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Sündiges Verlangen einer Lady
Sündiges Verlangen einer Lady
Sündiges Verlangen einer Lady
eBook425 Seiten5 Stunden

Sündiges Verlangen einer Lady

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Über dieses E-Book

"Wie unschicklich!" Auf einem Ball ertappt Lady Hero Londons größten Verführer Lord Griffin beim Liebespiel mit einer verheirateten Dame. Doch als sich ihre Blicke treffen, mischt sich in Heros Entrüstung ein anderes, weitaus gefährlicheres Gefühl: Lust! Nie zuvor hat ein Gentleman derartiges Verlangen in ihr geweckt. Dem lasterhaften Lord scheint es ähnlich zu gehen - plötzlich ist Hero das neue Ziel seiner Begierde. Schamlos flirtet er mit ihr. Ein Skandal bahnt sich an … denn Hero ist verlobt - mit Lord Griffins angesehenem älteren Bruder! Da macht Griffin der hübschen Lady ein überraschendes Angebot. Kann sie dem liebestollen Casanova vertrauen?

SpracheDeutsch
HerausgeberCORA Verlag
Erscheinungsdatum26. Aug. 2016
ISBN9783733765323
Sündiges Verlangen einer Lady
Autor

Elizabeth Hoyt

Elizabeth Hoyt zählt zu den US-amerikanischen Bestseller-Autoren der New York Times für historische Romane. Ihren ersten Roman der Princess-Trilogie „Die Schöne mit der Maske“ veröffentlichte sie im Jahr 2006, seitdem folgten zwölf weitere Romane. Gern versetzt die erfolgreiche Schriftstellerin ihre Romanfiguren in das georgianische Zeitalter. Nachdem ihre beiden Kinder zum Kindergarten gingen, begann sie mit dem Schreiben ihres ersten Romans. Während ihrer Jugend verbrachte sie viel Zeit mit ihrer Familie im Ausland, längere Zeit lebte die Familie in Großbritannien in Oxford sowie in St. Andrews. Belgien, Deutschland und Frankreich kennt sie ebenfalls durch ihre vielen Reisen, als Austauschstudentin verbrachte sie einen Sommer in Kawasaki in Japan. Die Reisen mit der Familie enden häufig an einem archäologischen Ausgrabungsort. Ihre Freizeit verbringt sie im Garten, die begeisterte Hobbygärtnerin besitzt 26 Varianten der Taglilie sowie viele Sorten Funkien.

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    Buchvorschau

    Sündiges Verlangen einer Lady - Elizabeth Hoyt

    IMPRESSUM

    HISTORICAL GOLD EXTRA erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

    © 2011 by Nancy M. Finney

    Originaltitel: „Notorious Pleasures"

    erschienen bei: Grand Central Pulishing, New York

    Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

    Dieses Werk wurde vermittelt durch die Literarische Agentur Thomas Schlück GmbH, 30827 Garbsen.

    © Deutsche Erstausgabe in der Reihe HISTORICAL GOLD EXTRA

    Band 88 - 2016 by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg

    Übersetzung: Ulrike Pesold

    Abbildungen: The Killion Group / Hot Damn Designs, TommL_iStock, alle Rechte vorbehalten

    Veröffentlicht im ePub Format in 08/2016 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

    E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

    ISBN 9783733765323

    Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

    CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

    Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:

    BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, MYSTERY, TIFFANY

    Alles über Roman-Neuheiten, Spar-Aktionen, Lesetipps und Gutscheine erhalten Sie in unserem CORA-Shop www.cora.de

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    1. KAPITEL

    Es war einmal eine schöne und kluge Königin, die lebte in einem Land auf der anderen Seite der Welt. Man nannte sie Ravenhair …

    Aus „Queen Ravenhair"

    London, England

    Oktober 1737

    Die Tochter eines Dukes lernt bereits früh im Leben das angemessene Verhalten in beinahe jeder Situation. Auf welcher Platte man geröstete Lerchen servierte. Wann man eine nicht ganz salonfähige Dowager Countess grüßte und bei welcher Gelegenheit man sie schnitt. Was man trug, wenn man in einem Boot die Themse hinabfuhr, und wie man die Avancen eines leicht angetrunkenen Earls mit geringem Einkommen nach einem Picknick abwehrte.

    Eigentlich alles, dachte Lady Hero Batten trocken, nur wie man einen Gentleman ansprach, der sich gerade leidenschaftlich mit einer Dame vergnügte, die nicht seine Frau war, das nicht.

    „Ähem", versuchte sie es, während sie die Stuckornamente an der Decke über sich fixierte.

    Die beiden auf dem Sofa schienen sie nicht zu hören. Stattdessen gab die Dame aus den Tiefen ihres scheußlichen rotbraun gestreiften Kleides, dessen Röcke man ihr über den Kopf gestülpt hatte, ein paar schrille Schreie von sich.

