Fern von der Uhlenburg: Fürstenkrone 256 – Adelsroman
Von Corinna Volkner
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Über dieses E-Book
Romane aus dem Hochadel, die die Herzen der Leserinnen höherschlagen lassen. Wer möchte nicht wissen, welche geheimen Wünsche die Adelswelt bewegen? Die Leserschaft ist fasziniert und genießt "diese" Wirklichkeit.
"Fürstenkrone" ist vom heutigen Romanmarkt nicht mehr wegzudenken.
Mit strahlenden Augen und heiter gelöster Miene eilte Britta von Tongau über den langen weißgetünchten Gang, flog fast in die Arme des jungen Arztes. »Geschafft, Rüdiger! Ich habe mein Staatsexamen in der Tasche!« Noch atemlos, überglücklich und in Eile, umschlang die junge Baroneß ihren Verlobten mit beiden Armen, küßte ihn verstohlen auf die Wange. Lächelnd drückte Dr. Rüdiger von Hettling die schlanke Gestalt flüchtig an sich. »Gratuliere, Britta! Doch eigentlich habe ich keinen Augenblick daran gezweifelt, daß du es beim ersten Anlauf schaffst.« Abwehrend hob Britta die rechte Hand, wedelte leicht damit in der Luft und meinte: »Nana! So einfach war das aber nicht. Doch paß auf, Rüdiger, das Beste kommt erst noch.« Triumphierend hob Britta ihre kleine eigenwillige Nase und verkündete stolz: »Die frisch examinierte Lehrerin hat bereits eine Anstellung in der Tasche. Sogar eine ausgesprochen interessante.« Nun blickte der junge Arzt, der in einer großen Hamburger Klinik tätig war, seiner Verlobten überrascht in die rehbraunen lustigen Augen. »Alle Achtung, Britta! Davon hast du ja kein Wort erzählt. An welcher Schule bist du denn angestellt …?« Doch abwehrend hob Britta von Tongau die Hände, hakte sich bei Rüdiger unter, zog ihn langsam mit sich zum Ende des Ganges. »Schule! Keine Schule, mein Lieber.
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Buchvorschau
Fern von der Uhlenburg - Corinna Volkner
Fürstenkrone
– 256 –
Fern von der Uhlenburg
Unveröffentlichter Roman
Corinna Volkner
Mit strahlenden Augen und heiter gelöster Miene eilte Britta von Tongau über den langen weißgetünchten Gang, flog fast in die Arme des jungen Arztes.
»Geschafft, Rüdiger! Ich habe mein Staatsexamen in der Tasche!« Noch atemlos, überglücklich und in Eile, umschlang die junge Baroneß ihren Verlobten mit beiden Armen, küßte ihn verstohlen auf die Wange.
Lächelnd drückte Dr. Rüdiger von Hettling die schlanke Gestalt flüchtig an sich. »Gratuliere, Britta! Doch eigentlich habe ich keinen Augenblick daran gezweifelt, daß du es beim ersten Anlauf schaffst.«
Abwehrend hob Britta die rechte Hand, wedelte leicht damit in der Luft und meinte: »Nana! So einfach war das aber nicht. Doch paß auf, Rüdiger, das Beste kommt erst noch.«
Triumphierend hob Britta ihre kleine eigenwillige Nase und verkündete stolz: »Die frisch examinierte Lehrerin hat bereits eine Anstellung in der Tasche. Sogar eine ausgesprochen interessante.«
Nun blickte der junge Arzt, der in einer großen Hamburger Klinik tätig war, seiner Verlobten überrascht in die rehbraunen lustigen Augen. »Alle Achtung, Britta! Davon hast du ja kein Wort erzählt. An welcher Schule bist du denn angestellt …?«
Doch abwehrend hob Britta von Tongau die Hände, hakte sich bei Rüdiger unter, zog ihn langsam mit sich zum Ende des Ganges. »Schule! Keine Schule, mein Lieber. Ich habe eine Stellung als Privatlehrerin angenommen. Und nun rate mal bei wem?«
Dabei blieb die temperamentvolle Baroneß stehen und warf Dr. von Hettling einen bedeutsamen Blick zu. »Ich wette, das rätst du nicht so bald.«
Seufzend hob Rüdiger die Schulter. »So spanne mich doch nicht länger auf die Folter, du Tausendsassa. Ich muß in wenigen Minuten zur Visite.«
Tief holte die Baroneß Luft, ehe sie herausplatzte: »Ich gehe auf die Uhlenburg als Privatlehrerin der kleinen Komteß Joana von Uhlenburg.«
Das war allerdings eine Überraschung. Und keine angenehme. Dr. Rüdiger von Hettling runzelte die Brauen, starrte aus seinen hellblauen wachen Augen zweifelnd in das nette Gesicht der Baroneß, die er schon von der Kindheit her kannte. Aus dem einfachen Grund, weil die Güter ihrer Väter aneinandergrenzten.
