Sie entschied sich für ihr Kind: Dr. Norden Bestseller 291 – Arztroman
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Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben. Die Serie von Patricia Vandenberg befindet sich inzwischen in der zweiten Autoren- und auch Arztgeneration.
Kathrin Bensdorf hatte die Post aus dem Briefkasten geholt und ging in die Küche, um alles für das Frühstück vorzubereiten. Es war Samstag, und da ließen sie sich immer Zeit, denn ihr Poldi brauchte sich nicht mit der Morgentoilette zu beeilen wie sonst. Sie waren seit zwei Jahren verheiratet und überaus glücklich, denn seit vier Monaten konnten sie sich auf ihr erstes Kind freuen. Kathrin nahm sich nicht gleich die Zeit, die Post durchzuschauen. Zuerst deckte sie den Tisch mit aller Sorgfalt. Nichts durfte fehlen, denn Poldi konnte es nicht leiden, wenn sie zwischendurch aufsprang und hinauslief. Er liebte es gemütlich und ruhig. »Bist du fertig, Schatz?« rief Poldi zurück. »Ich muß das Haar noch fönen, es ist zu dick.« Und ein Gang zum Friseur wäre fällig, dachte Kathrin, aber dazu war Poldi immer nur schwer zu bewegen. Sie sah nun doch die Post durch. Bei dem ersten Brief stieß sie einen kleinen Schrei aus, als sie einen Blick in die Doppelkarte geworfen hatte. »Was ist los, Kätzchen?« fragte Poldi, der nun in der Tür des Wohnzimmers erschienen war. »Billi heiratet, was sagt man dazu, und wir sind herzlich eingeladen.« »Und wen heiratet sie?« fragte Poldi mit mäßigem Interesse. »Einen Gutsbesitzer Henning Harmsen.« Kathrin blickte ihren Mann nachdenklich an.
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Dr. Norden Bestseller
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Sie entschied sich für ihr Kind - Patricia Vandenberg
Dr. Norden Bestseller
– 291 –
Sie entschied sich für ihr Kind
Patricia Vandenberg
Kathrin Bensdorf hatte die Post aus dem Briefkasten geholt und ging in die Küche, um alles für das Frühstück vorzubereiten. Es war Samstag, und da ließen sie sich immer Zeit, denn ihr Poldi brauchte sich nicht mit der Morgentoilette zu beeilen wie sonst.
Sie waren seit zwei Jahren verheiratet und überaus glücklich, denn seit vier Monaten konnten sie sich auf ihr erstes Kind freuen.
Kathrin nahm sich nicht gleich die Zeit, die Post durchzuschauen. Zuerst deckte sie den Tisch mit aller Sorgfalt. Nichts durfte fehlen, denn Poldi konnte es nicht leiden, wenn sie zwischendurch aufsprang und hinauslief. Er liebte es gemütlich und ruhig.
»Bist du fertig, Schatz?« rief Poldi zurück. »Ich muß das Haar noch fönen, es ist zu dick.«
Und ein Gang zum Friseur wäre fällig, dachte Kathrin, aber dazu war Poldi immer nur schwer zu bewegen.
Sie sah nun doch die Post durch. Bei dem ersten Brief stieß sie einen kleinen Schrei aus, als sie einen Blick in die Doppelkarte geworfen hatte.
»Was ist los, Kätzchen?« fragte Poldi, der nun in der Tür des Wohnzimmers erschienen war.
»Billi heiratet, was sagt man dazu, und wir sind herzlich eingeladen.«
»Und wen heiratet sie?« fragte Poldi mit mäßigem Interesse.
»Einen Gutsbesitzer Henning Harmsen.« Kathrin blickte ihren Mann nachdenklich an. »Sie hat mir vor ein paar Wochen mal angedeutet, daß ihre Eltern sie verheiraten wollen, aber ich habe nicht gedacht, daß sie sich verkuppeln läßt.«
»Vielleicht ist sie ganz froh«, meinte Poldi lässig, »eine Schönheit ist sie ja nicht gerade. Nichts gegen deine Freundin Billi, Kätzchen, sie ist wirklich ein liebes Kerlchen, aber eigentlich gehörte sie in das vorige Jahrhundert.«
»Sie hat ja zu Hause nie den Mund aufmachen dürfen ohne gefragt zu sein, das schlägt sich nieder. Wir haben uns immer prima verstanden, wenn ich ihren Eltern als Umgang auch nicht willkommen war, aber Billi ist kein Dummerchen, und wenn sie diesen Mann wirklich heiratet, wird sie auch etwas für ihn übrig haben. Solche Liebe wie zwischen uns, gibt es eben nicht oft.«
Dafür bekam sie gleich einen zärtlichen Kuß. Und dann lasen sie gemeinsam, was Sibylle Werneck dazugeschrieben hatte.
