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Mitternacht mit dem Duke
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eBook404 Seiten5 Stunden

Mitternacht mit dem Duke

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Über dieses E-Book

Bei Tag ist der berühmte Duke of Wakefield ein ehrbarer Adliger, bei Nacht ein maskierter Rächer, der für die Ärmsten der Armen kämpft. Niemand ahnt etwas von seinem wohlgehüteten Geheimnis, bis er bei einem seiner Streifzüge durch das nächtliche London die betörende Artemis vor einem brutalen Angreifer rettet. Nicht nur erhascht sie einen Blick hinter seine Maske, unerwartet trifft er sie bei Tag wieder. Eiskalt droht sie, ihn zu verraten - es sei denn, er hilft ihr, ihren Bruder aus dem Gefängnis zu befreien! Ein riskantes Vorhaben mit ungeahnt sinnlichen Folgen, die nicht nur sein Doppelleben, sondern auch sein Herz jäh in Gefahr bringen …

SpracheDeutsch
HerausgeberCORA Verlag
Erscheinungsdatum27. Sept. 2019
ISBN9783733758684
Mitternacht mit dem Duke
Autor

Elizabeth Hoyt

Elizabeth Hoyt zählt zu den US-amerikanischen Bestseller-Autoren der New York Times für historische Romane. Ihren ersten Roman der Princess-Trilogie „Die Schöne mit der Maske“ veröffentlichte sie im Jahr 2006, seitdem folgten zwölf weitere Romane. Gern versetzt die erfolgreiche Schriftstellerin ihre Romanfiguren in das georgianische Zeitalter. Nachdem ihre beiden Kinder zum Kindergarten gingen, begann sie mit dem Schreiben ihres ersten Romans. Während ihrer Jugend verbrachte sie viel Zeit mit ihrer Familie im Ausland, längere Zeit lebte die Familie in Großbritannien in Oxford sowie in St. Andrews. Belgien, Deutschland und Frankreich kennt sie ebenfalls durch ihre vielen Reisen, als Austauschstudentin verbrachte sie einen Sommer in Kawasaki in Japan. Die Reisen mit der Familie enden häufig an einem archäologischen Ausgrabungsort. Ihre Freizeit verbringt sie im Garten, die begeisterte Hobbygärtnerin besitzt 26 Varianten der Taglilie sowie viele Sorten Funkien.

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    Buchvorschau

    Mitternacht mit dem Duke - Elizabeth Hoyt

    IMPRESSUM

    HISTORICAL GOLD EXTRA erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

    © 2013 by Nancy M. Finney

    Originaltitel: „Duke of Midnight"

    This edition published by arrangement with

    Grand Central Publishing, New York, NY, USA. All rights reserved.

    Dieses Werk wurde vermittelt durch die Literarische Agentur

    Thomas Schlück GmbH, 30161 Hannover

    © Deutsche Erstausgabe in der Reihe HISTORICAL GOLD EXTRA

    Band 116 - 2019 by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg

    Übersetzung: Ulrike Pesold

    Abbildungen: Period Images / VJ Dunraven, Matt_Gibson, ratpack223 / Getty Images, alle Rechte vorbehalten

    Veröffentlicht im ePub Format in 09/2019 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

    E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

    ISBN 9783733758684

    Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

    CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

    Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:

    BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, TIFFANY

    Alles über Roman-Neuheiten, Spar-Aktionen, Lesetipps und Gutscheine erhalten Sie in unserem CORA-Shop www.cora.de

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    1. KAPITEL

    Ich habe schon viele Geschichten erzählt, aber keine war so seltsam wie die des Königs Herla …

    Aus: Die Legende vom König Herla

    Juli 1740

    London, England

    Artemis Greaves hielt sich nicht für zynisch, aber als die maskierte Gestalt in die vom Mond beleuchtete Gasse sprang, um den drei Schlägern entgegenzutreten, die sie und ihre Cousine bereits bedrohten, schloss sie die Hand fester um das Messer in ihrem Stiefel.

    Es schien ihr einfach vernünftig zu sein.

    Der Maskierte war groß und trug das bunte Kostüm eines Harlekins – schwarz-rot karierte Beinlinge und Tunika, schwarze Schaftstiefel, einen Schlapphut mit breiter Krempe und eine schwarze Halbmaske mit einer grotesk großen Nase. Harlekine sollten Clowns sein – albern und unterhaltend –, aber niemand in der dunklen Gasse lachte. Der Harlekin richtete sich mit einer ebenso eleganten wie tödlichen Bewegung auf, und Artemis stockte der Atem. Er war wie eine Raubkatze – wild und ohne die geringste Spur von Mitleid – und wie eine Raubkatze zögerte auch er nicht anzugreifen.

    Er stürzte sich auf die drei Männer.

