Das Kind von Schloss Friesenholm: Fürstenkinder 14 – Adelsroman
Von Margot Daniger
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Über dieses E-Book
Ihre Lebensschicksale gehen zu Herzen, ihre erstaunliche Jugend, ihre erste Liebe – ein Leben in Reichtum, in Saus und Braus, aber oft auch in großer, verletzender Einsamkeit.
Große Gefühle, zauberhafte Prinzessinnen, edle Prinzen begeistern die Leserinnen dieser einzigartigen Romane und ziehen sie in ihren Bann.
An einem hellen Frühlingsmorgen saß Fürst Christian hinter seinem großen Schreibtisch und unterhielt sich mit seinem Freund, dem Grafen Ludwig von Plessen, der ihm gegenüber Platz genommen hatte. Fürst Christian wirkte seit dem Tod seiner geliebten Frau weit älter als sechsunddreißig, war aber nach wie vor eine imponierende Erscheinung, schlank und groß, mit vollem dunklen Haar und hellen braunen Augen, die nun ziemlich glanzlos auf seinem Gegenüber ruhten. »Ich habe ein ernstes Wort mit dir zu reden, Chris«, sagte Graf Ludwig, »so kann es nicht weitergehen. Ich verstehe deinen Schmerz, aber das Leben geht weiter. Du mußt dich nach einer neuen Lebensgefährtin umsehen, und dein Töchterchen braucht eine Mutter.« »Ich weiß, daß du recht hast«, antwortete Christian, »aber ich kann mich noch nicht entschließen, irgendwelche Schritte in dieser Beziehung zu unternehmen. Die Wunde ist noch zu frisch.« Er seufzte tief. »Das Trauerjahr ist um«, fuhr sein Freund unerbittlich fort. »Du mußt dich zusammenreißen, Chris. Schon wegen der kleinen Leonie. Du darfst nicht weiter wie ein Einsiedler leben. Du brauchst Ablenkung. In vierzehn Tagen findet ein Frühlingsball in dem neuen Luxushaus statt, das der Deutschamerikaner Joe Stanton nach der Rückkehr in seine alte Heimat unter ungeheuerem Kostenaufwand bauen ließ, die ganze Stadt spricht davon. Der Mann ist zwar so etwas wie ein Parvenü, aber er tut viel für unsere Stadt, und ich weiß, daß einige gekrönte Häupter ihre Teilnahme an dem Frühlingsball zugesagt haben. Es wird allgemein erwartet, daß du unter den Ehrengästen sein wirst.« An der Sprechanlage auf dem Schreibtisch leuchtete das grüne Licht auf.
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Buchvorschau
Das Kind von Schloss Friesenholm - Margot Daniger
Fürstenkinder
– 14 –
Das Kind von Schloss Friesenholm
Roman um ein einsames kleines Prinzesschen
Margot Daniger
An einem hellen Frühlingsmorgen saß Fürst Christian hinter seinem großen Schreibtisch und unterhielt sich mit seinem Freund, dem Grafen Ludwig von Plessen, der ihm gegenüber Platz genommen hatte. Fürst Christian wirkte seit dem Tod seiner geliebten Frau weit älter als sechsunddreißig, war aber nach wie vor eine imponierende Erscheinung, schlank und groß, mit vollem dunklen Haar und hellen braunen Augen, die nun ziemlich glanzlos auf seinem Gegenüber ruhten.
»Ich habe ein ernstes Wort mit dir zu reden, Chris«, sagte Graf Ludwig, »so kann es nicht weitergehen. Ich verstehe deinen Schmerz, aber das Leben geht weiter. Du mußt dich nach einer neuen Lebensgefährtin umsehen, und dein Töchterchen braucht eine Mutter.«
»Ich weiß, daß du recht hast«, antwortete Christian, »aber ich kann mich noch nicht entschließen, irgendwelche Schritte in dieser Beziehung zu unternehmen. Die Wunde ist noch zu frisch.« Er seufzte tief.
»Das Trauerjahr ist um«, fuhr sein Freund unerbittlich fort. »Du mußt dich zusammenreißen, Chris. Schon wegen der kleinen Leonie. Du darfst nicht weiter wie ein Einsiedler leben. Du brauchst Ablenkung. In vierzehn Tagen findet ein Frühlingsball in dem neuen Luxushaus statt, das der Deutschamerikaner Joe Stanton nach der Rückkehr in seine alte Heimat unter ungeheuerem Kostenaufwand bauen ließ, die ganze Stadt spricht davon. Der Mann ist zwar so etwas wie ein Parvenü, aber er tut viel für unsere Stadt, und ich weiß, daß einige gekrönte Häupter ihre Teilnahme an dem Frühlingsball zugesagt haben. Es wird allgemein erwartet, daß du unter den Ehrengästen sein wirst.«
An der Sprechanlage auf dem Schreibtisch leuchtete das grüne Licht auf. Christian drückte auf einen Knopf.
