Babsis Geburtstagswunsch: Sophienlust 299 – Familienroman
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Über dieses E-Book
Diese beliebte Romanserie der großartigen Schriftstellerin Patricia Vandenberg überzeugt durch ihr klares Konzept und seine beiden Identifikationsfiguren.
»Ich bin so schrecklich müde«, jammerte Heidi. »Meine Füße tun mir weh. Ich mag nicht mehr weitergehen. Bitte, trag mich, Schwester Regine.« »Was fällt dir ein? Du bist doch viel zu schwer und zu groß, um getragen zu werden!« »Ich bin gar nicht groß. Ich bin noch klein«, widersprach Heidi der jungen Frau. In der Tat war Heidi mit ihren fünf Jahren zurzeit das jüngste Kind im Kinderheim Sophienlust. Regine Nielsen seufzte zögernd. Sie fühlte sich selbst nicht gerade taufrisch, denn das für den Herbst ungewöhnliche warme Wetter hatte seine Tücken. Vor ungefähr zwei Stunden war die Kinderschwester mit zwanzig Schützlingen voll Begeisterung zu einem Spaziergang durch den Wald aufgebrochen. Sie hatten zunächst Dominik von Wellentin-Schoenecker – von allen kurz Nick genannt – und dessen jüngeren Halbbruder Henrik von Schoenecker von Gut Schoeneich abgeholt. Magda, die Köchin von Sophienlust, hatte ihnen zwei Körbe mitgegeben und sie gebeten, im Wald nach Pilzen zu suchen. Anfangs hatten sich die Kinder mit Feuereifer auf diese Aufgabe gestürzt, aber dieser Eifer hatte nicht lange angehalten. Die Pirsch hatte ihnen bloß drei mickrige Eierpilze und einen von Schnecken angeknabberten Herrenpilz eingebracht. Alles weitere Suchen war vergeblich gewesen. Zu diesem Misserfolg hatte sich eine allgemeine Mattigkeit gesellt, die nicht einmal vor dem lebhaften Henrik und dem sportlichen Nick haltgemacht hatte.
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Buchvorschau
Babsis Geburtstagswunsch - Elisabeth Swoboda
Leseprobe:
Familie Dr. Norden Special Edition
LeseprobeE-Book 1: Immer wieder Dr. Lammers!
E-Book 2: Da stimmt doch etwas nicht?
E-Book 3: In einer anderen Welt
E-Book 4: Deutliche Zeichen
E-Book 5: Leben heißt Veränderung
Sophienlust
– 299 –
Babsis Geburtstagswunsch
Warum heiraten Mutti und Vati nicht?
Elisabeth Swoboda
»Ich bin so schrecklich müde«, jammerte Heidi. »Meine Füße tun mir weh. Ich mag nicht mehr weitergehen. Bitte, trag mich, Schwester Regine.«
»Was fällt dir ein? Du bist doch viel zu schwer und zu groß, um getragen zu werden!«
»Ich bin gar nicht groß. Ich bin noch klein«, widersprach Heidi der jungen Frau.
In der Tat war Heidi mit ihren fünf Jahren zurzeit das jüngste Kind im Kinderheim Sophienlust. Regine Nielsen seufzte zögernd. Sie fühlte sich selbst nicht gerade taufrisch, denn das für den Herbst ungewöhnliche warme Wetter hatte seine Tücken.
Vor ungefähr zwei Stunden war die Kinderschwester mit zwanzig Schützlingen voll Begeisterung zu einem Spaziergang durch den Wald aufgebrochen. Sie hatten zunächst Dominik von Wellentin-Schoenecker – von allen kurz Nick genannt – und dessen jüngeren Halbbruder Henrik von Schoenecker von Gut Schoeneich abgeholt. Magda, die Köchin von Sophienlust, hatte ihnen zwei Körbe mitgegeben und sie gebeten, im Wald nach Pilzen zu suchen. Anfangs hatten sich die Kinder mit Feuereifer auf diese Aufgabe gestürzt, aber dieser Eifer hatte nicht lange angehalten. Die Pirsch hatte ihnen bloß drei mickrige Eierpilze und einen von Schnecken angeknabberten Herrenpilz eingebracht. Alles weitere Suchen war vergeblich gewesen. Zu diesem Misserfolg hatte sich eine allgemeine Mattigkeit gesellt, die nicht einmal vor dem lebhaften Henrik und dem sportlichen Nick haltgemacht hatte.
»Also gut, ich werde dich ein Stück tragen«, gab die Kinderschwester schließlich Heidis Klagen nach.
Nick ließ dieses Opfer jedoch nicht zu. »Wenn Heidi unbedingt getragen werden muss, werde ich es tun«, sagte er und setzte das kleine Mädchen, das sich an den Wegrand gekauert hatte und kläglich das blonde Köpfchen hängen ließ, auf seine Schultern.