    Hero seufzte. Sie befand sich in einem schummrigen Salon hinter der Bibliothek von Mandeville House und bedauerte es, dass sie sich ausgerechnet diesen Raum ausgesucht hatte, um ihren Strumpf zu richten. Hätte sie den blauen Orientalischen Salon gewählt, säße ihr Strumpf nun tadellos, und sie wäre längst wieder im Ballsaal – und hätte mit dieser peinlichen Situation nichts zu tun.

    Vorsichtig senkte sie den Blick. Der Gentleman trug eine unauffällige weiße Perücke, hatte seinen bestickten Gehrock aus Satin beiseite geworfen und mühte sich in Hemd und einer smaragdgrünen Weste über der Dame ab. Seine Breeches und seine Unterwäsche hatte er bis zu den Knien heruntergezogen, um sich sein Vorhaben leichter zu machen, und immer wieder wurde eine muskulöse Pobacke sichtbar.

    Unanständigerweise fand Hero den Anblick faszinierend. Wer dieser Gentleman auch sein mochte, sein Körper war recht … erstaunlich.

    Sie riss ihren Blick fort, um sehnsüchtig zur Tür zu blicken. Tatsächlich würden es ihr nur wenige verdenken, wenn sie sich diskret umdrehte und auf Zehenspitzen aus dem Zimmer schliche. Genau das hätte sie auch getan, als sie den Salon betreten und das Geschehen dort entdeckt hatte, wäre sie nicht zwei Minuten zuvor Lord Pimbroke im Gang begegnet. Denn wie der Zufall so spielte, hatte Hero das scheußliche rot-braun gestreifte Kleid früher an diesem Abend an Lady Pimbroke bemerkt.

    Wenn Hero sich auch ungern einer peinlichen Lage aussetzte, so waren ihre eigenen Gefühle letztlich nicht so bedeutend wie ein mögliches Duell und die daraus folgende Verletzung oder gar der Tod eines der Kontrahenten.

    Nachdem sie zu diesem Schluss gekommen war, nickte Hero, nahm einen ihrer Diamantohrringe ab und zielte auf das Gesäß des Gentlemans. Insgeheim war sie immer stolz auf ihre Treffsicherheit gewesen – nicht, dass sie täglich davon Gebrauch machte –, und sie war recht zufrieden, als sie den Mann aufjaulen hörte.

    Er fluchte, drehte sich um und blickte sie über die Schulter hinweg mit den schönsten hellgrünen Augen an, die sie je gesehen hatte. Er war nicht wirklich gut aussehend – sein Gesicht war an den Wangenknochen zu kantig und sein Mund zu breit mit einem zynischen Zug, um dem männlichen Schönheitsideal zu entsprechen –, aber seine Augen würden jede Frau, ganz gleich ob alt oder jung, quer durch den Raum unwiderstehlich anziehen. Und dann würde ihr Blick auf der überheblich zur Schau getragenen Männlichkeit haften bleiben, die für ihn so selbstverständlich zu sein schien.

    Oder vielleicht waren es nur die, äh, Umstände, die ihn so wirken ließen.

    „Ich muss doch sehr bitten, meine Liebe, sagte er gedehnt. Sein Ärger war einer leichten Belustigung gewichen, während er sie betrachtete. Seine Stimme war rau und sie klang entspannt. „Ich bin beschäftigt.

    Sie spürte, wie ihr die Hitze in die Wangen stieg – es war wirklich eine pikante Situation! –, aber sie erwiderte seinen Blick und vermied es sorgfältig, dass ihrer nicht tiefer glitt. „Das habe ich in der Tat bemerkt, aber ich dachte, Ihr solltet wissen, dass –"

    „Es sei denn, Ihr seid eine von denen, die gerne zusehen?"

    Nun glühte ihr Gesicht, aber sie würde diesem … diesem Schuft nicht gestatten, sie mit Worten in Verlegenheit zu bringen. Sie ließ ihren Blick verächtlich über seine zerknitterte Weste und das Hemd nach unten wandern – Letzteres verdeckte zum Glück seine aufgeknöpften Breeches – und wieder hinauf. Sie lächelte süßlich. „Ich ziehe Amüsements vor, bei denen ich nicht Gefahr laufe, einzuschlafen."

    Sie erwartete, dass ihre Beleidigung ihn verärgerte, doch stattdessen gab dieser Schuft ein abfälliges Schnauben von sich.

    „Das passiert Euch oft, nicht wahr, Süße? Seine Stimme war voller Anteilnahme, doch ein Grübchen erschien neben seinem breiten Mund. „Einzuschlafen, während der Spaß gerade anfängt? Nun, macht Euch keine Vorwürfe. Es kann genauso gut die Schuld des Gentlemans sein wie Eure.

    Gute Güte, niemand hatte je so mit ihr gesprochen!

    Langsam und furchterregend missbilligend hob Hero die linke Augenbraue. Sie wusste, dass es furchterregend missbilligend wirkte, weil sie im Alter von zwölf Jahren dieses Mienenspiel vor einem Spiegel stundenlang geübt hatte. Das Ergebnis konnte sogar reifen Matronen in ihren hochhackigen Schuhen bange machen.

    Dieser diabolische Kerl zuckte nicht einmal mit der Wimper.

