Vergessen konnte ich dich nie: Dr. Norden Bestseller 245 – Arztroman
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Über dieses E-Book
Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben. Die Serie von Patricia Vandenberg befindet sich inzwischen in der zweiten Autoren- und auch Arztgeneration.
Markus Wartenberg betrachtete seinen Sohn Benni mit blankem Entsetzen.
»Mein Gott, wie siehst du wieder aus«, stöhnte er. »Wo treibst du dich bloß immer herum?«
Benni war noch nicht ganz sechs Jahre alt und sehr beleidigt, wenn man ihn so schalt, denn er trieb sich nicht herum.
»Ich war mit Wuschel im Wald und am Bach«, erklärte er trotzig. »Da ist es eben schmutzig bei dem Sauwetter.«
»Und warum kannst du dich nicht mal im Haus beschäftigen?«, fragte Markus gereizt.
»Weil es langweilig ist, und weil man Natur noch genießen muss, solange sie nicht ganz kaputt ist; sagt auch Pfarrer Reibel. Er läuft auch bei Wind und Wetter herum.«
Manchmal kam Markus gegen seinen Sohn tatsächlich nicht an, weil er dessen Argumente billigen musste und auch teilte.
»Wasch dich jetzt und zieh dich um«, sagte er dennoch energisch. »Iris kommt. Und sei bitte diesmal netter.«
»Kann ich nicht. Ich kann sie nicht leiden«, erklärte Benni aggressiv.
»Aber warum denn nicht? Sie bringt dir doch immer etwas Hübsches mit«, meinte Markus ein bisschen unsicher.
»Sie kann sonst was mitbringen, ich mag sie trotzdem nicht, und sie braucht auch gar nichts mitzubringen, weil ich es doch nicht angucke«, erwiderte Benni.
»Du gehst jetzt ins Bad und ziehst dich um«, sagte Markus. »Und Wuschel bleibt draußen, so dreckig wie er ist!«
»Ich putze ihn ab, und dann kommt er rein, oder willst du, dass er wegen deiner Tussi verhungert?«
»Oh, mein Gott, was hast du für Manieren?«, ächzte Markus. »Von wem hast du dieses Wort?«
»Du meinst Tussi? So sagen doch alle Buben zu solchen Weibern, die
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Chefarzt Dr. Norden
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Buchvorschau
Vergessen konnte ich dich nie - Patricia Vandenberg
Dr. Norden Bestseller
– 245 –
Vergessen konnte ich dich nie
Ricky findet doch noch Liebe und Glück
Patricia Vandenberg
Markus Wartenberg betrachtete seinen Sohn Benni mit blankem Entsetzen.
»Mein Gott, wie siehst du wieder aus«, stöhnte er. »Wo treibst du dich bloß immer herum?«
Benni war noch nicht ganz sechs Jahre alt und sehr beleidigt, wenn man ihn so schalt, denn er trieb sich nicht herum.
»Ich war mit Wuschel im Wald und am Bach«, erklärte er trotzig. »Da ist es eben schmutzig bei dem Sauwetter.«
»Und warum kannst du dich nicht mal im Haus beschäftigen?«, fragte Markus gereizt.
»Weil es langweilig ist, und weil man Natur noch genießen muss, solange sie nicht ganz kaputt ist; sagt auch Pfarrer Reibel. Er läuft auch bei Wind und Wetter herum.«
Manchmal kam Markus gegen seinen Sohn tatsächlich nicht an, weil er dessen Argumente billigen musste und auch teilte.
»Wasch dich jetzt und zieh dich um«, sagte er dennoch energisch. »Iris kommt. Und sei bitte diesmal netter.«
»Kann ich nicht. Ich kann sie nicht leiden«, erklärte Benni aggressiv.
»Aber warum denn nicht? Sie bringt dir doch immer etwas Hübsches mit«, meinte Markus ein bisschen unsicher.
»Sie kann sonst was mitbringen, ich mag sie trotzdem nicht, und sie braucht auch gar nichts mitzubringen, weil ich es doch nicht angucke«, erwiderte Benni.
