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Bianca Gold Band 17
Bianca Gold Band 17
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eBook526 Seiten7 Stunden

Bianca Gold Band 17

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Über dieses E-Book

SAG DOCH BITTE JA von PICKART, JOAN ELLIOT
Wie gern würde sich die Kinderpsychologin Cedar nicht nur um den kleinen Joey kümmern, sondern auch um dessen Ziehvater Mark, der sie mit sinnlichen Blicken betört. Gemeinsam könnten sie die glücklichste Familie der Welt sein! Doch da ist noch Cedars bitteres Geheimnis …

ENDLICH VERHEIRATET? von WOODS, SHERRYL
Gleich bei ihrem ersten Treffen spürt der reiche Unternehmer Richard Carlton: Melanie ist die Frau seines Lebens! Doch weil ihre Begegnung nur von seiner trickreichen Tante arrangiert wurde, verbietet sich Richard lange den alles entscheidenden Satz. Zu lange?

DREI WORTE, DIE DAS GLÜCK BEDEUTEN von MCALLISTER, ANNE
Sie sollten heiraten, schlägt der smarte Cowboy Deke Malone seiner wundervollen Schulfreundin Erin vor, und zusammen mit seinem süßen Baby eine kleine Familie sein. So verlockend die anziehende Erin sein Angebot zu finden scheint - zu Dekes Entsetzen lehnt sie es ab …

SpracheDeutsch
HerausgeberCORA Verlag
Erscheinungsdatum20. Sept. 2013
ISBN9783954467518
Bianca Gold Band 17
Autor

Sherryl Woods

Über 110 Romane wurden seit 1982 von Sherryl Woods veröffentlicht. Ihre ersten Liebesromane kamen unter den Pseudonymen Alexandra Kirk und Suzanne Sherrill auf den Markt, erst seit 1985 schreibt sie unter ihrem richtigen Namen Sherryl Woods. Neben Liebesromanen gibt es auch zwei Krimiserien über die fiktiven Personen Molly DeWitt sowie Amanda Roberts. Nach der Veröffentlichung ihres ersten Liebesromans lasen ihre ehemaligen Kollegen, es waren Journalisten, vorwiegend die Liebessszenen. Einer ihrer Kollegen meinte daraufhin kopfschüttelnd zum Artdirector: “Und du bist mit ihr zum Kegeln gewesen.” Sherryl Woods sieht aber die heißen Liebesszenen nicht als Mittelpunkt ihrer Liebesromane an. Für sie geht es in den Romanen um Familie, Seelenverwandtschaft, ein gemeinsames Leben sowie auch um ausgelassenen, befriedigenden Sex. An der Ohio State University studierte Sherryl Woods Journalismus. Danach arbeitete sie für diverse Zeitungsverlage und spezialisierte sich auf das Fernsehen. In Ohio sowie in Florida war sie als Fernsehredakteurin tätig. Damit sie hauptberuflich schreiben konnte, kündigte sie im Jahr 1980 ihren Job, allerdings war sie zwei Jahre später wieder in einer leitenden Position tätig. Erst 1986 wurde sie selbstständig und arbeitet seitdem als Autorin. Sherryl Woods selbst ist der Auffassung, dass sie durch ihren Beruf als Journalistin gelernt hat, packend zu schreiben und Menschen zu beobachten.

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    Buchvorschau

    Bianca Gold Band 17 - Sherryl Woods

    Joan Ellitot Pickart, Sherryl Woods, Anne McAllister

    BIANCA GOLD BAND 17

    IMPRESSUM

    BIANCA GOLD erscheint in der Harlequin Enterprises GmbH

    Neuauflage by Harlequin Enterprises GmbH, Hamburg,

    in der Reihe BIANCA GOLD Band 17 2013

    © 2005 by Joan Ellitot Pickart

    Originaltitel: „Home Again"

    erschienen bei: Silhouette Books, Toronto

    Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

    Deutsche Erstausgabe 2006 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg,

    in der Reihe BIANCA, Band 1548

    Übersetzung: Ralph Sander

    © 2004 by Sherryl Woods

    Originaltitel: „Isn’t it rich?"

    erschienen bei: Silhouette Books, Toronto

    Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

    Deutsche Erstausgabe 2004 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg,

    in der Reihe BIANCA, Band 1446

    Übersetzung: M.R. Heinze

    © 2002 by Barbara Schenck

    Originaltitel: „The Cowboy’s Christmas Miracle"

    erschienen bei: Silhouette Books, Toronto

    Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

    Deutsche Erstausgabe 2000 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg,

    in der Reihe BIANCA, Band 1442

    Übersetzung: Meike Stewen

    Fotos: Harlequin Books S.A.

    Veröffentlicht im ePub Format in 09/2013 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

    eBook-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

    ISBN 978-3-95446-751-8

    Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

    CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

    Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:

    BACCARA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, MYSTERY, TIFFANY

    Alles über Roman-Neuheiten, Spar-Aktionen, Lesetipps und Gutscheine erhalten Sie in unserem CORA-Shop www.cora.de

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    Mit dir für immer glücklich

    JOAN ELLITOT PICKART

    Sag doch bitte Ja

    Für den Unternehmer Mark Chandler ist Cedar ein Geschenk des Himmels! Die Kinderpsychologin befreit nicht nur seinen kleinen Neffen Joey von allem Kummer, sie ist zudem Marks absolute Traumfrau! Er muss sie erobern – und tut es mit sinnlichen Küssen … Aber da zieht sie sich zurück. Kann Mark sie doch noch von einer wundervollen gemeinsamen Zukunft überzeugen?

    SHERRYL WOODS

    Endlich verheiratet?