Meine liebe Kathrin, ich hoff e sehr, daß Ihr kommt, denn ich habe ja keine andere Freundin und die meisten Gäste sind Hennings Bekannte, außer meinen Eltern und ein paar Verwandten von uns. Ich möchte Dir vorweg nur gleich schreiben, daß Henning wirklich sehr nett ist, und Du nicht denken mußt, daß meine Eltern ihn gekauft haben, damit ich keine alte Jungfer werde. Es wäre schön, wenn Du nicht so weit weg wärest und ich öfter mit Dir reden könnte. Grüß auch Poldi. Ich hoffe, es geht Euch gut.
»Sie ist verklemmt, durch und durch verklemmt, das verrät doch dieser Brief«, stellte Poldi fest.
»Sie hat doch keinen Menschen, mit dem sie offen sprechen kann«, nahm Kathrin ihre Freundin in Schutz, »ich schreibe auch viel zu selten. Telefonieren kann man ja kaum mit ihr, da hängt immer ihre Mutter dazwischen. Es mag wirklich sein, daß sie heiratet, um von ihrem Elternhaus wegzukommen.«
»Vom Regen in die Traufe?«
»Wir werden es ja sehen. Wir fahren doch hin, Poldi?«
»Wenn es der Arzt erlaubt«, erwiderte er. »Unser Baby und du, ihr sollt nicht gefährdet werden wegen dieser Hochzeit.«
»Aber bei mir ist doch alles in Ordnung, und ich bin gesund«, sagte sie.
»Du fragst auf jeden Fall Dr. Norden, der kennt dich doch besser als der Dr. Leitner.«
Kathrin dachte nicht daran, ihrem Mann zu widersprechen. Sie wußte ja, wie besorgt er war. Sie gehörte gewiß nicht zu den Frauen, die zu allem ja und amen sagten und sich ganz dem Ehemann anpaßten, aber sie akzeptierte Poldis Überlegenheit, weil er sie nicht betonte und keinerlei Druck damit auf sie ausübte. Und sie wußte, daß er auch ihre Ansichten akzeptierte, wenn sie seinen auch widersprachen. Bei ihnen gab es keinen Streit. Sie konnten über Meinungsverschiedenheiten diskutieren und redeten nie aneinander vorbei.
Jetzt war sie Poldi dankbar, daß er die Einladung nicht gleich ablehnte, aber da er ein cleverer Werbefachmann war, nutzte er auch gern solche Gelegenheiten, um mögliche neue Verbindungen zu knüpfen. Und er gab auch offen zu, neugierig auf Sibylles Mann zu sein.
»Meinst du, ich bin es nicht«, sagte Kathrin, während sie sich das Frühstück schmecken ließen. »Ich kann mir Billi als Ehefrau nicht vorstellen, und als Gutsfrau erst recht nicht. Sie kann doch nicht anschaffen. Sie hat doch nur gehorchen gelernt. Es war ihr Pech, als Mädchen geboren zu werden. Bei den Wernecks haben nur die Männer das Sagen, schon seit Generationen. Das hat Großvater schon gesagt, als wir noch Kinder waren.«
Kathrin war viel bei den Großeltern auf dem Lande gewesen, und daher rührte auch ihre Freundschaft mit Sibylle, deren Vater Besitzer eines großen Sägewerkes war, außerdem noch eine Mühle geerbt hatte und durch den Verkauf von ererbten Ländereien sehr reich geworden war.
