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Der Tod stirbt: Die Stücke
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eBook488 Seiten5 Stunden

Der Tod stirbt: Die Stücke

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Über dieses E-Book

Die Theaterstücke von Jürg Amann versammelt in einem Band.

Das dramatische Gesamtwerk des früh verstorbenen Schweizer Autors
Der Tod stirbt - unter diesem programmatischen Titel versammeln sich chronologisch und in Überarbeitung letzter Hand Jürg Amanns sämtliche Theaterstücke. Sie gehören einer scheinbar vergangenen Zeit an, in der ein Theaterstück stets und zuallererst auch ein Stück Literatur war, ein Drama - Komödie oder Tragödie - immer auch ein Lesedrama.

Der Mensch und sein Leben im Bühnenmittelpunkt
Der Tod und die Liebe - diese großen Themen des Lebens waren es, die das vielseitige literarische Schaffen des Schweizer Autors bestimmten. Seine Romane, Erzählungen und Gedichte zeugen ebenso davon wie seine Theaterstücke. Amann erweist sich darin als leidenschaftlicher Beobachter menschlicher Existenz und macht die Bühne des Lebens zum Schauplatz seiner Stücke.

Theaterstücke zum Lesen und (Wieder-)Entdecken
Diese Sammlung ist in diesem Sinne in erster Linie als Lesebuch zu verstehen, sowohl für eingefleischte Amann-Leser - eine ganze Werkgruppe ist da neu zu entdecken oder wiederzuentdecken -, als aber auch für solche, die es erst noch werden wollen.


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Pressestimmen:

"Mit drei, vier Worten und Sätzen vermag Jürg Amann menschliche Tragödien zu umreißen, unmenschliche Vorgänge aufzuzeigen und zwischenmenschliche Probleme auf den Punkt zu bringen."
Tiroler Tageszeitung, Rainer Lepuschitz

"Der Schweizer Schriftsteller beeindruckt mit einer konzentrierten klaren Sprache, die vermeintlich alltägliche Begebenheiten in ihrer Außerordentlichkeitvor Augen führt ... Amanns Erzählweise öffnet gekonnt den Blick für die Skurrilität, die unter der Oberfläche des Alltags lauern."
bn.bibliotheksnachrichten

"Jürg Amann liebt die Camouflage, er hat sie gewissermaßen zu seinem literarischen Erkennungszeichen gemacht. Bald sind es Geschichten, die er sich anverwandelt, bald denkt er sich in Figuren hinein: spielerisch und doch ernst, poetisch ambitioniert und mit Hintersinn beschwert."
Neue Zürcher Zeitung
SpracheDeutsch
HerausgeberHaymon Verlag
Erscheinungsdatum27. Aug. 2018
ISBN9783709938492
Der Tod stirbt: Die Stücke

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    Buchvorschau

    Der Tod stirbt - Jürg Amann

    Verlag

    Prolog:

    Der Tod stirbt

    Ein Stück schreiben, in dem der Tod stirbt, das war die Aufgabe, dafür hatte ich sehr viel Geld bekommen, und dem Regisseur, der es dann auf die Bühne bringen sollte, hatte ich es in die Hand versprochen.

    Von hinten links sollte der Tod auftreten, aus der Seitengasse, vor der nackten Wand, vor der Brandmauer, die mit nichts abgedeckt gewesen wäre, wir hätten keine Kulissen gebraucht, und von dort nach dem Kaspar fragen, und, weil der Kaspar nicht da wäre, mit einem Schritt nach vorn, mit der Frage des Kaspar, nach uns. Seid ihr alle da?, sollte er fragen, und: Sind auch die von euch da, die nicht da sind? Nicht mehr oder noch nicht. Und dann sollte er auf uns zugehen, auf uns, die wir jetzt dagewesen wären, langsam, Schritt für Schritt, aus der Tiefe des Bühnenraums hervor, über die weite Leere der Bühne, die nach vorne ein wenig abschüssig gewesen wäre, für unser Auge kaum wahrnehmbar, so dass wir die leere Oberfläche besser gesehen hätten, mit ihren Merkpunkten und Merkzeichen, immer wieder innehaltend, immer wieder zögernd, in seinem weissen Kostüm, aus weissem Flanell, das ihm die Grossmutter geschneidert hatte, mit seinem weissen, kantigen Holzkopf, der ihm vom Grossvater geschnitzt und gemalt worden war, auf uns zu, die wir also: Ja! gerufen hätten, ausser natürlich die, die nicht dagewesen wären, noch nicht oder nicht mehr, für diese natürlich mit, über die Mitte der Bühne und dann nach vorn, an die Rampe, auf die Rampe zu, auf uns zu, die wir mit offenen Mündern dasässen, in der Dunkelheit des Zuschauerraums, in Furcht und Schrecken, nur die Notausgänge wären beleuchtet, auf unseren bequemen Sesseln unbequem hin- und herrutschend, ein Bein wäre uns schon eingeschlafen, und auf das Ende warteten, noch bevor alles richtig begonnen hätte, der Kaspar war ja gar nicht gekommen, und die Grossmutter und der Grossvater auch nicht, und auch der Polizist hatte sich dem Tod nicht in den Weg gestellt; aber da stürzte er, denn er wäre jetzt an der Rampe, während wir aufschrien, noch bevor er uns ganz erreicht hätte, mit dem letzten Schritt auf uns zu, vor unseren vor Erwartung weit aufgerissenen Augen, geblendet, im Kegel des Scheinwerferlichts, kopfüber in den Orchestergraben, mit seinem Sturz auf der verwaist dort stehenden Kesselpauke einen Tusch auslösend, und bräche sich das Genick –, während das Licht auf der Bühne aus- und das Licht im Zuschauerraum anginge, und das wäre das Ende.