    Höchste Zeit, dass ihr Neffe Richard heiratet, findet Destiny und schickt dem überzeugten Junggesellen die bildhübsche PR-Beraterin Melanie ins Haus. Der Plan zeigt Erfolg: Richard stellt die hinreißende Frau tatsächlich ein! Doch dabei soll es bleiben. Selbst noch, als der Schnee die beiden in seinem Ferienhaus einschließt und sie sich gefährlich nahe kommen …

    ANNE MCALLISTER

    Drei Worte, die das Glück bedeuten

    Erins Herz rast: Deke Malone ist zurück! Schon auf der High School liebte sie ihn abgöttisch. Damals waren sie nur Freunde, heute aber verraten die Blicke des attraktiven Fotografen echtes Begehren. Erins Träume erfüllen sich endgültig, als Deke ihr einen Heiratsantrag macht! Oder braucht der wundervolle Mann sie etwa nur als Mutter für sein süßes Kind?

    Sag doch bitte Ja

    1. KAPITEL

    Gereizt blickte Cedar Kennedy auf ihre Armbanduhr. Ihr neuer Patient, der um siebzehn Uhr hätte eintreffen sollen, war bereits zehn Minuten zu spät. Da ihre Sprechstundenhilfe Bethany heute früher gegangen war, nahm Cedar die bearbeiteten Vorgänge und brachte sie ins Vorzimmer, um sie ihr in den Posteingangskorb zu legen.

    Sie setzte sich an Bethanys Schreibtisch und studierte gerade den Terminkalender für den folgenden Tag, da wurde die Tür zu ihrer Praxis geöffnet, und ein Mann kam herein. Cedar betrachtete ihn von oben bis unten. Er war groß und so breitschultrig, dass sich sein verblasstes Hemd bedenklich spannte. Seine Jeans war mit Staub bedeckt, er trug schwere Arbeitsstiefel, und sein Gesicht … liebe Güte … es hätte nicht männlicher sein können. Er war unrasiert, und sein volles schwarzes Haar war ein deutliches Stück zu lang. Dann fielen ihr seine außergewöhnlich dunklen Augen auf, als er seinen Blick durch das Vorzimmer schweifen ließ und sich dem Schreibtisch näherte.

    Cedar fand den Mann wirklich ungeheuer attraktiv. Was aber nichts daran änderte, dass er zu spät war und dass sie ihm klarmachen musste, wie wichtig es war, zu einem vereinbarten Termin pünktlich zu erscheinen.

    „Mr Chandler?", fragte sie und stand auf.

    „Ja, ich bin Mark Chandler."

    Eine tiefe Stimme, stellte Cedar fest. Eine Stimme, die zu einem Mann von dieser Statur perfekt passte.

    Mark Chandler sah zur Tür, die ins Sprechzimmer führte, und fragte mit gedämpfter Stimme: „Ich bin ein paar Minuten zu spät dran. Legt Ihre Chefin sehr großen Wert auf Pünktlichkeit? Sein Blick wanderte kurz zu dem Namensschild auf dem Schreibtisch. „Ich möchte sie nicht unbedingt auf dem falschen Fuß erwischen, Bethany … Sie verstehen, wie ich das meine? Wissen Sie, ich weiß selbst nicht mehr weiter, und ich brauche wirklich die Hilfe Ihrer Chefin. Er wischte über die Hosenbeine. „Ich hoffe, sie hat nichts gegen Baustellenstaub. Aber mir blieb einfach keine Zeit, um erst noch nach Hause zu fahren und mich umzuziehen."

    Cedar musste sich zwingen, nicht länger auf seine Beine zu starren, doch der Blick in seine dunklen Augen war auch nicht dazu angetan, sie auf andere Gedanken zu bringen. „Ich …", begann sie, musste sich aber erst einmal räuspern, da ihre Stimme ihr den Dienst versagte.

    „Ich war noch nie in einem solchen Laden wie dem hier, fuhr Mark fort, ohne ihre Antwort abzuwarten. „Wie ist Ihre Chefin denn so? Ist sie so spießig und förmlich, wie man das über diese Leute immer hört? Wissen Sie, ich fühle mich hier eigentlich völlig fehl am Platz, aber ich weiß einfach nicht mehr weiter. Was sollte ich am besten tun, damit Dr. Kennedy vergisst, dass ich zu spät gekommen bin?

    „Hmmm, entgegnete Cedar und sah ihn einige Augenblicke lang nachdenklich an. „Also ich finde nicht, dass Dr. Kennedy spießig ist, Mr Chandler. Meiner Meinung nach sollten Sie sich einfach entschuldigen und ihr versprechen, bei zukünftigen Terminen nicht mehr zu spät zu kommen.

    „Das kriege ich bestimmt hin. Also gut, dann sagen Sie der Seelenklempnerin mal, dass ich da bin."

    „Seelenklempnerin?, wiederholte Cedar ziemlich verblüfft. „Dr. Kennedy ist Psychologin, Mr Chandler.

    „Ja, ja, meinte er beiläufig und seufzte. „Ich fühle mich wie erschlagen. Das war ein harter Tag, ich bin müde und hungrig, und ich könnte eine Dusche gebrauchen. Also bringen wir die Aktion hinter uns.

    „Aber selbstverständlich, gab Cedar zurück und stand auf. „Wir wollen Sie doch ganz bestimmt nicht warten lassen, nachdem Sie jetzt so gnädig sind, uns mit Ihrer Anwesenheit zu beehren. Pünktlichkeit ist eine Tugend, Mr Chandler. Es wäre gut, wenn Sie sich das merken würden.

    „Oh, hatten Sie auch einen harten Tag? Sie sind ja nicht gerade die Freundlichkeit in Person, Bethany. Ich muss sagen, Sie sind eine attraktive Frau, aber wenn Sie mal lächeln würden, sähen Sie ganz bestimmt noch viel schöner aus."

    „Wenn Sie mir dann folgen würden", sagte sie nur und ging an Mark vorbei in ihr Büro.

    „Mit dem größten Vergnügen", erwiderte Mark, zuckte aber leicht zusammen, als die Frau ihm über die Schulter einen eisigen Blick zuwarf.

    Wirklich nett, dachte Mark, als sie vor ihm her durch den Raum ging. Sie hatte lockiges rötlich braunes Haar, das ihr über die Schultern fiel. Ihre Gesichtszüge waren fein geschnitten, und ihre Augen hatten einen ganz außergewöhnlichen Blauton. Die dunkelblaue Hose und der hellblaue Pullover betonten ihre Augenfarbe und ihre wohlgeformten Kurven. Ja, sie war tatsächlich ansprechend, wenn sie bloß nicht so mürrisch gewesen wäre.

