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Teile das Glück, dann kommt es doppelt zurück
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Teile das Glück, dann kommt es doppelt zurück
eBook353 Seiten4 Stunden

Teile das Glück, dann kommt es doppelt zurück

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Über dieses E-Book

Anna enttäuscht und hintergangen geworden von den Männern, flieht mit den Kindern uns sucht sich eine Stelle als Hausdame. Sie bräuchte nicht zu arbeiten.Könnte von ihrem Geld gut leben. Aber wo könnte man sich besser verstecken als dort wo man sie nie suchen würde.
Hubert Graf von Wallersberg, Witwer, sucht nur für Haushalt und Kinder eine Frau die sich um alles kümmert. Es geht auch alles gut bis der Graf in finanzielle Not gerät und dann auch noch schnell eine Frau braucht, weil er sonst das Gut verliert wegen dem Majorat, er braucht einen männlichen Erben dafür ... Der Anwalt, ein schlauer Fuchs, rettet durch eine List die finanzielle Not mit der reichen Baronin von Eibesberg und Anna soll dem Grafen helfen beim Majorat ....
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum1. Dez. 2017
ISBN9783742763396
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    Buchvorschau

    Teile das Glück, dann kommt es doppelt zurück - Doreen Brigadon

    Die Hausdame

    Anna Berger verabschiedete sich von ihren Kindern.

    „Es tut mir leid. Aber ihr müsst hier im Internat bleiben. Ich habe den Job nur bekommen, weil ich unabhängig bin. Aber ich werde euch jeden Sonntag besuchen."

    „Aber wieso musst du arbeiten, Mama?, fragte der Junge, der mit seinen braunen, kurzen Haaren, seinem Vater sehr ähnlich sah, „Wir haben doch genug Geld von Papa, oder nicht?

    „Doch, aber ich will mein Geld selbst verdienen. Und das Geld soll für euch bleiben. Ein großer Teil ist gut angelegt und ihr bekommt es mit 25 Jahren ausbezahlt. Einen Notgroschen haben wir auch. Und damit gehe ich auch den Mitgiftjägern aus dem Weg. Denn ihr habt es selbst mitbekommen, was nach Papas Tod los war."

    Sie nickten.

    „Wie die Männer mich umschwärmt haben. Und euch so zuckersüß umschmeichelt haben. Und dann habt ihr per Zufall mitbekommen, wie sie hinter meinem Rücken gesprochen haben. Ich bin froh, dass ihr es mir erzählt habt. Denn dadurch wusste ich, wie sie zu mir standen. Deswegen sind wir auch heimlich verschwunden. Und keiner weiß, wo wir sind. Außer meinem Anwalt, der alles verwaltet. So, und jetzt muss ich euch verlassen. Seid brav. Ihr habt ja meine Nummer für den Notfall, und ich rufe euch am Abend immer an, wenn ich kann. Sofern es meine Zeit erlaubt. Ich hab euch lieb. Und sobald es möglich ist, werde ich euch zu mir holen. Aber es kann noch eine Weile dauern. Ich kann es ihm ja nicht gleich auf die Nase binden, denn dann verliere ich den Job. Und wir wollen doch einen Neuanfang."

    Sie drückte jeden noch einmal fest. Anna Berger, eine gut gebaute Frau von Mitte 30, die Haare streng zurückgekämmt und zu einem Knoten gesteckt. Die Haare aufgehellt, wollte sie schon damit die ersten grauen Härchen verstecken? Sie stand auf und sah ihre Kinder fröhlich an. Ihr war aber gar nicht danach. Sie hatte es ihnen schon so oft erklärt. Nur, wie sollten das Kinder im Alter von zehn und acht Jahren verstehen?

