Ein Schießer für Juanita: Western
Von Luke Sinclair
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Der Tag verdämmerte lautlos im Schatten der Hügel, und die bunten Lichter vor den Bordells und Spielhallen kündeten den Beginn des allnächtlichen Rummels an.
Der Reiter schob sich langsam aus dem Schatten heraus und lenkte sein Pferd quer auf die Straße, gerade als Dusty die ersten Häuser erreichte. Und er kam genau vor ihm zum Stehen.
Dusty zog leicht die Zügel an.
„Ich habe es ja nicht eilig“, sagte Dusty, „und solange mir niemand den ganzen Whisky wegtrinkt, kannst du dir ruhig Zeit lassen. Aber mein Gaul hier, der würde gern in den Stall kommen.“
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Ein Schießer für Juanita - Luke Sinclair
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Ein Schießer für Juanita: Western
Luke Sinclair
Jedes Mal, wenn Dusty in diese Stadt gekommen war, hatte es Ärger gegeben, aber diesmal sah es so aus, als finge der Verdruss schon an, bevor er den ersten Saloon erreichte.
Der Tag verdämmerte lautlos im Schatten der Hügel, und die bunten Lichter vor den Bordells und Spielhallen kündeten den Beginn des allnächtlichen Rummels an.
Der Reiter schob sich langsam aus dem Schatten heraus und lenkte sein Pferd quer auf die Straße, gerade als Dusty die ersten Häuser erreichte. Und er kam genau vor ihm zum Stehen.
Dusty zog leicht die Zügel an.
„Ich habe es ja nicht eilig, sagte Dusty, „und solange mir niemand den ganzen Whisky wegtrinkt, kannst du dir ruhig Zeit lassen. Aber mein Gaul hier, der würde gern in den Stall kommen.
Der Mann vor ihm wischte sich mit dem Handrücken geräuschvoll die Nase und schaute Dusty spöttisch an. „Falls du um mich herumreiten willst, so lass dir sagen, dass es ein verdammt weiter Weg ist, und er endet nicht immer da, wo man denkt."
„Ich habe nicht die Absicht", entgegnete Dusty fest.
„Sehr vernünftig."
„Fürchte, wir haben uns missverstanden. Ich warte, dass du da aus dem Weg verschwindest."
Der Mann auf dem Pferd lachte nur. „Hat Caldon dich vorgeschickt, weil er Angst vor mir hat?", fragte Dusty verächtlich.
Der andere hörte auf zu lachen.
„Hier hat niemand Angst vor dir, aber diese Stadt kommt sehr wohl ohne dich aus. Wir haben schon genug Krawall hier."
Der Bursche im Schatten hatte sich bis jetzt nicht bewegt.
*
Dusty richtete sich im Sattel auf. „Caldon sollte mich besser kennen und nicht glauben, ich ließe mich so einfach wegschicken."
„Damit hat er auch sicher nicht gerechnet, erklärte der Reiter grinsend und warf einen herausfordernden Blick auf Dustys Revolver. „Ein feines Pusterohr hast du da.
„Solides Kaliber, nickte Dusty. „Man kann damit auf hundert Yard einem Bison glatt den Schädel durchlöchern.
„Vorausgesetzt man trifft ihn", höhnte sein Gegenüber.
„Mach dir deshalb nur keine Sorgen. Ich treffe schon, was ich will."
„Bringst du das Ding auch schnell genug heraus, um etwas anderes zu treffen als einen Bison?"
Dusty beobachtete aus den Augenwinkeln den Mann unter dem Verandadach. Er war nicht auf eine Schießerei aus, denn das entsprach nicht der Art, wie er sich zu amüsieren pflegte. Der Tod hatte nun mal nichts Amüsantes an sich. Diese starrköpfigen Burschen hier ließen ihm jedoch keine andere Wahl. Sie schienen sich nun mal fest vorgenommen zu haben, heute noch ins Gras zu beißen.
„Du würdest es ja doch nicht glauben", sagte Dusty deshalb und trieb ganz plötzlich sein Pferd vorwärts. Es prallte in die Flanke des anderen Tieres, welches erschreckt aufwiehernd versuchte, auf den Hufen zu bleiben. Gleichzeitig beugte Dusty sich vor und schwang seine derbe Faust wie eine Keule. Sie landete mitten im Gesicht des von dieser Aktion überraschten Gegners. Der Schlag fegte den Mann glatt aus dem Sattel und warf ihn hart in den Staub, wo er unter die Hufe seines zur Seite ausbrechenden Pferdes geriet.
Noch mit dem Schwung seiner Bewegung glitt Dusty wie ein Schatten vom Rücken des Tieres herunter und zog den Revolver heraus.
Von der Veranda her krachte ein Schuss. Dusty feuerte auf den Schatten darunter, aber die erschreckten Pferde stießen ihn an und verhinderten, dass er traf. Der Stoß riss ihn herum, und er sah das Mündungsfeuer auf dem Dach eines Hauses aufflammen. Die Kugel traf das fremde Pferd und ließ es schrill wiehernd in die Knie brechen.
Wie ein Echo folgten Dustys Schüsse, und zumindest einer davon traf den Heckenschützen auf dem Dach.
Ein Gewehr fiel scheppernd auf die Straße. Man hörte stolpernde Schritte auf dem Dach und dann ein dumpfes Poltern.
Aber Dusty rannte bereits geduckt über die staubige Straße, um den Schatten der Häuser zu erreichen. Eine Kugel pfiff dabei dicht an seinem Nacken entlang. Er feuerte im Laufen unter der Achselhöhle hindurch und warf sich in das schützende Dunkel neben der Hauswand. Seine nächste Kugel galt dem Mündungsblitz auf der anderen Seite der Straße. Sie traf eine Scheibe, und Glas fiel klirrend herab.
