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Spuren im Strom der Zeit: Ägyptisches Ritual
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Spuren im Strom der Zeit: Ägyptisches Ritual
eBook339 Seiten4 Stunden

Spuren im Strom der Zeit: Ägyptisches Ritual

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Über dieses E-Book

Wie kann etwas, das vor mehr als viertausend Jahren in Ägypten geschah, Auswirkungen auf die Gegenwart haben?

Stephen lernt in einer verzweifelten Situation Kayla kennen. Sie kann ihm helfen und verspricht, ihm Meditationstechniken beizubringen. Dabei lernt er auch Rückerinnerungen kennen. Er entdeckt, dass er schon mehrmals gelebt hat. Auch Kayla ist nicht nur seine Lehrerin. Sie ist mit ihm auf eine geheimnisvolle Weise verbunden.

Gelingt es Stephen, hinter dieses Geheimnis zu kommen, wird es seine Welt für immer verändern.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum20. Sept. 2014
ISBN9783847612629
Spuren im Strom der Zeit: Ägyptisches Ritual

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    Buchvorschau

    Spuren im Strom der Zeit - Lisa Ravenne

    Kurztext

    Wie kann etwas, das vor mehr als viertausend Jahren in Ägypten geschah, Auswirkungen auf die Gegenwart haben?

    Stephen lernt in einer verzweifelten Situation Kayla kennen. Sie kann ihm helfen und verspricht, ihm Meditationstechniken beizubringen. Dabei lernt er auch Rückerinnerungen kennen. Er entdeckt, dass er schon mehrmals gelebt hat. Auch Kayla ist nicht nur seine Lehrerin. Sie ist mit ihm auf eine geheimnisvolle Weise verbunden. Gelingt es Stephen, hinter dieses Geheimnis zu kommen, wird es seine Welt für immer verändern.

    Über die Autorin

    Lisa Ravenne ist das Pseudonym einer Autorin aus einer kleinen Stadt in Süddeutschland, die erst in späteren Jahren die Freude am Schreiben entdeckt hat. Schon im jugendlichen Alter war Lesen für sie ein Hobby, das sehr viel Raum im Tagesablauf einnahm. In ihrer Wohnung stapeln sich die Bücher, wobei in letzter Zeit durchweg Fantasy-Geschichten einen Neuzugang fanden.

    Warum also nicht einmal selbst schreiben, anstatt nur von Anderen Geschriebenes zu lesen?

    Das vorliegende Erstlingswerk erlaubt es, in eine fantastische Welt einzutauchen, in der Dinge möglich sind, die unser meist so realitätsbezogener Alltag oft vermissen lässt.

    Hinweis

    Um die Geschichte von Merit und Shokar fortlaufend erzählen zu können, wurden Merits Erlebnisse mit eingeflochten, auch wenn zu diesem Zeitpunkt Stephen noch nichts über diese Zusammenhänge wissen konnte.

    Kapitel 1 - Gegenwart

    Kayla Monigan befand sich auf ihrer täglichen Walking-Strecke. Ihre Stöcke bewegten sich in gleichmäßigem Rhythmus vor und zurück. Sie war tief in Gedanken versunken, registrierte kaum, was sich um sie herum abspielte. Etwas beunruhigte sie, nur kam sie nicht darauf, was sie eigentlich beschäftigte.

    Normalerweise konnte sie sich beim Laufen entspannen, egal, wie nervös sie zuvor gewesen war. Das Laufen war immer ein Mittel gewesen, wieder runter zu kommen. Also was war los?

    Ein junger Mann auf Inlinern passte ebenfalls nicht auf. Er rannte sie beinahe um. Nur eine rasche Bewegung zur Seite konnte einen Unfall verhindern. Sie musste dazu ihren Weg verlassen. Erst dann bemerkte sie die Bank in der Nähe, auf der zwei junge Männer saßen, beide um die dreißig Jahre alt.

    Einer von ihnen, mit blondem Haar, berührte die Schulter des anderen. Dieser hatte schwarze Haare. Kaylas Interesse wurde geweckt, als sie die verzweifelte Stimmung wahrnahm, die die ganze Szene überschattete.

    In diesem Augenblick rief der Schwarzhaarige aus: „Gibt es denn niemand, der helfen kann? Gibt es gar nichts, was man tun kann?"

