Dr. Norden Bestseller 119 – Arztroman: Glück, das man nicht kaufen kann
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Über dieses E-Book
Patricia Vandenberg ist die Begründerin von "Dr. Norden", der erfolgreichsten Arztromanserie deutscher Sprache, von "Dr. Laurin", "Sophienlust" und "Im Sonnenwinkel". Sie hat allein im Martin Kelter Verlag fast 1.300 Romane veröffentlicht, Hunderte Millionen Exemplare wurden bereits verkauft. In allen Romangenres ist sie zu Hause, ob es um Arzt, Adel, Familie oder auch Romantic Thriller geht. Ihre breitgefächerten, virtuosen Einfälle begeistern ihre Leser. Geniales Einfühlungsvermögen, der Blick in die Herzen der Menschen zeichnet Patricia Vandenberg aus. Sie kennt die Sorgen und Sehnsüchte ihrer Leser und beeindruckt immer wieder mit ihrer unnachahmlichen Erzählweise. Ohne ihre Pionierarbeit wäre der Roman nicht das geworden, was er heute ist.
»Grüß Gott, tritt ein, bring Glück herein«, scherzte Dr. Daniel Norden, als ein kleines Mädchen in sein Sprechzimmer getrippelt kam. »Machst wieder Späßchen, Onkel Doktor?«, kicherte die Kleine. »Der Onkel Doktor wird dir gleich die Leviten lesen, weil du immer barfuß läufst, Dodo«, sagte die hübsche Mutter dieses reizenden Geschöpfes. Ihr Name, Ulla Glück, besagte nicht, dass sie immer Glück gehabt hätte. Vor vier Jahren, als sie das Kind erwartete, war sie sogar sehr unglücklich gewesen. Eine ebenso stürmische wie kurze Urlaubsliebe hatte Folgen gehabt, die sich zu diesem quicklebendigen, besonders hübschen und liebenswerten Töchterchen entwickelten. Ja, damals hatte Dr. Norden mit Engelszungen reden müssen, damit Ulla nicht auch den Weg nach Holland einschlug, wie so viele andere, um sich dieser Urlaubserinnerung zu entledigen. Unterstützt hatte ihn Ullas Tante Lotte, die der Meinung war, dass ein Kind ohne Vater immerhin mehr Freude bereite, als ein Mann, der nichts tauge. Nun musste man jedoch sagen, dass Lotte durchaus nicht unglücklich in ihrer Ehe mit Friedrich Glück, Ullas Onkel, gewesen war. Leider war er nur viel zu früh durch einen Unfall von ihrer Seite gerissen worden. Lotte hatte sich dann eine Lebensaufgabe darin gesucht, Ehen zu stiften. Das Heiratsvermittlungsinstitut Glück machte dem Namen Ehre und bescherte ihr Erfolg, und als Lotte ihre Nichte Ulla mit dem Kind bei sich aufnahm, hegte sie insgeheim den Gedanken, auch bald für ihre Nichte einen passenden Mann zu finden. Aber Ulla war stur. Sie hatte die Nase voll, wie sie erklärte. Es war eine sehr hübsche Nase, wie Dr.
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Praxis Dr. Norden
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Dr. Norden Bestseller 119 – Arztroman - Patricia Vandenberg
Dr. Norden Bestseller
– 119 –
Glück, das man nicht kaufen kann
Patricia Vandenberg
»Grüß Gott, tritt ein, bring Glück herein«, scherzte Dr. Daniel Norden, als ein kleines Mädchen in sein Sprechzimmer getrippelt kam.
»Machst wieder Späßchen, Onkel Doktor?«, kicherte die Kleine.
»Der Onkel Doktor wird dir gleich die Leviten lesen, weil du immer barfuß läufst, Dodo«, sagte die hübsche Mutter dieses reizenden Geschöpfes.
Ihr Name, Ulla Glück, besagte nicht, dass sie immer Glück gehabt hätte. Vor vier Jahren, als sie das Kind erwartete, war sie sogar sehr unglücklich gewesen. Eine ebenso stürmische wie kurze Urlaubsliebe hatte Folgen gehabt, die sich zu diesem quicklebendigen, besonders hübschen und liebenswerten Töchterchen entwickelten.
Ja, damals hatte Dr. Norden mit Engelszungen reden müssen, damit Ulla nicht auch den Weg nach Holland einschlug, wie so viele andere, um sich dieser Urlaubserinnerung zu entledigen. Unterstützt hatte ihn Ullas Tante Lotte, die der Meinung war, dass ein Kind ohne Vater immerhin mehr Freude bereite, als ein Mann, der nichts tauge.
Nun musste man jedoch sagen, dass Lotte durchaus nicht unglücklich in ihrer Ehe mit Friedrich Glück, Ullas Onkel, gewesen war. Leider war er nur viel zu früh durch einen Unfall von ihrer Seite gerissen worden. Lotte hatte sich dann eine Lebensaufgabe darin gesucht, Ehen zu stiften. Das Heiratsvermittlungsinstitut Glück machte dem Namen Ehre und bescherte ihr Erfolg, und als Lotte ihre Nichte Ulla mit dem Kind bei sich aufnahm, hegte sie insgeheim den Gedanken, auch bald für ihre Nichte einen passenden Mann zu finden.
