Bürgermeisters Tochter: Der neue Landdoktor 64 – Arztroman
Von Tessa Hofreiter
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Über dieses E-Book
Die Serie zeichnet sich gegenüber dem Vorgänger durch ein völlig neues Konzept aus. Es wird noch größerer Wert auf Romantik, Spannung und sich weiterdichtende, zum Leben erwachende Romanfiguren, Charaktere und Typen gelegt.
Eines darf verraten werden: Betörend schöne Frauen machen dem attraktiven Landdoktor schon bald den Hof. Und eine wirkliche Romanze beginnt...
»Opa, die Oma hat sich aber wieder fein gemacht. Wohin geht sie denn?«, wollte Otto Talhuber wissen, der mit seinem Großvater auf der Bank neben dem Eingang zum Wohnhaus des Talhuberhofs saß.
Das Haus hatte einen sonnengelben Anstrich, eine Tür aus massiver Eiche und einen Balkon aus dem gleichen Holz, der sich über die gesamte Vorderseite des zweistöckigen Gebäudes zog. Die L-förmig angeordneten Stallungen waren durch eine Kleewiese, auf der die weißbraun gefleckten Kühe grasten, vom Haus getrennt.
Großvater und Enkel schauten der stattlichen Frau in dem leuchtend grünen Dirndl nach. Sie trug dunkelblaue Wildlederpumps und ein dunkelblaues Samtbändchen um den Hals. Erst vor zwei Tagen war Helga Talhuber beim Friseur gewesen und hatte die Blondfärbung ihres grauen Haares auffrischen lassen. Auch der Stufenschnitt war neu und ließ seine Frau um einige Jahre jünger aussehen, wie Xaver Talhuber erneut feststellte.
»Deine Oma trifft sich mit ihren Freundinnen vom Landfrauenverein im Café in der Kreisstadt«, antwortete der Bürgermeister von Bergmoosbach seinem Enkel. In ein paar Tagen würde er seinen 65. Geburtstag feiern, und er ließ seine Amtsgeschäfte eine Weile ruhen, um sich an den Vorbereitungen für die große Feier zu beteiligen. So wie er es seiner Helga versprochen hatte. Dass sie ihn nun ständig allein ließ, hatte er nicht erwartet.
»Du, Opa.«
»Ja?«
»Ist die Frau Kornhuber auch Omas Freundin? Und die Frau Draxler und die Traudel von unserem Doktor Seefeld?« Otto zupfte an den Trägern seiner kurzen Lederhose und wackelte mit den Beinchen.
»Freilich sind sie ihre Freundinnen.«
»Aber mit ihnen trifft sie sich heute gar nicht.«
»Geh, Bub,
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Buchvorschau
Bürgermeisters Tochter - Tessa Hofreiter
Der neue Landdoktor
– 64–
Bürgermeisters Tochter
Sie hielt ihren schrecklichen Verdacht geheim
Tessa Hofreiter
»Opa, die Oma hat sich aber wieder fein gemacht. Wohin geht sie denn?«, wollte Otto Talhuber wissen, der mit seinem Großvater auf der Bank neben dem Eingang zum Wohnhaus des Talhuberhofs saß.
Das Haus hatte einen sonnengelben Anstrich, eine Tür aus massiver Eiche und einen Balkon aus dem gleichen Holz, der sich über die gesamte Vorderseite des zweistöckigen Gebäudes zog. Die L-förmig angeordneten Stallungen waren durch eine Kleewiese, auf der die weißbraun gefleckten Kühe grasten, vom Haus getrennt.
Großvater und Enkel schauten der stattlichen Frau in dem leuchtend grünen Dirndl nach. Sie trug dunkelblaue Wildlederpumps und ein dunkelblaues Samtbändchen um den Hals. Erst vor zwei Tagen war Helga Talhuber beim Friseur gewesen und hatte die Blondfärbung ihres grauen Haares auffrischen lassen. Auch der Stufenschnitt war neu und ließ seine Frau um einige Jahre jünger aussehen, wie Xaver Talhuber erneut feststellte.
»Deine Oma trifft sich mit ihren Freundinnen vom Landfrauenverein im Café in der Kreisstadt«, antwortete der Bürgermeister von Bergmoosbach seinem Enkel. In ein paar Tagen würde er seinen 65. Geburtstag feiern, und er ließ seine Amtsgeschäfte eine Weile ruhen, um sich an den Vorbereitungen für die große Feier zu beteiligen. So wie er es seiner Helga versprochen hatte. Dass sie ihn nun ständig allein ließ, hatte er nicht erwartet.