»Du gehst jetzt ins Bad und ziehst dich um«, sagte Markus. »Und Wuschel bleibt draußen, so dreckig wie er ist!«
»Ich putze ihn ab, und dann kommt er rein, oder willst du, dass er wegen deiner Tussi verhungert?«
»Oh, mein Gott, was hast du für Manieren?«, ächzte Markus. »Von wem hast du dieses Wort?«
»Du meinst Tussi? So sagen doch alle Buben zu solchen Weibern, die so aufgetakelt sind«, erklärte Benni wegwerfend. »Ich würde dir mehr zutrauen, Papi«, sagte er und verschwand.
Markus fühlte sich tatsächlich nicht wohl in seiner Haut. Er liebte seinen Sohn, aber leider konnte er sich nicht allzu viel um ihn kümmern, da er Personalchef einer großen Firma war. Tagsüber wurde Benni von der guten Frau Moosgruber betreut, die auch den Haushalt in Ordnung hielt, aber spätestens um fünf Uhr musste sie gehen, weil ihr Mann dann von der Arbeit kam, der auch versorgt sein wollte. Frau Moosgruber war ein Glücksfall in ihrer Gewissenhaftigkeit, und sie konnte kochen, was Benni sehr wichtig war. Sie war ehrlich, und alles war pieksauber, wie Markus es mochte. Frau Moosgruber dagegen war auch sehr zufrieden, dass ihr niemand hineinredete und sie sich alles einteilen konnte. Und sie wurde überaus großzügig bezahlt. Für Benni hatte sie ein Herz, und so manches, was er gegen Iris Wendel einzuwenden hatte, kam auch aus dem Mund von Frau Moosgruber, aber das hätte Benni seinem Vater nie und nimmer gesagt. Wenn er mal eine Weisheit von sich gab, nach deren Ursprung sein Vater fragte, schob er immer Pfarrer Reibel vor, denn er wusste genau, dass sein Vater mit dem nicht sprechen würde.
Pfarrer Reibel hatte Markus Wartenberg nämlich mit Martina Rechlin getraut, und er hatte auch Benni getauft. Wenn es im Leben von Markus eine andere Frau gab, nachdem Martina so früh gestorben war, hatte Markus nicht nur Gewissensbisse, sondern er trug es dem Pfarrer Reibel auch nach, dass er an Martinas Grab gesagt hatte, man möge jeden verzeihen, die einen Fehler begangen hätten, der wohl auch ihre Seelen belasten würde.
Es war nämlich so gewesen, dass Martina zum zweiten Mal schwanger war. Benni war drei Jahre alt gewesen und hatte sich schon auf ein Geschwisterchen gefreut, aber Martinas zweite Schwangerschaft war von Anfang an kompliziert verlaufen. Immer wieder hatte sie Zwischenblutungen gehabt, doch der Frauenarzt, bei dem sie ständig unter Kontrolle gewesen war, hatte keine Befürchtungen gehegt. Im fünften Monat war es zu der Katastrophe gekommen. Immer wieder hatte Markus nachgebohrt, ob eine Geburtenunterbrechung nicht doch besser wäre, aber der Arzt hatte sich an seinen konfessionellen Glauben zu stark gebunden gefühlt, und er hatte auch keine Gefahr für Martina gesehen. Aber sie hatte im fünften Monat eine Fehlgeburt gehabt und war daran verblutet, obgleich Markus sie in eine andere Klinik gebracht hatte.
Seit dieser Zeit wollte Markus nichts mehr mit Ärzten zu tun haben, und auch mit Pfarrer Reibel wollte er nicht mehr sprechen.
Er hatte später ein paar Freundinnen gehabt. Schließlich war er noch jung, und er meinte auch, dass es für Benni besser wäre, eine ständige Bezugsperson zu haben. Liebe war für ihn nicht im Spiel gewesen. Martinas Schwester Ricarda hatte sich viel um Benni gekümmert, aber dann hatte es auch zwischen ihr und Markus einen Knacks gegeben, dessen Grund Benni verschwiegen worden war.