    Artemis starrte ihn an. Sie kniete immer noch und umklammerte die kleine Klinge, die in ihrem Stiefel steckte. Sie hatte noch nie jemanden so kämpfen gesehen – voller brutaler Anmut blitzten zwei Degen gleichzeitig durch die Schatten, zu schnell, um vom menschlichen Auge wahrgenommen zu werden.

    Der erste der drei Männer fiel zu Boden, rollte ein Stück, bis er still und benommen dalag. Auf der anderen Seite des Kampfs winselte Artemis’ Cousine Lady Penelope Chadwick und schreckte vor dem blutenden Mann zurück. Ein zweiter Mann machte einen Satz nach vorne, aber der Harlekin duckte sich, schwang sein ausgestrecktes Bein unter die Füße seines Gegners, dann trat er den Mann zu Boden und trat ihn nochmals – brutal – ins Gesicht. Der Harlekin erhob sich und griff bereits den dritten Mann an. Er schlug mit dem Griff seines Degens gegen die Schläfe seines Gegners.

    Der Mann kollabierte mit einem dumpfen Aufschlag.

    Artemis schluckte trocken.

    Die schmutzige kleine Gasse war plötzlich still, und die verfallenden Gebäude zu beiden Seiten neigten sich baufällig und bedrohlich nach innen. Der Harlekin drehte sich um. Er war nicht einmal außer Atem, und die Absätze seiner Stiefel scharrten über das Kopfsteinpflaster, als er Penelope ansah. Sie schluchzte immer noch ängstlich an der Mauer.

    Lautlos wandte er den Kopf und blickte von Penelope zu Artemis.

    Artemis atmete tief ein, als sie in die kalten Augen blickte, die hinter seiner unheimlichen Maske glitzerten.

    Früher hatte sie geglaubt, dass die meisten Menschen gut wären. Dass Gott über sie wachen und dass letztendlich alles gut ausgehen würde, wenn sie ehrlich und brav war und immer jemand anderem das letzte Stück Himbeerkuchen anbot. Aber das war früher gewesen. Bevor sie ihre Familie und den Mann verloren hatte, der behauptet hatte, sie mehr zu lieben als die Sonne selbst. Bevor ihr geliebter Bruder zu Unrecht in Bedlam eingesperrt worden war. Bevor sie so elendiglich verzweifelt und allein gewesen war, dass sie vor Erleichterung und Dankbarkeit geweint hatte, als man ihr die Stelle als Gesellschafterin bei ihrer albernen Cousine angeboten hatte.

    Früher hätte Artemis diesem grimmigen Harlekin überschwänglich gedankt, weil er sie gerade noch rechtzeitig gerettet hatte.

    Jetzt verengte Artemis die Augen, als sie den Maskierten ansah, und fragte sich, warum er zwei einsamen Frauen, die um Mitternacht durch die gefährlichen Straßen von St. Giles liefen, zu Hilfe kam.

    Sie zuckte zusammen.

    Vielleicht war sie ein wenig zynisch geworden.

    Mit zwei geschmeidigen Schritten war er bei ihr und ragte über ihr auf. Sie sah, wie der Blick aus seinen unnachgiebigen Augen von der Hand an ihrem lächerlichen Messer zu ihrem Gesicht wanderte. Sein breiter Mund zuckte – belustigt? Verärgert? Mitleidig? Letzteres bezweifelte sie, aber sie wusste es einfach nicht – wobei sie es seltsamerweise sehr wohl wissen wollte. Aus irgendeinem Grund war es wichtig, was dieser Fremde von ihr dachte – und natürlich auch, was er mit ihr vorhatte.

    Ohne den Blickkontakt zu unterbrechen, schob er seinen kurzen Degen ins Futteral und zog sich mit den Zähnen den Handschuh von der linken Hand. Er streckte ihr seine bloße Hand hin.

    Sie sah die dargebotene Hand an und bemerkte den stumpfen Glanz von Gold an seinem kleinen Finger, bevor sie ihre Hand in seine legte. Seine Hand war warm, als er die ihre fest umschloss und ihr auf die Füße half. Sie war ihm so nah, hätte sie sich ein wenig vorgebeugt, hätte sie ihm mit den Lippen über den Hals streifen können. Sie beobachtete, wie sein Puls dort stark und regelmäßig schlug, bevor sie ihm ins Gesicht sah. Er hatte den Kopf geneigt, als betrachtete er sie eingehend – als suchte er in ihrem Gesicht nach etwas.

    Sie öffnete den Mund, um eine Frage zu stellen.

    Genau in diesem Moment stürzte Penelope sich auf den Rücken des Harlekins. Penelope schrie – offensichtlich halb wahnsinnig vor Angst –, während sie nutzlos auf die Schultern des Harlekins einschlug.