    Die Stücke

    Das Fenster

    Monodrama

    Raum einer Altwohnung. In der Mitte hinten ein offenes Fenster mit Geranien auf dem Sims. Davor, mit der Lehne zum Zimmer, ein Stuhl. Irgendwo ein blinder Spiegel an der Wand, das Bild eines sehr alten Mannes, irgendwo ein altes Grammophon. Von draussen das Bimmeln einer Totenglocke. Mühsam, am Stock, humpelt die Grossmutter auf die Bühne und ans Fenster, murmelt vor sich hin.

    Grossmutter: Es läutet wieder. Hörst Du die Glocke, Kind? Komm her, es ist gestorben worden. Bumsfallera und aus. Wer es wohl heute ist? Was? Sprich lauter, Mädchen, du weisst doch, Grossmutter hört etwas schwer. Du weisst es nicht? Aber natürlich weisst du das. So klein bist du doch nicht mehr, hast doch Verstand und Begriff vom lieben Gott bekommen … Was? Dass ich taub bin, weisst du? Ich bin aber nicht taub. Nicht einmal schwerhörig. Wer hat denn das Bimmeln zuerst gehört, du oder ich? Siehst du. Schwerhörig sein und etwas schwer hören ist noch lange nicht dasselbe. Aber das andere weisst du nicht? Du weisst nicht, wer es heute ist? Ist denn die Zeitung nicht gekommen? Die Zeitung muss doch da sein, es hat schon zwölf geschlagen, da muss die Zeitung doch … Da ist sie ja. Komm, bring sie her zu mir. Sei so lieb und bring sie Grossmutter her. Oder schau gleich selber schnell hinein, du bist ja nicht mehr so klein, dass du nicht lesen kannst, Grossmutter hat es dir beigebracht. Ich könnte auch selber, das weisst du, aber lieber wäre es mir schon … Du weisst ja, Grossmutter sieht etwas schlecht, auf kurze Distanz, vor allem auf kurze Distanz. Und dann will ich ja auch sehen, was du kannst. Du musst ja noch etwas werden. Komm, lies mir die Zeitung vor. Seit Jahren liest du mir die Zeitung vor … Was hast du gesagt? Sprich lauter mit deiner Grossmutter, dass sie dich auch recht versteht. Du weisst doch. Man weiss ja sonst gar nicht … Die drittletzte Seite, wie immer die drittletzte Seite, die eingerahmte mit den schönen schwarzen Balken und den grossen Schriften und den Kreuzen. Die ist am leichtesten zu lesen. Lies Kind! Nein, warte, lies noch nicht! Lass mich raten. Lass mich werweissen. Lass mich den Gwunder stillen. Wer wird es heute sein? Ist es … der Kleine, der letzte Woche auf die Welt gekommen ist? Der ist’s gewiss, nicht wahr, er ist’s? Von Müllers der Kleine. Das Häuflein Elend. Das noch gar nicht recht lebendige kleine Nichts. Der arme Wurm. Er ist es nicht? Wer denn? Wer ist denn sonst in jüngster Zeit noch auf die Welt gekommen, hier, in unserem Dorf? Ich kenne sie doch alle. Erzählst du mir vielleicht nicht alles, was geschieht, tagein, tagaus? Strassauf, strassab? Du weisst, dass ich das nicht ertragen kann, wenn du mir die Dinge verschweigst, die in der Welt passieren. Du kennst deine Grossmutter lange genug und weisst genau, dass sie in diesem Punkt empfindlich ist. Überhaupt treibt man mit diesen Dingen keinen Spass. Man muss die Kinder wieder Mores lehren! Ehrfurcht vor dem Alter! Was? Der Michel! Sieh mal einer an. Der Urwuchs! Der Sohn vom Bäcker um die Ecke. Wie nah es manchmal kommt. Wie um einen zu foppen. Man kann nur lachen. So, so, der blonde Michel also. Dacht’ ich mir’s doch: ein junger Toter. Einmal mehr ein junger Toter. Frische Blumen, junge Leichen. Wie das Leben spielt! Durch diese Strasse gehen lauter junge Leichen. Lange, lange ist es her, dass hier ein Alter starb. So lang, dass man sich kaum besinnt. Man vergisst auch alles wieder oder verwechselt es, wenn man älter wird und mit keiner armen Seele mehr darüber sprechen kann. Du bist für solche Dinge noch zu jung, und ausser dir, mein Mädchen, habe ich niemanden mehr. Ja, früher, als man noch unter Leute ging, als dann die Grete noch ab und zu heraufkam, und der Karl. Aber jetzt. Die kommen ja nicht mehr. Die sind schon so lange weggeblieben, wenn ich es mir recht überlege. Selber traut man sich ja auch nicht mehr aus dem Haus, bei all dem, was man hört von dieser Welt und den Gefahren für das Leben, die sie birgt. Es ist ihnen aber doch nichts zugestossen, Kind, nicht wahr? Du bist ihnen doch kürzlich noch begegnet, hast Grüsse von ihnen bestellt, hast erzählt, sie seien munterer denn je. Wie ich. Sie sind nicht krank, nicht wahr? Wer sagt, Leben sei lebensgefährlich, der lügt, man muss eben nur wissen, wie. Es geht ihnen gut, nicht wahr? Ich kann mir’s auch gar nicht anders denken. Sind schliesslich beide alt genug. Sind auch nicht auf den Kopf gefallen. Der Michel, der war jung, mein Trost. Mir ist, ich hätte ihn heut in der Früh noch gesehen, da hat er Brot ausgetragen, wie immer, mit dem grossen Korb am Arm. Bist du auch sicher, mit dem Michel? Na? Na ja, wenn’s in der Zeitung steht. Die lügen nicht.