    „Nun, so wie es aussieht, erwiderte er auf diese widerlich gedehnte Weise, „haben meine Frauen dieses Problem nicht. Bleibt und seht zu – ich garantiere Euch, dass es lehrreich sein wird. Und wenn ich danach noch bei Kräften bin, dann zeige ich Euch vielleicht –

    „Lord Pimbroke ist auf dem Gang!", platzte Hero heraus, bevor er dieses niederträchtige Angebot näher ausführen konnte.

    Der Berg aus rot-braun gestreiften Röcken quiekte. „Eustace ist hier?"

    „Ganz recht. Und er befindet sich auf direktem Weg hierher", teilte Hero Lady Pimbroke mit nur ein klein wenig Befriedigung mit.

    Der Gentleman wurde aktiv. Noch bevor Hero blinzeln konnte, hatte er sich von der Lady erhoben und strich ihre Röcke nach unten, um ihre hellen Schenkel zu verbergen. Er griff nach seinem Gehrock, sah sich rasch prüfend im Salon um und wandte sich dann zu Hero. Er klang immer noch ruhig und gelassen. „Lady Pimbroke ist ein Band oder eine Spitze oder etwas Ähnliches gerissen und Ihr wart freundlicherweise bereit, ihr zu helfen."

    „Aber –"

    Er legte seinen Zeigefinger auf ihre Lippen – warm, groß und schockierend unangebracht. In diesem Moment ertönte eine männliche Stimme vom Gang her.

    „Bella!"

    Lady Pimbroke – oder Bella – quiekte vor Angst.

    „Braves Mädchen", flüsterte der Schurke Hero zu.

    Er wandte sich an Lady Pimbroke, küsste sie auf die Wange und murmelte: „Ruhig, Liebling", bevor er unter dem Sofa verschwand.

    Hero hatte nur einen Augenblick, um zu sehen, wie Lady Pimbrokes hübsches, aber geistloses Gesicht aschfahl wurde, als sie begriff, in welcher Gefahr sie schwebte. Dann wurde die Tür zum Salon aufgerissen.

    „Bella! Lord Pimbroke war groß, hatte ein gerötetes Gesicht und war offensichtlich angetrunken. Er sah sich streitlustig im Salon um, die Hand auf seinem Degen, aber er erstarrte bestürzt, als er Hero sah. „Mylady, was –?

    „Lord Pimbroke." Hero trat vor das Sofa und verbarg einen großen männlichen Fuß hinter ihren weiten Röcken.

    Sie machte von ihrer linken Augenbraue Gebrauch.

    Lord Pimbroke trat tatsächlich einen Schritt zurück – was nach der ignoranten Reaktion des Schurken auf ihr Mienenspiel sehr erfreulich war – und stammelte: „Ich … ich …"

    Hero wandte sich Lady Pimbroke zu und berührte sanft die grässliche gelbe Litze am Ellbogen ihres Ärmels. „Ich glaube, das hätten wir befestigt, nicht wahr?"

    Lady Pimbroke erstarrte. „Oh! Oh ja, danke, Mylady."

    „Keine Ursache", murmelte Hero.

    „Wenn du hier fertig bist, meine Liebe, meinte Lord Pimbroke, „dann bist du vielleicht bereit, auf den Ball zurückzukehren?

    Den Worten nach mochte er eine Frage gestellt haben, aber dem Tonfall nach meinte er etwas anderes.

    Lady Pimbroke nahm verdrießlich seinen Arm. „Ja, Eustace."

    Und mit einem flüchtigen Gruß verließen die beiden den Raum.

    Beinahe zeitgleich spürte Hero, wie an ihren Röcken gezogen wurde.

    „Pst! Ich kann hier unten kaum atmen."

    „Lord und Lady Pimbroke könnten zurückkommen", erwiderte sie gelassen.

    „Ich glaube, ich kann unter Euren Rock sehen."

    Hastig trat sie beiseite.

    Der Schuft rollte sich unter dem Sofa hervor und stand auf. Er überragte sie deutlich.

    Nichtsdestotrotz sah sie ihn wütend von oben herab an. „Ihr habt nicht –"

    „Na, na. Und wenn ich es getan hätte, glaubt Ihr wirklich, ich würde es Euch erzählen?"

    Hero schnaubte und klang dabei wie Cousine Bathilda, wenn diese sich ganz besonders tugendhaft gab. „Zweifellos würdet Ihr Euch damit brüsten."

    Grinsend beugte er sich vor. „Erregt Euch der Gedanke?"

    „Ist Eure Perücke zu eng?", fragte Hero höflich.

    „Bitte?"

    „Nun, ich denke auf Eurem stolzgeschwellten Kopf muss sie sich sehr unangenehm anfühlen."

    Sein Grinsen wurde etwas grimmiger. „Mein Kopf ist nicht das Einzige, was überproportional groß ist, das kann ich Euch versichern. Vielleicht seid Ihr deshalb hier hereingekommen? Um einen Blick zu erhaschen?"

