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Julia Royal Band 1
Julia Royal Band 1
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eBook492 Seiten6 Stunden

Julia Royal Band 1

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Über dieses E-Book

DER PRINZ DER HERZEN von LISA KAYE LAUREL
Prinz Nicolas hat es mit der Treue nie ganz ernst genommen. Doch als er seine einstige Geliebte Danielle wiedersieht, weiß er plötzlich, wohin er gehört. Wird sie seinen Antrag annehmen und ihm in das Inselkönigreich Alderney folgen?

EIN MÄRCHEN WIRD WAHR von SUSAN MALLERY
Zwei Welten treffen aufeinander, als die schöne Lehrerin Liana am Flughafen von El Bahar dem feurigen Malik Khan begegnet. Sie ahnt nicht, was der Kronprinz beim Blick in ihre veilchenblauen Augen beschließt: In seinem Palast will er sie zu seiner Prinzessin machen ...

KOMM AUF MEIN SCHLOSS, PRINZESSIN von MARION LENNOX
Auf dem imposanten Schloss in Monte Estella beginnt für Philippa ein Märchen der Liebe. Doch dann erfährt sie: Ihr Traummann Max ist der Thronfolger des kleinen Staates! Zweifel erwachen in ihr. Gibt es für sie überhaupt eine gemeinsame Zukunft?

SpracheDeutsch
HerausgeberCORA Verlag
Erscheinungsdatum7. Aug. 2020
ISBN9783751500036
Julia Royal Band 1
Autor

Susan Mallery

#1 NYT bestselling author Susan Mallery writes heartwarming, humorous novels about the relationships that define our lives—family, friendship, romance. She's known for putting nuanced characters in emotional situations that surprise readers to laughter. Beloved by millions, her books have been translated into 28 languages. Susan lives in Washington with her husband, two cats, and a small poodle with delusions of grandeur. Visit her at SusanMallery.com.

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    Buchvorschau

    Julia Royal Band 1 - Susan Mallery

    Lisa Kaye Laurel, Susan Mallery, Marion Lennox

    JULIA ROYAL BAND 1

    IMPRESSUM

    JULIA ROYAL erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

    Neuauflage in der Reihe JULIA ROYAL

    Band 1 - 2020 by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg

    © 1997 by Liza Rizoli

    Originaltitel: „The Prince’s Baby"

    erschienen bei: Silhouette Books, Toronto

    Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

    Übersetzung: M. R. Heinze

    Deutsche Erstausgabe 2007 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg,

    in der Reihe JULIA HOCHZEITSBAND, Band 17

    © 2000 by Susan Mallery, Inc.

    Originaltitel: „The Sheik’s Secret Bride"

    erschienen bei: Silhouette Books, Toronto

    Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

    Übersetzung: Tatjána Lénárt-Seidnitzer

    Deutsche Erstausgabe 2001 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg,

    in der Reihe BIANCA, Band 1250

    © 2007 by Marion Lennox

    Originaltitel: „The Prince’s Outback Bride"

    erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London

    Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

    Übersetzung: Gudrun Bothe

    Deutsche Erstausgabe 2008 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg,

    in der Reihe JULIA EXTRA, Band 276

    Abbildungen: Harlequin Books S.A., Getty Images / ErenaWilson, mirawonderland, scyther5, Sirichoke, Marsevis, alle Rechte vorbehalten

    Veröffentlicht im ePub Format in 08/2020 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

    E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

    ISBN 9783751500036

    Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

    CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

    Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:

    BACCARA, BIANCA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

    Alles über Roman-Neuheiten, Spar-Aktionen, Lesetipps und Gutscheine erhalten Sie in unserem CORA-Shop www.cora.de

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    Der Prinz der Herzen

    1. KAPITEL

    „Es ist unsinnig, in einem Märchen zu leben, das einfach nicht der Wirklichkeit entspricht und auch niemals wahr wird."

    „Aber ich … Danielle Davis verstummte, als ihr bewusst wurde, dass die Lehrerin nicht sie gemeint hatte. Früher waren diese Worte an sie gerichtet worden. Heute jedoch nicht mehr. Danielle blickte sich im Klassenzimmer der Schulanfänger um und wandte sich wieder an die Lehrerin. „Sie sprechen von meiner Tochter, nicht wahr?

    „Natürlich spreche ich von Lisa, entgegnete Mrs. Vittorini verwundert. „Weshalb sonst hätte ich Sie dringend herbestellt?

    Die Nachricht auf dem Anrufbeantworter im Büro hatte Danielle fast einen Herzinfarkt beschert – typische Reaktion einer Mutter. Sofort war sie zur Schule gefahren und hatte mit größter Erleichterung festgestellt, dass es nicht um gebrochene Knochen oder ansteckende Krankheiten ging. Leider bestellten Lehrer niemals Eltern wegen einer erfreulichen Angelegenheit zu sich.

    „Vermutlich hat es mit Lisas Tick zu tun, eine Prinzessin zu sein", bemerkte Danielle fragend.

    „Allerdings, und ich fürchte, dass sie es zu weit getrieben hat."

    Das hatte Danielle schon vorhergesehen. Es gab für ihre sechsjährige Tochter nicht den geringsten Grund, sich für eine Prinzessin zu halten. Trotzdem war Lisa restlos davon überzeugt. Bereits ziemlich lange lebte die Kleine in dieser Rolle, ging völlig in ihren märchenhaften Fantasien auf und trug stets eine selbst gefertigte Krone oder ausgefallene Kleidung. Danielle war der Meinung, dass dieses Rollenspiel einen wichtigen Teil der Kindheit bildete. Daher hatte sie die Fantasie ihrer Tochter nicht gezügelt und bloß gehofft, die Phase würde bald enden.

