Im Zweifel der Gefühle: Die junge Gräfin 15 – Adelsroman
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Die junge Gräfin ist eine Familiensaga, die ihresgleichen sucht. Die junge Gräfin ist eine weit herausragende Figur, ein überzeugender, zum Leben erwachender Charakter – einfach liebenswert.
Auch wenn Alexandra viele Vorbehalte gegen die Verlobung ihrer früheren Studienkollegin Rautgundis von Sevelen mit dem Grafen Warenthien hatte, musste sie ihre ursprüngliche Meinung doch sehr schnell revidieren. Friedrich-Wilhelm und Eleonore von Sevelen hatten keine Mühe gescheut, ihrer Tochter ein stilvolles, unvergessliches Fest zu gestalten, bei dem sie wirklich an nichts gespart hatten und was einen für einen Augenblick vergessen ließ, dass die Braut diesen Bräutigam nicht wirklich wollte, sondern dass es ebenso arrangiert war, wie dieses Fest. Alles ging ein wenig steif zu, aber das war es wohl auch, wenn man sich streng an die gesellschaftlichen Regeln und die traditionellen Werte hielt. Das, was die Sevelens hier demonstrierten, das lebten sie auch. Und das musste man ganz einfach respektieren. Niemand konnte über seinen Schatten springen, und wenn für den Baron und seine Familie die alten, längst überholten, überlebten Werte noch immer galten, dann war es halt so. Und ganz so verkehrt war es schließlich auch nicht. Wer in einer abgegrenzten, fest umrissenen Welt lebte, der machte in der Regel auch keinen Fehltritt, um aus diesem Leben herauszutreten. Gundis hatte es versucht. Sie hatte sich unsterblich nicht standesgemäß verliebt und vermutlich die schönste Zeit ihres Lebens mit dem charmanten Miguel verbracht, einem glutäugigen Spanier, aber dann hatte sie doch auf ihre große Liebe verzichtet und sich auf Wunsch ihrer Eltern mit dem Grafen Warenthien verlobt, der nett war, keine Frage, aber der viel zu alt für Gundis war. Alexandra war so froh, dass ihre Eltern schon ein gewisses Standesbewusstsein hatten. Das hatte man automatisch, wenn man einem so alten Adelsgeschlecht entstammte wie den Waldenburgs. Aber sie waren modern, aufgeschlossen und würden ihren Kindern niemals Steine in den Weg legen, wenn sie sich für einen bürgerlichen Partner entschieden. Und genau das hatte Alexandra getan. Noch wusste sie nicht, wohin das mit Mike führen würde, ihrem feschen Piloten. Dazu war ihre Verbindung einfach noch zu jung, ihre Liebe noch zu frisch. Ihre Eltern hatten auf jeden Fall nichts dagegen, sondern sie freuten sich, Mike nach ihrer Rückkehr aus der Toskana kennenzulernen. Es waren einige Leute hier, die Alexandra kannte. Sie fragte sich allerdings, in welcher Verbindung sie zu Baron Sevelen und seiner Familie standen. Wahrscheinlich verkehrten sie nur unverbindlich gesellschaftlich miteinander, und die Auswahl der Gäste war eher nach Rang und Namen gegangen statt der Nähe zur Familie.
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Rezensionen für Im Zweifel der Gefühle
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Buchvorschau
Im Zweifel der Gefühle - Michaela Dornberg
Die junge Gräfin
– 15 –
Im Zweifel der Gefühle
Eine weite Reise hilft Liliane nicht weiter
Michaela Dornberg
Auch wenn Alexandra viele Vorbehalte gegen die Verlobung ihrer früheren Studienkollegin Rautgundis von Sevelen mit dem Grafen Warenthien hatte, musste sie ihre ursprüngliche Meinung doch sehr schnell revidieren.
Friedrich-Wilhelm und Eleonore von Sevelen hatten keine Mühe gescheut, ihrer Tochter ein stilvolles, unvergessliches Fest zu gestalten, bei dem sie wirklich an nichts gespart hatten und was einen für einen Augenblick vergessen ließ, dass die Braut diesen Bräutigam nicht wirklich wollte, sondern dass es ebenso arrangiert war, wie dieses Fest.
Alles ging ein wenig steif zu, aber das war es wohl auch, wenn man sich streng an die gesellschaftlichen Regeln und die traditionellen Werte hielt.