    Natürlich reagierte er. Er wirbelte herum und riss seine Hand aus Artemis’ Fingern, als er einen Arm hob, um Penelope abzuschütteln. Aber Artemis schloss ihre Hand fester um die seine. Das geschah wie von selbst, denn sonst hätte sie ganz sicher nicht versucht, ihn zurückzuhalten. Als seine Finger ihr entglitten, fiel ihr etwas in die Handfläche.

    Dann schob er Penelope beiseite und rannte die Gasse hinunter.

    Penelope rang nach Luft. Einige Strähnen hatten sich aus ihrer Frisur gelöst, und sie hatte einen Kratzer in ihrem hübschen Gesicht. „Er hätte uns umbringen können!"

    „Wie bitte?", fragte Artemis, die den Blick vom Ende der Gasse losriss, wo der maskierte Mann verschwunden war.

    „Das war der Geist von St. Giles, sagte Penelope. „Hast du ihn nicht erkannt? Man sagt, er tue Jungfrauen Gewalt an und sei ein kaltblütiger Mörder!

    „Für einen kaltblütigen Mörder war er recht hilfreich", meinte Artemis, während sie die Laterne aufhob. Sie hatte sie abgesetzt, als die Strauchdiebe am Ende der Gasse aufgetaucht waren. Zum Glück hatte sie den Kampf überlebt, ohne umgeworfen worden zu sein. Artemis überraschte es, dass das Licht der Laterne zu wanken schien. Ihre Hand zitterte. Sie atmete ruhig ein. Angst würde sie nicht lebendig aus St. Giles herausbringen.

    Als sie aufsah, bemerkte sie, dass Penelope schmollte.

    „Aber es war sehr tapfer von dir, mich zu verteidigen", fügte Artemis hastig hinzu.

    Penelopes Miene hellte sich auf. „Das war es, nicht wahr? Ich habe einen schrecklichen Schurken vertrieben! Das ist noch viel besser, als um Mitternacht einen Becher Gin in St. Giles zu trinken. Ich bin sicher, Lord Featherstone wird sehr beeindruckt sein."

    Artemis verdrehte die Augen, als sie sich rasch in die Richtung umdrehte, aus der sie gekommen waren. Im Moment war ihr Lord Featherstone der am wenigsten liebe Mensch auf Erden. Er war ein alberner Stutzer der guten Gesellschaft, der Penelope dazu angestiftet hatte, die verrückte Wette anzunehmen, um Mitternacht nach St. Giles zu fahren, einen Zinnbecher mit Gin zu kaufen und zu trinken. Wegen Lord Featherstone waren sie beinahe umgebracht worden – oder Schlimmeres.

    Und sie waren immer noch in St. Giles.

    Wenn Penelope nur nicht so wild entschlossen gewesen wäre, kühn zu werden – welch ein abscheuliches Wort – um die Aufmerksamkeit eines gewissen Dukes zu erregen, hätte sie sich nicht auf Lord Featherstones lächerliche Mutprobe eingelassen. Artemis schüttelte den Kopf und hielt wachsam die Augen offen, während sie im Eilschritt die Gasse verließen und in eine der Tausenden engen Gassen, die sich durch St. Giles zogen, einbogen. Die Rinne in der Mitte der Gasse war mit etwas Ekelerregendem verstopft, und Artemis achtete darauf, nicht hinzusehen, um was genau es sich handelte. Penelope war still geworden und folgte ihr beinahe fügsam. Eine gebeugte, schemenhafte Gestalt kam aus einem der baufälligen Gebäude. Artemis erstarrte und bereitete sich darauf vor, die Beine in die Hand zu nehmen, aber der Mann oder die Frau huschte davon, als er oder sie die beiden Frauen sah.

    Dennoch entspannte sie sich erst, als sie um die Ecke bogen und Penelopes Kutsche erblickten, die sie in einer breiteren Straße stehen lassen hatten.

    „Ach, da wären wir, sagte Penelope, als kehrte sie gerade von einem kleinen Spaziergang in der Bond Street zurück. „Das war aufregend, nicht wahr?

    Artemis sah ihre Cousine ungläubig an – und eine Bewegung auf dem Dach des Gebäudes gegenüber fiel ihr ins Auge. Dort kauerte eine athletische Gestalt und wartete.

    Sie erstarrte. Während sie ihn ansah, hob er die Hand wie zu einem spöttischen Gruß zur Krempe seines Huts.

    Ein Schauer durchfuhr sie.

    „Artemis?" Penelope war bereits die Stufen der Kutsche emporgestiegen.

    Sie löste den Blick von der ominösen Gestalt. „Ich komme, Cousine."

    Artemis kletterte in die Kutsche und ließ sich in die luxuriösen, indigoblauen Polster sinken. Er war ihnen gefolgt, aber warum? Um herauszufinden, wer sie waren? Oder aus einem wohlwollenderen Grund – um sicherzugehen, dass sie die Kutsche sicher erreicht hatten?