    Kayla hielt an und schaute zur Bank hinüber. Sie überlegte. Manchmal war es besser, sich nicht einzumischen und sich aus den Angelegenheiten anderer Leute herauszuhalten. Die Schultern des Schwarzhaarigen zuckten. Irgendetwas hielt sie davon ab, einfach weiterzugehen.

    Kaylas Sohn war ungefähr im gleichen Alter. Darren lebte in Denver, zusammen mit seiner Frau Sheila und ihrer kleinen Tochter Annabelle. Kayla konnte sich nicht vorstellen, Darren in einer solchen Situation vorzufinden wie der junge Mann vor ihr.

    Aber falls doch, würde er sich nicht freuen, wenn ihm jemand helfen würde? Das gab den Ausschlag. Sie ging zu der Bank hinüber und die Worte kamen ihr fast ohne ihr Zutun aus dem Mund:

    „Kann ich Ihnen helfen?"

    Zwei Köpfe gingen hoch. Grüne Augen des Blonden und blaue Augen des Schwarzhaarigen musterten sie.

    Der Blonde sagte: „Mein Freund hat gerade schlechte Nachrichten von seiner Mutter erhalten. Niemand ist verletzt. Wir kommen allein damit klar. Danke für Ihre Fürsorge."

    Der andere Mann sagte nichts. Er starrte auf das Gras zu seinen Füßen.

    „Und, können Sie das?", fragte Kayla, indem sie ihn direkt ansprach.

    „Tut mir leid, Lady, ich glaube nicht, dass Sie mir helfen können", antwortete er mit einem Seitenblick.

    „Manchmal hilft es, darüber zu reden. Wenn Kayla mal an etwas dran war, gab sie nicht so schnell auf. „Was es auch immer ist, spucken Sie es aus. Lassen Sie nicht zu, dass es Sie von innen auffrisst.

    Der Mann sah sie an und wurde wütend. „Sie stirbt! Meine Mutter stirbt! Niemand kann daran etwas ändern! Und ich kriege nicht rechtzeitig einen Flug zu ihr. Das tut so weh, dass ich es kaum aushalte. Also, was können Sie dagegen tun?"

    Kayla holte tief Luft. „Es tut mir leid wegen Ihrer Mutter. Sie haben Recht. Niemand kann etwas an dieser Tatsache ändern. Aber ich habe gehört, dass der Schmerz zu viel für Sie ist. Vielleicht gibt es eine Möglichkeit, ihn zu lindern."

    „Sie möchten den Schmerz wegnehmen? Das ist nicht möglich. Wie wollen Sie das machen? Ich glaube nicht an Zauberei."

    „Also wollen Sie nicht, dass der Schmerz weggeht. Denken Sie, dass Sie ihn verdienen?"

    Stephen zögerte. Wie konnte sie das wissen, diese Frau da vor ihm? Sie war ungefähr fünfzig Jahre alt, schlank und machte einen sportlichen Eindruck. Wenn er sich neben sie stellte, ging sie ihm wohl gerade bis an die Schultern. Auf dem Kopf trug sie eine Baseballkappe. Ein paar kurze rötliche Haarsträhnen lugten darunter vor. Sie stützte sich auf ihre Wanderstöcke und sah ihn abwartend an.

    Auf jeden Fall verdiente er diesen Schmerz. Er war derjenige, der seine Mutter in New York zurückgelassen hatte, weil er Schauspieler werden wollte. Er hatte schon einige Erfolge hier in Los Angeles. Aber das bedeutete, dass die Telefongespräche weniger geworden waren und die Besuche bei ihr ebenfalls. Seine Mutter war immer für ihn dagewesen, hatte ihm versichert, dass er das Richtige tat.

    „Mach dir keine Sorgen wegen mir. Mir geht es gut. Ich habe meine Freunde hier. Bau eine Karriere auf und hab Erfolg", meinte sie immer.

    Stephen sah die Frau an, wusste nicht, was er sagen sollte. Sie war eine Fremde. Es war nicht ihre Angelegenheit.

    Kayla konnte mitverfolgen, wie sich sein Gesichtsausdruck verschloss. Sie begann, sanft mit ihm zu reden.

    „Mein Name ist Kayla Monigan. Ich habe einen Sohn in Ihrem Alter. Und ich weiß. ich würde wollen, dass ihm jemand hilft, wenn er sich in einer Situation wie dieser befinden würde. Also, was brauchen Sie? Wollen Sie reden? Möchten Sie den Schmerz in Ihrem Inneren lindern, gerade so viel, dass er erträglich wird? Ich bin eine Lehrerin für Meditationen und habe schon oft erlebt, wie man sich mit diesen Techniken weiterhelfen kann. Probieren Sie es doch einfach mal aus."