    Sie beugt sich weiter über die Geranien vor, um besser aus dem Fenster zu sehen.

    Merkwürdig ist es schon, dass sie ihn jetzt schon begraben. Nun sind sie schon ganz oben. Ich kann sie fast nicht mehr sehen. Jetzt sind sie in den Friedhof eingebogen.

    Sie setzt sich auf den Stuhl, Blick aus dem Fenster. Die Totenglocke klingt aus.

    Wie schön die Welt jetzt ist! Wie ruhig, wie sanft. Im Herbst sind die Bäume am schönsten. Das Laub löst sich von den Ästen ab, lässt sich vom Wind in die Ferne tragen, ins freie Leben hinaus. Die Blätter färben sich dunkel wie Blut und dunkel wie Erde; die Vögel ziehen nach Süden, an die Wärme; auf dem Feld wird das Getreide reif. Ja, ja, im Herbst fängt das Leben erst richtig an. Leg eine Platte auf. Du weisst schon, welche. Grossmutter will immer dieselbe hören.

    Während sie ihr Ohr dem alten Grammophon zuneigt, ertönt von dort mit viel Rauschen und Kratzen eine himmelschreiende Schlagerschnulze über die Schönheit des Alters, der sie lange nachlauscht.

    Nicht wahr, die lügen nicht, die Leute, die das schreiben, in der Zeitung, die dürfen doch nicht lügen, Schwarz auf Weiss, sagt man. Wie? Was? Man sagt auch: wie gedruckt, da hast du recht. An was ist er denn gestorben, der Michel? Noch am Morgen, mit den Broten, sah er frisch und kräftig aus. So ist das eben. Es kommt halt, wenn man es am wenigsten erwartet. Die meisten sind noch Kinder. Hm, an was? Man nennt ja heutzutage alles Krebs, was tötet. Ein Krebsübel, der Tod. Altersschwäche wird’s in Wirklichkeit gewesen sein, was sonst, mit seinen fünfzehn Jahren. In dem Alter ist man noch zu schwach zum Leben. Lauter Junge sterben in unserem Dorf daran. Und gehen dann, einer nach dem andern, hier unter meinem Fenster durch den letzten Gang. Wie viele Särge habe ich im Laufe des Lebens gesehen! Und doch noch nicht genug; ihr Holz reicht noch nicht aus, um eine Arche draus zu bauen, für uns, die Überlebenden. Ich schon, ich hätte Platz darin, ich schon. Aber vielleicht überleben ja noch andere. Wollen ewig leben, diese jungen Leute! Aber kaum dass sie den ersten richtigen Kuss bekommen haben, werden sie schwach auf der Brust und schwach in den Knien, straucheln über die eigenen Füsse und husten ihr Blut in den Dreck, aus dem sie sind. Und wollen trotzdem ewig leben! In ihrem Alter! Die Bengel sowieso; die Mädchen auch. Die können kaum das erste Kind abwarten, noch beim Entbinden: aus, aus, gestorben, abgesärbelt! Die kleinen Würmer sollen selber schauen.

