Meine Heimat ist bei dir: Fürstenkrone 233 – Adelsroman
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Über dieses E-Book
Romane aus dem Hochadel, die die Herzen der Leserinnen höherschlagen lassen. Wer möchte nicht wissen, welche geheimen Wünsche die Adelswelt bewegen? Die Leserschaft ist fasziniert und genießt "diese" Wirklichkeit.
"Fürstenkrone" ist vom heutigen Romanmarkt nicht mehr wegzudenken.
»Joschka, schau doch mal nach, was da unten los ist! Der Lärm raubt einem ja den letzten Nerv!« »Sofort, Herr Graf.« Der schon etwas betagte Butler des Grafen Friedbert von Zeuthen beeilte sich, der Forderung seines derzeit mürrischen Herrn nachzukommen. Von unten her war tatsächlich ein lautes Jauchzen und Jubeln zu hören. Der Butler öffnete eines der hohen Fenster, welche das Büro des Grafen erhellten. Neugierig trat er auf mit Tannenzweigen geschmückten Altan hinaus ins Freie. Eiskalte Winterluft schlug ihm entgegen. Zudem blendete ihn die gleißende Mittagssonne, die zwischen den mächtigen Zinnen der Bergwelt zu ihm herüberstrahlte. Schützend hielt der Butler die Hand vor seine Augen, um Genaueres erkennen zu können. Er sah ein Taxi stehen und einen Mann, der übermütig mit Schneebällen auf die Leute warf, die sich um das Auto versammelt hatten. Mit ihren Händen versuchten sie lachend und kreischend, die weißen Geschosse abzuwehren. Die schrillen Töne schmerzten in den Ohren des Butlers, und er schaute ärgerlich auf die Ausgelassenheit der Dienstleute. Solch ein albernes Vergnügen hatte er noch nie auf dem Gutshof erlebt. Mit finsterem Gesicht wollte er das Gesinde zur Ordnung rufen. Doch im gleichen Moment erspähte er etwas, das seinen Atem stocken ließ. Seine altersschwachen Augen begannen zu leuchten. Völlig überwältigt flüsterte der alte Joschka: »Das … ja, das gibts doch nicht. Der junge Herr Graf! Herr Graf, ich glaube, ich kann meinen alten Augen nicht mehr trauen.«
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Buchvorschau
Meine Heimat ist bei dir - Heidemarie Berger
Fürstenkrone
– 233 –
Meine Heimat ist bei dir
Franziska findet endlich das Glück!
Heidemarie Berger
»Joschka, schau doch mal nach, was da unten los ist! Der Lärm raubt einem ja den letzten Nerv!«
»Sofort, Herr Graf.« Der schon etwas betagte Butler des Grafen Friedbert von Zeuthen beeilte sich, der Forderung seines derzeit mürrischen Herrn nachzukommen. Von unten her war tatsächlich ein lautes Jauchzen und Jubeln zu hören. Der Butler öffnete eines der hohen Fenster, welche das Büro des Grafen erhellten. Neugierig trat er auf mit Tannenzweigen geschmückten Altan hinaus ins Freie. Eiskalte Winterluft schlug ihm entgegen. Zudem blendete ihn die gleißende Mittagssonne, die zwischen den mächtigen Zinnen der Bergwelt zu ihm herüberstrahlte. Schützend hielt der Butler die Hand vor seine Augen, um Genaueres erkennen zu können.
Er sah ein Taxi stehen und einen Mann, der übermütig mit Schneebällen auf die Leute warf, die sich um das Auto versammelt hatten. Mit ihren Händen versuchten sie lachend und kreischend, die weißen Geschosse abzuwehren. Die schrillen Töne schmerzten in den Ohren des Butlers, und er schaute ärgerlich auf die Ausgelassenheit der Dienstleute. Solch ein albernes Vergnügen hatte er noch nie auf dem Gutshof erlebt. Mit finsterem Gesicht wollte er das Gesinde zur Ordnung rufen. Doch im gleichen Moment erspähte er etwas, das seinen Atem stocken ließ. Seine altersschwachen Augen begannen zu leuchten.