    Sie führte ihn ins Sprechzimmer und deutete auf die beiden Sessel vor dem großen Mahagonischreibtisch. Kaum hatte Mark sich hingesetzt, ging sie um den Tisch herum und nahm ebenfalls Platz.

    „Mr Chandler, sagte sie und legte die Hände gefaltet auf die Akte, die vor ihr lag. „Ich bin Dr. Cedar Kennedy. Erscheinen Sie bitte bei künftigen Terminen nicht zu spät. Wenn ich deswegen spießig auf Sie wirke, kann ich es auch nicht ändern.

    „Ooooh, verdammt, stöhnte Mark und schloss kurz die Augen. „Sie sind gar nicht die Empfangsdame?

    „Nein."

    „Das hätten Sie mir auch sagen können, bevor ich mich vollkommen zum Affen gemacht habe."

    „Sie waren so gut darin, da wollte ich Sie nicht unterbrechen."

    „Ja, schon verstanden, gab Mark zurück und hob beschwichtigend die Hände. „Können wir noch mal ganz von vorn anfangen? Es tut mir leid, dass ich mich verspätet habe. Das wird nicht wieder vorkommen. Und es tut mir auch leid, dass ich den Staub von der Baustelle in Ihr Sprechzimmer trage. Allerdings wird das wahrscheinlich wieder vorkommen. Hören Sie, Sie müssen mir helfen, und mein Hausarzt – Dr. Gibson – sagt, Sie seien für diese Art von Problemen die Beste. Werden Sie mir helfen? Bitte?

    Cedar ließ sich in ihrem Sessel nach hinten sinken und lächelte Mark Chandler an. „Ich werde es auf jeden Fall versuchen, erwiderte sie. „Am besten erzählen Sie mir, weshalb Sie hergekommen sind. Reden Sie einfach drauflos, ich werde mir gleichzeitig Notizen machen. Auf diese Weise kann ich … Stimmt etwas nicht? Sie sehen mich so … so eindringlich an.

    „Wie? Oh, entschuldigen Sie. Das war mir nicht bewusst gewesen, aber … wie ich vorhin sagte, würden Sie noch hübscher aussehen, wenn Sie lächeln würden. Doch jetzt sehe ich, dass das stark untertrieben war. Seit Sie tatsächlich lächeln, hat sich Ihre Miene richtiggehend aufgehellt, und Ihre Augen funkeln. So ein Funkeln habe ich noch nie beobachtet. Tragen Sie Kontaktlinsen?"

    „Nein." Cedar spürte, dass ihre Wangen rot wurden, während sie über Marks Komplimente nachdachte.

    Das kann nicht funktionieren, ermahnte sie sich. Dieser Mann mit seinem verdammt guten Aussehen brachte sie völlig aus dem Konzept, was überhaupt nicht zu ihr passte. Sie musste die Situation wieder in den Griff bekommen und die Oberhand gewinnen – und zwar auf der Stelle. Ihre Reaktion auf Mark spielte sich auf einer persönlichen, nicht auf einer beruflichen Ebene ab, und das war völlig unprofessionell.

    „Mr Chandler, erklärte sie kühl. „Die Uhr läuft, und wir vergeuden wertvolle Minuten mit Dingen, die nichts mit dem Grund zu tun haben dürften, der Sie hergeführt hat. Können wir jetzt zum eigentlichen Thema kommen?

    „Sie sind sauer", sagte er. „Gibt es irgendeine Vorschrift, die verbietet, einer Seelenklempnerin zu sagen, dass sie schön ist? Sie wissen ja, ich hatte noch nie mit einer Seelenkl… entschuldigen Sie … mit einer Psychologin zu tun. Könnten Sie da nicht etwas weniger streng mit mir sein?"

    „Einverstanden, gab Cedar zurück. „Dann erzählen Sie mir jetzt aber bitte, weshalb Sie hier sind.

    Nach einem niedergeschlagen klingenden Seufzer, der von Herzen zu kommen schien, begann er schließlich zu reden. „Ich bin wegen Joey hier. Er ist so schrecklich traurig, und ich kann nicht zu ihm durchdringen, ganz egal, was ich versuche. Er hat sich völlig zurückgezogen, aber es kann nicht so weitergehen."

    Cedar schlug die Unterlagen auf und notierte den Namen Joey, während sie sich fragte, wer wohl dieser Joey sein mochte. Nach Marks Tonfall zu urteilen, musste er ihm sehr viel bedeuten. Da Dr. Gibson ihn zu ihr geschickt hatte, gab es zwar eine naheliegende Erklärung, aber sie wollte nicht auf gut Glück raten.

    Sie räusperte sich. „Mr Chandler, ich bin Ihnen gegenüber ein wenig im Nachteil. Normalerweise lässt Bethany jeden neuen Patienten einen Fragebogen ausfüllen, aus dem hervorgehen würde, wer Joey ist. Sie musste aber früher gehen, und ich habe nicht an den Bogen gedacht. Ich werde ihn Ihnen nachher noch geben, allerdings müssen Sie bis dahin Ihre Situation etwas ausführlicher erklären. Sind Sie verheiratet? Ist Joey Ihr Sohn?"

    „Nein, ich bin nicht verheiratet. War ich auch nie. Joey ist mein Neffe."

    Hurra, Mark Chandler ist ledig! Cedar musste schlucken, als ihr bewusst wurde, welcher Gedanke ihr da gerade eben gekommen war. Wie konnte ihr nur etwas so Unprofessionelles passieren? Ganz zu schweigen davon, dass es für sie völlig untypisch war, sich mit dem Aussehen und dem Familienstand eines Mannes zu befassen, den sie erst seit wenigen Minuten kannte. Das war total absurd. Sie war müde, weil sie einen langen und anstrengenden Tag hinter sich hatte. Das war die einzige Erklärung dafür, dass ihr solche Gedanken durch den Kopf gingen.

