Eine Fürstentochter hat Probleme: Fürstenkrone 186 – Adelsroman
Von Renate Busch
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Über dieses E-Book
Romane aus dem Hochadel, die die Herzen der Leserinnen höherschlagen lassen. Wer möchte nicht wissen, welche geheimen Wünsche die Adelswelt bewegen? Die Leserschaft ist fasziniert und genießt "diese" Wirklichkeit.
"Fürstenkrone" ist vom heutigen Romanmarkt nicht mehr wegzudenken.
»Papa und ich haben beschlossen, den Ball Anfang März zu geben«, sagte Fürstin Katherina und sah ihre älteste Tochter dabei bedeutungsvoll an. Nicola zuckte unmerklich zusammen. Sie wußte, was das bedeutete. Sie sollte dem männlichen europäischen Hochadel präsentiert werden! Bei dem Gedanken überlief sie eine Gänsehaut. Wie sie ihre Eltern kannte, hatten sie sicher schon einen ganz bestimmten Prinzen als ihren zukünftigen Gemahl ins Auge gefaßt. Alles in ihr rebellierte dagegen. »Papa und du, ihr habt mir versprochen, daß ich in diesem Jahr zum Skifahren in die Alpen fahren darf«, erinnerte sie jetzt. »Allerdings, nur weiß ich nicht, wie ich alle Termine und einen Urlaub in Einklang bringen soll«, meinte die Fürstin langgedehnt. Nicola wurde um einen Schein blasser. Versuchte ihre Mutter jetzt etwa, das gegebene Versprechen zu umgehen? »Mama, das kannst du mir nicht antun, die Reise wieder abzusagen«, protestierte sie mit deutlicher Erregung. Ihre Mutter krauste mißbilligend die Stirn. Sie schätzte es nicht, wenn Mitglieder ihrer Familie Gemütsbewegungen zeigten. »Mein liebes Kind, du mußt einsehen, daß die Verpflichtungen, die unsere Stellung im Land mit sich bringt, vorgehen.« Nicola biß sich auf die Lippen.
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Buchvorschau
Eine Fürstentochter hat Probleme - Renate Busch
Fürstenkrone
– 186 –
Eine Fürstentochter hat Probleme
Muss Nicola ihre Romanze im Schnee vergessen?
Renate Busch
»Papa und ich haben beschlossen, den Ball Anfang März zu geben«, sagte Fürstin Katherina und sah ihre älteste Tochter dabei bedeutungsvoll an.
Nicola zuckte unmerklich zusammen. Sie wußte, was das bedeutete. Sie sollte dem männlichen europäischen Hochadel präsentiert werden! Bei dem Gedanken überlief sie eine Gänsehaut. Wie sie ihre Eltern kannte, hatten sie sicher schon einen ganz bestimmten Prinzen als ihren zukünftigen Gemahl ins Auge gefaßt. Alles in ihr rebellierte dagegen.
»Papa und du, ihr habt mir versprochen, daß ich in diesem Jahr zum Skifahren in die Alpen fahren darf«, erinnerte sie jetzt.
»Allerdings, nur weiß ich nicht, wie ich alle Termine und einen Urlaub in Einklang bringen soll«, meinte die Fürstin langgedehnt.
Nicola wurde um einen Schein blasser. Versuchte ihre Mutter jetzt etwa, das gegebene Versprechen zu umgehen?
»Mama, das kannst du mir nicht antun, die Reise wieder abzusagen«, protestierte sie mit deutlicher Erregung.
Ihre Mutter krauste mißbilligend die Stirn. Sie schätzte es nicht, wenn Mitglieder ihrer Familie Gemütsbewegungen zeigten.
»Mein liebes Kind, du mußt einsehen, daß die Verpflichtungen, die unsere Stellung im Land mit sich bringt, vorgehen.«
Nicola biß sich auf die Lippen.
»Wenn Papa und du nicht fahren könnt, so werde ich allein reisen.« Sie bemühte sich, nicht zu zeigen, wie sehr ihr Herz pochte, als sie diesen Vorschlag machte.