    Heiseres, höhnisches Lachen.

    Nimm auf der anderen Seite mich. Ich bin jetzt 120; vielleicht auch mehr. Das Gröbste habe ich hinter mir. Wer, sagtest du, ist es am Samstag gewesen? Die Lene, nicht? Und vor zwei Wochen war’s die Hilde? Vor drei, war’s da nicht auch ein Michel? Nicht? Schau mich doch an, schau mir doch in die Augen, Kind. Noch bin ich da! Du brauchst dich nicht zu schämen, wenn du etwas vergessen hast. Du bist noch jung, dir geht die Welt noch wie ein Sturm durch den Kopf, da hinein und dort hinaus. Wenn du einmal alt bist, wirst du dich erinnern, an alles. Auch an das, was du jetzt vergessen hast. Da leert sich das Gehirn von den Wirrnissen des Tages, und das Vergangene tritt hervor in immer klareren Konturen. All die Vergangenen und Toten, die einmal bei uns waren. All das Verblichene nimmt wieder Farbe an. Es hat sich überdauert. In diesem Kopf. In diesen Falten, in diesen Rissen sammelt sich das Leben, abgrundtief. In mir, mein Kind. In mir, die ich es lebte. Die ich es immer leben werde, immer. Ich habe überlebt.

    Sie schaut sich über die Schulter.

    Schau nicht so starr an mir vorbei. Was siehst du hinter meinem Rücken? Denkst noch an Michel, wie? Mach dir nichts draus, er war zu jung. Der Tod hat solche Frätzchen gern, der macht nicht Halt vor einer glatten Haut. Da dringt er leichter durch. Mit einem leisen Hauch reisst er die Hülle ein. In Fetzen küsst er euch. Uns aber schützt das alte, ledrige Geschrumpel, worüber ihr die Witze macht. Lacht nur; wir werden sehen, wer am Ende lacht! Was rege ich mich auf. Es schadet nur. Ihr seid mit eurer Jugend selbst bestraft. Junge Leichen holt sich der, die jungen, schönen Leichen. Das habt ihr dann davon. Die Schönheit rafft euch hin; die Krankheit nistet sich in euren grünen Schnäbeln ein. Wie Eintagsfliegen stirbt in unserem Dorf das junge Volk dahin. Kinder fallen aus sterbenden Müttern heraus und schwupp ins Grab wieder hinein. Sie haben kaum die Zeit, die Augen aufzumachen. Und macht sie einer auf, drückt sie ein anderer ihm wieder zu. Ein Alter, selbstverständlich. Das ist der Lauf der Welt. Darum sind unsere Priester so alt, damit noch jemand da ist, der die jungen Toten segnet und zu Grabe trägt. Das Leben ist nur eine Sache des Alters; mit der Jugend ist es bald einmal aus.

    Sie stösst mit dem Stock auf.

    Du hörst das natürlich nicht gern. Man hat es nicht gern, wenn man die Wahrheit hört, ich weiss. Es ist nun aber einmal so; ich bin nicht schuld daran. Du siehst ja selbst. Gestern jener, heute dieser Michel, morgen ein anderer. Tagtäglich ziehen sie an uns vorüber. Tief unter uns. Wir bleiben immer übrig. Jetzt wird der Pfarrer fromme Sprüche klopfen, vom Jenseits und vom Weiterleben drüben irgend etwas faseln, das er selbst nicht weiss. Was für ein Trost! Wir leben, hier! Das weiss ich selbst. Auf den kleinen Sarg wirft man jetzt Blumen, vielleicht hat man ihn schon versenkt, die Schollen poltern lustig auf den Deckel. Ja, Mädchen, schlag dir deine Flausen aus dem Kopf. Schau, dass du beizeiten alt wirst, sonst stirbst du mir auch zu früh. Wenn die Grenze erst einmal überschritten ist, ist die Gefahr schon fast vorbei. Dann kannst du nicht mehr sterben, wirst unsterblich sein, wie ich. Was sagst du? Nichts hast du gesagt? Du siehst doch: gut 120, und frisch und munter wie mit hundert! So gut erhalten, dass das Dorf vergessen hat, mir einen Schaukelstuhl zu schenken. Was sagst du? Nicht so alt? Du willst gar nicht so alt werden? Das ist Geschwätz, da spricht das Kind aus dir, du wirst schon sehen.

    Schlägt sich knochig gegen den Schädel.

    Jetzt redest du so dumm daher, weil du’s nicht besser weisst. Still! Komm her. Komm her zu mir ans Fenster, komm. Ganz nah zu mir heran.

    Sie rückt, um Platz zu machen, etwas zur Seite.

    Ich rieche schlecht? Das sind die faulen Blätter drunten auf der Strasse. Das ist der Herbst.

