Seewölfe - Piraten der Weltmeere 567: Das Henkerschiff
Von Burt Frederick
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Rezensionen für Seewölfe - Piraten der Weltmeere 567
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Seewölfe - Piraten der Weltmeere 567 - Burt Frederick
9
1.
„Im Schwindeln bist du wahrhaftig keine Meisterin, sagte er kopfschüttelnd. „Wenn das, was dich bedrückt, irgend etwas mit mir zu tun hat, solltest du es mir sagen. Bislang haben wir nie etwas voreinander verheimlicht. Ich finde, dabei sollte es auch bleiben.
Sie blickte aus ihren großen dunklen Augen zu ihm auf.
Er bewunderte ihre Schönheit, während sie nach Worten suchte. Vor dem Hintergrund des silbernen Mondlichts, das den Strand schimmern ließ, sah Larisa Zarai aus wie eine griechische Göttin. Sie trug die einfache Leinenkleidung der Landbevölkerung von Lesbos. Doch selbst wenn sie Lumpen angehabt hätte, wäre das Ebenmaß ihrer Statur und ihrer Gesichtszüge dadurch nicht beeinträchtigt worden. Ihr Haar glänzte wie schwarze Seide. Es fiel in sanften Wogen und umschmeichelte ihre Schultern.
„Ich habe große Angst, gestand sie und senkte den Kopf. „Aber das ist es nicht allein. Ich könnte die Angst wahrscheinlich ertragen, wenn ich nicht – nicht die Sorge hätte, daß diese Angst stärker wird als meine Liebe zu dir.
„Was willst du damit sagen?" Er runzelte die Stirn.
„Ich fürchte mich, zu unserem Treffpunkt zu kommen. Sie deutete auf das Dickicht, das oberhalb des von Felsen durchsetzten Uferbereichs begann. „Ich spüre, daß wir beobachtet werden, Stavros. Jemand belauert uns. Jemand, der es vor allem auf dich abgesehen hat.
„Liebes, sagte er sanft und schloß seine Arme fester um sie. „Du brauchst dir nicht den Kopf darüber zu zerbrechen. Ich lebe in ständiger Gefahr. Es kann mir jederzeit passieren, daß mir jemand auflauert. Daran wird sich nichts ändern, solange ich gemeinsam mit unseren Landsleuten für die Freiheit kämpfe.
„Heute abend ist es anders, erwiderte sie. „Ich habe ein merkwürdiges Gefühl. Ich wollte nicht darüber sprechen, um dich nicht zu beunruhigen. Nun hast du mich dazu gezwungen.
Er lächelte. „Es tut mir nicht einmal leid. Sag mir mehr über dieses merkwürdige Gefühl."
„Du lachst über mich?"
„Aber nein. Ich nehme dich ernst. Frauen spüren manchmal Dinge, von denen wir Männer nichts ahnen."
Sie löste sich ein kleines Stück von ihm und schlang die Arme um seinen Nacken. „Es ist einfach nur ein Gefühl. Ich weiß, daß eine Gefahr da ist. Aber wenn du bei mir bist und mich festhältst, bedeutet es kaum noch etwas für mich. Dann läßt meine Angst nach."
„Ich glaube, ich ahne, auf was du hinauswillst, entgegnete er und tippte ihr sanft mit dem Zeigefinger auf die Nase. „Möchtest du mich langsam und sorgfältig darauf vorbereiten?
„Stavros! rief sie mit leiser Empörung. „Sei nicht ungerecht. Ich habe nicht davon angefangen, diesmal nicht.
„Aber du würdest es am liebsten tun, nicht wahr?"
„Natürlich, das weißt du."
„Also doch."
„Nein. Es hat nicht das geringste mit dieser Beklemmung zu tun, die ich heute abend empfinde."
Er lachte leise. „Aber deine bösen Angstgefühle passen gut zum Thema."
„Und wenn es so wäre? entgegnete sie trotzig. „Ich habe nie verhehlt, daß ich für immer bei dir sein möchte. Dabei habe ich mich nicht einmal aufgedrängt. Du hast mich zuerst gefragt, ob ich deine Frau werden will.
„Wenn alles vorbei ist. Wenn bessere Zeiten für uns. Griechen eingekehrt sind."
„Das werden wir vielleicht nicht mehr erleben. Ich kann nicht so lange warten. Ich bin bereit, meine Eltern zu verlassen und für immer bei dir zu bleiben."
