Ein blindes Kind entdeckt die Welt: Sophienlust Extra 117 – Familienroman
Von Gert Rothberg
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Über dieses E-Book
In der Reihe Sophienlust Extra werden die schönsten Romane dieser wundervollen Erfolgsserie veröffentlicht. Warmherzig, zu Tränen rührend erzählt von der großen Schriftstellerin Patricia Vandenberg.
Schwester Regine kam mit dem Wagen Denise von Schoeneckers aus Maibach zurück. Neben ihr saß der achtjährige Henrik. Er hatte ein Tuch um die Ohren gebunden und drückte auch noch die Hand fest auf das linke Ohr. »Hast du so große Schmerzen?«, fragte Schwester Regine mitfühlend. »Ja«, bekannte Henrik. Das wehleidige Gesicht stand dem sonst so übermütigen und immer vergnügten Jungen nicht gut. »Wozu waren wir beim Ohrenarzt, wenn die Schmerzen nicht aufhören? Sicher wäre es besser gewesen, Frau Dr. Frey hätte mich weiterbehandelt.« »Aber gerade Frau Dr. Frey wollte, dass wir mit dir zum Spezialarzt gehen. Das ist doch nur fürsorglich von ihr. Sie wollte eben wissen, ob du nicht etwas Schlimmeres hast als nur eine leichte Mittelohrentzündung. Jetzt können wir beruhigt sein. In wenigen Tagen wirst du keine Schmerzen mehr haben und auch nichts zurückbehalten.« »Warum kriegt man so, dummes Zeug, Schwester Regine? Ich habe doch noch nie Mittelohrentzündung gehabt.« »Du wirst eben in starke Zugluft gekommen sein.
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Buchvorschau
Ein blindes Kind entdeckt die Welt - Gert Rothberg
Sophienlust Extra
– 117 –
Ein blindes Kind entdeckt die Welt
Unveröffentlichter Roman
Gert Rothberg
Schwester Regine kam mit dem Wagen Denise von Schoeneckers aus Maibach zurück. Neben ihr saß der achtjährige Henrik. Er hatte ein Tuch um die Ohren gebunden und drückte auch noch die Hand fest auf das linke Ohr.
»Hast du so große Schmerzen?«, fragte Schwester Regine mitfühlend.
»Ja«, bekannte Henrik. Das wehleidige Gesicht stand dem sonst so übermütigen und immer vergnügten Jungen nicht gut.
»Wozu waren wir beim Ohrenarzt, wenn die Schmerzen nicht aufhören? Sicher wäre es besser gewesen, Frau Dr. Frey hätte mich weiterbehandelt.«
»Aber gerade Frau Dr. Frey wollte, dass wir mit dir zum Spezialarzt gehen. Das ist doch nur fürsorglich von ihr. Sie wollte eben wissen, ob du nicht etwas Schlimmeres hast als nur eine leichte Mittelohrentzündung. Jetzt können wir beruhigt sein. In wenigen Tagen wirst du keine Schmerzen mehr haben und auch nichts zurückbehalten.«
»Warum kriegt man so, dummes Zeug, Schwester Regine? Ich habe doch noch nie Mittelohrentzündung gehabt.«
»Du wirst eben in starke Zugluft gekommen sein. Da passiert so etwas schnell. Es gibt nur wenige Kinder, die niemals Kummer mit den Ohren bekommen.«
»Da hätte ich mir aber lieber das Bein gebrochen«, sagte Henrik mit ernsthaftem Gesicht.