    Sie verdrehte die Augen. „Ihr habt keine Spur von Schamgefühl, nicht wahr? Die meisten Männer würden zumindest Verlegenheit vortäuschen, wenn man sie bei einem solchen Vergehen erwischen würde, aber Ihr – Ihr stolziert herum wie ein aufgeplusterter Gockel."

    Er hielt dabei inne, sich den Gehrock überzustreifen, einen Arm ausgestreckt, den Ärmel halb angezogen, und riss die schönen grünen Augen auf. „Oh, natürlich. Ihr müsst eine Moralpredigt halten. Natürlich müsst Ihr Euch mir überlegen fühlen, wenn –"

    „Ich habe gesehen, wie Ihr Ehebruch begangen habt!"

    „Ihr habt gesehen, wie ich mich beim Ficken amüsiert habe", sagte er mit deutlicher Betonung.

    Sie zuckte angesichts dieser rohen Ausdrucksweise zusammen, wich aber nicht von der Stelle. Sie war die Tochter eines Dukes, und sie würde nicht vor einem solchen Mann flüchten. „Lady Pimbroke ist verheiratet."

    „Lady Pimbroke hatte bereits vor mir zahlreiche Liebhaber, und sie wird auch nach mir zahlreiche Liebhaber haben."

    „Das vergibt Euch Eure Sünde nicht."

    Er sah sie an und lachte – er lachte tatsächlich, langsam und tief. „Und Ihr seid frei von Sünden, ja?"

    Sie musste nicht einmal darüber nachdenken. „Natürlich."

    Er verzog sarkastisch den Mund. „So sicher also?"

    Sie starrte ihn beleidigt an. „Zweifelt Ihr an meinen Worten?"

    „Oh nein, keineswegs. Ich glaube Euch sofort, dass es Euch nie in Euren gänzlich perfekten Sinn gekommen ist, zu sündigen."

    Sie reckte das Kinn und fühlte sich erregt – sie hatte noch nie mit einem Gentleman gestritten, schon gar nicht mit einem fremden Gentleman. „Und ich frage mich langsam, ob Euch je der Gedanke an Rechtschaffenheit in Euren gänzlich schamlosen Sinn gekommen ist."

    Er sah sie einen Augenblick an und ein Muskel an seinem Kinn zuckte. Dann verneigte er sich plötzlich. „Ich danke Euch, dass Ihr gegen Eure Überzeugung gehandelt und mich davor bewahrt habt, Lord Pimbroke töten zu müssen."

    Sie nickte steif.

    „Und ich hoffe sehr, dass unsere Wege sich nie wieder kreuzen, Mylady Perfect."

    Unerklärlicherweise schmerzten Hero seine abschätzigen Worte, aber es gelang ihr, dies vor ihm zu verbergen. „Ich werde sicherlich dafür beten, Eure Gegenwart nie wieder ertragen zu müssen, Mylord Shameless."

    „Dann sind wir ja einer Meinung."

    „Absolut."

    „Gut."

    Einen Moment lang starrte sie ihn an; ihre Brüste drückten sich mit jedem zu schnellen Atemzug gegen ihr Korsett, und ihre Wangen glühten vor Erregung. In der Hitze des Gefechts waren sie einander näher gekommen, und sein Brustkorb streifte beinahe die Spitze ihres Mieders.

    Er starrte zurück, die Augen so grün in seinem abscheulichen Gesicht.

    Sein Blick fiel auf ihren Mund.

    Ihre Lippen öffneten sich, und für eine endlose Sekunde vergaß sie zu atmen.

    Er drehte sich um und ging zur Tür, dann verschwand er in dem schummerigen Gang dahinter.

    Hero blinzelte und atmete zitternd ein, als sie sich benommen im Salon umschaute. An der Wand hing ein Spiegel, und sie ging darauf zu, um sich anzusehen. Ihr rotes Haar war immer noch elegant frisiert, ihr bezauberndes silbrig-grünes Kleid glatt. Ihre Wangen waren leicht gerötet, aber es stand ihr.

    Seltsamerweise hatte sie sich nicht verändert.

    Nun, das war gut.

    Sie straffte sich und trat aus dem Zimmer. Ihre Schritte waren anmutig, aber hastig. Gerade heute war es wichtig, dass sie heiter, bezaubernd und perfekt aussah, denn heute würde ihre Verlobung mit dem Marquess of Mandeville bekannt gegeben werden.

    Hero reckte das Kinn, als sie sich an das höhnische Lächeln des Fremden erinnerte, als er das Wörtchen „perfekt" ausgesprochen hatte. Was konnte er denn gegen Perfektion haben?

    Verdammt sein sollen alle selbstgerechten, perfekten Frauen – und dieses rothaarige Frauenzimmer im Salon ganz besonders!

    Lord Griffin Reading schritt übellaunig in Richtung des Ballsaals im Haus seines Bruders. Dieses elende Mädchen! Sie hatte missbilligend und selbstgefällig dort gestanden und es gewagt, ihn von oben herab anzuschauen. Ihn! Wahrscheinlich hatte sie in ihrem ganzen, viel zu behüteten Leben noch nie ein menschliches Verlangen verspürt. Das einzige Anzeichen ihrer Verlegenheit waren die roten Flecken gewesen, die auf ihrem zarten Hals erschienen waren, als sie ihn angesehen hatte. Griffin grunzte. Dieser tadelnde Gesichtsausdruck hätte den Stolz eines jeden Mannes umgehend erschlaffen lassen.