Völlig überwältigt flüsterte der alte Joschka: »Das … ja, das gibts doch nicht. Der junge Herr Graf! Herr Graf, ich glaube, ich kann meinen alten Augen nicht mehr trauen.«
Drinnen im Zimmer begann der alte Graf Zeuthen, der die siebzig Jahre längst überschritten hatte, bei der kalten Winterluft, die durch die offene Balkontür hereinströmte, ungeduldig zu brummen: »Willst du da draußen anwurzeln, Joschka! Komm schon herein und schließ endlich die Tür! Dann berichte!« Gereizt schaute Graf Friedbert auf seinen alten Diener, dessen runzliges Gesicht wie die aufgehende Sonne strahlte.
Den Zorn seines Herrn nahm der alte Joschka erstaunlich gelassen hin. Erschüttert über die unverhoffte Freude, brachte er jedoch lediglich ein unverständliches Stammeln hervor. »Willst du nun endlich sagen, was los ist! Oder soll ich selber nachsehen? Vielleicht fängst gar du noch an zu jauchzen, wie die da unten! Außerdem wird es hier drinnen kalt wie in einer Eisgrotte!« Eine Zornesfalte bildete sich über den buschigen, eisgrauen Augenbrauen in dem blassen, faltigen, hageren Gesicht des Grafen. Vorwurfsvoll schaute er seinem Butler entgegen. »Wenn Sie sehen, was ich da unten sehe, Herr Graf, werden auch Sie gleich jubeln«, ließ sich der alte Diener keineswegs von dem wütenden Blick und den barschen Worten seines Herrn beirren.
»Unsinn! Mir ists nach allem anderen zumute, aber nicht zum Jubeln. Wenn ich mir die Zahlen hier in meinen Büchern anschaue, wirds mir sogar noch übel. Ich glaube, ich werde alt, Joschka. Ich pack es einfach nicht mehr«, stöhnte der alte Graf. Aber nun doch etwas neugierig geworden, klappte Graf Zeuthen seine Geschäftsbücher zu, die stapelweise auf dem Schreibtisch durcheinander lagen. Er erhob sich ächzend. Auch er wollte nun sehen, was seinen alten Diener aus der Ruhe brachte und in solch einen Freudentaumel versetzte. »Ihr Sohn«, würgte der alte Joschka nun endlich hervor und konnte nur mit Mühe die Freudentränen zurückhalten.
»Was ist mit meinem Sohn!« Unwirsch schob der Graf seinen treuen Diener beiseite, um selber nachzusehen, was da unten vor sich ging. Auch ihn blendete das gleißende Sonnenlicht, und er kniff seine Augen zu einem schmalen Spalt zusammen. Was er nun zwischen der flimmernden Helligkeit entdeckte, ließ seinen Atem stocken. Sein Herz klopfte rascher, und er suchte zitternd an der Balustrade Halt. Auch er konnte kaum glauben, was ihm dieses winterliche Bild da unten bot. Es war tatsächlich sein Sohn, der nach zwanzig langen Jahren endlich den Weg nach Hause gefunden hatte und der nun übermütig mit seinen Dienstleuten die winterlichen Freuden genoss. Nach so langer Zeit hatte der alte Graf kaum noch zu hoffen gewagt, seinen Sohn jemals in seinem Leben wiederzusehen. Bei seinem unverhofften Anblick zitterten ihm die Knie, und er lehnte sich fassungslos an die steinerne Brüstung des Balkons. »Ist denn das die Möglichkeit, Joschka«, flüsterte er mit bebender Stimme. »Kann ich meinen alten Augen trauen? Mein Sohn, mein Einziger, ist gekommen … Joschka! Er ist zurückgekommen! Kneif mich, ob es tatsächlich wahr ist, oder ob ich träume.«
»Es ist wahr, Herr Graf, es ist wahr!« Auch der alte Joschka jubelte. Er freute sich nicht weniger über die Heimkehr des jungen Grafen als sein Herr.
Wolfram, der Sohn des Grafen, hatte seinen Vater und den alten Diener auf dem Altan entdeckt und winkte beiden übermütig zu. Sein Gesicht war vom Spiel erhitzt und strahlte mit der winterlichen Sonne um die Wette. Er war glücklich, endlich wieder zu Hause zu sein. Nach so langer Zeit wieder Schnee in seinen Händen zu fühlen, hatte ihn übermütig gemacht, was ihn zu dieser Schneeballschlacht mit den Dienstleuten getrieben hatte. In seiner Wahlheimat Amerika hatte er in all den Jahren nur ein einziges Mal dieses Vergnügen gehabt. Und das auch nur für wenige Stunden. Dann war die weiße Pracht gleich wieder hinweggeschmolzen. Nachdem er den Taxifahrer entlohnt hatte, nahm er gleich mehrere Stufen der steinernen Freitreppe auf einmal, die ihn zum väterlichen Gutshaus hinaufführten. So schnell wie möglich wollte er nun bei seinem Vater sein, um ihn endlich in seine Arme zu schließen. Er fühlte sich in diesem Moment so jung wie damals, als er vor vielen Jahren das Vaterhaus verlassen hatte. Um seine unzähligen Gepäckstücke, die der Fahrer immer noch auslud, bemühte sich die Dienerschaft, die sich ebenfalls über seine Ankunft freute. Zumindest die, die ihn von früher her noch kannte.
