Zur falschen Zeit am falschen Ort: Dr. Norden Extra 118 – Arztroman
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Über dieses E-Book
Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben.
Für Dr. Norden ist kein Mensch nur ein 'Fall', er sieht immer den ganzen Menschen in seinem Patienten. Er gibt nicht auf, wenn er auf schwierige Fälle stößt, bei denen kein sichtbarer Erfolg der Heilung zu erkennen ist. Immer an seiner Seite ist seine Frau Fee, selbst eine großartige Ärztin, die ihn mit feinem, häufig detektivischem Spürsinn unterstützt. Auf sie kann er sich immer verlassen, wenn es darum geht zu helfen.
»Drei Cappuccini und zweimal heiße Schokolade«, rief Nora Czerny ihrer Tochter Angelina, die wie immer hinter dem Tresen stand und für die Getränke zuständig war, fröhlich zu. »Kommt sofort!« war die ebenso unbeschwerte Antwort. Wie an jedem Wochentag war das kleine Vorstadtcafé auch an diesem Dienstag mittag gut besucht. Schüler nutzten die Pause vor dem Nachmittagsunterricht und drängten sich bei einer Tasse heißer Schokolade um die kleinen Tische. Auch Geschäftsleute fanden den Weg in Noras Kaffeehaus und genossen das täglich wechselnde Angebot an einfachen, aber ausgezeichneten Speisen, um sich für die restlichen Arbeitsstunden zu stärken. Nora hatte alle Hände voll zu tun, aber dank der tatkräftigen Unterstützung ihrer Tochter Angelina ging ihr die Arbeit leicht und mit viel Freude von der Hand. Mit feuerrotem Haar und grünen Augen wirbelte sie wie eine Hexe zwischen den Tischen hindurch und versprühte ihren besonderen Charme, dem sich kaum jemand entziehen konnte. Die Frauen unter ihren Gästen liebten Noras verständnisvolle Ader. Sie kannte die Männer wie keine andere und hatte für jedes Problem eine Lösung zur Hand, ohne jedoch besserwisserisch zu wirken. Die Herren der Schöpfung dagegen schätzten ihren messerscharfen Verstand und die Art und Weise, wie sie in ihnen das Verständnis für das weibliche Geschlecht zu wecken vermochte. »Das ist unglaublich, Mama«, bemerkte Angelina mehr als einmal. »Wie machst du das nur, dass dich alle Menschen lieben?« »Ich versuche einfach, jedem zuzuhören, und seine Sorgen und Probleme ernst zu nehmen und zu verstehen. Das ist gar nicht so schwierig, wie es sich anhört«, antwortete Nora stets schulterzuckend. »Aber irgendwie scheint diese Kunst heutzutage mehr und mehr in Vergessenheit zu geraten. Dabei kann es so einfach sein.
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Dr. Norden
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Rezensionen für Zur falschen Zeit am falschen Ort
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Buchvorschau
Zur falschen Zeit am falschen Ort - Patricia Vandenberg
Dr. Norden Extra
– 118 –
Zur falschen Zeit am falschen Ort
Auch Engel fühlen sich mal allein
Patricia Vandenberg
»Drei Cappuccini und zweimal heiße Schokolade«, rief Nora Czerny ihrer Tochter Angelina, die wie immer hinter dem Tresen stand und für die Getränke zuständig war, fröhlich zu.
»Kommt sofort!« war die ebenso unbeschwerte Antwort.
Wie an jedem Wochentag war das kleine Vorstadtcafé auch an diesem Dienstag mittag gut besucht. Schüler nutzten die Pause vor dem Nachmittagsunterricht und drängten sich bei einer Tasse heißer Schokolade um die kleinen Tische. Auch Geschäftsleute fanden den Weg in Noras Kaffeehaus und genossen das täglich wechselnde Angebot an einfachen, aber ausgezeichneten Speisen, um sich für die restlichen Arbeitsstunden zu stärken. Nora hatte alle Hände voll zu tun, aber dank der tatkräftigen Unterstützung ihrer Tochter Angelina ging ihr die Arbeit leicht und mit viel Freude von der Hand. Mit feuerrotem Haar und grünen Augen wirbelte sie wie eine Hexe zwischen den Tischen hindurch und versprühte ihren besonderen Charme, dem sich kaum jemand entziehen konnte. Die Frauen unter ihren Gästen liebten Noras verständnisvolle Ader. Sie kannte die Männer wie keine andere und hatte für jedes Problem eine Lösung zur Hand, ohne jedoch besserwisserisch zu wirken. Die Herren der Schöpfung dagegen schätzten ihren messerscharfen Verstand und die Art und Weise, wie sie in ihnen das Verständnis für das weibliche Geschlecht zu wecken vermochte.