    Die Betreuerin nahm die Kinder an sich und Anna ging zu ihrem Auto. Ein kleiner, blauer Polo. Mit dem fuhr sie zu dem Gut von Hubert von Wallersberg. Es war nur eine halbe Stunde entfernt, aber es schien ihr so weit weg. Weit weg von ihren Kindern. Melchior war schon zehn und versuchte, zu verstehen, war aber trotzdem noch zu klein dafür. Anna-Maria war acht. Sie verstand noch gar nichts.

    Annas Mann war vor anderthalb Jahren auf tragische Weise bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Er war nicht reich gewesen. Sie hatten jedoch eine gute Lebensversicherung gehabt und hätten von dem Geld gut leben können, wenn sie sparsam damit umgegangen wären. Es gab ja auch noch die Rente. Den Rest verwaltete ihr Anwalt. Ihm konnte sie vertrauen. Er war ein sehr guter Freund ihres Mannes.

    Sie war eine gute Partie. Die Männer, die sie umschwärmten, wollten nicht sie, sondern ihr Geld. Sie hatte das Geld mit in die Ehe gebracht. Aber er hatte sie nicht wegen des Geldes geheiratet, sondern weil er sie aufrichtig geliebt hatte.

    Die anderen Männer hätten die Kinder gern in ein Internat gesteckt und mit ihr oder auch ohne sie das Geld durchgebracht. Aber nicht mit ihr. Sie fiel nicht auf deren Geschwätz herein. Sie liebte ihren Mann und so würde es auch immer bleiben. Egal, was für ein Mann auch daher kommen mochte.

    Ihr Herz war schwer, dass sie die Kinder in ein Internat schicken musste. Aber allein zu Hause lassen unter der Obhut von …? Sie hatte niemanden. Und so waren sie wenigstens in ihrer Nähe. Dort waren sie auch geschützt vor den Mitgiftjägern, die sie vielleicht umgarnen könnten und dadurch möglicherweise auch die Kinder.

    Sie hielt den Wagen an und sah sich das ganze Anwesen erstmal an. Das würde ihr neues Heim werden. Und sie hoffte es, auch bald für ihre Kinder. Dass sie es dem Hausherrn bald sagen und erklären konnte. Zwei Monate hatte sie Probezeit.

    Es sah in der Morgensonne herrlich aus. Mit der Allee, die hinter dem Tor begann und sich zu einem gekiesten Platz vor dem Haus schlängelte. Vor der Eingangstür befanden sich große Tröge, in denen die Blumen noch in voller Blüte standen. Auf der Hälfte des Weges, wo die Einfahrt eine Kurve machte, befand sich ein Brunnen mit einem gelben Rosenstrauch davor, der noch seine letzten Blüten zeigte.

    Da Anna ja noch nicht offiziell eingestellt war und auch nicht wusste, wo der Dienstboteneingang war, läutete sie am Vordereingang. Es dauerte einen Moment, bis ein Mann, anscheinend der Butler, die Tür öffnete.

    „Guten Tag. Ich bin Anna Berger und soll mich heute bei Herrn von Wallersberg melden."

    „Guten Tag. Kommen Sie herein und warten Sie hier. Ich werde Sie bei dem Grafen anmelden."

    Sie wartete in der großen Halle, während er in ein Zimmer links von ihr ging. Nach einer Weile kam er zurück.

    „Der Herr Graf erwartet Sie."

    Er hielt ihr die Tür auf.

    Sie hatte heute extra ein dunkelblaues Kostüm mit einer leicht rosa Bluse angezogen. Die Haare hatte sie fest hochgesteckt. Sie wollte wie eine Hausdame aussehen und nicht wie eine Dame von der Welt. Einige Kleidungsstücke hatte sie ausmustern müssen. Nicht alles passte für eine Hausdame. Vorläufig hatte sie je zwei Koffer für sie und die Kinder mitgenommen. Das andere musste sie sich nebenbei aus dem Lager holen, wo sie den Rest der Kleidung und die wichtigen Sachen eingelagert hatte. Ihr Mann hatte von seinen Eltern ein Haus geerbt. Das hatte sie vermietet. Was sollte sie damit? Sie hatte selbst ein Haus. Ein viel größeres, in dem sie gewohnt hatten.

