Vorsicht vor diesem Mann!
Von Anne Oliver
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"Vorsicht vor diesem Mann!" Neugierig liest Deedee die Worte, die quer über das Foto des wahnsinnig attraktiven Mannes geschrieben sind. Die Warnung einer enttäuschten Geliebten? Wer ist er überhaupt? Die Erkenntnis trifft sie wie ein Schock, als sie ihm direkt in die Arme läuft: Cameron Black, Millionär und mächtiger Unternehmer - der sie gerade aus ihrer Wohnung rausklagt! Aber nicht mit ihr! Wütend stellt Deedee ihn zur Rede. Und erfährt kurz darauf am eigenen Leib, wie berechtigt die Warnung vor Cameron ist: Soviel männlicher Sex-Appeal ist wirklich gefährlich …
Anne Oliver
Anne Oliver wurde in Adelaide in Süd Australien geboren und ist dort immer noch heimisch. Sie hat zwei erwachsene Kinder und einen Abschluss in Naturwissenschaften. Seit annähernd 30 Jahren arbeitet sie im Bereich der früh kindlichen Bildung. Anne begann 1998 mit dem Schreiben und ist Mitglied der Romance Writers of Amerika, Australien und Neuseeland. Seit 1999 nahm sie an zahlreichen Schreibwettbewerben teil und erreichte in den USA, Australien und Neuseeland das Finale, bevor ihre Werke von Harlequin Mills & Boon für deren Moderne extra Reihe im Dezember 2005 entdeckt wurden. Wenn sie nicht gerade schreibt oder unterrichtet, liebt es Anne in die Welt der Bücher zu entfliehen. Vor acht Jahren fing sie an ihre eigenen Charaktere in übersinnlichen und Zeitreise Abenteuern zu erschaffen, ehe sie dazu überging zeitgenössische Liebesromane zu schreiben. Sie liest alle Modern Heat Bücher, welche in Australien als Sexy Sensations erschienen sind und genießt deren Vielfalt, Figuren und Ausdrucksweise und liebt es darum selbst welche zu kreieren. Im August 2007 gewann sie den Romance Writers of Australia Preis für das romantischste Buch des Jahres mit ihrem Roman Behind Closed Doors… Ihre anderen Interessen sind Tierschutz, angeregte Unterhaltungen, steppen, Astronomie, alles schottische und alles Essen, welches sie nicht selber kochen muss. Sie bereiste Papua/New Guinea, die Westküste der USA, Hong Kong, Malaysia, England und Holland. Durch das Reisen ihre Figuren mit Lesern auf der ganzen Welt teilen zu können empfindet sie als ein großes Privileg und ist für sie die Erfüllung eines Traumes.
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Vorsicht vor diesem Mann! - Anne Oliver
Anne Oliver
Vorsicht vor diesem Mann!
IMPRESSUM
JULIA erscheint im CORA Verlag GmbH & Co. KG,
20350 Hamburg, Axel-Springer-Platz 1
© 2009 by Anne Oliver
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V., Amsterdam
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA
Band 112010 2010 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg
Übersetzung: Bettina Röhricht
Fotos: shutterstock
Veröffentlicht im ePub Format im 12/2010 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
eBook-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 978-3-86295-517-6
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Führung in Lesezirkeln nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlages. Für unaufgefordert eingesandte Manuskripte übernimmt der Verlag keine Haftung. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
1. KAPITEL
„Vorsicht vor diesem Mann!"
Deedee O’Flanagan achtete nicht weiter auf die Warnung, die ihre Kollegin vorlas, sondern suchte nach ihrem Lipgloss. „Roz, was auch immer der getan hat – bestimmt hat er es nicht verdient, dass ein Warnhinweis mit Foto in einer öffentlichen Toilette ausgehängt wird."
Hm, vielleicht doch, dachte sie dann, als sie seine tiefblauen Augen näher betrachtete. Solche Augen konnten einen zu Dingen verleiten, die man normalerweise nicht tat …
„Das kann wohl nur die Frau beurteilen, die das Foto aufgehängt hat, erwiderte Roz. „Tja, Cameron, du hast sie offenbar echt wütend gemacht. Ich muss allerdings gestehen, dass ich dich ziemlich lecker finde.
„Ja …", stimmte Deedee zu. Dunkles Haar, markante Züge, zum Küssen einladende Lippen … sie konnte sich vorstellen, was für einen Körper ein so atemberaubend attraktiver Mann hatte.