»Du, Opa.«
»Ja?«
»Ist die Frau Kornhuber auch Omas Freundin? Und die Frau Draxler und die Traudel von unserem Doktor Seefeld?« Otto zupfte an den Trägern seiner kurzen Lederhose und wackelte mit den Beinchen.
»Freilich sind sie ihre Freundinnen.«
»Aber mit ihnen trifft sie sich heute gar nicht.«
»Geh, Bub, woher willst du das denn wissen?«
»Weil die Frau Draxler und die Traudel sich heute bei der Frau Kornhuber zu Hause zum Kaffee klatschen treffen.«
»Du meinst, zum Kaffeeklatsch.«
»Hab ich doch gesagt, Opa«, erklärte Otto und seine Stimme klang ein wenig genervt.
»Woher weißt du denn, dass die anderen nicht in die Kreisstadt fahren?«, wollte Xaver von seinem Enkel wissen.
»Weil der Julian mir das erzählt hat.«
»Vielleicht hast du etwas missverstanden.« Schließlich waren Otto und Julian erst sechs Jahre alt, da konnte es schon passieren, dass sie die Gespräche der Erwachsenen falsch deuteten, beruhigten, sich Xaver.
»Der Julian hat aber gesagt, dass die Rosi und er heute beim Kuchenbacken helfen und dass ihre Oma, also die Frau Kornhuber, ihnen sogar Muffins machen will. Die mit den Blaubeeren, wie sie die Emilia von unserem Doktor Seefeld manchmal mit zum Fußballtraining der Mädchen mitbringt. Die Rosi und die Emilia spielen doch in einer Mannschaft.«
»Ich weiß, Bub.«
»Der Julian hat gesagt, er backt auch einen Muffin für mich. Den bringt er morgen mit in die Schule«, erklärte Otto, rieb sich über sein Bäuchlein und sah den Großvater mit seinen großen blauen Kinderaugen an.
»Muffins backen sie also, aha«, murmelte Xaver. Das mit den Muffins hatte Julian sich bestimmt nicht einfach so ausgedacht. Das bedeutete, dass dieses Treffen bei Kornhubers tatsächlich stattfand.
»Du, Opa, wenn die Oma nicht zu diesen Freundinnen geht, mit welchen Freundinnen trifft sie sich denn dann?«, fragte Otto.
»Du weißt doch, Bub, deine Oma hat viele Freundinnen. Ich kenne sie nicht alle«, antwortete Xaver und versuchte, ruhig zu bleiben, obwohl es in ihm brodelte, weil seine Helga ihm offensichtlich verheimlichen wollte, mit wem sie sich wirklich traf. Sie hatten doch bisher nie Geheimnisse voreinander gehabt. Oder habe ich das vielleicht bisher einfach nur angenommen?, dachte Xaver und legte die Stirn in Falten.
Seit über vierzig Jahren waren er und Helga verheiratet. Vor zehn Jahren hatte ihn die Gemeinde zum ersten Mal zu ihrem Bürgermeister gewählt, ein Erfolg, den er auch Helgas liebevoller Unterstützung zu verdanken hatte. Um sich ganz der Politik zu widmen, hatte er den Hof, den er von seinen Eltern geerbt hatte, seinem Sohn Robert überschrieben. Er und seine Frau Lotta kümmerten sich seitdem um die Landwirtschaft und den Viehbestand. Da die ganze Familie zusammen in dem großen Bauernhaus auf der Hochwiese am Rande des Dorfes lebte, konnten sich die jungen Leute immer darauf verlassen, dass er und Helga ihnen beistanden, wenn sie Hilfe brauchten. Die Familie ist die verlässlichste Gemeinschaft überhaupt, dachte Xaver und schaute ins Tal hinunter.
Eingebettet in blühende Wiesen und fruchtbare Feldern am Fuße der Allgäuer Berge lag Bergmoosbach, das Dorf, in dem er geboren wurde, genau wie zuvor seine Eltern, seine Großeltern und alle Talhubers bis zurück ins 14. Jahrhundert, wie er vor einigen Monaten erst erfahren hatte, nachdem ein längst vergessenes Archiv unten im Dorf wieder entdeckt wurde.