    „Vor Kurzem haben die Kinder sich bei Lisa nach ihrem Vater erkundigt, fuhr die Lehrerin fort. „Wissen Sie, was Lisa geantwortet hat?

    Danielle schüttelte den Kopf und hielt den Atem an.

    „Lisa sagte, sie hätte zwar keinen Vater, würde aber einen Prinzen bekommen."

    „Einen … Prinzen?"

    Mrs. Vittorini nickte. „Im Bastelunterricht hat Lisa eine magische Lampe hergestellt. Die anderen Kinder haben zugesehen, während Lisa die Lampe rieb und den Prinzen beschwor, auf der Stelle zu erscheinen. Nun, ich habe die Kinder abgelenkt und ihnen andere Aufgaben zugeteilt. Aber einige haben doch über Lisa gelacht."

    Danielle tat ihre Tochter leid. Sie selbst hatte sich eine harte Schale zugelegt, um überleben zu können. Auf ihre empfindsame Tochter traf das leider nicht zu. Es tat weh, zu wissen, dass sie Lisa nicht pausenlos beschützen konnte.

    „Vielen Dank, dass Sie sich um Lisa kümmern, Mrs. Vittorini."

    „Es geht noch weiter. Gestern hat sie sich an den Utensilien für den Kunstunterricht bedient und überall im Klassenzimmer glitzerndes Pulver verstreut. Das war angeblich Zauberstaub, und damit wollte sie ihren Prinzen erscheinen lassen."

    „Ach, du lieber Himmel! Das tut mir aufrichtig leid."

    Mrs. Vittorini winkte ab. „Bei uns herrscht öfters eine derartige Unordnung, das können Sie mir glauben. Lisa hat das meiste selbst wieder weggeputzt."

    „Sehr gut, und falls noch etwas passieren sollte …"

    „Dieser Fall ist bereits eingetroffen."

    Danielle seufzte. „Und was …?"

    „Heute Vormittag beim Spielen hat sie versucht, einen Prinzen aus Jason Greenwells Hut zu ziehen. Die anderen Kinder haben laut über sie gelacht. Besorgt schüttelte die Lehrerin den Kopf. „Bevor der Naturkundeunterricht für die gesamte Schule in der Sporthalle weiterging, hat Lisa lauthals verkündet, dass ihr Prinz auf jeden Fall noch heute auftauchen würde.

    „O nein", murmelte Danielle.

    „Leider ja. Deshalb habe ich Sie angerufen, erklärte Mrs. Vittorini. „Ich weiß einfach nicht, was als Nächstes an die Reihe kommt. Abgesehen davon macht Lisa sich dermaßen große Hoffnungen, dass sie unvermeidlich auf eine bittere Enttäuschung zusteuert. Die Kinder werden bald zurückkommen, und ich dachte, Ihre Anwesenheit könnte …

    Laute Rufe und Gelächter aus der Sporthalle alarmierten die Lehrerin. Hastig stand Mrs. Vittorini auf und eilte mit Danielle aus dem Klassenzimmer und den Korridor entlang. Die Kinder waren außer Rand und Band.

    Ein Blick in die Sporthalle reichte Danielle. Jetzt sah sie mit eigenen Augen, was diesen Aufruhr verursachte. Es war eine Katastrophe.

    Die Kinder saßen auf langen Bänken. An der Stirnseite des Saals standen Käfige und Terrarien, und bei einem der Behälter stand Lisa. Auf dem Kopf trug sie eine Krone, in der Hand hielt sie einen Frosch, den sie mit einem strahlenden Lächeln küsste.

    „Da ist kein Prinz!", schrien einige Kinder.

    „Wo bleibt der Prinz?", schrien andere.

    „Der kommt gleich!", versicherte Lisa unbeirrbar, griff nach einem zweiten Frosch und küsste auch ihn.

    „Da ist kein Prinz! Da ist kein Prinz!"

    Das Gelächter und die Sprechchöre wurden immer lauter, doch Lisa griff nach einem dritten Frosch. „Gleich wird er hier sein!"

    Danielle stand wie erstarrt da. Einerseits bewunderte sie die Zielstrebigkeit und den Mut ihrer Tochter. Andererseits sah Danielle mit Bangen der unvermeidlichen Blamage entgegen, die Lisa drohte, wenn sie den letzten Frosch küsste. Mrs. Vittorini eilte den anderen Lehrerinnen und Lehrern zu Hilfe, die vergeblich versuchten, die Ordnung wiederherzustellen.

    Kuss.

    „Da ist kein Prinz!"

    „Der kommt gleich!"

    Kuss.

    „Da ist kein Prinz!"

    „Der kommt gleich!"

    Lisa griff nach dem letzten Frosch.

    Kuss.

    „Da ist kein Prinz!", schrien die Kinder.

    Danielle brach das Herz. Lisa stand vor der Menge, klein und allein, Frösche in den Händen und unfähig, auch nur einen Ton von sich zu geben. Schon tat Danielle den ersten Schritt, als eine tiefe Männerstimme das kreischende Gelächter übertönte.

    „Doch, da ist ein Prinz!"

    Tiefe Stille senkte sich über die Halle. Fassungslos blickte Danielle auf den Mann, der hinter einem hohen Terrarium auftauchte und zu Lisa trat. Mit ihm hätte Danielle niemals gerechnet, doch er war hier. Nach all den Jahren war er nach Land’s End zurückgekehrt. Bei seinem Anblick erstarrte sie und konnte nichts weiter tun, als ihn mit Blicken zu verschlingen.

