Parker plagt die Petrijünger: Butler Parker 242 – Kriminalroman
Von Günter Dönges
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Butler Parker ist seinen Gegnern, den übelsten Ganoven, auch geistig meilenweit überlegen. In seiner auffallend unscheinbaren Tarnung löst er jeden Fall. Bravourös, brillant, effektiv – spannendere und zugleich humorvollere Krimis gibt es nicht!
»Die paar Tage Seeluft haben mir gutgetan«, stellte Lady Agatha fest und schlürfte genüßlich die nächste Auster leer. »Aber länger halte ich es in dem verschlafenen Nest nicht aus, Mister Parker. Morgen werde ich wieder nach London zurückkehren.« »Wie Mylady wünschen«, gab Butler Parker mit höflicher Verbeugung zurück und schenkte seiner Herrin Champagner ein. In dem romantischen Hafenstädtchen St. Ives an der Küste von Cornwall hatte Agatha Simpson eine Suite des ersten Hotels am Platze gemietet, um vom hektischen Londoner Getriebe auszuspannen. »Für einen aktiven und dynamischen Menschen, wie ich es bin, ist das hier kein Pflaster«, fuhr Mylady mürrisch fort. »St. Ives macht in der Tat einen friedlichen Eindruck, falls diese Bemerkung erlaubt ist«, pflichtete Parker ihr bei. »Möglicherweise hätten Mylady doch einen Urlaubsort wählen sollen, der mehr Abwechslung bietet.« »Moment mal, Mister Parker«, unterbrach Agatha Simpson. »Was ist denn da los?« An der Kaimauer hatte sich ein Menschenauflauf gebildet. Das Interesse der Schaulustigen galt einem kleinen Boot mit Außenbordmotor, dessen Insassen gerade an Land gingen. »Falls Mylady keine Einwände erheben, würde meine Wenigkeit sich zum Ort des Geschehens begeben und nähere Erkundigungen einziehen«
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Parker plagt die Petrijünger - Günter Dönges
Butler Parker
– 242 –
Parker plagt die Petrijünger
Günter Dönges
»Die paar Tage Seeluft haben mir gutgetan«, stellte Lady Agatha fest und schlürfte genüßlich die nächste Auster leer. »Aber länger halte ich es in dem verschlafenen Nest nicht aus, Mister Parker. Morgen werde ich wieder nach London zurückkehren.«
»Wie Mylady wünschen«, gab Butler Parker mit höflicher Verbeugung zurück und schenkte seiner Herrin Champagner ein.
In dem romantischen Hafenstädtchen St.Ives an der Küste von Cornwall hatte Agatha Simpson eine Suite des ersten Hotels am Platze gemietet, um vom hektischen Londoner Getriebe auszuspannen.
»Für einen aktiven und dynamischen Menschen, wie ich es bin, ist das hier kein Pflaster«, fuhr Mylady mürrisch fort.
»St.Ives macht in der Tat einen friedlichen Eindruck, falls diese Bemerkung erlaubt ist«, pflichtete Parker ihr bei. »Möglicherweise hätten Mylady doch einen Urlaubsort wählen sollen, der mehr Abwechslung bietet.«
»Moment mal, Mister Parker«, unterbrach Agatha Simpson. »Was ist denn da los?«
An der Kaimauer hatte sich ein Menschenauflauf gebildet. Das Interesse der Schaulustigen galt einem kleinen Boot mit Außenbordmotor, dessen Insassen gerade an Land gingen.
»Falls Mylady keine Einwände erheben, würde meine Wenigkeit sich zum Ort des Geschehens begeben und nähere Erkundigungen einziehen«, bot Parker an.
In würdevoller Haltung schritt er wenig später über die gepflasterte Hafenstraße auf die Menschenmenge zu, die sich eng um die beiden Ankömmlinge drängte.
Josuah Parker war ein Mann von schwer bestimmbarem Alter und kaum mehr als mittelgroßer Statur. Auch die schon etwas ergrauten Haare waren nicht dazu angetan, Aufmerksamkeit zu erregen. Dafür unterschied ihn sein Aufzug um so deutlicher von den Fischern und Hafenarbeitern.
