Wirtschaftsförderung - Treiber des Strukturwandels: Fachstory
Von Jörg Becker
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Über dieses E-Book
Jörg Becker
Diplomkaufmann Jörg Becker, Friedrichsdorf, hat Führungspositionen in der amerikanischen IT-Wirtschaft, bei internationalen Consultingfirmen und im Marketingmanagement bekleidet und ist Inhaber eines Denkstudio für strategisches Wissensmanagement zur Analyse mittelstandorientierter Businessoptionen auf Basis von Personal- und Standortbilanzen. Jörg Becker ist Autor zahlreicher Fachpublikationen und Bücher.
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Buchvorschau
Wirtschaftsförderung - Treiber des Strukturwandels - Jörg Becker
Wirtschaftsförderung - Treiber des Strukturwandels
I.
II.
III.
IV.
V.
Impressum
I.
1
„Es kommt auch heute noch häufiger vor, die vermeintliche Sicherheit des Jobs in einem großen Unternehmen gegen die verheißungsvolle Alternative in einem Startup zu tauschen", sagte Wirtschaftsförderin Steffi Köhler.
„Stimmt, wenn der Arbeitsmarkt gut läuft, gibt dies zumindest gut qualifizierten Menschen ein Gefühl der Sicherheit, so dass sie eher bereit sind, Risiken einzugehen", antwortete Existenzgründer Horst Burkan.
„Aber warum eigentlich?"
„Ab einem gewissen Sättigungspunkt verliert das absolute Gehalt an Bedeutung, wirkt weniger zufriedenheitsstiftend."
„Klar, in der jüngsten Zeit haben Startups ja auch viel Geld von Investoren eingesammelt."
„Und klar ist auch, dass das auch das Prestige der Jungunternehmen verbessert und sie attraktiver für Karrieren macht."
„Zumal sich auch das Karriereverständnis vieler verändert hat."
„Unbedingt: Während früher Karriere über den vertikalen Aufstieg in einem Unternehmen definiert war, haben viele zunehmend ein flexibleres Verständnis von Karriere als Summe beruflicher Erfahrungen."
„So wird beispielsweise der Arbeitsplatz auch zur Erweiterung des persönlichen und beruflichen Horizonts gewechselt oder oft eine Fach- statt einer Führungslaufbahn angestrebt."
„Nicht nur das, auch Bewerbungsprozesse können in Startups ganz anders verlaufen als in der klassischen Konzernwelt. Viele rekrutieren aus ihrem persönlichen Umfeld, zapfen Netzwerke aus dem Studium an oder hören sich im Freundeskreis um."
„Weil Menschen in Organisationen die drei grundlegenden Bedürfnisse Zugehörigkeit, Kompetenz und Autonomie haben."
„?"
„Wer von einem Großunternehmen zu einem Startup wechselt, hat häufig ein Bedürfnis nach überschaubaren Teambeziehungen."
„Ja, genauso wie nach schnörkelloser Zusammenarbeit und häufigem, unmittelbarem Feedback."
„ Flache Hierarchien und dezentralisierte Verantwortung führen zu deutlich mehr Motivation und hoher Arbeitsgeschwindigkeit, man geht respektvoller miteinander um."
„ Aber trotzdem gibt es nicht nur Licht, sondern auch Schatten in der Startup-Welt."
„Genau: Es ist einfach ein großer Schritt aus einer tradierten Welt in eine Welt, in der wenig geordnet ist und vieles spontan geregelt wird, zu wechseln."
„Das heißt, so kommt es auch zur Rückkehr in die Konzernwelt, weil Erwartung an und Realität in Startups häufig auseinanderklaffen?"
„Ja, vor allem wenn der Autonomiegrad doch kleiner ausfällt als versprochen, wenn die Firma von einer Finanzierungsrunde zur nächsten sprintet oder wenn man angesichts hoher Fluktuation nur eine der wenigen Konstanten ist."