    Stephen sah seinen Freund Luke an. Dieser nickte leicht. Er fühlte sich verzweifelt. Über eine Stunde lang hatte er versucht, seinen Freund zu beruhigen, nicht wirklich mit Erfolg. Tatsächlich war es eher schlimmer geworden.

    Stephen sah Kayla an. Da war etwas in ihren Augen. Er hatte das seltsame Gefühl, sie würden ihn zu ihr hinziehen. Er könnte sogar in diese Augen hineinfallen, aber seltsamerweise störte ihn das kein bisschen.

    Bevor er überlegen konnte, was er da gerade tat, hörte er sich selbst sprechen:

    „Ich versuche es. Alles ist besser als das. Sagen Sie mir, was ich tun soll. Oh, und ich bin Stephen. Und das ist mein Freund Luke."

    Stephen sah Kayla in die Augen, als er mit ihr sprach. Im gleichen Augenblick, als er zustimmte, geschah auch etwas mit Kayla. Plötzlich sahen Stephens Augen vertraut aus. Etwas hatte sich zwischen ihnen verändert. Da gab es eine Gemeinsamkeit, die vorher nicht dagewesen war. Mit Hilfe ihrer besonderen Fähigkeiten nahm sie es wahr, konnte aber im Moment nicht herausfinden, was dahinter steckte. Sie würde dem später nachspüren. Ihr nachdenklicher Blick wurde wieder klar, wanderte zu Stephen.

    Sie sah ihn die Stirn runzeln. Er wusste tatsächlich nicht, wozu er sich gerade bereit erklärt hatte. Vielleicht war es nur eine Zerstreuung, die ihn davon abhalten würde, in immer den gleichen Gedanken gefangen zu sein, die sich wieder und wieder im Kreis drehten und ihm keinen Weg aus seiner Lage heraus zeigten.

    Auf ein Zeichen von Kayla hin setzte sich Luke auf die nächste Bank.

    „Du kannst mich Kayla nennen. So können wir leichter miteinander reden."

    Kayla nahm neben Stephen Platz und forderte ihn auf, ihr seine rechte Hand zu geben.

    „Schließe deine Augen und hör nur noch auf meine Stimme."

    Stephen folgte den Aufforderungen, neugierig darauf, was nun folgen würde.

    Kayla fuhr fort: „Reduziere alles, was du willst oder brauchst auf eine Sache: Atmen. Folge dem Weg deiner Atemluft in deine Lunge und wieder hinaus. Nichts anderes ist wichtig, nur atmen. Finde deinen eigenen Rhythmus."

    Kayla konnte sehen, wie Stephen sich allmählich entspannte und ließ ihn eine Weile so weiter machen, indem sie ihn mit ihrer Stimme führte.

    Als Stephen halb in Trance war, fuhr sie fort.

    „Jetzt fühl den Schmerz in dir." Stephen schnappte nach Luft.

    „Das ist in Ordnung. Alles ist gut. Finde nur den Schmerz in dir. Wo in deinem Körper kannst du ihn sehen? Finde es heraus und sag es mir."

    Stephen runzelte die Stirn und versuchte offensichtlich angestrengt, es zu sehen.

    Kayla redete weiter. „Lass mich dir helfen. Ist der Schmerz in deinem Kopf … deinem Herzen … deinem Solarplexus? Sag mir, wo."

    „In meinem Herz."

    „Wie sieht er aus? Welche Form hat er? Welche Farbe?"

    „Es ist ein großer Feuerball. Er ist gelb und rot. Und es sind schwarze Flecken drin. Es tut weh. Es verbrennt mich von innen heraus."

    Stephens Stimme klang erstaunt, als ob er nicht erwartet hätte, es tatsächlich zu sehen.

    „Fühle meine Hand. Du kannst diesen Feuerball kleiner machen. Leite einen Teil seiner Energie in meine Hand. Wie viel davon möchtest du hergeben?"

    „Ich kann nicht!" Stephen stieß die Worte hervor, sein Atem wurde schneller.

    Kayla fragte sanft: „Du kannst nicht oder du willst nicht? Manchmal denken Menschen, dass sie diesen Schmerz verdienen. Dann können sie ihn nicht hergeben."

