Dukedom Mullgrove - Die Schatulle
Von Mercedes Casemer
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Über dieses E-Book
Ihre ganze Welt bricht zusammen, als sie zufällig erfährt, dass sie nur ein Pflegekind ist. So wollen ihre vermeintlichen Eltern ausschließlich Kapital aus ihrer bevorstehenden Verbindung schlagen. Zutiefst erschüttert läuft Lucie davon.
Auf dem Weg nach London, um ihre leiblichen Verwandten zu suchen, erleidet sie einen Unfall. Als sie wieder zu sich kommt, befindet sie sich in der Obhut der Duchess of Mullgrove.
Die Duchess of Mullgrove beginnt daraufhin das Gefecht von Lügen, Intrigen, Schulden, unerfüllter Liebe und einer verkauften Tochter zu entwirren.
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Dukedom Mullgrove - Die Schatulle - Mercedes Casemer
Mercedes Casemer
Dukedom Mullgrove
Die Schatulle
Roman
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Ein Bild, das Text, Schrift, Screenshot, Electric Blue (Farbe) enthält. Automatisch generierte BeschreibungEverweard Publishing ist ein Imprint
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Umschlagabbildung:
KI-Generiert mit Stable Diffusion, überarbeitet von FRB
ISBN 978-3-911352-07-9 (E-Book)
Es war eine mondhelle Nacht. Das Mondlicht tauchte den See in silbernes Licht und die Wellen kräuselten sich im Wind. Der Wind kam aus dem Westen von der Küste zur Irischen See. Er war frisch. Die Blätter der Bäume im Park um den See rauschten im Wind. Musik wehte aus dem großen Ballsaal des Schlosses herüber. Es ging schon auf Mitternacht zu. Viele der älteren Hochzeitsgäste hatten sich schon zurückgezogen. Die jungen Leute tanzten begeistert Polka und mittendrin das glückliche Brautpaar. Die junge Braut war eine Verwandte der Duchess of Mullgrove, eine Großnichte. Dass sie mit dem Mann ihres Herzens vormittags zum Traualtar geschritten war, hatte sie in gewisser Weise der Duchess zu verdanken, die mit geschickter Familienpolitik die Heiratspläne der Eltern der Braut durchkreuzt hatte. Diese sahen für ihre Tochter eine arrangierte Ehe vor. So war es selbstverständlich, dass Lady Honoria zur Hochzeit nach Schottland gekommen war.
Lady Honoria Celestine Ahimsa, die Duchess of Mullgrove, ging am Rand des Teiches spazieren. Sie dachte über den Tag nach, lächelte, wenn sie an die Brautleute dachte, und freute sich, dass es ihr wieder einmal gelungen war, zwei liebende Herzen für ein ganzes Leben zu vereinen. Es war ein herrliches Fest, das immer noch andauerte mit vielen hundert Gästen aus dem Adel und dem Hochadel aus England, Schottland, Irland, dem Kontinent, und sogar aus den Kolonien waren sie gekommen.
Ein Bootssteg führte weit hinaus in den See. Rechts und links davon schaukelten die Boote. Lady Honoria ging auf den Steg. Hier war der Wind noch stärker. Sie drehte ihr Gesicht in den Wind und schloss die Augen. Sie atmete tief ein. Wie erfrischend, dachte sie, wenn sie an die Wärme und das Gedränge im großen Ballsaal dachte. Dann hörte sie, wie jemand in der Nähe hustete. Sie schaute sich um.
In einem der Boote saß ein Mann. Sie ging auf ihn zu.
„Guten Abend, Lady Honoria", grüßte er und stand im Boot auf, das sofort bedenklich schwankte.
„Oh, guten Abend, Baron William! Sie fallen gleich ins Wasser. Das wäre sehr schlecht, zumal sie einen solch bösen Husten haben."
William Baron of Asburnham kletterte vom Boot zurück auf den Steg. Er verbeugte sich tief.