Aber Ulla war stur. Sie hatte die Nase voll, wie sie erklärte.
Es war eine sehr hübsche Nase, wie Dr. Norden wieder mal feststellen konnte, geziert mit ein paar lustigen Sommersprossen, und alles in allem bot Ulla einen herzerfrischenden Anblick.
Ulla war mit ihrem Töchterchen nicht etwa gekommen, weil Dodo krank war. Dodo hatte von Zeit zu Zeit einfach Sehnsucht nach dem Onkel Doktor, und wenn sie in die Nähe der Praxis kamen, fiel ihr schnell etwas ein, was ihr wehtat.
Diesmal beteuerte sie, dass es die Ohren wären. Dr. Norden kannte diese Spielchen schon, und er machte sie schmunzelnd mit.
»Dodo hört schlecht«, sagte Ulla. »Eigentlich muss ich sagen, dass sie zurzeit überhaupt nicht hört.«
Dodo nickte strahlend dazu. »Kann nichts hören«, beteuerte sie.
Dr. Norden tauschte einen verständnisinnigen Blick mit Ulla. »Dann werden wir mal nachschauen, was da los ist«, meinte er.
»Da schlafen die Zwerglein drin«, erklärte das fantasievolle Kind.
»Na, sehr bequem haben sie es dann aber nicht«, meinte Dr. Norden lächelnd.
»Sie können sich aber ganz klein machen«, sagte Dodo eifrig. »Wie Igel, und dann halten sie den Winterschlaf.«
Ulla seufzte. »Auf was sie alles kommt«, murmelte sie.
»Brauchst doch nicht immer gleich stöhnen, Mami«, meinte Dodo.
»Immerhin scheinst du doch ganz gut hören zu können, wenn du willst«, meinte Dr. Norden.
»Die Zwerglein hören es und sagen es mir dann«, erwiderte sie schlagfertig.
»Sie sagen dir hoffentlich auch, dass du nicht immer barfuß laufen sollst.« Jetzt klang Dr. Nordens Stimme doch ziemlich streng, und Dodo sah ihn verdutzt an. »Es ist nämlich schon zu kühl dafür, und wenn du dich erkältest, kann es sein, dass die Ohren sehr wehtun. Das würde dir überhaupt nicht gefallen. Dann musst du nämlich im Bett bleiben.«
Und das wäre für dieses Quecksilber schlimm. Er wusste es.
»Ich werde nicht krank«, erklärte Dodo standhaft. »Und jetzt haben die Zwerglein ausgeschlafen und sind wieder fortgehuscht.«
»Das ist aber fein«, lächelte Dr. Norden. Dann sah er Ulla an. »Und was fehlt der Mami?«, fragte er.
»Zahnschmerzen«, erklärte Dodo prompt, »aber sie grault sich vorm Zahnarzt.«
»Wir waren so an Dr. Schäfer gewöhnt«, sagte Ulla entschuldigend. »Tante Lotte geht es auch nicht besser, aber man hört so viel Ungutes, dass man es mit der Angst bekommt.«
»Aber so hübsche Zähne sollten doch erhalten bleiben«, sagte Dr. Norden aufmunternd. »Gehen Sie doch mal zu Dr. Herzog, den kann ich aus eigener Erfahrung empfehlen.«
»Man muss sich so lange vorher anmelden, und bis man dann drankommt, sind die Zahnschmerzen schon wieder vorbei.«
»Dafür muss dann in Bälde der ganze Zahn dran glauben. Dr. Herzog nimmt Sie bestimmt sofort an. Soll ich ihm sagen, dass es dringend ist? Die Backe schwillt ja schon an.«
»Waaas?«, fragte Ulla entsetzt, und nun rührte sich ihre weibliche Eitelkeit.
Ein kurzes Telefongespräch genügte. Ulla konnte sich auf den Weg zu Dr. Herzog machen.
»Du passt auf, dass die Mami nicht wieder davonläuft, Dodo«, ermahnte Dr. Norden die Kleine, und das nahm sie natürlich sehr wichtig.
»Ich passe schon auf«, versicherte sie. Sie hatte keine Angst vorm Zahnarzt, sie hatte ja auch noch nie Schmerzen gehabt. Gleichmäßig wie erlesene Perlen waren ihre Zähnchen, und sie fand es sehr spannend, einen neuen Doktor kennenzulernen.
»Ein tolles Haus«, staunte sie, als sie vor dem modernen Neubau hielten, der erst kürzlich fertiggestellt worden war. Ein Anfänger wird dieser Dr. Herzog doch wohl nicht sein, dachte Ulla besorgt, aber sogleich beruhigte sie sich mit dem Gedanken, dass er ihr von Dr. Norden dann wohl nicht empfohlen worden wäre.
Dr. Herzog hatte gute Gründe gehabt, seine Praxis in diese modernen Räume zu verlegen. Es waren vorwiegend private Gründe gewesen.