    Stephen nickte. Er wusste, was sie meinte.

    „Stephen, du hast um Hilfe gebeten. Es ist dir erlaubt, den Schmerz zu lindern."

    „Aber wenn ich ihn dir gebe, wird er dir wehtun."

    „Nein. Das ist nicht mein Schmerz. Er wird mir nicht wehtun. Ich kann damit umgehen. Beobachte den goldenen Faden, der von dem Feuerball zu meiner Hand führt. In dem Maße, wie die Energie fließt, wird der Ball kleiner … und kleiner … und kleiner. Sag mir, wann es genug ist."

    Einige Minuten später kam Stephens Antwort: „Genug!"

    Kayla fragte: „Wie sieht der Ball jetzt aus?"

    „Er ist nicht verschwunden. Er ist jetzt wie ein Tennisball. Er glüht in orange und rot."

    „Wie fühlst du dich jetzt?"

    „Der Schmerz ist nicht verschwunden. Aber es ist jetzt einfacher. Ich fühle mich erleichtert. Stephen atmete auf. „Wie hast du das gemacht? Es ist erstaunlich!, rief er aus.

    Kayla lächelte. „Ich hab dich nur einen Teil des Schmerzes weggeben lassen. Aber bis jetzt hast du dein Problem noch nicht gelöst. Und solange du das nicht tust, wird der Schmerz wieder kommen. Es ist nur eine Erleichterung für den Augenblick."

    Stephen sah sie schockiert an. „Das kann ich nicht noch einmal durchmachen! Es fühlte sich an, als ob eine große Meereswelle über mich hereinbrechen würde. Ich hatte das Gefühl, die Kontrolle zu verlieren. Was kann ich tun? Wie kann ich mein Problem lösen?"

    „Du fühlst dich schuldig wegen deiner Mutter. Sei dir dessen bewusst. Und löse dich von dieser Schuld. Du kannst das mit Meditation tun. Aber es braucht einige Zeit, zu erlernen, wie man es macht."

    Stephen wollte wissen: „Wo kann ich das lernen?"

    Kayla meinte: „Wie ich schon sagte, ich unterrichte Meditationstechniken. Doch für den Augenblick ist es genug. Wenn du mehr tun möchtest, wirst du zu mir nach Hause kommen müssen. Dort kann ich es dir Schritt für Schritt beibringen. Und wenn dein Freund es auch lernen will, ist er eingeladen, mitzukommen."

    Stephen hatte völlig vergessen, dass Luke immer noch auf der anderen Bank saß. Er sah zu ihm hinüber. Luke schaute zurück, aber er schien verwirrt zu sein, als ob er nicht glauben könnte, was er gerade miterlebt hatte.

    Kayla gab Stephen ihre Adresse und verabschiedete sich. Der Rest lag bei Stephen. Er brauchte Zeit, um über alles nachzudenken. Wenn er bereit war, würde er kommen. Wenn nicht, konnte Kayla nichts daran ändern.

    Kapitel 2 - Gegenwart

    Kayla nahm ihre Walking-Strecke wieder auf. Das Walken hatte einen festen Termin in ihrem Tagesablauf. Es half ihr, Kraft zu finden. Außerdem konnte man dabei wundervoll abschalten und den Gedanken freien Lauf lassen – sofern nicht besondere Umstände dies verhinderten.

    Was war das gerade gewesen? Sie hatte einem fremden jungen Mann geholfen, aus einer persönlichen Krise herauszufinden und fertig. Eben nicht fertig! Irgendetwas schlich sich hartnäckig immer wieder in ihre Überlegungen ein.

    Was hatte sie überhaupt dazu gebracht, einen Fremden anzusprechen? Wenn man in einer Stadt mit vielen Menschen lebte, gewöhnte man sich an, Abstand zu halten. Viele Menschen nahmen es einem übel, wenn man sich zu sehr für sie interessierte. Aber in diesem Fall hatte sie nicht anders handeln können. Etwas in ihrem Inneren hatte sie geradezu gedrängt, aktiv zu werden. Warum nur?

    Stephens Gesicht tauchte von neuem vor ihrem inneren Auge auf. Es lag etwas Vertrautes darin, etwas lange Vermisstes. Es ließ ihr keine Ruhe. Doch sie kam nicht drauf. Vorerst musste sie es ruhen lassen. Wenn sie sich mit anderen Dingen beschäftigte, würde es ihr bestimmt irgendwann einfallen.