Das, was die Sevelens hier demonstrierten, das lebten sie auch. Und das musste man ganz einfach respektieren.
Niemand konnte über seinen Schatten springen, und wenn für den Baron und seine Familie die alten, längst überholten, überlebten Werte noch immer galten, dann war es halt so. Und ganz so verkehrt war es schließlich auch nicht.
Wer in einer abgegrenzten, fest umrissenen Welt lebte, der machte in der Regel auch keinen Fehltritt, um aus diesem Leben herauszutreten.
Gundis hatte es versucht. Sie hatte sich unsterblich nicht standesgemäß verliebt und vermutlich die schönste Zeit ihres Lebens mit dem charmanten Miguel verbracht, einem glutäugigen Spanier, aber dann hatte sie doch auf ihre große Liebe verzichtet und sich auf Wunsch ihrer Eltern mit dem Grafen Warenthien verlobt, der nett war, keine Frage, aber der viel zu alt für Gundis war.
Alexandra war so froh, dass ihre Eltern schon ein gewisses Standesbewusstsein hatten. Das hatte man automatisch, wenn man einem so alten Adelsgeschlecht entstammte wie den Waldenburgs. Aber sie waren modern, aufgeschlossen und würden ihren Kindern niemals Steine in den Weg legen, wenn sie sich für einen bürgerlichen Partner entschieden. Und genau das hatte Alexandra getan. Noch wusste sie nicht, wohin das mit Mike führen würde, ihrem feschen Piloten. Dazu war ihre Verbindung einfach noch zu jung, ihre Liebe noch zu frisch.
Ihre Eltern hatten auf jeden Fall nichts dagegen, sondern sie freuten sich, Mike nach ihrer Rückkehr aus der Toskana kennenzulernen.
Es waren einige Leute hier, die Alexandra kannte. Sie fragte sich allerdings, in welcher Verbindung sie zu Baron Sevelen und seiner Familie standen.
Wahrscheinlich verkehrten sie nur unverbindlich gesellschaftlich miteinander, und die Auswahl der Gäste war eher nach Rang und Namen gegangen statt der Nähe zur Familie. Vor allem waren es ältere Leute, die sich hier tummelten.
Alexandra fragte sich, warum Gundis damit einverstanden gewesen war, die ausgerechnet zu ihrer Verlobung einzuladen. Bei einer solchen Festivität legte man doch eher Wert auf Gäste, die zur Familie gehörten, der Familie nahe standen oder die Freunde waren.
Vermutlich hatte Gundis das auch ihren Eltern überlassen wie alles andere.
Alexandra hatte ihre Honneurs gemacht, hier und da ein wenig geplaudert, in erster Linie über ihre Eltern, denn das war es, was die meisten interessierte, wie es dem Grafen Benno von Waldenburg und Gräfin Alexandra ging. Ihre Eltern waren überall sehr beliebt und vor allem sehr geachtet. Das war etwas, was Alexandra stolz machte.
Nach dem wirklich ausgezeichneten Konzert in der großen Eingangshalle von Schloss Sevelen, bei dem ein Querschnitt von Vivaldi über Schubert, Massenet, Mendelssohn Bartholdy, Grieg, Bach und viele andere große Komponisten geboten wurde, hatten sich die meisten in den Salons versammelt, um ein Gläschen Champagner zu trinken, ein wenig zu plaudern, ehe es in den großen Saal zum Essen ging, einem Essen, das vielversprechend zu werden schien.
Alexandra hatte voller Verwunderung die Karte gelesen und den Sevelens so etwas überhaupt nicht zugetraut, zumal sie von Gundis wusste, dass man auf Essen keinen allzu großen Wert legte und in erster Linie das aßen, was sie selbst anbauten oder in ihren Wäldern schossen und Ställen züchteten.
Dieses Menü hätte auch ihre Klara zaubern können.
Die Vorspeise war ein Feldsalat mit Himbeerwalnuss-Dressing und Flusskrebsen, gefolgt von Linguine mit Gemüsestreifen und Jakobsmuscheln in Orangen-Safransauce, und der geschmorte Braten vom Rind in Steinpilzsauce mit Waffelkartoffeln und Rosmarin-Möhrchen hörte sich auch sehr gut an. Und das Dessert eine Apfelcreme mit Calvadosschaum und Walnusskrokant war auch nicht zu verachten. Es war eine runde Sache, da hatten sich die Sevelens mächtig ins Zeug gelegt.