    In Jeans und Lederjacke wirkte er eher wie ein ungezügelter Rebell und nicht wie ein Märchenprinz. Trotzdem hätte jede Frau auf der Welt den so genannten Prinzen der Herzen sofort erkannt. Die Lehrerinnen im Saal bildeten offenbar keine Ausnahme, wie Danielle an ihren erstaunten Gesichtern ablas.

    Mit ernster Miene verbeugte er sich vor Lisa. „Ich bin Prinz Nicolas d’Alderney."

    Danielle merkte, dass ihr Mund offen stand. Sie schloss ihn und versuchte, ihre aufgewühlten Gefühle in den Griff zu bekommen. Die Überraschung über das Wiedersehen mit Nicolas wurde rasch verdrängt, als der Prinz das strahlende Gesicht des kleinen Mädchens forschend betrachtete.

    Und dann drehte Nicolas sich um, ließ den Blick über die Anwesenden gleiten und richtete ihn direkt auf Danielle. Sie sahen sich an, und nun blieb ihr tatsächlich das Herz für einen prickelnden Moment stehen. Es war fast so, als würden sie sich körperlich berühren. Um keinen Preis der Welt hätte sie diesen Kontakt unterbrechen können.

    Nicolas tat es, indem er sich an Lisa wandte, die ihn verzückt betrachtete.

    „Ich bin hier, wie du es gewünscht hast."

    Nicolas’ Vater herrschte über die kleine Kanalinsel Alderney. Seine Mutter war jedoch hier in Land’s End geboren worden und aufgewachsen, und Nicolas hatte seine Studienzeit in England verbracht. Trotzdem sprach er mit einem ganz leichten Akzent, der zusammen mit seiner tiefen Stimme erregende und verbotene Gedanken weckte.

    Niemand konnte das besser beurteilen als Danielle, die als Erste einer langen Reihe von Frauen Nicolas’ männlichen Reizen erlegen war. Prinz war er durch Abstammung, und sein gutes Aussehen verdankte er den Genen seiner Eltern. Den Ruf als Prinz der Herzen hatte er jedoch ganz allein sich selbst zuzuschreiben.

    Danielle rief sich energisch ins Gedächtnis, dass sie ihm zwar als Erste verfallen war, sich aber auch als Erste wieder von ihm gelöst hatte.

    Vor Kurzem hatte sie ihn zum ersten Mal nach sieben Jahren bei der Hochzeit ihrer Freundin Julie mit seinem Bruder Prinz Eric gesehen. Zwischen den vielen Gästen war es Danielle ein Leichtes gewesen, sich von ihm fernzuhalten. Davor war sie Nicolas das letzte Mal in jenem Sommer nahe gewesen, in dem sie sich so heftig in ihn verliebt hatte, dass sie glaubte, nicht mehr ohne ihn leben zu können.

    Jetzt erkannte sie deutlich, dass seine Anziehungskraft mit den Jahren noch gewachsen war. Die Medien übertrieben nicht, wenn sie ihn als einen ungewöhnlich attraktiven Mann beschrieben. Er war tatsächlich ein Traumprinz mit strahlend blauen Augen, schwarzem Haar und einer schlanken kräftigen Figur. Smoking oder Laufshorts – er sah immer hinreißend aus. Und dann dieses Lächeln! Davon schwärmten alle – und von nun an sicher auch ihre Tochter, die Nicolas fasziniert betrachtete und dabei mit einer Hand ihre Krone aus Goldpapier auf dem Kopf festhielt.

    Ihre Tochter bedeutete Danielle alles, und sie war entschlossen, dieses Kind bis zu ihrem letzten Atemzug zu beschützen und zu verteidigen.

    Lisa … Angst schnürte Danielle die Kehle zu. Nicolas durfte niemals die Wahrheit herausfinden. Darum musste sie Lisa um jeden Preis von ihm fernhalten.

    Doch nun standen die beiden einander gegenüber. Danielle fiel es schwer, nicht hinzulaufen und Lisa wegzuzerren. Die Vernunft sagte ihr, dass Nicolas keine Ahnung hatte. Und er hatte die Kleine schon bei der Hochzeit gesehen. Weshalb also sollte er jetzt etwas vermuten? Danielle beruhigte sich. Außer ihr kannte niemand die Wahrheit, und sie würde Nicolas niemals etwas sagen.

    „Ich bin Prinzessin Lisa aus der ersten Klasse", erklärte Lisa stolz und knickste. Dann schenkte sie ihm ihr bezauberndes Kleinmädchen-Lächeln, bei dem sie die Lücke zwischen den unteren Zähnen zeigte und ein Grübchen in ihrer linken Wange erschien.

    Offenbar verriet es auch das Geheimnis, das Danielle seit sieben langen Jahren belastete. Sie erkannte es daran, wie Nicolas’ Gesichtszüge erstarrten. Verzweifelt schloss sie die Augen. Als sie wieder hinsah, hatte sich jedoch nichts verändert. Die Anwesenden flüsterten und tuschelten noch immer aufgeregt.

    „Zu Euren Diensten, Prinzessin", sagte Nicolas förmlich.

    „Danke, Hoheit, erwiderte Lisa feierlich und griff wegen des Anlasses auf die würdigsten Ausdrücke zurück, die ihr überhaupt einfielen. „Wenn ich Eure Dienste erneut benötige, werde ich Euch wieder zu mir bestellen.

    Der Prinz verneigte sich vor Lisa. „Dann wünsche ich Euch einen sehr schönen Tag", sagte er und verschwand so plötzlich, wie er aufgetaucht war.

    Allerdings warf er Danielle vorher noch einen eindringlich fragenden Blick zu, der nichts Gutes ahnen ließ.