    Kayla beendete ihren Lauf an ihrer Gartentür. Ein Wagen fuhr gerade vor. Nicht gerade das neueste Modell. Kayla wunderte sich immer wieder, wie Liz die alte Klapperkiste überreden konnte, noch einmal anzuspringen.

    Gutes Timing jedenfalls! Liz hatte wieder einmal genau den richtigen Zeitpunkt für einen Besuch gefunden. Nun konnten sie sich einen Tee machen und gemütlich zusammensitzen.

    Kayla und Liz waren schon lange die besten Freundinnen. Sie erzählten sich alles, hatten gemeinsame Interessen. Wenn sie Liz über das Vorgefallene berichtete, konnte sie vielleicht herausfinden, was das alles zu bedeuten hatte.

    Liz stieg aus dem Wagen, eine kleine Kuchenschachtel in der Hand haltend und wandte sich an Kayla, nachdem sie den Blick registrierte, mit dem ihre Freundin ihren Wagen musterte.

    „Sag keinen Ton über mein Auto! Ich kenne deine Meinung dazu. Mein Wagen spürt, dass ich ihn gern habe. Deshalb macht er auch alles, was ich von ihm will."

    Nach einem prüfenden Blick in Kaylas Gesicht stoppte sie den Redeschwall über ihr Lieblingsthema.

    „Was ist denn mit dir los? Hast du einen Geist gesehen? Dich plagt doch was. Ich will alles darüber wissen. Krieg ich einen Tee?" Liz griff sich in ihre kurzen blonden Haare und verwuschelte sie.

    Das war Liz. Nur nicht lange um den heißen Brei herumreden, wenn man auch gleich zum Kern der Sache kommen konnte. Kayla war dankbar, dass Liz‘ Erscheinen sie vorerst von ihren Gedanken abhielt. Während sie Vorbereitungen für einen gemütlichen Nachmittagstee in ihrer Küche traf, fand sie wenigstens teilweise ihre innere Ruhe wieder. Liz wartete, bis der Tee fertig auf dem Tisch stand und sie beide saßen.

    „Und jetzt erzählst du mir, was los ist. Was beunruhigt dich so?"

    Kayla berichtete darüber, dass sie schon den ganzen Tag unruhig gewesen war. Sie hatte ständig das Gefühl gehabt, etwas Wichtiges zu verpassen. Liz hatte in der Vergangenheit schon einige Male erleben können, wie die Vorahnungen, die Kayla hatte, später eine Rolle spielten. Deshalb nahm sie Kaylas Gefühl ernst.

    Kayla erzählte, wie sie Stephen getroffen hatte und ihm helfen konnte. Seitdem hatte sie ständig Stephens Augen vor sich. Sie hatte das Gefühl, sie müsste ihn kennen und wusste doch nicht, woher. Ständig zerbrach sie sich den Kopf darüber und konnte nicht aufhören, darüber nachzudenken.

    Wenn sie dem Inline-Skater nicht hätte ausweichen müssen, hätte sie Stephen auf der Bank gar nicht gesehen.

    Liz sah sie nachdenklich an. „Und wenn du ihn gar nicht aus diesem Leben kennst, sondern aus einem anderen davor? Vielleicht suchst du in der falschen Richtung."

    Kayla wollte den Gedanken erst als nicht passend abwehren, kam dann aber doch darauf zurück.

    Liz hakte nach. „Du könntest eine Meditation machen. Du wünschst dir, herauszufinden, woher du Stephen kennst. Vielleicht können die Spirits dir helfen."

    Kayla dachte über den Vorschlag nach. Was konnte ein Versuch schon schaden?

    „Soll ich dir helfen? Ich könnte dich durch die Meditation führen."

    Manchmal war es besser, wenn eine außenstehende Person die Übersicht behielt, während die innere Sicht durchgeführt wurde. Kayla vertraute Liz bedingungslos und stimmte zu. Liz war, genau wie sie selbst, eine erfahrene Meditationslehrerin.

    Die beiden Frauen setzten sich ins Wohnzimmer auf den Teppich und Kayla nahm ihre Meditationshaltung ein. Liz begann, leise und beruhigend zu sprechen und Kayla überließ sich ihrer Führung. Nach den ersten Schritten bat Liz ihre Freundin, ihre inneren Führer zu rufen und ihre Frage zu formulieren. Dann machte sie eine kurze Pause, damit Kayla dies ausführen konnte.

