Endlich bist du bei mir: Mami Bestseller 40 – Familienroman
Von Myra Myrenburg
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Über dieses E-Book
Mami ist als Familienroman-Reihe erfolgreich wie keine andere! Seit über 40 Jahren ist Mami die erfolgreichste Mutter-Kind-Reihe auf dem deutschen Markt!
Jutta Walser befand sich an diesem Nachmittag allein mit ihrem Söhnchen. Else, das Mädchen, hatte Ausgang, und Franz, der alte Mann, der schon bei ihren verstorbenen Eltern diente, weilte bei einem Arzt in der Stadt. Sonderbar, dachte die junge Frau gerade mit dem Gefühl eines ihr fremden Unbehagens. Wie einsam es hier sein kann, sobald das Personal fort ist. Früher, als Patrick noch bei uns lebte, erschien mir das Haus längst nicht so groß. Ach, Patrick! Ein schmerzliches Lächeln huschte um die zartroten Lippen. Vorbei! Niemals mehr würde hier in der schönen, mit gediegener Eleganz ausgestatteten Halle das frohe Lachen von Vater und Sohn aufklingen. Niemals mehr die hohe, kräftige Gestalt des Mannes hereingestürmt kommen, den kleinen Tommy auf seinen breiten Schultern erklären, sie hätten ein tolles Match veranstaltet, und wenn Tommy so weitermache, gewänne er demnächst jedes Spiel. Sein Sohn sei ein ganz großes Talent im Tennisspiel. Versonnen blieb Jutta vor der Terrassentür stehen, von der aus man in den gepflegten, parkartigen Garten gelangte. Ja, so war das mit Patrick. Ein herrlich aufregendes Leben, das auch Stunden mit tiefen, reichen Empfindungen brachte, denn auch derer war Patrick fähig. Nur eines konnte er nicht. Leider! Und daran scheiterte schließlich nach sieben Jahren ihre Ehe. Seufzend schritt Jutta über die Marmorplatten der Terrasse hinaus in den Garten. Sie wollte zu Tommy gehen, der im hinteren Teil der Anlagen auf der eigens dafür hergerichteten Bahn mit einem Kettcar umherkurvte. Ein letztes Geschenk seines Vaters, sann die junge Frau, während ihr Blick das Kind suchte.
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Buchvorschau
Endlich bist du bei mir - Myra Myrenburg
Leseprobe:
Jerry wünscht sich einen großen Bruder
LeseprobeDr. Lutz Brachmann blickte den blassen stillen Jungen, der neben ihm im Wagen saß, besorgt an. »Wir sind in Sophienlust, Christoph«, sagte er behutsam. »Es wird dir hier gefallen. Alle werden dich liebhaben, und du wirst sie auch liebgewinnen.« »Ich werde nie mehr jemanden liebhaben«, erwiderte der Junge trotzig. »Mir werden ja doch alle weggenommen, die ich liebhabe.« Aller Schmerz um ein unbegreifliches Geschick lag in diesen Worten, so dass Lutz Brachmann tröstend über den dichten Haarschopf strich. Doch Christoph Wendland zuckte zurück. »Nun steigt aber endlich aus«, sagte da eine frische Jungenstimme. »Wir warten schon lange.« »Das ist Dominik, Christoph. Ich habe dir von ihm erzählt«, äußerte Dr. Brachmann eindringlich. »Er wird dein Freund sein.« »Ich will keinen Freund«
Mami Bestseller
– 40 –
Endlich bist du bei mir
Lange musste sie auf ihr Kind verzichten
Myra Myrenburg
Jutta Walser befand sich an diesem Nachmittag allein mit ihrem Söhnchen. Else, das Mädchen, hatte Ausgang, und Franz, der alte Mann, der schon bei ihren verstorbenen Eltern diente, weilte bei einem Arzt in der Stadt.
Sonderbar, dachte die junge Frau gerade mit dem Gefühl eines ihr fremden Unbehagens. Wie einsam es hier sein kann, sobald das Personal fort ist. Früher, als Patrick noch bei uns lebte, erschien mir das Haus längst nicht so groß. Ach, Patrick!
Ein schmerzliches Lächeln huschte um die zartroten Lippen. Vorbei! Niemals mehr würde hier in der schönen, mit gediegener Eleganz ausgestatteten Halle das frohe Lachen von Vater und Sohn aufklingen. Niemals mehr die hohe, kräftige Gestalt des Mannes hereingestürmt kommen, den kleinen Tommy auf seinen breiten Schultern erklären, sie hätten ein tolles Match veranstaltet, und wenn Tommy so weitermache, gewänne er demnächst jedes Spiel. Sein Sohn sei ein ganz großes Talent im Tennisspiel.