    Ihr zukünftiger Chef saß hinter dem großen Eichentisch und las gerade in einer Mappe. Er sah zu ihr auf und sagte: „Guten Morgen, Frau Berger. Sie sind ja früher da als erwartet."

    Sie sah ihn das erste Mal persönlich. Bisher hatten sie nur per Telefon Kontakt gehabt. Seine Stimme war ihr schon am Telefon sympathisch gewesen. Doch als sie ihn jetzt das erste Mal sah, fing ihr Herz an, deutlich schneller zu schlagen. War es wegen der neuen Situation? Er sah netter und sympathischer aus, als er ihr beschrieben worden war. Er hatte braune, kurze Haare, die er in einem Seitenscheitel trug. Er war etwas besser gebaut als ihr verstorbener Mann. Sie wollte beim ersten persönlichen Gespräch nicht nervös werden und holte einen tiefen Atemzug.

    Dem Grafen ging es auch nicht besser. Als er sie hier in natura erblickte, musste er an seine verstorbene Frau denken. Es gab ihm einen kleinen Stich in der Herzgegend. Sie hatte auch meistens ein Kostüm angehabt und die Haare hochgesteckt. Sie waren sehr glücklich gewesen, bis bei der Geburt seiner zweiten Tochter etwas Unvorhergesehenes passiert und sie an einem Blutsturz gestorben war.

    Am Anfang hatten ihm noch seine Mutter und eine Cousine geholfen, doch seine Mutter war vor einem Jahr gestorben und seine Cousine stand kurz vor ihrer Hochzeit. Ihren Mann hatte sie auf seinem Gestüt kennengelernt. Er hatte ein Pferd kaufen wollen und nahm seine Cousine auch gleich mit. Seit einem Jahr war der Graf auf der Suche nach einer Frau, die sich um Haushalt und Kinder kümmern konnte. Derzeit wurde es zwischen Köchin, Butler, Chauffeur, den Dienstmädchen und ihm aufgeteilt.

    Aber so konnte es nicht weitergehen. Sie waren alle um die Kinder bemüht, aber es gab keine richtige Bezugsperson. Er hatte zwar eine Freundin - zumindest glaubten sie und die anderen das -, doch wenn es um die Kinder ging, wollte sie sie am liebsten weit weg in ein Internat schicken. Sie schwärmte ihm immer vor, wie schön das Leben ohne die Kinder sein könnte und was sie alles unternehmen könnten. Und wenn er noch etwas abnehmen würde, sehe er noch besser aus.

    Das wollte er nicht. Sich für etwas abrackern, was er gar nicht wollte. Nur Salat, Gemüse und gedünstetes Fleisch. Was wäre das dann für ein Leben? Doch er konnte sich das alles nicht leisten und auch nicht vorstellen. Das Gestüt ging zwar gut, aber er scheffelte keine Millionen, so wie sie glaubte und es ausgeben wollte. Es hielt sich alles gerade so in Grenzen. Dazwischenkommen durfte nichts. Außerdem waren die Kinder sein Ein und Alles, seitdem seine Frau gestorben war.

    Zuerst hatte er es begreifen und verarbeiten müssen. Seine Mutter hatte immer wieder auf ihn eingeredet, denn er stand kurz davor, sich selbst das Leben zu nehmen. Er wollte ohne seine Frau nicht leben. Doch seine Mutter und die Kinder hatten es geschafft, ihn wieder zurück ins Leben zu holen. Und seitdem waren die Kinder sein Ein und Alles. Wer etwas gegen seine Kinder sagte oder tat, hatte keinen Stein im Brett bei ihm.