„Wenn wir unseren Job behalten wollen, sollten wir lieber raus und diesen ungeduldigen hohen Tieren ihre Getränke bringen", sagte Roz und ging zur Tür.
Deedee, die ihre Gedanken nur schwer von dem unbekannten Traummann losreißen konnte, nickte.
Cameron Black. Warum kam ihr der Name nur so bekannt vor? Sie verdrängte den Gedanken, trug korallenrotes Lipgloss auf, zwirbelte einige ihrer wie Stacheln hochstehenden blonden Strähnen und versuchte vergeblich, ihr Namensschild gerade zu rücken.
Dann fiel ihr Blick unwillkürlich noch einmal auf den Warnhinweis. Unter dem Foto stand: „Er ist nicht der Mann, für den man ihn hält." Einem Impuls folgend, nahm Deedee den Zettel von der Wand ab. Vielleicht hatte die Frau, die ihn aufgehängt hatte, ja übertrieben, weil sie von Cameron enttäuscht worden war. Deedee wusste, dass Paare ihre Beziehung oft unterschiedlich wahrnahmen. Auch wenn Deedee in dieser Hinsicht noch nicht über viel Erfahrung verfügte – es hatte in ihren dreiundzwanzig Lebensjahren bisher erst eine ernsthafte Beziehung gegeben, und zwar keine mit besonders glücklichem Ende.
Angesichts von Camerons attraktivem Gesicht schien es ihr ein Sakrileg zu sein, das Blatt in den Papierkorb zu werfen. Also faltete Deedee es zusammen und schob es in ihre Hosentasche.
Kurze Zeit später eilte sie mit einem Tablett voll Fingerfood durch das vor allem von männlichen Führungskräften besuchte Lokal. Mit einem gewinnenden Lächeln wandte sie sich an eine Gruppe besonders wichtig aussehender Männer. „Möchten Sie Crab Cakes mit Zitronengrassoße probieren? Oder ein OlivenKäse-Bällchen?"
Wie zu erwarten, ignorierten die Männer sie und sprachen weiter über das Modell, das vor ihnen auf dem Tisch stand. Es handelte sich um ein Bauprojekt, das in Melbournes Innenstadt verwirklicht werden sollte. Einige gierige Finger griffen allerdings trotzdem nach den Häppchen auf Deedees Tablett.
Wie unhöflich! Deedee biss die Zähne zusammen, lächelte jedoch weiter, während sie um die Gruppe herum zur anderen Seite des Tisches ging. Sie hasste diese undankbare Arbeit, bei der man sich so unterordnen musste. Doch sie hatte keine Wahl, es sei denn, sie wollte nach Sydney zurückkehren und zugeben, dass sie einen Fehler gemacht hatte …
„Vielen Dank, Deedee", sagte eine tiefe, angenehme Stimme. Überrascht blickte Deedee den Mann an, der sich höflich bedankt und sie mit ihrem Namen angesprochen hatte.
„Bitte schön. Ich hoffe, es schmeckt … Ihnen …" Sie verstummte, als sie in ein paar funkelnde blaue Augen blickte.
Das kann doch nicht wahr sein, dachte Deedee. Aber es stimmte: Vor ihr stand der Mann, dessen Foto sich in ihrer Hosentasche befand. Allerdings sah er noch atemberaubender als auf dem Ausdruck aus. Seine dunkelblauen Augen wirkten fast schwarz, und sein Blick war einzig und allein auf sie, Deedee, gerichtet. Am liebsten hätte sie über die glatte, sonnengebräunte Haut an seinem frisch rasierten Kinn gestrichen …
Der rotbraun-schwarz gemusterte Schlips hob sich vom blendend weißen Hemd ab und lenkte den Blick auf einen muskulösen Hals. Das Haar des Mannes war kürzer als auf dem Foto, und einige Strähnen glänzten kastanienbraun.
Er trug einen anthrazitfarbenen Nadelstreifenanzug, an dessen Schnitt man erkennen konnte, dass er von einem italienischen Designer stammte und sehr teuer gewesen war. Deedee fragte sich, wie sich der Stoff wohl anfühlen mochte, wenn man darüberstrich und vielleicht die Muskeln des Mannes darunter spürte. Ihr Magen krampfte sich ein wenig zusammen, und sie umfasste ihr Tablett fester.