Versonnen blieb Jutta vor der Terrassentür stehen, von der aus man in den gepflegten, parkartigen Garten gelangte.
Ja, so war das mit Patrick. Ein herrlich aufregendes Leben, das auch Stunden mit tiefen, reichen Empfindungen brachte, denn auch derer war Patrick fähig.
Nur eines konnte er nicht. Leider! Und daran scheiterte schließlich nach sieben Jahren ihre Ehe.
Seufzend schritt Jutta über die Marmorplatten der Terrasse hinaus in den Garten. Sie wollte zu Tommy gehen, der im hinteren Teil der Anlagen auf der eigens dafür hergerichteten Bahn mit einem Kettcar umherkurvte.
Ein letztes Geschenk seines Vaters, sann die junge Frau, während ihr Blick das Kind suchte.
»Thomas! Liebling!«
Jutta eilte quer über den satten, dunkelgrünen Rasen dem zementierten Weg zu, auf dem einsam und achtlos das Kinderfahrzeug stand. Von dem sechsjährigen Knaben zeigte sich jedoch nirgends eine Spur.
Ein wenig atemlos blieb Jutta stehen. »Ach, Tommy, wo steckst du denn?« rief sie belustigt aus. »Wir wollten doch zusammen Eierpfannkuchen backen. Die Else ist heute nicht da, also müssen wir uns schon selber das Abendessen herrichten!«
Danach herrschte Stille. Aus keinem Busch des Gartens drang die lustige Stimme ihres Sohnes zu Jutta herüber, der ihr meistens in dieser Situation einige neckische Worte zurief und die übermütige Aufforderung, sie möge ihn dort suchen können.
Jetzt vernahm die junge Frau nichts weiter als das Zwitschern einiger Vögel in den alten Eichenbäumen, die das Haus umgaben. Wie versteckter Hohn klang es Jutta in den Ohren.
»Thomas!« rief sie in aufsteigender Furcht und eilte achtlos durch einige Blumenrabatten der nahen Tannengruppe zu, hinter der ihr übermütiger Sohn sich oft und gern verborgen hielt, wenn sie nach ihm suchte.
Nun jedoch war auch hier keine Spur von ihm zu sehen. Jutta fühlte Panik in sich aufsteigen, und ihre Stimme klang nun hoch und schrill, als sie durch den weiten Garten lief und dabei unentwegt nach ihrem Sohn rief.
Endlich gab sie auf, stand mit zitterndem Atem und jagendem Herzschlag vor dem Portal des Hauses, von dem aus sie das Gartentor sehen konnte.
Es war geschlossen. Aber war es auch noch verschlossen? Im allgemeinen war das zweiflüglige Eisentor stets verschlossen und nur von der Halle aus automatisch zu öffnen. Und mit einem Schlüssel, von dem es nur wenige Exemplare gab. Genau vier Menschen besaßen einen solchen Schlüssel, aber die genossen ihr Vertrauen.
Trotzdem muß ich nun nachsehen, ob das Tor verschlossen ist, dachte Jutta, während sie mit eigentümlich kraftlosen Beinen auf das Tor zuschritt.
Zögernd umspannte ihre Hand die Klinke, drückte sie dann hastig hinab. Gottlob! Ein befreiender Atemzug hob ihre Brust. Das Tor war verschlossen. Tommy konnte also nicht hinaus auf die Straße gelaufen sein. Und es konnte auch niemand in den Garten gelangt sein. Es sei denn, er habe das Gitter überklettert. Aber daran glaubte Jutta nicht.
Tommy hat sich irgendwo im Haus versteckt und lacht nun über mich, dachte sie, halb ärgerlich, halb erleichtert.
Beschwingt wandte sie sich um und eilte zum Haus zurück. Sie durchquerte die Halle und stieg die Treppe zum Obergeschoß hinauf. Dort blieb sie einen Augenblick überlegend stehen und lachte schließlich erleichtert auf. Natürlich! So wird es sein. Tommy wird sich in die Atelierwohnung hinaufgeschlichen haben.
O du Schlingel, dachte Jutta zärtlich und kletterte die zweite, schmalere Treppe empor, die hinauf ins Dachgeschoß führte, in dem ihr geschiedener Mann sich zwei eigene Räume eingerichtet hatte. Dort oben fühlte Patrick sich wohl, denn er liebte schräge, helle Wände und eine gewisse nüchterne Sachlichkeit, die sonst nirgends in dem herrschaftlichen Haus zu finden war.
Auch Tommy weilte gern hier oben. Darum hatte Jutta ihm auch nach Patricks Auszug ein Spielzimmer in einem der Räume eingerichtet.
