Heiratsschwindler liebt man nicht: Fürstenkrone 272 – Adelsroman
Von Corinna Sandberg
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Über dieses E-Book
Romane aus dem Hochadel, die die Herzen der Leserinnen höherschlagen lassen. Wer möchte nicht wissen, welche geheimen Wünsche die Adelswelt bewegen? Die Leserschaft ist fasziniert und genießt "diese" Wirklichkeit.
"Fürstenkrone" ist vom heutigen Romanmarkt nicht mehr wegzudenken.
In dem Boot mit dem orangefarbenen Segel saßen ein blondlockiges Mädel von etwa zwanzig Jahren und eine elegante Dame. Marietta Alpach, die Herrin von Gut Alpach, ließ fast ausschließlich ihre Tochter Norma mit dem Segel hantieren. Dem sportlichen Mädchen machte das nichts aus. In ihren Shorts und mit der hellen Bluse war Norma bildhübsch. Der Wind zauste ihre Haare. Die blauen Augen in dem sonnengebräunten Gesicht lachten und strahlten. Norma war schlank und biegsam wie eine Gerte. Sie bewegte sich an Bord sehr sicher und bog sich weit zurück, als sie das Bugstag bewegte. »Paß auf, Norma, sonst fällst du ins Wasser!« warnte Frau Marietta aufgeregt. Norma lachte nur. Sie kommt auf ihren Vater heraus, dachte die Gutsherrin. Wolfgang Alpach war zeit seines Lebens ein lachender Draufgänger gewesen. Bei einem Reitunfall, als er einen gewagten Sprung über einen Graben hinweg versuchte, war er tödlich verunglückt. Das lag jetzt sechs Jahre zurück. Frau Marietta hatte nicht wieder geheiratet, ja, nicht einmal einen ernsthaften Verehrer geduldet. Dennoch sehnte sie sich insgeheim manchmal nach männlicher Nähe. Sie fühlte sich mit ihren fünfundvierzig Jahren noch zu jung für ein ewiges Alleinsein. Sie trug beim Segeln einen blauseidenen Hosenanzug, und sie war darauf erpicht, daß der Wind ihr die Frisur nicht in Unordnung brachte. Auf äußere wie innere Haltung in jeder Lebenslage legte Frau Marietta großen Wert.
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Buchvorschau
Heiratsschwindler liebt man nicht - Corinna Sandberg
Fürstenkrone
– 272 –
Heiratsschwindler liebt man nicht
Unveröffentlichter Roman
Corinna Sandberg
In dem Boot mit dem orangefarbenen Segel saßen ein blondlockiges Mädel von etwa zwanzig Jahren und eine elegante Dame. Marietta Alpach, die Herrin von Gut Alpach, ließ fast ausschließlich ihre Tochter Norma mit dem Segel hantieren. Dem sportlichen Mädchen machte das nichts aus.
In ihren Shorts und mit der hellen Bluse war Norma bildhübsch. Der Wind zauste ihre Haare. Die blauen Augen in dem sonnengebräunten Gesicht lachten und strahlten.
Norma war schlank und biegsam wie eine Gerte. Sie bewegte sich an Bord sehr sicher und bog sich weit zurück, als sie das Bugstag bewegte.
»Paß auf, Norma, sonst fällst du ins Wasser!« warnte Frau Marietta aufgeregt.
Norma lachte nur. Sie kommt auf ihren Vater heraus, dachte die Gutsherrin. Wolfgang Alpach war zeit seines Lebens ein lachender Draufgänger gewesen. Bei einem Reitunfall, als er einen gewagten Sprung über einen Graben hinweg versuchte, war er tödlich verunglückt.
Das lag jetzt sechs Jahre zurück. Frau Marietta hatte nicht wieder geheiratet, ja, nicht einmal einen ernsthaften Verehrer geduldet. Dennoch sehnte sie sich insgeheim manchmal nach männlicher Nähe. Sie fühlte sich mit ihren fünfundvierzig Jahren noch zu jung für ein ewiges Alleinsein.
