Parker spritzt die Wunderdroge: Der exzellente Butler Parker 39 – Kriminalroman
Von Günter Dönges
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Der exzellente Butler Parker ist seinen Gegnern, den übelsten Ganoven, auch geistig meilenweit überlegen. In seiner auffallend unscheinbaren Tarnung löst er jeden Fall. Bravourös, brillant, effektiv – spannendere und zugleich humorvollere Krimis gibt es nicht!
»Sie verfügen über ein Benehmen und eine Ausstrahlung, die auf meine Wenigkeit ausgesprochen negativ wirken«, stellte Josuah Parker in seiner überaus höflichen Art fest und setzte die Spitze seines Universal-Regenschirmes auf den Fußrücken des Mannes. Der Angesprochene mochte zwanzig Jahre zählen. Er war mittelgroß, schlank, hatte ein hageres Gesicht, langes Haar und trug einen Jeansanzug, der zum größten Teil aus Flicken bestand. Die Spitze des Schirmes tat ihre Wirkung. Sie war durch das Obermaterial des leichten Joggingschuhs gedrungen und löste einen stechenden Schmerz aus. Der junge Mann brüllte überrascht auf, zog blitzschnell das ausgestreckte Bein an und musterte den Butler in einer Mischung aus Verblüffung und Wut. »Wahnsinnig, wie?« fragte er dann. »Dies sollten Sie beurteilen«, schlug der Butler vor, der eigentlich nicht unbedingt in einen Schnellimbiß paßte. Er war das Urbild eines hochherrschaftlichen englischen Butlers und zeichnete sich durch würdevolles Benehmen aus. Josuah Parker trug über seinem schwarzen Zweireiher einen ebenfalls schwarzen Covercoat, einen Eckkragen und einen schwarzen Binder. Auf dem freien Sitz neben sich lag die schwarze Melone. Parker wartete auf das Erscheinen einer gewissen Lady Simpson, die einen nahen Kinderhort in dieser östlichen Vorstadt von London besuchte. Schon seit zehn Minuten hatte der Butler das lümmelhafte Benehmen des jungen Mannes indigniert zur Kenntnis genommen. Sein Tischgenosse hatte ausgiebig gerülpst, ihm den Rauch einer Zigarette ungeniert ins Gesicht geblasen und dafür gesorgt, daß auch eine Portion Zigarettenasche auf Parkers Covercoat gelandet war. »Ich glaub', Mann, ich hau' dir gleich eine rein«, überlegte der Bursche ernsthaft und schien Parker erst jetzt richtig zu sehen. »Sie sollten es immerhin auf einen Versuch ankommen lassen«
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Der exzellente Butler Parker
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Parker spritzt die Wunderdroge - Günter Dönges
Der exzellente Butler Parker
– 39 –
Parker spritzt die Wunderdroge
Günter Dönges
»Sie verfügen über ein Benehmen und eine Ausstrahlung, die auf meine Wenigkeit ausgesprochen negativ wirken«, stellte Josuah Parker in seiner überaus höflichen Art fest und setzte die Spitze seines Universal-Regenschirmes auf den Fußrücken des Mannes.
Der Angesprochene mochte zwanzig Jahre zählen. Er war mittelgroß, schlank, hatte ein hageres Gesicht, langes Haar und trug einen Jeansanzug, der zum größten Teil aus Flicken bestand.
Die Spitze des Schirmes tat ihre Wirkung. Sie war durch das Obermaterial des leichten Joggingschuhs gedrungen und löste einen stechenden Schmerz aus. Der junge Mann brüllte überrascht auf, zog blitzschnell das ausgestreckte Bein an und musterte den Butler in einer Mischung aus Verblüffung und Wut.
»Wahnsinnig, wie?« fragte er dann.
»Dies sollten Sie beurteilen«, schlug der Butler vor, der eigentlich nicht unbedingt in einen Schnellimbiß paßte.
Er war das Urbild eines hochherrschaftlichen englischen Butlers und zeichnete sich durch würdevolles Benehmen aus. Josuah Parker trug über seinem schwarzen Zweireiher einen ebenfalls schwarzen Covercoat, einen Eckkragen und einen schwarzen Binder. Auf dem freien Sitz neben sich lag die schwarze Melone.
