Der Außenseiter: Dr. Norden Bestseller 315 – Arztroman
()
Über dieses E-Book
Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben. Die Serie von Patricia Vandenberg befindet sich inzwischen in der zweiten Autoren- und auch Arztgeneration.
Als Dr. Daniel Norden zu Frau Annedore Lorenz in die Behnisch-Klinik gerufen wurde, wußte er, daß ein langes schmerzhaftes Leiden dem Ende entgegenging. Er kannte Annedore Lorenz seit gut zehn Jahren. Er war Hausarzt der Familie gewesen, bis die schwerkranke Frau dann doch in die Klinik gebracht werden mußte. Dr. Norden hatte selten eine so tapfere Frau kennengelernt, die ihren häuslichen Pflichten nachkam, bis sie sich nicht mehr auf den Beinen halten konnte. Sie hatte ihren schon erwachsenen Kindern nicht zeigen wollen, wie es wirklich um sie stand. Die Nachmittagssprechstunde neigte sich glücklicherweise schon dem Ende zu, als der Anruf von Dr. Jenny Behnisch kam. Nur zwei Patienten warteten noch, aber sie bekamen nur ihre Injektionen, und Dorthe Harling konnte dann die Bestrahlungen allein überwachen. Dr. Norden rief seine Frau an und sagte ihr, daß er noch in die Behnisch-Klinik fahren müsse. »Ich habe Frau Lorenz noch mal besucht, Daniel. Es war so eine Eingebung. Sie war sehr schwach, aber sie weiß noch genau, was sie redet. Es tut mir um sie so entsetzlich leid, denn von der Familie hat anscheinend niemand Zeit, sie zu besuchen.« »Eine feine Familie«, sagte Daniel Norden heiser. »Ich fahre jetzt hin. Es wird wahrscheinlich ziemlich spät werden, Feelein.«
Mehr von Patricia Vandenberg lesen
Sophienlust Bestseller
Ähnlich wie Der Außenseiter
Titel in dieser Serie (100)
Dr. Norden Bestseller 21 – Arztroman: Seine rätselhafte Kollegin Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Norden Bestseller 3 – Arztroman: Eine gefährliche Verwechslung Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Norden Bestseller 6 – Arztroman: Saskia und der Fremde Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Norden Bestseller 1 – Arztroman: Dr. Daniel Norden Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Norden Bestseller 1 – Arztroman: Dr. Daniel Norden Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Norden Bestseller 15 – Arztroman: Über allem steht die Liebe Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Norden Bestseller 9 – Arztroman: Begegnung im Unfallkrankenhaus Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Norden Bestseller 2 – Arztroman: Hat das Leben seinen Sinn verloren? Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Norden Bestseller 5 – Arztroman: Der schwierige Patient Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Norden Bestseller 29 – Arztroman: Marcella, die schöne Verführerin Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Norden Bestseller 4 – Arztroman: Fast wäre es zu spät gewesen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Norden Bestseller 2 – Arztroman: Hat das Leben seinen Sinn verloren? Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Norden Bestseller 4 – Arztroman: Fast wäre es zu spät gewesen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Norden Bestseller 7 – Arztroman: Wer ist Vanessa Hunter? Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Norden Bestseller 12 – Arztroman: Mit der Vergangenheit leben Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Norden Bestseller 8 – Arztroman: Erkenne die Wahrheit, Christina Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Norden Bestseller 10 – Arztroman: Man nahm ihr das Kind Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Norden Bestseller 39 – Arztroman: Unsere Liebe – zum Scheitern verurteilt? Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Norden Bestseller 11 – Arztroman: Du darfst nicht verzweifeln Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Norden Bestseller 20 – Arztroman: Angst um Almut Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Norden Bestseller 17 – Arztroman: Wenn Dr. Norden Urlaub macht Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Norden Bestseller 18 – Arztroman: Ein gewagtes Spiel Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Norden Bestseller 26 – Arztroman: Ein falscher Kollege Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Norden Bestseller 8 – Arztroman: Erkenne die Wahrheit, Christina Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Norden Bestseller 24 – Arztroman: Ein schlimmer Tag für Manuela Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Norden Bestseller 27 – Arztroman: Fee Norden in höchster Gefahr Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Norden Bestseller 13 – Arztroman: Hilferuf an Dr. Norden Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Norden Bestseller 21 – Arztroman: Seine rätselhafte Kollegin Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Norden Bestseller 34 – Arztroman: Du bleibst immer meine Frau Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Norden Bestseller 32 – Arztroman: Sein interessantester Fall Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Ähnliche E-Books