    Dumm nur, dass er erstaunlicherweise genau die gegenteilige Reaktion verspürt hatte – und das hatte nicht daran gelegen, dass er mit Bella keine Erfüllung gefunden hatte. Nein, die Aussicht, von einem wütenden gehörnten Ehemann entdeckt zu werden, worauf rasch ein blutiges Duell im Morgengrauen folgen könnte, hatte seine Leidenschaft gründlich abgekühlt, danke schön! Als er sich unter dem Sofa hervorgerollt hatte, war er vollkommen ruhig gewesen. Das hieß, bis er das hitzige Wortgefecht mit dieser Ich-bin-besser-als-Ihr-Frau gehabt hatte. Seine Männlichkeit hatte den Streit als ein seltsames Vorspiel für den Liebesakt gesehen, trotz ihrer offensichtlichen Achtbarkeit, trotz ihrer Feindseligkeit ihm und trotz seiner eigenen Ablehnung ihr gegenüber.

    Griffin blieb in einer dunklen Ecke stehen und versuchte, sich zu beruhigen, während er den Diamantohrring in seiner Tasche befühlte. Er hatte ihn unter dem Sofa gefunden und ihn Lady Perfect zurückgeben wollen, bevor ihre scharfe Zunge ihn das Schmuckstück hatte vergessen lassen. Nun, es geschah ihr recht, ihren hübschen Ohrring zu verlieren, wenn das die Art war, wie sie mit Gentlemen sprach.

    Er massierte sich die Schulter. Als er den Ballsaal vor einer halben Stunde betreten hatte, hatte er noch nicht einmal Zeit gehabt, seine Mutter und seine Schwestern zu begrüßen, bevor Bella ihm mit ihrem pikanten Vorschlag aufgelauert hatte. Hätte er gewusst, dass ihr Ehemann ebenfalls auf dem Ball war, hätte er sich niemals auf ein so gefährliches Rendezvous eingelassen.

    Griffin seufzte. Aber jetzt war es zu spät, um sich Vorwürfe zu machen. Es war besser, die ganze peinliche Geschichte unter der Rubrik „Dinge, die man am besten so schnell wie möglich vergisst" abzulegen. Megs und Caroline war es vermutlich gleichgültig, dass er verschwunden war, aber Mater würde sicher nach ihm Ausschau halten. Es hatte keinen Sinn, es aufzuschieben. Griffin zog noch einmal sein Krawattentuch zurecht, um sicherzugehen, dass es tadellos saß, und betrat den Ballsaal.

    Die Kristalllüster funkelten und beleuchteten ein veritables Gedränge. Dies würde das Ereignis der Saison sein, und kein Mitglied der Londoner Gesellschaft wollte es verpassen. Griffin begann, sich seinen Weg durch die Menge der edel und farbenfroh gekleideten Menschen zu bahnen, aber er kam nur langsam voran, da er häufig alte Freunde und neugierige Bekannte begrüßen musste.

    „Wie nett von dir, zu erscheinen, Liebling", ertönte eine dunkle Stimme neben seinem Ellbogen.

    Griffin wandte sich von zwei gekünstelt lächelnden Matronen ab, die ihm den Weg versperrten, und beugte sich hinab, um seine Mutter auf die Wange zu küssen. „Madam. Wie schön Euch zu sehen."

    Die Worte waren floskelhaft, nicht jedoch das Gefühl, das sich dahinter verbarg und ihn plötzlich zu überwältigen drohte. Er war seit beinahe einem Jahr nicht in London gewesen, und es war über acht Monate her, dass seine Mutter ihn auf dem Familiensitz in Lancashire besucht hatte. Er neigte den Kopf und betrachtete sie. Ihr feines Haar, dass sie in einem eleganten Knoten unter einer Spitzenhaube trug, mochte ein paar graue Strähnen mehr haben, aber ansonsten war ihr geliebtes Gesicht unverändert. Ihre braunen Augen, die von Lachfältchen eingerahmt wurden, wirkten intelligent, die weich geschwungenen Lippen waren geschürzt, um ein liebevolles Lächeln zu kaschieren, und die geraden Augenbrauen waren ständig ein wenig belustigt hochgezogen wie seine eigenen.

    „Du bist so braun wie eine Haselnuss, murmelte sie und legte ihm einen Finger auf die Wange. „Ich vermute, du bist über die Ländereien geritten.

    „Aufmerksam wie immer, meine liebe Mater", erwiderte er und bot ihr seinen Arm.

    Sie hängte sich bei ihm ein. „Und wie ist die Ernte?"

    Seine Schläfe begann schmerzhaft zu pochen, aber Griffin antwortete fröhlich: „Recht gut."

    Er spürte ihren besorgten Blick. „Wirklich?"

