Elefant Coach: Das Resort
Von Wenyue Ding und Kirstin Hartmann
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Über dieses E-Book
Zum Glück sorgt der indische Elefant Lobado als externer Coach für den ruhenden Pol. Aber werden die Tierfreunde einen Weg durch ihre Konflikte finden und was wird der Preis am Ende dafür sein? Eine Fabel die nicht nur das alltägliche Arbeitsleben auf charmante Weise widerspiegelt.
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Buchvorschau
Elefant Coach - Wenyue Ding
werden.
Vorwort
Danke, dass Sie „Elefant Coach - das Resort" heruntergeladen haben. Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Lesen und würden uns über eine Rückmeldung von Ihnen freuen.
Das vorliegende Werk ist der zweite Band der Buchreihe „Elefant Coach", der die moderne Arbeitswelt in der Fabelform thematisiert. Jeder Band kann unabhängig voneinander gelesen werden. Wir möchten die Gelegenheit nutzen, um all denjenigen, die uns bei der Entstehung des Werks zur Seite gestanden haben, zu danken. Insbesondere gilt unser Dank Lucy Crime, die das Manuskript korrekturgelesen und dabei zahlreiche Tipps zur Verbesserung gegeben hat.
Und Dorothea Kenneweg, die uns bei der Entwicklung des Plots unterstützt und das gesamte Manuskript vorlektoriert hat. Danke auch an die zahlreichen, begeisterten Leser des ersten Bandes „Elefant Coach – die Wandlung", die durch ihre Downloads, Rezensionen, Rückmeldungen und Empfehlungen uns unterstützt haben.
Herzliche Grüße
Wenyue Ding, Kirstin Hartmann
1
In seinem majestätisch eingerichteten Pavillon mitten im Berg bereute Jay, dass er sich wieder einmal von Sarafina hatte überreden lassen. Nach seiner vollendeten Wandlung zu einem Vegetarier hätte er im Dschungel bleiben können. Doch das Wort Berufung besaß eine verführerische Kraft, die wesentlich dazu beigetragen hatte, das verlockende Angebot anzunehmen. Nachdem die Saftbar zu einem der erfolgreichsten Geschäfte im Dorf geworden war, glaubte er allmählich, dass er für etwas Besseres bestimmt war.
Er betrachtete gern den grünen, schwungvoll gestalteten Neonlichterschriftzug „Pengaheila Resort" auf dem Dach des Hotels, nicht weit entfernt von einem gigantischen Wasserfall. Auf dem See der Freiheit rauschten die Wellen in einem beruhigenden Rhythmus und küssten sanft den kilometerlangen Strand aus einem ganz besonders feinen Sand. Es machte ihn stolz, Chef dieser spektakulären Anlage zu sein, wenn da nur nicht die damit verbundene Verantwortung wäre.
Die Liegefläche neben der Strandbar war menschenleer, eine ideale Gelegenheit für die Affenbande, unter der Führung von Alcarn, diesen Platz zu belagern. Genüsslich hockten sie auf den Sonnenliegen und pflegten gegenseitig ihr Fell. Bonga, als Stellvertreter von Jay, hatte Alcarn zum Restaurantchef ernannt. Alle Affen der Bande bekamen einen anständigen Job als Koch, Barkeeper, Masseur, Kellner oder Zimmermädchen.
Sarafina war die Finanzmanagerin geworden und Jay oft positiv überrascht, wie gut sie ihr Handwerk verstand. Sie hatte erwähnt, all ihre Fähigkeiten bei ihrem früheren Arbeitsgeber gelernt zu haben, aber als Jay weiter bohren wollte, verheimlichte sie die Details. Ihr Versprechen, als Chinesische Baumlanzenotter besonders mit den Zahlen umzugehen, hatte sie nie gebrochen. Sie gab ihr Wissen über Computer nebst der Internetnutzung auch gern an die Mitarbeiter weiter und es erstaunte Jay, wie schnell Affen lernten.
Trotzdem hatte Jay nicht so ganz geschmeckt, dass Sarafina Dr. Wang ins Spiel gebracht hatte, weil sie Geld für die Renovierung brauchten. Jay hatte alles zu spät erfahren und jetzt diesen unberechenbaren Geschäftsmann, der einst ein leidenschaftlicher Jäger gewesen war, wieder am Hals. Anfangs glaubte Jay, Dr. Wang hätte nach dem Ereignis am Tal der Todes Einsicht bekommen. Doch musste Jay mit der Zeit feststellen, dass Menschen sich selten verändern.