Der Außenseiter: Dr. Norden Gold 21 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHilf mir zu vergessen: Dr. Norden Bestseller 260 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEin Zufall kann zum Schicksal werden: Dr. Norden Aktuell 39 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMit einer Lüge leben?: Dr. Norden Bestseller 225 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Norden Bestseller 182 – Arztroman: Kann unsere Liebe Sünde sein? Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWas geschah in jener Nacht?: Dr. Norden Bestseller 261 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEin Zufall kann zum Schicksal werden: Dr. Norden Bestseller – Neue Edition 13 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Norden Bestseller 159 – Arztroman: Nur ein Mann für gute Tage? Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLeben ohne Angst: Dr. Norden Extra 32 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Mädchen, das ich liebe: Dr. Norden Extra 2 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Norden Bestseller 22 – Arztroman: Ein Glück in Gefahr Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDieser Fall macht uns Sorgen: Dr. Norden Aktuell 8 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Norden Bestseller 8 – Arztroman: Erkenne die Wahrheit, Christina Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenErkenne die Wahrheit, Christina: Dr. Norden – Retro Edition 8 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFüreinander bestimmt: Dr. Norden Extra 36 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenErkenne die Wahrheit, Christina: Dr. Norden – Die Anfänge 8 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIch spiele für mein Kind: Dr. Laurin 168 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Norden Bestseller 46 – Arztroman: Ich bin nicht schuldig Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIch bin nicht schuldig: Dr. Norden Aktuell 26 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAls April verschwand …: Dr. Norden 16 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Norden Bestseller 28 – Arztroman: Dieser Fall macht uns Sorgen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEs war im letzten Sommer: Dr. Norden Extra 28 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Laurin 95 – Arztroman: Warum lügt die Patientin? Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Norden Bestseller 87 – Arztroman: Die Patientin mit dem falschen Namen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDann wusste sie, was Liebe ist: Dr. Norden Bestseller 239 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWas auch immer kommen mag: Dr. Norden Extra 31 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Norden Bestseller 82 – Arztroman: Ihr Leben hing an einem seidenen Faden Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWie es das Schicksal will: Dr. Norden Bestseller Classic 16 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMein Leben in deiner Hand: Dr. Norden Gold 15 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSchön - und gefährlich: Dr. Norden Bestseller 362 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Allgemeine Belletristik für Sie
1984 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDenke (nach) und werde reich: Die 13 Erfolgsgesetze - Vollständige Ebook-Ausgabe Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Sämtliche Creative Writing Ratgeber: 5 x Kreatives Schreiben Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGerman Reader, Level 1 Beginners (A1): Eine Begegnung im Zug: German Reader, #4 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Nibelungenlied Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenJames Bond 03 - Moonraker Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Walter Benjamin: Gesamtausgabe - Sämtliche Werke: Neue überarbeitete Auflage Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer kleine Hobbit von J. R. R. Tolkien (Lektürehilfe): Detaillierte Zusammenfassung, Personenanalyse und Interpretation Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAna im Kreis: Novela en alemán (nivel A1) Bewertung: 3 von 5 Sternen3/5Die Edda - Nordische Mythologie und Heldengedichte Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenCity on Fire: Thriller Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGrimms Märchen: Mit hochauflösenden, vollfarbigen Bildern Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Harry Potter und der Stein der Weisen von J K. Rowling (Lektürehilfe): Detaillierte Zusammenfassung, Personenanalyse und Interpretation Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGermanische Mythologie: Vollständige Ausgabe Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSchöne neue Welt von Aldous Huxley (Lektürehilfe): Detaillierte Zusammenfassung, Personenanalyse und Interpretation Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenItalienisch lernen durch das Lesen von Kurzgeschichten: 12 Spannende Geschichten auf Italienisch und Deutsch mit Vokabellisten Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMetamorphosen: Bücher der Verwandlungen: Mythologie: Entstehung und Geschichte der Welt von Publius Ovidius Naso Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Dienstanweisung für einen Unterteufel Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Immanuel Kant: Gesammelte Werke: Andhofs große Literaturbibliothek Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAnnas Tagebuch: A Short Story for German Learners, Level Elementary (A2): German Reader Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Eleganz des Igels von Muriel Barbery (Lektürehilfe): Detaillierte Zusammenfassung, Personenanalyse und Interpretation Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKaiserin Elisabeth und die historische Wahrheit Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Tod in Venedig Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Fremde von Albert Camus (Lektürehilfe): Detaillierte Zusammenfassung, Personenanalyse und Interpretation Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIlias & Odyssee Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenJames Bond 01 - Casino Royale Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5
Rezensionen für Der Außenseiter
0 Bewertungen0 Rezensionen
Buchvorschau
Der Außenseiter - Patricia Vandenberg
Dr. Norden Bestseller
– 315 –
Der Außenseiter
Patricia Vandenberg
Als Dr. Daniel Norden zu Frau Annedore Lorenz in die Behnisch-Klinik gerufen wurde, wußte er, daß ein langes schmerzhaftes Leiden dem Ende entgegenging.