    Zum Glück schrillte die Pausenklingel. Die Lehrerinnen ließen die Schüler an den Ausgängen antreten. Alle waren noch aufgeregt und redeten darüber, dass Lisa tatsächlich einen leibhaftigen Prinzen herbeigezaubert hatte. Während sie sich einreihte, lächelte Lisa verträumt.

    Mrs. Vittorini gesellte sich erneut zu Danielle. „Ich war überzeugt, dass ihr eine schlimme Enttäuschung bevorsteht. Aber dann hat es ja doch noch ein Happy End für Ihre Tochter gegeben. Ich wünschte nur, der Prinz wäre länger geblieben und hätte uns verraten, wie Lisa das angestellt hat. Die Lehrerin seufzte geistesabwesend. „Nun ja, Sie können jetzt wieder gehen. Mit Lisa ist endlich alles in bester Ordnung. Und was uns Frauen angeht … Sie sprach nicht weiter, doch ihre Augen funkelten verräterisch.

    Danielle erkannte an Mrs. Vittorinis erhitztem Gesicht, dass nicht nur sie von dem unerwarteten Auftauchen des Prinzen beeindruckt war. „Ich bin Ihnen unbeschreiblich dankbar, dass Sie sich um Lisa kümmern, versicherte sie, weil sie nicht wie die Lehrerin über die Gründe für Nicolas’ Besuch spekulieren wollte. „Und ich möchte mich für die Störung entschuldigen, die meine Tochter verursacht hat. Ich versichere Ihnen, dass ich ihr dieses Verhalten austreiben werde.

    „Gehen Sie nicht allzu hart mit ihr um. Sie hat schon genug Schlimmes einstecken müssen, wie schließlich jeder von uns, nicht wahr?, meinte Mrs. Vittorini lächelnd. „Sie ist ein sehr kluges Mädchen mit einer ungezügelten Fantasie. Mit der nötigen liebevollen Unterstützung wird sie ihren Weg finden und sich in dieser Welt behaupten.

    „Hoffentlich erlebe ich das auch, erwiderte Danielle nüchtern und rang sich ein Lächeln ab. „Neben den Aufgaben einer Mutter wirkt meine Arbeit als Polizeichefin wie ein Kinderspiel.

    Mrs. Vittorini lachte herzlich. „Niemand hat behauptet, Kindererziehung wäre einfach, ich am allerwenigsten. Ich habe drei heranwachsende Kinder."

    Und dazu noch neunzehn Sechsjährige, dachte Danielle, während die Lehrerin die Gruppe quirliger Schüler aus der Sporthalle führte.

    Danielle verlor keine Zeit und machte sich ebenfalls auf den Weg. Jetzt wollte sie nicht mit Nicolas reden, obwohl es sie schon interessiert hätte, wie er von Lisas Problem erfahren hatte. Allerdings war Danielle sein Blick zum Abschied nicht freundlich erschienen, darum vermied sie lieber ein Zusammentreffen.

    Leider traf sie mit Nicolas beim Verlassen der Schule jedoch sogar im wahrsten Sinn des Wortes zusammen. Offenbar hatte er auf Danielle gewartet. Die Hände in die Hüften gestützt, stand er da und musterte sie durchdringend.

    „Das war deine Tochter", sagte er gefährlich leise. Es war eine Feststellung und keine Frage.

    „Ja. Es gelang Danielle, seinem Blick standzuhalten. „Danke, dass du ihr geholfen hast. Sie hatte sich ganz schön in die Ecke drängen lassen. Wenn du nicht …

    „Vergiss es", unterbrach er sie schroff.

    „In Ordnung. Lebe wohl." Sie wollte nur noch weg und wandte sich ab.

    „Wir sollten uns unterhalten, Danielle." Der warnende Unterton in Nicolas’ Stimme hielt sie zurück.

    Bloß das nicht, sagte sie sich und bemühte sich um einen möglichst lockeren Ton. „Leider muss ich dir einen Korb geben, Hoheit, weil ich keine Zeit zum Plaudern habe. Manche Menschen auf dieser Welt müssen für ihren Lebensunterhalt arbeiten. Ich gehöre nun mal zu diesen Leuten. Wenn du mich also entschuldigst. Es ist schon spät, und ich muss zurück ins Büro."

    „Dein Büro kann mir gestohlen bleiben! Du kommst mit mir", erklärte er und führte sie zu der Limousine, die am Straßenrand parkte.

    Danielle stemmte sich gegen ihn. „Ich fahre nicht mir dir!"

    „Na schön, dann reden wir eben gleich hier auf dem Bürgersteig."

    Es war klar, dass er es ernst meinte. Danielle warf einen Blick zu den Fenstern des Schulgebäudes. Hinter einer der vielen Scheiben spielte jetzt Lisa.

    „Also gut, lenkte sie ein, „ich habe wohl keine andere Wahl.

    Der Fahrer wollte aussteigen. Aber Nicolas winkte ab und hielt selbst Danielle die Wagentür auf. Weder beim Einsteigen noch während der kurzen Fahrt sah Danielle ihn an.

    Nicolas ließ den Fahrer außerhalb der Kleinstadt auf einem Parkplatz halten, von dem aus man einen herrlichen Blick aufs Meer hatte. Hier waren sie ungestört.

    Sobald der Wagen hielt, stieß Danielle die Tür auf und stieg hastig aus. Nicolas folgte ihrem Beispiel, allerdings langsamer. Mit eisiger Miene wandte Danielle sich ihm zu und versuchte, wenigstens auf ihn zornig zu sein. Zorn war im Moment ihr einziger Schutz.

    „Worüber wolltest du denn so dringend mit mir sprechen, dass du mich praktisch entführt hast, Hoheit?", fragte sie so beherrscht wie möglich, obwohl ihr Herz dermaßen laut schlug, dass sie kaum das Donnern der Brandung an den Felsen hörte.