Bergmoosbach war das schönste Dorf im ganzen Allgäu, hieß es zumindest bei den Einheimischen und Touristen, die in jedem Jahr ihren Urlaub in dieser Idylle verbrachten. Ein türkisfarbener See lud zum Schwimmen ein, es gab Ruderboote zu mieten, und vor Kurzem hatte der Gemeinderat auf seinen Vorschlag hin Kanufahrten im Wildbach erlaubt.
Rund um den Marktplatz gab es Geschäfte für den täglichen Bedarf, die auch von den Gästen der Hotels, Pensionen und Ferienwohnungen gern aufgesucht wurden. Auch im Krankheitsfall fühlten sich Einheimische wie Gäste bestens in Bergmoosbach aufgehoben. Sebastian Seefeld, der die Landarztpraxis seines Vaters übernommen hatte, besaß einen hervorragenden Ruf, nicht nur bei den Einheimischen.
»Opa, du siehst aber mächtig nachdenklich aus«, stellte Otto fest, der seinen Großvater von der Seite betrachtete.
»Ein Bürgermeister hat immer über vieles nachzudenken, Bub, das weißt du doch.«
»Freilich, das weiß ich, du musst ja auf alle Bergmoosbacher aufpassen.«
»Nun, aufpassen können sie schon auf sich allein, aber ich muss dafür sorgen, dass alles seine Ordnung hat.«
»Die Oma sagt immer, dass du ein ganz ein ausgezeichneter Bürgermeister bist, weil dir das Wohl deiner Bürger am Herzen liegt. Liegt dir mein Wohl auch am Herzen?«
»Geh, Bub, was ist das denn für eine Frage? Freilich liegt mir dein Wohl am Herzen, deines ganz besonders«, versicherte Xaver seinem Enkel und streichelte ihm über das kurze blonde Haar.
»Hallo, ihr beiden. Ihr seht aus, als würdet ihr auf jemanden warten«, sagte die junge Frau in dem weißem T-Shirt und der roten Latzhose, die aus dem Haus kam und in die grünen Gummistiefel schlüpfte, die neben der Tür standen.
»Nein, wir haben zugeguckt, wie die Oma fortgeht. Stell dir mal vor, Tante Silke, der Opa weiß nicht, mit welchen Freundinnen sie sich trifft«, antwortete Otto mit betroffener Miene.
»Ich dachte, sie sei zum Kaffeetrinken mit einigen Damen vom Landfrauenverein verabredet«, entgegnete Silke Talhuber, die Schwester von Ottos Vater. Sie hatte kürzlich ihr Studium der Politikwissenschaften abgeschlossen und inzwischen einige Bewerbungen verfasst. Solange sie auf die Antwortschreiben wartete, packte sie auf dem Hof mit an. So wie sie es seit ihrer Kindheit gewohnt war.
»Aber nicht mit der Frau Kornhuber, weil sie nämlich zu Hause Blaubeermuffins essen, und die Oma hat gesagt, sie fährt in die Kreisstadt«, erklärte Otto mit treuherzigem Blick.
»Mei, die Mama hat viele Freundinnen. Ist es denn so wichtig, dass ihr wisst, mit welchen sie sich trifft?«
»Geh, Madl, freilich nicht, wir haben uns nur gewundert, dass sie nicht zu Kornhubers geht, weil sie doch sonst immer bei diesen Treffen dabei ist. Vielleicht gibt es ja auch ein paar Unstimmigkeiten zwischen den Damen.«
»Das denke ich nicht, das hätte die Mama sicher erwähnt.«
»Ja, das hätte sie wohl«, gab Xaver seiner Tochter recht. »Und jetzt machen wir einen kleinen Ausflug«, sagte er und erhob sich von der Bank.
»Wer wir? Du und ich?«, fragte Otto erstaunt.
»Ja, Otto, wir beide.«
»Wohin gehen wir denn, Opa?«
»Erst einmal ins Dorf und dann sehen wir, wohin es uns führt. Bis später, Silke«, verabschiedete sich Xaver von seiner Tochter.
»Willst du dich nicht zuerst umziehen?«, fragte Silke und schaute auf die knielange Lederhose mit den Hosenträgern, die ihr Vater zu