    „Aha, also Ihr Neffe, wiederholte sie rasch und machte eine Notiz. „Wie alt ist er?

    „Sieben."

    „Erzählen Sie mir mehr über Joey."

    Wieder ein Seufzer. „Er ist der Sohn meiner Schwester Mary. Sie und ihr Mann John kamen vor zwei Monaten bei einem Verkehrsunfall ums Leben. Joey war zu der Zeit bei einem Freund."

    Cedar nickte und machte weiter Notizen.

    „Ich flog nach New York, um die Beerdigung zu regeln, und war etwa drei Wochen dort, um alles Notwendige zu erledigen. Joey verbrachte die meiste Zeit bei den Nachbarn, da ich zu viel zu tun hatte. Anschließend habe ich ihn hierher nach Phoenix mitgebracht. Ich bin sein Vormund, müssen Sie wissen."

    „Wie hat er auf diese Ereignisse reagiert?"

    Mark zuckte mit den Schultern. „Eigentlich gar nicht. Er kommt mir vor wie ein Zombie. Er redet kaum ein Wort, bleibt die meiste Zeit allein in seinem Zimmer und scheint sich in seiner eigenen kleinen Welt zu bewegen, in die er niemanden hereinlässt. Ich habe ihn in der Schule angemeldet, aber von seiner Lehrerin muss ich hören, dass er im Unterricht einfach nur dasitzt und nichts tut. Ich nahm ihn auch mit zu Dr. Gibson, um sicherzugehen, dass er gesund ist … tja, und jetzt bin ich bei Ihnen gelandet."

    „Wie gut kennt Joey Sie, Mr Chandler?"

    „Sagen Sie doch bitte Mark. Mit meiner Schwester habe ich mich gut verstanden, wir haben mindestens einmal in der Woche telefoniert. Durch meine Arbeit hatte ich nicht oft Zeit, nach New York zu reisen. Letzte Weihnachten war ich ein paar Tage bei ihnen, aber … Joey weiß, wer ich bin, doch wie gut er mich kennt? Ich würde sagen, er kennt mich sicher nicht gut genug, um sich in meiner Gegenwart wohlzufühlen oder um mir zu vertrauen. Ich bin für ihn nur sein Onkel, den er hin und wieder gesehen hat."

    „Fühlen Sie sich in seiner Gegenwart wohl?"

    „Nicht wirklich, gestand er nach kurzem Zögern ein. „Ich habe keine Ahnung, was ich ihm über seine Eltern erzählen soll. Ich weiß ja nicht mal, was ich am besten sage, um von ihm zu erfahren, wie sein Tag war. Beim Abendessen frage ich ihn, wie es in der Schule war, und er antwortet: ‚War okay.‘ Und das war es dann. Nach dem Essen verschwindet er auf sein Zimmer, bis ich ihm sage, dass es Zeit wird, ins Bett zu gehen.

    „Klingt so, als würde Joey alle seine Gefühle unter Verschluss halten", meinte Cedar.

    „Das ist eine gute Formulierung, stimmte Mark ihr zu und lächelte flüchtig. „Mir ist klar, dass ich so nicht weitermachen kann, weil das Joey nicht hilft. Ich brauche unbedingt Hilfe, und außerdem ist es schon November, und wenn Joey nicht bald die Schule in den Griff bekommt, wird er die zweite Klasse nicht schaffen. Die Stimmung bei uns zu Hause ist auf dem Nullpunkt.

    „Ich verstehe, erwiderte Cedar. „Ich habe jetzt alle Informationen, die nötig sind, damit ich mit Joey arbeiten kann. Den Fragebogen müssen Sie aber trotzdem ausfüllen. In der ersten Zeit möchte ich ihn dreimal in der Woche sehen. Hat er nach der Schule Zeit?

    „Eigentlich nicht. Von der Schule wird er mit dem Bus in eine Tagesstätte gebracht, wo ich ihn dann gegen sechs Uhr abhole, kurz bevor die schließen."

    „Für einen Jungen in dem Alter ist das ein langer Tag", merkte Cedar an.

    „Ich weiß, aber ich bin der Chef von Chandler Construction und habe den Tag über sehr viel zu tun."

    „Mit dem Problem können wir uns später auseinandersetzen, sagte sie. „Es sieht so aus, Mr … Mark. Ich werde mal nur mit Ihnen, mal mit Ihnen und Joey und auch mal mit Joey allein reden wollen. Außerdem arbeite ich etwas anders als die meisten Kinderpsychologen. Auf ein Kind kann eine Praxis eine einschüchternde Wirkung haben, deshalb werde ich auch mal zu Ihnen nach Hause kommen. Oder ich gehe mit Joey spazieren, oder wir setzen uns alle zusammen irgendwohin und essen eine Pizza. Wir werden das im Einzelfall kurzfristig absprechen.

    „Sie sind der Doc."

    „Nun zu Joeys Terminen. Es geht nicht, dass Sie ihn erst herbringen, wenn Sie Feierabend machen. Er ist dann müde und hungrig, deshalb müssen Sie ihn dreimal in der Woche gleich nach der Schule zu mir bringen."

    „Oh Mann, meinte Mark und rieb sich das Genick. „Ja, okay, ich werde mir da irgendetwas überlegen müssen.

    „Gut. Cedar stand auf. „Kommen Sie mit nach vorn, dann können wir die Termine festlegen.

    „Da ist übrigens noch etwas, was Sie wissen sollten", erwiderte er, während er ihr folgte.

    „Und zwar?"

    „Joey hat nicht geweint."

    „Was?"

    „Er hat noch nicht ein einziges Mal geweint."

    „Sind Sie sich da ganz sicher?, fragte sie. „Auch nicht, als er in New York bei diesen Nachbarn untergebracht war?

    Mark schüttelte den Kopf. „Die Nachbarin, Maggie, hat mir jeden Abend sehr genau geschildert, wie sich Joey benommen hatte. Er wollte nicht über seine Eltern reden, sobald sie oder ihre Kinder darauf zu sprechen kamen. Er hat weder bei der Beerdigung geweint noch später, als ich mit ihm herkam, Dr. Kennedy."