    Außer Jill. Sie wollte unbedingt Gräfin werden und wie, das war ihr egal. Doch ihm nicht. Sie versuchte es immer wieder, ihn zu umgarnen. Einmal hätte sie es fast geschafft, doch da war die dreijährige Viktoria ins Büro gekommen und hatte gesagt, sie könne nicht schlafen, weil sie einen Albtraum gehabt habe. Jill war sofort in die Luft gegangen, begann zu schimpfen. Viktoria hatte zu weinen angefangen. Hubert hatte Jill böse angesehen, hatte Viktoria auf den Arm genommen und war mit ihr in ihr Zimmer gegangen.

    „Du findest sicher selber raus!", hatte er zu Jill gesagt.

    Sie hatte einige Zeit geschmollt, doch sie hielt es nie lange aus. Wieso er sie immer wieder an sich heran ließ, konnte er selbst nicht sagen. Es gab so wenige Frauen, die einen Witwer mit zwei kleinen Kindern nehmen wollten. Und sie war die Einzige, die ihn umwarb, was ihm schmeichelte. Nur nicht, wenn es um seine Kinder ging. Sie hatte etwas von der Leichtigkeit seiner verstorbenen Frau. Doch sie konnte sich nicht vorstellen, auch das wirkliche Leben anzunehmen. Ihre Eltern waren reich und ließen ihr viel durchgehen. Dadurch glaubte sie auch, sie könnte sich alles herausnehmen. Ihre Eltern hatten eine gut gehende Firma. Jill fehlte es an nichts, außer dass sie keinen Titel hatte. Aber den hatte er! Sie wollte unbedingt Gräfin werden. Darum kam sie immer wieder zu ihm zurück. Doch er sprang nicht auf sie an. Sie war ein Zeitvertreib für ihn.

    Er schob die Gedanken beiseite und musterte Anna.

    „Laut Ihrer Bewerbung haben Sie noch nicht sehr oft als Hausdame gearbeitet."

    „Nein, nur als Kindermädchen bei den von Eibesbergs."

    Sie hatte sich ein Zeugnis von der Baronin von Eibesberg besorgt. Wenn er die Wahrheit wüsste, hätte sie nie die Chance bekommen, hier zu arbeiten. Hier kannte sie keiner, also sollte es funktionieren.

    „Na gut, versuchen wir es. Sie waren die Beste unter den Bewerbern."

    Er hielt ihr seine Hand hin und sie nahm sie. Ein Blitz durchfuhr sie. Der Graf zuckte sogar auch leicht. Was war das gewesen?

    Dass sie die einzige Bewerberin gewesen war, sagte er ihr nicht. Am Anfang hatten sie ihm förmlich die Tür eingetreten. Ein junger Witwer und vermögend noch dazu. Doch er wollte keine neue Frau. Das hatten sie bald alle gemerkt. Und eine nach der anderen war gegangen. Oder er hatte sie entlassen müssen, denn einige hatten, nachdem die Kinder im Bett waren, in seinem Bett auf ihn gewartet. Sie hatten gedacht, so würden sie ihn schnell rumkriegen. Doch weit gefehlt. Es sprach sich herum, dass er schnell jähzornig wurde und nicht besonders nett wäre. Ja, das stimmte, aber die Hintergründe dazu kannte keiner. So waren nur noch selten Bewerbungen gekommen. Viele waren ihm zu alt oder konnten nicht gut Deutsch.

    Diese Anna war die einzige Passable in der letzten Zeit. Er hoffte, dass sie nicht so wie die anderen war. Und sich mit seinen Kindern gut verstehen würde. Elisabeth war acht und Viktoria sechs. Sie brauchten eine weibliche, mütterliche Bezugsperson. Er hoffte, dass sie es war. Sie gefiel ihm auf Anhieb. In natura sah sie noch besser aus als auf dem Foto.

    Er räusperte sich.

    „Friedrich, der Butler, wird Ihnen Ihr Zimmer zeigen. Sobald Sie sich eingerichtet haben, stelle ich Ihnen meine Kinder und den Rest des Personals vor."