„Mein Bosss, zischte eine Stimme hinter ihm. Der südchinesische Tiger richtete sich auf, drehte sich um und sah, wie diese giftgrüne Schlange in seine Höhle schlängelte. Es war den Mitarbeitern nur im Notfall erlaubt die Höhle zu betreten. „Seit drei Wochen warten wir vergeblich auf die Gässste. Wenn das ssso weiter läuft, verbrennen wir innerhalb von sechsss Monaten unser ganzesss Geld.
Sarafinas Botschaft riss Jay aus seinem Tagtraum. Doch er versuchte, seine Unsicherheit zu überspielen: „Ich weiß. Ich habe schon alles in die Wege geleitet."
„Dann issst ja allesss in bessster Ordnung." Sie verschwand schnell aus Jays Blickwinkel. Als sie weit genug weg war, lief er durch den Geheimgang seiner Höhle direkt zu Lobados neuem Zuhause.
Am Baum der Weisheit, der wie ein Riesenschirm ein großes Gebiet überspannte, rollte Lobado gerade seine Zuckerrohre mit dem Rüssel zusammen und steckte sie sich vergnügt ins Maul.
„Wenn nicht schleunigst Gäste kommen, verbrennen wir sehr schnell all unser Geld", sagte Jay hastig.
Lobado kaute in aller Ruhe seine Zuckerrohre zu Ende und wandte sich erst dann Jay zu: „Wo brennt es?"
„Nein. Es brennt nicht. Aber das Geld wird uns ausgehen, wenn keine Gäste kommen." Jay verlor fast die Fassung, weil Lobado so unglaublich langsam dachte.
Unbeeindruckt fragte Lobado: „Wieso kommen die Gäste nicht?"
„Wieso, wieso? Was weiß ich? Keine Ahnung. Ich brauche deinen Rat. Du bist doch der weise Elefant Coach."
„Du brauchst keinen Rat, sondern nur richtiges Denken, erwiderte Lobado gelassen. „Gäste kommen, wenn sie eingeladen worden sind. Hast du irgendwelche Gäste eingeladen?
„Wie soll ich die Gäste einladen?"
„Gewiss. Es ist eine hohe Kunst. Weder du noch Bonga werden jemals in der Lage sein, es zu tun."
„Werde ich einen neuen Mann brauchen?"
„Oder eine Frau." Lobado widmete sich erneut seinen Zuckerrohren. Das Gespräch war für ihn beendet.
Als Jay in Sarafinas Büro eintraf, sagte sie vorsichtig: „Bosss, ich hätte da eine Idee, aber ich weiß nicht, ob ich sie dir vortragen sssoll."
„Schieß los!"
„Wir sollten eine Stellenausschreibung insss Internet stellen." Sie handelte wie immer einen Schritt im Voraus.
Die Bewerbungen ließen nicht lange auf sich warten. Jay verbrachte Stunden damit, Hunderte zu sichten. Viele der Bewerber passten nicht auf das Stellenprofil oder konnten sich nicht richtig in Szene setzen. Schließlich blieben zwei Favoriten übrig: Zarina, eine Przewalski-Stute, die im Augsburger Zoo geboren und später an einen Mongolen verkauft worden war; Und Claria, ein hübsches, tüchtiges westkaukasisches Steinbockweibchen.
Die Vorstellungsgespräche führte Jay in seinem prachtvollen Pavillon. Bonga und Sarafina saßen beratend an seiner Seite. Zarina kam nach dem langen Flug und der Zugfahrt etwas erschöpft an. Sie sah trotzdem sehr entspannt und fröhlich aus. Jay genoss den Anblick ihrer schwarzen, glatten Mähne. Er eröffnete das Gespräch mit den Worten: „Du führst doch ein sehr angenehmes Leben bei deinem mongolischen Kriegervolk. Was reizt dich hierher zu kommen?"
Zarina schmunzelte. „In mir schlummern viele versteckte Potenziale, die darauf warten, geweckt zu werden. Es langweilt mich, immer nur geritten zu werden. Die einzige Herausforderung alljährlicher Reiterspiele, verliert irgendwann ihren Reiz, da ich jedes Mal gewinne."
„Du scheinst dich gut verkaufen zu können, aber ich brauche Fakten. Erzähl mir mehr darüber, welche Potentiale in dir stecken?"
„Ich spüre genau, wie sich Tiere und Menschen fühlen, wenn sie sich in meiner Nähe befinden."
Als Sarafina das hörte, zuckte sie einmal.
Zarina warf ihr einen kurzen Blick zu. Dann wechselte sie das Thema: „Außerdem versuche ich immer die Wünsche anderer zu erfüllen. Diese Fähigkeit kann ich gut für den Job im Resort einsetzen, meinst du nicht auch, Jay?"
Jay nickte. „Wann könntest du bei uns anfangen?"
