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Henrici
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eBook82 Seiten47 Minuten

Henrici

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Über dieses E-Book

Henrici zeigt den renommierten Zürcher Literaturwissenschaftler Hans-Jost Frey von einer neuen Seite: In 63 kurzen Geschichten lässt Hans-Jost Frey sein alter ego Henrici anhand alltäglicher Situationen und geläufiger Redewendungen über das nachdenken, was wir allzuoft gedankenlos tun und sagen, und das von A wie Ausland bis Z wie Zukunft.
SpracheDeutsch
HerausgeberEngeler Verlag
Erscheinungsdatum1. Okt. 2014
ISBN9783906050140
Henrici

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    Buchvorschau

    Henrici - Hans-Jost Frey

    Henrici

    Das Ausland

    „Wo denken Sie hin?! pflegte Zauner auszurufen, wenn jemand etwas vorbrachte, das seiner Meinung nach unangebracht, masslos oder nur störend war. Nachdem er Henricis Vorschlag, man sollte bei der Einbürgerung von Ausländern weniger darauf achten, woher sie kämen, als wer sie seien, mit dieser üblichen Wendung quittiert hatte, meinte Henrici, das sei vielleicht eine gute Frage, aber er könne sie nicht beantworten. Er denke zwar lieber nicht rückwärts und lieber aufwärts als bergab, aber wo das hinführe, wisse er nicht zu sagen, und vielleicht genüge es, anstatt hierhin und dorthin einfach nur zu denken. „Sie mit Ihrem Sprachfimmel! schimpfte Zauner. „Damit kommen wir nirgends hin. „Wohin denken Sie denn, dass wir kommen sollten? „Ich habe lange genug hin und her überlegt, um zu wissen, was uns not tut, sagte Zauner. „Wenn man hin und her geht, kommt man manchmal dorthin zurück, woher man kam, warf da Henrici ein, „und ich glaube, Sie wollen einfach beim status quo bleiben.„Ganz richtig! Quoten, das ist es, was wir brauchen, wo kämen wir sonst hin? „Wenigstens nicht dorthin, wo Sie hindenken", seufzte Henrici.

    Das Blatt

    Auf dem Weg nachhause bemerkte Henrici, als er den Stadtpark durchquerte, dass sich an manchen Bäumen die Blätter verfärbten und abfielen, obwohl es mitten im Sommer war. Nicht weit von ihm entfernt stand ein unscheinbarer älterer Mann, den Henrici vom Sehen als den Bibliothekar Staub kannte. Dieser war gerade daran, ein dürres Blatt zwischen den Fingern zu zerkrümeln und konnte sich, wie er, halb im Selbstgespräch, murmelte, nicht erinnern, dass es je so lange trocken und so heiss gewesen sei. „Es kommt einem so vor, als falle die Natur auseinander. Wie ein altes Buch, das, wenn man es nach langer Zeit aus dem Gestell nimmt, auseinander bricht und seine Seiten nach allen Seiten hin verstreut. Henrici antwortete, obwohl er nicht sicher war, ob die Rede an ihn gerichtet war: „Ich verstehe, dass Sie als Bibliothekar Ihre Vergleiche aus dem Büchergestell holen. Aber abgesehen davon, dass mir Ihre Darstellung mehr auf heutige Taschenbücher zuzutreffen scheint, finde ich mich eher als an Bücher an mein Badezimmer erinnert, wo, allerdings als Folge nicht der Trockenheit, sondernd der Feuchtigkeit, die sich niederschlägt, wenn ich der Hitze durch eine Dusche beizukommen suche, die Farbe abblättert. Staub blickte den ihm unbekannten Herrn lange nachdenklich forschend an. „Darf ich Sie, fragte er schliesslich, „fragen, was Sie von Beruf sind? „Das, sagte, sich wieder in Bewegung setzend, Henrici, „steht auf einem anderen Blatt.Das Buch

    Das Busch

    Als Henrici eintrat, war Wurm damit beschäftigt, ein Buch aufzuschneiden, bei dem, wie es früher üblich war, die zweimal acht Seiten jedes Bogens durch die Faltung dem Blick des ersten Lesers entzogen waren und abwechslungsweise oben und seitlich oder nur oben sorgfältig getrennt werden mussten, damit der Inhalt erschlossen werden konnte. Während Wurm mit einem Brieföffner dieser die Lektüre vorbereitenden Tätigkeit nachging, durch die das Veröffentlichte erst aus einer immer noch verschwiegenen Verborgenheit ins Offene eigentlicher Öffentlichkeit gezerrt wurde, erzählte er mit etwas zu lauter Stimme, wie er zu diesem Buch gekommen sei, das er als eine grosse Seltenheit schon lange gesucht und mit dem schliesslich erfolgreichen Spürsinn, der den wirklich begabten Sammler auszeichne, aufgetrieben habe. Auch habe er das Buch für einen Pappenstiel erwerben können, weil es so unscheinbar aussehe und niemand ausser ihm bei der Auktion gewusst habe, um was für ein ausserordentlich wertvolles Stück es sich handle. „Es lohnt sich schon, ein Kenner zu sein, und als einen solchen darf ich mich wohl betrachten, denn ich kenne niemanden, der sich so genau wie ich auf diese Zeit versteht. Meine Bibliothek weist nur wenige Lücken auf, und ich bekomme Anfragen aus der ganzen Welt von Leuten, die auf meine Sachkenntnis vertrauen. „Erstaunlich, lieber Wurm, sagte Henrici, „aber machen Sie nur weiter, ich wollte Sie eigentlich nicht beim Aufschneiden stören."Das Einfache

    Das Einfache

    Am 30. September soll sich, nach seinen eigenen Worten, Henrici zur Einfachheit entschlossen haben. Denjenigen, die ihn fragten, was er damit meine, gab er zur Antwort, das Einfache

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