    Er drückte auf einen Knopf, und bald darauf betrat der Butler das Zimmer.

    „Friedrich, bringe bitte Frau Berger auf Ihr Zimmer. In einer Stunde sollen dann alle in der Halle sein und ich stelle euch die neue Hausdame vor."

    Es war für die Leute schon Routine. Sie wetteten schon, wie lange diese hier bleiben würde. Das längste war ein halbes Jahr gewesen. Sie war zwar älter gewesen, dafür hatte sie es nicht auf ihn, sondern auf die Wertgegenstände abgesehen. Sie war hochkantig rausgeflogen. Die anderen hatten es keine drei Monate geschafft. Der Graf ging auf Anna zu und hielt ihr nochmals die Hand hin.

    „Auf eine gute Zusammenarbeit."

    Das hatte er bisher noch nie gemacht. Der Butler staunte. Anna ergriff seine Hand und drückte sie. Durch sie ging wieder ein Schauer. Er starrte sie jedoch nur wie durch eine Wand an. Dann ließen sie einander los, und es blieb ein Kribbeln in ihrer Hand.

    „Auf gute Zusammenarbeit", sagte auch sie, drehte sich um und folgte dem Butler. Sie dachte, er würde sie zu den Dienstbotenzimmern bringen, doch er ging mit ihr über die große Treppe hoch zu den Zimmern.

    „Entschuldigung. Ich will ja nichts sagen, aber sind wir hier nicht falsch?"

    „Nein, der Herr Graf hat das so angeordnet. Sie schlafen zwischen den Zimmern der Mädchen, damit Sie in ihrer Nähe sind, falls etwas sein sollte. Und …"

    Er überlegte, ob er weiter sprechen sollte. Doch sie sah so natürlich und sympathisch aus.

    „… Sie sind die Erste, der er das erlaubt."

    Damit drehte er sich um und ging weiter. Anscheinend kam es einer Sensation gleich, wenn es sogar für den Butler neu war. Sie brauchten nicht weit zu gehen und er öffnete eine Tür.

    „Das hier ist Ihr Zimmer und links und rechts sind die Zimmer der Mädchen. Früher war es das Zimmer der gnädigen Frau. Also halten Sie es in Ehren. Und drei Zimmer weiter ist des Grafens Zimmer, das ist für Sie tabu", erklärte er und ließ sie allein.

    Als ob sie es auf den Grafen abgesehen hätte! Sie sah sich in dem Zimmer um. Es war dezent in Pastellfarben Rosa, Gelb und Hellblau gehalten. Sie hatte jetzt eine Stunde Zeit für sich, so holte sie ihre Koffer aus dem Auto um sich einzurichten, von dem sie nicht wusste, wo sie es parken konnte und durfte. Sie ließ die Eingangstür offen, doch ein Windzug schlug sie ihr vor der Nase zu. Da sie noch keinen Schlüssel hatte, musste sie läuten. Der Butler war diesmal schnell zur Stelle. Er musste das Zuschlagen der Tür gehört haben.

    „Sollten Sie noch mehr Gepäck reintragen wollen, hier gibt es einen Keil."

    Er nahm ihn und schob ihn unter die Tür.

    „Danke vielmals. Aber ich habe derzeit nur diese beiden Koffer. Aber wo darf ich das Auto hinstellen? Ich glaube nicht, dass ich es hier stehen lassen kann?"

    „Nein, aber geben Sie mir die Autoschlüssel, und der Chauffeur wird es hinten zu den anderen Autos stellen."

    Sie drückte ihm den Schlüssel in die Hand und wollte ihre Koffer wieder nehmen, als sie sah, dass er mit gerunzelter Stirn, hinter sie blickte.

    „Die hat uns gerade noch gefehlt", murmelte er vor sich hin.