    Wie albern, schalt sie sich – es hatte keinen Sinn, sich romantischen Hirngespinsten hinzugeben. Sie bezweifelte, dass ein solches Geschöpf wie der Geist von St. Giles sich um die Sicherheit zweier alberner Damen sorgte. Zweifellos hatte er seine eigenen guten Gründe, um ihnen zu folgen.

    „Ich kann es kaum erwarten, dem Duke of Wakefield von meinem Abenteuer heute Nacht zu erzählen, sagte Penelope und unterbrach Artemis’ Gedanken. „Er wird schrecklich überrascht sein, da wette ich.

    „Mmm", murmelte Artemis zurückhaltend. Penelope war sehr schön, aber würde irgendein Mann eine Ehefrau wollen, die so dämlich war, dass sie sich nachts wegen einer Wette nach St. Giles wagte und es für einen großen Spaß hielt? Penelopes Art und Weise, die Aufmerksamkeit des Dukes zu erregen, war im besten Fall unüberlegt und im schlimmsten Fall töricht. Einen Augenblick lang zog sich Artemis aus Mitleid für ihre Cousine das Herz zusammen.

    Andererseits war Penelope eine der reichsten Erbinnen Englands. Für einen regelrechten Berg Gold konnte man über vieles hinwegsehen. Außerdem galt Penelope mit ihrem rabenschwarzen Haar, der milchweißen Haut und den veilchenblauen Augen als eine der größten Schönheiten dieser Zeit. Vielen Männern wäre der Mensch unter dieser bezaubernden Oberfläche egal.

    Artemis seufzte still und ließ sich von dem aufgeregten Geplapper ihrer Cousine berieseln. Sie sollte besser aufpassen. Ihr Schicksal war untrennbar mit Penelopes verbunden, denn Artemis würde Teil der Familie werden, in die ihre Cousine einheiraten würde.

    Es sei denn, Penelope beschloss, dass sie keine Gesellschafterin mehr brauchte, sobald sie verheiratet war.

    Artemis’ Finger schlossen sich fester um den Gegenstand, den der Geist von St. Giles in ihrer Hand zurückgelassen hatte. Sie hatte im Laternenlicht der Kutsche einen kurzen Blick daraufgeworfen, bevor sie eingestiegen war. Es war ein goldener Siegelring mit einem roten Stein. Geistesabwesend rieb sie mit dem Daumen über den abgenutzten Stein. Er fühlte sich alt an. Mächtig. Das war interessant.

    Ein Adeliger würde einen solchen Ring tragen.

    Maximus Batten, der Duke of Wakefield, wachte auf wie immer: mit dem bitteren Geschmack des Versagens im Mund.

    Einen Moment lang blieb er mit geschlossenen Augen in seinem großen Bett mit Vorhang liegen und versuchte, die Galle hinunterzuschlucken, während er sich an die dunklen Locken erinnerte, die im blutigen Wasser lagen. Er streckte die Hand aus und legte die rechte Handfläche auf die verschlossene Schatulle, die neben seinem Bett auf dem Nachttisch stand. Die Smaragdanhänger ihres Halsbands, die er in Jahren der Suche gewissenhaft zusammengesammelt hatte, befanden sich darin. Aber das Halsband war nicht vollständig, und er begann zu verzweifeln, weil es vielleicht niemals vollständig sein würde. Und weil der Makel seines Versagens für immer auf seinem Gewissen lasten würde.

    Und nun hatte er erneut versagt. Er bewegte die Finger seiner linken Hand und spürte die ungewohnte Leichtigkeit. Er hatte den Ring seines Vaters – den Ring seiner Ahnen – letzte Nacht irgendwo in St. Giles verloren. Es war ein weiteres Vergehen, das er der langen Liste seiner unverzeihlichen Sünden hinzufügen konnte.

    Vorsichtig reckte er sich und verdrängte den Gedanken, sodass er aufstehen und seine Pflicht erfüllen konnte. In seinem Knie pochte ein dumpfer Schmerz, und etwas stimmte mit seiner linken Schulter nicht. Für einen Dreiunddreißigjährigen war er recht ramponiert.

    Sein Kammerdiener Craven drehte sich am Wäscheschrank um. „Guten Morgen, Euer Gnaden."

    Maximus nickte stumm und warf die Decke beiseite. Nackt erhob er sich und tappte mit nur einem leichten Hinken zu der Kommode mit Marmorplatte. Dort wartete bereits eine Schüssel mit heißem Wasser auf ihn. Sein Rasiermesser lag, von Craven frisch geschärft, neben der Schüssel, während Maximus sich das Kinn einseifte.

    „Werden Sie Ihr Frühstück heute Morgen mit Lady Phoebe und Miss Picklewood einnehmen?", erkundigte sich Craven.