    „Sagen Sie ruhig Cedar. Ich lege keinen Wert auf eine formelle Anrede. Aber Joey muss sich mit seinem Schmerz auseinandersetzen. Er darf seine Gefühle nicht unter Verschluss halten. Wenn ein Siebenjähriger nicht weint, nachdem seine ganze Welt zerstört worden ist, dann sagt das einiges über seine psychische Verfassung aus."

    „Wenn ich Sie so reden höre, dann … dann habe ich das Gefühl, dass Ihnen Joey jetzt schon am Herzen liegt, obwohl Sie ihn noch gar nicht kennengelernt haben."

    „Er ist ein Kind, das in einer Krise steckt, Mark. Deshalb liegt er mir am Herzen."

    „Haben Sie selbst auch Kinder?"

    „Nein, antwortete sie leise. „Meine Patienten sind meine Familie. Und natürlich meine verwöhnte Katze Oreo.

    „Sie haben keinen Mann und keine Kinder, und trotzdem helfen Sie fremden Kindern, die Probleme haben. Das ist bewundernswert, aber fühlen Sie sich nicht manchmal einsam?"

    „Fühlen Sie sich einsam?", gab sie zurück und ging dann zur Tür.

    „Ha!, machte Mark, der ihr folgte. „Das war jetzt das typische Manöver, das alle Seelenklempner beherrschen. Sie beantworten eine Frage mit einer Gegenfrage.

    „Natürlich, sagte Cedar lachend. „Das bekommen wir auf dem College in der ersten Unterrichtsstunde beigebracht.

    „Wow, ließ er verlauten, als sie ins Vorzimmer kamen. „Ich dachte, Ihr Lächeln hat schon was Besonderes, aber Ihr Lachen … das ist … das ist … okay, auch wenn’s kitschig klingt, aber es hört sich an wie ein Glockenspiel im Wind. Wirklich toll.

    „Danke, erwiderte sie leise und sah auf die Uhr. „Wir sollten uns besser ein wenig beeilen. Füllen Sie schon mal das Formular aus, während ich Ihnen Joeys erste Termine aufschreibe. Sonst kommen Sie zu spät, um ihn von der Tagesstätte abzuholen. Kochen Sie für Joey zu Abend?

    „Kann man so sagen. Meistens gibt es Rührei, weil meine Kochkünste für mehr nicht taugen. Manchmal holen wir unterwegs etwas zu essen oder lassen es uns nach Hause liefern."

    „Mmm. Cedar schüttelte nachdenklich den Kopf. „Darüber werden wir uns später auch noch unterhalten müssen.

    Sie notierte Termine für die nächsten zwei Wochen und gab Mark den Zettel, der inzwischen das Formular ausgefüllt hatte. „Es war schön, Sie kennenzulernen, sagte sie. „Ich freue mich schon darauf, mit Joey zu sprechen.

    Mark nahm ihre Hand. „Ich weiß das sehr zu schätzen, dass Sie sich um Joey kümmern wollen."

    Erschrocken nahm Cedar wahr, dass ihr heiß wurde, als sie seine Hand schüttelte. Seine Berührung löste in ihr ein seltsames und beunruhigendes Gefühl aus.

    „Darf ich meine Hand jetzt wiederhaben?", sagte sie rasch.

    „Oh ja, sicher, erwiderte Mark und ließ sie langsam los. „Nochmals danke … Cedar.

    „Gern geschehen … Mark."

    Als die Tür zu ihrer Praxis hinter Mark Chandler zufiel, ließ sich Cedar auf den Stuhl am Empfang sinken, stützte sich mit den Ellbogen auf und drückte die Hände auf ihre glühend heißen Wangen.

    Dieser Mann war gefährlich. Mit seinem lässigen Gang strahlte er bereits etwas Sinnliches aus, wenn er nur einen Raum betrat. Dazu seine Statur und seine Gesichtszüge … Dieser Mann musste sich vermutlich ständig gegen Frauen zur Wehr setzen, weil sie ihre Finger nicht von ihm lassen konnten.

    Immerhin war sie jetzt vorgewarnt und würde sich nicht noch einmal von ihm verwirren lassen. Es würde gar nicht erst so weit kommen, und dazu musste sie nur etwas wachsamer sein als im Umgang mit anderen Männern.

    Ihre ganze Aufmerksamkeit hatte Joey zu gelten.

    Dem armen, traurigen Joey, der endlich lernen musste zu weinen.

    2. KAPITEL

    Als Cedar nach Hause kam, wurde ihr bewusst, dass sie auf dem Heimweg immerzu an Mark Chandler und Joey gedacht hatte. Aber das war nur verständlich, immerhin hatte sie zuletzt mit Mark gesprochen, ehe sie die Praxis verließ, und außerdem den Fragebogen durchgelesen.

    Sie wusste nun, dass Joey, von seinem Onkel abgesehen, keinen lebenden Verwandten mehr hatte. Und ausgerechnet mit ihm verstand er sich offenbar überhaupt nicht.

    Während sie die Tür hinter sich schloss, ermahnte sie sich, ihre Gedanken nicht länger um Mark und dessen Neffen Joey kreisen zu lassen. Kaum war ihr das gelungen, musste sie an etwas anderes denken, was ihr seit geraumer Zeit zu schaffen machte.

    Ein gutes Jahr war es jetzt her, dass sie das alte viktorianische Haus gekauft hatte, das ihr damals so idyllisch vorgekommen war. Diese Idylle jedoch war längst in ihr Gegenteil verkehrt worden, seit eine Reparatur nach der anderen anfiel, die an ihren Ersparnissen zehrten.

    Am liebsten hätte sie das Haus umgehend wieder verkauft, doch der gute Ruf ihrer Praxis sprach sich immer schneller in Phoenix herum, und mit jedem neuen Patienten, den sie bekam, fand sie immer weniger die Zeit, um sich auf dem Immobilienmarkt nach einem neuen Zuhause umzusehen.