»Ja, bitte?«
»Gräfin Selma von Muten läßt fragen, ob Durchlaucht ein paar freie Minuten haben«, meldete sein Sekretär.
»Stellen Sie durch.«
»Die Gräfin ist hier.«
Christian zögerte. Es war ungewöhnlich, selbst für Selma, ohne Anmeldung in das Schloß zu kommen.
»Führen Sie die Gräfin in das Biedermeierzimmer. Ich werde in etwa zehn Minuten dort sein.«
»Sehr wohl, Durchlaucht.«
»Es ist Selma«, erklärte Christian dem Freund, »es muß etwas Wichtiges sein, das sie herbringt.«
»Gräfin Selma ist eine ganz patente Person. Ich bin davon überzeugt, daß sie sehr viel für dich übrig hat…«
Christian machte eine abwehrende Handbewegung. »Lassen wir das Thema, Ludwig. Ich weiß, daß du es gut meinst. Entschuldigst du mich nun, ich kann Selma nicht abweisen. Vielleicht bleibst du zum Lunch hier und machst inzwischen einen kleinen Spaziergang durch den Park?«
Graf Ludwig hatte sich bereits erhoben. »Ich danke dir, aber ich habe noch einiges zu erledigen.«
Die beiden Freunde schüttelten sich die Hand.
Christian brachte den Freund in die Eingangshalle.
Ein Diener sprang herbei und öffnete die schwere Eichentür, half dem Grafen in seinen Wagen.
Christian öffnete die Tür zum Biedermeierzimmer.
Gräfin Selma, die am Fenster gestanden hatte, wandte sich um und kam ihm mit einem Lächeln entgegen. Sie war ebenso stattlich wie er, attraktiv, mit dunklem Haar, und grauen Augen, eine elegante, selbstsichere Erscheinung.
»Hallo, Christian. Ich hoffe, daß ich nicht störe. Ich habe meine Besorgungen in der Stadt schneller erledigt, als ich vermutet habe. Ich habe dich lange nicht gesehen, und da dachte ich…«
»Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Bitte, nimm doch Platz.«
Sie setzte sich, und er nahm ihr gegenüber Platz.
»Was verschafft mir das unerwartete Vergnügen?« fragte er. Es klang höflich, aber sie glaubte, einen leisen Vorwurf in seinem Tonfall zu hören.
»Ich traf Frau Stanton in der Stadt«, sagte Selma, »du weißt, wen ich meine. Sie ist die Frau von Joe Stanton. Sie weiß, daß wir befreundet sind, und bat mich festzustellen, ob man mit deiner Anwesenheit auf dem Frühlingsball rechnen könne. Dein Bescheid steht noch aus. Ich glaube, daß es ein ganz besonderes Ereignis werden wird.«
»Es scheint kein anderes Geprächsthema mehr zu geben als diesen Frühlingsball. Ich glaube kaum, daß ich dort hingehöre. Ich bin doch noch in Trauer.«
Selma beugte sich ein wenig vor. »Das Trauerjahr ist um. Du mußt wieder unter Menschen kommen. Ich werde auch dort sein, vielleicht hilft dir das ein wenig, die Einladung anzunehmen.«
»Ich werde morgen meine Antwort an Herrn Stanton schicken. Nett, daß du dich deswegen herbemüht hast.«
*
»Lege endlich die Puppe beiseite. Hier sind deine Hefte. Wir fangen heute mit der Rechenstunde an. Hörst du mir zu, Leonie?«
»Ich mag jetzt nicht rechnen. Maggi ist krank. Ich muß mich um sie kümmern.«
»Unsinn, Kind. Eine Puppe kann nicht krank sein.«
»Doch, doch. Sie kann nicht sprechen, aber ich fühle es. Sie verstehen das nicht, weil Sie keine Mami sind.« Nun hatte das Kind die Augen voller Tränen.
»Warum ist meine Mami im Himmel? Warum ist sie nicht bei mir und Papi geblieben?«
Leonie kauerte in einem Sessel, streichelte ihre Puppe und flüsterte ihr Zärtlichkeiten zu.