„Sofort. Mit meinem Herrn habe ich so vereinbart, dass ich möglicherweise nicht mehr zurückkehre." Zarina wirkte etwas aufgeregt.
„Wir haben noch ein Gespräch, danach treffen wir eine Entscheidung. Vielleicht möchtest du am Strand eine Stunde spazieren gehen."
Ein Affenmädchen führte Claria zu Jays Quartier. Jay staunte über ihre einzigartige Schönheit. Einer Ziege mit so weißem und glänzendem Fell war er noch nie begegnet. Sie schritt elegant und leicht. Als sie sich geziert zu ihnen hinsetzte, frage Jay: „Wie bist du zu uns gekommen?"
„In der ersten Klasse mit dem Expresszug." Claria lächelte frech.
Jay wurde etwas verlegen. „Nein. Ich meine, wie hast du unsere Anzeige gefunden?"
Claria erwiderte: „Offen gesagt bin ich von meiner Herde ausgeschlossen worden, weil die Mädchen wegen meiner Schönheit eifersüchtig waren. Sie zickten herum und wir hatten einen Streit. Schließlich musste ich gehen. Sehr unfair. Oft liegt die Wahrheit in der Hand der Minderheit."
Jay runzelte die Stirn und fragte gespannt: „Was passierte danach?"
„Ich wurde von einem geschäftstüchtigen Mann gefunden. Er las eure Anzeige und hat mit mir ausgehandelt, dass er, wenn ich den Job kriege, meinen Lohn für ein ganzes Jahr bekommt. Danach bin ich frei." Claria sprach mit kalter Bitterkeit.
Jay fragte: „Was befähigt dich zu diesem Job?"
„Nun, mein Sinn für das Schöne, meine Unmittelbarkeit, Leidenschaft, mein Mut und Durchsetzungsvermögen. Genug?"
„Ja, das stimmt, du bringst vieles für den Job mit. Aber wir haben noch eine andere starke Kandidatin. Wenn du am Strand die Sonne genießen möchtest, können wir dir dann bald unsere Entscheidung mitteilen."
Nachdem Claria zum Strand schlenderte, fragte Jay: „Was meint ihr?"
Ohne Zögern offenbarte Bonga seine Meinung: „Zarina ist wesentlich angenehmer."
Dagegen verhielt sich Sarafina zurückhaltender: „Im Hinblick auf die Persssönlichkeit möchte ich lieber für Claria stimmen. Sssie hat Stil und bringt die Dinge unmissverständlich auf den Punkt. Aber, Zarina passt vielleicht besser zum Team. Ich bin alssso unschlüssig."
Jay überlegte kurz und sagte dann entschlossen: „Ehrlich gesagt mag ich beide Mädchen. Da ich in meiner Position zur Entscheidung verdammt bin, stimme ich für Zarina. Die Sitzung ist beendet. Bonga, hole sie bitte hierher."
„Moment mal, Bosss! Sarafina hob den Schwanz, während ihre kleinen Augen sich drehten. „Wasss wäre, wenn wir Zarina alsss Marketingmanagerin und Claria für den Kundenservice einsetzten würden? Sssie scheint eine außerordentliche Fähigkeit zu haben, Probleme zu lösssen.
Jay blickte tief in Sarafinas Augen und versuchte ihre Absicht zu erahnen, aber er konnte nichts Unstimmiges feststellen. So willigte er ein.
2
Zarina war müde, öffnete trotzdem ihren Augen. Ein Sonnenstrahl fiel direkt auf ihr Gesicht. Die Nebelschwaden hingen über dem See der Freiheit. Sie verließ ihr Quartier und lief direkt zum Eingang des Hotels. Sie sah Bonga, der gerade dabei war, auf sein Dienstfahrrad zu steigen. Von weitem rief Zarina: „Bonga, warte bitte kurz." Sie galoppierte flott heran. Kurz vor ihm stoppte sie. Der Sand am Eingang spritzte nach beiden Seiten und sie hinterließ eine Bremsspur.
„Nicht so stürmisch, junge Dame", rief Bonga und sprang einen Schritt zur Seite.
Zarina antwortete noch ganz außer Atem mit geblähten Nüstern: „Wir fangen gleich mit Werbemaßnahmen an. Wir dürfen keine Zeit verlieren."
„Heute? Ich kann leider nicht, erwiderte Bonga. „Muss dringend zum Bauamt. Immer diese endlose Bürokratie!
„Kannst du nicht einen Angestellten beauftragen? Oder es morgen erledigen? So wichtig kann diese Bürokratie doch gar nicht sein, oder?"
Bonga nickte sprachlos.
Zarina nutzte ihre Chance: „Komm, setz dich auf meinen Rücken!"