Die Reaktion ihrer Mutter hatte sie im Grunde genommen vorausgeahnt, und sie erfolgte auch prompt.
»Das ist unmöglich! Du bist ein schutzloses junges Mädchen. Eine Reise ohne Begleitung würde gegen die Regeln des Anstandes verstoßen.«
»Mama, ich habe neulich gelesen, daß Mädchen in meinem Alter durchaus ohne Eltern in die Ferien fahren.« Nicolas Stimme war wieder nicht ohne Erregung.
»Du vergißt, daß wir nicht wie Menschen aus dem Volke leben können. Wir stehen immer im Blickpunkt der Öffentlichkeit. Die Freiheiten, die die meisten anderen Menschen haben, sind uns nicht gestattet.«
Nicola senkte den Kopf und nickte. Das stimmte, sie lebte in einem goldenen Käfig mit unsichtbaren Stäben. Sie wurde von vielen Menschen außerhalb des Schlosses glühend beneidet, die Illustrierten brachten häufig von ihr und Mitgliedern ihrer Familie Berichte. Niemand wußte, daß sie wahrlich nicht zu beneiden war.
Sie spürte zuweilen einen solchen Freiheitsdrang in sich, daß sie am liebsten ausbrechen und so leben würde wie andere Menschen. Aber der Wunsch würde freilich niemals in Erfüllung gehen.
Sie dachte einen Moment angestrengt nach. »Gib mir die Gräfin mit auf Reisen, Mama, bitte«, flehte sie.
»Die Gräfin«, erwiderte die Fürstin langgedehnt und nachdenklich. Der Gedanke behagte ihr offenbar. Sie nickte. »Darüber müßte ich mit Papa sprechen.«
Am liebsten wäre Nicola aufgestanden, um ihre Mutter stürmisch zu umarmen, aber das hätte ihr nicht sicher nur mißbilligende Blicke eingebracht. So blieb sie äußerlich ruhig sitzen.
»Bitte, tu das bald«, bat sie nur herzlich.
Bis zum Schlafengehen verblieb Nicola noch ein halbes Stündchen. Sie schlüpfte zu der jüngeren Schwester in deren Gemächer.
Beide Schwestern waren nicht nur äußerlich grundverschieden, im Charakter waren sie es auch.
Silvia saß unter der Leselampe in einem bequemen Sessel und hielt ein Buch auf den Knien.
»Ach, du bist es«, meinte sie und hob ihren Kopf. Zwei graue Augen blickten die Ältere an. Sie wurden von langen, dichten Wimpern umrahmt und wirkten meistens recht ernst.
Prinzessin Silvia war schön. Sie besaß ein gut geschnittenes, klares Gesicht, in dem sich ein fester Wille ausprägte. Es wurde von einem Kranz dunkelbrauner Haare umrahmt.
Nicolas Haarfarbe wies ein lichtes Blond auf. Fiel die Sonne darauf, besaß es einen schimmernden Goldton. Sie hatte strahlendblaue Augen und einen Mund, der üppig schwellend war und gern lachte. Beide Prinzessinnen waren gertenschlank und hatten Figuren, die so manches Mal in Illustrierten lobend herausgestrichen wurden.
Nicola kuschelte sich in einen zweiten Sessel. »Hoffentlich störe ich dich nicht bei deiner Lektüre.«
»Nun, ich werde im Bett weiterlesen.« Silvia klappte das Buch gelassen zu und legte es beiseite.
»Liest du Bücher über Staatsformen etwa zur Erbauung?« staunte Nicola.
»Zur Erbauung ist übertrieben, aber mich interessiert das Thema.«
Nicola seufzte. »Das brächte ich niemals fertig. Ich studiere diese Bücher nur, wenn es mir die Gräfin zur Aufgabe macht, und selbst dann lese ich sie nicht gerade mit Begeisterung. Himmel, du bist so ganz anders als ich«, stellte sie mit einem Anflug von Bewunderung fest. »Weißt du, ich habe schon oft gedacht, es wäre besser, wenn du die Ältere und Thronerbin wärst.«
»Nicola, das darfst du niemals wieder sagen«, widersprach Silvia erregt.
