Der Eisvogel im Abendlicht: Die Hellströms 4 – Familienroman
Von Laura Vinblatt
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Über dieses E-Book
Das ist eine sympathische schwedische Großfamilie, die wie Pech und Schwefel zusammenhält, wenn es darauf ankommt. Den Hellströms gehört das älteste Brauhaus Schwedens. Sie wohnen auf einem idyllischen Landsitz im Süden des Landes, ein eigener See und das nahe Meer laden zum Baden ein. Für Wenke, die blonde, temperamentvolle Tochter von Frans und Liv Hellström, ist das tägliche Bad ein Muss – natürlich ohne eine störende Textilfaser am Leib!
Das Brauhaus ist der Lebensinhalt von Frans Hellström, dem Patriarchen. Er opfert sich auf, um die Marke ständig zu verbessern und noch bekannter zu machen. Erik, sein Sohn, steht ihm zwar zur Seite, doch ist er eher Händler als Brauer. Liv, Frans' Frau, sorgt sich manchmal ein bisschen um ihren Mann, der sich so in seine Arbeit verbeißt.
Da trifft es sich gut, dass Wenke mit dem jungen Braumeister Sören verbandelt ist. Sie rechnet fest mit seinem Heiratsantrag. Doch Greta, ihre welterfahrene Tante, ahnt, möglicherweise großer Liebeskummer auf ihre geliebte Nichte zukommen könnte…
Diese spannend und einfühlsam geschriebene Serie der Autorin Laura Vinblatt lädt Leserinnen und Leser ein, die sympathische Großfamilie und ihre Freunde näher kennenzulernen und Anteil zu nehmen an ihren Freuden und Nöten, den Aufregungen und Herzensverstrickungen. Unbedingt lesenswert!
Es war noch sehr früh, die Sonne schimmerte golden über dem Horizont und streute verwirrende Reflexe aus Licht und Glut über die Bucht von Lündbjorg. Liv Hellström stand reglos hinter dem Schlafzimmerfenster, ihr Blick verlor sich in den Weiten der Erinnerungen, die sie in der vergangenen Nacht heimgesucht und wach gehalten hatten. In ihren klaren blauen Augen spiegelte sich Melancholie. Wohin war die Zeit verschwunden, all die glücklichen Jahre an der Seite von Frans? Fast schien es gestern gewesen zu sein, als sie mit ihrer kleinen Tochter Wenke im Arm den Kreißsaal in der Klinik in Ahus verlassen hatte, überglücklich und mit dem sicheren Gefühl, dass nichts dieses Glück jemals trüben oder gar zerstören könnte. Und nun lag Frans in der Klinik und wartete auf eine dringend nötige Herz-OP. Zu lange hatte er seinen Gesundheitszustand einfach ignoriert, hatte nicht wahr haben wollen, wie es um ihn stand. In naiver Starrsinnigkeit hatte er sich eingeredet, dass schon alles gut gehen würde. Bis die Realität ihn eingeholt hatte. Vor wenigen Tagen erst war das ganze Ausmaß dieses Selbstbetrugs offenbar geworden. Eine einzelne Träne löste sich aus Livs Augenwinkel. Kälte durchströmte ihr Herz. Frans, oh Frans, wie konntest du nur? Die Unvernunft hatte nicht nur ihn selbst in eine gefährliche Lage gebracht, sondern auch seine Familie in tiefe Sorge versetzt. Wenke und ihr Bruder Erik schlichen blass herum wie Schatten, Eriks Frau Ingrid, die mit allerlei Beschwerden während ihrer ersten Schwangerschaft zu kämpfen hatte, litt mit ihrem Mann. Und sie, Liv? Sie seufzte tief. Wie sollte das Leben ohne Frans für sie aussehen? Die sportliche Blondine war das Herz und die Seele der Familie Hellström. Die tiefe Liebe zu ihrem Mann aber bildete den Mittelpunkt ihres Denkens und Fühlens.
Ähnlich wie Der Eisvogel im Abendlicht
Titel in dieser Serie (10)
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Buchvorschau
Der Eisvogel im Abendlicht - Laura Vinblatt
Die Hellströms
– 4 –
Der Eisvogel im Abendlicht
Ein Wiedersehen und neue Aufregungen gibt es in Lündbjorg …
Laura Vinblatt
Es war noch sehr früh, die Sonne schimmerte golden über dem Horizont und streute verwirrende Reflexe aus Licht und Glut über die Bucht von Lündbjorg.