Er kannte Annedore Lorenz seit gut zehn Jahren. Er war Hausarzt der Familie gewesen, bis die schwerkranke Frau dann doch in die Klinik gebracht werden mußte. Dr. Norden hatte selten eine so tapfere Frau kennengelernt, die ihren häuslichen Pflichten nachkam, bis sie sich nicht mehr auf den Beinen halten konnte. Sie hatte ihren schon erwachsenen Kindern nicht zeigen wollen, wie es wirklich um sie stand.
Die Nachmittagssprechstunde neigte sich glücklicherweise schon dem Ende zu, als der Anruf von Dr. Jenny Behnisch kam. Nur zwei Patienten warteten noch, aber sie bekamen nur ihre Injektionen, und Dorthe Harling konnte dann die Bestrahlungen allein überwachen.
Dr. Norden rief seine Frau an und sagte ihr, daß er noch in die Behnisch-Klinik fahren müsse.
»Ich habe Frau Lorenz noch mal besucht, Daniel. Es war so eine Eingebung. Sie war sehr schwach, aber sie weiß noch genau, was sie redet. Es tut mir um sie so entsetzlich leid, denn von der Familie hat anscheinend niemand Zeit, sie zu besuchen.«
»Eine feine Familie«, sagte Daniel Norden heiser. »Ich fahre jetzt hin. Es wird wahrscheinlich ziemlich spät werden, Feelein.«
»Wir sind es ja gewohnt, mein Schatz. Aber Annedore Lorenz verdient es wirklich, daß wenigstens ein paar Menschen Zeit für sie haben.«
Dr. Norden fuhr zur Behnisch-Klinik. Er fuhr oft diese Straße, denn mit Dr. Dieter Behnisch und seiner Frau Jenny waren er und Fee genauso befreundet wie mit Dr. Hans Georg Leitner, dessen Frauenklinik noch einen Kilometer etwas abseits von dieser Straße lag. Drei alte Freunde hatten in einem Stadtteil von München zusammengefunden, und sie unterstützten sich gegenseitig bei schwierigen Fällen. Da gab es keine Konkurrenz. Sie wurden sich immer einig in ihren Diagnosen zum Wohle ihrer Patienten. Manchmal jedoch konnten sie beim besten Willen nicht helfen, wie im Fall von Frau Lorenz.
Annedore Lorenz, sechsundvierzig Jahre alt, kürzlich hätte sie Silberhochzeit feiern können, wenn ihr Mann davon Notiz genommen hätte, aber so tapfer sie sich bis zu diesem Tag gehalten hatte, drei Tage später kam der große Zusammenbruch. Das Herz von Annedore Lorenz spielte nicht mehr mit. Es war wohl auch die Resignation darüber, daß sie sich von ihrer Familie im Stich gelassen fühlte. Diese Resignation nahm ihr die letzte Kraft, die sie lange Jahre trotz schwerster Gelenkschmerzen aufgebracht hatte.
Gelenkchondromatose hieß die Diagnose, der medizinische Begriff. Dr. Norden hatte es Annedore Lorenz genau erklärt, aber sie hatte sich trotzdem nicht geschont, und er wußte warum, vielleicht er allein, abgesehen von dem Rechtsanwalt Dr. Siegel, der Annedores Testament verfaßt hatte.
Sie hatte Herbert Lorenz, einen blendend aussehenden Studenten der Betriebswirtschaft, vor etwas mehr als fünfundzwanzig Jahren geheiratet. Er war mittellos gewesen, sie eine reiche Erbin. Und ihre damals noch lebende Mutter hatte sich auch von dem charmanten Herbert Lorenz einfangen lassen. In ihrem Testament hatte sie ihm nämlich die Hälfte ihrer Anteile an dem Maschinenbauunternehmen ihres verstorbenen Mannes hinterlassen, und Annedore hatte die andere Hälfte mit ihren Kindern teilen müssen.