Parker wartete auf das Erscheinen einer gewissen Lady Simpson, die einen nahen Kinderhort in dieser östlichen Vorstadt von London besuchte. Schon seit zehn Minuten hatte der Butler das lümmelhafte Benehmen des jungen Mannes indigniert zur Kenntnis genommen.
Sein Tischgenosse hatte ausgiebig gerülpst, ihm den Rauch einer Zigarette ungeniert ins Gesicht geblasen und dafür gesorgt, daß auch eine Portion Zigarettenasche auf Parkers Covercoat gelandet war.
»Ich glaub‘, Mann, ich hau’ dir gleich eine rein«, überlegte der Bursche ernsthaft und schien Parker erst jetzt richtig zu sehen.
»Sie sollten es immerhin auf einen Versuch ankommen lassen« empfahl Josuah Parker ihm. Sein glattes, ausdrucksloses Gesicht gab dem Rüpel ein Rätsel auf. Irgendwie schien er instinktiv zu spüren, daß für ihn Gefahr in der Luft lag. Er blickte sich hilfesuchend um und winkte dann drei jungen Männern, die am Tresen auf barhockerähnlichen Stühlen saßen und Milch tranken. Parker war übrigens nicht entgangen, daß sie die Milch ausgiebig mit Rum versetzten, der aus einer mitgebrachten Flasche stammte.
»Mann, du weißt gar nicht, wie gefährlich du lebst«, behauptete der Bursche in Richtung Parker.
»Das ganze Leben ist voller Gefahren«, erwiderte der Butler. »Würden Sie gütigst Ihren rechten Fuß vom Nebenstuhl nehmen?«
Der Flegel hatte sein schmerzendes Bein ausgestreckt und auf dem Nebensitz gelagert.
»Das fehlte noch«, höhnte der junge Mann, der seine instinktive Vorsicht bewußt überspielte. »Zieh’ doch Leine, wenn’s dir hier nicht gefällt.«
»Wie Sie zu meinen belieben.« Josuah Parker nahm die Ziernadel aus dem Krawattenknoten und stach sie gezielt in den Joggingschuh. Er traf die Kuppe des linken Zehs und sorgte für eine zweite Schmerzwelle bei dem jungen Mann.
Der sprang auf, verhedderte sich ein wenig und schlug nach Parker.
Er hätte besser darauf verzichtet.
Der Butler hielt bereits die schwarze Melone in der Hand und bremste mit ihrer Wölbung den Schlag. Da die Innenseite seiner Kopfbedeckung mit Stahlblech ausgefüttert war, verformten sie die Fingerknöchel der Faust ein wenig und sorgten auf diese Art für eine dritte Schmerzwelle.
»Meine Wenigkeit möchte nicht verhehlen, daß Sie ausgesprochen aufdringlich und lästig werden«, kommentierte der Butler dieses Abbremsmanöver. Der junge Mann schnappte verzweifelt nach Luft und betrachtete entgeistert seine Faust, die sich nicht mehr öffnen ließ. Dicke Tränen kollerten in Richtung Mundwinkel.
Die Gäste am Tresen waren natürlich aufmerksam geworden und schoben sich an den Tisch heran. Sie hatten einige Cola-Flaschen mitgenommen und wollten sie offensichtlich als Schlaginstrumente mißbrauchen.
»Macht ihn fertig«, rief der junge Mann wütend. »Nehmt das Wrack auseinander.«
Das Wrack namens Parker erhob sich ohne jede Hast, nickte den drei jungen Männern höflich zu, hob den Universal-Regenschirm und erteilte den Angreifern eine intensive Lektion in Sachen Kendo.
Nach etwa anderthalb Minuten räumte die ganze Korona humpelnd und stöhnend den Schnellimbiß. Parker bestellte sich bei dem Mann hinter dem Tresen einen frischen Tee und entdeckte bei dieser Gelegenheit, daß sein Tischgenosse eine Plastiktüte zurückgelassen hatte.