Schwester Regine schüttelte den Kopf. »Manchmal redest du ganz dummes Zeug, Henrik. Wenn du dir das Bein gebrochen hättest, müsstest du wochenlang einen Gipsverband tragen.«
»Aber das wäre doch viel besser, als dieses alberne Tuch tragen zu müssen.« Henrik machte jetzt ein sehr entrüstetes Gesicht. »Mutti ist aber auch zu komisch. Sie hat mir das Tuch umgebunden. Da lachen mich doch alle aus. Ich habe gesehen, wie Peggy und Heidi gekichert haben.«
»Das darfst du ihnen nicht übel nehmen, Henrik. Du machst dich auch oft über sie lustig oder fängst Streit mit den Mädchen an.«
»Aber über ein Gipsbein würden sie nicht kichern. Vielleicht würden sie mich beneiden – genau wie die Kinder in der Schule.«
Jetzt lachte Schwester Regine laut. »Du willst angeben. Ich kenne dich doch. Aber lass es gut sein. Es würde dir auch nur in den ersten Tagen Spaß machen, das Gipsbein herzuzeigen. Dann würde es dir bald zu schwer werden, und du würdest sehr schlechte Laune bekommen, wenn du nicht mit den anderen durch den Park toben könntest. Das Tuch um die Ohren wirst du bald los sein, und zum Ohrenarzt brauchen wir auch nicht mehr zu fahren. Jetzt wird dich wieder Frau Dr. Frey behandeln.«
Henrik wurde jetzt abgelenkt. Er drückte das Gesicht an das Wagenfenster und sah zu einer großen Baustelle, die am Stadtrand lag, wo sie jetzt angekommen waren. »Das gibt ein tolles Haus«, sagte er und begann die Stockwerke zu zählen. »Gibt das schon ein Hochhaus, Schwester Regine?«, fragte er. »Fünf Stockwerke …« Er brach ab. Dann stieß er einen so lauten Schrei aus, dass Schwester Regine zusammenzuckte.
Unwillig sagte sie: »Jetzt bin ich aber erschrocken.«
»Ein Mann ist vom Gerüst gestürzt. Ich habe es gesehen!« Henrik war ganz blass geworden. »Halten Sie, Schwester Regine.«
»Aus Neugierde? Nein, Henrik, davon hat niemand etwas.« Schwester Regine fuhr jedoch langsamer. »Hast du wirklich gesehen, dass jemand vom Gerüst gestürzt ist?«
»Ja, ganz genau habe ich es gesehen. Fahren Sie doch zurück, Schwester Regine. Vielleicht braucht der Mann Hilfe. Ich konnte nicht sehen, ob unten jemand stand.«
Schwester Regine ließ sich zum Umkehren bewegen. Sie wendete den Wagen in einer Seitenstraße und ging etwas ängstlich zu der Baustelle.
Dort stand schon ein Pulk von Menschen. Die meisten waren Bauarbeiter. Den Verletzten konnte man nicht sehen.
»Es ist vielleicht noch gar kein Arzt dort«, sagte Henrik. »Sie sind doch auch Krankenschwester.«
»Ja, du hast recht, wir werden aussteigen.« Jetzt hatte es Schwester Regine eilig, einen Platz für den Wagen zu finden. »Willst du nicht lieber hier auf mich warten?«, fragte sie, als sie ausstieg.
»Nein, ich komme mit.« Henrik sprang schon aus dem Wagen.
Schwester Regine nahm den Jungen an die Hand. Ganz wohl war ihr nicht, als sie ihn mitnahm. Vielleicht bot sich ihnen ein sehr trauriger Anblick?
»Leistet schon jemand erste Hilfe?«, fragte Schwester Regine einen Bauarbeiter.
»Nein, noch nicht, aber aus der Baubude wird schon der Arzt und der Krankenwagen herbeigerufen«, bekam sie zur Antwort.
»Ich bin Krankenschwester. Vielleicht kann ich dem Verletzten irgendwie helfen.« Schwester Regine drängte sich zwischen den aufgeregten Bauarbeitern durch.
Auf dem Boden lag ein jüngerer Mann. Er war bewusstlos.
»Nein, lassen sie ihn flach liegen«, bat Schwester Regine, als jemand versuchen wollte, den Schwerverletzten aufzurichten. Sie schob ihm die Augenlider zurück und prüfte seinen Puls. Als sie eine stark blutende Wunde am Hinterkopf sah, wollte sie zu ihrem Wagen zurücklaufen, um den Verbandskasten zu holen. Aber da erklang schon das Martinshorn des Polizeiwagens. Ihm folgte ein Rot-Kreuz-Wagen.
»Der Arzt sitzt darin«, rief jemand.
Kaum hatte der Krankenwagen gehalten, sprang ein älterer Arzt aus Maibach heraus. Er ordnete an, dass der Schwerverletzte sofort ins nahe gelegene Krankenhaus gebracht werde.
Schwester Regine ging mit Henrik zum Wagen zurück.
»Muss der Mann sterben?«, fragte Henrik.
»Hoffentlich nicht. Es wird darauf ankommen, ob er schwere innere Verletzungen davongetragen hat.«
Schwester Regine sprach auf der weiteren Fahrt nach Wildmoos nicht mehr.
