Entscheidungen: Die Hellströms 3 – Familienroman
Von Laura Vinblatt
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Über dieses E-Book
Das ist eine sympathische schwedische Großfamilie, die wie Pech und Schwefel zusammenhält, wenn es darauf ankommt. Den Hellströms gehört das älteste Brauhaus Schwedens. Sie wohnen auf einem idyllischen Landsitz im Süden des Landes, ein eigener See und das nahe Meer laden zum Baden ein. Für Wenke, die blonde, temperamentvolle Tochter von Frans und Liv Hellström, ist das tägliche Bad ein Muss – natürlich ohne eine störende Textilfaser am Leib!
Das Brauhaus ist der Lebensinhalt von Frans Hellström, dem Patriarchen. Er opfert sich auf, um die Marke ständig zu verbessern und noch bekannter zu machen. Erik, sein Sohn, steht ihm zwar zur Seite, doch ist er eher Händler als Brauer. Liv, Frans' Frau, sorgt sich manchmal ein bisschen um ihren Mann, der sich so in seine Arbeit verbeißt.
Da trifft es sich gut, dass Wenke mit dem jungen Braumeister Sören verbandelt ist. Sie rechnet fest mit seinem Heiratsantrag. Doch Greta, ihre welterfahrene Tante, ahnt, möglicherweise großer Liebeskummer auf ihre geliebte Nichte zukommen könnte…
Diese spannend und einfühlsam geschriebene Serie der Autorin Laura Vinblatt lädt Leserinnen und Leser ein, die sympathische Großfamilie und ihre Freunde näher kennenzulernen und Anteil zu nehmen an ihren Freuden und Nöten, den Aufregungen und Herzensverstrickungen. Unbedingt lesenswert!
Vor fünf Tagen hatte ein sanfter und unaufhaltsamer Landregen eingesetzt. Der Lieblingsregen der Bauern, weil er mit einer geringen Intensität, aber lang andauernd die dürstende Erde durchnässte und die zarten Pflanzen schonte. Doch nach dem heftigen Starkregen der vergangenen Woche waren die Äcker und Wiesen bereits gesättigt und konnten kein zusätzliches Wasser mehr aufnehmen. Auf dem grünen Weideland des Gutes hatten sich schon großflächige Wasserlachen gebildet, die dem Vieh das Beweiden der Flächen fast unmöglich machte. Im Esszimmer des großen, reetgedeckten Haupthauses stand Matilda Bergquist am Fenster und sehnte sich nach blauem Himmel und Sonnenschein. Sie sah auf den Wirtschaftshof hinaus. Auch hier hatte der Regen schmutziggraue Pfützen hinterlassen, die sich nun immer weiter ausdehnten. Im Moment erinnerte nichts an trockene, heiße Sommertage, die zu dieser Jahreszeit eigentlich üblich waren. Stattdessen verdunkelten Wolken den gesamten Himmel mit einer undurchdringlichen grauen Decke. Sie ließen der Sonne keine Chance. Während Matilda dem endlosen Tanz der Regentropfen auf den Wasserlachen zusah, huschte ein liebevolles Lächeln über ihr Gesicht. Sie dachte an eine längst vergangene Zeit zurück, als ihr Sohn Arne bei jedem Regenwetter in seine Gummistiefel geschlüpft war, um mit großer Begeisterung in sämtliche Pfützen zu springen. Ein wenig wehmütig seufzte Matilda auf. Das war lange her. Heute war Arne ein junger Mann von vierundzwanzig Jahren, der gemeinsam mit seinem Vater Niklas den landwirtschaftlichen Betrieb führte. Aus seinen kleinen Gummistiefeln war er vor einer halben Ewigkeit herausgewachsen, und das viele Regenwasser bereitete nun auch ihm mehr Kummer als Vergnügen. Genau wie seine Eltern liebte Arne das Stück Land, das sie ihr Eigen nennen durften. Es war seit mehreren Jahrhunderten im Besitz der Familie Bergquist. Im Laufe der Zeit hatte das Gut zahlreiche Veränderungen erlebt. Moderne Maschinen hatten Einzug gehalten und den Menschen das Arbeiten auf dem Feld und in den Stallungen erleichtert.