Dort wird er mich gleich mit hellem Freudengeheul empfangen, dachte
Jutta leicht verärgert. Patrick hatte Tommy viel zu sehr verwöhnt. So rief sie nun unwillig aus: »Thomas, jetzt ist’s aber genug mit dem Versteckspiel!«
Sie wollte noch etwas hinzufügen, aber das Wort erstarb ihr in der Kehle.
Leer! Der große, spärlich möblierte Raum zeigte keine Spur von einem kleinen Jungen.
Langsam, mit vernichtender Wirkung, stieg ein furchtbarer Verdacht in Jutta auf. Hilflos lehnte sie am Türrahmen und warf einen letzten, verzweifelten Blick durch den Raum. »Tommy«, flüsterte sie matt, »das ist doch nicht wahr. Man kann das Kind doch nicht einfach…«
Das letzte ging unter in einem wilden Aufschluchzen. Jutta warf sich herum und eilte die Treppe hinab, blieb dann abrupt mitten in der Hallte stehen und fuhr sich wie erwachend über die Stirn. Was mußte sie tun? Mein Gott, warum war sie ausgerechnet jetzt allein? Grausam allein mit ihrer wahnsinnigen Angst um das Kind.
Ruhe, sagte die junge Frau sich mit eiserner Selbstbeherrschung. Um Himmels willen Ruhe bewahren.
Wie in Trance schritt sie hinaus, durchwanderte noch einmal den großen Garten und rief nach dem Kind, ehe sie fast taumelnd ins Haus zurückging, Spiel- und Schlafzimmer des Jungen aufsuchte und schließlich im Wohnzimmer von haltlosem Weinen geschüttelt in einen Sessel sank. Thomas war verschwunden. Es war kein Zweifel möglich, jemand hatte ihr Kind entführt.
Die Polizei, durchfuhr es sie in verzweifelter Sorge. Ich muß die Polizei verständigen! Aber zuerst rufe ich Friedrich an. Friedrich muß mir helfen.
Mit bebenden Fingern zog Jutta sich das Telefon in Reichweite und wählte die Nummer ihres Bruders.
»Hier bei Overkamp«, meldete sich die vertraute Stimme des Butlers.
»Bitte, geben Sie mir Herrn Overkamp, hier spricht Frau Walser.«
Juttas Stimme klang ihr selber fremd, und wie aus weiter Ferne vernahm sie die Stimme des Butlers, der ihr mitteilte, Herr und Frau Overkamp befänden sich nicht im Hause. Sie seien ausgefahren. Nein, leider wisse man nicht, wann die Herrschaften zurückkehrten, es könnte jedoch spät werden.
»Danke, Leipert«, flüsterte Jutta matt und legte den Hörer zurück.
Regungslos verharrte sie im Sessel und lauschte den spärlichen Geräuschen im Hause. Eine bedrohliche Stille war um sie. Die Ahnung einer schrecklichen Gefahr, in der sich ihr Kind befinde, lähmte die junge Frau.
Durfte sie überhaupt die Polizei verständigen, ohne diese Gefahr für Tommys Leben zu erhöhen?
Hieß es nicht immer bei Entführungen, man sollte die Polizei auf jeden Fall aus dem Spiel lassen?
Was soll ich tun? Was nur, hämmerte es hinter ihrer Stirn. Patrick! Jählings kam ihr der Gedanke an den Mann, und im nächsten Augenblick stieß Jutta einen erleichterten Atemzug aus.
Patrick! Natürlich! Warum hatte sie nicht sofort an ihn gedacht? Schließlich war er Tommys Vater und liebte seinen Sohn von ganzem Herzen. Er würde sofort zu ihr eilen und sie aus ihrer schrecklichen Lethargie erlösen, die sie so vollständig kopflos zu machen drohte.
Hoffentlich ist Patrick um diese Zeit schon zu Hause, wünschte Jutta inständig, als sie die Telefonnummer ihres geschiedenen Mannes heraussuchte.
Bald darauf vernahm sie seine tiefe, ruhige Stimme, die ihr auch jetzt wieder einen jähen Stich ins Herz versetzte.
»Patrick –«, stieß sie mit bebenden Lippen hervor, »es – es ist etwas Schreckliches passiert. Bitte komm zu mir. Komm ganz rasch, ich – bin so verzweifelt. Thomas ist verschwunden! Ja! Einfach verschwunden aus dem Garten. Ich war oben in meinem Schlafzimmer. Nein! Ich habe nicht geschlafen, sondern mir nur eine Strickjacke geholt. Und habe dabei ein paar Sachen für die Reinigung