Wasser in der Wüste: Tagebuch einer Selbstfahrer-Safari durch Namibia 2011
Von Gudrun Jakob
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Über dieses E-Book
Wir waren eine Reisegruppe mit 4 Paaren, unterwegs mit zwei Offroad- Fahrzeugen. Mein Mann Manfred hat diese Reise von Deutschland aus als Selbstfahrersafari geplant und organisiert. Die Reise ist so, wie wir sie geplant und durchgeführt haben oder so ähnlich bei Chamäleon-Reisen buchbar. Was so alles schief gehen kann, womit man rechnen muss und dass trotzdem alles ein unvergessliches Erlebnis wird, das ist Thema dieses Buches.
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Buchvorschau
Wasser in der Wüste - Gudrun Jakob
Vorbereitungen auf die Reise
Im Sommer 2010 steht fest: Wir wollen in den Osterferien 2011 nach Namibia. Manfred, mein Mann – genannt Mani - hat in den letzten Wochen jede Minute seiner Freizeit mit Urlaubsplanungen verbracht. Auch unsere Reisegruppe scheint soweit festgelegt: Manis Bruder Andreas mit seiner Frau Christine, Hermann, sein Cousin mit seiner Frau Beate und Heidi und Frank, zwei Freunde von uns, werden dabei sein. Mani führt immer wieder Telefonate oder schreibt Mails mit dem Reiseveranstalter bzgl. der Route oder der Lodges. Auch ist noch nicht klar, ob es eine Tour mit Reiseleitung oder eine Tour auf eigene Faust sein soll. Mein Mann studiert das Land und die politischen Verhältnisse, die Menschen dort, weiß bald alles über die Geschichte und informiert sich bei Leuten, die schon öfter in Namibia waren. Letztendlich steht fest: Es wird eine Selbstfahrer-Tour mit zwei Toyota-Hilux! Das sind sehr geräumige geländegängige Offroad-Fahrzeuge, mit denen man sowohl im Sand der Namib als auch bei Überquerungen von überschwemmten Straßen klar kommen soll. Hört sich gut an! Nehmen wir! Wir werden festgebuchte Lodges haben, aber der Weg dazwischen ist unser Ding und dafür haben wir ja die richtigen Autos. Wir erkundigen uns überall und hören, dass Selbstfahrer-Safaris in Namibia kein Problem sind. Mein Bruder, der beruflich den afrikanischen Kontinent sehr gut kennt und bereits zweimal in Namibia war, findet unsere Planung toll. Ich habe bei unseren Telefonaten den Eindruck, er würde gern selbst mitfahren.
Im Herbst erfahren wir von einem witzigen Buch, welches die Erlebnisse einer bunt zusammengewürfelten Reisegruppe in Namibia schildert. Es heißt „Hummeldumm. Mani bestellt dieses Buch als Hörbuch. Anfangs sitzen wir im Wohnzimmer und hören nur mal so rein. Wir haben total viel Spaß an dieser Reiseerzählung und beschließen, im Bett weiterzuhören. Wir lachen uns schräg, besonders, wenn der Autor die verschiedenen Charaktere und Dialekte nachspielt. An manchen Abenden beschließen wir früher ins Bett zu gehen, um „Hummeldumm
zu hören. Wir lachen uns manchmal krank. So auch an diesem Tag. Da klopft es an unserer Schlafzimmertür! Unser jüngster Sohn Thomas - 21 Jahre – möchte etwas fragen. Wir lachen immer noch und rufen herein. „Was macht ihr denn?, fragt er etwas irritiert. „Wir hören Hummeldumm! Total witzig! Setz dich! Ein Buch über eine Reisegruppe in Namibia.
Thomas setzt sich auf die Bettkante. Draußen im Flur wartet unser ältester Sohn Michael - 24 Jahre. „Komm rein Michi!, ruft er seinem Bruder zu und so sitzen wir zwei Minuten später zu viert in unserem Ehebett, die beiden Jungs auf der Bettkannte und belachen uns über „Hummeldumm
. (Nur zur Klarstellung: Unsere Söhne sind zwei gut aussehende, gut gewachsene junge Männer!) Dieses Buch bildet auf jeden Fall die Basis für unsere anstehende Afrikareise. Auch wenn unsere Reise anders verläuft als in Hummeldumm, so ist uns Hummeldumm allgegenwärtig. (Vielleicht meldet sich ja mal rein zufällig der Autor von Hummeldumm bei mir? Ich würde ihn gern kennenlernen!)
Auf jeden Fall wissen wir nach Hummeldumm, wie wichtig Adapter und Handyempfang in der Wüste sind und freuen uns auf „Carlos". Wir treffen uns mehrmals mit unserer Reisetruppe bei uns zu Hause um Informationen z.B. über Impfungen oder Prophylaxe auszutauschen und um Aufgaben für Besorgungen zu verteilen.