    Sie drehte sich auch kurz um und sah einen gelben Wagen die Auffahrt herauf kommen. Da sie neu war, traute sie sich nicht, zu fragen, wer das war. Sie würde es sicher noch früh genug erfahren. Damit nahm sie ihre Koffer auf und ging zur Treppe. Doch auf einmal war der Butler neben ihr und nahm ihr einen der schweren Koffer ab.

    „Sie müssen sich ja nicht gleich zu Tode schleppen."

    Er wusste selbst nicht, wieso er das tat. Aber sie hatte etwas Besonderes an sich. Und Frau Hennesy konnte warten. Es war eine kleine Genugtuung für ihn, das gnädige Fräulein wegen einer Angestellten warten zu lassen. Er trug ihr den Koffer so locker ins Zimmer, als hätte er kein Gewicht.

    Friedrich war groß, schlank und um die 50. Die dunklen Haare trug er glatt gekämmt. Anna hatte erst die Hälfte der Treppe zurückgelegt, als es schon an der Tür läutete. Der Butler kam zurück, aber ohne Eile. Sie konnte noch einen Blick von oben zur Tür werfen, die Friedrich gerade öffnete. Es hatte noch einmal geläutet. Eine gereizte Frau trat ein.

    „Wo bleiben Sie denn so lange, Friedrich? Wenn Sie es nicht mehr schaffen, rechtzeitig an der Tür zu sein, dann sollte sich Hubert einen neuen Butler anschaffen. Und wer stellt sich so frech vor die Eingangstür, dass ich nicht mal richtig parken kann?"

    Sie hatte doch trotzdem noch genug Platz gehabt.

    „Das ist das Auto unserer neuen Hausdame. Sie ist gerade angekommen und hat ausgeladen."

    Dennoch stellte es eine Genugtuung dar, dass sie sich nicht so hatte hinstellen können, wie sie wollte. Sie murmelte etwas, bevor sie von oben herab fragte: „Ist Hubert in seinem Büro?"

    „Ja, ich werde Sie gleich anmelden."

    „Brauchen Sie nicht, sonst ist es Mittag, bis ich bei ihm bin. Sie können gehen!"

    Sie tat schon so, als wäre sie hier die Herrin, aber das würde sie sicher nie werden. Er war nur viel zu nett, es ihr deutlich zu sagen. Sie brachte zwar etwas Schwung in dieses Haus, dem eine Frau und Herrin fehlt, aber nicht sie.

    Jill Hennesy steuerte direkt auf das Büro zu. Sie klopfte nicht mal an, sondern trat sofort in sein Reich ein.

    „Hallo, mein Lieber!"

    Mehr hörte man nicht mehr, da sie die Tür hinter sich schloss.

    ***

    Anna trug ihren Koffer in ihr Zimmer und fing an, ihre Sachen auszupacken. Als sie das meiste schon verstaut hatte, fiel ihr ein, dass sie ja noch eine große Tasche im Auto hatte.

    Hinter ihr hörte sie etwas rascheln. Sie drehte sich um und sah zwei Blondschöpfe, die neugierig durch den Türspalt lugten. Waren das die Mädchen des Grafen? Sie wusste zwar, dass sie die Kinder mitbetreuen musste, aber dass sie gleich neben ihnen schlafen würde? Er hatte sie als Hausdame aufgenommen und nicht als Kindermädchen.

    „Na, wer seid ihr denn?", fragte sie.

    „Wir sind die Kinder vom Grafen von Wallersberg. Weißt du das nicht? Bist du nicht unser neues Kindermädchen?", fragte die größere der beiden.

    Sie kamen langsam auf sie zu.

    „Hallo! Ich bin Anna, und euer Papa hat mich als Hausdame eingestellt. Und auf euch soll ich auch etwas aufpassen", erklärte sie ihnen.

    „Was macht eine Hausdame? Passt die auf das Haus auf? Aber das macht doch Friedrich", sagte die kleinere.