»Das ist unglaublich, Mama«, bemerkte Angelina mehr als einmal. »Wie machst du das nur, dass dich alle Menschen lieben?«
»Ich versuche einfach, jedem zuzuhören, und seine Sorgen und Probleme ernst zu nehmen und zu verstehen. Das ist gar nicht so schwierig, wie es sich anhört«, antwortete Nora stets schulterzuckend. »Aber irgendwie scheint diese Kunst heutzutage mehr und mehr in Vergessenheit zu geraten. Dabei kann es so einfach sein. Siehst du zum Beispiel diese Frau dort drüben?« Nora deutete mit dem Kinn in Richtung eines kleinen Bistrotisches, an dem eine schick gekleidete ältere Dame saß und einen handgeschriebenen Brief las. Sie lächelte still vor sich hin und machte einen vollkommen glücklichen Eindruck.
»Was ist mit ihr?« erkundigte sich Angelina neugierig. Sie kannte die Kunden zwar vom Sehen. Da sie aber meistens hinter der Theke stand und Getränke zapfte, hatte sie nicht soviel Kontakt zu den Gästen wie Nora.
»Vor ein paar Wochen hat mir Frau Bern ihre Sorgen geklagt. Sie hat einen Sohn, zu dem der Kontakt nach der Trennung von ihrem Mann völlig abgebrochen ist. Ihr Ex-Mann hat wohl keine Gelegenheit ausgelassen, sie vor dem Sohn schlecht zu machen.«
»So eine Gemeinheit.«
»Das fand ich auch, zumal die Geschichte inzwischen Jahre her ist.« Nora hielt inne und räusperte sich. Seit Tagen quälte sie ein unangenehmer Husten, der in der Brust schmerzte.
»Meinst du nicht, du solltest mal zum Arzt gehen?« fragte Angelina besorgt. Aber Nora winkte nur ab und fuhr ungerührt fort.
»Ich habe Frau Bern ein bisschen ausgefragt, nach dem Namen ihres Sohnes, der Stadt, in der er lebt und so weiter. Ein paar Nachforschungen haben genügt, um Alex und seine Familie zu finden. Ich telefonierte mit ihm und erzählte von seiner Mutter. Stell dir vor, er ist in Tränen ausgebrochen, als er die Wahrheit erfuhr«, erzählte Nora nicht ohne Stolz. »Frau Bern habe ich davon allerdings nicht viel erzählt. Ich habe ihr nur die Adresse zugesteckt, erzählt, dass Alex inzwischen selbst zwei Kinder hat und sie ermuntert, einen Brief zu schreiben. Das ist einfacher als zu telefonieren oder sich gleich zu treffen.«
»Und es hat geklappt?«
»Sieh dir doch nur ihr Gesicht an! Ach herrje, solche Geschichten machen mich so glücklich, dass ich selbst gleich anfangen könnte zu weinen«, bemerkte Nora, als Frau Bern ein besticktes Taschentuch hervorholte und sich unauffällig die Augen betupfte.
»Das kann ich mir vorstellen«, erklärte Angelina mit warmer Stimme und bedachte ihre Mutter mit einem stolzen Blick. Noch nie hatte sie eine derart außergewöhnliche Frau kennengelernt, wie ihre Mutter es war. So wollte sie selbst eines Tages sein. Sie träumte davon, soviel Glück und Freude zu stiften, wie Nora es tat. »Und irgendwann möchte ich so werden wie du!« Der Lärm und das Stimmengewirr um Mutter und Tochter drang nur gedämpft zu den beiden durch, so vertieft waren sie in ihr Gespräch.
Nora hustete und seufzte zufrieden.