Auf dem 40. Geburtstag von Beate, im Februar 2011, etwa 5 Wochen vor unserer Abreise nach Namibia, erzählt mir Heidi, dass sie sich wünscht, kurz vor der Abreise krank zu werden, damit sie einen Grund hat, zu Hause zu bleiben. Ich bin geschockt! Alle sind schon in Urlaubsstimmung und haben dieses Kribbeln im Bauch. Was soll das denn jetzt? Heidi hat große Angst vor Magen-Darm-Geschichten. Kann ich nachvollziehen! Wir haben auch ein Familienmitglied, das aus allen Erdteilen in jedem Urlaub etwas Mikrobiologisches mitbringt. Allerdings hindert es Manfred nicht daran, die Welt weiter zu erkunden und alles zu essen, was er nicht kennt. Ich glaube, wir haben uns schon daran gewöhnt. Unser Hausarzt amüsiert sich bereits und wir sind mittlerweile Experten in Punkto Übelkeit und Durchfall. Unser Tipp: Tannacomp! Diesen Rat geben wir auch an Heidi weiter.
Wir erinnern uns wieder an alte Filme, die in der Namib spielen: „Die Wüste lebt! oder „Die lustige Welt der Tiere
und „Die Götter müssen verrückt sein. Über diese Filme haben wir uns vor Jahren kaputt gelacht und … sie zeigen ein fantastisches Namibia. Reisefilme über Namibia oder Bildervorträge wie z. B. von Reiner Harscher, einem bekannten Tier- und Reisefotographen, werden zur Pflicht. Wochen vor unserer Abreise beobachten wir per Internet das Wetter in Namibia. Zurzeit ist dort Regenzeit! Es regnet und regnet und regnet! Es hat in den letzten Wochen so viel geregnet, wie seit 20 oder 30 Jahren nicht mehr. Ich entschließe mich deshalb doch zur Malariaprophylaxe. Wo es viel Wasser gibt, da gibt es auch Mücken! Die anderen verzichten wegen der starken Nebenwirkungen auf die Prophylaxe. Sie reden mit den Mücken! Eine Woche vor unserem Abreisetag beginne ich mit der ersten Lariam Tablette. Ich habe keine Beschwerden. Mani schüttelt den Kopf, weil er diese Vorsichtsmaßnahme nicht für notwendig und außerdem die Nebenwirkungen für zu hoch hält. Mückenschutz ist seiner Meinung nach nur im Norden erforderlich. Da frag ich mich doch: „Woher weiß die Mücke, wo ihr Gebiet endet?
In diesem Jahr gibt es überall in Namibia Wasser!
Wir halten bei unserem letzten Einkaufsbummel in Siegen noch Ausschau nach einem schönen Lederhut für Mani. Aber, das was Mani sucht, findet er nicht. Andreas will seinen Hut in Namibia kaufen, hat er gesagt. Richtig! Kein Transport! Und das Richtige für die Safari findet man eher vor Ort. Letztendlich ist der Hut dann auch ein Souvenir! Drei Fliegen mit einer Klappe. Also, unser Hut wird auch in Afrika gekauft!
Abreisetag: Sonntag, 17.4.2011
Den Vormittag verbringe ich mit ausgiebiger Körperpflege: Beine rasieren, Nägel lackieren, …. Muss für ca. zwei Wochen halten. Mittags essen wir noch gemeinsam mit unseren Jungs. Micha holt Essen beim Chinesen. Mani ist nervös ! ! ! Er gibt unpassende Antworten auf Fragen und ist dauernd mit seinen Gedanken woanders. Ich habe mir eine Erkältung eingefangen. Immer wieder kämpfe ich mit Hustenanfällen. Meine Nase läuft. Ich hoffe auf Afrika! Der Flieger geht abends gegen 20.00 Uhr. Wir haben also noch Zeit.
Heidi und Frank kommen gegen 16.00 Uhr und bringen ihre Sachen. Ich bekomme von Frank ca. 6 kg Objektive für mein Handgepäck. Anschließend bringt Frank noch das Auto zu seinem Sohn Tim, der ganz bei uns in der Nähe wohnt. Gegen 16.15 Uhr kommt das Großraumtaxi. Christine, Andreas, Hermann und Beate sind schon an Bord. Wir verstauen noch unser Gepäck und auf geht‘s nach Frankfurt. Auf dem Flughafen stellen wir uns beim Boarding in der Schlange an. Andi ist super gut drauf und freut sich auf Afrika. Wir erzählen Witze und blödeln herum.
Im Flieger suchen wir unsere Plätze. Wir fliegen mit „Air Namibia", sitzen ziemlich weit hinten und es ist sehr eng. Selbst ich, mit 1,60m Größe empfinde es als unbequem. Mani hat ‘Gott sei Dank’ die Plätze schon von zu Hause aus reserviert. So sitzen wir alle außen auf der rechten Fensterseite in Zweierreihen hintereinander und können gut Kontakt halten. In der Mitte gibt es noch eine Viererreihe. Dort hätte ich nicht gern sitzen wollen. Ich nehme mir vor zu schlafen. Wenn man eh schon nichts tun kann, dann ist Schlafen das Sinnvollste. Gegen 22.00 Uhr schlafe ich auch ein, werde aber ein paar Mal in der Nacht wach. Wie schon gesagt, es ist nicht besonders bequem. Ansonsten verläuft der Flug ruhig.