    „Wenn du etwas siehst, gib mir Bescheid, damit ich dich weiter leiten kann", meinte sie nach einer Weile.

    Kayla begann zu sprechen. „Ägypten … ein Tempel … ein junger Mann … braune Augen … kahl rasierter Kopf …es ist Shokar!" Kaylas Stimme wurde aufgeregter.

    Liz beruhigte sie sofort. „Sieh es dir in Ruhe an. Der Anfang ist gemacht. Du wirst es nicht wieder vergessen. Du musst nicht alles gleich erfahren. Hör auf, wenn es zu viel wird."

    Kayla gelang es nicht, wieder völlig ruhig zu werden. „Ich hab ihn gefunden! Wie konnte ich ihn nur vergessen? Ich liebe ihn doch!"

    Liz fand es an der Zeit, die Meditation zu beenden.

    „Kayla, es ist gut. Genug für den Augenblick. Komm zurück!"

    Den letzten Satz sagte sie mit Nachdruck. Sie wusste, dass es nicht einfach war, in einer solchen Situation einfach aufzuhören. Der Drang, mehr zu erfahren, ließ einen nicht mehr los. Liz sprach weiter, führte Kayla aus der Meditation heraus, ließ ihr dabei keine Pause, damit Kayla nicht wieder zurückglitt.

    Als Kayla wieder vollständig klar war, stellte Liz ihr eine Schachtel mit Taschentüchern zurecht und verschwand in der Küche, um erneut Tee zu kochen. Kayla brauchte ein paar Momente, um dem Erlebten nachzuspüren und ihre Gedanken zu ordnen.

    Nach einer Weile kam sie zurück mit zwei Bechern Tee in der Hand. Kayla hatte sich inzwischen auf die Couch gesetzt. Sie wischte sich die Augen. Liz stellte einen der Becher vor ihr ab und wartete. Kayla würde reden, sobald sie soweit war. Es bestand kein Grund, sie zu drängen. Sie hatten Zeit.

    Kayla nahm einen Schluck Tee. Ihre Worte klangen noch halb abwesend.

    „Er hat eine andere Augenfarbe. Sie waren früher braun. Jetzt sind sie blau. Deshalb habe ich ihn nicht gleich erkannt."

    „Du meinst, du kennst ihn aus Ägypten? Als du Merit warst? Du meine Güte! Jetzt erinnere ich mich. Du hast mir von Shokar erzählt. Und du meinst, Stephen ist Shokar? Kein Wunder, dass du so aufgeregt bist."

    Liz dachte einen Moment darüber nach. „Was wirst du mit diesem Wissen anfangen?"

    Kayla sah ihre Freundin etwas hilflos an. „Das muss ich erst mal verdauen. Ich meine, sieh mich an. Jetzt habe ich Shokar gefunden. Aber es passt nicht zusammen. Er ist jung, er hat sein Leben noch vor sich. Ich bin alt."

    Sie wollte weiter reden, aber Liz unterbrach sie sofort. „Unsinn, du bist nicht alt, gerade mal fünfzig. Das ist noch kein Alter."

    „Du weißt, was ich meine, Liz. Ich muss ihn sein eigenes Leben führen lassen und darf mich nicht einmischen. Diesmal ist etwas schief gelaufen."

    Kaylas Stimme klang so trostlos, dass Liz nach einer Möglichkeit suchte, sie aufzuheitern.

    „Hast du deine Erinnerungen jemals aufgeschrieben? Du erinnerst dich an so viele Leben. Vielleicht hilft es dir, einige Dinge klar zu sehen. Möglicherweise erkennst du ein Muster, einen Grund für alles, was geschehen ist." Liz sah Hoffnung in Kaylas Gesicht aufleuchten.

    „Ich könnte sie in meinen Laptop schreiben. Dann kann ich ergänzen, was mir erst später einfällt. Oder etwas verbessern, wenn ich nicht gleich die richtigen Worte finde. Das ist eine gute Idee! Du bist ein Schatz! Danke!" Kayla strahlte ihre Freundin an.

    Es tat gut, sie so froh zu sehen. Mit dieser Aufgabe würde für eine Weile vergessen können, was sie sonst noch belastete.