Sein Vater und Butler Joschka kamen ihm in der holzgetäfelten Diele entgegen.
Bewegt blieb Wolfram stehen und schaute auf die beiden treuen Seelen. Sein Vater war alt geworden, sehr alt sogar. Und er entdeckte auch die tiefen Sorgenfalten im Gesicht des alten Herrn. Schuldgefühle übermannten ihn. Wie hatte er seinen Vater nur so lange allein lassen können!
Auch der alte Graf war erschüttert: Ein junger Bursche hatte ihn vor langer Zeit verlassen. Und nun stand ein reifer Mann mit schon leicht ergrauten Schläfen vor ihm. Es war sein Sohn, von dem er geglaubt hatte, ihn nie wieder in seinem Leben zu sehen. Tränen stiegen in seine Augen, die er versuchte mit barschen Worten zu überspielen: »Was hat dich denn so plötzlich heimgetrieben, Junge!«
Und schon lagen sich beide Männer schluchzend in den Armen. »Vater«, flüsterte Wolfram tränenerstickt. »Vater, verzeih mir, weil ich dich so lange allein ließ.«
»Jetzt bist du ja wieder daheim.«
»Ja, Vater. Und zwar für immer.«
Erstaunt, immer noch mit tränenverschleierten Augen, schaute ihn der alte Herr an, so, als traute er diesem Versprechen nicht.
»Ist das wahr …, ist das wirklich wahr?«
Wolfram nickte nur stumm. Er war in diesem Moment zu überwältigt vom Wiedersehen mit seinem alten Vater, dass es ihm die Tränen verwehrten, eine erklärende Antwort zu geben. Dann wandte er sich an den alten Diener Joschka, der die rührende Wiedersehensfreude zwischen Vater und Sohn schweigend, doch zutiefst bewegt, beobachtete. In seinen Augen schimmerte ebenfalls wässriger Glanz. »Herzlich willkommen, junger Herr. Auch ich freue mich, dass Sie den Weg zurück nach Hause gefunden haben.«
»Joschka, dass Sie meinem Vater so lange Zeit die Treue gehalten haben, dafür danke ich Ihnen von ganzem Herzen.« Er ging auf den alten Mann zu und umarmte auch ihn mit ehrlicher Herzlichkeit. »So eine Freude, nein so eine Freude«, murmelte der alte Diener und konnte es immer noch nicht fassen, den jungen Herrn leibhaftig vor sich zu sehen. Nun wird alles gut, dachte er. »Komm erst einmal herein und lass dich richtig anschauen«, hatte sich der alte Graf bald wieder gefangen und betrachtete mit Wohlgefallen seinen einzigen Sohn: Ein großer, schlanker Mann mit breiten Schultern stand vor ihm. Das dunkle, von wenig grauen Strähnen durchzogenes Haar seines Sohnes war zerzaust, und kluge blaue Augen leuchteten ihm aus einem gebräunten Gesicht entgegen. Er hat die gleichen Augen wie seine schon lange verstorbene Mutter, dachte Graf Friedbert wehmütig.
»Ein richtiger Mann bist du geworden, mein Sohn. Man siehst es dir an. Das Leben hat dich geprägt.« Aus seiner Stimme sprach Stolz auf seinen Sohn. Der alte Graf schob ihn in den geräumigen Salon hinein, wo ein Kaminfeuer behagliche Wärme verbreitete.
Wolfram schaute sich um. Hier hatte sich fast nichts verändert. Die schweren Perserteppiche bedeckten noch immer den Boden. Auch die wertvollen antiken Möbel standen genau so unverändert dort, wie er sie in Erinnerung hatte. Selbst die dunkelgrünen Samtvorhänge vor den hohen Fenstern waren noch die gleichen. Nur wirkten sie nach all den vielen Jahren ziemlich ausgeblichen. Und auch der Teppich