Julia und der eiserne Junggeselle: Der Bergpfarrer 181 – Heimatroman
Von Toni Waidacher
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Diese Serie enthält alles, was die Leserinnen und Leser von Heimatromanen interessiert.
»Also, Frau Mertens, so wie ich es sehe, sind Sie schon wieder einigermaßen hergestellt«, erklärte Professor Bernhard. »Das bedeutet aber net, daß Sie gleich wieder loslegen und wie eine Wahnsinnige Sport treiben, vom Arbeiten ganz zu schweigen.«
»Aber was soll ich denn sonst machen?« fragte die junge Frau. »Die Hände in den Schoß zu legen, dafür fühl' ich mich einfach zu gesund.«
»Gesund sind S' ja auch! Aber ihr ganzer Organismus ist von der langen Krankheit noch so geschwächt, daß ich Ihnen nur dringend raten kann, eine Kur zu machen. Wenn S' wollen, bereit' ich die Unterlagen für Ihre Krankenkasse vor. Ich bin sicher, daß der Antrag net abgelehnt wird.«
Julia Mertens schürzte die Lippen.
»Ich weiß net«, antwortete sie. »Eine Kur? Das kann ich mir nun überhaupt net vorstellen. Den ganzen Tag mit lauter Kranken zusammen sein, strenge Regeln einhalten zu müssen und das ganze Brimborium. Also wirklich, Herr Professor…«
Ulrich Bernhard schmunzelte.
»Ich kann Sie ja versteh'n«, sagte er. »Aber es ist nun mal immens wichtig, daß Sie für ein paar Wochen in ganz anderer Umgebung sind und dafür halt' ich die Berge am geeignetsten. In Bad Reichenhall wären S' sehr gut aufgehoben. Wenn Sie allerdings partout nicht wollen…«
Julia sah ihn erwartungsvoll an. Sie war Mitte zwanzig, hatte blondes Haar, das zu einer modischen Pagenfrisur geschnitten war, und ein hübsches Gesicht. Die Nase war klein, der Mund schön geformt, und ihre Augen strahlten.
Allerdings hatten sie das in den vergangenen Monaten nicht getan. Ein Vierteljahr hatte Julia mit einer schweren Bronchitis zu kämpfen gehabt, die
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Der Bergpfarrer (ab 375)
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Buchvorschau
Julia und der eiserne Junggeselle - Toni Waidacher
Der Bergpfarrer
– 181–
Julia und der eiserne Junggeselle
Eine aussichtslose Geschichte?
Toni Waidacher
»Also, Frau Mertens, so wie ich es sehe, sind Sie schon wieder einigermaßen hergestellt«, erklärte Professor Bernhard. »Das bedeutet aber net, daß Sie gleich wieder loslegen und wie eine Wahnsinnige Sport treiben, vom Arbeiten ganz zu schweigen.«
»Aber was soll ich denn sonst machen?« fragte die junge Frau. »Die Hände in den Schoß zu legen, dafür fühl’ ich mich einfach zu gesund.«
»Gesund sind S’ ja auch! Aber ihr ganzer Organismus ist von der langen Krankheit noch so geschwächt, daß ich Ihnen nur dringend raten kann, eine Kur zu machen. Wenn S’ wollen, bereit’ ich die Unterlagen für Ihre Krankenkasse vor. Ich bin sicher, daß der Antrag net abgelehnt wird.«
Julia Mertens schürzte die Lippen.
»Ich weiß net«, antwortete sie. »Eine Kur? Das kann ich mir nun überhaupt net vorstellen. Den ganzen Tag mit lauter Kranken zusammen sein, strenge Regeln einhalten zu müssen und das ganze Brimborium. Also wirklich, Herr Professor…«
Ulrich Bernhard schmunzelte.