»Heidi wird doch hoffentlich nicht krank werden?«, fragte Pünktchen, ein hochaufgeschossenes Mädchen mit lustigen Sommersprossen auf der Nase, die Kinderschwester. »Es sieht ihr gar nicht ähnlich, darauf hinzuweisen, dass sie noch klein ist, und zu verlangen, dass man sie trägt. Sonst will sie doch immer überall mittun und ist beleidigt, wenn man sie darauf aufmerksam macht, dass sie für irgendetwas zu klein ist.«
»Nein, ich glaube nicht, dass sie krank ist«, entgegnete die Kinderschwester. »Sie ist einfach müde, genau wie wir alle.«
»Ich verstehe nicht, wovon wir so müde sind!«, rief Pünktchen. »Wir sind doch gar nicht weit gegangen, aber ich muss zugeben, dass ich mich auch am liebsten tragen lassen würde.«
»Das schlage dir nur aus dem Kopf«, meinte Nick, der Pünktchens Bemerkung gehört hatte. »Wenn ich dich tragen müsste, würde ich zusammenbrechen.«
»Ich hab’s ja nicht im Ernst gemeint. Keine Angst – du brauchst mich nicht zu tragen«, beruhigte Pünktchen den Jungen. »Ich wollte euch nur klarmachen, wie matsch ich bin.«
»Das kommt von der Hitze. Für Anfang Oktober ist es viel zu schwül«, sagte die Kinderschwester.
»Wenn wir wenigstens Pilze gefunden hätten! Vorige Woche hat es geregnet, dann ist es warm geworden. Da müssten doch die Pilze gewachsen sein. Wieso haben wir keine gefunden?«, beklagte sich Vicky.
»Darauf weiß ich keine Antwort«, entgegnete Schwester Regine.
»Magda wird enttäuscht sein über unsere magere Ausbeute«, fuhr Vicky fort. »Die paar Pilze reichen nicht einmal für eine Suppe.
»Kaum. Zwanzig hungrige Kinder werden davon bestimmt nicht satt«, sagte die Kinderschwester lachend.
»Sollen wir Brombeeren pflücken?«, erwog Pünktchen. »Damit wir Magda wenigstens etwas mitbringen?«
»Ja. Prima! Brombeermarmelade schmeckt fein!«, begeisterte sich Henrik für Pünktchens Vorschlag.
»Du Leckermaul!« Pünktchen lachte. »Wirst du beim Passieren der Beeren und beim Auswaschen der Einsiedegläser auch mithelfen? Oder nur beim Essen?«
»Nur beim Essen«, warf Nick ein.
Daraufhin verteidigte sich Henrik sofort lautstark: »Ich würde auch beim Kochen gern mithelfen, aber Magda sieht das nicht besonders gern. Sie hat sich schon ein paarmal aufgeregt und behauptet, dass ich ihr alles durcheinanderbringe und dass die Küche einem Schlachtfeld gleicht, wenn ich mich länger als fünf Minuten darin aufhalte.«
»Du hättest eben die Saftpresse nicht in Einzelteile zerlegen und den gemahlenen Zimt nicht in den Pfefferbehälter schütten sollen«, erinnerte Irmela den Jungen an diverse Missetaten aus jüngster Zeit.
»Ich habe das alles nicht mit Absicht getan«, verteidigte sich Henrik. »Einen Gewürzbehälter zu verwechseln, das kann jedem passieren.«
»Und wie war das mit der Saftpresse?«, bohrte Irmela weiter.
»Na ja, ich wollte eben sehen, wie das Ding funktioniert«, gestand Henrik.
»Und das Ergebnis deiner Neugier war, dass es nicht mehr funktionierte und von einem Fachmann repariert werden musste.«
»Äh – also pflücken wir jetzt Brombeeren oder nicht?«, versuchte Henrik von dem Thema Saftpresse abzulenken.
»Ja, wir pflücken. Sind alle einverstanden?«
Einige Kinder nickten, andere zuckten mit den Schultern, gähnten und setzten sich an den Wegrand.
»Ihr seid eine müde Gesellschaft«, meinte Nick. Er ließ Heidi zu Boden gleiten und streckte sich. »Aber irgendwie habt ihr recht. Ich habe auch keine Lust, einen Umweg zur Brombeerhecke zu machen. Noch dazu mit Heidi auf den Schultern.«
»Du brauchst mich nicht mehr zu tragen. Ich habe mich ausgeruht. Ich kann jetzt wieder laufen«, meldete sich Heidi zu Wort.
»Ja, ein paar Schritte vielleicht. Dann fängst du wieder an zu jammern.« Nick kannte die kleine Heidi. »Ich bin dafür, dass wir den kürzesten Weg nach Sophienlust einschlagen.«
»Und was machen wir in Sophienlust? Wollt ihr den Rest des Nachmittags die Hitze beklagen?«, fragte Henrik.