Liv Hellström stand reglos hinter dem Schlafzimmerfenster, ihr Blick verlor sich in den Weiten der Erinnerungen, die sie in der vergangenen Nacht heimgesucht und wach gehalten hatten.
In ihren klaren blauen Augen spiegelte sich Melancholie. Wohin war die Zeit verschwunden, all die glücklichen Jahre an der Seite von Frans? Fast schien es gestern gewesen zu sein, als sie mit ihrer kleinen Tochter Wenke im Arm den Kreißsaal in der Klinik in Ahus verlassen hatte, überglücklich und mit dem sicheren Gefühl, dass nichts dieses Glück jemals trüben oder gar zerstören könnte. Und nun lag Frans in der Klinik und wartete auf eine dringend nötige Herz-OP. Zu lange hatte er seinen Gesundheitszustand einfach ignoriert, hatte nicht wahr haben wollen, wie es um ihn stand. In naiver Starrsinnigkeit hatte er sich eingeredet, dass schon alles gut gehen würde. Bis die Realität ihn eingeholt hatte. Vor wenigen Tagen erst war das ganze Ausmaß dieses Selbstbetrugs offenbar geworden.
Eine einzelne Träne löste sich aus Livs Augenwinkel. Kälte durchströmte ihr Herz. Frans, oh Frans, wie konntest du nur? Die Unvernunft hatte nicht nur ihn selbst in eine gefährliche Lage gebracht, sondern auch seine Familie in tiefe Sorge versetzt.
Wenke und ihr Bruder Erik schlichen blass herum wie Schatten, Eriks Frau Ingrid, die mit allerlei Beschwerden während ihrer ersten Schwangerschaft zu kämpfen hatte, litt mit ihrem Mann.
Und sie, Liv? Sie seufzte tief. Wie sollte das Leben ohne Frans für sie aussehen? Die sportliche Blondine war das Herz und die Seele der Familie Hellström. Die tiefe Liebe zu ihrem Mann aber bildete den Mittelpunkt ihres Denkens und Fühlens. Frans zu verlieren erschien ihr schlichtweg undenkbar.
Die Sonne war nun höher über den Horizont geklettert, ihr strahlendes Licht erhellte den klaren Augusthimmel, hob das tiefe Blau der Hanö-Bukten hervor und ließ die Schären grün und schiefergrau leuchten. Weiter draußen segelten Möwen mit dem Wind, weiße Boote kreuzten.
Obwohl Liv nicht aus Lündbjorg stammte, fühlte sie sich hier doch ganz daheim. Die Kleinstadt in der südschwedischen Provinz Skane Iän lag sehr idyllisch, umgeben von Mischwäldern und Seen.
Als sie vor über fünfundzwanzig Jahren den Brauereibesitzer Frans Hellström geheiratet hatte und in seine Heimat gekommen war, da war ihr, der Großstädterin, hier alles fremd gewesen.
Die Hellströms betrieben das älteste Brauhaus Schwedens, das bereits im Jahre 1548 gegründet worden war. Frans war Brauer mit Leib und Seele. Ein wenig schmerzte es ihn, dass seine beiden Kinder diese Leidenschaft nicht im gleichen Maße entwickelt hatten.
Zwar arbeiteten beide im Brauhaus, doch die Kunst des Bierbrauens beherrschten sie nicht. Erik war ein guter Verkäufer und Geschäftsmann, aber zu unruhig, er musste immer unterwegs sein. Seine Umtriebigkeit führte von Zeit zu Zeit sogar zu Unstimmigkeiten in seiner Ehe, auch wenn die sanftmütige Ingrid sehr viel Geduld mit ihm hatte.
Wenke war jung und vielseitig interessiert, Frans hatte schon mit dem Gedanken gespielt, sie in das anspruchsvolle Brau-Handwerk einzuweihen. Doch es brauchte Jahre, um aus einem Lehrling einen Braumeister zu machen. Und wahre Meister auf diesem Gebiet waren mehr als dünn gesät. Vor einer Weile hatte Frans einen neuen Braumeister einstellen müssen, weil sein Vorgänger ein besseres Angebot wahrgenommen hatte. Sören Karlson hatte die Hellströms einfach vor vollendete Tatsachen gestellt, was sich gleich als doppelt tragisch erwiesen hatte.