    „Nein, eine Hausdame achtet darauf, dass alles seine Ordnung hat. Dass jeder seine Arbeit ordentlich macht. Bestellt oder kauft die Lebensmittel, macht den Speiseplan für die ganze Woche, teilt die Zimmermädchen ein, was sie machen sollen. Und noch vieles mehr."

    „Aber das macht doch alles Elfi, unsere Köchin. Aber die jammert sowieso immer, dass alles zu viel ist für sie. Vielleicht freut sie sich, wenn sie Hilfe bekommt", meinte die größere.

    „Ja, das werden wir dann sehen. Und wie heißt ihr beiden Süßen?", fragte sie.

    Sie ging in die Hocke, damit die Mädchen nicht zu ihr hochsehen mussten.

    „Ich bin Elisabeth und das ist meine kleine Schwester Viktoria."

    Jetzt musterte Anna sie erst richtig. Beide hatten die gleichen rosa Kleidchen an, doch diese waren vom Spielen schmutzig geworden.

    „Was habt ihr denn angestellt?", fragte sie und deutete auf ihre Kleider.

    „Wir haben draußen noch gespielt, doch der Ball ist in eine Pfütze geflogen und hat uns vollgespritzt. Viktoria ist schuld, weil sie ihn mir nicht richtig zugeworfen hat", verteidigte sich die Große.

    Viktoria konterte sofort: „Du kannst nicht richtig fangen, sonst hättest du den Ball erwischt."

    „Aus! Das ist jetzt egal. Ich glaube, wir sollten uns umziehen."

    Sie hatte sofort in der Mehrzahl gesprochen. So wie sie es immer bei ihren Kindern tat.

    „Aber du bist ja nicht schmutzig und musst dich nicht umziehen", belehrte die Kleine sie.

    „Doch. Ich habe eine lange Fahrt hinter mir. Ich ziehe mir auch eine neue Bluse an."

    Es wäre zwar nicht nötig gewesen, aber so kam kein Streit in Gange. Sie holte sich rasch die hellblaue Bluse, zog Jacke und die andere Bluse aus.

    „So, und jetzt zieht ihr euch um."

    Elisabeth lief in das rechte Zimmer, aus dem sie gekommen waren, und Viktoria zog Anna ins linke Zimmer. Sie fanden ein schönes, blaues Kleid mit weißen Blumen darauf. Dann gingen sie zu Elisabeth, die ein zartblaues, mit weißen Pünktchen gemustertes Kleid gewählt hatte.

    Nachdem Anna sie alle betrachtet hatte, sagte sie: „Wir passen wunderbar zusammen. Wie eine Familie. Alle in Blau. Jetzt braucht euer Papa nur noch ein blaues Hemd."

    Wenn sie sich recht erinnerte, hatte er sogar ein hellblaues Hemd an. Es klopfte und Friedrich kam herein. Zuerst starrte er sie an, dann sagte er: „Alle warten schon auf Sie und die Kinder."

    Als er sich umdrehte, konnte er sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Die Kinder hatten sie schon voll akzeptiert. Das war in letzter Zeit nie vorgekommen. Und alle hatten sogar die gleiche Farbe an. Mit einem Lächeln ging er die Treppe wieder hinunter.

    ***

    Nachdem Friedrich und die Hausdame gegangen waren, drehte der Graf sich zum Fenster und sah zu seinen Mädchen hinaus. Die spielten im Garten mit einem Ball. Elisabeth sah ihrer Mutter sehr ähnlich. Viktoria kam mehr nach seiner Mutter.

    Er dachte daran, wie er Theresa kennengelernt hatte. Seine Mutter hatte ihm eröffnet, dass die Tochter ihrer besten Freundin käme und hier im Haus ein Praktikum absolvieren würde. Sie würde alles machen müssen - Zimmermädchen, in der Küche und sogar auf dem Gestüt mithelfen. Er konnte sich noch gut an das schlaksige, ungelenke Mädchen mit der Zahnspange erinnern. Ihm hatte es davor gegraut.

