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Törichte Herzen: Leni Behrendt Bestseller 73 – Liebesroman
Törichte Herzen: Leni Behrendt Bestseller 73 – Liebesroman
Törichte Herzen: Leni Behrendt Bestseller 73 – Liebesroman
eBook153 Seiten2 Stunden

Törichte Herzen: Leni Behrendt Bestseller 73 – Liebesroman

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Über dieses E-Book

Leni Behrendt nimmt längst den Rang eines Klassikers der Gegenwart ein. Mit großem Einfühlungsvermögen charakterisiert sie Land und Leute. Über allem steht die Liebe. Leni Behrendt entwickelt Frauenschicksale, wie sie eindrucksvoller nicht gestaltet werden können.

Mit einem konventionellen Lächeln sah die junge Frau der stattlichen Dame entgegen, die nach Anmeldung des Dieners das luxuriöse Zimmer betrat. Hüben wie drüben ein forschender Blick, und dann umschlang ein Band von Sympathie die beiden ungleichen Frauen. »Seien Sie mir herzlich willkommen«, sprach die jüngere zaghaft. »Ich freue mich, daß Sie gekommen sind.« »Wie formell!« lachte die andere. »Den Ton wollen wir erst gar nicht zwischen uns aufkommen lassen, mein Kind. Du bist immerhin die Frau meines Neffen, und ich bin daher die Tante Beate, die sogar auf deiner Hochzeit war.« »Entschuldige bitte, Tante Beate, aber da waren so viele. Bitte, nimm Platz. Darf ich dir eine Erfrischung anbieten?« »Gegen eine Tasse Kaffee hätte ich nichts einzuwenden«, ließ Frau Beate Norber sich in einen der tiefen Sessel sinken, die den Kamin umstanden. »Es ist so ein richtiges Hubberwetter draußen, das bis auf die Knochen geht. Da ist ein heißer Kaffee schon angebracht. – Praktisch«, meinte sie, nachdem die junge Frau durch das Haustelefon die Bestellung aufgegeben hatte. »Da braucht man die dienstbaren Geister nicht erst herbeizuklingeln. Du hast es überhaupt wunderschön hier.«
SpracheDeutsch
HerausgeberKelter Media
Erscheinungsdatum7. Nov. 2023
ISBN9783989365759
Törichte Herzen: Leni Behrendt Bestseller 73 – Liebesroman

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    Buchvorschau

    Törichte Herzen - Leni Behrendt

    Leni Behrendt Bestseller

    – 73 –

    Törichte Herzen

    Leni Behrendt

    Mit einem konventionellen Lächeln sah die junge Frau der stattlichen Dame entgegen, die nach Anmeldung des Dieners das luxuriöse Zimmer betrat. Hüben wie drüben ein forschender Blick, und dann umschlang ein Band von Sympathie die beiden ungleichen Frauen.

    »Seien Sie mir herzlich willkommen«, sprach die jüngere zaghaft. »Ich freue mich, daß Sie gekommen sind.«

    »Wie formell!« lachte die andere. »Den Ton wollen wir erst gar nicht zwischen uns aufkommen lassen, mein Kind. Du bist immerhin die Frau meines Neffen, und ich bin daher die Tante Beate, die sogar auf deiner Hochzeit war.«

    »Entschuldige bitte, Tante Beate, aber da waren so viele. Bitte, nimm Platz. Darf ich dir eine Erfrischung anbieten?«

    »Gegen eine Tasse Kaffee hätte ich nichts einzuwenden«, ließ Frau Beate Norber sich in einen der tiefen Sessel sinken, die den Kamin umstanden. »Es ist so ein richtiges Hubberwetter draußen, das bis auf die Knochen geht. Da ist ein heißer Kaffee schon angebracht. – Praktisch«, meinte sie, nachdem die junge Frau durch das Haustelefon die Bestellung aufgegeben hatte. »Da braucht man die dienstbaren Geister nicht erst herbeizuklingeln. Du hast es überhaupt wunderschön hier.«

    »Ja, das habe ich.«

    Es klang so sonderbar, daß Beate ihr Gegenüber forschend betrachtete. Und was sie da sah, ließ sie betroffen werden.