Bonga überlegte kurz, schwang sich aber dann mit einem großen Satz auf Zarinas Rücken. Sie fiel aus dem Stand in den Trab und dann in den Galopp.
Als sie sich dem Strand näherten, sahen sie Claria bei ihrer Morgengymnastik.
Zarina rief: „Du hast es gar nicht nötig, so hart zu trainieren. Deine Erscheinung macht jetzt schon jedes Weibchen neidisch."
Claria lächelte. „Du bist auch nicht gerade die Hässlichste. Was führt euch zu mir?"
Geheimnisvoll sagte Zarina: „Komm einfach mit. Lass dich überraschen."
Sie führte Bonga und Claria zum Hotelpool. Über die lange dunkelrote Brücke erreichten sie das Thermalbad mit der Heißwasserquelle. Claria freute sich sichtlich und lobte Zarina: „Ein gemeinsames Bad hier? Klasse."
„Ich bade nicht oft, aber mit zwei hübschen Damen in Begleitung ist es natürlich etwas anderes. Bonga sprang ins Wasser und tauchte unter. Als sein Kopf wieder an der Oberfläche erschien, sagte er: „Oh, wie angenehm!
Zarina stieg andächtig in den Pool. Dieses warme Wasser entspannte ihre Muskeln nach der langen Anfahrt. Das Bad war eingehüllt von einem geheimnisvollen Nebel, der sich durch die kalte Luft und das warme Wasser bildete. Es sah so aus, als wolle die Seele des Wassers dem Himmel ein Stück näher kommen.
Claria räkelte sich im Wasser, schloss genüsslich ihre Augen und ließ sich von den Massagedüsen massieren.
Dagegen plantschte der lebenslustige Bonga wild herum, verließ das Wasser und sprang vom Beckenrand wieder herein. Das Wasser spritzte nach allen Seiten und traf die beiden Damen.
Claria schimpfte. „Könnt ihr Affen nicht eine Minute ruhig sitzen und die Stille genießen?"
Bonga ignorierte sie. Er war schon auf dem Weg, die nächste Wasserbombe platzen zu lassen.
Jetzt reichte es auch Zarina: „Schluss damit, Bonga. Wir wollen hier arbeiten."
Bonga kletterte vom Beckenrand wieder in den Pool und setzte sich unwillig hin.
Zarina fuhr fort: „So bist du brav, Bonga. Wir sind ein neues Resort und niemand kennt uns. Wie können wir die Leute auf uns aufmerksam machen?"
Bonga kratzte sich auf dem Kopf: „Wir könnten Flyer drucken und diese dann vor dem Eingang des Tempels Zehn Millionen Buddhas verteilen."
Claria platzte vor Lachen.
„Was gibt es da zu lachen? Den Tempel besuchen jeden Tag tausende Menschen aus aller Welt. Ich habe dort viele Jahre verbracht und kenne einige der Besucher persönlich. Meister Li würde sicher zustimmen."
„Unsinn. Zu dem Tempel gehen doch überwiegend arme Leute, wie sollen sie denn überhaupt unser exklusives Hotel bezahlen?", fragte Claria.
„Da hast du nur teilweise recht. Auch viele Touristen kommen dort hin und Geschäftsleute aus der näheren Umgebung, um dort zu meditieren. Übrigens auch Dr. Wang, der unser Projekt mitfinanziert."
Claria dachte kurz nach. „Es wird nicht genug wohlhabende Leute geben. Außerdem haben diese Geschäftsleute auch nie Zeit für einen Urlaub. Der Tempel ist kein richtiger Ort."
„Du kannst aber auch nur meckern. Hast du selber eine Idee?", Bonga schien etwas beleidigt.
„Ich meckere nicht. Bloß habe ich etwas gegen Blödsinn. Ein moderner Affe sollte auch etwas vom Internet gehört haben. Flyer drucken ist doch ein alter Hut. Warum gestalten wir nicht eine Internetseite? So haben wir die Chance, dass es die ganze Welt sieht und nicht nur die Mönche."
Claria grinste zu Bonga, der verärgert antwortete: „Quatsch, auch eine Internetseite garantiert keine Klicks."
„Wie wäre es, wenn wir einen Werbespot drehen, den wir dann auf alle bekannten Videoportalen stellen?, sagte Claria. „Damit kommt unsere Webseite im Suchmaschinen-Ranking ganz nach oben.
Zarina gab zu Bedenken: „Es gibt aber unzählige Videos im Netz. Nur extrem lustige oder äußerst dramatische Videos locken die Zugriffe und werden auch verbreitet."
„Vom Drama halte ich nichts, sagte Bonga. „Wir können zum Beispiel Jay zum Lachen bringen. Habt ihr ihn jemals lachen sehen? Das wird bestimmt lustig.