschaftliche Stadthäuser.«
»Aber ja, das ist meine Absicht, Mister Parker. Ich werde einen authentischen Bestseller schreiben. Mir steht auch schon der Titel vor Augen. Eine gewisse Kollegin, die den Vornamen mit mir teilt, wäre vor Neid erblaßt. Wie will ich mein Buch nennen, Mister Parker?«
»Mylady planen den Titel: ›Heimlich – im Dunkel der Nacht‹«, erwiderte Josuah Parker gemessen. »Darf meine Wenigkeit sich erlauben, Mylady zu diesem überragenden Wurf die größte Hochachtung auszusprechen. Allein der Buchtitel wird dazu führen, daß Myladys begeisterte Leser vor den Buchläden – wie der Volksmund sagt – Schlange stehen.«
»Das versteht sich von selbst«, erklärte Agatha Simpson ohne falsche Bescheidenheit und ließ sich von ihrem Butler beim Aufstehen helfen. Trotz Myladys Körperfülle ging das erstaunlich schnell vonstatten.
»Sie finden mich im Studio«, fuhr die Hausherrin fort. »Ich werde schöpferisch nachdenken, Mister Parker. Bringen Sie mir Kaffee und meinen Kreislaufbeschleuniger. Wir Erfolgsschriftsteller brauchen gelegentlich eine Stimulans, um die kreative Vielfalt erblühen zu lassen.«
»Und schicken Sie Miß Porter zu mir, Mister Parker. Ich habe diverse Aufträge für die Gute.«
Butler Parker räusperte sich dezent. »Miß.Porter ist schon früh zur Curzon Street gefahren und dem Vernehmen nach noch nicht zurück, Mylady.«
»Ach, ich vergaß ... Welchen Auftrag habe ich ihr denn für den guten Jungen mitgegeben, Parker?«
»Meiner bescheidenen Wenigkeit ist nichts von einem einschlägigen Auftrag bekannt, Mylady. Vielmehr steht zu vermuten, daß Miß Porter Mister Rander aus eigenem Antrieb aufgesucht hat.« Parker verschwieg seiner Herrin, daß Kathy schon über Nacht ausgeblieben war und am frühen Morgen nur kurz zum hochherrschaftlichen Haus am Shepherd’s Market zurückgekehrt war, um ihren vergessenen Make-up-Koffer zu holen.
»Um so besser, um so besser...«, begeisterte sich Lady Simpson. »Die jungen Leute heutzutage sind ja so frei! Wenn ich da an meine eigene Jugend denke...«
Josuah Parker beeilte sich, das Tablett aüfzunehmen und sich devot zur Tür zu entfernen. Myladys Jugendzeit war ein unerschöpfliches Thema, und Parkers Pflichten erlaubten nicht, Myladys Erinnerungen soviel Zeit zu widmen.
Er durchquerte die Halle, als die Haussicherungsanlage durch intermittierendes Warnlicht die Annäherung einer fremden Person signalisierte. Parker setzte das Frühstückstablett ab und erreichte den gläsernen Windfang vor dem Portal, ehe der Besucher draußen Gelegenheit bekam, zu läuten.
»Einen wunderschönen guten Morgen, Sir«, begrüßte Parker den Einlaß begehrenden McWarden, seines Zeichens Chief-Superintendent bei Scotland Yard. »Hoffentlich führt Sie nicht Unangenehmes hierher, Sir?«
»Überhaupt nicht. Im Gegenteil!« erwiderte McWarden in aufgeräumter Stimmung. »Ich hatte in der Gegend zu tun und möchte Lady Agatha einen kurzen Besuch abstatten. Die Dame des Hauses ist sicher noch im Frühstückssalon, nicht wahr, Mister Parker?« Der Superintendent trat hoffnungsfroh näher.