*
»Sie haben da wieder mal vorschnell gehandelt, Mister Parker«, tadelte Agatha Simpson und blickte ihren Butler mißbilligend an. »Hätten Sie nicht warten können, bis ich zurück war?«
»Die allgemeine Situation erforderte leider ein schnelles Handeln, Mylady«, erwiderte Josuah Parker. »Mylady können aber mit dem rechnen, was man als eine Neuauflage bezeichnen muß.«
»Tatsächlich?« Sie lächelte bereits wohlwollend. Lady Agatha stand neben Parkers hochbeinigem Gefährt, einem ehemaligen Londoner Taxi, das nicht mehr dem neuesten Stand der Technik zu entsprechen schien. Doch dieser Eindruck täuschte. Unter der eckigen Blechhaut befand sich die modernste Apparatur. Ein James Bond hätte sich mit Sicherheit glücklich geschätzt, solch eine Trickkiste auf Rädern bewegen zu dürfen.
»Die jungen Herren haben wohl die Absicht, Mylady und meine Wenigkeit zu verfolgen«, fuhr der Butler fort, während er Mylady behilflich war, in den Fond des Wagens zu steigen. Obwohl sie mit Sicherheit das sechzigste Lebensjahr überschritten hatte, bewegte sie ihre majestätische Fülle mit erstaunlicher Grazie.
Parker setzte sich ans Steuer und ignorierte die vier jungen Männer, die neben einem reichlich angerosteten Geländewagen der Marke Toyota standen und sich nun ein wenig linkisch in diesen Wagen schwangen. Sie litten noch unter den Nachwirkungen jener Lektion, die der Butler ihnen kostenlos erteilt hatte.
»Sind Sie auch wirklich sicher, Mister Parker, daß man mich verfolgen wird?« sorgte sich die ältere Dame. Sie hielt sich für eine einmalig begabte Amateur-Detektivin und konnte sich dank ihrer immensen Vermögenswerte jede Extravaganz leisten. Lady Agatha ging grundsätzlich keinem Streit aus dem Weg, trat in jedes erreichbare Fettnäpfchen und war für ihre Direktheit geradezu gefürchtet.
»Man wird den Versuch unternehmen, Mylady, sich wieder in den Besitz einer gewissen Plastiktüte zu bringen.«
Sie wollte mehr darüber wissen, und Josuah Parker informierte sie, während er in Richtung City fuhr. Dabei schaute er immer wieder in den Rückspiegel und behielt die Verfolger im Blick. Sie fuhren völlig ungeniert dem hochbeinigen Monstrum nach, wie Parkers Wagen von Eingeweihten freundlich-spöttisch genannt wurde.
»Und was ist in dieser Plastiktüte?« fragte die ältere Dame, als der Butler seinen Bericht beendet hatte.
»Es handelt sich um eine braune Paste, Mylady, die man nur als vorerst undefinierbar bezeichnen kann«, lautete die Antwort des Butlers. »Sie ist zudem ausgesprochen übelriechend.«
»Also wertloses Zeug«, entschied Agatha Simpson.
»Auch dies sollte man nicht ausschließen, Mylady.«
»Ich sage Ihnen bereits jetzt, Mister Parker, daß sich daraus niemals ein Fall für mich entwickeln wird.« Ihre tiefe, sonore und wirklich nicht leise Stimme klang abfällig.
»Myladys Sensibilität und Gespür werden sich wieder mal als richtig erweisen.«
»Natürlich«, sagte sie. »Zudem widerstrebt es mir, mich mit solchen Jünglingen herumzuschlagen. Sie haben ja nicht den Hauch einer Chance, gegen eine Lady Simpson anzukommen.«
»Wünschen Mylady ein Abhängen der Verfolger?«
»Aber nein, Mister Parker.« Sie schnaubt unwillig. »Ich werde immerhin von diesen Lümmeln belästigt und werde sie vielleicht zur Ordnung rufen. Ich überlege mir das noch.«
Josuah Parker sorgte dafür, daß die vier jungen Männer im Toyota nicht den Anschluß verloren. Besonders geschickt schien der Fahrer des Geländewagens nicht zu sein. Er ließ sich einige Male sogar von überholenden Wagen abdrängen.
Die Verfolger merkten nicht, daß sie wie an einer unsichtbaren Leine hingen. Nach gut dreißig Minuten, als man sich Shepherd’s Market näherte, schlossen sie endlich enger auf