1.Tag in Namibia:
Montag, 18.4.2011: Ankunft in Windhoek und Fahrt zur Ohange-Lodge
Schuhe geklaut und die falschen Autos
Gegen 5.00 Uhr Ortszeit setzt unser Flugzeug zur Landung in Windhoek an. Zeitverschiebung zu Deutschland +1 Stunde. Wir sind in Afrika! Es ist noch dunkel als wir aussteigen und über das Flugfeld zum Flughafengebäude gehen. Die Temperatur beträgt etwa 20 °C, also relativ warm. Auf dem Weg über das Flugfeld drehen wir uns noch einmal um. Über dem Flieger steht ein hell leuchtender Vollmond. Er strahlt über dem Flugzeug und erhellt das gesamte Umfeld. Eine tolle Kulisse! Frank macht Fotos. Mani schießt auf dem Weg zum Gebäude etwas mit dem Fuß weg. Was war das denn? Ein hühnereigroßer Käfer! Wir erschrecken! Als wir den Betonboden genauer betrachten sehen wir diese Tiere hier überall verstreut auf dem Boden, zum Teil zertreten und zerquetscht und zum Teil krabbeln sie vor uns her. Erste Begegnung in Afrika!
Mond über dem Flugzeug
Wir warten am Gepäckband auf unsere Taschen. So nach und nach erscheinen die ersten Gepäckstücke auf dem Band. Manis Tasche ist offen als er sie vom Band nimmt. Das fängt ja gut an! Noch nicht in Afrika angekommen und schon beklaut! Ruuuuhe ! ! ! Positiv denken ! ! ! „Erst einmal sehen was fehlt!", beruhigt mein Mann. Er tippt auf seinen schön verzierten Edelstahlflachmann, in den er einen super teuren Grappa abgefüllt hatte, um die besonderen Highlights mit uns zu begießen. Falsch gedacht! Wie sich zeigen sollte, denken die Menschen hier total praktisch und lebensorientiert. Die klauen hier nur, was wichtig ist und was man zum Leben braucht. Hiermit vergeben ! ! ! Weiteres später.
Als wir durch die Passkontrolle gehen, stellen wir uns alle an einem Schalter in einer Reihe an. Für afrikanische Verhältnisse geht die Passkontrolle eigentlich ganz zügig. Allerdings gerät der Zollbeamte bei so vielen Jakobs etwas ins Schleudern. „Oh yes, Jakob once more!", hört man ihn bei Christine, Jakob Nr. 5, stöhnen. Andreas, Nr. 6, ist der letzte Jakob und Christine ist schon auf dem Weg durch die Glastür als der Zöllner jetzt aber wirklich ein Problem hat. Er lässt Andreas nicht gehen und der versucht sich uns durch Rufen und Zeichen mitzuteilen. Was ist los? Der farbige Zöllner liest im Pass: Geburtsdatum 6.4.1964. Das hat er doch gerade schon einmal gelesen. Wo gibt’s denn so was? Also zurück mit Christine und Erklärung herbei: Beide heißen eben nun mal Jakob und sind auch noch am gleichen Tag geboren und miteinander verheiratet. Ja, so was gibt’s auch! Jetzt findet der Beamte es auch lustig und Andreas darf auch auf den afrikanischen Kontinent. (Wenn die hier wüssten, dass Christines Mutter auch am 6.4., nur 20 Jahre früher geboren ist und Christines Schwager, ebenfalls ein Andreas auch am 6.4.1964 das Licht der Welt erblickt hat und ihre kleine Nichte auch noch am 6.4. geboren ist, dann wäre er sicherlich vollends überfordert gewesen und hätte nach der versteckten Kamera gesucht. Was für eine komische Familie!)
Die nächste Station: Unsere Autos! Während wir Frauen das Gepäck bewachen, regeln die Männer am Schalter von Europcar die Übergabe der Autos. Es wird viel geredet, telefoniert und in den Computer geschaut. Ratlose, fast entsetzte Gesichter! Irgendetwas stimmt nicht! Ich gehe mal kurz rüber und sage zu Mani: „Denk noch an den zweiten Ersatzreifen. „Wenn’s das bloß wäre
, entgegnet er genervt: „Die Autos sind nicht da! „Und jetzt?
, frage ich. Er erklärt, dass die Angestellten von Europcar alles tun wollen, um die Autos heute noch zu besorgen. Na das fängt ja gut an! Quatsch! Wir sind doch schon beklaut worden! Das ist also Panne Nr.2! Nach einigem Hin und Her an der