    »Bist du krank, Elonie?« fragte sie leise. »Oder hat dein – verzeih – erbärmliches Aussehen einen anderen Grund?«

    »Nichts von beiden, Tante Beate«, kam es bitter über die zuckenden Lippen. »Ich war und bleibe eben ein verzärteltes Treibhauspflänzchen.«

    Mitleidig sah Beate in das durchsichtig weiße Gesichtchen. Unter den verschleierten Augen lagen tiefe Schatten. Die Gestalt konnte man mit verhungert bezeichnen. Selbst das einst so wunderschöne lichtbraune Haar hatte seinen goldigen Glanz verloren. Nichts, aber auch gar nichts war von der bezaubernden Braut übriggeblieben, die sie vor einem halben Jahr gewesen. Die Augen hatten gestrahlt, der Mund gelacht. Eine zaubersüße Braut, die man entzückt betrachtet hatte.

    Der Eintritt des Dieners riß Beate aus ihren Gedanken. Er schob den Servierwagen vor sich her, mit einer Miene, die etwas Herablassendes hatte.

    »Ist gut, Jan, Sie können gehen«, wurde er von der Herrin verabschiedet, die dann den niedrigen Tisch zwischen den Sesseln deckte, ihren Gast aus der Maschine mit Kaffee versorgte und den Teller mit Gebäck vor ihn hin stellte.

    »Bitte, Tante Beate, greif zu«, sagte sie mit einem Lächeln, das der menschenkundigen Frau mehr verriet als viele Worte es vermocht hätten. Hier saß ein Mensch, der Weg und Steg verlor und den sie spontan in ihr mitfühlendes Herz schloß.

    »Der Kaffee ist gut«, schlug sie absichtlich einen munteren Ton an. »Wie geht es Diederich?«

    »Ich weiß es nicht, Tante Beate«, kam es ziemlich gleichgültig zurück. »Er war vier Wochen unterwegs. Ich glaube, er ist heute nacht zurückgekehrt.«

    »Aber, aber, hat er dich denn nicht begrüßt?«

    »Nein.«

    »Auch heute früh nicht?«

    »Ich pflege bis elf Uhr zu schlafen.«

    »Und wer kümmert sich um den Hausstand?«

    »Ein Phänomen von Hausdame und ein ebensolcher Diener. Sie sind länger als ich in diesem Haus und ihrem Herrn treu ergeben. Iß doch bitte, Tante Beate.«

    »Nein, mein Kind!« Sie stellte energisch die Tasse auf den Unterteller. »Mir würde der Bissen im Hals steckenbleiben. Denn wer dich früher gekannt hat und dich heute sieht, dem muß sich das Herz krümmen vor Jammer. Wie konntest du nur so herunterkommen?«

    »Das liegt an mir«, erfolgte die Antwort wie eingelernt. »Zu essen gibt es hier in Hülle und Fülle.«

    »Und was gibt es noch?«

    »Alles das, was zu einem Luxusgeschöpf gehört. Ein Faulenzerleben, schöne Kleider, Schmuck, Reitpferd, Auto.«

    »Und einen goldenen Käfig«, warf Beate trocken ein, »an dessen Stäben du wahrscheinlich solange gerüttelt hast, bis du erschöpft zusammenbrachst. Du mußt raus von hier, Elonie, sonst gehst du ganz kaputt. Halb bist du es nämlich schon.«

    »Sicherlich legt Diederich es darauf an«, zuckte sie gleichmütig die Achseln. »Dann wird er wenigstens die Last auf anständige Art los, die er sich vor einem halben Jahr in einer Anwandlung von Edelmut aufbürdete.«

    »Kind, es ist doch fürchterlich, was du da sagst.«

    »Aber es ist die Wahrheit, ungetünchte Wahrheit. Denn der reiche Industrielle Diederich Brendor übernahm mit dem verkrachten Konkurrenzunternehmen des Herrn Reigerts auch dessen Tochter, dieses von maßloser Elternliebe überzüchtete Treibhauspflänzchen, weil er doch nun mal ein großmütiger Mensch ist.«

    »Na du, nach Großmut sah es mir bei eurer Hochzeit nicht aus. Man war allgemein der Ansicht, daß der Bräutigam ganz gehörig in seine bezaubernde Braut verliebt sei. Es gab wohl keinen, der nicht eine glückhafte Ehe prophezeite.«