Die Familien Tongau und Hettling waren zu allen Zeiten in Freundschaft verbunden, und so war es fast zwangsläufig zu der Verlobung der jungen Menschen gekommen.
Beide gingen zwar nach Hamburg, studierten dort an verschiedenen Universitäten, verloren sich jedoch nie aus den Augen.
Immer fuhren sie über das Wochenende heim nach Holstein, ritten zusammen über die grünen Weiden der elterlichen Besitztümer, um neue Kräfte für den Hamburger Alltag zu sammeln.
Dr. von Hettling promovierte, nachdem er sein Medizinstudium abgeschlossen hatte und begann an der Hamburger Klinik, während Britta von Tongau sich auf das Lehrerexamen vorbereitete.
Doch nun diese Eröffnung!
»Das kannst du doch nicht tun«, rief Dr. von Hettling nun besorgt aus. »Weißt du denn nicht, daß auf der Burg die Lehrerinnen wechseln wie – wie ich meine weißen Arztkittel?«
Achselzuckend gab Britta zurück: »Natürlich ist mir das bekannt, aber das bestärkt mich noch in meinem Entschluß, die kleine Komteß zu unterrichten.«
Sie hatten nun das Ende des Ganges erreicht, und Dr. von Hettling warf einen raschen Blick auf seine Armbanduhr.
»Höchste Zeit für mich, Britta«, meinte er und fügte eindringlich hinzu: »Überdenke deinen Entschluß noch einmal, Liebling. Ich – bin angehender Psychiater und weiß um die Schwierigkeiten, mit denen du gleich auf deiner ersten Stellung konfrontiert würdest. Meiner Meinung nach gehört Joana von Uhlenburg in ein gutes Internat. Das müßte dem Grafen mittlerweile selber als die beste Lösung erscheinen.«
Britta runzelte ärgerlich die Brauen. »Ich werde dir beweisen, daß in mir das Zeug zu einer guten Pädagogin steckt. Außerdem glaube ich einfach nicht an all das gräuliche Gerede, das man über die Uhlenburg verbreitet. Die kleine Komteß ist in meinen Augen nur ein bedauernswert-einsames Kind, das zwar vom Vater sehr geliebt, doch sicherlich nicht recht verstanden wird. Der Kleinen fehlt die Mutter, so wird es wohl sein.«
Ernsthaft hatte Dr. Rüdiger von Hettling seiner Verlobten zugehört. »Ich hoffe für dich, daß du es schaffst, Britta«, sagte er nun warm und legte den Arm um deren schmale Schultern.
»Wir sehen uns dann ja übermorgen daheim, Liebling. Nun muß ich aber schnell fort. Hör nur, da kommt die Schwadron der Jungschwestern angetrippelt.«
Dabei wandte Rüdiger kurz das Gesicht zurück, näherte seinen Mund dann rasch dem der Baroneß.
Ihre Lippen fanden sich zu einem kurzen, zärtlichen Kuß. »Tschüß, Lieber«, hauchte Britta leise und entschwand eiligst die Treppe hinunter.
Dr. von Hettlings Miene wurde schlagartig tiefernst. Er sorgte sich um Britta. Diese Anstellung gefiel ihm ganz und gar nicht.
*
Noch acht Tage weilte Britta von Tongau auf dem kleinen Schloß ihrer Eltern in Holstein.
Tage der Harmonie. Ausgefüllt mit Ausritten an der Seite Rüdiger von Hettlings, der zum Wochenende gleichfalls aus Hamburg herausgefahren kam.
Während die jungen Leute hoch zu Pferde über die Weiden trabten, saßen die beiden alten Ehepaare Tongau und Hettling im Schatten der Eichenbäume, die das nahegelegene Forsthaus umsäumten, beim Kaffee.
Ihr liebstes Thema galt hingegen Britta und Rüdiger.
Genauer gesagt dem Heiratstermin der beiden.
»Warum überhaupt noch diese Anstellung?« brummte der alte Baron von Hettling, der lieber heute als morgen Britta in seinem Schloß als Schwiegertochter willkommen heißen würde.