    Sein Gesicht wirkte wie aus Stein gemeißelt. „Du schuldest mir eine Antwort, Danielle."

    „Eine Antwort? Worauf?", fragte sie und verschränkte die Arme, damit sie zu zittern aufhörten.

    „Lass die Spielchen! Die Sache ist für dich genauso wichtig wie für mich."

    Danielle hielt sich kerzengerade und sah ihn kämpferisch an.

    Er nahm die Herausforderung an. Aus seinen blauen Augen traf sie ein eisiger Blick.

    „Erkläre mir bitte eines, sagte er gepresst. „Wieso weist hier in Land’s End an der Küste von Cornwall ein kleines Mädchen eine verblüffende Ähnlichkeit mit einem Kinderporträt auf, das im Schloss meines Vaters auf Alderney hängt? Und ich spreche nicht von irgendeinem Porträt, Danielle, sondern von meinem.

    2. KAPITEL

    Diesen Moment hatte Danielle jahrelang gefürchtet. Nun war er da, und alles kam noch viel schlimmer als erwartet.

    Der Mutterinstinkt verlangte, dass sie Lisa mit allen Mitteln beschützte. Doch das Gewissen sagte ihr, dass Nicolas ein Recht hatte, die Wahrheit zu erfahren – was immer auch daraus entstehen mochte.

    „Danielle! Nicolas klang heiser vor Aufregung. „Sag es mir! Ist Lisa meine Tochter?

    „Ja." Danielle konnte nur flüstern. Dieses eine Wort würde das Leben dreier Menschen unwiderruflich verändern. Sie hatte gar keine andere Wahl. Es war eine Sache, nicht zu Nicolas zu gehen und ihm zu sagen, dass er ein Kind hatte. Ihm auf eine direkte Frage mit einer Lüge zu antworten war etwas ganz anderes.

    „Verdammt, warum hast du es mir nie gesagt?", fragte er gereizt.

    Sie war froh, dass er zornig wurde. Denn dadurch fand sie die Kraft, ihm standzuhalten. „Du warst nicht hier", hielt sie ihm vor. Noch heute schmerzte sie diese Tatsache. In seiner Liebe hatte Danielle sich dermaßen sicher gefühlt, dass sie zum ersten Mal im Leben zu träumen wagte. Was war sie doch für ein albernes Mädchen gewesen!

    Sie hatte sich ein Luftschloss gebaut. Und als ihr Prinz fortging, brach es über ihr zusammen. Erst nach seiner Abreise erfuhr Danielle, dass sie schwanger war. Irgendwie hatte sie das überlebt. Dann würde sie auch den heutigen Tag durchstehen.

    „Als ich fortging, sagte er kühl, „hatte ich keinen Grund anzunehmen, du könntest schwanger sein. Wie ist es überhaupt dazu gekommen?

    Anstatt zu antworten, zog sie bloß spöttisch die Augenbrauen hoch.

    „Du weißt schon, wie ich das meine, entgegnete er ungeduldig. „Wir waren immer vorsichtig.

    Weil ihre Mutter sie zurückgelassen hatte, war Danielle von der Großmutter aufgezogen worden. Sie hatte sich geschworen, niemals den Fehler ihrer Mutter zu wiederholen. Nicolas war ihr erster – und einziger – Liebhaber. In jenem herrlichen Sommer hatte er trotz aller Leidenschaft stets darauf geachtet, sie zu schützen. Das empfand Danielle damals als einen weiteren Beweis seiner Liebe. Heute dachte Danielle anders darüber: Leider zeigte es nur, dass zwei Fehler gleichzeitig passieren können.

    „Nichts ist absolut sicher, sagte sie, „und wir sind nicht die Einzigen, denen so etwas jemals passiert ist.

    „Na gut, erwiderte er kurz angebunden. „Ich war nicht hier. Aber du hast gewusst, wo du mich findest. Warum hast du es nicht einmal versucht?

    „Nun, was denkst du wohl?", fragte sie kühl und sah ihm direkt in die Augen.

    Er wandte den Blick ab, und für einen Moment tat er ihr sogar leid. Tu das nicht, warnte sie sich. Warum sollte sie es Nicolas erleichtern? Wahrscheinlich erinnerte er sich noch an den Tag, an dem er ihre Träume zerstört hatte.

    Nach einigen Sekunden schaute er sie an. „Ich finde trotzdem, dass du mir wegen des Kindes hättest Bescheid sagen müssen."

    Als ob sie nicht oft mit dem Gewissen gerungen hätte! Der Stolz hatte sie von Nicolas ferngehalten, weil ihr eine schmerzhafte Lektion genügte. Danielle brauchte keine zweite. Allerdings ging es damals nicht um sie, sondern um das Kind. War es für Lisa schlimmer, gar keinen Vater in ihrem Leben zu haben? Oder würde sie unter einem Mann mehr leiden, der kein Vater sein wollte und sie jederzeit im Stich lassen konnte – so, wie er ihre Mutter sitzen gelassen hatte? Im Lauf der Jahre berichteten die Medien so ausführlich über den Prinzen der Herzen, dass Danielle sicher war, die richtige Entscheidung getroffen zu haben.

    „Ich habe dir nichts gesagt, erklärte sie abweisend. „Und wärst du nicht von selbst dahintergekommen, würde ich es auch jetzt nicht tun.

    „Dein Geheimnis ist keines mehr, Danielle, und das ändert alles."

    „Wie meinst du das?", fragte sie ängstlich.

    „Sieben Jahre lang hast du Schicksal gespielt, doch damit ist nun Schluss!"