    Außerdem war der Gedanke unerträglich, alles einzupacken und in ein anderes Haus umzuziehen. Solange sie nicht von hier fortkam, konnte sie nur auf ein baldiges Ende ihrer Pechsträhne hoffen.

    „Oreo, ich bin zu Hause. Komm zu mir und zeig mir, wie sehr du dich freust, dass ich wieder da bin."

    Eine große, schwarz-weiße Katze kam mit bedächtigen Schritten ins Zimmer und strich Cedar um die Beine, wobei sie laut miaute.

    Ist das nicht jämmerlich? fragte sie sich. Würde sie mit ihren zweiunddreißig Jahren als alte Jungfer enden, die zu Hause nur von einer wohlgenährten Katze begrüßt wurde?

    Fühlen Sie sich nicht manchmal einsam?

    Als sie an Marks Worte dachte, bekam sie eine Gänsehaut. Rasch bückte sie sich und nahm Oreo hoch.

    „Hallo, meine Süße, sagte Cedar. „Wir beide sind doch ein gutes Team, richtig? Wir brauchen niemanden sonst hier im Haus, und wir fühlen uns auch nicht einsam.

    Oreo wand sich in ihren Armen, bis sie loslassen musste. Die Katze sprang zu Boden und eilte in die Küche davon.

    „Fragt sich nur, rief Cedar ihr nach, „ob du mich liebst oder ob du mich nur tolerierst, weil ich den Dosenöffner bedienen kann. Hm, will ich die Antwort darauf wirklich wissen? Nein, eigentlich nicht. Sie schüttelte den Kopf. „Ist das nicht großartig? Jetzt führe ich schon Selbstgespräche."

    Sie ging nach oben und zog sich um, dann begab sie sich in die Küche und fütterte Oreo, die sich bereits lautstark beklagte. Anschließend warf sie einen Blick in den Kühlschrank, um zu überlegen, was sie zu Abend essen sollte.

    Unwillkürlich dachte sie daran, dass Mark nur Rührei zubereiten konnte. Warum gaben sich Männer bloß immer so schnell geschlagen, nur weil sie nicht von Geburt an vollendete Chefköche waren? Warum machten sie sich nicht einfach die Mühe, kochen zu lernen? Es war eine überkommene Ansicht, Kochen sei nur etwas für Frauen. Außerdem würde es einige Probleme lösen, wenn Mark zusammen mit Joey das Essen zubereitete. Sie würde mit ihm darüber reden müssen und …

    „Nein, jetzt reicht’s, ermahnte sie sich, während sie Salat und eine Tomate aus dem Kühlschrank nahm. „Ich habe Feierabend, mit meinen Patienten kann ich mich morgen früh wieder beschäftigen.

    Doch Mark Chandler wollte sich nicht aus ihrem Kopf vertreiben lassen, sondern klammerte sich hartnäckig am Rand ihres Bewusstseins fest, als Cedar eine Portion Nudeln mit einer scharfen Soße, einen gemischten Salat und zwei Scheiben Knoblauchbrot zubereitete.

    Er war noch immer da, nachdem sie längst gegessen und sich mit einem Buch auf die Couch zurückgezogen hatte. Als ihr nach drei Absätzen bewusst wurde, dass sie nicht wusste, was sie da eigentlich las, schlug sie irritiert das Buch zu.

    Was war bloß mit ihr los? Vor einem Monat war sie mit einem Zahnarzt ausgegangen, doch den hatte sie bereits vergessen, noch bevor sie an dem Abend zu Hause ankam. Warum musste sie dann aber immer noch an Mark Chandler denken, der durch seine Verbindung zu Joey quasi auch ein Patient war und damit überhaupt nicht für irgendeine Art von privater Beziehung infrage kam? Er erschien ihr so präsent, als könnte sie die Hand ausstrecken und ihn berühren.

    Mark zu berühren hatte etwas Verlockendes. Cedar konnte sich gut vorstellen, wie sich sein muskulöser Oberkörper anfühlte, wie es sein würde, durch sein dichtes Haar zu fahren, seine Lippen …

    „Aaaah!, schrie sie auf, da Oreo ihr plötzlich auf den Schoß sprang und sie aus ihren Träumen riss. „Meine Güte, willst du, dass mir das Herz stehen bleibt? Aber vermutlich hab ich das auch verdient. Schließlich mache ich mir hier Gedanken, die ich besser … ach, Oreo, sag es mir ganz schonungslos. Verliere ich den Verstand?

    Sie sah ihre Katze an und fuhr fort: „So etwas ist mir noch nie passiert, und es irritiert mich. Mark Chandler ist nicht mal mein Typ, verstehst du? Ich habe es mehr mit Männern, die Anzug und Krawatte tragen, aber doch nicht mit … mit Bauarbeitern. Warum verwirrt Mark mich dann aber so?"

    Mit einem Satz war Oreo wieder von ihrem Schoß gesprungen und lief aus dem Zimmer.

    „Na, wunderbar, seufzte Cedar. „Das Ganze ist so lächerlich, dass mir nicht mal meine eigene Katze zuhören will. Also gut, dann bin ich tatsächlich auf mich allein gestellt. Heute ist Donnerstag, und Mark sehe ich am Montag wieder, wenn er Joey in die Praxis bringt. Bis dahin habe ich das in den Griff bekommen, dann ist mit dem Unfug Schluss. Ja, ich werde das schaffen, weil ich eine Frau bin und weil ich mich unter Kontrolle habe.

    Cedar schlug das Buch wieder auf und las noch einmal die letzten Absätze, froh darüber, dass niemand sie später abfragen würde, um festzustellen, ob sie wirklich auch nur ein einziges Wort bewusst wahrgenommen hatte.

    Mark legte die Decke über den schlafenden Joey und kehrte ins Wohnzimmer zurück, wo er sich in seinem ramponierten Lieblingssessel niederließ, der längst einen neuen Bezug verdient hätte. Doch Mark wollte ihn so belassen, wie er war.