    Stirnrunzelnd blickte Maximus in den goldenen Spiegel, der auf der Kommode stand, als er sein Kinn hob und sich das Rasiermesser an den Hals hielt. Seine jüngste Schwester Phoebe war erst zwanzig. Als Hero, seine andere Schwester, vor einigen Jahren geheiratet hatte, hatte er beschlossen, dass Phoebe und ihre ältere Cousine Bathilda Picklewood zu ihm nach Wakefield House ziehen sollten. Es freute ihn, sie im Auge behalten zu können, aber seine Unterkunft mit zwei Damen zu teilen – selbst, wenn sie so palastartig wie Wakefield House war – kam seinen anderen Aktivitäten in die Quere.

    „Nicht heute, erwiderte er und kratzte sich die abrasierten Barthaare vom Kinn. „Bitte entschuldigen Sie mich bei meiner Schwester und Cousine Bathilda.

    „Ja, Euer Gnaden."

    Maximus beobachtete im Spiegel, wie der Kammerdiener vorwurfsvoll die Brauen in die Höhe schnellen ließ, bevor er sich zum Wäscheschrank zurückzog. Maximus tolerierte Tadel – auch stillen – nur von wenigen, aber Craven war ein besonderer Fall. Er war fünfzehn Jahre lang der Kammerdiener von Maximus’ Vater gewesen, dann hatte Maximus ihn mit dem Titel zusammen geerbt. Craven hatte ein schmales, langes Gesicht, das durch die senkrechten Linien auf beiden Seiten seines Mundes und seine herabhängenden Augenwinkel noch länger erschien. Er musste schon mindestens Mitte fünfzig sein, aber man sah es ihm nicht an: Er sah so aus, als könnte er sowohl dreißig als auch siebzig sein. Zweifellos würde Craven immer noch genauso aussehen, wenn Maximus ein kahler Tattergreis war.

    Er schnaubte leise, während er mit dem Rasierer an die Porzellanschüssel klopfte und Seifenschaum und Bartstoppeln von der Klinge schüttelte. Hinter ihm begann Craven, seine Unterwäsche, Strümpfe, ein schwarzes Hemd, eine Weste und Breeches bereitzulegen. Maximus wandte den Kopf, entfernte das letzte bisschen Schaum von seinem Kinn und wischte sich mit einem feuchten Tuch das Gesicht ab.

    „Haben Sie die Informationen?", fragte er, während er seine Leibwäsche anzog.

    „Ja, Euer Gnaden." Craven spülte den Rasierer ab und trocknete vorsichtig die schmale Klinge. Er legte ihn so ehrfürchtig in eine mit Samt ausgekleidete Schatulle, als wäre der Rasierer die Reliquie eines Heiligen.

    „Und?"

    Craven räusperte sich, als wollte er einem König ein Gedicht rezitieren. „Die Finanzen des Earl of Brightmore sind, soweit ich es in Erfahrung bringen konnte, recht zufriedenstellend. Zusätzlich zu seinen beiden Anwesen in Yorkshire, zu denen jeweils landwirtschaftlich nutzbares Land gehört, besitzt er drei Kohleminen im West Riding, ein Eisenwerk in Sheffield, und er hat kürzlich Anteile der East India Company erstanden. Anfang des Jahres hat er eine vierte Kohlemine eröffnet und dafür einige Schulden gemacht, aber die Berichte aus der Mine sind positiv. Meiner Meinung nach sind diese Schulden unerheblich."

    Maximus grunzte, als er in die Breeches stieg.

    Craven fuhr fort: „Was Lady Penelope Chadwick, die Tochter des Earls, angeht, so ist es wohlbekannt, dass Lord Brightmore vorhat, ihr eine nette Summe zu bieten, wenn sie heiratet."

    Zynisch hob Maximus eine Braue. „Haben wir eine genaue Zahl?"

    „Ja, Euer Gnaden." Craven nahm ein schmales Notizbuch aus seiner Tasche, leckte an seinem Daumen und blätterte darin. Er las eine so große Summe vor, dass Maximus beinahe an Cravens Fähigkeit zweifelte, Informationen einzuholen.

    „Gütiger Gott. Sind Sie sicher?"

    Craven warf ihm einen leicht vorwurfsvollen Blick zu. „Ich habe es aus guter Quelle, nämlich vom Chefsekretär des Anwalts des Earls. Ein recht bitterer Gentleman, der nicht besonders trinkfest ist."

    „Ah. Maximus zupfte sein Krawattentuch zurecht und schlüpfte in seine Weste. „Dann bleibt nur noch Lady Penelope selbst übrig.