Zum einen war es praktisch unmöglich, von jetzt auf gleich Ersatz zu schaffen. Und Sören war zudem mit Wenke verbandelt gewesen. Dass er einfach hatte fortgehen können, ohne Erklärung und Abschied, hatte ihr das Herz gebrochen. Sie mied seitdem Männerkontakte und hatte sich geschworen, sich nie wieder zu binden. Dann war der neue Braumeister gekommen: Lars Bönnsghen hatte diese Stelle nur ihr zuliebe angetreten und war offensichtlich sehr verliebt in sie.
Lars war eine schillernde Persönlichkeit. Er stammte aus einer Industriellenfamilie und hatte selbst beruflich schon so einiges ausprobiert. Eigentlich war er nach Lündbjorg gekommen, um sich eine Auszeit zu nehmen, zu segeln und die Natur zu genießen. Er war auch der neue Nachbar der Hellströms, hatte eine schmucke Villa gekauft, die an den großzügigen Besitz mit dem Herrenhaus, dem alten Baumbestand und einem Privatsee grenzte. Doch die erste Begegnung mit Wenke hatte sein Herz in Flammen gesetzt und all seine Pläne über den Haufen geworfen. Ihm war schnell klar geworden, dass er das spröde Herz der nordischen Schönheit nur mit Beharrlichkeit würde erobern können. Und wie war dies besser möglich als im täglichen Umgang miteinander?
Liv war froh, dass Lars sich nicht nur als Braumeister bewährt hatte, sondern auch erfolgreich in der Geschäftsführung mit Erik zusammenarbeitete. So musste man sich zumindest darüber keine Sorgen machen.
Ein leises Klopfen an der Tür riss Liv aus ihren Gedanken. Es war Lia Palmson, die Köchin und Hausperle der Hellströms. Die rundliche Frau war schon lange Jahre im Haus und hatte Liv seinerzeit die Eingewöhnung erleichtert. Die beiden waren sich auf Anhieb sympathisch gewesen, und daraus war eine feste Freundschaft entstanden. Obwohl die mütterliche Lia mit ihren dreiundfünfzig Lenzen nur acht Jahre älter als Liv war, nannte sie sie ‚meine Kleine’ und hatte immer einen guten Rat, wenn Liv diesen benötigte.
»Liv, kann ich dir etwas Gutes tun? Abgesehen vom Frühstück, das auf dem Tisch steht«, scherzte sie ein wenig lahm.
»Ach, Lia …« Die Hausherrin lächelte, als diese sie herzlich umarmte. »Es ist gut, dass du da bist.«
»Es wird schon werden. Frans wird wieder gesund«, meinte die Getreue überzeugt und streichelte Liv übers Haar. »So schlimm ist es nicht, hab ich recht?«
»Zuerst hat es nicht danach ausgesehen. Aber nach all den Tests, die die Ärzte mit ihm gemacht haben, fürchte ich, dass dieser Eingriff heute doch mehr ist als nur Routine. Ich habe große Angst, dass etwas geschieht und …«
»Scht«, machte Lia da, selbst erschrocken über diesen Gedanken. »An so was wollen wir nicht denken.«
»Nein, das wollen wir nicht.« Liv lächelte tapfer. »Dann werde ich mich ankleiden, damit wir frühstücken können …«
Wenig später hatte sich die Familie Hellström um den großen Tisch im Frühstückszimmer versammelt. Das helle Licht der Morgensonne hob die gewachsten Naturholzmöbel, das rustikale Geschirr und die fein bestickte Tischdecke freundlich hervor. Und doch mochte keine rechte Stimmung aufkommen. Alle hockten mit blassen Gesichtern da und zeigten wenig Appetit.
Das änderte sich erst, als Tante Greta auftauchte. Die ältere Schwester von Frans Hellström lebte in einer kleinen Jugendstilvilla auf dem gleichen Grundstück.
Früher hatte Greta ein wildes Leben im europäischen Jetset geführt. Nach dem Tod ihres Mannes, eines holländischen Diplomaten, hatte sie sich sehr einsam gefühlt und gerne das Angebot ihres Bruders angenommen, in seine Nähe zu ziehen. Sie hatte ein sehr inniges Verhältnis zu ihrem fünfzehn Jahre jüngeren Bruder, den sie Fränsel nannte, was er aber gar nicht mochte.
Greta war der Inbegriff einer Exzentrikerin. Sie badete täglich nackt in der Bucht oder im See, hielt sich mit Yoga fit und schlank, war Hobby-Ornithologin und schrieb an einem Buch über ihre wilden Jugendjahre.
Wenke liebte ihre Tante über alles. Dass sie aber Lars ständig im