»Das bist du doch schon, auch wenn du noch sehr jung bist. Aber du hast mein gutes Herz geerbt, und darauf bin ich sehr stolz. Wir entstammen einem sehr alten Geschlecht, aus dem viele weise Frauen hervorgegangen sind. Diese Tradition wirst du weiterpflegen und Gutes tun, wo immer du gebraucht wirst. Da bin ich mir ganz sicher. Ganz anders als bei Bibi.« Nora warf ihrer zweiten Tochter, die lachend und schnatternd mit anderen, viel älteren Schülern, an einem Tisch saß, einen nicht weniger liebevollen Blick zu. Rein äußerlich sah ihr Bibiana viel ähnlicher als Angelina. Aber im Gegensatz zu ihrer älteren Tochter hatte sie nicht diese außergewöhnliche Gabe geerbt. Das hatte sie schon gewusst, als sie ihr nach der Geburt in die Augen gesehen hatte.
»Hast du sie deswegen weniger lieb?« fragte Angelina zögernd. Sie liebte ihre kleine Schwester wie ein eigenes Kind und fürchtete sich einen Moment vor Noras Antwort. Die lachte nur.
»Unsinn, so bin ich nicht. Ich kann die Menschen annehmen, wie sie sind. Ich will sie nicht verändern und mir ähnlich machen. Ich will sie nur verstehen. Und Bibi verstehe ich nur zu gut. Sie ist ein Mensch, der das Leben genießen will, genau wie ihr Vater. Vielleicht hab ich ihn deshalb ausgesucht.« Nora ließ den Blick durch das Café schweifen. Es war jetzt etwas Ruhiger geworden. Die Gäste schienen zufrieden zu sein, und keiner brauchte ihre Hilfe. Sie konnte das Gespräch mit Angelina fortsetzen. Der brannte eine wichtige Frage auf der Seele.
»Hast du gewusst, dass du nicht mit ihm zusammenbleiben wirst?« Noras Blick wandte sich kurz nach innen, als suchte sie dort nach der Antwort.
»Ach, weißt du, ich glaube, ich bin nicht geschaffen für eine gewöhnliche Mann-Frau-Beziehung. Die Männer können einfach nicht akzeptieren, dass ich mich intensiv mit anderen Menschen beschäftige, egal ob Mann oder Frau. Daran sind letztendlich alle Beziehungen kaputt gegangen. Das ist wohl der Preis, den ich zahlen muss, um andere glücklich zu machen. Aber glaub mir, ich zahle ihn gerne.«
Angelina dachte einen Augenblick nach. Drohte ihr dasselbe Schicksal, wo sie doch ihrer Mutter vermeintlich so ähnlich war?
»Meinst du, ich muss auch für immer alleine bleiben?« fragte sie schließlich ängstlich. Nora lachte.
»Ehrlich gesagt weiß ich das nicht. Wie gesagt, du bist mir in vielerlei Hinsicht sehr ähnlich. Aber mach dir keine Sorgen. Das Leben ist viel zu kurz, um Angst zu haben.« In den Augenwinkeln hatte Nora die Hand eines Mannes bemerkt, der nach der Rechnung verlangte. Geschickt machte sie sich auf den Weg, schlängelte sich um die Tische, ohne auch nur ein einziges Mal anzustoßen. Angelina sah ihr nach. Nur einem geübten Auge entging es nicht, dass Nora in letzter Zeit nicht mehr ganz so energiegeladen war wie sonst. Die Gäste waren viel zu sehr mit sich und ihren Problemen beschäftigt, als das zu bemerken. Aber Angelina war aufmerksam. Und der Husten klang immer schlimmer.
»Zwei Wasser und einen Averna für Tisch vier, bitte, Angelina«, rief Nora heiser, als sie mit wehenden, flammend roten Haaren zur Theke zurückkehrte. »Und hast du ein Auge auf Bibi? Sie muss Hausaufgaben machen.«
»Lass sie noch eine Weile ihren Spaß haben. Um ihre Schularbeiten kümmere ich mich später«, antwortete Angelina und setzte die Kaffeemaschine in Gang, während sie die rothaarige Bibiana nicht aus den Augen ließ. Sie hätte auch gerne das Aussehen ihrer Mutter geerbt, die flammend roten Haare und die aufregend grünen Augen. Stattdessen war sie