Vielleicht waren da, vor vier Jahren, Annedore die Augen über ihren Ehemann vollends aufgegangen, aber in der Zwischenzeit hatte sie auch schon einiges mehr über ihn erfahren, was sie nicht hatte glauben wollen und was doch der Wahrheit entsprach.
Ja, Dr. Norden wußte viel über Annedore Lorenz und ihr Leben, viel mehr, als wohl der Ehemann vermuten mochte, aber so wie Daniel Norden den einschätzte, würde er sich wohl keinen einzigen Gedanken darüber machen, daß seine Frau bedeutend klüger und wissender war, als er dachte.
Es gab keinen Zweifel, daß Herbert Lorenz ein guter Geschäftsmann war, und er spielte eine beträchtliche Rolle in der Gesellschaft und auch in der Politik. Er verfügte über allerbeste Beziehungen, und wenn er auf Fotos mit einer eleganten Frau abgebildet wurde, verstand er es, dies als rein gesellschaftliche Beziehung hinzustellen.
Die Zeiten, wo er mit Annedore, seiner Frau, öffentlich in Erscheinung trat, waren längst vorbei, aber Dr. Norden wußte, daß sie früher einmal eine sehr hübsche Frau gewesen war.
Jetzt saß er am Bett einer Sterbenden, aber ihr Blick ließ ihn nicht los.
»Dr. Siegel wird doch alles so regeln, wie ich es bestimmt habe, Dr. Norden«, flüsterte sie.
»Das ist doch selbstverständlich.«
»Er wird es anfechten, das weiß ich, aber bitte, sagen Sie meinen Kindern, daß ich sie immer geliebt habe, auch wenn sie stets auf seiner Seite waren. Ich hatte nicht die Kraft, gegen ihn anzukämpfen, den Kindern die Wahrheit zu sagen. Ich wollte sie zusammenhalten.«
»Sie brauchen sich wirklich keine Vorwürfe zu machen, Frau Lorenz. Sie haben schließlich das Geld eingebracht und die Firma«, sagte Daniel Norden. »Sie hätten mehr an sich denken sollen, an Ihre Gesundheit, ich habe es Ihnen oft gesagt.«
»Ja, und Sie haben es gut gemeint mit mir«, sagte sie leise. »Wenn doch meine Kinder auch solchen Vater hätten.« Jetzt rannen Tränen über ihre eingefallenen Wangen. »Sie sind doch nicht schlecht, sie sind nur jung und ein bißchen oberflächlich. Aber ich hoffe, daß sie sich nicht so ausnehmen lassen wie ich. All dies zu denken… aber bald wird es ja vorbei sein… und dann, ich denke, ich habe genug gebüßt für meine Fehler.«
Dr. Norden hielt die abgemagerten Hände. Ja, er wußte genau, wie diese Frau gelitten hatte, aber ihre Kinder nicht leiden lassen wollte. Und er wußte, daß sie bis zum letzten Atemzug daran denken würde, daß es ihren Kindern bessergehen solle als ihr.
»Sie waren immer so gut zu mir, Dr. Norden. Ich danke Ihnen«, flüsterte sie, kaum noch vernehmbar, und dann schloß sie die Augen, und Dr. Norden wußte, daß sie diese Nacht nicht mehr überleben würde.
»Habt ihr den Mann und die Kinder benachrichtigt, Jenny?« fragte er, als er mit Jenny Behnisch zusammentraf.
»Er ist nicht erreichbar. Er war nie erreichbar, wenn wir angerufen haben. Der Sohn und die ältere Tochter wollten kommen, die Jüngste ist ja noch im Internat. Viel haben sie sich ja nicht um die Mutter gekümmert, länger als zehn Minuten war keiner bei ihr«, sagte Jenny bitter.
»Junge Leute denken sich gar nichts, wenn sie in solchem Wohlstand leben, und sie haben ja alles bekommen, worauf Frau Lorenz freiwillig verzichtet hat, obgleich doch alles eigentlich ihr Geld war.«
»So sehen wir es, Daniel, aber dieser Lorenz sieht es ganz anders.«
»Er wird auch noch seine Strafe bekommen«, sagte Daniel ruhig. »Zumindest einen Schock, wenn das Testament verlesen wird. Eigentlich dürfte ich ja nichts sagen, aber du behältst es ja für dich.«
»Mich würde es freuen, und ich würde auch gern sein langes Gesicht sehen«, sagte Jenny. »Aber da kommt ja der Sohn.«
Daniel drehte sich nicht um. Er konnte sich beherrschen.
Nach Michael Lorenz kam