    Er griff nach der Fernbedienung und schaltete den Fernseher ein, machte ihn aber sofort wieder aus, als ihm Gelächter aus der Konserve entgegenschlug.

    Wieder war ein Abend in seinem Haus in fast völligem Schweigen verstrichen. Ganz gleich, wie geschwätzig er seine Fragen formulierte, Joey reagierte fast nur mit einsilbigen Antworten und sah ihn dabei mit großen, dunklen Augen an, die unendlich traurig wirkten. Schließlich gab Mark es auf und ließ den Jungen seine Portion Rührei essen, obwohl die Stille erdrückend war.

    „Ach, verdammt", murmelte er. Mary hatte ihm ihren Sohn anvertraut, Mary, seine Schwester, die ihm so sehr fehlte. Manchmal ertappte er sich dabei, wie er nach dem Telefon griff, um sie anzurufen und ihre fröhliche Stimme zu hören. Mary wäre sicher am Boden zerstört, wenn sie wüsste, wie unglücklich Joey darüber war, bei seinem Onkel leben zu müssen. Und sie wäre wahrscheinlich enttäuscht, dass sich ihr Bruder als ein so schlechter Vater entpuppt hatte.

    „Verdammt", sagte er wieder.

    Er wusste nicht mehr, wie viele Abende er damit verbracht hatte, sich im Geiste dafür zu ohrfeigen, weil es ihm nicht gelingen wollte, in irgendeiner Weise auf den traurigen kleinen Jungen einzuwirken. Doch das würde sich jetzt ändern. Indem er zu Cedar Kennedy gegangen war, hatte er einen ersten Schritt in die richtige Richtung unternommen.

    Cedar.

    Der Name gefiel ihm. Er hatte ihn noch nie gehört, und er besaß einen angenehmen Klang. Außerdem mochte er Cedars Lächeln und ihr kraftvolles, glockenhelles Lachen. Ihr lockiges Haar war schön, es rahmte in sanften Wellen ihr zartes Gesicht ein, das … Wieso war eine Frau wie sie nicht verheiratet? wunderte er sich auf einmal. Wie blind mussten die Männer in Phoenix sein, wenn sie sie nicht bemerkten?

    Aber vielleicht war sie auch zu sehr mit ihrer Karriere beschäftigt und hatte keine Zeit für eine tiefergehende Beziehung. Das klang nach einer vernünftigen Erklärung. Er hatte sie gefragt, ob sie sich manchmal einsam fühlte, und sie hatte ihm den Ball sofort wieder zugespielt.

    Fühlte er sich einsam?

    Aber selbst wenn, konnte er daran doch nichts ändern. Der Tag war nicht lang genug, um alles zu erledigen, was bei Chandler Construction anfiel. Und nun musste er auch noch Vater für einen kleinen Jungen spielen, der so traurig war, dass es Mark das Herz brach.

    Ab Montag würde sich das ändern, dann kümmerte sich Cedar um ihn. Mark selbst nahm sich vor, alles zu tun, was sie empfahl. Fast alles, korrigierte er sich. Er wusste nicht, warum sie sich mit ihm über seine Kochkünste unterhalten wollte. Eier waren für ein Kind gesund, und Hamburger und Pizza hatten noch niemandem geschadet.

    Er freute sich darauf, Cedar am Montag wiederzusehen. Seine Hoffnung war, dass sie die Mauer durchbrechen konnte, die Joey um sich herum errichtet hatte. Er erwartete nicht, privat irgendwas mit Cedar zu tun zu haben, ganz gleich, wie gut sie aussah. Oder wie unbeschreiblich hübsch sie wurde, sobald sie lächelte.

    „Schluss jetzt, ermahnte er sich und schaltete den Fernseher erneut ein. „Sieh dir die Nachrichten an, Chandler, und hör auf zu denken.

    „Ich möchte wetten, Sie wollen auch, dass ich mein Baby zur Adoption freigebe, aber das mache ich nicht. Mir ist egal, was Sie sagen, ich mach’s nicht."

    Cedar betrachtete die finster dreinblickende Fünfzehnjährige, die vor ihr am Schreibtisch saß. „Ich habe nichts in der Art angedeutet, erklärte sie ruhig. „Ich möchte nur wissen, wie du für dein Kind sorgen willst, Cindy.

    „Krieg ich schon hin", gab Cindy zurück und begann, an ihren Fingernägeln zu kauen.

    „Und was sagst du dazu, dass sich der Vater abgesetzt hat, nachdem du ihm von der Schwangerschaft erzählt hast?"

    „Den brauch ich nicht, erklärte sie trotzig und legte eine Hand auf ihren Bauch. „Ich dachte, er liebt mich. Da hab ich mich geirrt, aber das ist nicht so wild. Er wär sowieso ein mieser Vater gewesen.

    „Aber du irrst dich ganz sicher nicht, wenn du sagst, dass du ganz allein ein Kind großziehen kannst, obwohl du noch nicht mal die High School abgeschlossen hast?", fragte Cedar behutsam.

    „Nein. Ich find schon ’nen Job. Vielleicht als Serviererin oder so. Da bekommt man viel Trinkgeld, wenn man zu den Leuten nett ist. Ich nehm mir ’n kleines Apartment und richte es schön ein. Ich hab viel Babysitting gemacht, ich weiß, wie ich mit ’nem Baby umgehen muss. Ich hab mir das gut überlegt, ich weiß, was ich mache."

    Cedar nickte. „Okay, ich werde dir eine Aufgabe mitgeben, die du bis nächsten Montag erledigen musst."

    „Uh, ich krieg das große Zittern, gab Cindy zurück und verdrehte die Augen. „Was denn?