    „Es war ein trockener Sommer, also fällt die Ernte geringer aus als erwartet. Das war eine Beschönigung für etwas, das in Wirklichkeit eine miserable Ernte gewesen war. Zunächst einmal war ihr Land nicht besonders fruchtbar – was seine Mutter bereits wusste –, aber es hatte keinen Sinn, sie zu beunruhigen. „Wir werden Gewinn mit dem Getreide machen.

    Er blieb absichtlich vage, was er mit dem Getreide zu tun gedachte. Es war die Last, die er für seine Mutter und den Rest der Familie trug.

    Seine Antwort schien sie zu beruhigen. „Gut. Lord Bollinger zeigt Interesse an Margaret und sie wird in dieser Saison neue Kleider brauchen. Ich will unsere Mittel nicht überstrapazieren."

    „Das ist kein Problem, erwiderte er, während er die Ausgaben rasch im Kopf durchrechnete. Es würde wie immer knapp werden, aber es sollte ihm möglich sein, die Gelder aufzutreiben – vorausgesetzt, er erlitt keine weiteren Verluste. Der Schmerz in seiner Schläfe wurde schlimmer. „Kauft Megs alle Kinkerlitzchen, die sie braucht. Die Familienkasse hält es aus.

    Die Sorgenfalte zwischen ihren Brauen verschwand. „Und natürlich ist da noch Thomas."

    Er war darauf gefasst gewesen, dass sein Bruder erwähnt werden würde, aber irgendwie schaffte er es nicht, der leichten Anspannung seiner Muskeln Herr zu werden.

    Natürlich spürte Mater es. „Ich bin so froh, dass du gekommen bist, Griffin. Es ist jetzt an der Zeit, eure Unstimmigkeit zu bereinigen."

    Griffin schnaubte. Er glaubte nicht, dass sein Bruder die Angelegenheit lediglich für eine Unstimmigkeit hielt. Thomas verhielt sich in allen Dingen korrekt, und er hätte sich mit Griffin nicht wegen Trivialitäten gestritten. Das zu tun, hieße, sich von Emotionen beherrschen zu lassen, was für jemanden wie Thomas ein Gräuel war. Einen Augenblick lang musste er an Lady Perfects große graue Augen denken. Zweifellos würde eine Frau wie sie sich hervorragend mit seinem selbstgefälligen und überkorrekten Bruder verstehen.

    Griffin versuchte, erfreut zu erscheinen, weil er Thomas wiedersehen würde. „Natürlich. Es wird wunderbar sein, mit Thomas zu sprechen."

    Mater runzelte die Stirn. Offensichtlich musste er an seinem erfreuten Gesichtsausdruck arbeiten. „Er vermisst dich, das weißt du."

    Er warf ihr einen ungläubigen Blick zu.

    „Das tut er wirklich, beharrte sie, obwohl er bemerkte, dass sich auf ihren Wangen zwei rote Flecken gebildet hatten – sogar Mater war sich nicht sicher, wie Thomas ihn empfangen würde. „Diese Entfremdung muss ein Ende haben. Es ist nicht gut für die Familie, es ist nicht gut für euch beide, und es ist nicht gut für mich. Ich werde nie verstehen, warum es sich bereits so lange hinzieht.

    Griffin sah in seinem Augenwinkel etwas silbrig-grün aufblitzen. Und er blickte sich um. Sein Puls ging schneller. Aber die Dame, die das Kleid trug, war bereits in der Menge verschwunden.

    „Griffin, hör mir zu!", zischte seine Mutter.

    Er lächelte auf sie hinab. „Entschuldigt, ich dachte, ich hätte jemanden gesehen, den ich meiden wollte."

    Sie schnaubte. „Ich bin sicher, es gibt einige Damen von schlechtem Ruf hier, denen du nicht begegnen möchtest."

    „Diese hier ist eigentlich eher zu ehrbar", erwiderte er leichthin. Seine Hand wanderte in die Tasche seines Gehrocks, und er befühlte den kleinen Diamantohrring. Er sollte ihn ihr besser zurückgeben.

    „Tatsächlich? Für einen Moment dachte er, seine Mutter ließe sich von ihrer Strafpredigt ablenken. Dann schüttelte sie den Kopf. „Versuche nicht, das Thema zu wechseln. Du und Thomas habt diesen elenden Streit vor drei Jahren begonnen, und meine Nerven sind entsetzlich angespannt. Ich glaube nicht, dass ich noch einen weiteren eisigen Brief zwischen euch oder ein Essen mit euch beiden ertragen kann, wenn ich aus Angst davor, das falsche Gesprächsthema zu wählen, auf jedes einzelne meiner Worte aufpassen muss.

    „Friede, Mater! Griffin lachte leise und beugte sich hinunter, um seine aufgebrachte Mutter auf die Wange zu küssen. „Thomas und ich werden uns die Hände schütteln wie brave kleine Jungen, und du wirst mit uns beiden zu Abend essen, während ich in London bin.

    „Versprochen?"

    „Bei meiner Ehre. Er hielt sich die Hand an die Brust. „Ich werde so freundlich und durch und durch nett sein, dass Thomas mich mit Beteuerungen brüderlicher Liebe überschütten wird.