    Sie streicht sich über den Arm. Sie zittert.

    Nein, Kind, du nicht. Du darfst nicht auch noch sterben. Ich habe keinen Menschen ausser dir. Was bin ich ohne dich? Mein Sohn, dein Vater, ist zu früh gestorben. Deine Mutter auch. Sie haben uns verlassen. Es ist das Schicksal von uns alten Menschen, dass wir übrig bleiben. Glaub mir, es ist nicht leicht, zu überleben. Nur du bist mir geblieben; von allen bist nur du geblieben. Wir haben immer zusammengehört, wir zwei, die Greisin und das Kind. Die Greisin und das Kind. Versprich mir, alt zu werden. Du!

    Sie ist jetzt fast am Ende, rafft sich nochmals auf.

    Siehst du, und unter uns fahren die Särge vorbei, von Ewigkeit zu Ewigkeit, wir kennen keine Zeit. Wir stehen hier am Fenster und schauen auf alles Sterbliche hinunter und winken und lachen und leben. Das wird ein Wirtschaften werden hier oben! Und unten der ewig junge Tod. Was für ein Schauspiel. Zu zweit wird das noch viel, viel schöner sein.

    Sich erschöpfend, kurzatmig.

    Sieh nur, sie kommen schon zurück. Die Leiche ist versenkt, sie holen schon die nächste. Siehst du sie? Du bist zu klein. Stell dich auf die Zehen. Steck deine Nase durch die Blumen.

    Sie selbst fällt langsam auf den Stuhl zurück, der Oberkörper knickt nach vorn, so dass ihr Kopf leicht abgedreht in die Geranien zu liegen kommt.

    Alles alte Leute. Winziges Lachen. Die jungen sind gestorben. Die kommen nicht zurück. Grossvater war der letzte Alte, der hier starb. Er muss noch jung gewesen sein. Ich habe seither die Jahre nicht mehr gezählt.

    Es läutet an der Tür. Eine kleine Erschütterung geht durch ihren Leib.

    Es hat geläutet. Wer? Das Brot? Der Michel ist doch tot.

    Sie ist gestorben.

    Das Ende von Venedig

    Requiem

    I

    Crescendo

    Auf einem Gerüst in der Kuppel von San Marco DER KÜNSTLER, das Ganze malend. Bei ihm DER FREMDE. Tief unten auf dem Steinmosaikboden, bis zum Bauch im Wasser, die beiden Bettler, DER BLINDE und DER STUMME, den Bettelhut vor sich. Über die Schwellen der Kirche läuft Wasser herein.

    Der künstler: Das Leben in der Kunst verewigt. Alles schon da, alle Motive hier von Alters her beisammen. Der Lebensbaum, der Turmbau von Babel, die im Wasser ertrinkende Menschheit, das Aussenden der Taube; die Sintflut. Was mit uns heute passiert, man weiss nicht, ist es ein Naturphänomen oder ein Kunstphänomen.

    Der fremde: Das plötzliche Steigen des Wassers hat mich zu Ihnen hier herauf getrieben, unter die Kuppel. Aus Rissen in Plätzen, Gassen und Bodenplatten der Kirchen plötzlich hervorgebrochen, wo ich gerade stand, unter den Schuhen hervor, zwischen den Zehen herauf. Nicht nur von Kaimauern her, überall, überall Wasser, das ist unheimlich.

    Der künstler: Unheimlich, ich weiss.

    Der fremde: Unheimlich. Ich bin ja nicht ganz unvorbereitet in diese Stadt gekommen, auf manches gefasst, sozusagen mit manchem Wasser schon vorher gewaschen, aber jetzt das! Natürlich, man weiss es unterdessen auf der ganzen Welt, Venedig sinkt, das Wasser steigt, es tritt über die Ufer. Aber es tritt eben nicht nur über die Ufer, es tritt über den Boden, wenn man das sagen kann. Über den Boden, auf dem die dort unten noch immer ungerührt und unbelehrbar hocken und für weiss Gott was für ein Leben betteln. Wasser, versteht ihr denn nicht, dort unten, Wasser!

    Der künstler: Eine alltägliche Erscheinung, Venedig und das Wasser; wie Venedig und die Tauben; Tag und Nacht.

    Der fremde: Aus dem Boden plötzlich das Wasser. Über Plätze strömend, über Schwellen kriechend, in die Häuser fliessend. Die Erdgeschosse sind plötzlich Wassergeschosse. Höher steigen, von Stockwerk zu Stockwerk, muss man, wenn man nicht ertrinken will. Aber auf Dauer kann man ja auch nicht unter dem Himmel leben, wenn unten auf der Erde alles versinkt. Keinen Boden mehr unter den Füssen, verstehen Sie. Der Ast, auf dem man ohnehin schon sass, abgesägt. Die Existenz in der Luft. Und Sie da unten machen mich noch ganz verrückt mit Ihrem Sitzen. So stehen Sie doch wenigstens auf! Kommen Sie doch zu uns herauf, Sie erkälten sich ja! Auf nassen Steinen sitzen ist nicht gesund. Sie haben doch nasse Füsse.