»Ich kann Sie ja versteh’n«, sagte er. »Aber es ist nun mal immens wichtig, daß Sie für ein paar Wochen in ganz anderer Umgebung sind und dafür halt’ ich die Berge am geeignetsten. In Bad Reichenhall wären S’ sehr gut aufgehoben. Wenn Sie allerdings partout nicht wollen…«
Julia sah ihn erwartungsvoll an. Sie war Mitte zwanzig, hatte blondes Haar, das zu einer modischen Pagenfrisur geschnitten war, und ein hübsches Gesicht. Die Nase war klein, der Mund schön geformt, und ihre Augen strahlten.
Allerdings hatten sie das in den vergangenen Monaten nicht getan. Ein Vierteljahr hatte Julia mit einer schweren Bronchitis zu kämpfen gehabt, die sich letzten Endes zu einer gefährlichen Lungenentzündung ausgeweitet hatte. Acht Wochen lang hatte sie im Krankenhaus gelegen, bis sie endlich entlassen werden konnte. Bei dem letzten Gespräch mit dem behandelnden Arzt kam dann zur Sprache, was die junge Hotelfachfrau so entsetzt hatte.
Sie sollte eine Kur machen!
Alles, nur das nicht, überlegte sie, während sie den Professor ansah.
Hatte er vielleicht einen besseren Vorschlag?
»Ich hätt’ da vielleicht eine Idee«, sagte er. »Allerdings wird’s net ganz billig werden.«
»Das macht gar nix«, erwiderte Julia sofort. »Ich hab’ einiges gespart.«
»Also schön. Ich würd’ Ihnen raten, für ein paar Wochen nach St. Johann zu fahren. Das ist ein kleiner Ort in der Nähe von Garmisch Partenkirchen. Dort finden Sie alles, was Sie brauchen, Frau Mertens. In erster Linie Ruhe und Erholung und vor allem frische Luft. Was aber noch wichtiger ist, ich kenn’ den Arzt, der dort praktiziert. Dr. Wiesinger hat bei mir studiert. Ich würd’ mich mit ihm in Verbindung setzen und Ihr Kommen ankündigen. Sie könnten sich regelmäßig von ihm untersuchen lassen. Der einzige Haken an der Sache ist bloß, daß Sie alles selbst zahlen müßten, also Unterkunft, Verpflegung und so weiter.«
»Ich sagte schon, daß das kein Problem ist«, erwiderte Julia. »Ich hatte im letzten Jahr ohnehin keinen Urlaub. Also werde ich ihn mir jetzt leisten.«
Ulrich Bernhard stand auf und reichte ihr die Hand.
»Gut, Frau Mertens«, sagte er, »dann will ich mich gleich mal mit meinem Kollegen in Verbindung setzen. Sie kümmern sich um eine Unterkunft?«
Julia nickte.
»Prima, dann telefonieren wir in ein, zwei Tagen miteinander. Die Krankenunterlagen liegen im Schwesternzimmer für Sie bereit. Sie sollten sie unbedingt mitnehmen, damit Dr. Wiesinger sich ein Bild davon machen kann.«
»Ja, Herr Professor«, antwortete Julia Mertens und ging hinaus.
Draußen auf dem Flur wartete schon Regina Buchmüller. Die Freundin und Arbeitskollegin hatte sie in den vergangenen Wochen regelmäßig besucht und sich heute extra frei genommen, um Julia aus dem Krankenhaus abholen zu können.
Sie umarmten sich.
»Ich muß nur noch mal kurz ins Schwesternzimmer«, sagte Julia. »Dann können wir fahren.«
»Nur keine Eile«, winkte Regina ab. »Jetzt hast du solange warten müssen, da kommt’s auf ein paar Minuten mehr oder wenig auch net mehr an.«
Eine Viertelstunde später saßen sie in Reginas Auto und fuhren vom Parkplatz des Krankenhauses. Als sie durch die Eingangstür gekommen waren, hatte Julia erst einmal tief durchgeatmet.
»Gott sei Dank!« seufzte sie dabei. »Ich hab’ schon gedacht, ich würd’ nie mehr rauskommen.«
»Immerhin hast du eine schwere Krankheit überstanden«, meinte die Freundin. »In diesem Jahr war der Virus aber auch besonders hartnäckig. Wir, die wir verschont geblieben sind, können nur froh und dankbar sein.«
Im Auto schaute sie Julia von der Seite her.