    Liz verabschiedete sich bald darauf. Sie konnte Kayla jetzt beruhigt allein lassen. Liz war zuversichtlich, dass sie die Geschichten lesen durfte, wenn Kayla sie beendet hatte. Sie freute sich schon darauf. Noch nie war ihr jemand wie Kayla begegnet, die sich an so viel aus vorangegangenen Leben erinnern konnte. Es war spannend, zu erfahren, wie sie gelebt und welche Erfahrungen sie gemacht hatte.

    Als Liz weg war, holte Kayla ihren Laptop. Sie schätzte die Möglichkeiten, die sie mit dem kleinen Gerät hatte. Das Ding ersetzte eine ganze Bibliothek. Es befanden sich schon Ordner über Heilpflanzen oder Meditationstechniken darauf, die sie mit Schülern durchführen konnte. Und verschiedene weitere Ordner.

    Darren hatte ihr beigebracht, wie man Inhalte schützen konnte, die nicht jeder lesen sollte. Tatsächlich ergaben sich immer weitere Möglichkeiten, den kleinen Computer einzusetzen. Man musste mit der Zeit gehen, auch bei ihren speziellen Fähigkeiten. Sie legte einen neuen Ordner an und suchte den Anfang ihrer Geschichte.

    Wo hatte alles begonnen? In Ägypten, ganz sicher. An ältere Zeiten konnte sie sich nicht erinnern. Damals war sie Merit gewesen. Bisher hatte sie in der Rückschau aber noch nicht Merits gesamtes Leben überblicken können. Sie würde einige Sitzungen benötigen, um mehr zu erfahren. Bis das geschehen war, konnte sie nur Bruchstücke aufschreiben. Aber als Einstimmung auf ihr damaliges Leben war das hier genau richtig. Sie begann zu schreiben.

    Kapitel 3 - Merit

    Merit strebte eilig auf den Tempel des Amun zu, wo ihr Dienst in wenigen Augenblicken begann. Sie hatte sich verspätet, was nicht vorkommen sollte. Bisher war sie ihren Verpflichtungen immer zuverlässig nachgekommen und es sollte auch heute keine Ausnahme davon geben. Sie stolperte durch den Sand, der immer wieder in ihre einfachen Sandalen geriet. Auch jetzt, am Morgen, war schon die Hitze des kommenden Tages zu spüren.

    Am ersten Tor zum Tempeleingang erwartete sie einer der niederen Priester. Als er bemerkte, dass sie außer Atem war, legte er seine rechte Hand auf ihren Oberkörper und hinderte sie am Weitergehen.

    Sie blieb stehen. Als sich ihr Atem beruhigt hatte, durfte sie ihren Weg fortsetzen. Die Priester nutzten jede Gelegenheit, um zu zeigen, dass hier ihre Gesetze galten.

    Sie fragte sich, wozu das gut sein sollte. Schließlich hatte sie nichts mit dem Dienst an Amun zu tun. Das war männlichen Priestern vorbehalten. Sie war nur eine einfache Dienerin, zuständig für Nahrungszubereitung, Säubern der Unterkünfte und noch einen weiteren Dienst, an den sie jetzt nicht unbedingt denken wollte.

    Immerhin hatte bisher noch nie einer der Priester einen derartigen Dienst von ihr verlangt, auch wenn sie bereits sechzehn Sommer erlebt hatte. Lange würde es wohl nicht mehr dauern. Eine Weigerung käme dann nicht in Frage. Ihr Körper gehörte nicht ihr selbst. Sie war Eigentum des Tempels.

    Zu ihrem Glück zogen es die meisten Priester vor, enthaltsam zu leben, um ihrem Gott besser dienen zu können. Doch es gab auch andere, die auf fleischliche Genüsse nicht verzichten wollten. Es war nicht verboten, diesen körperlichen Bedürfnissen zu folgen. Nur eine Heirat war nicht gestattet.

    Ihr wurde die Aufgabe zugewiesen, die leeren Unterkünfte vorzubereiten. Heute sollten die neuen Anwärter für das Priesteramt eintreffen. Nach langer Zeit des Suchens ohne Erfolg würden heute gleich drei junge Männer jeweils einen Raum bewohnen und im Lauf des Jahres auf ihre Eignung als Priester geprüft werden. Sie wurden jeweils einem älteren, erfahrenen Priester zugeteilt, der die Aufgabe hatte, sie anzuleiten.

    Als schließlich am Nachmittag die drei Anwärter im Kreis ihrer Familien eintrafen, war alles bereit, auch ein einfaches Mahl für die Abschiedszeremonie. Nach diesem Mahl verabschiedeten sich die Familien

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