    Der künstler: Der eine ist blind.

    Der fremde: Blind, blind. Dann soll ihm sein Kumpel sagen, was er sieht, wie es um ihn steht.

    Der künstler: Sein Kumpel ist stumm, taubstumm. Der Blinde und der Stumme.

    Der fremde: Sie machen mich wahnsinnig.

    Der künstler: Zwei durch und durch symbolische Existenzen. In einer durch und durch symbolischen Stadt. Venedig, Atlantis, Orplid.

    Der fremde: „Du bist Orplid, mein Land, das ferne leuchtet."

    Der blinde plötzlich: Venedig, Herr, Venedig.

    Der fremde: „Vom Meere dampfet dein besonnter Strand den Nebel, so der Götter Wange feuchtet."

    Der blinde: Kein Nebel, nur Scirocco, Südwind, gegen Herbst vor allem.

    Der künstler: Selten Nebel.

    Der fremde: „Uralte Wasser steigen verjüngt um deine Hüften, Kind."

    Der blinde: Ja, ja, die nassen Füsse.

    Der fremde: „Vor deiner Gottheit beugen sich Könige, die deine Wärter sind."

    Der künstler: Wie gesagt, eine alltägliche Erscheinung. Die Erde erwärmt sich, die Gletscher schmelzen, die Flüsse und die Meere steigen, das Land versinkt.

    Der fremde: Aber seien Sie doch still, so schnell doch nicht, so schnell ist das noch nie gegangen, so eine Katastrophe lässt sich doch sonst Zeit. Kann das denn sein? Darf das denn sein? Ein Traum. Ein Alptraum; wir müssen doch nur die Augen aufmachen. Nur die Augen aufmachen, Herr Bettler, Sie sind gar nicht blind! Die Welt geht gar nicht unter. Das Wasser steht uns gar nicht am Hals.

    Der künstler: Ein Naturereignis, kein Traum. Der Alptraum, ein Naturereignis. Wie die Menschheit auch. Eine sanfte Katastrophe, langsam, mit dem Wellenschlag der Zeit.

    Der fremde: Langsam, langsam! Jetzt nicht langsam: schnell! Das plötzliche Bewusstsein davon. Das Bewusstsein verändert doch alles. Auf wie unsicherem Grund man lebt. Wie dicht über dem Abgrund man immer gelebt hat. Dicht unter den Füssen ist ja das Meer. Schon über den Füssen steht euch beiden da unten das Meer. In den Häusern das Meer, in der Kirche das Meer. Im Gottesschiff das Meer. Nicht unter dem Schiff, im Schiff. Die Arche Noah ersoffen. Die Passagiere haben nicht mehr rechtzeitig aussteigen können. Unter der Decke kleben sie jetzt, wo noch etwas Luft geblieben ist zum Atmen. Das Gottesschiff hat ein Leck, durch das dringt der Tod herein, der Wassertod, der Erstickungstod, der Welttod. Gott hat Schiffbruch erlitten mit uns. Die Kirche kein Schiff mehr, sondern ein Grab. Ein Massengrab, ein Wassermassengrab. Wir haben das Steuer schlecht geführt. Alles kehrt sich um. Alles hat sich umgekehrt.

    Der künstler: Ein ganz natürlicher Prozess. Schon um die Jahrtausendwende musste, wie Sie vielleicht wissen, der Markusplatz um einen knappen Meter aufgetragen werden. Trotzdem schon 1240 wieder das erste Hochwasser, 1283 das zweite, dann in immer kürzeren Abständen das nächste und das übernächste und so fort.

    Der fremde: Man hat irgendwo einen Fehler gemacht.

    Der künstler: Kein Fehler, oder das Ganze ein Fehler.

    Der fremde: Kann man denn nichts tun?

    Der künstler: Sehen. Zusehen.

    Der fremde: Ich meine: tun, etwas dagegen tun.

    Der künstler: Man hat ein Bild gefunden aus dem 17. Jahrhundert, auf dem eine Dame der gehobenen Gesellschaft mit gehobenen Röcken in hohen Stöckelschuhen über den Markusplatz geht. In Hochwasserstöckelschuhen, verstehen Sie? Man muss sich anpassen. Anpassung, der beste Widerstand.

    Der blinde plötzlich lachend: Die gehobene Gesellschaft! Mit gehobenen Röcken! Hochwasserstöckelschuhe!

    Der fremde: Was für ein Bild. Was für ein Bild in der Tat, von dem Sie da reden, lächerlich. Lächerlich im Vergleich zu dem Bild, das wir uns sonst von Venedig machen.