Wer ihn in seinem steifen, schwarzen Covercoat sah, den altväterlich gebundenen Regenschirm über dem angewinkelten Unterarm und den schwarzen Bowler auf dem Kopf, mußte unwillkürlich an einen hochherrschaftlichen Butler des 19. Jahrhunderts denken. Natürlich entsprachen seine Umgangsformen diesem äußeren Bild.
»Darf man sich höflich nach dem Anlaß der recht ungewöhnlichen Menschenansammlung erkundigen?« sprach Parker einen schon älteren Fischer an, der beide Hände in den Hosentaschen vergraben hatte und sein Pfeifchen schmauchte.
»Was darf man?« fragte der Mann irritiert. Um ein Haar wäre ihm dabei die Pfeife aus dem Mund gefallen. Er starrte den Butler an wie eine Erscheinung aus einer anderen Welt.
»Dieser für hiesige Verhältnisse ungewöhnliche Menschenauflauf dürfte eine konkrete Ursache haben, falls man sich nicht täuscht«, versuchte Parker es noch mal. »Möglicherweise wäre ein Zusammenhang mit der Ankunft der beiden Herren im Boot denkbar.«
»Ja, ja«, antwortete der Fischer langsam und musterte den Butler gedankenverloren von Kopf bis Fuß. Er stopfte seine Pfeife nach, bevor er fortfuhr. »Alan und Charles standen schon mit einem Bein im nassen Grab.«
»Darf man um nähere Auskunft darüber bitten, wie Sie diese Äußerung verstanden wissen möchten?« ließ Parker sich vernehmen.
»Ein dicker Pott hat heute nacht in einer Nebelbank ihren Kutter gerammt«, teilte der Fischer mit und verfiel gleich darauf wieder in Schweigen.
»Dann muß man vermutlich von dem bedauerlichen Umstand ausgehen, daß das Schiff der Herren gesunken ist?« vergewisserte sich Parker.
»Die ›Mary‹ liegt rund zweihundert Faden tief auf Grund«, bestätigte sein Gegenüber.
»Das sind vierhundert Yards, falls meine bescheidene Wenigkeit richtig informiert ist?« wollte der Butler wissen.
»Kann ungefähr hinkommen«, brummte der Fischer, ohne die Pfeife aus dem Mund zu nehmen.
»Falls Sie die Freundlichkeit besäßen, noch eine letzte Frage zu beantworten?«
»Mhm?«
»Man kann und muß wohl davon ausgehen, daß die bedauernswerten Herren zur ortsansässigen Bevölkerung gehören?«
»Charles und Alan Wrinkler sind Brüder und entstammen einer alten Fischerfamilie«, gab der Mann überraschend Auskunft. »Sie wohnen aber schon lange nicht mehr in der kleinen Kate ihrer Eltern am Hafen, sondern haben ein schönes Haus am oberen Stadtrand gekauft.«
»Demnach sollte man annehmen, daß die Herren ihr Gewerbe mit besonderem Glück und Fleiß betrieben haben?«
»Sie haben vor einiger Zeit einen Onkel in Amerika beerbt«, entgegnete der Fischer. »Seitdem fahren sie auch nicht mehr so oft zum Fang raus.«
»Man dankt in aller Form für die freundliche Auskunft«, ließ Josuah Parker sich vernehmen und lüftete seine schwarze Kopfbedeckung. Anschließend nahm er die Brüder Wrinkler näher in Augenschein.
Charles und Alan schienen Mitte Dreißig zu sein. Sie überragten den Butler fast um einen Kopf und wirkten in ihren Seemannspullovern noch stämmiger, als sie ohnehin schon waren. Sonne und Seewind hatte ihre Gesichter gegerbt. Einer der Brüder trug einen schwarzen, sorgfältig gestutzten Schnurrbart.