»Wir könnten Gesellschaftsspiele hervorsuchen oder ein Quiz veranstalten«, sagte die Kinderschwester, aber dieser Vorschlag stieß auf wenig Gegenliebe.
»Da gewinnen immer Nick und Irmela, weil sie die Ältesten sind und am meisten wissen«, brachte Henrik vor.
»Also, was wollt ihr tun?«, fragte die Kinderschwester, bereits leicht verzweifelt.
»Ich will Brombeeren pflücken«, sagte Henrik.
»Ich will mich im Park ins Gras legen, und du sollst mir eine schöne Geschichte vorlesen, Schwester Regine«, sagte Heidi.
Noch bevor die anderen Kinder dazu kamen, weitere Wünsche zu äußern, sagte Nick: »Am besten, wir teilen uns. Diejenigen, die Brombeeren pflücken wollen, schließen sich Henrik und mir an, die anderen gehen mit Schwester Regine zurück nach Sophienlust.«
»Ich dachte, du wolltest den kürzesten Weg nach Sophienlust einschlagen. Wieso willst du plötzlich ebenfalls Brombeeren pflücken, Nick?«, erkundigte sich Henrik.
»Weil ich auf dich aufpassen muss, damit du keinen Unfug anstellst«, erwiderte Nick prompt.
»Pfui, du bist gemein! Ich brauche keinen Aufpasser! Geh zurück nach Sophienlust oder nach Hause!«
»Aber Henrik, worüber regst du dich so auf? Merkst du nicht, dass Nick dich bloß frotzeln wollte?«, versuchte Pünktchen den aufgebrachten Henrik zu beschwichtigen. »Wahrscheinlich will er deshalb mit uns kommen, weil Schwester Regine sicher vorhat, Heidis Wunsch zu erfüllen und den Kindern ein Märchen vorzulesen. Und über das Märchenalter ist Nick bereits hinaus.«
»Sehr richtig«, stimmte Nick lachend zu.
*
Die Gruppe der Brombeerpflücker bestand aus Nick, Henrik, Pünktchen, Irmela, Angelika und Fabian. Die übrigen Kinder hatten es vorgezogen, mit Schwester Regine nach Sophienlust zu gehen.
Henrik hatte den Tiefschlag, den Nick ihm versetzt hatte, noch nicht ganz überwunden und verhielt sich gegen seine sonstige Gewohnheit schweigsam.
Erst als Nick ihm einen brüderlichen Rippenstoß versetzte und ihm versicherte, dass er ihn tatsächlich nur hatte necken wollen, taute er auf. »Du bist bestimmt nicht mitgekommen, weil du auf mich aufpassen willst?«, vergewisserte er sich.
»Bestimmt nicht.«
»Aber … «, begann Henrik. Er wurde jedoch von Pünktchen, die es nicht mochte, dass die Brüder stritten, unterbrochen.
»Jetzt haben wir es nicht mehr weit bis zu der Brombeerhecke«, warf das Mädchen ablenkend ein. »Gleich sind wir bei der großen Eiche, dann müssen wir abbiegen und die Lichtung überqueren. Danach sind wir auch schon bei den Brombeeren. Komisch, meine Müdigkeit ist jetzt wie weggeblasen. Wahrscheinlich deshalb, weil ich mich auf das Beerenpflücken freue.«
Doch dazu sollten an diesem Tag weder Pünktchen noch die anderen Kinder kommen. Kaum hatten sie nämlich die Lichtung betreten, rief Angelika: »Schaut, dort drüben auf dem Baumstumpf sitzt ein kleines Mädchen. Ich glaube, es weint. Wollen wir hingehen und es fragen, ob es sich verlaufen hat?«
Angelika eilte bereits auf das fremde Mädchen zu, und der Rest der kleinen Gruppe folgte ihr. Keinem wäre es in den Sinn gekommen, an einem weinenden Kind achtlos vorüberzugehen.
Das Mädchen auf dem Baumstumpf hatte das Gesicht in die Hände vergraben und schluchzte laut vor sich hin.
»Hast du dich verlaufen?«, fragte Angelika mitleidig.
Das Kind antwortete nicht, sondern schluchzte nur noch heftiger. Es wirkte wie ein Häufchen Elend.
»Sag uns, weshalb du weinst«, bat Pünktchen. Als wiederum keine Antwort kam, fuhr sie fort: »Wir möchten dir so gern helfen. Aber das können wir erst, wenn wir wissen, was passiert ist.«
Endlich nahm das Kind die Hände vom Gesicht.
Pünktchen und ihre Gefährten sahen nun, dass sie ein ausnehmend hübsches kleines Mädchen vor sich hatten. Die Augenlider der Kleinen waren zwar leicht gerötet, ebenso das Stupsnäschen, und auf den Wangen glitzerten Tränenspuren, aber als in den