    Der künstler: Was für ein Bild?

    Der fremde: Der Mut, meine Herren, der Mut, den es brauchte, um solche Träume zu bauen. Wenn man weiss, dass mit jedem Stein, den man oben aufsetzt, das Ganze unten um das Doppelte einsinkt! Das waren noch Zeiten, von was für einem Glauben durchdrungen, von was für einem Zukunftsglauben durchdrungen musste man sein, um über Generationen hinweg zum Beispiel an so einer Kirche zu bauen, an so einem Mosaik. Und jetzt!

    Der künstler: Und wenn es umgekehrt wäre?

    Der fremde: Wie umgekehrt?

    Der künstler: Man hätte so lange dafür gebraucht, weil die Überzeugung dazu fehlte.

    Der fremde: Aber was sagen Sie denn da? Tizian, verstehen Sie, ein Titan! Wahre Titanen diese Tiziane hier in Venedig! Nicht nur ein Tizian, eine ganze Kolonie von Tizianen. Aber jetzt! Das vor allem ist das Unerträgliche, die Vergeblichkeit. Keine Erinnerung, keine Spur.

    Der künstler: Im Gegenteil, alles voll Spuren, alles eine Spur. Wozu wäre ich sonst da? Spuren sichern, verstehen Sie. Sich auf die Spur kommen, um am Ende wieder eine Spur zu hinterlassen.

    Der fremde: Eine Spur für wen?

    Der künstler: Den Untergang aufzeichnen. Dazu bin ich da. Ich nehme an, dass auch Sie nicht ohne Grund hierhergekommen sind. Ich bin schon lange da. Am Anfang waren viele da. Die Faszination des Endes, der Untergang zieht an. Da, wo bald nichts mehr sein wird, sein. Warum steigen die Menschen mit einer Campingausrüstung auf die Berge, wenn einer ihnen sagt, die Welt geht unter? Um sich zu retten? Nein! Um von der Höhe herunter besser sehen zu können. Dabeisein ist alles, dabei gewesen sein. Die Touristen, alle deshalb hergekommen, um dabei zu sein. Am Sterbebett der Welt gewesen sein. Den Aussatz studieren, die leprösen Mauern auf die Filme bannen, in Wunden wühlen, der Stadt die Hände in die offene Seite legen. Am Ende hat sie dann doch das Grauen gepackt. Als der Tod konkret wurde, sind sie abgereist. Am Ende ist alles sehr rasch gegangen, von Mondwechsel zu Mondwechsel rascher. Immer mehr sind weggeblieben, immer weniger sind gekommen. Die Flut, das Wasser, Venedig wurde eine Geisterstadt.

    Der fremde: Ich bin nicht hergekommen, ich bin woanders weggegangen.

    Der künstler: Ich habe sie gemalt. Die grünen Algenspuren, die Grünspanspuren, die ständig an den Wänden der Gebäude höher klettern. Den Wasserspiegel, der ihnen unaufhaltsam nachklettert, die Stufen hinauf, Millimeter für Millimeter. Die Stadien des Verfalls festhalten, verstehen Sie?

    Der fremde: Aufhalten, nicht festhalten! Aufhalten den Verfall. Die Stelle finden, an der eins ins andere umschlägt, Aufstieg in Niedergang, Kultur in Dekadenz, Schönheit in Krankheit, der Anfang ins Ende. Den Fehler finden. Wie das vermeiden? Wie es noch retten?

    Der blinde plötzlich: „Wir sind kein Museum und wollen keines sein, kein Gasthaus, kein preussischblauer Himmel für deutsche Hochzeitspaare!"

    Der künstler: Er hat recht. Man kann doch kein Museum daraus machen.

    Der fremde: Venedig ist doch ein Museum! Stein auf Stein, Leben auf Leben. Verewigtes Leben in Öl oder al Fresco.

    Der künstler: Man ist immer der Sohn eines anderen und der Vater von anderen. Das ist die Kontinuität der Humanität.

    Der fremde: Seien Sie doch still!

    Der künstler: Aus dem Alten immer das Neue.

    Der fremde: Hören Sie auf!

    Der blinde plötzlich: Man hat zur Rettung von Venedig eine gewisse Summe bereitgestellt.

    Der fremde: Er soll schweigen! Und Sie, hören Sie doch einen Augenblick einmal auf zu pinseln! Ununterbrochen pinseln Sie da vor sich hin. Das ist ja nicht zum Aushalten. Die Welt geht unter, aber Sie, Sie malen, Sie malen das. Sie tun nichts anderes, als das zu malen.

    Der künstler: Jawohl, ich male das. Immer wieder und immer genauer, in allen Nuancen, mit all seinen Facetten, das Leben, das Sterben, in allen Stadien, in allen Phasen, um es zu bannen. Auf die Leinwand bannen, aufs Papier bannen, was sonst sollte ich tun?

