Du bist die Sonne meines Lebens: Fürstenkinder 99 – Adelsroman
Von Kitty Marcos
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Über dieses E-Book
Ihre Lebensschicksale gehen zu Herzen, ihre erstaunliche Jugend, ihre erste Liebe – ein Leben in Reichtum, in Saus und Braus, aber oft auch in großer, verletzender Einsamkeit.
Große Gefühle, zauberhafte Prinzessinnen, edle Prinzen begeistern die Leserinnen dieser einzigartigen Romane und ziehen sie in ihren Bann.
Im Internat FALKENGRUND herrschte unter den Bewohnern bereits große Vorfreude auf die bevorstehenden Ferien. Nicht nur die Jugendlichen, sondern auch das Lehrpersonal hatten größtenteils Urlaubspläne geschmiedet. Unter ihnen war auch Regina von Witte. Sie wollte endlich mal mit ihrem Stiefbruder Siegesmund zusammensein, so wie in Kindertagen. Siegesmund war der einzige, der ihr von ihrer Familie geblieben war. Und obwohl sie durch ihre Berufe ewig getrennt waren, hingen sie doch immer noch sehr aneinander. Sie telefonierten viel miteinander, und wann immer Siegesmund, der vielbeschäftigte Reporter, in der Nähe war, kam er auch nach Falkengrund. Unter den Kollegen hielt man ihn für Reginas Freund. Auch die Jugendlichen glaubten es. Nur eine wußte, wer der Mann wirklich war. Nelly von Eidershof war eine unter den fünfzehn Schützlingen, die Regina unterrichtete. Mit ihr, der zehnjährigen Fürstentochter, hatte die junge Erzieherin ein ganz besonderes Verhältnis aufgebaut. Die immer sehr traurige und verschlossene Nelly hatte sich ihr eines Tages anvertraut. Weinend hatte sie ihr gestanden: »Mein Papa liebt mich nicht mehr!« Da Regina von der Internatsleiterin wußte, daß Nellys Mutter nicht mehr lebte, war sie durch das Geständnis der Kleinen besonders betroffen gewesen. »Wie kommst du darauf?« hatte sie die Kleine gefragt. Da hatte ihr Nelly ein weiteres Geständnis gemacht. »Sonst hat er mir immer geschrieben, aber nachdem ich ihm zu seinem Geburtstag das Bild von mir geschenkt habe – du weißt, welches – hat er nicht mehr geantwortet.« Ja, Regina wußte, welches Bild Nelly meinte.
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Du bist die Sonne meines Lebens - Kitty Marcos
Fürstenkinder
– 99 –
Du bist die Sonne meines Lebens
Unveröffentlichter Roman
Kitty Marcos
Im Internat FALKENGRUND herrschte unter den Bewohnern bereits große Vorfreude auf die bevorstehenden Ferien. Nicht nur die Jugendlichen, sondern auch das Lehrpersonal hatten größtenteils Urlaubspläne geschmiedet. Unter ihnen war auch Regina von Witte. Sie wollte endlich mal mit ihrem Stiefbruder Siegesmund zusammensein, so wie in Kindertagen. Siegesmund war der einzige, der ihr von ihrer Familie geblieben war. Und obwohl sie durch ihre Berufe ewig getrennt waren, hingen sie doch immer noch sehr aneinander. Sie telefonierten viel miteinander, und wann immer Siegesmund, der vielbeschäftigte Reporter, in der Nähe war, kam er auch nach Falkengrund.
Unter den Kollegen hielt man ihn für Reginas Freund. Auch die Jugendlichen glaubten es. Nur eine wußte, wer der Mann wirklich war.