Ulla und Dodo wurden von einer jungen, netten Zahnarzthelferin empfangen und zu einem kleinen Warteraum geführt.
»Es dauert nicht lange«, erklärte sie.
Dodo hätte sich lieber umgeschaut, aber sie wurde von Ulla energisch ermahnt, sich anständig zu benehmen.
»Aber zuschauen will ich«, sagte Dodo sehr bestimmt.
»Du schreckst vor nichts zurück«, sagte Ulla.
»Warum denn auch. Ich will viel lernen. Ich war ja noch nie bei einem Zahnarzt.«
»Sei froh«, murmelte Ulla.
Dann wurde sie auch schon in den Behandlungsraum gerufen. Dodo marschierte ihr voran.
Der erste Eindruck, den Ulla von Dr. Gerd Herzog gewann, war beruhigend. Ein sympathischer Mann, Ende dreißig mochte er sein, ein sensibler Typ, der Vertrauen erweckte.
Er lächelte flüchtig, als Dodo so forsch auf ihn zuging. »Ich muss aufpassen, dass Mami nicht davonläuft«, erklärte sie. »Onkel Dr. Norden hat das gesagt.«
»Sei nicht immer so vorlaut, Dodo«, sagte Ulla.
Ihr war wirklich bange, als sie auf dem Stuhl Platz nahm. Die Praxis war auf das Modernste ausgestattet, da hatte Dr. Schäfer nicht mithalten können. Dr. Herzog fühlte ihren Puls.
»Liebe Güte, so schlimm ist es doch gar nicht, dass wir gleich das Zittern bekommen müssen«, sagte er tröstend. Mit verschleiertem Blick stellte Ulla fest, dass er wunderschöne Hände hatte. Sie fand es komisch, dass sie das denken konnte.
Dodo schaute interessiert zu, als Ulla den Mund öffnete. »Sie hat schöne Zähne, nicht wahr?«, fragte sie.
»Das kann man wohl sagen«, erwiderte Dr. Herzog lächelnd.
»Was machst du jetzt, Doktor?«, fragte Dodo.
Ulla stöhnte in sich hinein, aber sie konnte nichts sagen, und das stimmte Dodo zufrieden.
Sie war äußerst angetan von diesem Doktor, weil er ihr alles erklärte. Ulla indessen, mit offenem Munde sitzend, staunte so sehr über seine Geduld, dass sie kaum etwas spürte. Sie konnte es gar nicht fassen, wie schnell alles vorbei war. Dodo war darüber maßlos enttäuscht.
»Kannst du das bei mir nicht auch machen?«, fragte sie.
»Schaden kann es keinesfalls, wenn wir uns mal deine Beißerchen anschauen«, erwiderte er.
Sie war sofort dazu bereit. Ulla war noch ganz benommen von der Schnelligkeit und Sicherheit, mit der er sie behandelt hatte.
»Wenn sich meine Tochter etwas in den Kopf setzt, ist sie nicht zu bremsen«, sagte sie leise.
»Herzerfrischend«, bemerkte er beiläufig. »Ist ja alles in Ordnung.«
»Wir haben auch eine gute Zahnpasta und eine Munddusche«, erklärte Dodo. »Und wir leben gesund.«
Jetzt musste er richtig lachen. Es war ein leises, angenehmes Lachen.
»Und du benutzt beides brav«, sagte er.
»Klar, da achten Tante Lotte und Mami drauf.«
»Das kannst du mal meinen Söhnen sagen.«
Dodo riss die Augen auf. »Du hast Söhne? Wie viel?«
»Drei.«
»Jemine, und achten keine Mami und keine Tante Lotte drauf, dass sie die Zähne putzen?«
»Sie haben keine Mami und keine Tante Lotte«, erwiderte Gerd Herzog leise.
Ulla war das schrecklich peinlich. »Du mit deiner taktlosen Fragerei«, platzte sie heraus.
Dodo senkte den Kopf. »Es tut mir leid«, flüsterte sie. Es war schon seltsam mit diesem Kind. So keck es sonst war, sie fühlte, wenn sie etwas nicht am rechten Platz und zur rechten Zeit tat.
»Ist schon recht, Dodo«, sagte Dr. Herzog. »Kommst du übermorgen wieder mit?«
»Klar«, erwiderte sie.
»Dann werde ich mal meinen Patrick mitbringen. Der kann sich mal überzeugen, wie ein Mädchen, das noch kleiner ist als er, vernünftig ist.«
Dodo warf ihm einen schrägen Blick zu. »Buben sind so schnell beleidigt«, sagte sie. »Und wenn er keine Mami mehr hat, tut er mir leid.«
»Wir werden uns jetzt verabschieden«, sagte Ulla rasch und mit einem tiefen Erröten. »Herzlichen Dank, dass Sie mich so schnell angenommen haben, Herr Doktor.«
»Dann auf übermorgen! Sie haben doch keine Angst mehr?«, fragte er.
»Nein, jetzt nicht mehr. Es tat gar nicht weh. Ich bitte nur um Entschuldigung für Dodos lästige Fragerei.«
»Sie war nicht lästig. Ich habe mich gefreut, dich kennenzulernen, Dodo.«