Am Ufer des Flusses: Erzählung
Von Jürg Amann
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Buchvorschau
Am Ufer des Flusses - Jürg Amann
Flussesn
Juds Fall hatte mich in allem Übrigen immer an den meinen erinnert. In allem ausser dem Einen. Nicht ganz in allem natürlich, aber doch fast, das konnte man sagen.
Zwar hatten unsere Wege von Anfang an in verschiedene Richtungen gewiesen, hatten nicht viel miteinander zu tun gehabt, wir hatten uns auch immer wieder und manchmal wie für immer aus den Augen verloren; aber dann hatten sie sich doch wieder gekreuzt, wenn auch scheinbar nur zufällig, waren wir einander wieder über den Weg gelaufen, hatten uns unsere Leben doch wieder zusammengeworfen und am Ende auf der gleichen Schutthalde abgeladen.
Und da sassen oder lagen wir nun, er lag und ich sass, beieinander, einander gegenüber, und fragten uns, wie alles gekommen war. Ich trank Bier, aus der Dose, das ich in meinem Plastikbeutel mitgebracht hatte; er seinerseits wurde durch Plastikschläuche, die ihm in die Armbeugen gesteckt waren, mit Blut und Glukose versorgt. Unter den gegebenen Umständen auf unser gegenseitiges Wohl anzustossen, war ein Ding der Unmöglichkeit. Er sagte trotzdem: Zum Wohl.
Klar, dass wir, nach dem, was geschehen war, zuerst auf die Mütter zu sprechen kamen. Die seine war ja nun tot. Die meine lebte noch. Und wie sie noch lebte. Auch wenn sie mir mit ihrem Sterben ständig in den Ohren lag. So weit ich zurückdenken konnte. Sie war auch ein paar Jahre später zur Welt gekommen als seine, wenngleich am selben Ort und wenngleich das jetzt nichts mehr zur Sache tat. Im Nol, wie der Flecken dort hiess. Es war der Flurname der Örtlichkeit, wir hatten ihn beide von unseren Müttern immer wieder gehört, im Laufe unserer Leben. Im hintersten Winkel der Welt. Wo sich nicht einmal mehr Fuchs und Hase gute Nacht sagten. In jenem Loch, wie unsere Mütter es oft genannt hatten, das trotzdem ihr einziges Paradies gewesen war. Das Paradies ihrer Kindheit. Ein anderes gab es ja nicht. Am Wasser. Zu nahe, wie der Volksmund sagt, wenn jemand dann immer die Tränen zuvorderst hat. Am Ufer des Flusses, unter dem Rheinfall. Wo der Wasserstaub alles in einen feinen feuchten Schleier hüllte. Hinter dem aber, wenn die Sonne von der richtigen Seite hineinschien, Regenbogen, die Brücken zum Himmel, aufleuchteten. Wir hatten den Ort oft genug mit unseren Müttern, die zeitlebens nicht von ihm loskamen, besucht. In unmittelbarer Nähe der Grenze. Die damals, zwischen den Kriegen, anders als in der Zeit unserer Kindheit, noch eine wirkliche und nicht nur eine gedachte Grenze gewesen war.
Da, in den Nol, hatten ihre Mütter sie also hinbringen müssen. Auf Geheiss von deren Müttern. Als ganz junge Dinger, viel zu früh schwanger geworden. Geschwängert von irgendwelchen Strizzis, die darauf ihren Abschied genommen hatten, kaum dass sie von dem freudigen Ereignis Wind bekommen hatten. Freudig in Anführungszeichen. Hintragen, noch im Bauch. Aus der Stadt in die Weltabgeschiedenheit des Landes, der Ziegenbollen- und Kuhfladenlandschaft eines gottverlassenen Weilers zwischen Wald und Wasser. Um der vermeintlichen Schmach der Unehelichkeit zu entkommen, die zu jener Zeit noch eine ungeheure Schande gewesen sein musste.
Wo sie unsere Mütter also geboren hatten. Allein. Ohne Mann. Ohne familiären Beistand, ohne verwandtschaftliche Unterstützung. Von Gott und der Welt verlassen, wie man sagt. Im tiefen Winter die eine, im Hochsommer die andere. Zu Mariä Empfängnis seine, an Mariä Himmelfahrt meine. Wenngleich ein paar Jahre dazwischen lagen. So dass wir uns ihre Geburtstage, deren sie ja trotzdem oder erst recht gedacht haben wollten, später leicht merken konnten.
In diesem Studer-Haus, wo man sie also gelassen hatte, mutterseelenallein, wie man in ihrem Fall mit Fug und Recht behaupten kann. Das eine Art Heim für die Kinder sogenannt gefallener Mädchen gewesen war. An der Brust der Studer-Mutter, in der Obhut der Studer-Tochter, die als Milch-Amme und Kindermädchen ein Zubrot zum Schreiner-Brot des Studer-Mannes und Studer-Vaters verdienten. Zwar waren sie nicht aus dem selben Schoss gekrochen, wie wir es uns jetzt ausmalten, aber am gleichen Busen genährt und von der gleichen Hand geführt und vielleicht gezüchtigt und also den Studers zu Ziehtöchtern und einander zu Ziehschwestern und uns übers Kreuz zu einer Art Nenntanten geworden. Nenntante K., Nenntante R. Die wir jedenfalls später je und je Tante genannt hatten. So wie ihre späteren Männer, unsere Väter, Onkel. Onkel H. und Onkel F. So wie uns selbst Cousin oder Vetter. Vetter zuerst, wie es die Zeit erforderte, Cousin später, wie es die Mode wollte.
Jedenfalls hatten sich unsere Mütter immer als Schwestern gefühlt, ihre ganze Kindheit hindurch, ihre ganze Jugend hindurch, im Grunde ihr ganzes Leben lang. Solange sie beide am