»Nun, Horst, das mußt du verstehen«, gab Baron von Tongau zurück und brannte sich bedächtig eine Zigarre an, »das Kind hat sich schließlich nicht umsonst jahrelang abgeplagt. Studiert! Nun will sie auch eine Zeitlang ihren Beruf ausüben. Danach – haha –!« Er lachte aus vollem Hals. »Danach kommen wir schon zu unseren Enkelkindern, mein alter Freund.«
Die Baroninnen lächelten verstohlen bekamen freudig erregte Gesichter. Nun ja, ihre Gedanken gingen solche Wege. Enkelkinder! Zwei – drei vielleicht. Britta und Rüdiger waren ein gesundes, lebenshejahendes Paar. Und zum Glück lebte man nahe beieinander, so daß jeder zu seinem Recht käme.
Doch zunächst – leider – ging Britta auf die Burg des Grafen, von dem man sich keine allzu erfreulichen Dinge erzählte. Dazu kam noch jenes sonderbare Kind.
»Ob Britta es schafft?« sagte nun Henriette von Tongau sorgenvoll.
»Natürlich schafft sie es, meine Liebe«, entgegnete der Baron vergnüglich und stieß Rauchkringel in die warme Sommerluft. »Es wäre das erstemal, daß meine Tochter etwas nicht schafft. Britta ist ein Teufelsmädel, wenn es drauf ankommt. Nur eines macht mir Sorgen –«
Der Baron schwieg, blickte nun angestrengt dem jungen Paar entgegen, das durch die Waldschneise herangetrabt kam und vor dem Forsthaus die Pferde anhielt.
»Hallo! Habt ihr noch Kaffee für uns übriggelassen?« rief Britta fröhlich aus und sprang von ihrer Stute.
»Natürlich, Kinder! Kommt nur, ihr müßt ja schrecklich durstig sein.« Margaret von Hettling schenkte den beiden ein und legte auch noch Apfelkuchcn auf die Teller vor ihnen.
Während Britta und Rüdiger sich mit gutem Appetit darüber hermachten blickte Henriette von Tongau fragend in die Augen ihres Mannes. Sich ihm leicht zuneigend, fragte sie mit gedämpftem Ton: »Worüber machst du dir Sorgen, Werner?«
Dieser runzelte die weißen Brauen, so daß seine Augen kaum noch unter den dichten Haarbüscheln sichtbar waren. Scharf und wachsam hielt der alte Herr den Blick auf Britta und Rüdiger gerichtet, während er leise erwiderte: »Der Graf von Uhlenburg ist ein äußerst interessanter, gutaussehender Bursche, meine Liebe, und unsere Tochter noch ein relativ unbescholtenes junges Mädchen. Dazu kommt die unvermeidbare längerwährende Trennung von Rüdiger, und die Tatsache, daß Britta nicht allzu leidenschaftlich verliebt in ihren Verlobten zu sein scheint. Hoffentlich gibt es da keine Enttäuschung für uns.«
»Oh – Werner! Bloß nicht!« stieß Henriette von Tongau hervor und warf einen raschen Blick auf die beiden jungen Menschen.
Nicht auszudenken, wenn alle schönen Zukunftspläne an einer aussichtslosen Schwärmerei Brittas für den Grafen von Uhlenburg scheitern würden.
Doch eigentlich hatte Werner recht. Sehr verliebt sahen Britta und Rüdiger nicht aus. Eher wie zwei gute Kameraden lachten und scherzten sie miteinander.
Nun ja, mußte die Baronin denken, sie waren ja auch niemals für längere Zeit getrennt. So gesehen, kann es auch von Nutzen für ihre Gefühle sein, wenn sich die beiden mal eine Zeitlang nicht ständig begegneten.
*
Mit dem Zug gelangte man schnell von Holstein nach Bad Uhlenburg.
Britta von Tongau, die noch keinen eignen Wagen besaß, kam am späten Nachmittag an, schleppte ihre beiden Koffer selber vor das Bahnhofgebäude und blickte sich nach einer Taxe um.
Es herrschte reger Urlaubsbetrieb in der schönen kleinen Stadt, und einige Neuankömrnlinge waren schneller als die Baroneß.
Ehe Britta sich versah, waren die wenigen Taxifahrer abgebraust in alle HirnmeIsrichtungen.
Seufzend strich sich Britta ihr Haar zurück, schob die Sonnenbrille uber die Stirn und hielt Ausschau.
Ein