Doch je reicher er wurde, desto geiziger wurde er. Die beiden Söhne wurden kurz gehalten, solange sie zur Schule gingen, aber immerhin machte er ihnen Zugeständnisse, während Sibylle nach dem Motto, daß die Frauen ins Haus gehörten, Berufspläne überhaupt nicht äußern durfte. Das Abitur durfte sie nur machen, damit man nicht sagen konnte, daß Wernecks Tochter ein Dummchen sei und natürlich auch aus Prestigegründen. Aber dann mußte sie eine Hauswirtschaftsschule besuchen und alles lernen, was eine gute Hausfrau eben wissen mußte. Sie durfte natürlich niemals etwas allein oder mit anderen jungen Leuten unternehmen, weil im Hause Werneck strenge moralische Grundsätze herrschten.
Kathrin hatte es nicht verstanden, daß sich Sibylle nicht dagegen wehrte, als sie volljährig war, aber sie hatte wohl auch nicht den Mut, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen.
Kathrin und Poldi sprachen an diesem Tag noch viel über Sibylle.
»Weißt du noch, wie sie auf unserer Hochzeit mit Berti tanzte, Poldi?« sagte Kathrin sinnend. »Da habe ich sie zum ersten Mal fröhlich gesehen, richtig fröhlich.«
»Aber leider hatte Berti kein ernstes Interesse an ihr. Sie tat ihm einfach leid, weil sie so gehemmt war, und nach ihrem Brief zu urteilen, hat sich daran wahrhaftig nicht viel geändert. Wahrscheinlich ist ihr Zukünftiger auch so ein Mann, der eine bequeme Frau braucht, die für seine Ordnung sorgt, Kinder in die Welt setzt und naiv genug ist, nicht an seiner Treue zu zweifeln, wenn er sich anderweitig vergnügt.«
»Sei nicht so frivol, Poldi«, meinte Kathrin verweisend. »Für dumm verkaufen läßt sich Billi nicht. Aber vielleicht kommt alles ganz anders, als wir jetzt denken, und sie wird richtig glücklich. Ich wünsche es ihr von Herzen, denn sie ist sehr lieb und immer hilfsbereit und versöhnlich.«
*
Solche Eigenschaften wußte Henning Harmsen allerdings zu schätzen. Er war fünfunddreißig geworden und mußte nun endlich ans Heiraten denken, aber darauf hatte ihn tatsächlich erst der Berthold Werneck gebracht, als sie sich auf der Landwirtschaftsausstellung getroffen hatten. Werneck hatte es schlau angefangen, denn er war schon lange auf der Suche nach einem passenden Mann für seine Tochter, die er selbst als Mauerblümchen bezeichnete. Er wußte, daß Henning Harmsen finanzielle Sorgen hatte wegen zweier Mißernten und der Belastung durch die Anschaffung von modernen Maschinen.
Beim gemeinsamen Essen, zu dem er Henning großzügig wie selten eingeladen hatte, lobte er Sibylles Vorzüge über den grünen Klee. Wie tüchtig und zuverlässig sie sei, aber eben so zurückhaltend und feinsinnig. So was würde heutzutage nicht mehr geschätzt von den Männern.
Henning hatte dagegen gemeint, daß solche Eigenschaften doch wohl bei jeder Generation hoch im Kurse stünden.
Werneck hatte dann so ganz nebenbei bemerkt, daß Henning ja wohl die Ärztin Helga Haug heiraten würde, und da hatte er den Jüngeren ehrlich verblüfft gesehen. Daran hätte er nie gedacht, hatte Henning gesagt. Sie würden sich zwar schon seit der Schulzeit kennen, aber sie seien viel zu verschieden, um eine gute Ehe zu führen, und außerdem hätte Helga ja ihren Beruf und würde wohl, wenn sie überhaupt ans Heiraten dächte, einen Kollegen vorziehen.
Ja, Berthold Werneck hatte es wirklich geschickt verstanden, seinen Plan durchzuführen. Er hatte Henning eingeladen und zu seiner großen Zufriedenheit hatte er sich auch gut mit Sibylle unterhalten. Und damit er sich auch ernstere Gedanken machte, hatte Werneck dezent durchblicken lassen, daß Sibylle eine beträchtliche Mitgift bekommen würde. Das allerdings machte Henning recht aufnahmebereit, und ihn störte es keineswegs, daß Sibylle keine Schönheit war. Er gab nicht viel auf Äußerlichkeiten, und häßlich konnte man Sibylle wahrhaftig nicht nennen. Sie war ein stilles Mädchen, sie