Transformation von Wirtschafts- und Lebensgewohnheiten
Eine radikale Änderung von Wirtschafts- und Lebensgewohnheiten scheint nicht nur naturwissenschaftlich und ökonomisch rational, sonders insgesamt unvermeidlich. Denn: zunehmender Konsum, Wirtschaftswachstum auf Basis fossiler Energieträger und Übernutzung von natürlichen Ressourcen verschlechtern immer weiter den Zustand der Ökosysteme. Die derzeitige Entwicklung droht aus dem Ruder und damit über Kipppunkte des Erdsystems zu laufen, die der Mensch seit Beginn seiner Siedlungszeit nicht erlebt hat. Eine der vielen Ursachen hierfür sind auch Preise, die nicht den ökologischen Kosten entsprechen. Denn ohne dass Preise an die Schöpfung und Zerstörung objektiver Werte gekoppelt sind, können Wachstum und unternehmerische Bilanzierung auch nicht Fortschritt anzeigen und Konsumenten keine informierten Entscheidungen treffen. Also müssen endlich die Kosten von Umweltnutzung in jedes Geschäftsmodell und Haushaltsbudget einfließen, so wie es schon für Müllentsorgung, Abwasser und Brandschutz angelegt ist. Jene sollen bezahlen, die übermäßig viel Kohlendioxyd erzeugen und damit das Risiko irreversibler Schäden nach oben treiben. Denn zahlen werden wir sonst später immer mehr – zum Beispiel im Katastrophenschutz, Umbau und Wiederaufbau von Infrastruktur zur Anpassung an Klimawandel. So könnte der Erhalt von Regenwäldern, Korallenriffen, Wildblumenwiesen oder menschlichen Lebensräumen zu einem nicht mehr finanzierbaren Luxus werden. Ein Trend, der sich durch Billig-Fliegen, Billig-Fleisch, Panzer-Autos, Wegwerfmentalität und Überkonsum unaufhaltsam weiter verstärkt. Denn „ein einmal emittiertes Kohlendioxidmolekül bleibt gut 120 Jahre in der Atmosphäre. Das heißt, die von Europa und Amerika ausgehende Industriealisierung domminiert noch immer die Kohlendioxidlast. Erforderlich ist mehr Transparenz darüber, welche Kosten und Nutzendes Handelns wie Nicht-Handelns anfallen und wie sie gerecht verteilt werden können. Um den Blick aus dem Rückspiegel auf den Horizont zu lenken.
Die Wirtschaftsförderung befasst sich, möglichst in gestaltender Weise, mit Standortfaktoren, und zählt aber selbst zu einem der erfolgsrelevanten Standortfaktoren. Wirtschaftsförderung ist somit eng mit dem Blutkreislauf des Standortes verbunden. Man hat es mit einem Geflecht aus dynamischen, sich gegenseitig beeinflussenden Wirkungsbeziehungen zu tun. Jedoch wäre diese komplexe Struktur kein Entlastungsgrund für plan- und zielloses Handeln. Der Standort wäre also gut beraten, sich ein umfassendes Rahmengerüst zu schaffen, innerhalb dessen zukünftige Entwicklungen auf einer einheitlichen Kommunikationsplattform mit einer durchgängig bruchfreien Systematik diskutiert, abstimmfähig gemacht und dann auch entschieden werden könnten. Eine Möglichkeit hierzu bietet die ebenso umfassende wie transparente Vorgehensweise mit Hilfe einer Standortbilanz. Existenzgründungen sind praktisch die Keimzelle und das Saatgut für das lebendige Fortbestehen des Standortes. Sie ergänzen und erneuern reife Marktsegmente, sie erschließen Ideenpotentiale und eröffnen neue Chancen nicht nur für sich selbst, sondern nicht zuletzt auch für den Standort als Ganzes. Wenn also Wirtschaftsförderung in seinem eigentlichen Sinn seiner beiden Worthälften verstanden werden soll, so könnte dieses bestens als flexibel agierendes Tandem mit den Existenzgründungen gelingen.