    „Aber keiner weiß es, Nicolas, das schwöre ich dir! Niemand weiß, dass wir ein Paar waren. Und ich habe niemandem verraten, wer Lisas Vater ist. Ich werde dich nie in der Öffentlichkeit bloßstellen oder dich verklagen oder sonst etwas unternehmen. Das hätte ich schon längst machen können, wenn ich es nur wollte. Lisa und mir geht es gut, und darum braucht sich nichts zu ändern. Wir beide gehen unseres Weges, und du gehst deines Weges."

    „Erwartest du im Ernst, fragte er ungläubig, „dass ich mich einfach umdrehe und meine Tochter vergesse?

    Obwohl sie zornig war, erkannte Danielle deutlich den Unterschied zwischen dem Neunzehnjährigen, der die Verantwortung scheute, und dem erwachsenen Mann, der soeben von seinem Kind erfahren hatte. Allerdings spielten nicht seine Gefühle, sondern Lisas Belange die größere Rolle. „Nicolas, bitte, um Lisas willen! Unternimm nichts!"

    Entschlossen schüttelte er den Kopf. „Ich werde ganz sicher etwas unternehmen."

    „Und was wirst du unternehmen, Hoheit?", fragte Danielle scharf. Die Sorge um ihre Tochter verlieh ihr ungeahnte Kräfte.

    „Woher soll ich das wissen?, erwiderte er hitzig. „Aber mir wird schon etwas einfallen, auch wenn du mir nicht dabei helfen willst.

    „Ich will, dass du wie vor sieben Jahren verschwindest. Du möchtest ja offenbar lieber Schwierigkeiten machen. Und deshalb hör mir gut zu! Ich werde genau darauf achten, wie sich etwas auf meine Tochter auswirkt! Etwas sanfter fügte sie hinzu: „Mir geht es nur darum, dass Lisa glücklich ist.

    Nicolas’ Ärger verflog auf der Stelle. „Mir auch, ob du es glaubst oder nicht, versicherte er. „Wir müssen eine Lösung finden, wir beide.

    Doch Danielle winkte ab. „Jetzt kann ich nicht mit dir darüber reden. Ich muss zur Arbeit." Vor allem musste sie weg von ihm, um wieder klar denken zu können.

    „In Ordnung, lenkte er ein. „Heute Abend. Ich komme zu dir.

    „Nein!", rief sie betroffen.

    „Dann im Schloss. Hast du jemanden, der sich um Lisa kümmert?"

    „Ja, entgegnete Danielle erschöpft. „Ich werde um acht da sein.

    Danielle stieg auf dem Parkplatz der Schule aus, wo sie ihren Wagen abgestellt hatte. Anschließend wies Nicolas den Fahrer an, ihn nach Hause zu fahren.

    Nach Hause. Für Nicolas klang das merkwürdig. Man nannte ihn einen Weltbürger, und er war stets mehr auf Reisen gewesen als zu Hause. Auf absehbare Zeit würde er allerdings in Cornwall in dem Schloss leben, das seit langer Zeit zum Besitz seiner Familie gehörte. Dabei war Nicolas nicht aus freien Stücken nach Land’s End gekommen, sondern auf Anweisung seines Vaters.

    In seiner Jackentasche raschelte das Blatt Papier, das er bei der Ankunft auf Alderney Castle am schmiedeeisernen Portal vorgefunden hatte. Dieses Blatt war nicht nur der Grund für seinen Besuch in der Schule. Es hatte Nicolas’ Leben auf den Kopf gestellt.

    Er sah wieder das hübsche kleine Mädchen vor sich, das er heute kennengelernt hatte. Sein kleines Mädchen … Er schluckte heftig, als er sich an ihr Gesicht erinnerte, das seinem unglaublich ähnelte. Wie hatte Danielle nur verschweigen können, dass er eine Tochter hatte?

    „Telefon für Sie, Hoheit", meldete der Fahrer.

    Es war Nicolas’ Vater. „Ich wollte hören, wie es dir seit der Abreise von Alderney ergangen ist", sagte König Victor.

    „Du meinst, seit du mich weggeschickt hast", stellte Nicolas klar. Nach der Herzoperation seines Vaters hatte Nicolas die Hauptlast der Regierungsgeschäfte getragen. Doch nun hatte König Victor sich völlig erholt. Außerdem war Nicolas’ älterer Bruder Eric, der Thronerbe, mit seiner Frau Julie aus den Flitterwochen zurück und widmete sich wieder seinen Pflichten. Daher wollte der König, dass Nicolas andere Aufgaben erfüllte.

    „Ja, seit ich dich nach Land’s End geschickt habe", bestätigte König Victor.

    Nicolas hatte schon längst gelernt, dass es keinen Sinn hatte, mit seinem Vater über die ihm zugeteilten Aufgaben zu diskutieren. Außerdem gab es für Nicolas im Moment Wichtigeres – worüber er allerdings nicht mit seinem Vater sprechen würde. Lisas Existenz hätte den König nur in der Ansicht bestärkt, dass sein jüngerer Sohn kein Verantwortungsgefühl besaß.

    „Hast du schon entschieden, was ich machen soll?", fragte Nicolas.

    „Was würdest du denn gern machen?"

    Auf solche Spiele ließ Nicolas sich nicht ein. „Ich stehe wie üblich für alles bereit", versicherte er ruhig.

    Sein Vater schwieg einen Moment, als müsste er überlegen. „Wie wäre es mit Urlaub?"

    „Urlaub? Wieso denn das?"

    „Nun, ich hatte durch die Operation eine Pause, und Eric war auf Hochzeitsreise. Warum solltest du nicht auch eine Weile ausspannen?"