    Der fremde: Aber retten Sie sich doch! Aber retten wir uns doch! Um Himmels willen retten wir Venedig doch!

    Der künstler: Es gibt nichts zu retten.

    Der fremde: Sie sitzen da und malen das, als ob Sie ein Märchen illustrieren würden, das ich Ihnen erzähle, an das Sie aber nicht glauben. Ich erzähle aber kein Märchen.

    Der blinde plötzlich: „Desponsamus te mare, in signum veri perpetuique dominio."

    Der fremde: „Wir vermählen uns dir, Meer, zum Zeichen der wahren und ewigen Herrschaft."

    Der künstler: Ich kann Latein.

    Der fremde: Das hat der Doge gerufen, immer am Himmelfahrtstag, und dabei hat er seinen Goldring vom Finger gezogen und ihn ins Wasser geworfen. Ein jährlich besiegelter Bund. Vermählung mit dem Meer, sposalizio del mare. Aus der Not die Tugend. Ursprünglich ja eine Fluchtgeschichte. Attila, die Hunnen, vor den Barbaren eigentlich aufs Meer hinaus geflohen, dann geblieben, mitten im Wasser neuen Boden unter die Füsse gewonnen. Aber Sie wissen das ja. Aus der Flucht ein Triumphzug. Aus der Flucht vom Land aufs Wasser ein Sieg zu Wasser und zu Land. Aus der Barbarenflucht die Weltkultur, die Menschenkultur. Zivilisation, mein Herr, hier hat sie begonnen! Pfahl für Pfahl hier in den Schlamm gerammt. Ein Wald von Pfählen. Darüber Roste aus Holz und aus Teer und aus Erde.

    Der künstler: Darauf wir. Auf einem Wald von toten Bäumen wir.

    Der fremde: Darauf Sie und ich. Die Krone der Schöpfung: ein Luftzug über ihren Wipfeln. Ein Luftschloss. Diese Paläste überall, diese Synthese der Stile und Kulturen, so etwas hat man auf der ganzen Welt sonst nicht gesehen. Nehmen Sie nur zum Beispiel den Dogenpalast. Was für ein Irrsinn, was für eine Verstiegenheit scheinbar. Gegen alle Vernunft. Gegen alle Regeln der Vernunft auf nichts alles gebaut. Und für die Ewigkeit. Auf ein Nichts das All. Das ist Venedig. Das war Venedig. Die Wirklichkeit der Phantasie. Da gab es keinen Zahn der Zeit.

    Der blinde: Le ingiurie del tempo.

    Der künstler: So viel Schönheit so verloren! Luftschloss, Wasserschloss, Schlammschloss.

    Der fremde: Wasserschloss, Schlammschloss?

    Der künstler: Im Schlamm stecken die Stämme. Schlammgedüngt in den Wasserhimmel schlagen sie aus. Unter dem Wasser da, unter uns, ein gespenstischer Wald, unmerklich im Wellenschlag der Gezeiten sich wiegend.

    Der blinde: Wellenschlag, Gezeiten, sich wiegend.

    Der künstler: Ein Wald, in dem nichts wächst, weil er nicht auf dem richtigen Boden steht. Verpflanzt, entwurzelt, umgetopft. Wälder umtopfen, das können sie, die Menschen. Aus dem Naturwald einen Kunstwald machen, aus Natur Kunst. Der kühnste Pfahlbau der Welt, sagen Sie? In Wirklichkeit ein Pfahlbau auf Kosten der umliegenden Wälder, eine Stadt im Meer auf Kosten des Landes, eine Welt auf Kosten der Welt. „Macht euch die Erde untertan." Und wie wir sie uns untertan gemacht haben! Bis zur Erschöpfung. Untertan die Erde durch den Menschen, die Natur durch die Kultur, die Schöpfung durch die Krone der Schöpfung! Aber da unten lebt sie ja noch. Unter unseren Füssen sammelt sie Kräfte, hat sie jetzt zum Gegenschlag ausgeholt. Revolution! Rebellion der entwurzelten Lärchen und Eichen!

    Der blinde: Revolution?

    Der künstler: Nach tausend Jahren künden sie jetzt ihren Dienst, ihren ihnen von den Menschen künstlich zugewiesenen fremden Dienst, ihren Frondienst kündigen sie jetzt. Die Natur erobert ihr verlorenes Gebiet zurück. Wenn einer etwas glaubt, so wird er vielleicht sagen: Es zürnt ein Gott. Er gibt den Bäumen und er gibt dem Wasser und er gibt den Menschen in der Schöpfung ihren Platz zurück. Er sucht uns heim.

    Der blinde: Heimsuchung?

    Der künstler: Auf das Wasser

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