Ein Fakten- und Bilanzbuch des Standortes könnte sich im Rahmen einer praktischen Anwendung und Umsetzung je nach spezifischer Einzelfallsachlage beispielsweise in folgende, schrittweise auf- und ausbaufähige Einzel-Bücher gliedern:
Standort-Buch: Ausgangssituation
Inhalt:
Festlegung und Abgrenzung des Bilanzierungsbereiches
Detaillierte Beschreibung des Geschäftsumfeldes
Vision, Leitbild und Strategie des Standortes
Standort-Buch: Identifikation der Standortfaktoren
Inhalt:
Detaillierte Beschreibungen
Definition und Strukturierung der Faktoren-Cluster
Standort-Buch: Gewichtungen
Inhalt:
Verteilung Cluster-Gewichtungen innerhalb des Standortes
Verteilung der Einzelfaktor-Gewichte innerhalb der Cluster
Standort-Buch: Bewertung
Inhalt:
Bewertungsformulare Standort-Prozessfaktoren
Bewertungsformulare Standort-Erfolgsfaktoren
Bewertungsformulare Standort-Humanfaktoren
Bewertungsformulare Standort-Strukturfaktoren
Bewertungsformulare Standort-Beziehungsfaktoren
Bewertungs-Übersichten
Bewertungs-Zeitreihen
Standort-Buch: Indikatoren
Inhalt:
Allgemein verfügbare Indikatoren
Speziell entwickelte Faktoren
Indikatoren-Übersichten
Indikatoren-Zeitreihen
Standort-Buch: Wirkungsbeziehungen
Inhalt:
Bewertungsformulare Wirkungsstärken
Bewertungsformulare Wirkungsdauer
Bewertungsmatrix Wirkungsstärke
Bewertungsmatrix Wirkungsdauer
Übersicht Aktivsummen
Übersicht Passivsummen
Standort-Buch: Diagramme und Auswertungen
Inhalt:
Bewertung-Portfolios
Standortprofil-Diagramme
Standortfaktoren-Ampeldiagramme
Standortpotenzial-Portfolios
Graphische Wirkungsnetze
Standort-Buch: Maßnahmen
Inhalt:
Maßnahmen Geschäftsprozesse
Maßnahmen Erfolgsfaktoren
Maßnahmen Humanfaktoren
Maßnahmen Strukturfaktoren
Maßnahmen Beziehungsfaktoren
Standort-Buch: Schlussfolgerungen und Ausblick
Inhalt:
Fazit der Standort-Bilanzierung
Erwartungen der zukünftigen Standort-Entwicklung
Und welche Zukunft gibt es nach der Digitalisierung?
Der Verlauf von Geschichte ist immer dynamisch, die Zukunft ist immer offen. Viele Menschen streben danach: so wie es heute ist, so soll es auch morgen bleiben. Oder gibt es eine Mentalität des „Komme, was wolle, des „anything goes
? Wenn sich die Gegenwart so fundamental wie in der derzeit disruptiven Welt verändern kann, muss dann auch die Zukunft offen und der Zufall möglich sein? Ein Blick auf die Geschichte Deutschlands zeigt: zwei Weltkriege hatten damals alle Zukunftszuversicht unter den Trümmern zerbombter Städte begraben, eine Stunde null wurde ausgerufen, alles sollte wieder auf Anfang gesetzt werden. Wenn wir heute von Klima reden, geht es meistens um Klima, Dieselskandal, selbstfahrende Autos oder CO2-Steuer (als verheißungsvolle Zukunftsversprechen). Viele Zukunftsaspekte wie beispielsweise die Zukunft der Arbeit, die Zukunft des Wohnens, die Zukunft der Bildung oder die Zukunft der