»Ich vermute mal, du willst net sofort nach Hause?« bemerkte sie.
Die Freundin schüttelte den Kopf.
»Das dachte ich mir«, sagte Regina. »Ich schlag’ deshalb vor, wir machen einen kleinen – aber wirklich nur kleinen – Stadtbummel und trinken irgendwo gemütlich einen Kaffee.«
»Herrlich!« rief Julia aus. »Du glaubst net, wie oft ich mir genau das vorgestellt hab’!«
*
Elena Wiesinger saß gerade gemütlich bei einer Tasse Kaffee, als das Telefon klingelte. Die attraktive Tierärztin nahm den schnurlosen Apparat und drückte die grüne Taste.
»Wiesinger.«
»Hallo, Elena«, hörte sie die Stimme des Professors, »ich bin’s, Ulrich Bernhard. Wie geht’s euch denn da unten?«
»Hallo, Ulrich, das ist aber schön, daß du dich mal wieder meldest. Danke der Nachfrage, wir sind gesund und munter. Und selbst?«
»Danke, auch gut. Sag’ mal, ist dein Mann zufällig daheim?«
»Ja, der sitzt im Wohnzimmer und liest die Zeitung. Ich geh’ mal mit dir zu ihm.«
Toni Wiesinger hatte es sich auf dem Sofa bequem gemacht und blätterte in der Tageszeitung. Er sah auf, als seine Frau hereinkam und ihm das Telefon reichte.
»Für dich.«
»Danke«, nickte er und machte einen Kußmund.
Elena lächelte und strich ihm zärtlich über den Kopf.
»Professor Ulrich«, wisperte sie.
»Hallo Doktorvater«, sagte der junge Arzt. »Was verschafft mir die seltene Ehre deines Anrufs?«
»Grüß dich, Toni«, erwiderte der Anrufer. »Ich hoff’, du kannst mir in einer Angelegenheit behilflich sein…«
»Dir doch immer. Was gibt’s denn?«
Der Professor schilderte den Grund seines Anrufes.
»Freilich kann ich mich um die Frau Mertens kümmern«, antwortete Toni Wiesinger. »Das ist überhaupt kein Problem.«
»Das dachte ich mir schon«, sagte Bernhard. »Was aber ein Problem ist – es gibt offenbar keine Unterkünfte mehr bei euch. Frau Mertens hat schon alles abtelefoniert, leider ohne Erfolg.«
»Hm, ja, das ist gut möglich. Weißt du, wir haben hier grad Saison, da sind die Zimmer schon auf Wochen im voraus ausgebucht.«
»Es wäre natürlich dringend notwendig, daß die Patientin sich ein, zwei Wochen erholt. Ich hab’ schon versucht, sie zu einer Kur zu überreden, aber davon wollte sie nichts wissen. Jetzt bin ich natürlich froh, daß sie wenigsten eingewilligt hat, in die Berge zu fahren.«
»Ich verstehe, Ulrich. Laß mich mal überlegen, was man da machen kann. Ich ruf’ dich in einer Stunde zurück. In Ordnung?«
»Freilich, Toni. Ich dank’ dir schon mal im voraus.«
»Was gibt’s denn?« erkundigte sich Elena, als ihr Mann in den kleinen Salon kam, den die Tierärztin mit viel Liebe eingerichtet hatte.
Es gab eine Sitzecke mit gemütlichen Sesseln, einem Tischchen und Stehlampe, auf der anderen Seite standen ein Sideboard und eine Standuhr. An den Wänden hingen gerahmte Fotos, die Elena und Toni bei den verschiedensten Gelegenheiten zeigten.
Der Arzt legte das Telefon auf die Station zurück und setzte sich zu seiner Frau. Er berichtete, was sein früherer Doktorvater gesagt hatte.
»Tja, das ist wirklich ein Problem«,