Sie trug beim Segeln einen blauseidenen Hosenanzug, und sie war darauf erpicht, daß der Wind ihr die Frisur nicht in Unordnung brachte. Auf äußere wie innere Haltung in jeder Lebenslage legte Frau Marietta großen Wert. Sie war davon überzeugt, daß nur schwache Charaktere sich gehenließen. Für sie fing der Zusammenbruch ihrer Weltanschauung mit einer Falte im Kleid oder mit einem zu weich gekochten Frühstücksei an.
Wenn man das vermied, konnte man auch die großen Katastrophen bestehen, fand sie.
Sie sah auf ihre goldene kostbare Uhr.
»Norma, wir müssen bald ans Ufer zurück. Ein Herr vom Landwirtschaftsverband hat sich angesagt. Es gilt, über die Zukunft von Gut Alpach zu sprechen.«
»Ach, das kann doch auch Hubert Meiring erledigen. Diese Verbandsgeschichten sind ebenso langweilig wie langwierig. Im Grund genommen ändert sich doch nichts.«
Im stillen gab Frau Marietta ihrer Tochter recht. Laut aber sagte sie: »Ich muß anwesend sein. Es würde sonst den Anschein erwecken, daß der Gutsherrin ihr Besitz völlig gleichgültig sei. Wir haben alle unsere Pflichten, mein Kind, jeder muß daran denken, was er seiner Position schuldig ist.«
Sie ist immer so würdevoll und zurückhaltend, dachte Norma. Obwohl sie meine Mutter ist, weiß ich doch nicht recht, was für ein Mensch sich dahinter verbirgt. Bei Frau Marietta war alles wohldosiert, auch die Zärtlichkeiten, die sie ihrer Tochter früher hatte angedeihen lassen.
Norma druckste herum. Sie hatte vorgehabt, mit ihrer Mutter auf dem See über ein Thema zu sprechen, das ihr sehr am Herzen lag. Ihre Liebe zu Dr. Norbert Weimershaus nämlich. Er war acht Jahre älter als sie und hatte die Landarztpraxis des alten Dr. Theo Stoffel vor einem Vierteljahr übernommen.
Norma war ihm auf einem Ball begegnet, seitdem war es um sie geschehen. Frau Marietta wußte, daß ihre Tochter sich zu dem jungen Arzt hingezogen fühlte. Sie hielt nichts von dieser Verbindung, tat sie als eine Schwärmerei ab und hatte bisher verstanden, jede ernstere Erörterung darüber zu vermeiden.
Norma erwähnte, um ihre Mutter gütig zu stimmen, erst einmal die Schönheit des Chiemsees und dieses Tages.
»Es ist herrliches Wetter. Wie blau doch der Himmel ist. Sieh nur, dort schwimmt eine Schwanenfamilie mit ihren Jungen.«
»Ja, sehr schön.«
Man sah das Schloß Herrenchiemsee, das unter dem Bayernkönig Ludwig II. erbaut worden war. Wie auf einem Gemälde hob es sich auf der Herreninsel gegen den klaren Himmel. Vögel flogen darüber hin. Wenige Wölkchen zogen über den Himmel.
»Was hältst du eigentlich von Dr. Weimershaus?« fragte Norma. »Man hört, er ist ein tüchtiger Arzt.«
»Ich kann das nicht beurteilen«, antwortete Frau Marietta kühl. »Wenn ich unpäßlich bin, begebe ich mich zu einem Spezialisten nach Salzburg. Ich würde mich doch nie von einem Landarzt behandeln lassen.«
»Wir sind hier aber in einer ländlichen Gegend«, stellte Norma fest. »Die anderen tun es alle, und Norbert, Dr. Weimershaus, versteht sein Fach.«
Frau Marietta ging nicht darauf ein, daß ihre Tochter den Arzt beim Vornamen nannte. Sie brachte ihre Lateinkenntnisse an.
»Quod licet Jovi, non licet bovi, liebes Kind.« Auf Normas fragenden Blick hin übersetzte sie: »Was dem Jupiter erlaubt ist, ziemt sich für das Rind noch lange nicht.« Sie kehrte das Sprichwort um. »Für unser Gesinde und die Landbevölkerung in der Umgebung mögen Dr. Weimershaus’ Fähigkeiten ausreichend sein. Ich bin anspruchsvoller.«
»Hm.« Dieser Versuch war abgeschlagen. Mit seiner beruflichen Tüchtigkeit konnte Norma ihre Mutter nicht für den Arzt einnehmen. Weil ihr kein Umweg mehr einfiel, platzte sie heraus: »Ich würde Norbert gern am Sonntagnachmittag zum Kaffee einladen, damit ihr euch näher kennenlernt.«
Frau Marietta hob die feingezupften Brauen. Der Herr vom Landwirtschaftsverband war vergessen.