    „Ich brauche keine Ferien, wehrte Nicolas ab. Wonach er sich jetzt dringend sehnte, war sein üblicher ruheloser Lebensstil, um Energie abzubauen. Vor allem wollte Nicolas nicht zum Nachdenken kommen. „Was soll ich also machen, solange ich hier bin?

    „Wonach dir gerade ist."

    „Ich soll …? Als Prinz?" Nicolas lachte, doch es klang alles andere als heiter. Er war nicht wie sein Vater oder sein pflichtbewusster älterer Bruder. Schon immer hatte Nicolas Grenzen überschritten und war oft übers Ziel hinausgeschossen. Zwar durch Geburt ein Prinz, entsprach sein Charakter eher einem Rebellen. Auch wenn Nicolas sich nie einer königlichen Anordnung widersetzt hatte, die Erwartungen seines Vaters enttäuschte er dennoch stets.

    „Tu, was getan werden muss, mein Sohn. Und vertrau darauf, dass mit der Zeit alles an den rechten Platz rückt", entgegnete der König unbeeindruckt.

    „Wie du wünschst." Nicolas legte den Hörer in die Halterung des Autotelefons, nachdem sein Vater die Verbindung unterbrochen hatte. Heftig schüttelte Nicolas den Kopf. Es trieb ihn zum Wahnsinn, wenn sich der König dermaßen unklar ausdrückte.

    Die Limousine passierte die Zufahrt zum Schloss und hielt vor dem schmiedeeisernen Tor. Diesmal steckte dort kein Zettel. Nicolas kam es vor, als hätte er die Nachricht bereits vor endlos langer Zeit gefunden, jene Botschaft, die er zuerst zerreißen wollte. Auf den zweiten Blick hatte er festgestellt, dass die Worte nicht mit Lippenstift, sondern mit einem roten Buntstift geschrieben worden waren. Und Nicolas hatte die ungelenke Schrift eines Kindes erkannt.

    Seines Kindes! Hatte es ihn deshalb unwiderstehlich zur Schule hingezogen?

    Nachdem er das Tor geöffnet hatte, lenkte der Chauffeur den Wagen zum Haupteingang.

    „In welches Zimmer soll ich Ihr Gepäck bringen, Hoheit?"

    „Ist mir egal."

    „In dieser Jahreszeit hat man von der Nordsuite einen schönen …"

    „Ja, ja, wie auch immer."

    „Kann ich anschließend etwas für Sie …"

    „Ja, erwiderte Nicolas. „Verschwinden Sie.

    Der junge Mann sah ihn verblüfft an. „Wie bitte?"

    „Sie haben mich schon verstanden, Sloane. Verschwinden Sie!"

    „Meinen Sie … für immer? Ihr Vater sagte bei der Einstellung, meine Dienste würden mindestens bis zum Jahresende gebraucht."

    Nicolas sah ihn sich genauer an. Er ist jung, etwa neunzehn, genau in dem Alter also, in dem man aus Selbstsucht dumme Fehler begeht, dachte Nicolas. Attraktiv, selbstsicher und offenbar redselig – das alles ärgerte ihn im Moment unbeschreiblich. „Wie heißen Sie richtig?"

    „Sloane, Gary Sloane, aber Gary klingt für einen Chauffeur nicht gut, erwiderte der junge Mann und fügte verlegen hinzu: „Hoheit …

    „Wie alt sind Sie?"

    „Neunzehn."

    Also ein Volltreffer. „Hören Sie, Sloane. Wenn ich Sie feuern möchte, sage ich, Sie sind gefeuert. Wenn ich will, dass Sie verschwinden, sage ich, Sie sollen verschwinden. Verstehen Sie den Unterschied?"

    „Selbstverständlich, Hoheit."

    „Gut." Nicolas lief die Stufen hinauf und riss die Tür auf.

    „Hoheit!"

    Nicolas blieb stehen und drehte sich um. „Sind Sie noch nicht verschwunden, Sloane?"

    „Nein, ich meine, noch nicht ganz. Ich wollte nur wissen, wie lange ich verschwunden bleiben soll."

    „Bis morgen früh."

    „Aber, Hoheit, wandte der Fahrer ein, „ich wohne hier im Schloss. Der König hat mich auch als Hausmeister und Verwalter eingestellt. Das war früher Julies Aufgabe, aber nachdem sie Prinz Eric geheiratet hat und …

    Nicolas winkte ab. „Kommen Sie woanders unter?"

    Sloane runzelte die Stirn. „Na ja, vielleicht bei meiner Schwester. Sie ist …"

    „Schön, machen Sie das. Nun verschwinden Sie. Bis morgen früh."

    „Ja, Hoheit."

    „Ach, Sloane, noch etwas."

    „Ja?"

    „Wohin ich gehe, was ich tue und mit wem ich spreche, geht nur mich etwas an. Nicht Sie oder Ihre Schwester oder sonst jemanden. Ist das klar?"

    „Glasklar, Hoheit", versicherte Sloane und salutierte schneidig.

    Seufzend betrat Nicolas das Schloss und schlug das schwere Portal hinter sich zu.

    Zum Glück traf an diesem Nachmittag bei der Polizei kein Notruf ein. Danielle konnte sich ganz auf ihre Sorgen konzentrieren.

    Nicolas wusste Bescheid!

    Was, wenn er ihr Lisa wegzunehmen versuchte? Er war reich und mächtig und würde einen Prozess mühelos gewinnen. Wie sollte sie ohne Lisa leben? Die Angst machte Danielle fast verrückt.