Noch immer lächelnd, schob Cameron Black sich ein Crab Cake in den Mund und wandte sich schließlich ab.
Nein, dachte Deedee unwillkürlich, denn sie hätte die Wärme seines Lächelns gern noch länger genossen. „Sie haben die kleine Krabbenfrikadelle gar nicht in die Soße getunkt, sagte sie ein wenig zu laut. „Und es war die letzte …
Er wandte sich wieder zu ihr um, und sie hatte das Gefühl, in seinen dunkelblauen Augen zu ertrinken.
Unwillkürlich malte sie sich aus, sie würde den Finger in die Soße tauchen und ihn ihrem attraktiven Gegenüber zwischen die Lippen schieben …
„Schade", sagte er. Seine Stimme klang ein wenig tiefer, und seine Augen wirkten noch dunkler, als würde er sich gerade dasselbe wie Deedee vorstellen.
„Wie wäre es mit einem Oliven-Käse-Bällchen? Die haben natürlich eine andere Konsistenz, aber wenn Sie Oliven mögen …" Errötend verstummte Deedee.
„Ich liebe Oliven." Er wandte den Blick nicht von ihr, während er sich ein Bällchen vom Tablett nahm.
„Sind Sie langsam fertig? Ein Mann mit dichtem weißem Haar, den Deedee im Stillen Mr. Weißschopf taufte, warf ihr über den Rand seiner außergewöhnlich hässlichen Brille einen kurzen Blick zu. „Also, wie ich sagte, Cam …
„Cam" hielt Deedees Blick noch eine Sekunde fest, dann blinzelte er verschwörerisch und wandte sich wieder seinen Geschäftspartnern zu.
Cam … Cameron Black, wiederholte Deedee seinen Namen in Gedanken und beobachtete, wie er mit einem langen, schlanken Finger das Modell berührte und den Entwurf erläuterte. Wie es sich wohl anfühlen würde, wenn er sie mit diesem Finger berührte – irgendwo …?
Jetzt reiß dich aber mal zusammen, dachte Deedee, bevor du dich noch vollständig lächerlich machst.
Dieser Mann war Projektentwickler in der Baubranche und versuchte mit Größen der Geschäftswelt in Kontakt zu kommen. Statt mit netten Gesprächen verbrachte er seine wertvolle Zeit mit Leuten wie Mr. Weißschopf. Zweifellos gehörte er zu den Männern, denen Geldverdienen wichtiger als eine Beziehung war. Deshalb hatte seine Verflossene sicherlich den Warnhinweis aufgehängt.
Als Deedee gehen wollte, fiel ihr Blick auf das Modell. Es stellte das Haus dar, in dem sich ihre Wohnung befand. Schon vor Monaten hatten alle Bewohner einen Räumungsbescheid erhalten, doch Deedee hatte bis jetzt noch keine neue, bezahlbare Wohnung gefunden.
Deshalb war ihr Cameron Blacks Name so bekannt vorgekommen: Jemand aus seinem Unternehmen „Cameron Black Property Developers" würde sie und einige Familien in drei Wochen auf die Straße setzen. Ein Pfandleihgeschäft und eine Tätowierstube waren den Plänen des umfangreichen Neubauprojekts bereits zum Opfer gefallen.
Erneut wurde ihr heiß, doch diesmal vor Enttäuschung und Empörung über Camerons offensichtliche Gier und seine völlige Gleichgültigkeit gegenüber Menschen, die sich eine Wohnung in den schickeren Stadtteilen einfach nicht leisten konnten.
Eigentlich hätte Deedee sich auf die Zunge beißen und in die Küche gehen sollen, um Nachschub zu holen. Doch sie hatte noch nie den Mund halten können.
„Entschuldigung." Sechs Augenpaare richteten sich auf sie, doch sie konzentrierte sich auf Cameron.
„Haben Sie eigentlich irgendeinen Gedanken an die Bewohner von Nummer 203 verschwendet, die Sie einfach so auf die Straße setzen?"
„Wie bitte?", fragte Cameron.
Deedee wies auf das Modell. „Ich verstehe nicht, wie Sie nachts noch ruhig schlafen können. Mrs. Jacobs hat fünfzehn Jahre in diesem Haus gewohnt und musste dann zu ihrer Tochter nach Geelong ziehen. Clem Mason …"
„Passen Sie auf, was Sie sagen, Fräuleinchen", warnte Mr. Weißschopf sie, aber Deedee würdigte ihn keines Blickes.