„Madam, ich danke Ihnen für die Fürsorge. Dies ist sicherlich gut gemeint, aber es besteht kein Anlass. Mein Husten diente nur dazu, mich bemerkbar zu machen."
„Und was tun Sie hier draußen? Alle jungen Leute sind beim Tanz. Seit Stunden hopsen sie zu Polkaklängen über das Parkett. Eine wohl höchst vergnügliche Angelegenheit für junge Leute. "
Der Wind nahm zu und der Mond verschwand hinter einer dicken Wolke. Die ersten Regentropfen fielen, dicke schwere Regentropfen.
„Madam, kommen Sie! Dort beim Bootshaus finden wir Schutz."
Baron William ergriff die Hand der Duchess und zog sie fort. Im letzten Augenblick, bevor der Sturm losbrach, erreichten sie das Bootshaus. Der junge Baron schob die Duchess durch die Tür und zog diese mit viel Kraft zu. Das Bootshaus war leer, da alle Boote draußen auf dem See lagen. Im Schein der dicht aufeinanderfolgenden Blitze entdeckte der Baron einige Sturmlaternen. Er zündete sie an und stellte sie auf eine Seemannskiste. Auf zwei weiteren Kisten nahmen sie Platz.
„Das haben wir ja gerade noch einmal geschafft. Danke für Ihre Hilfe, Baron William."
„Gern geschehen, Lady Honoria! Ein Gewitter ist nichts Angenehmes. Ich hoffe nur, dass es daheim auf Asburnham auch etwas regnet. Die Felder sind so trocken. Es gab viel zu wenig Regen in den letzten Wochen. Sehr außergewöhnlich für Südengland, finde ich."
„Ja, es war sehr trocken! Wir wollen hoffen, dass es dort auch regnet, der Blitz aber nicht einschlägt. Zu viel sollte es aber auch nicht regnen, sonst versinken die Räder der Kutschen im Morast auf dem Heimweg morgen und übermorgen."
„Sicherlich, sicherlich, Madam! Das wäre sehr bedauerlich für alle, die mit der Kutsche gekommen sind."
„Sind Sie nicht mit der Kutsche angereist?"
„Nein! Ich kam per Pferd. Mein Gepäck hatte ein Jungendfreund mitgenommen, der mit seiner Frau und den Kindern schon vor einigen Tagen mit mehreren Automobilen anreiste. Mit Familie und Kindern, den Nurses und einigen Dienern ist so eine Anreise etwas umfangreicher als bei mir. Ich überlege zurzeit. Vielleicht lege ich mir auch ein Automobil zu. Gehören Automobile zu Ihrem Fuhrpark?"
„Ja, ich verfüge hier oben in Schottland auf Mullrove Castle, dem Stammsitz der Familie meines Mannes, über mehrere Automobile. Auch zu Mullgrove Palace gehören Automobile. Mein Mann ist von Automobilen begeistert. Jedesmal, wenn er zu Besuch kommt, schafft er ein weiteres ‘Blechpferd’ an, wie ich diese Vehikel nenne, schmunzelte die Duchess. „Er hat Freude daran. Kurvt mit Gleichgesinnten durch die Gegend. Ich bleibe bei Pferd und Kutsche.
Lady Honoria lächelte.
„Warum sind Sie nicht im Ballsaal?", fragte sie.
Er zögerte mit der Antwort und war froh, dass gerade einige heftige Blitze, gefolgt von schwerem Donner, die Stille zerrissen.
„Klingt, als sei das Gewitter genau über uns. Es hörte sich an, als hätten die Blitze ganz in der Nähe eingeschlagen. Ich schätze, der Sturm hat jetzt seinen Höhepunkt erreicht. Einige im Park sind vielleicht nass geworden. Hoffentlich erreichten sie rechtzeitig das Schloss. Doch diese Abkühlung ist sicherlich wohltuend. Es war sehr warm im Ballsaal. Deshalb suchte ich am See nach Erfrischung", antwortete er.