    »Doch, einen gab es.« Die Mundwinkel zogen sich spöttisch nach unten. »Ich habe nämlich selbst gehört, wie ein männlicher Gast zu dem anderen sagte: ›Ziemlich gewagt von dem guten Brendor, sich nach all den feurigen Granatblüten seines bewegten Junggesellenlebens eine feine weiße Lilie als Hüterin seines Heims und Herdes zu wählen. Wenn die Ehe man gutgeht.‹ – Damals war ich natürlich empört«, setzte sie hinzu. »Doch heute geb’ ich dem Mann recht. Und nun wollen wir das Thema fallenlassen, Tante Beate. Es ist unerquicklich und führt zu nichts.«

    »Also gedenkst du hier immer weiter zu vegetieren. Denn leben kann man das wohl nicht gut nennen.«

    »Ich will ja auch gar nicht leben.«

    »Sondern? »

    »Sterben.«

    »Großer Gott, Kind, du bist wohl nicht recht gescheit! Dieser Gedanke ist direkt frevelhaft für ein blutjunges Geschöpf.«

    »Tante Beate, ob man da zwanzig Jahre zählt oder achtzig. Wenn man lebensmüde ist, will man eben sterben. Wäre ich nicht so feige, hätte ich längst diesem Leben ein Ende gemacht. Aber es wird auch so klappen, denn mein Herz schlägt immer träger.«

    »Hast du denn einen Herzfehler?«

    »Wahrscheinlich.«

    »Was sagt Diederich dazu?«

    »Nichts, weil er keine Ahnung hat.«

    »Elonie, du mußt es ihm sagen.«

    »Dazu habe ich keine Gelegenheit, weil er sich fast ständig auf Reisen befindet. Und wenn er mal hier ist, steckt er im Werk.«

    »Hast du wenigstens einen netten Bekanntenkreis?«

    »Nein.«

    »Besuchst du Vergnügungen?«

    »Nein.«

    »Treibst du Sport?«

    »Nein.«

    »Betätigst du dich im Haushalt?«

    »Nein.«

    »Ja, um alles in der Welt, womit vertreibst du dir denn die Zeit?«

    »Ich schlafe lange, lese, musiziere, stümpere ein bißchen Handarbeit und gehe mit den Hühnern zu Bett.«

    »Und das mit zwanzig Jahren. Kind, du bist mir direkt unheimlich. Könntest du nicht wenigstens in ein Bad fahren, das dir wahrscheinlich notwendig ist?«

    »Gewiß könnte ich das.«

    »Und warum tust du es nicht?«

    »Weil ich nicht will.«

    Der Fernsprecher schlug an, sie hob den Hörer ab, meldete sich und sprach gleich darauf:

    »Guten Tag, Diederich. Ja, es geht mir gut. Eine Verabredung hast du für heute abend und ißt daher außerhalb? Wäre mir schon recht. Aber wir haben einen Gast. Tante Beate Norber. Da wirst du dich schon herbemühen müssen. Gut, ich gebe den Hörer an sie ab.«

    Sie tat es, und Beate sprach:

    »Jawohl, Diederich, ich bin’s höchstpersönlich. Ich muß dich sprechen, daher bin ich hier. Nein, am Telefon kann ich dir das nicht sagen, es handelt sich um eine Familienangelegenheit. Du kommst, das ist nett. Tu es aber bald. Ich muß heute noch nach Hause zurückfahren. Also bis nachher.«

    *

    Zehn Minuten später trat er ein. Ein Typ von Mann, auf dien die Frauen sozusagen fliegen. Hochgewachsen, blond, blauäugig, markantes Gesicht, hartgeschnittener Mund, um den es humorvoll, aber auch ironisch zucken konnte, mit dem herrischen Gebaren des Gebieters und dem Fluidum des Mannes von Welt. Das war der Industrielle Diederich Brendor. Im Werk beliebt, von der Konkurrenz gefürchtet.

    Ganz artig begrüßte er die Schwester seiner Mutter, für die Gattin hatte er einen ebenso flüchtigen Handkuß wie auch Blick, was Beate nicht gerade wenig empörte. Diesem arroganten, sehr selbstherrlichen Menschen mal die Meinung sagen zu dürfen, eine wahre Wonne müßte das sein.