„Wissen Sie eigentlich, wie schwer es ist, eine bezahlbare Wohnung zu finden, Mr. Black? Ist Ihnen egal, was aus den Leuten wird, die in dem Gebäude wohnen?"
„Ich wüsste nicht, dass es irgendwelche Schwierigkeiten gibt", erwiderte Cameron in sachlichem, geschäftsmäßigem Ton.
„Natürlich nicht. Solche Sätze hatte er sicher auch zu der Frau gesagt, die den Warnhinweis aufgehängt hatte. „Wahrscheinlich hängt deswegen ein Foto von Ihnen in der Damentoilette
, sagte Deedee lauter als beabsichtigt. Alle um sie herum verstummten.
Um nicht noch mehr Dummheiten zu machen, stellte sie ihr Tablett ab und eilte auf die Damentoilette, die zum Glück leer war. Seufzend lehnte Deedee sich von innen gegen die Tür und vermutete, dass sie ihren Job wohl demnächst verlieren würde.
Sie benetzte sich die Hände und legte sie auf Gesicht und Hals, um sich etwas abzukühlen. Auch wenn ihr Job ihr nicht gefiel, sie brauchte ihn. Warum konnte sie ihre Zunge nicht im Zaum halten? Und weshalb musste dieser Traummann ausgerechnet ihr böser Vermieter sein?
Plötzlich wurde die Tür energisch von einer sehr männlichen, sonnengebräunten Hand aufgestoßen. Vor Deedee stand – Cameron Black. Doch statt sich bedroht zu fühlen, überfiel sie Nervosität und freudige Erregung, die ihren ganzen Körper vibrieren ließen. Verärgert über sich selbst versuchte Deedee, ruhig zu bleiben, und wandte sich zu Cameron Black um. Da Cameron gut dreißig Zentimeter größer war als sie, musste sie den Kopf in den Nacken legen, um ihm in die Augen zu sehen. „Ich denke, Sie haben einen Fehler gemacht und sich in der Tür geirrt", sagte sie.
„Nein, ich glaube eher, dass Sie einen Fehler gemacht haben."
Seine dunklen Augen funkelten, und seine Stimme klang zwar kühl, war aber dennoch seidenweich. „Man sollte nicht die Menschen beschimpfen, die dafür sorgen, dass Sie nach dieser Veranstaltung bezahlt werden."
Sein Blick jagte Deedee einen heißen Schauer durch den ganzen Körper. „Ich sage nur die Wahrheit, Mr. Black, entgegnete sie. „Auch wenn mich das oft in Schwierigkeiten bringt …
„Woher wissen Sie eigentlich, wie ich heiße?"
„Ich vermute, dass das inzwischen die meisten Frauen hier wissen."
Cameron Black kniff die Augen zusammen und schloss die Tür, damit niemand sie stören konnte. Sein maskuliner Duft schlug Deedee entgegen. Er roch wie Schneeflocken auf Zedernholz. Plötzlich stand er so dicht vor ihr, dass sie seine Körperwärme durch den feinen Stoff seines Hemdes spüren konnte.
Er stützte die Hände rechts und links von Deedees auf den Waschtisch und beugte sich über sie. „Was für ein Spielchen treiben Sie da …, er schaute auf ihr schief sitzendes Namensschild, obwohl er sich bestimmt an ihren Namen erinnerte, „… Deedee?
Als sie mit leicht zitternden Fingern das Blatt Papier aus ihrer Hosentasche zog, streifte ihre Hand seine, und sie hatte das Gefühl, ein Stromschlag schieße ihr durch den Arm. „Ich treibe keine … Spielchen." Sie drückte ihm das Blatt an die Brust.
Cameron faltete den Zettel auseinander und hielt ihn so fest, dass seine Knöchel weiß hervortraten. Es war still, und man konnte hören, dass sein Atem schneller ging – offensichtlich vor Wut.
„Der Zettel hing am Spiegel."
Deedee zuckte zusammen, als Cameron das Blatt zusammenknüllte und es sich in die Tasche schob. Fast hätte sie ihn gebeten, es ihr zurückzugeben … damit sie darauf herumtrampeln konnte, wenn sie in drei Wochen kein Zuhause mehr haben