»Wozu sollte das nützlich sein, liebes Kind?«
Die Anrede gefiel Norma überhaupt nicht. Sie fühlte sich geschulmeistert.
»Ich bin dreiundzwanzig Jahre alt und volljährig, Mutter!«
»Jaja, völlig erwachsen, ich weiß. Nur gelegentlich noch etwas unreif.« Frau Marietta ließ sich nicht gern an ihr Alter erinnern. Sie bezeichnete sich konstant als einundvierzig Jahre alt und gedachte, das noch ein paar Jährchen zu bleiben. Deshalb mißfiel es ihr, wenn Norma ihre dreiundzwanzig Jahre erwähnte, denn damit wurde Frau Mariettas Altersangabe in Frage gestellt. »Fühlst du dich nicht wohl, daß du diesen Dr. Weimershaus sehen möchtest? Dann wäre sein Besuch zum Kaffee wohl nicht der rechte Anlaß.«
Jetzt konnte Norma nicht länger zurückhaltend sein. Sie bewegte das Steuer, bis das Segelboot besser am Wind lag.
»Nein, Mutter, ich bin keineswegs krank – aber verliebt. In diesen Dr. Norbert Weimershaus nämlich.«
Frau Marietta blieb völlig ruhig.
»Das habe ich mir schon gedacht. Du kannst eine bessere Partie finden als diesen Mann. Ein Landarzt, ich bitte dich!«
»Mutter, wir leben auch auf dem Land.«
»Das ist wohl etwas anderes. Wir besitzen ein Gut. Mir schwebt für dich vielleicht ein Adliger vor, mit einem stattlichen Landbesitz. Das würde sich gut ergänzen. Oder, falls das nicht geht, ein Akademiker, aber doch kein Landarzt. Aus vermögendem, gutem Hause natürlich. Von einem Künstler würde ich dir abraten, das sind schwierige Leute, die meist in wirtschaftlicher Unsicherheit leben. Ich weiß das.«
Frau Marietta war in ihrer Jugend am Theater gewesen. Der Gutsherr hatte sie bei einer Aufführung des Residenz-Theaters in München kennengelernt und fast vom Fleck weg geheiratet.
»Am liebsten wäre dir wohl, ein Prinz würde um mich anhalten«, bemerkte Norma. »Aber ich liebe nun einmal Norbert.«
Frau Marietta seufzte. Sie erklärte Norma, wie sie die Angelegenheit sah.
»Bei einem Landarzt hast du ein elendes Leben. Seine Sprechstunden sind überlaufen. Er ist ständig zu Krankenbesuchen unterwegs oder wird abberufen. Ein Familienleben ist da nicht möglich. Man holt ihn dir mitten in der Nacht weg, weil jemand Bauchschmerzen hat, oder er muß fort, falls ihr tatsächlich einmal ausgehen wollt, und du stehst allein da. Außerdem ist ein Landarzt, schlichtweg gesagt, ein Feld-, Wald- und Wiesendoktor. Mit ihm kannst du wirklich keinen Staat machen.«
»Mutter, ich bitte dich!« Jetzt regte Norma sich langsam auf. »Norbert ist praktischer Arzt, das bedeutet allerhand. Er muß auf jedem Gebiet beschlagen sein. Und so schlimm, wie du es hinstellst, ist das Leben eines Landarztes auch nicht. Er genießt hohes Ansehen. Über die finanzielle Seite mag ich mich nicht äußern, sie ist für mich unerheblich. Aber ich kann mir nicht vorstellen, daß es da Probleme gäbe.«
»Trau, schau wem. Dein Dr. Weimershaus kann jedenfalls kein Gutsherr sein. Entweder er hat seine Praxis, oder er leitet das Gut. Beides zusammen ist unmöglich.«
»Du bist die Gutsherrin und bewältigst diese Aufgabe tadellos, Mutter. Später könnte ich in