    „Richtig. Craven steckte sein Notizbuch weg, schürzte die Lippen und blickte zur Decke. „Lady Penelope Chadwick ist vierundzwanzig Jahre alt und das einzige lebende Kind ihres Vaters. Obwohl sie trotz ihres Alters immer noch nicht verheiratet ist, mangelt es ihr nicht an Verehrern, und es scheint, als wäre sie nur deshalb noch nicht verheiratet, weil sie … äh … ungewöhnlich hohe Ansprüche bei der Wahl eines Gentlemans hat.

    „Sie ist pingelig."

    Angesichts dieser unverblümten Einschätzung zuckte Craven zusammen. „Es scheint so, Euer Gnaden."

    Maximus nickte und öffnete seine Schlafzimmertür. „Wir reden unten weiter."

    „Ja, Euer Gnaden." Craven nahm eine Kerze und entzündete sie am Kamin.

    Vor seinem Schlafzimmer erstreckte sich ein breiter Gang. Zur Linken befanden sich die Front des Hauses und die große Treppe, die zu den Gesellschaftsräumen von Wakefield House führte. Maximus wandte sich nach rechts, und Craven eilte ihm direkt hinterher. So gelangte man zu den Unterkünften der Dienstboten und anderen Räumlichkeiten, die nicht für gesellschaftliche Anlässe gedacht waren. Maximus öffnete eine Tür, die so paneeliert war, dass sie wie die Wandtäfelung im Gang aussah, und lief klappernd die bloßen Stufen hinunter. Er kam am Eingang der Küche vorbei und ging ein weiteres Stockwerk hinunter. Die Stufen endeten plötzlich vor einer schlichten Holztür. Maximus nahm einen Schlüssel aus seiner Westentasche und schloss die Tür auf. Dahinter befand sich eine weitere Treppe, aber diese war aus Stein und so alt, dass die Stufen sich in der Mitte senkten, so ausgetreten waren sie von den Füßen lange Verstorbener. Maximus folgte ihnen, während Craven Kerzen entzündete, die in die Ecken der Steinwände gesteckt waren.

    Maximus duckte sich unter einem tiefen Steinbogen hindurch und erreichte einen kleinen, gepflasterten Raum. Das Kerzenlicht hinter ihm flackerte über die abgenutzten Steinwände. Hier und da waren Figuren in den Stein gekratzt worden: Symbole und primitive Darstellungen von Menschen. Maximus zweifelte sehr daran, dass sie im Zeitalter des Christentums entstanden waren. Direkt vor ihm ragte eine zweite Tür auf, deren Holz vom Alter schwarz geworden war. Er schloss auch diese auf und öffnete sie.

    Hinter der Tür lag ein lang gezogener Kellerraum mit einer überraschend hohen Decke, dessen Kreuzgewölbe aus kleineren, verzierten Steinen gefertigt war. Sein Vater und sein Großvater hatten den Ort als Weinkeller genutzt, aber Maximus hätte es nicht verwundert, wenn dieser verborgene Raum ursprünglich gebaut worden war, um einer alten heidnischen Gottheit zu huldigen.

    Hinter ihm schloss Craven die Tür, und Maximus begann, sich die Weste auszuziehen. Es schien Zeitverschwendung zu sein, sich jeden Morgen anzuziehen und fünf Minuten später wieder auszuziehen, aber ein Duke ließ sich niemals halb bekleidet sehen – nicht einmal im eigenen Haus.

    Craven räusperte sich.

    „Fahren Sie fort", murmelte Maximus, ohne sich umzudrehen. Er stand jetzt nur in seiner Leibwäsche da. In unregelmäßigen Abständen befanden sich Eisenringe in der Decke, die er in den Stein gehauen hatte.

    „Lady Penelope gilt als eine der größten Schönheiten unserer Zeit", erklärte Craven.

    Maximus sprang hoch und klammerte sich an den Pfeiler. Er schob seine nackten Zehen in einen Spalt und drückte sich ab. Dabei streckte er sich nach einem schmalen Halt für seine Finger, von dem er wusste, dass er sich über seinem Kopf befand. Er stöhnte leise, als er sich zur Decke und dem am nächsten liegenden Eisenring hochzog.

    „Erst letztes Jahr haben ihr zwei Earls und ein auswärtiger Prinz eines Kleinstaats den Hof gemacht."

    „Ist sie noch Jungfrau?" Der Ring war gerade außerhalb seiner Reichweite – und er war dort absichtlich platziert, eine Tatsache, die Maximus an einem Morgen wie diesem manchmal verfluchte. Mit ausgestrecktem Arm stieß er sich vom Pfeiler ab. Falls seine Finger den Ring verfehlten, würde der Boden unter ihm sehr, sehr hart sein.

    Aber er erwischte ihn mit einer Hand. Die Muskeln in seiner Schulter schmerzten, als er sein Gewicht zum nächsten Ring schwingen ließ. Und zum nächsten.