„Ausgeschlossen, sagte er rauh. Es fiel ihm schwer, ihr wehzutun. Aber es ging nicht anders. „In unserem Lager gibt es keine Frauen. Du wärest die erste. Bevor das überhaupt möglich wäre, müßte ich versuchen, einen Mehrheitsbeschluß zu brechen. Dann hätten die anderen auch die gleichen Rechte wie ich. Mit der Disziplin wäre es …
„Stavros, fiel sie ihm ins Wort. „Ich kenne alle deine Argumente. Wenn du wirklich wolltest, würdest du einen Weg finden. Es ist so, daß ich mein Leben für immer sinnloser halte. Du lebst für deinen Kampf gegen den Tyrannen. Ich lebe für unsere heimlichen Treffen. Manchmal sehen wir uns tagelang nicht. Das ist schwer zu ertragen.
„Für mich auch."
„Dann ändere etwas daran. Du hast es in der Hand."
„Ich kann nicht allein entscheiden. Das mußt du verstehen. Außerdem – was würden deine Eltern dazu sagen?"
„Sie haben nichts dagegen einzuwenden. Ich habe schon mit ihnen gesprochen."
„Was?" Er sah sie ungläubig an.
„Ja, es ist wahr. Gerade heute habe ich mit ihnen gesprochen. Sie sind verständnisvolle Menschen, das weißt du. Andere in unserem Alter, so sagen sie, sind längst verheiratet. Einer jungen Frau trägt es einen schlechten Ruf ein, wenn sie mit zwanzig Jahren immer noch nicht verheiratet ist. Wie ich."
„Larisa, jetzt wirst du ungerecht. In unserem Fall verhält sich alles etwas anders. Ich habe mir vorgenommen, die Schreckensherrschaft Hatip Bayindirs zu bekämpfen und zu brechen, damit alle Griechen auf Lesbos nicht länger von den Türken geknechtet werden. Für ein solches Ziel muß man Opfer bringen, das mußt du doch einsehen."
Sie hauchte ihm einen Kuß auf die Lippen. „Meistens sehe ich es auch ein, das weißt du. Aber manchmal fällt es mir eben sehr schwer. So wie heute. Es liegt wohl an dieser Angst …"
Er legte ihr den Zeigefinger auf die Lippen.
„Kein Wort mehr, befahl er mit gespielter Strenge. „Wir drehen uns sonst im Kreis.
Er küßte sie, und sie sträubte sich nicht.
Er wußte, daß sie im Grunde einer Meinung waren. Ihr sehnlichster Wunsch war auch der seine. Aber Larisa war sich auch darüber im klaren, daß sie seine Argumente nicht mit einer Handbewegung vom Tisch fegen konnte.
Nach einer kurzen Weile verabschiedete sie sich, wie es stets sein mußte, wenn sie sich an dem geheimen Platz in der Bucht trafen. Stavros führte Larisa zum Strand, wo die vier Männer beim Boot warteten.
Sie brachten es zu Wasser und nahmen ihre Plätze auf den Duchten ein. Stavros half Larisa auf die Achterducht. Sie übernahm die Ruderpinne, wie sie das gewohnt war.
Stavros Kyriaki blieb am Strand stehen und blickte dem Boot nach, bis es hinter der nordöstlichen Landzunge verschwand und auf Ostkurs ging. Für Larisa war der Weg zu Wasser einfacher. Der Bauernhof ihrer Eltern befand sich landeinwärts von der übernächsten Bucht.
Die Küstenregion war bergig. Es hätte einen mühevollen und langwierigen Umweg für Larisa bedeutet, zu Lande den Treffpunkt zu erreichen. Denn es war ein geeigneter Ort, weil Bayindirs Schergen aus Mithimna diese unwegsame Region noch nicht unter Kontrolle hatten.
Stavros ging zu seinem Pferd und schwang sich in den Sattel. Obwohl die Gefahr seiner Meinung nach geringer war, als Larisa befürchtete, hatte er die Hufe des Braunen mit Lappen umwickelt.
„Ein Irrlicht, sagte Old Donegal Daniel O’Flynn überzeugt. „In diesen Breiten rührt es daher, daß der Gehörnte versucht, die Seefahrer auf einen falschen Kurs zu locken. Obwohl sie diese Irrlichter kennen, findet er immer wieder seine Opfer. Ihre Schiffe zerschellen dann an Klippen oder geraten auf Untiefen.
Ben Brighton, Erster Offizier in der Crew des Seewolfs, hörte grinsend zu.