Nelly von Eidershof war eine unter den fünfzehn Schützlingen, die Regina unterrichtete. Mit ihr, der zehnjährigen Fürstentochter, hatte die junge Erzieherin ein ganz besonderes Verhältnis aufgebaut. Die immer sehr traurige und verschlossene Nelly hatte sich ihr eines Tages anvertraut. Weinend hatte sie ihr gestanden: »Mein Papa liebt mich nicht mehr!«
Da Regina von der Internatsleiterin wußte, daß Nellys Mutter nicht mehr lebte, war sie durch das Geständnis der Kleinen besonders betroffen gewesen.
»Wie kommst du darauf?« hatte sie die Kleine gefragt. Da hatte ihr Nelly ein weiteres Geständnis gemacht.
»Sonst hat er mir immer geschrieben, aber nachdem ich ihm zu seinem Geburtstag das Bild von mir geschenkt habe – du weißt, welches – hat er nicht mehr geantwortet.«
Ja, Regina wußte, welches Bild Nelly meinte. Auf die Frage, was sie ihrem Vater zum Geburtstag schenken könnte, hatte sie dem Mädchen den Rat gegeben, sich für den Vater fotografieren zu lassen. Siegesmund war gerade da gewesen, und er hatte einige wunderschöne Fotos von Nelly gemacht. Er war es auch, der festgestellt hatte, wie ähnlich Nelly ihrer Mutter sah. Denn auf ihrem Nachttisch stand das Hochzeitsfoto ihrer Eltern.
»Vielleicht hatte er ja bis jetzt noch keine Zeit, dir zu antworten«, hatte Regina Nelly zu trösten versucht. Nelly hatte sich darauf wieder beruhigt. Aber je mehr Zeit verging, desto unruhiger wurde sie. Regina spürte es und schien nun selbst besorgt. Wie hätte sie die Ferien mit Siegesmund genießen können, wenn die Sorge um Nelly in ihr nagte? Nein, sie mußte Klarheit haben. Deshalb suchte sie eines Abends die Internatsleiterin auf.
Madam Reginald schaute ihrer jungen Mitarbeiterin erwartungsvoll entgegen, und als diese von ihrer Sorge um Nelly sprach, nickte die alte vornehme Dame.
»Ich habe es erwartet, daß Sie irgendwann kommen. So kurz vor den Ferien haben bereits die meisten Eltern mit mir abgeklärt, wann ihre Kinder nach Hause geholt werden. Doch von Bergesruh ist noch keine Mitteilung erfolgt. Ich befürchte, daß es wieder so endet wie Weihnachten und Ostern.«
»Ich verstehe nicht«, gab Regina irritiert zurück. Da erinnerte sich Madam Reginald.
»Ach ja, Sie kamen erst nach den Osterferien zu uns. Nun, am letzten Schultag kam ein Anruf, daß der Fürst erkrankt sei und niemand Nelly holen könne. Also mußte die Kleine die Ferien hier verbringen.«
»Nein!« rief Regina entsetzt, und nun erst ahnte sie, warum Nelly so traurig war. »Das darf diesmal nicht passieren. Nelly wird uns sonst krank. Sie hat schon jetzt das Gefühl, daß ihr Vater sie nicht mehr liebt. Wenn Sie erlauben, werde ich Nelly selbst nach Hause bringen. Und sollte ihr Vater erneut krank sein, kann ich mich ja um Nelly kümmern.«
»Sie würden wirklich Ihre Ferien für die Kleine opfern?«
»Ich könnte nicht unbeschwert Urlaub machen, wenn ich Nelly hier unglücklich zurücklassen müßte. Und ob ich nun hier im Internat bei ihr bleibe oder bei ihr im Schloß, für mich wäre das egal. Für Nelly wäre es aber ein heilsamer Unterschied. Es gibt also keinen Grund, die Kleine nicht nach Hause zu lassen.«
Madam Reginald lächelte erleichtert. Reginas Engagement war auch zu ihrem eigenen Vorteil, denn so konnte auch sie mal wieder an Urlaub denken.
»Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn ich mich darauf verlassen könnte, Regina.«
»Das können Sie«, gab Regina zurück und dann zwinkerte sie ihrer Chefin mit Verschwörermiene zu. »Vielleicht sollte ich mit Nelly schon einen Tag eher abreisen, damit nichts dazwischen kommt.«
Madam Reginald hatte Regina genau verstanden. Sie dachte kurz nach. »Nelly ist eine sehr gute Schülerin. Ja, darüber ließe sich reden.«
»Danke!«
Als Regina in ihr Zimmer zurückkam, fiel ihr wieder Siegesmund ein. Nun würde sie mit ihm reden müssen.
*
Maria, die alte Hausdame von Schloß Bergesruh schüttelte unwillig den Kopf.
»Aber Durchlaucht, das arme Mädel…!«
»Ich kann es nicht um mich haben, Maria. Verstehen Sie denn nicht? Nelly sieht ihrer Mutter immer ähnlicher.«
»Dafür kann die Kleine doch nichts.«
Klaus von Eidershof ließ sich mit einem tiefen Seufzer in seinen Sessel sinken, in dem er in den letzten Jahren sehr viele Stunden zugebracht hatte. »Ich weiß, Maria, ich weiß.«
»Und was soll ich der Schulleitung sagen?« fragte ihn die alte Hausdame. Da zuckte er resigniert die Schultern.
»Irgendwas, Maria, irgendwas. Sie machen das schon und nun lassen Sie mich allein, bitte.«
Seine Stimme hatte eindringlich geklungen. Maria kannte das, diesen Zustand, den der Hausarzt ›tiefe Depression‹ nannte. Doch sie kannte den wirklichen Grund dafür, daß der Fürst Stunden und oft auch Tage in seinem Sessel saß, vor sich hinstarrte und grübelte. Niemand wagte ihm dann zu nahe zu kommen. Sie war die einzige, die der Fürst in dieser Zeit um sich duldete.
Der Arzt hatte gesagt, es müsse etwas geschehen. Jemand müsse ihn aus diesem Loch, in das er damals nach dem Scheitern seiner Ehe gefallen war, herausreißen. Aber wem gelang das? Sie hatte so sehr auf Nelly gehofft, doch je älter sie wurde, desto mehr erinnerte sie ihren Vater an die größte Niederlage seines Lebens. Und nun ließ er sie einfach nicht mehr an sich heran.
Verzagt ging Maria zum Telefon. Sie wählte die Nummer des Internates. Noch wußte sie nicht, was sie diesmal als Ausrede benutzen würde. Da hörte sie die Stimme von Madam Reginald.
»Falkengrund, Schulleitung, Reginald!«
»Hier Overhoff, Schloß Bergesruh!«
»Ach, gut daß Sie anrufen«, kam es von der Schulleiterin zurück. »Richten Sie doch bitte dem Fürsten aus, daß Fräulein von Witte, Nellys Erzieherin, mit der Kleinen bereits unterwegs ist. Sie hat sich angeboten, die Tochter des Fürsten selbst heimzubringen. Nelly hängt sehr an Fräulein Regina.«
»Ja, Nelly hat es in ihren Briefen erwähnt«, gab Maria erleichtert zurück. »Ich freue mich, die junge Dame endlich kennenzulernen.«
Maria konnte ihre Freude über das Verhalten der jungen Erzieherin nicht länger unterdrücken. Madama Reginald schien dies zu spüren. Auch ihrer Stimme hörte man die Erleichterung an.
»Fräulein Regina hat mir zudem versichert, daß sie bereit wäre, wenn es vonnöten und vom Fürsten gewünscht sei, auch während der Ferien bei Nelly auf dem Schloß zu bleiben.«
»Ich werde es dem Fürsten sagen und danke Ihnen für Ihre Mühe ganz herzlich.«
»Danken Sie nicht mir. Das Angebot kam von Fräulein von Witte. Sie war in Sorge um Nelly, weil diese in letzter Zeit sehr traurig und verschlossen war.«
»Ich werde mich bei der jungen Dame selbstverständlich ebenso herzlich bedanken und