    „Mit großer Wahrscheinlichkeit, Euer Gnaden, rief Craven von unten, während Maximus sich leicht von Ring zu Ring durch den riesigen Raum und wieder zurückschwang. „Obwohl die Dame ein wenig übermütig ist, scheint ihr doch bewusst zu sein, wie wichtig Besonnenheit ist.

    Maximus schnaubte, als er den nächsten Ring umfasste. Dieser war ein wenig näher als der letzte, und er hing nun zwischen ihnen. Seine Arme bildeten ein breites V über seinem Kopf. Er konnte jetzt die Hitze in seinen Schultern und Armen spüren. Er streckte die Zehen durch. Langsam und bewusst faltete er sich zusammen, bis seine Zehen beinahe die Decke über seinem Kopf berührten. Schwer atmend hielt er diese Position, auch wenn seine Arme zu zittern begannen. „Ich würde die Aktion letzte Nacht nicht besonnen nennen."

    „Vielleicht nicht, räumte Craven ein. „Diesbezüglich muss ich auch noch berichten, dass Lady Penelope, obwohl sie nähen und sticken, tanzen, Cembalo spielen und zeichnen kann, in keiner dieser Fähigkeiten als talentiert gilt. Noch haben ihre Bekannten eine hohe Meinung von ihrem Verstand. Das soll nicht heißen, dass ihr Verstand in irgendeiner Weise beeinträchtig ist. Sie ist einfach nicht … äh …

    „Sie ist dumm."

    Craven summte zurückhaltend und blickte zur Decke.

    Maximus ließ die Beine wieder sinken, bevor er die Finger von den Eisenringen löste, dann landete er sanft auf den Füßen. Er ging zu einer flachen Bank, auf der eine Reihe verschieden großer Kanonenkugeln lag. Er wählte eine, die gut in seine Hand passte, hob sie zu seiner Schulter, lief durch den Keller und stieß die Kanonenkugel in Richtung einiger Strohlager, die zu genau diesem Zweck an der Wand am anderen Ende des Raums aufgeschichtet worden waren. Die Kugel flog durch das Stroh hindurch und traf dumpf scheppernd auf die Steinwand.

    „Sehr gut, Euer Gnaden. Craven gestattete sich ein kleines Lächeln, als Maximus zurückkehrte. Das Mienenspiel wirkte auf seinem schwermütigen Gesicht seltsam komisch. „Die Strohballen sind zweifellos eingeschüchtert.

    „Craven." Maximus kämpfte gegen ein Zucken seines eigenen Munds. Er war der Duke of Wakefield, und niemand durfte über Wakefield lachen – nicht einmal er selbst.

    Er nahm eine weitere der bleiernen Kugeln.

    „Natürlich. Natürlich. Der Kammerdiener räusperte sich. „Zusammengefasst: Lady Penelope ist sehr reich, sehr schön und sehr elegant und fröhlich, ist jedoch nicht von außergewöhnlicher Intelligenz oder, äh, … hat einen bemerkenswerten Selbsterhaltungstrieb. Soll ich sie von der Liste streichen, Euer Gnaden?

    „Nein." Maximus wiederholte seine vorherige Übung mit einer zweiten Kanonenkugel. Ein Stück Stein splitterte von der Wand ab. Er machte sich in Gedanken eine Notiz, dass er mehr Stroh brauchte.

    Als er sich umdrehte, sah er, dass Craven ihn verwirrt anblickte. „Aber sicherlich wollen Euer Gnaden mehr als nur eine große Mitgift, eine adelige Herkunft und Schönheit, wenn es um Ihre Braut geht?"

    Maximus sah seinen Kammerdiener scharf an. Sie hatten diese Diskussion bereits geführt. Craven hatte gerade die wichtigsten Eigenschaften einer passenden Gemahlin aufgezählt. Gesunder Menschenverstand – oder dessen Fehlen – stand gar nicht auf der Liste.

    Einen Moment lang sah er klare graue Augen und ein entschlossenes weibliches Gesicht vor sich. Miss Greaves hatte letzte Nacht ein Messer nach St. Giles mitgenommen – der Glanz des Metalls in ihrem Stiefelschaft war unverwechselbar gewesen. Und noch wichtiger war, dass sie bereit zu sein schien, es zu benutzen. Ebenso wie gestern entzündete sich ein Funken Bewunderung in ihm. Welche andere Dame aus seinem Bekanntenkreis hatte jemals eine solch grimmige Courage gezeigt?

    Dann vertrieb er mit einem Kopfschütteln den sinnlosen Gedanken und richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf die vorliegende Angelegenheit. Sein Vater war für ihn gestorben, und er würde nichts Geringeres tun, als sein Andenken zu ehren, indem er die passendste Kandidatin zu seiner Duchess machen würde.