    „Hm, erwiderte sie. „Nun, ich hoffe es jedenfalls.

    „Nichts auf der Welt, versicherte er ihr unbekümmert, „kann mich davon abhalten.

    „Na, glücklich?"

    Hero drehte sich um, als sie die tiefe männliche Stimme hörte, und erkannte ihren geliebten älteren Bruder Maximus Batten, den Duke of Wakefield. Einen Augenblick lang verstand sie die Frage nicht. In den zwei Monaten, die sie gebraucht hatte, um ihre Verlobung mit dem Marquess of Mandeville zu arrangieren, hatte Maximus sie einige Male gefragt, ob sie mit der Verbindung zufrieden war, aber er hatte sie nie gefragt, ob sie glücklich war.

    „Hero?" Maximus’ gerade dunkle Augenbrauen zogen sich über seiner aristokratisch klassisch geformten Nase zusammen.

    Sie hatte oft gedacht, dass Maximus’ Aussehen perfekt zu seinem Stand passte. Wenn man die Augen schloss und versuchte, sich einen perfekten Duke vorzustellen, würde Maximus dabei herauskommen. Er war groß, seine Schultern breit, aber nicht zu sehr, sein Gesicht lang und schmal; es wirkte nur ein wenig zu kalt und zu gebieterisch. Sein Haar war dunkelbraun und sehr kurz geschnitten, da er für gewöhnlich weiße Perücken trug. Auch seine Augen waren braun. Man hielt braune Augen oft für warm, aber ein ungeduldiger Blick von Maximus reichte aus, um in dieser Hinsicht jeden eines Besseren zu belehren. Wärme war das Letzte, was man mit dem Duke of Wakefield in Verbindung bringen würde. Aber trotz alldem war er ihr Bruder.

    Hero sah lächelnd zu ihm auf. „Ja, ich bin ziemlich glücklich."

    War das Erleichterung, die sie in diesen ernsten Augen sah? Einen Augenblick lang verspürte sie verärgert einen verräterischen Stich. Maximus hatte bis zu diesem Augenblick nicht ein einziges Mal zu verstehen gegeben, dass ihr Glück bei dieser Verbindung eine Rolle spielen könnte. Das Zusammenführen von Ländereien und Interessen, die Stärkung seiner parlamentarischen Verbindung mit Mandeville, das waren wichtige Überlegungen. Sie wusste sehr gut, dass ihre Gefühle bei den Verhandlungen keinerlei Rolle spielten. Aber das bereitete ihr keine Probleme. Sie war die Tochter eines Dukes, und sie hatte von klein auf gewusst, was der Zweck ihres Lebens war und wohin sie gehörte.

    Maximus presste die Lippen aufeinander und überblickte den Ballsaal. „Es ist noch nicht zu spät, deine Meinung zu ändern. Ich wollte, dass du das weißt."

    „Ist es das nicht? Sie sah sich im Ballsaal um. Mandeville House war erlesen geschmückt. Blaue und silberne Girlanden – die Farben der Familie Batten – waren mit dem Scharlachrot und Schwarz der Readings verschlungen. Blumenvasen standen auf jedem Tisch, und der Marquess hatte eine Kolonne von Dienstboten angeheuert und eingekleidet. Hero sah zu ihrem Bruder zurück. „Die Verträge sind bereits schriftlich festgelegt und unterschrieben.

    Maximus runzelte voller Missfallen die Stirn. „Wenn du dieser Verlobung wirklich entfliehen willst, kann ich sie brechen."

    „Das ist sehr großzügig von dir. Hero war von Maximus’ schroffen Worten gerührt. „Aber ich bin mit meiner Verlobung recht zufrieden.

    Er nickte. „Ich glaube, dann ist es an der Zeit, dass wir uns zu deinem Verlobten gesellen."

    „Natürlich." Ihre Stimme war ruhig, aber ihre Finger zitterten ein wenig, als sie sie auf den Arm ihres Bruders legte.

    Glücklicherweise schien Maximus es nicht zu bemerken. Er führte sie zu einer Seite des Ballsaals. Er bewegte sich ohne Eile, jedoch mit der üblichen Entschlossenheit. Manchmal fragte Hero sich, ob ihr Bruder überhaupt bemerkte, dass man ihm sein Vorankommen erleichterte, indem man ihm rasch aus dem Weg ging.

    Ein Mann stand mit dem Rücken zu ihnen neben der Tanzfläche. Er trug düsteres Schwarz und seine Perücke war schneeweiß. Er drehte sich um, als sie sich näherten, und für einen Augenblick setzte Heros Herz aus. Etwas an der Art, wie er die Schultern hielt und wie er sein Kinn im Profil vorstreckte, erinnerte sie an den Schurken, mit dem sie sich vor ein paar Minuten gestritten hatte. Dann sah er sie an, und sie knickste ernst vor dem Marquess of Mandeville, wobei sie sich selbst für ihre dumme Einbildung schalt. Es war schwer, sich jemanden vorzustellen, der Lord Shameless weniger ähnelte als ihr Verlobter.