„In einigen Kolonien ist es wärmer und schwüler. Ein junger Mann sollte so ein bisschen Wärme im Ballsaal aushalten können, oder?"
Der junge Baron räusperte sich verlegen. Die Duchess fuhr fort:
„Und wenn ein junger Mann der Wärme eines Ballsaales entflieht, dann doch niemals alleine, sondern in Begleitung einer hübschen jungen Dame. Warteten Sie im Boot auf die Dame, die vielleicht alleine kommen wollte zum romantischen nächtlichen Stelldichein? Wenn dem so ist, dann müssten wir etwas unternehmen, denn vielleicht hat sie in der Nähe unter einem Baum Schutz gesucht."
Der Baron räusperte sich erneut.
„Nein, ich erwartete niemand. Ich war allein."
„Das ist ungewöhnlich, sehr ungewöhnlich! Und macht mich neugierig. In meinem Alter gehört Neugierde noch zu den wenigen Vergnügungen, denen man frönen kann. Also, bekamen Sie einen Korb, Baron William?"
„Nein!"
„Nein? Hören Sie einmal, Baron William! Sie stellen die Gesetze auf den Kopf. Vom Alter her könnte ich Ihre Mutter sein. Statt meiner sollte hier eine junge Dame sein, die bei jedem Blitz und Donner um Schutz suchend in Ihre Arme flüchtet. Aber Sie haben nicht einmal einen Korb bekommen. Das heißt, Sie haben nicht versucht, wenigstens mit einem dieser reizenden Geschöpfe dort drin anzubändeln? Du gütiger Himmel! Wie soll da das Empire in Zukunft bestehen, wenn junge Männer im besten jungen Mannesalter sich nicht einmal einen Korb holen?"
„Wie darf ich das verstehen?"
„Als Tadel, Baron William! Junge Frauen haben so etwas wie ein Anrecht, von den jungen anwesenden Männern auf Bällen in den Park geführt zu werden. Diese Spaziergänge im Mondenschein gehören dazu. Wissen Sie dies nicht, Baron William? Später erzählen sie als Mütter dann ihren Töchtern davon und träumen von der Zeit der Romantik."
Verlegen zupfte der Baron an seinen Handschuhen so, als wolle er sicher sein, dass sie gut sitzen.
„Draußen tobt ein Gewitter. So schnell entkommen Sie mir nicht. Also, warum saßen Sie alleine im Boot? Antworten Sie oder soll ich raten? Wir können ein Spiel daraus machen."
Baron William lächelte die Duchess an.
„Ein Spiel, warum nicht? Vielleicht wird es amüsant."
„Gut! Erste Möglichkeit: Liebeskummer!"
„Möglich!"
„Weil die Dame Ihres Herzens nicht auf dem Fest ist?"
Er schwieg. Der Donner grollte nur noch aus der Ferne und die Blitze wurden seltener und schlugen auch entfernter ein.
„Baron William! Ich kann es doch sehen, dass Sie nicht glücklich sind. Das finde ich sehr bedauerlich. Wir haben beide heute ein glückliches Brautpaar gesehen. Die beiden mussten sehr um ihre Liebe kämpfen. Erst als die Braut sich an mich wandte, konnte ich den beiden helfen. Ich habe nun einmal ein Herz für junge Verliebte und junge Leute überhaupt. Also, was bedrückt Ihr junges Herz? Gibt es da jemand?"
Baron William seufzte leise.
„Ja! Aber das ist lange her! Damals waren wir fast noch Kinder. Wir waren jung und fanden auf einem Sommerfest aneinander Gefallen. Es war eine wunderschöne Zeit. Wir ritten zusammen aus, heimlich versteht sich. Wir waren zusammen am Fluss. Sie war einige Jahre jünger als ich."
Aus dem Baron sprudelte alles hervor. Es tat ihm wohl, sich einmal alles von der Seele zu reden, mit jemand darüber