    „Sie kennen meine Ansichten diesbezüglich. Lady Penelope ist die perfekte Partie für den Duke of Wakefield."

    Maximus nahm eine weitere Kanonenkugel und tat so, als hörte er Cravens leise Antwort nicht.

    „Aber ist sie die richtige Partie für Sie?"

    Es gab Menschen, die verglichen Bedlam mit der Hölle – einem Fegefeuer aus Folter und Wahnsinn. Aber Apollo Greaves, Viscount Kilbourne, wusste, was Bedlam wirklich war. Es war die Vorhölle.

    Ein Ort, an dem man ewig wartete.

    Er wartete darauf, dass das ruhelose Stöhnen in der Nacht aufhörte. Wartete auf das Scharren des Absatzes auf dem Stein, das ein Stück altbackenen Brots zum Frühstück ankündigte. Wartete auf den kalten Spritzer Wasser, der ein Bad genannt wurde. Wartete darauf, dass der stinkende Inhalt des Eimers, der ihm als Abort diente, geleert wurde. Er wartete auf Essen. Wartete auf etwas zu trinken. Wartete auf frische Luft. Er wartete auf etwas – irgendetwas – das ihm bewies, dass er noch lebte und nicht verrückt war.

    Zumindest noch nicht.

    Aber am meisten wartete Apollo auf seine Schwester Artemis, die ihn in der Vorhölle besuchen kam.

    Sie kam, wenn sie konnte, für gewöhnlich einmal die Woche. Gerade oft genug, damit er nicht den Verstand verlor. Ohne sie hätte er ihn schon vor langer, langer Zeit verloren.

    Also lehnte er den Kopf gegen die Wand und schaffte es, ein Lächeln auf sein verwüstetes Gesicht zu zaubern, als er die leichten Schritte einer Frau auf dem schmutzigen Steinen im Gang vor seiner Zelle hörte.

    Einen Augenblick später spähte sie um die Ecke, und ihr süßes, ernstes Gesicht hellte sich auf, als sie ihn sah. Artemis trug ein abgetragenes, aber sauberes braunes Kleid und einen Strohhut, den sie seit mindestens fünf Jahren besaß. Über dem rechten Ohr war das Stroh mit kleinen, sauberen Stichen ausgebessert worden. In ihren grauen Augen leuchteten Wärme und Sorge um ihn, und sie schien einen Schwall frischer Luft mit sich zu bringen. Doch das war unmöglich: Wie konnte man die Abwesenheit von Gestank riechen?

    „Bruder, flüsterte sie mit ihrer tiefen, ruhigen Stimme. Sie ging weiter in seine Zelle hinein, ohne ein Anzeichen von Ekel zu zeigen, den sie zweifelsohne verspüren musste, wenn sie den unbedeckten Eimer mit seinem Unrat in der Ecke oder seinen grässlichen Zustand sah – die Flöhe und Läuse labten sich seit Langem an seiner Haut. „Wie geht es dir?

    Es war eine dumme Frage. Seit vier Jahren ging es ihm schrecklich. Aber sie meinte die Frage ernst, denn sie machte sich wirklich Sorgen, dass es ihm eines Tages noch schlimmer gehen könnte als jetzt. Zumindest damit hatte sie recht: Schließlich gab es immer noch den Tod.

    Nicht, dass er ihr jemals sagen würde, wie nahe er dem Tod in der Vergangenheit gekommen war.

    „Oh, mir geht es blendend, erwiderte er grinsend und hoffte, sie bemerkte nicht, dass sein Zahnfleisch inzwischen bei der kleinsten Bewegung anfing zu bluten. „Die gebutterten Nieren heute Morgen waren exzellent, genau wie die pochierten Eier und der geräucherte Schinken. Ich muss dem Koch ein Kompliment machen, aber ich bin gerade unabkömmlich.

    Er deutete auf seine Fußfesseln. Eine lange Kette führte von den Fesseln zu einem großen Eisenring in der Wand. Die Kette war lang genug, dass er stehen und zwei Schritte in jede Richtung gehen konnte, aber nicht weiter.

    „Apollo, sagte sie, und in ihrer Stimme schwang ein leichter Tadel mit, aber ihre Lippen zuckten nach oben, also betrachtete er sein Herumalbern als Sieg. Sie stellte den kleinen, weichen Beutel, den sie in der Hand hielt, ab. „Es tut mir leid, dass du schon gegessen hast, denn ich habe dir etwas gebratenes Hähnchen mitgebracht. Ich hoffe, du bist nicht zu satt, um es zu genießen.

    „Oh, ich denke, das schaffe ich", meinte er.

    Der Duft des Hähnchens stieg ihm in die Nase, und ihm lief unwillkürlich das Wasser im Munde zusammen. Es hatte einmal eine Zeit gegeben, als er nicht viel über seine nächste

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