    Mandeville war groß und ziemlich gut aussehend. Würde Mandeville öfter lächeln, könnte man ihn sogar als schönen Menschen bezeichnen. Aber man spürte irgendwie, dass Schönheit bei einem Marquess unangemessen wäre, und man konnte den Marquess of Mandeville einiges nennen, aber gewiss nicht unangemessen.

    „Euer Gnaden, Lady Hero. Mandeville verneigte sich elegant. „Ihr seht heute noch bezaubernder aus als sonst, Mylady.

    „Ich danke Euch, Mylord." Hero lächelte zu ihm auf und freute sich, dass sein sonst so trauriger Mund ein wenig weicher wurde.

    Dann wanderte sein Blick zu einem ihrer Ohren. „Meine Liebe, Ihr tragt nur einen Ohrring."

    „Tatsächlich? Hero befühlte automatisch beide Ohrläppchen. Ihr Gesicht wurde heiß, als sie sich daran erinnerte, was mit dem fehlenden Schmuckstück geschehen war. „Du meine Güte, ich muss einen verloren haben.

    Rasch entfernte sie den einzelnen Diamantohrring und reichte ihn ihrem Bruder, damit er ihn in seiner Tasche verstaute.

    „So ist es besser, meinte Mandeville und nickte zustimmend. „Wollen wir?, fragte er sie, sah dabei aber Maximus an.

    Maximus nickte.

    Mandeville gab seinem Butler ein Zeichen, aber es wurde bereits still im Raum, während die Gäste sich zu ihnen umdrehten.

    Hero setzte ein heiteres Lächeln auf und stellte sich gerade und ruhig hin, so wie man es sie von Kindesbeinen an gelehrt hatte. Eine Dame ihres Ranges zappelte nicht herum. Sie stand nicht gerne im Zentrum der Aufmerksamkeit, aber das ließ sich nicht vermeiden, wenn man die Tochter eines Dukes war. Sie warf Mandeville einen Blick zu. Und eine Marchioness würde noch mehr Blicke auf sich ziehen.

    Natürlich.

    Hero unterdrückte einen kleinen Seufzer, atmete langsam ein und aus und stellte sich vor, sie sei eine Statue. Das war ein alter Trick, um Veranstaltungen wie diese zu überstehen. Sie war die hohle, perfekte Fassade der Tochter eines Dukes. Sie selbst – die Frau in ihrem Inneren – musste nicht unbedingt hier sein.

    „Meine Freunde, dröhnte Mandeville. Im Parlament war er für seine Redekunst bekannt, und seine Stimme war voll und tief. Hero fand, dass sie auch etwas Theatralisches hatte, aber natürlich würde sie ihm das niemals ins Gesicht sagen. „Ich heiße euch alle hier zu einer wichtigen Feier willkommen: zu meiner Verlobung mit Lady Hero Batten.

    Er drehte sich um und nahm ihre Hand, dann verneigte er sich und küsste galant ihre Fingerknöchel. Hero lächelte und knickste vor ihm, während die Gäste applaudierten. Sie richtete sich auf, und sofort war das Paar umrundet, als alle nach vorne drängten, um Glück zu wünschen.

    Hero dankte gerade einer tauben ältlichen Countess, als Mandeville hinter ihr rief: „Ah, Wakefield, Lady Hero, ich möchte Euch jemandem vorstellen."

    Sie drehte sich um und sah in sinnliche hellgrüne Augen, die belustigt funkelten. Hero konnte ihn nur sprachlos anstarren, als Lord Shameless sich verbeugte und ihre Hand nahm, um mit seinen weichen, warmen Lippen über ihre Haut zu streichen.

    Wie von weit entfernt hörte sie Mandeville neben sich sagen: „Meine Liebe, dies ist mein Bruder, Lord Griffin Reading."

    2. KAPITEL

    Seit dem Tod ihres Gemahls, des verstorbenen Königs, hatte Königin Ravenhair ihr Königreich gerecht und friedlich regiert. Doch es ist nicht einfach für eine Frau, Macht in einer von Männern dominierten Welt auszuüben. Denn obwohl sie Ratgeber und Minister und Gelehrte hatte, konnte sie keinem von ihnen gänzlich trauen. Darum stand Queen Ravenhair jeden Abend auf ihrem Balkon und hielt einen kleinen braunen Vogel zwischen ihren Händen. Sie flüsterte dem Vogel ihre Geheimnisse und ihre Sorgen zu und dann, wenn sie die Hände öffnete, ließ sie ihn frei, und er flog in die Nacht hinaus und trug ihre Sorgen mit sich …

    Aus „Queen Ravenhair"

    Hero holte tief Luft, um sich zu beruhigen, und setzte ein höfliches Lächeln auf – weder zu breit noch zu schmal. Es war ein sehr gemäßigter Gesichtsausdruck, der in keinerlei Hinsicht enthüllte, wie schockiert sie war, herauszufinden, dass Lord Shameless bald ihr Schwager werden würde. „Es freut mich, Euch

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