    Das erste Mal hatte er sie auch von hier aus gesehen. Ein Lachen hatte ihn ans Fenster gelockt. Dann sah er sie. Sie lief im Garten herum und spielte mit den Seifenblasen. Er verliebte sich sofort in sie und diesen Anblick.

    Seine Mutter trank nachmittags gern und oft Kaffee oder Tee draußen. Er gesellte sich dann öfter zu ihnen. Seine Mutter wusste sofort, was los war, obwohl er sich am Anfang gewehrt hatte, etwas mit Theresa zu unternehmen. Er zeigte ihr an den Wochenenden die Umgebung. Sie gingen dann auch am Abend öfter aus. Keine freute es mehr als seine Mutter. Und es freute sie dann noch mehr, als sie ihnen eröffneten, dass sie heiraten würden. Das Glück schien perfekt zu sein. Er war damals 24, sie 22.

    ***

    Ein Knall riss ihn aus seinen Gedanken. War Jill schon wieder da? Sie konnte die Tür nie leise schließen. Das überließ sie anderen. Sie war ja reich und die geborene Herrin. Er hatte ihr aber gesagt, dass sie heute nicht zu kommen brauchte, da die neue Hausdame ankommen sollte. Aber so etwas ignorierte sie ständig. Er wusste nicht, wie er sie höflich hinauskomplimentieren sollte, ohne dass sie beleidigt war. Außerdem hatte er einen Kredit bei ihrem Vater laufen. Und er konnte es sich nicht leisten, den sofort zurückzahlen zu müssen. Somit war er in der Zwickmühle. Auf einmal wurde die Tür aufgerissen und Jill kam wie immer wie ein Wirbelwind herein.

    „Hallo, mein Lieber! Kannst du deinem Personal endlich mal anständige Manieren beibringen?", polterte sie.

    Sie sprach von Manieren? Sie hatte selbst keine. Kam ohne Anmeldung und anzuklopfen einfach herein und grüßte nicht mal. Und wollte, dass andere sie akzeptierten und Manieren hatten.

    Sie sah immer wie aus dem Ei gepellt aus. Immer nach der neuesten Mode gekleidet. Schlank und kein Gramm Fett zu viel. Sie mied alles, was dick machen könnte. Fettes Essen, Süßes, Brot nur spärlich usw.

    „Zuerst mal: Guten Tag! Und habe ich dir nicht gesagt, dass du heute nicht kommen brauchst, da wir einen Neuzugang haben?", erklärte er ihr in einem ruhigen, höflichen Ton.

    Eigentlich wollte er auch so lospoltern wie sie. Doch dann hätte er seine Manieren vergessen und wäre nicht anders gewesen als sie.

    „Ach, Tigerchen. Sei nicht so grob zu mir. Hast du nicht gesagt, dass sie erst gegen Abend kommt? Und was stört sie mich? Das alte Mütterchen wird mir schon nicht den Rang ablaufen. Und wieso brauchst du eine Hausdame, wenn du mich haben könntest?", schmeichelte sie ihm und strich ihm über die Brust.

    „Weil du ständig unterwegs wärst und ich dann trotzdem eine brauchen würde."

    Jetzt hatte er sie mit den eigenen Waffen geschlagen. Sie war sogar kurz stumm. Nur hielt das nie lange an.

    „Papperlapapp! Das könnte man auch alles telefonisch regeln und wir könnten es uns am Meer oder Strand gemütlich machen."

    „Jill, ich habe dir schon oft gesagt, dass ich mir das nicht leisten kann und ich auch längere Zeit von hier nicht weg kann."

    „Aber das würde ja aus unserer gemeinsamen Kasse bezahlt werden. Denn du weißt, mein Vater würde gerne alles bezahlen."

    „Ja, ganz genau. Von deinem Vater. Ich will nicht

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