Frau von Dehmel war keine hartherzige Person, aber sie fühlte, daß sie als Erzieherin dem siebenjährigen Kind nicht alle Launen durchgehen lassen durfte. Sie ging auf Leonie zu, nahm ihr die Puppe weg und sagte: »Nachher kannst du wieder mit Maggi spielen. Jetzt bist du brav und setzt dich zu mir.«
Aber die kleine Prinzessin rührte sich nicht, weinte nur leise vor sich hin.
»Leonie, sei doch lieb. Alle kleinen Mädchen müssen lernen, du als eine Prinzessin mußt mit gutem Beispiel vorangehen.«
Sie versuchte, dem Kind über das seidige dunkle Haar zu streichen, aber Leonie stieß sie zurück.
»Warum habe ich nicht eine Mami wie alle anderen kleinen Mädchen«, brachte Leonie unter Schluchzen hervor. »Sie mag ich nicht!«
In diesem Moment öffnete sich die Tür und Fürst Christian trat herein.
»Ja, was ist denn hier los?« fragte er und blickte Frau von Dehmel verwundert an.
Bevor diese antworten konnte, war Leonie aufgestanden und rannte auf den Vater zu.
»Papi, Frau von Dehmel hat mir Maggi fortgenommen, und Maggi ist doch krank, und ich muß sie pflegen.«
»Frau von Dehmel, möchten Sie mir nicht erklären?«
»Fürst Christian, ich habe Leonie ihre Puppe fortgenommen, weil sie eine Stunde Unterricht haben soll. Es ist schwer, Ihrer Tochter ein wenig Disziplin beizubringen.«
Christian warf der Gouvernante einen sonderbaren Blick zu. Er setzte sich, und hob das Kind auf seinen Schoß.
»Nun trockne erst einmal deine Tränen, mein Schatz. Frau von Dehmel, wo ist die Puppe?«
Es fiel Frau von Dehmel nicht leicht, sich zu beherrschen. Es blieb ihr nichts weiter übrig, als dieser Aufforderung nun einfach Folge zu leisten.
Nun wandte sich Christian wieder an sein Töchterchen.
»Schau, deine Puppe ist wieder ganz gesund. Und nun legst du sie schlafen und gehorchst Frau von Dehmel.«
Leonie sah zu ihrem Vater auf.
»Papi, warum ist Mami von uns fortgegangen? Kannst du sie nicht zurückholen?«
Christian fühlte ein Würgen in der Kehle.
»Nein, das kann ich nicht. Aber eines Tages werde ich vielleicht eine neue Mami finden…«
»O Papi, das wäre fein! Eine so liebe wie… ich meine, kann man denn eine neue Mami bekommen?«
»Wenn du brav bist, vielleicht. Aber du mußt Frau von Dehmel gehorchen.«
»Papi, kann ich nicht ein anderes Kind zum Spielen haben? Da war Sophie im Park, ich habe Ball mit ihr gespielt, dann hat Frau Dehmel sie weggejagt.«
»Wer ist denn Sophie?«
»Die Tochter des Gärtners«, griff Frau von Dehmel erklärend ein, »das konnte ich doch unmöglich dulden.«
»Nun«, meinte Christian nach kurzem Zögern, »ich habe nichts dagegen, wenn Leonie im Park mit der Gärtnerstochter spielt.«
Leonie umarmte den Vater stürmisch.
»Ich habe dich sehr lieb, Papi.«
»Wie Sie wünschen, Fürst Christian«, sagte Frau von Dehmel mit hochrotem Gesicht.
Er erhob sich. »Und nun wirst du deine Aufgaben machen, sonst darfst du nicht mit Sophie spielen. Verstanden?«
Leonie nickte stumm.
»Wenn ich einen guten Bericht von Frau von Dehmel bekomme, nehme ich dich heute nachmittag mit in die Stadt zum Konditor Prassel.«
Dann verließ er das Zimmer.
*
Der Bericht von Frau von Dehmel war zufriedenstellend, und so fuhr Christian am Nachmittag mit Leonie in die Stadt. Das Kind war außer sich vor Freude. Es kam nicht oft vor, daß es seinen Papi für ein paar Stunden ganz für sich hatte.
Die Konditorei Prassel, ein beliebter Treffpunkt, war voll wie immer. Aber für den Fürsten mußte unter allen Umständen Platz gefunden werden.
Der dicke Konditor bat