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Buchvorschau
Entscheidungen - Laura Vinblatt
Die Hellströms
– 3 –
Entscheidungen
Es gibt Neuigkeiten bei den Hellströms und Bergquists!
Laura Vinblatt
Vor fünf Tagen hatte ein sanfter und unaufhaltsamer Landregen eingesetzt. Der Lieblingsregen der Bauern, weil er mit einer geringen Intensität, aber lang andauernd die dürstende Erde durchnässte und die zarten Pflanzen schonte. Doch nach dem heftigen Starkregen der vergangenen Woche waren die Äcker und Wiesen bereits gesättigt und konnten kein zusätzliches Wasser mehr aufnehmen. Auf dem grünen Weideland des Gutes hatten sich schon großflächige Wasserlachen gebildet, die dem Vieh das Beweiden der Flächen fast unmöglich machte.
Im Esszimmer des großen, reetgedeckten Haupthauses stand Matilda Bergquist am Fenster und sehnte sich nach blauem Himmel und Sonnenschein. Sie sah auf den Wirtschaftshof hinaus. Auch hier hatte der Regen schmutziggraue Pfützen hinterlassen, die sich nun immer weiter ausdehnten. Im Moment erinnerte nichts an trockene, heiße Sommertage, die zu dieser Jahreszeit eigentlich üblich waren. Stattdessen verdunkelten Wolken den gesamten Himmel mit einer undurchdringlichen grauen Decke. Sie ließen der Sonne keine Chance.
Während Matilda dem endlosen Tanz der Regentropfen auf den Wasserlachen zusah, huschte ein liebevolles Lächeln über ihr Gesicht. Sie dachte an eine längst vergangene Zeit zurück, als ihr Sohn Arne bei jedem Regenwetter in seine Gummistiefel geschlüpft war, um mit großer Begeisterung in sämtliche Pfützen zu springen. Ein wenig wehmütig seufzte Matilda auf. Das war lange her. Heute war Arne ein junger Mann von vierundzwanzig Jahren, der gemeinsam mit seinem Vater Niklas den landwirtschaftlichen Betrieb führte. Aus seinen kleinen Gummistiefeln war er vor einer halben Ewigkeit herausgewachsen, und das viele Regenwasser bereitete nun auch ihm mehr Kummer als Vergnügen.
Genau wie seine Eltern liebte Arne das Stück Land, das sie ihr Eigen nennen durften. Es war seit mehreren Jahrhunderten im Besitz der Familie Bergquist. Im Laufe der Zeit hatte das Gut zahlreiche Veränderungen erlebt. Moderne Maschinen hatten Einzug gehalten und den Menschen das Arbeiten auf dem Feld und in den Stallungen erleichtert. Wechselnde Generationen hinterließen ihre Spuren und öffneten dem Fortschritt Tür und Tor. Wurde das Land früher intensiv mit konventionellen Methoden bewirtschaftet, war man bereits in den achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts auf eine nachhaltige, schonende Biolandwirtschaft umgestiegen, die besonders von Arne mit großem Ernst betrieben wurde. Erst recht, seit er sich dem größten Bioverband Schwedens angeschlossen hatte. Übergenau achtete er auf das Einhalten der strengen Regeln und Vorgaben des Verbandes und duldete keine Nachlässigkeiten.
Matilda reckte sich jetzt und fuhr sich durch das schöne, volle Haar. Seit ihrer Hochzeit lebte sie auf dem Gutshof. Die Liebe zu ihrem Mann hatte sie einst hergeführt, und seitdem gab es für sie keinen schöneren Flecken auf dieser Erde. Sie liebte es, frühmorgens in der ersten Dämmerung von dem energischen Krähen der hofeigenen Hähne geweckt zu werden. Oft schlich sie sich dann noch vor dem Frühstück hinaus zu einem ausgedehnten Spaziergang über taunasse Wiesen oder an den kristallklaren See, der an die ausgedehnten Ländereien grenzte. Auf der anderen Seite des Wassers lag der Landsitz der Hellströms. Sie waren die Besitzer der ältesten Brauerei Schwedens. Die beiden Familien waren durch eine langjährige gute Freundschaft miteinander verbunden. Wenke, die zweiundzwanzigjährige Tochter von Liv und Frans Hellström, zog es jeden Morgen an den See. Sie war eine begeisterte Schwimmerin, die selbst bei so einem trüben Regentag ihrer großen Leidenschaft nachging. Ein wenig bewunderte Matilda die junge Frau für ihren Enthusiasmus.
