Hör auf, dich zu verstecken: Dr. Norden Bestseller 463 – Arztroman
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Über dieses E-Book
Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben. Die Serie von Patricia Vandenberg befindet sich inzwischen in der zweiten Autoren- und auch Arztgeneration.
»Eigentlich hab' ich wirklich keine Lust, mitzukommen, Paps. Ich habe noch viel Arbeit.« Emanuel Grasser warf einen verzweifelten Blick auf die Uhr. »Die Präsentation muss übermorgen fertig sein. Eigentlich wollte ich jetzt heimfahren und da weiterarbeiten.« »Ich verstehe dich nicht«, verwundert schüttelte Werner Grasser den Kopf. »In deinem Alter konnte ich überhaupt nicht genug Spaß und Abwechslung haben. Das Leben kam mir vor wie ein großer Rummelplatz. Vergiss nicht, dass das schnell vorbei sein kann. Schau mich an, heute bin ich nur noch ein blasses Abbild meiner selbst.« Er stöhnte und rieb sich sehr auffällig den Rücken. »Komm schon, Paps. Du warst doch erst vor ein paar Tagen bei Dr. Norden. Er hat gesagt, dass alles in Ordnung ist.« »Wie kannst du das so einfach behaupten? Ich glaube erst dran, wenn ich die Ergebnisse der Untersuchung habe. Dieses merkwürdige Stechen in der Nierengegend kommt mir schon komisch vor, auch wenn der gute Doktor auf den ersten Blick nichts finden konnte«, lamentierte Werner weiter.
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Dr. Norden Bestseller
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Buchvorschau
Hör auf, dich zu verstecken - Patricia Vandenberg
Dr. Norden Bestseller
– 463 –
Hör auf, dich zu verstecken
Patricia Vandenberg
»Eigentlich hab’ ich wirklich keine Lust, mitzukommen, Paps. Ich habe noch viel Arbeit.« Emanuel Grasser warf einen verzweifelten Blick auf die Uhr. »Die Präsentation muss übermorgen fertig sein. Eigentlich wollte ich jetzt heimfahren und da weiterarbeiten.«
»Ich verstehe dich nicht«, verwundert schüttelte Werner Grasser den Kopf. »In deinem Alter konnte ich überhaupt nicht genug Spaß und Abwechslung haben. Das Leben kam mir vor wie ein großer Rummelplatz. Vergiss nicht, dass das schnell vorbei sein kann. Schau mich an, heute bin ich nur noch ein blasses Abbild meiner selbst.« Er stöhnte und rieb sich sehr auffällig den Rücken.
»Komm schon, Paps. Du warst doch erst vor ein paar Tagen bei Dr. Norden. Er hat gesagt, dass alles in Ordnung ist.«
»Wie kannst du das so einfach behaupten? Ich glaube erst dran, wenn ich die Ergebnisse der Untersuchung habe. Dieses merkwürdige Stechen in der Nierengegend kommt mir schon komisch vor, auch wenn der gute Doktor auf den ersten Blick nichts finden konnte«, lamentierte Werner weiter. Emanuel seufzte und beschloss, nicht weiter auf die neue Leidensgeschichte seines Vaters einzugehen. Zu oft hatte der seine Familie mit seinen vermeintlichen Krankheiten schon in Angst und Schrecken versetzt, als dass Frau und Sohn sie noch ernst nehmen konnten.
»Wie auch immer, ich fahre jetzt heim zum Arbeiten«, machte Emanuel der leidigen Diskussion ein Ende.
»Wenn ich dich so anschaue, frage ich mich manchmal, ob du überhaupt mein Sohn bist. Nichts als Arbeit im Kopf, das hast du bestimmt nicht von mir.«
»Da musst du schon mit Mama reden. Die kann dir mehr Auskunft geben.«
»Das werde ich, darauf kannst du dich verlassen«, griff Werner den scherzhaften Ton seines Sohnes auf. »Also, was ist jetzt, kommst du nun mit oder nicht?«
»Ich weiß nicht recht …« Wieder warf Emanuel einen zweifelnden Blick auf den Laptop, der vor ihm stand.
»Natürlich kommt er mit!« mischte sich eine resolute Frauenstimme in das Gespräch zwischen Vater und Sohn. »Und eigentlich müsstest du zur Strafe zu Hause bleiben«, wandte sie sich augenzwinkernd an ihren Mann, »wenn du schon solche Vermutungen anstellst. Allein der Gedanke ist frevelhaft.«
»Lauschen ist auch nicht viel besser«, konterte Werner schlagfertig. Aber Judith ließ sich nicht so leicht einschüchtern. »Bei eurer Lautstärke muss man nicht lauschen, um jedes einzelne Wort zu verstehen. Typisch Mann, kein Feingefühl.« Sie grinste frech, und Werner schloss sie liebevoll in seine Arme. Emanuel beobachtete seine Eltern, und ihm wurde warm ums Herz. Seit er denken konnte, herrschte Harmonie und Liebe zwischen den beiden, zwei Seelenverwandte, die sich schon früh auf ihrem Lebensweg gefunden und seitdem nicht mehr verloren hatten. Ihm selbst war so ein Glück nicht beschieden. Obwohl er die Dreißig schon überschritten hatte, wollte sich die Frau fürs Leben, die einzig wahre Liebe, einfach nicht finden. »So was kann man nicht erzwingen, Manu«, tröstete ihn seine Mutter, wenn er ihr dann und wann sein Leid klagte. Aber selbst ihr Zuspruch konnte nicht verhindern, dass er mit der Zeit verzagte und sich lieber hinter seiner Arbeit versteckte, als einen weiteren Misserfolg zu riskieren.