Im Moment unterhielten sie sich mit einem rothaarigen, hageren Mann um die Vierzig. Parker wollte schon hinübergehen, als die drei Leute sich mit flüchtigem Gruß trennten.
Charles und Alan Wrinkler stiegen in einen dunkelblauen Ford, ihr Gesprächspartner in einen grün lackierten Kastenwagen mit der Aufschrift »Mawling’s Fischkonserven – immer ein Genuß«. Gleich darauf rollten beide Fahrzeuge in Richtung Stadt davon.
»Ich habe ja geahnt, daß es nichts Aufregendes sein würde«, behauptete Lady Agatha, als Parker Bericht erstattet hatte. »Deshalb bleibe ich bei meinem Entschluß, morgen abzureisen.«
»Geruhen Mylady noch Wünsche zu äußern, was die Gestaltung des Nachmittags angeht?« erkundigte sich Parker.
»Ein Picknick am Strand wäre schön, Mister Parker«, antwortete die ältere Dame, ohne lange zu überlegen. »Aber packen Sie ruhig ein paar Kleinigkeiten mehr ein. Sie wissen ja, daß das Meeresklima hungrig macht.«
»Dieser Umstand ist meiner bescheidenen Wenigkeit durchaus geläufig, Mylady«, versicherte der Butler mit einer angedeuteten Verneigung. »Man wird deshalb bemüht sein, für ein Angebot zu sorgen, das Mylady in jeder Hinsicht zufriedenstellt.«
*
Josuah Parker hatte nicht zuviel versprochen. Insgesamt vier wohlgefüllte Picknickkörbe von eindrucksvollem Format schleppte er in eine windgeschützte Felsnische am Strand, ehe er seiner Herrin beim Aussteigen half. Fürsorglich geleitete er Mylady, die unter ihrer wogenden Körperfülle ächzte, die wenigen Meter vom Wagen bis zum Rastplatz.
Ganz aus Versehen entschlüpfte der älteren Dame sogar ein Lob, als sie erblickte, was Parker für sie gerichtet hatte.
Auf silbernen Platten warteten geräucherte Forellenfilets und gefüllte Hähnchenbrüstchen, glasierte Hirschkalbmedaillons und frisch gebratene Fasanen darauf, verzehrt zu werden. Parmaschinken und Roastbeef rundeten das Angebot fleischlicher Genüsse. Dazu servierte Parker knuspriges Weißbrot, verschiedene Salate und einen trockenen französischen Rotwein. Eine Käseplatte, die mit exotischen Früchten garniert war, und eine köstlich duftende Mokkatorte sollten das Mahl beenden.
»Was sehe ich denn da, Mister Parker?« fragte Lady Agatha unvermittelt, während der Butler sie bediente.
»Dem Augenschein nach dürfte es sich um geräucherte Forellenfilets handeln, Mylady«, gab Parker zur Antwort. »Mylady haben hoffentlich keinen Anlaß zur Beanstandung?«
»Nein, mit den Forellen ist alles in Ordnung, Mister Parker«, beruhigte Mylady ihn. »Aber da hinten!« Mit ausgestrecktem Arm deutete sie aufs Meer.
Als Parker sich zum Wasser umwandte, sah auch er, was die Aufmerksamkeit seiner Herrin geweckt hatte. In der sanften Dünung, nahe dem Ufer, trieb eine Holzkiste.
»Mylady wünschen, daß meine Wenigkeit das Strandgut einer näheren Betrachtung unterzieht?« erkundigte sich der Butler.
»Das wünsche ich in der Tat, Mister Parker«, bestätigte Agatha Simpson, die inzwischen mit Feuereifer die Putenbrüstchen in Angriff genommen hatte. »Vielleicht ist es eine Flaschenpost. Ich wollte schon immer mal eine finden.«
Mylady zog eine enttäuschte Miene, als Parker mit der triefenden Kiste zurückkehrte, die er mit dem gebogenen Bambusgriff seines Universal-Regenschirmes aus dem Wasser gezogen hatte. Angeekelt wandte sie sich ab, als der Butler ihr die Kiste so