Matilda warf einen kurzen Blick auf die antike Standuhr, die seit vielen Jahrzehnten zuverlässig ihren Dienst tat. Es war fast fünf, und für ihre Liebsten wurde es wirklich Zeit, endlich eine Pause einzulegen. Schon vor Stunden hatten sich Niklas und Arne, zusammen mit Silke Hansen, ihrer neuen Verwalterin, zu einer spontanen Besprechung zurückgezogen. ‚Krisensitzung’ hatten sie es halb im Scherz genannt, doch Matilda wusste, dass die Situation ernster war, als die beiden Männer es ihr gegenüber zugeben wollten. Es gelang ihnen immer weniger, ihre Sorgen zu verbergen. Matilda hätte ihnen gerne alle Probleme aus dem Weg geräumt, doch das lag nicht in ihrer Macht. Aber sie konnte wenigstens dafür sorgen, dass sie hin und wieder eine kleine Verschnaufpause einlegten.
Kurz entschlossen machte sie sich auf den Weg in den Wirtschaftsraum, der neben der großen Gutsküche lag. Sie nahm einen geräumigen Picknickkorb aus dem Regal und ging ins Esszimmer zurück. Schnell packte sie das Geschirr und die Kaffeekanne in den Korb. Auch der Porzellanteller mit den frischen Zimtschnecken fand noch Platz, sodass der Deckel drauf passte und alles vor dem Regen geschützt sein würde.
In der hellen, weitläufigen Diele griff Matilda nach ihrer wetterfesten Jacke. Der Weg zum Wirtschaftsgebäude, in dem sich das Arbeitszimmer befand, war zwar nicht weit, doch der Regen war unermüdlich und würde sie schnell bis auf die Haut durchnässt haben. Bevor Matilda das Haus verließ, verstaute sie ihre üppigen kupferroten Locken unter der Kapuze. Mit dem Korb in den Händen lief sie dann durch die Regenschauer zu ihren beiden Männern und Silke.
*
»Das Getreide hat besonders gelitten«, sagte ihr Sohn gerade, als Matilda mit ihrer köstlichen Fracht den Raum betrat. Müde rieb er sich die Augen. »Das Feld am Wald hat es am schlimmsten getroffen. Viele Halme sind nach den heftigen Regengüssen abgeknickt. Und bei den übrig gebliebenen Pflanzen können wir damit rechnen, dass ein Teil der vollreifen Körner vorzeitig ausfällt oder dass sie bei dieser feuchten Witterung von Schadpilzen befallen werden.« Arne Bergquist war trotz seines jungen Alters ein Vollblutlandwirt. Das Gedeihen des elterlichen Gutes lag ihm am Herzen. Deshalb wuchs sein Kummer mit jedem weiteren Regentag.
»So ernst ist es?«, fragte Matilda alarmiert nach, während sie den Inhalt des Picknickkorbes auf dem Schreibtisch verteilte. Arnes Worte klangen gar nicht gut und machten ihr plötzlich wieder einmal klar, wie sehr ein Bauernhof von den Launen der Natur abhängig war.
»Es hat nur dies eine Feld so heftig erwischt«, wurde sie sofort von ihrem Mann beruhigt. Niklas liebte seine hübsche Frau und konnte es gar nicht leiden, wenn sie sich Sorgen machte. Darum versuchte er nun, die Probleme kleinzureden.
Aber sein Sohn sprach ehrlich aus, was ihn bedrückte: »Sollte der Regen nicht bald nachlassen, werden wir auch auf den übrigen Flächen mit Verlusten rechnen müssen. Noch sieht das Kartoffelkraut gesund aus, doch macht sich die Krautfäule erst mal breit, werden die Kartoffeln wohl nicht mehr zu retten sein.« Der Einsatz von Schädlingsbekämpfungsmitteln kam für Arne als überzeugtem Biobauern nicht infrage, so blieb nur die Hoffnung, dass die Pflanzen so widerstandsfähig und kräftig