Alexandra lehnte an einem der schmalen hohen Fenster, die in die dicke Mauer eingelassen waren und beobachtete das Treiben um sich herum.
Für den Moment hatte sie keine Lust auf Kommunikation. Es war schade, dass ihre früheren Kommilitonen Markus, Volker, Inge und Millie im letzten Augenblick abgesagt hatten, sie hätte sich gefreut, sie mal wiederzusehen.
Und schade war eigentlich auch, dass sie sich alle so sehr aus den Augen verloren hatten. Während ihrer gemeinsamen Studentenzeit waren sie, eingeschlossen Rautgundis und Miguel, unzertrennlich gewesen und hatten eine herrliche Zeit miteinander verbracht.
Wie sehr hatten sie sich geschworen, sich nie aus den Augen zu verlieren, miteinander zu telefonieren, sich zu treffen.
Und was war daraus geworden?
Nichts, absolut nichts!
Zuerst war die Verbindung zwischen Miguel und Gundis zerbrochen, das hatte vorübergehend für Gesprächsstoff gesorgt, doch dann waren die Telefonate weniger geworden, Treffen hatten niemals stattgefunden, und dann war Funkstille eingetreten.
Wenn Gundis sie nicht zu ihrer Verlobung eingeladen hätte, dann hätte sie auch an diese alte Freundin nicht mehr gedacht.
Vielleicht musste man ganz einfach noch älter werden, um sich an das, was gewesen war zu erinnern, so nach dem Motto – weißt du noch, damals …
Schade, wirklich schade.
Rautgundis, die Braut, kam auf sie zu, sie hatte zwei Sektgläser in der Hand, von denen sie eines Alexandra reichte.
»Langweilst du dich?«, wollte sie wissen.
Ihr Gesicht wies hektische rote Flecken auf, was darauf schließen ließ, dass sie schon Champagner reichlich genossen hatte. Eigentlich untypisch für Gundis, die hatte immer nur sehr wenig getrunken. Tat sie das jetzt, um den Rummel besser überstehen zu können, weil der Alkohol einen, wenigstens vorübergehend, alles durch die rosarote Brille sehen ließ?
»Nein, ich langweile mich nicht, Gundis«, antwortete sie. »Es ist ein schönes, sehr stilvolles Fest …, ich möchte einfach nur ein wenig meine Ruhe haben. Ich dachte gerade an das Menü, das wir serviert bekommen. Es liest sich vielversprechend, und darauf freue ich mich schon sehr.«
Sie zuckte die Achseln, trank etwas von ihrem Champagner, ehe sie antwortete: »Es ist auf Guntrams Mist gewachsen. Er hat einen Sternekoch einfliegen lassen, von dem auch die Menüvorschläge kamen. Meine Eltern hätten sich weder für ein solches Essen entschieden, noch hätten sie das Geld dafür ausgegeben …, aber jetzt finden sie es natürlich großartig und schmücken sich im Grunde genommen mit fremden Federn. Sie verraten niemandem, dass eigentlich Guntram die Ehre gebührt?«
Sie machte eine wegwerfende Handbewegung. »Was soll’s, mir ist es so was von egal, ich wollt, der ganze Zauber wäre längst vorbei. Ich komme mir vor wie jemand, den man auf eine Bühne gestellt hat ohne ihm zu sagen, was er eigentlich für eine Rolle spielen soll.«
Alexandra lächelte.
»Deine Rolle ist doch klar definiert, du bist die Braut, der Mittelpunkt des Festes, und ich finde, du spielst diese Rolle ganz ausgezeichnet. Du bist sehr souverän, und du siehst fabelhaft aus, Gundis.«
Wieder trank Rautgundis etwas.
»Rolle, du sagst es, liebe Alexandra, die spiele ich wirklich. Meine äußere Hülle ist hier beteiligt, aber mein Inneres … Niemand weiß, wie es in mir aussieht. Am liebsten würde ich jetzt schreiend davonlaufen. Wenn ich es bloß könnte, dann säße ich sehr schnell im nächsten Flieger