Auch Henrik schwieg. Sie dachten beide an den Verletzten. Es griff immer an, wenn man sich fragen musste, ob ein Verletzter mit dem Leben davonkommen würde.
Im Kinderheim Sophienlust erzählte Henrik später von dem Unglück, das er gesehen hatte.
*
Am nächsten Tag erfuhr Schwester Regine von der jungen Ärztin Dr. Anja Frey, dass der Bauführer Karl Trapp gestorben war. So hieß der Mann, dessen Sturz vom Gerüst Henrik von Schoenecker beobachtet hatte.
Dr. Anja Frey wusste, dass Karl Trapp eine junge Frau und ein vierjähriges Töchterchen hinterließ, die untröstlich über den Verlust des Mannes und des Vaters sein sollten.
»Ich weiß nicht«, sagte Schwester Regine zu Denise von Schoenecker, »mir ist so, als sollten wir uns um die beiden kümmern. Warum mussten gerade Henrik und ich an der Baustelle vorbeikommen, als das entsetzliche Unglück geschah?« Sie zuckte die Schultern. »Ich kann mir eben nicht helfen, ich denke bei solchen Dingen oft, dass das Schicksal im Spiel ist.«
Denise von Schoenecker kannte Schwester Regine sehr gut und wusste, dass sie seit dem Tod ihres Mannes und ihres einzigen Kindes für das Leid mehr Verständnis hatte als andere Menschen. »Wenn Sie meinen, dass es gut ist, Frau Trapp und deren Töchterchen zu besuchen, dann tun Sie es doch, Schwester Regine. Vielleicht kann Ihnen Frau Dr. Frey die Adresse der beiden beschaffen.«
Das konnte die junge Ärztin. Noch am selben Tag fuhr Schwester Regine mit dem Bus nach Maibach und ging in die Lindenstraße. Dort standen mehrere neue Häuserblocks. Im dritten Stock eines der Häuser wohnte Celia Trapp mit ihrem Töchterchen.
Während Schwester Regine die Treppe hinaufstieg, hatte sie Sorge, abgewiesen zu werden. Sie war doch für Celia Trapp eine Fremde. Und im Leid wurde mancher Mensch abweisend.
Als Schwester Regine an der Wohnungstür läutete, hörte sie schnelle trippelnde Schritte. Schon wurde die Tür aufgerissen. »Onkel Eckart«, rief ein kleines Mädchen, verstummte aber sofort, als es Schwester Regine sah.
Die Kinderschwester strich dem kleinen Mädchen über das blonde Haar. »Hast du jemanden anderen erwartet?«
Große graue Augen sahen sie enttäuscht an. »Ja, wir warten auf Onkel Eckart, Mutti und ich.«
»Kann ich deine Mutti sprechen?«
»Sie liegt auf der Couch, weil sie krank ist«, sagte das kleine Mädchen leise.
Jetzt erklang aus der Wohnung die ungehaltene Frage: »Was ist los, Fränzi?«
»Eine fremde Frau ist da, Tante Oda. Sie will mit Mutti sprechen.« Das Mädchen lief zurück.
Nun kam eine junge rothaarige Frau in die kleine Diele.
Schwester Regine ging ihr entgegen. »Entschuldigen Sie, dass ich störe.« Sie war irritiert. Die junge Frau, der sie gegenüberstand, war sehr aufdringlich geschminkt und trug ein grellgrünes Kleid und auffallend hohe Plateauschuhe. Sie sah aus wie der letzte Schrei aus einem Modejournal. »Sind Sie Frau Trapp?«
»Nein, ich bin ihre Schwester – Oda Gernot.«
»Ich bin Schwester Regine Nielsen. Zufällig kam ich zu dem schrecklichen Unfall.« Schwester Regine dämpfte ihre Stimme. »Nun dachte ich, dass Frau Trapp vielleicht Hilfe braucht.«
Oda Gernot sah die Kinderschwester etwas verständnislos an. »Gibt es das noch, dass sich die Menschen um andere kümmern? Ich meine, dass sie anderen helfen wollen? Bitte, kommen Sie mit zu meiner Schwester. Sie fühlt sich nicht ganz wohl. Morgen soll die Beerdigung sein. Da muss sich Celia noch etwas erholen.« Die Stimme