    »Darf ich mich verabschieden, Tante Beate? Hab Dank für deinen lieben Besuch, hoffentlich wiederholst du ihn«, sagte Elonie.

    Ehe die Dame noch etwas erwidern konnte, war die erschreckend schmale Gestalt verschwunden wie ein Schemen. Mit einem unterdrückten Seufzer wandte Frau Norber sich dem Mann zu, der sich ihr gegenüber niederließ und bedauernd sagte:

    »Ich habe dich wohl beim Kaffeetrinken gestört, Tante Beate.«

    »Nein, das hast du nicht«, entgegnete sie kühl. »Laß bitte abräumen, ich genieße sowieso nichts mehr.«

    Er beorderte den Diener, der lautlos seines Amtes waltete und ebenso lautlos verschwand. Unbehaglich zog Beate die Schultern hoch.

    »Gräßlicher Kerl! Falsch und hintergründig. Nicht eine Stunde möchte ich ihn um mich haben. Na ja, nun paß mal auf, Diederich. Ich bin hier, um mit dir über Tante Henriette zu sprechen. Ist die dir überhaupt ein Begriff?«

    »Ja. Ein verhutzeltes Weibchen, das ständig Pillen schluckte. Was ist mit ihr?«

    »Sie ist vor einer Woche gestorben, ohne ein Testament zu hinterlassen. Somit treten die gesetzlichen Erben an, und das sind wir beide.«

    »Wieviel Pillen hat sie denn zu vererben?« fragte er lachend, doch sie winkte unwirsch ab.

    »Laß den Spott, Diederich.«

    »Aber Tante Beatchen, warum denn so knurrig? Darf ich dir ein Glas Wein anbieten, damit du gemütlich wirst?«

    »Nein, danke. Laß uns zum Ende kommen, meine Zeit ist knapp bemessen. Es handelt sich nicht um Pillen, sondern um einen Strumpf.«

    »Um was, bitte?«

    »Um einen Strumpf«, mußte sie jetzt über sein verdutztes Gesicht lachen. »Um eine Männersocke, grau, selbstgestrickt und mit Goldstücken halb gefüllt. Wir fanden sie im Strohsack. Mein Junge, sieh doch nicht so dämlich drein.«

    »Du verlangst wahrscheinlich viel von mir, Tante Beate. Welcher Mensch schläft heute noch auf einem Strohsack?«

    »Henriette tat’s, das muß dir genügen. Sie war nämlich sehr konservativ. Trug Kleider aus dem vorigen Jahrhundert und einen Kapotthut.«

    »Ach du liebes Bißchen! Wie alt war sie denn, als sie starb?«

    »Vierundneunzig.«

    »Dann allerdings. Wer hat sie gepflegt?«

    »Da gab es nichts zu pflegen. Am Abend war sie noch munter wie ein Wiesel, morgens fanden wir sie tot im Bett.«

    »Beneidenswert. Und was ist nun mit dem Strumpf?«

    »Der liegt jetzt beim Notar. Gleichfalls eine Zigarrenkiste, in der sich kostbarer Schmuck befindet und ihr Sparkassenbuch, in dem mehr als fünftausend Mark vermerkt sind.«

    »Und das alles befand sich im Strohsack?«

    »Ja. Nun erwartet der Notar die beiden Erben.«

    »Auch das noch«, hob er abwesend die Hände. »Hab’ Erbarmen und verschone mich.«

    »Das geht nicht, Diederich. Du gehörst nun einmal mit zu den Erben.«

    »Hab’ ich eben gehört.« Er hielt ihr sein kostbares Zigarettenetui hin.

    »Danke, ich rauche nicht.«

    »Dann darf ich?«

    »Bitte.«

    Er steckte eine Zigarette in Brand, legte sich im Sessel zurück, schlug ein Bein über das andere und sah nachdenklich auf die Frau, die wie das blühende Leben vor ihm saß. Groß, kräftig, mit einem vollwangigen Gesicht, hellen blauen Augen unter blondem Haar, glich sie einer Gestalt aus den alten Sagen. Seine Mutter hatte ganz anders ausgesehen. Zierlich, brünett, mondän.

    »Nun starr

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