Der Mann dort fluchte heiser. Die Lichtblitze seiner Schüsse pflanzten sich nach der Seite fort, als er unter dem Dach der Veranda entlanglief. Kugeln prasselten in die Balkenwand rings um Dusty. Dann erstarb das Feuer plötzlich und die schattenhafte Gestalt verschwand in einem dunklen Gang neben dem Gebäude.
Dusty schoss in das gähnende Dunkel hinein, verließ dabei den Schatten und rannte quer über die Straße.
Der Mann neben dem toten Pferd bewegte sich und versuchte aufzustehen.
Dusty beachtete ihn nicht. Er erreichte die Hausecke auf der anderen Seite, aber es war niemand mehr zu sehen. Es hatte auch wenig Sinn, dem Unbekannten weiter zu folgen. Es war als sicher anzunehmen, dass jener sich hier besser auskannte als er selbst.
Dusty drehte sich um und blieb mit einem Ruck stehen.
Der Bursche auf der Straße hatte sich auf beide Knie erhoben und zerrte wütend seine Waffe aus dem Holster.
Dustys Revolver gab einen trockenen, metallischen Laut von sich und schwieg. Dafür schleuderte der des anderen laut donnernd eine grelle Stichflamme aus dem Lauf. Der Mann, den Dusty kurz zuvor in den Staub geschlagen hatte, begleitete seinen Schuss mit einem wilden Auflachen. Die Kugel streifte den Eckpfeiler der Veranda und wurde dadurch leicht aus der Bahn gelenkt. Dieser Umstand rettete Dusty vermutlich das Leben. Nadelscharfe Holzsplitter wurden in sein Gesicht geschleudert, während etwas heiß vor seiner Nase entlang zischte.
Er zuckte fluchend zurück und warf sich auf die Holzplanken. Und er versuchte gar nicht erst, seine Waffe neu zu laden.
Der andere war vollends auf die Füße gekommen, aber seine Schritte, mit denen er näher kam, waren unsicher von der Nachwirkung des Schlages, der ihn aus dem Sattel geholt hatte. Sein Revolver krachte wieder, und das Geräusch, mit dem die Kugel in die Holzwand schlug, klang verdammt unangenehm in Dustys Ohren.
Er rollte sich zur Seite und vom Gehsteig herunter in den Staub der engen Gasse.
Es knallte wieder, und ein Querschläger heulte irgendwo in den verlöschenden Himmel.
Dusty sprang hoch und presste sich eng an die Wand. Er wusste, wie dunkel es hier inzwischen war, und unterdrückte sein heftiges Atmen. Wenn der Kerl ihn bemerkte, bevor er in seine Reichweite kam, hatte er nicht die geringste Chance mehr.
Sein Gegner nahm offenbar an, er sei den Gang entlanggelaufen.
„Bleib stehen, du feiger Hund!", brüllte er und jagte eine Kugel in diese Richtung, die unangenehm nahe an der Wand des Hauses vorbeizischte.
Dusty wagte kaum zu atmen. Er hielt noch immer den leergeschossenen Revolver in der Hand, aber er rührte sich nicht und wartete.
„Stinkende, feige Ratte!" Der Zorn dieses Mannes schrie nach Genugtuung, die er nicht fand. Er kam näher — noch näher.
Die Sehnen in Dustys Körper spannten sich. Die Detonation eines weiteren Schusses schleuderte Feuer und Rauch an ihm vorbei, und im kurzen Aufzucken dieser Flammenzunge sah der Bursche Dustys Gestalt an der Wand stehen.
In derselben Sekunde stieß Dusty sich ab. Sein Stiefel flog hoch wie ein Geschoss und traf hart das Handgelenk des Mannes. Die Waffe fiel dumpf in die Dunkelheit, und der Bursche hielt sich mit einem krächzenden Schmerzenslaut das gebrochene Gelenk. Dustys Faust knallte ihm wie ein Hammer gegen den Schädel.
Der Mann machte drei schnelle Schritte nach rückwärts, dann vermochten jedoch seine Beine dem Schwung des Oberkörpers nicht mehr zu folgen, und er landete schwer im Staub der Straße, wo er reglos liegen blieb.
Während Dusty seinen Revolver nachlud, ging er langsam auf sein Pferd zu, das zum Rand der Straße getrabt war.
Jetzt erst tauchten die ersten Schaulustigen auf, die durch den Lärm der Schüsse angelockt worden waren.
„Wenn es in dieser verdammten Stadt noch ’nen Doc gibt, dann bringt diesen Gent zu ihm", sagte Dusty nur. Dann beachtete er die Leute nicht weiter und zog seinen Gaul hinter sich her die Straße entlang. Es gab da noch jemand, bei dem er eine kleine Rechnung zu begleichen hatte, aber damit konnte er sich Zeit lassen.
Avery Caldon lief ihm nicht weg.
*
Yeah, so war Deadwood damals, als man das Gold aus den Black Hills herauswühlte, eine verdammt wilde und zügellose Stadt. Jeden Tag kamen neue Abenteurer und Glücksritter, die es versuchen wollten und dabei ihr Leben riskierten. Denn es war auch eine gefährliche, manchmal sogar tödliche Stadt. Crazy Horse, Sitting Bull und ihre Krieger hielten längst schon ihre Kriegsbeile geschärft, und ihre Horden kamen mitunter bedrohlich nahe an die Stadt heran. Es war eine Stadt auf dem Pulverfass, und so lebte man auch in Deadwood — als ob jeder Tag der letzte sei.
„The Last Chance" stand in großen Lettern über dem Eingang des bedeutendsten Saloons von Deadwood, und sicherlich war es auch für viele die letzte Möglichkeit, ihr Schicksal noch einmal zu wenden, und