Aber nun, vor ein paar Wochen, war Iris Wendel in Markus’ Leben getreten, clever und zielstrebig, attraktiv und erfolgreich als Designerin, ganz anders als Martina gewesen war. Liebe wurde gewiss nicht groß geschrieben. Jedenfalls war es Markus recht so, weil Iris auch nichts gegen ein Kind hatte, wenn sie es nicht selber zur Welt bringen sollte. Irgendwie hatte Markus das auch gefallen, denn er wollte keinesfalls, dass Benni an die zweite Stelle gedrückt wurde.
Das Problem war Wuschel, der Neufundländer, den Markus seinem Sohn geschenkt hatte, damit er leichter über den Tod seiner Mami hinwegkam, denn anfangs hatte Benni überhaupt nicht begreifen können, dass er nun kein Geschwisterchen bekommen sollte und dass seine Mami nicht wieder heimkam.
Wuschel fauchte Iris jedes Mal an. So kannte man diesen gutmütigen, kinderlieben Hund überhaupt nicht, und auch Frau Moosgruber hatte daraus gewisse Schlüsse gezogen, obgleich sie arglosen Gemütes war.
An diesem Tag hatte Markus jedoch insgeheim seine Entscheidung getroffen, Iris zu fragen, ob sie sein und Bennis Leben teilen wollte. Er hielt es mit der althergebrachten Sitte, diese Bitte in aller Form vorzutragen.
Frau Moosgruber hatte das Haus pünktlich verlassen. Markus wollte mit seinem vorzeigbaren Sohn Iris abholen und dann mit beiden im Jagdschlössl essen. Der Tisch war schon bestellt.
Benni hatte auch geduscht und sich umgekleidet. Er war sehr selbstständig, aber mit der Auswahl seiner Kleidung war er nicht sehr wählerisch.
»Jetzt suchen wir erst einmal aus, was du anziehst«, sagte Markus ganz sanft, denn verärgern wollte er seinen Sohn nicht, nicht heute. »Wir gehen nämlich aus.«
»Ich denke, sie kommt her«, sagte Benni trotzig.
»Wir können doch nichts bieten. Frau Moosgruber hat nichts gekocht«, erwiderte Markus.
»Da siehst du, dass sie die Tussi auch nicht leiden kann«, erklärte Benni.
»Du sollst dieses Wort nicht gebrauchen«, sagte Markus gereizt.
»Den Namen Iris kann ich erst recht nicht leiden«, stieß Benni trotzig hervor. »Und außerdem will ich nicht weggehen. Ich bleibe bei Wuschel. Ich esse ein Käsebrot.«
Markus stieg das Blut in die Stirn. Immer wollte er auch nicht nachgeben.
»Na gut, dann bleibst du allein und isst ein Käsebrot«, sagte er wütend.
»Ich bin nicht allein. Wuschel ist bei mir, und den dürfte ich eh nicht mitnehmen«, sagte Benni trotzig.
»Ich warne dich, mein Sohn«, sagte Markus, »man soll nichts übertreiben!«
Benni warf ihm einen schrägen Blick zu. »Das kannst du dir auch merken«, sagte er mit flammenden Blicken. »Mit der Tussi wirst du noch dein blaues Wunder erleben, das sagt sogar Frau Moosgruber.« Aber dann schwieg Benni erschrocken, weil er seine liebe Frau Moosgruber da hineingezogen hatte, und ganz leise fügte er hinzu: »Sie hat mich nämlich lieb und meint es auch gut mit mir.«
Markus schnappte nach Luft, aber er überlegte. »Könnte es nicht sein, dass du Iris falsch einschätzt, Benni? Und Frau Moosgruber möchte dir gern recht geben? Wenn wir Wuschel nun heute mitnehmen, und Iris hat nichts dagegen, würdest du es dir noch einmal überlegen, Benni?«
»Ich weiß zwar nicht, was du an ihr findest, aber wir können sie ja auf die Probe stellen«, sagte Benni, aber in seinen Augen blitzte es.
Benni sah manierlich aus und Wuschel ebenso, denn Benni hatte ihn noch gebürstet und ihm dabei zugeredet. Wuschel verstand zwar sehr viel, aber nicht, dass man ihm einreden könnte, er solle Iris nicht anknurren. Das tat er mit fletschenden Zähnen, als sie ins Auto steigen wollte.
»Das kannst du mir nicht zumuten, Markus«,