»Es stimmt aber. Du wärst sicher sogar noch glücklicher als Thronerbin…«
»Du etwa nicht?« wollte die Jüngere angstvoll wissen.
»Glücklich?« sinnierte Nicola und zuckte die Schultern. »Was ist überhaupt Glück? Ich weiß es nicht! Aber ich wünsche mir oftmals, anders zu leben, als wir es dürfen. Ich habe früher darauf gebrannt, in eine öffentliche Schule mit anderen Kindern gehen zu können – wir durften es nicht. Ich wünschte mir Spielgefährten – wir hatten keine! Ich möchte einfach ein normales Mädchen sein. Kannst du das nicht verstehen?« fragte sie eindringlich.
»Nein«, gab ihre jüngere Schwester verständnislos zurück. »Ich meine, wir müssen dem Schicksal für unsere außergewöhnliche Stellung in der Gesellschaft dankbar sein. Wir sind Prinzessinnen und werden auch so behandelt, wir…«
»Gerade das will ich nicht«, unterbrach Nicola sie erregt. »Ich will nur ich selbst sein und geachtet werden, weil ich es bin, verstehst du das?«
An Silvias Blicken erkannte Nicola, daß es nicht so war. So gut sie sich in vielen Dingen mit der jüngeren Schwester verstand, in anderen war eine Barriere zwischen ihnen. Silvia konnte ihren Freiheitsdrang nicht verstehen und sah kein Unglück darin, einmal irgendeinen Prinzen zu heiraten, weil ihre Eltern es wünschten.
»Aber du bist eine Erbprinzessin, daran änderst du nichts, und ich meine, darüber kannst du sehr glücklich sein«, sagte sie jetzt eindringlich und wie immer ohne Erregung.
Statt einer Antwort lächelte Nicola ein bißchen bitter. Dann wechselte sie das Thema und kam auf den Winterurlaub zu sprechen.
»Du weißt, ich bin nicht so wild auf das Skifahren«, bekannte die Jüngere. »Für dich bedauerte ich es natürlich, wenn aus der Reise nichts würde. Du bist ja nahezu darauf versessen, dich auf die Pisten zu stürzen.«
Sie seufzte. »In den nächsten Wochen warten besonders viele Repräsentationspflichten auf uns. Nicht, daß ich etwas dagegen hätte«, setzte sie schnell hinzu, »aber sie hindern uns daran, durchgehend etliche Wochen fort zu sein.«
»Himmel, andere Menschen haben auch so und so viel Wochen Urlaub im Jahr.« Nicola erregte sich richtiggehend.
Sie mußte unwillkürlich an die Gräfin denken, als Silvia sie erstaunt und mißbilligend anblickte. Dann sagte die Jüngere ruhig: »Du und ich sind während des ganzen Jahres Prinzessinnen eines regierenden Fürsten. Unsere Stellung im Staate ist kein Beruf, sondern eine Berufung.«
Da gab Nicola es auf, sich mit Silvia weiterhin über dieses Thema zu unterhalten.
*
Es kam, wie es Nicola vorausgeahnt hatte. Die Eltern strichen ihren Winterurlaub.
»Papa und ich haben allerdings beschlossen, daß du mit der Gräfin allein reisen kannst, liebe Nicola«, sagte Fürstin Katherina bedeutungsvoll. »Ich hoffe, du weißt diesen Vorzug zu schätzen.«
Nicolas Wangen färbten sich vor freudiger Erregung. »Gewiß, Mama«, murmelte sie. Erst dann wurde ihr bewußt, was diese Mahnung bedeutete! Sicher sollte sie andererseits keinerlei Schwierigkeiten machen, wenn es um die Gattenwahl ging und der ›Prinz‹ um sie anhielt.
Nun, der Ball lag gottlob vorerst in weiter Ferne. Zunächst durfte sie einen traumschönen Urlaub auf Brettern verleben.
Gräfin von Kaunert wirkte ruhig und ausgeglichen wie immer,