    „Ich möchte, dass du die Kleinanzeigen für Apartments liest und bei den Leuten anrufst und fragst, wie viel Geld du brauchst, um in eine eigene Wohnung ziehen zu können. Einschließlich Kaution. Danach fragst du herum, was man derzeit als Kellnerin verdient. Und ruf bei Kindertagesstätten an, damit sie dir sagen, was es kostet, wenn du dein Kind den Tag über dort abgibst. Danach rechnen wir zusammen aus, wie viel du für Babynahrung, Windeln, Kleidung, Fahrkarten und alles andere brauchst. Und bevor du jetzt etwas dagegen sagen willst, denk daran, dass du eine Erklärung unterschrieben hast, ohne irgendwelche Vorbehalte mit mir zusammenzuarbeiten."

    „Ja, schon kapiert", murmelte sie.

    „Gut. Unsere Zeit ist um, ich nehme an, deine Pflegemutter wartet draußen bereits auf dich, sagte Cedar und stand auf. „Wir sehen uns nächste Woche hier wieder. In Zukunft könnten wir uns auch im Park oder in einem Café treffen.

    „Meinetwegen", erwiderte Cindy nur, stürmte aus dem Sprechzimmer und warf die Tür mit lautem Knall hinter sich zu.

    „Oh Cindy, sagte Cedar leise zu sich selbst. „Es tut mir leid, aber ich werde dir deine Illusionen rauben müssen.

    Sie nahm sich Cindys Unterlagen vor und machte sich Notizen, während ihre Gedanken zu Mark Chandler abschweiften, der jetzt bereits mit Joey im Wartezimmer sitzen sollte. Das ganze Wochenende hatte sie immer an ihn denken müssen.

    Cedar legte Cindys Akte zur Seite und griff nach der, die sie für Joey angelegt hatte. Sie zog an ihrem dunkelblauen Blazer, den sie zu einer roten Bluse und einer weißen Hose trug, dann durchquerte sie langsam das Zimmer. An der Tür angekommen, atmete sie erst einmal tief durch, ehe sie sie öffnete.

    Als sie Mark auf dem Sofa sitzen sah, versuchte sie zu ignorieren, dass ihr Puls schneller wurde. Ihr Blick wanderte zu dem kleinen Jungen neben ihm, und ihr Herz machte prompt einen Satz.

    Das war also Joey. Mit dem zerzausten schwarzen Haar und den großen dunklen Augen hätte er auch als Marks Sohn durchgehen können. Für sein Alter wirkte er etwas klein, seine Füße baumelten ein Stück über dem Boden.

    „Hallo, Mark, begrüßte sie ihn, nachdem sie zu den beiden gegangen war. „Und du musst Joey sein. Ich freue mich, dich kennenzulernen.

    Joey sah sie kurz an, richtete dann aber den Blick sofort wieder auf seine Hände, die er gefaltet auf dem Schoß liegen hatte.

    „Sag hallo, Joey", forderte Mark ihn auf.

    „Hallo", murmelte er.

    „Ich würde mich gern ein bisschen mit dir unterhalten, Joey, erklärte Cedar und streckte dem Jungen eine Hand hin. „Sollen wir in mein Büro gehen? Dein Onkel kann solange hier warten und seine Zeitschrift lesen.

    „Nee", gab Joey zurück.

    „Hey, Buddy, darüber haben wir aber gesprochen, sagte Mark. „Ich warte hier auf dich, versprochen. Und du gehst mit Dr. Kennedy.

    „Du kannst ruhig Cedar zu mir sagen", meinte sie.

    Er sah auf und zog die Augenbrauen zusammen. „Ist das ’n komischer Name!"

    „Nein, Joey, warf Mark kopfschüttelnd ein. „Man sagt anderen Leuten nicht, dass sie einen komischen Namen haben.

    „Er ist aber komisch", beharrte Joey.

    Cedar lachte. „Er ist auf jeden Fall ungewöhnlich. Es ist der Mädchenname meiner Mutter, und sie gab ihn mir, weil sie fand, dass er uns dann auf eine besondere Weise verbindet."

    „Ist deine Mom tot?"

    „Nein, sie lebt mit meinem Vater in Florida. Die beiden fehlen mir sehr."

    Joey verschränkte die Arme vor der Brust. „Wenn sie tot wären, würden sie dir noch viel mehr fehlen. Dann kannst du sie nämlich nicht anrufen und gar nichts. Echt gar nichts."

    „Daran habe ich noch gar nicht gedacht, erwiderte sie. „Pass auf, du kommst mit in mein Büro, und da kannst du mir das dann genauer erklären, okay?

    Der Junge rutschte vom Sofa, ignorierte aber Cedars ausgestreckte Hand. Sie lächelte Mark an, der nur wieder den Kopf schütteln konnte.

    Im Sprechzimmer ließ sie Joey in einem der Sessel vor dem Schreibtisch Platz nehmen und setzte sich dann neben ihn.

    „Warum sitzt du nicht hinter dem Tisch?, wunderte sich Joey. „Der Rektor in meiner Schule sitzt immer da.

    „Ich sitze lieber hier, wenn ich einen neuen Freund kennenlerne. Cedar machte eine kurze Pause. „Joey, möchtest du mir noch etwas darüber erzählen, dass du nicht mit deinen Eltern telefonieren kannst?

    „Nee."

    „Okay. Dann erzähl doch mal, ob du die Lehrer an deiner Schule magst."

    Joey zuckte mit den Schultern.

    „Hast du dich schon mit jemandem angefreundet?"

    Wieder ein Schulterzucken.

    „Verstehst du dich gut mit deinem Onkel?"

    Ein weiteres Schulterzucken.

    „Magst du eigentlich noch Rührei?"

    Abrupt sah der Junge auf. „Rührei ist eklig. Onkel Mark macht es nie richtig. Manchmal ist alles noch ganz flüssig, manchmal ist alles steinhart. Ich hasse das Rührei, das er macht. Es ist sooo eklig."

    Cedar nickte. „Das kann ich mir vorstellen. Hast du ihm gesagt, dass du kein Rührei mehr magst?"

    „Nee, ich weiß nicht … vielleicht ist er dann böse auf mich und schickt mich fort. Aber ich kann doch nirgendwo mehr hin, weil … weil ich nirgendwo hin kann."

    „Du meinst, weil deine Eltern bei einem Unfall umgekommen sind?", erwiderte

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