»Mylady hat bereits gefrühstückt, Sir«, äußerte sich Parker mit hörbarem Bedauern. Es wäre Lady Agathas strenger Diät gut bekommen, wenn McWarden sich beteiligt hätte, die Platten zu leeren. »Inzwischen hat Mylady sich ins Studio zurückgezogen, Sir. Meine bescheidene Wenigkeit muß bedauernd erklären, daß Mylady in ihrer schöpferischen Stunde nicht gestört zu werden wünscht.«
»Macht ja nichts, Mister Parker.« McWarden trat vollends ein und reichte dem Butler Stockschirm, Bowler und Handschuhe. »Ich will keinesfalls stören. Was mich hergeführt hat, kann ich auch mit Ihnen besprechen.«
»Sir...?«
Der etwa 55jährige korpulente Mann machte eine ausholende Handbewegung. »Unweit von hier ist in der Nacht eingebrochen worden, Parker. Dummerweise hielt sich zur Tatzeit niemand im Haus auf. Sir Archibald und seine Gattin sind mit dem gesamten Personal zu den Festspielen nach Edinburgh gereist.«
»Höchst bedauerlich, Sir. Sind Wertgegenstände entwendet worden?« erkundigte sich Parker voller Anteilnahme. Sir Archibald war Politiker und belegte einen Sitz im Oberhaus. Mit dem Haus Agatha Simpson verband die Kandermeeres, Sir Archibald und Frau Gemahlin, eine gutnachbarliche Beziehung.
»Wertgegenstände?« McWarden blickte Josuah Parker unschlüssig an. »Die Leute vom Einbruchsdezernat sind noch bei den Ermittlungen. In Sir Archibalds Arbeitszimmer gähnt ein Loch in der Wand. Man darf davon ausgehen, daß sich an dieser Stelle ein Safe befunden hat. Jetzt ist er weg. Die Kerle haben ihn komplett aus der massiven Wand gestemmt.«
»Wirklich ärgerlich, Sir. Selbstverständlich ist Sir Archibald sofort verständigt worden, nicht wahr?«
»Eben nicht, Parker. Eben nicht! Sie dürften wissen, daß die Kandermeeres samt dem Personal gestern erst abgereist sind. Sobald Sir Archibald in Edingburgh eingetroffen ist, brauchen wir von ihm eine exakte Aufstellung über den Inhalt des Wandsafes. Womöglich bewahrt Lady Kandermeere in diesem Safe auch den Familienschmuck auf, den sie nach Edinburgh nicht mitgenommen hat. Ein unverzeihlicher Leichtsinn!«
Der Butler sah sich genötigt, dem Chief-Superintendent in gewundener Form recht zu geben. Er beendete seine Äußerungen mit dem Angebot, in Anbetracht der herrschenden Umstände Mylady doch noch in ihrer kreativen Denkphase zu stören. »Schließlich betrifft es ein Haus ganz in der Nähe, Sir.«
»Ja, ja. Gehen Sie nur, Parker, gehen Sie nur. Bis Lady Agatha mich empfängt – und das eilt keineswegs – wäre ich für eine kleine Erfrischung dankbar.« Der Superintendent blickte den Butler erwartungsvoll an.
Parker entschuldigte wortreich den Mangel an Gastfreundlichkeit. »In wenigen Augenblicken wird im Frühstückssalon für Sie gedeckt sein, Sir. Man hat in der Küche noch etwas schottischen Räucherlachs auf Eis. Dazu empfiehlt sich eine Creme aus geschlagener Sahne, frischem geriebenen Meerrettich und Preißelbeeren, selbstverständlich heißer frischer Toast. Oder ziehen Sie geräucherten Aal vor, Sir?«
»Allmächtiger! Nicht so Fettes, Parker. Wenig Lachs ist gerade das richtige. Keinen Tee. Sie können mir in Anbetracht der fortgeschrittenen Morgenstunde einen Aquavit bringen und etwas Mineralwasser.«
»Mit größtem Vergnügen, Sir.« Josuah Parker geleitete den Gast des Hauses würdevoll zum Frühstückssalon und empfahl sich mit einer angedeuteten Verbeugung, um McWardens Imbiß zusammenzustellen.
*
»Eingebrochen?« entsetzte sich Lady Agatha. »Bei Kandermeere? Unglaublich, Mister Parker!«
»Leider gibt es an der Wahrheit nichts zu rütteln, Mylady. Chief-Superintendent McWarden hat sich persönlich hierher bemüht, um Mylady die unangenehme Nachricht mitzuteilen.«
»Ich sagte: unglaublich, Mister Parker. Nicht: unangenehm! Dieser Einbruch bei Sir Archibald kommt mir höchst gelegen. Ich werde sofort mit den Ermittlungen beginnen. McWarden kann sich glücklich schätzen, mich zur Seite zu haben – eine erfahrene Amateurkriminalistin. Ist McWarden noch unten, Mister Parker? Bringen Sie mich zu ihm!«
Agatha Simpson schien vom Jagdfieber gepackt zu sein, denn trotz ihrer Körperfülle schlug sie Parker bis