»Wo bist du denn schon wieder mit deinen Gedanken? Auf jetzt! Wenn wir rechtzeitig auf die Party kommen wollen, müssen wir uns jetzt beeilen«, riss Judith ihren Sohn aus seinen trüben Überlegungen. »Aber ich hab’ hier doch überhaupt nichts zum Anziehen. Und so, wie ich bin, kann ich nicht gehen«, wagte Emanuel einen letzten Widerspruch, obwohl er wusste, dass es zwecklos war. Gegen die Überzeugungskraft seiner Mutter hatte niemand eine Chance. Und er hatte recht.
»Darauf habe ich nur gewartet. Zufällig hängt oben noch ein frischer Anzug. Du hast mich vor ein paar Wochen gebeten, ihn von der Reinigung abzuholen, und ich hab’ vergessen, ihn dir mitzugeben. Ein Hemd kannst du dir von Werner leihen. Also los, worauf wartest du noch?« »Du solltest besser tun, was deine Mutter sagt, sonst schleppt sie dich noch so mit, wie du bist«, lächelte Werner wohlmeinend, und Emanuel fügte sich schließlich seufzend. »Na schön, ihr habt gewonnen.« Er rieb sich die schmerzenden Augen, während er die Programme auf seinem Computer beendete. »Ich kann mich eh nicht mehr konzentrieren.« Judith versuchte erst gar nicht, ein siegessicheres Lächeln zu unterdrücken. Sie drückte ihrem einzigen Sohn einen Kuss auf die Wange und schob ihn ohne Umschweife zur Tür hinaus in Richtung Treppe. »Die Sachen liegen in deinem ehemaligen Zimmer. Ich denke, du kennst dich noch aus, nicht wahr?« Ob dieses leicht spöttischen Kommentars schnitt Emanuel seiner Mutter eine Grimasse, setzte sich jedoch nicht mehr länger zur Wehr. Die Würfel waren gefallen.
*
Eine halbe Stunde später wurde die Familie Grasser freudestrahlend von den Gastgebern begrüßt. Alte Freunde hatten zur Hauseinweihung geladen, und die festlich geschmückte Villa konnte sich wirklich sehen lassen.
»Das könnte alles einmal deins sein, wenn du nicht so anspruchsvoll wärst«, raunte Werner seinem Sohn in einem unbeobachteten Moment ins Ohr. »Sieh mal, wie dich die Tochter des Hauses anschmachtet. Bei ihr hättest du leichtes Spiel.«
»Aber Paps, so berechnend kenne ich dich ja gar nicht.«
»Bin ich ja eigentlich auch nicht«, gab Werner achselzuckend zu. »Ich versteh nur nicht, warum dir Katharina nicht gefällt. Sie ist doch ein hübsches Mädchen, einigermaßen gebildet und nicht arm.«
»Als wenn das alles wäre, was im Leben zählt.«
»Immerhin ist es schon eine ganze Menge.«
»Das sagt der Richtige. Glaubst du, du wärst mit Mama noch so glücklich, wenn sie nur gebildet, intelligent und reich wäre?« konterte Emanuel unbarmherzig. Werner kniff die buschigen Augenbrauen zusammen. »Nein, vermutlich nicht. Das gewisse Etwas gehört schon dazu …«.
»Siehst du, und das ist es, was zwischen Katharina und mir fehlt. Das gewisse Etwas.«
»Ich verstehe. Trotzdem, bevor man ganz alleine durchs Leben stolpert, sollte man sich vielleicht mit dem Zweitbesten zufriedengeben.«
»Das tue ich ja.« Emanuel hatte seine gute Laune wiedergefunden und grinste seinen Vater breit an. »Ich gebe mich mit euch zufrieden.« Geschickt wich er dem freundschaftlichen Hieb aus, den Werner ihm versetzen wollte. Ein alter Bekannter näherte sich seinem Vater mit einem Glas in der Hand. Er nutzte die Gelegenheit, die Gesellschaft alleine zu erkunden. Immer wieder traf er auf bekannte Gesichter. Freunde seiner Eltern, die inzwischen erwachsenen Kinder dieser Bekanntschaften, die ihre jeweiligen Partner mitgebracht hatten. Mehr als einmal wurde er freundlich begrüßt und in eine Unterhaltung verwickelt, in dessen Verlauf er seine gähnende Langeweile unterdrücken musste. Die Gespräche schienen sich immer um dasselbe zu drehen: die angestrebten beruflichen Erfolge, das neu erworbene Eigenheim, die glückliche Familie. Aber nirgendwo konnte Emanuel einen Menschen entdecken, der wirklich mit dem Herzen bei der Sache war. Es ging um Prestige, äußerlich vorweisbare Erfolge, aber niemals um geheime Träume und Herzenswünsche. Nirgendwo war etwas zu spüren von diesem … Enthusiasmus, der schon von jeher den Visionären und Entdeckern eigen war. Enttäuscht wandte er sich von seinem letzten Gesprächspartner ab und schwenkte in Richtung Bar. Wenn er sich schon nicht angeregt unterhalten konnte, dann würde er sich eben betrinken. Irgendeinen Grund musste es ja haben, dass er seine kostbare Zeit auf dieser Party verschwendete. Und hatte er nicht von Anfang an gewusst, dass es Verschwendung sein würde? Emanuel saß noch nicht richtig auf seinem Barhocker, als eine junge Frau die Gelegenheit ergriff, auf die sie schon seit seiner Ankunft gewartet hatte. Er erkannte sie sofort wieder und unterdrückte ein Seufzen.
»Hallo, Emanuel. Lange nicht gesehen. Darf ich?« Katharina von Siebert, die Tochter des