    Allein die Vorstellung war ihr unerträglich, sodass Danielle die schrecklichen Gedanken verbannte. Nicolas würde so etwas nie machen. Das konnte er ihr nicht antun. Ein Frauenheld wie er wollte sich bestimmt nicht mit einem Kind belasten. Nein, in dem Punkt brauchte sie sich keine Sorgen zu machen. In anderen Fragen lagen die Dinge anders.

    Lisa sehnte sich nach sehr viel Zuwendung und Aufmerksamkeit. Nicolas käme wie gerufen und konnte die Lücke füllen – zumindest für eine Weile. Er war charmant, und kein weibliches Wesen konnte seiner Ausstrahlung widerstehen. Das Alter spielte dabei keine Rolle. Außerdem hatte er Lisa gerettet. Danielle sah noch deutlich vor sich, wie dankbar ihre Tochter ihn angestrahlt hatte. Vor allem aber war er ein Prinz, allein schon deshalb musste Lisa ihn ins Herz schließen.

    Wohin sollte das führen? Danielle kannte die Antwort. Genau zu jener Katastrophe, die sie selbst erlebt hatte – zu Einsamkeit und zerstörten Träumen.

    Nicolas ging ruhelos durch die langen Korridore des Schlosses.

    Was er an diesem Tag erfahren hatte, warf ihn völlig aus der Bahn. Er hatte ein Kind – eine Tochter!

    Nichts hatte ihn darauf vorbereitet, und nun wusste er nicht, wie er sich verhalten sollte. Kam er am Kühlschrank vorbei, hätte er am liebsten eine Flasche Champagner geöffnet und gefeiert. Kam Nicolas in die Bibliothek, sehnte er sich nach etwas Stärkerem aus dem Barschrank, um die Nerven zu beruhigen.

    Beim Anblick des Telefons überlegte er, ob er seinen Bruder oder seinen Freund Prinz Jean-Luc anrufen sollte, damit sie ihn moralisch unterstützten. Sah Nicolas zufällig aus einem Fenster zur Stadt, überlegte er, was seine Tochter jetzt tat. Blickte er in einen Spiegel, überlegte Nicolas, was er eigentlich machte. Wenn die große Standuhr schlug, fragte er sich, wie er durchhalten sollte, bis Danielle um acht Uhr heimkam.

    Bisher hatte er nie mit dem Gedanken gespielt, Vater zu werden. Zur Vaterschaft war schließlich einiges nötig. Zuerst sagte ein Geistlicher: „Sie dürfen die Braut jetzt küssen. Und irgendwann sagte ein Arzt: „Gratuliere, es ist ein …

    Es ist ein Mädchen. Schlagartig plagte ihn schlechtes Gewissen, weil er Lisa bei Erics und Julies Hochzeit hier auf Alderney Castle nicht weiter beachtet hatte. Der jüngste Gast des Festes war allerdings voll auf den König konzentriert gewesen, den Lisa mit ihrem bezaubernden Lächeln für sich gewonnen hatte.

    Nicolas’ Aufmerksamkeit richtete sich mehr auf Danielle, die er nach sieben Jahren zum ersten Mal wiedersah. Die unverändert starke Anziehungskraft überwältigte ihn völlig. Dabei sprach er nicht mal mit Danielle, weil sie ihm aus dem Weg ging. Nicolas war klar, dass er ihr damals das Herz gebrochen hatte. Darum respektierte er ihre Wünsche und suchte ihre Nähe nicht. Trotzdem konnte er den Blick nicht von ihr wenden.

    Bei der Hochzeit traf es ihn wie ein Schlag, dass das kleine blonde Mädchen Danielles Tochter war. Eifersucht packte Nicolas, weil Danielle so schnell einen anderen Mann geliebt hatte. Doch wieso eigentlich nicht? Schließlich hatte er sich von ihr zurückgezogen, damit sie einen Mann fand, der sie heiratete, der Verantwortung übernahm und auf den sie sich verlassen konnte. Dieser andere Mann sollte ihr Kinder und alles Glück schenken, das sie verdiente.

    Als Nächstes fand er heraus, dass es gar keinen Ehemann gab. Es machte Nicolas zornig, dass sein Nachfolger Danielle mit dem Kind allein gelassen hatte. Keinen Moment dachte er daran, dass das Kind von ihm selbst sein könnte. Da schätzte Nicolas Lisa noch auf vier oder höchstens fünf Jahre. Erst die Tatsache, dass sie schon zur Schule ging, hatte ihm heute Vormittag die Augen geöffnet. Die Ähnlichkeit zwischen ihnen hatte den letzten Zweifel beseitigt.

    Danielles kleines Mädchen hatte keinen Vater, weil er selbst der Vater war!

    Er brauchte keine neun Monate auf sein Kind zu warten. Nicolas war von einem Moment zum anderen Vater geworden. Dabei wusste er herzlich wenig über kleine Mädchen und noch weniger über seine Tochter. Lisa hatte die ersten sechs Lebensjahre ohne ihn verbracht. Sie hatte Vorlieben und Abneigungen, liebenswerte und weniger angenehme Charakterzüge sowie Stärken und Schwächen entwickelt, von denen Nicolas nichts wusste.

    Nein, so ganz stimmte das nicht. Alles Königliche faszinierte sie so sehr, dass sie sich für eine Prinzessin hielt – ohne zu wissen, dass es sogar zutraf. Wie sie sich unbeirrt vor den anderen Kindern präsentierte, bewies, dass Lisa den Mut ihrer Mutter geerbt hatte. Und sie war verwundbar. Deshalb hatte Nicolas sie gerettet, obwohl er sie da noch gar nicht kannte. Beim Lesen der Nachricht hatten ihn nicht nur die mit rotem Buntstift geschriebenen Worte berührt. Es war mehr gewesen.

    Hatte sie

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