Afrika fernab erlebt (2): Band 2: Das K-Wagnis: Von Kapstadt über Khartum nach Karlsruhe
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Über dieses E-Book
Astrid MacMillian und ihr Ehemann Loyal verwirklichen ihren Traum: Sie reisen ein Jahr lang durch Afrika. Die sprachbegabte Gymnasiallehrerin und der sportbegeisterte Ingenieur kappen ihren komfortablen Alltag in Karlsruhe und fahren im August 2012 los: In ihrer Stella, einem eigens umgebauten Land Rover, geht es immer der Küste entlang durch 30 afrikanische Länder.
In diesem persönlichen Reisebericht lässt uns Astrid MacMillian teilhaben an ihrer Leidenschaft für diesen Kontinent, an ihren Reisevorbereitungen, ihren Begegnungen, an ihren Gedanken zu Land und Leuten und ihren Freuden und Nöten während dieser turbulenten Zeit auf Rädern. Man staunt beim Lesen, lacht, kann es kaum glauben, fühlt mit. Hautnah erlebt man, wie vielfältig die Welt, ihre Landschaften, Menschen und Kulturen sind.
In Band 2 geht es durch Ost- und Nordostafrika – vom südafrikanischen Kapstadt aus immer nordwärts bis nach Khartum und schließlich wieder zurück ins heimatliche Karlsruhe.
… mit über 50 Farbfotos,
… mit großer Karte zum Nachverfolgen der Tour,
… zum Schmökern UND Erfahren,
… für Afrikainteressierte und als Reisevorbereitung!
Ähnlich wie Afrika fernab erlebt (2)
Titel in dieser Serie (2)
Afrika fernab erlebt (1): Band 1: Das K-Wagnis: Von Karlsruhe nach Kapstadt Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAfrika fernab erlebt (2): Band 2: Das K-Wagnis: Von Kapstadt über Khartum nach Karlsruhe Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
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Buchvorschau
Afrika fernab erlebt (2) - Astrid MacMillian
Astrid MacMillian
AFRIKA
FERNAB ERLEBT
Das K-Wagnis:
Von Kapstadt über Khartum nach Karlsruhe
Band 2
road-trip
Alle Informationen und Angaben dieses Werkes wurden von der Autorin sorgfältig recherchiert und vom Verlag gewissenhaft geprüft. Dennoch können sachliche und inhaltliche Fehler nicht ausgeschlossen werden. Alle Angaben erfolgen deshalb ohne Gewähr. Weder Verlag noch Autorin haften für inhaltliche und sachliche Richtigkeit. Die im Buch wiedergegebenen Aussagen spiegeln die Meinung der Autorin wider und müssen nicht zwingend mit den Ansichten des Verlags übereinstimmen.
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet unter www.dnb.de abrufbar.
© 2016 Der Kleine Buch Verlag, Karlsruhe
Projektmanagement & Lektorat: Tatjana Weiß
Korrektorat, Karten, Satz & Layout: Beatrice Hildebrand
E-Book Konvertierung & Formatierung: Angela Hahn
Kartengrundlage: © Central Intelligence Agency; www.cia.gov
Umschlaggestaltung: Sonia Lauinger
Umschlagabbildung: Astrid MacMillian
Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes (auch Fotokopien, Mikroverfilmung und Übersetzung) ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Dies gilt auch ausdrücklich für die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen jeder Art und von jedem Betreiber.
E-Book ISBN: 978-3-7650-1304-1
Dieses Buch ist auch als Printausgabe erschienen:
ISBN: 978-3-7650-8905-3
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Für Malaika
Überblick über beide Bände
Band 1
Afrika fernab erlebt
Das K-Wagnis: Von Karlsruhe nach Kapstadt
Wie alles begann
Europa
Nordwestafrika
Westafrika
Zentralafrika
Südliches Afrika
Die westafrikanische Küste – eine Bilanz
Ostafrika, wir kommen!
BAND 2
Afrika fernab erlebt
Das K-Wagnis: Von Kapstadt über Khartum nach Karlsruhe
Was bisher geschah
Ostafrika
Nordostafrika
Afrika – eine Bilanz
Rückkehr nach Europa
Rückblick und Ausblick
Wenn wir immerfort ankommen und abreisen,
sind wir doch gleichzeitig fest verankert.
Denn das Ziel ist niemals ein Ort,
sondern immer eine neue Art und Weise,
die Dinge zu sehen.
Henry Miller
Inhaltsverzeichnis
Überblick über beide Bände
Was bisher geschah
OSTAFRIKA
Mosambik
Ankunft in Mosambik: Hunde müssen draußen bleiben!
Mosambikanische Gastfreundschaft
Religionsfreiheit
»Reich« sein in Mosambik
Loyal hängt durch
Wiedersehen mit Richard
Hinterhältiges Schlagloch
Ich will unterrichten!
Wild campen am Strand
»Ein Funke und alles fliegt hier in die Luft!«
Radfahrer leben in Mosambik gefährlich
Moskitonetze in Mosambik
Afrikanische Toilette
An der Grenze
Malawi
NGOs in Malawi
Paules Medikamentenschock
Nachtwanderung
Hippos und Krokodile
Kilometerlang kahle »Felder«
Im Labyrinth der Pisten
Abgelehnt!
Männerwelt
Sambia
Betrunkene Grenzbeamte
Landy ahoi!
Weiterhin alles »im Fluss«
Vorsicht: Löwen!
Richtige Auskünfte gibt es nicht kostenlos
Tse-Tse-Kontrolle
Lusaka
Die Great North Road – die Todesstrecke
Dem Sterben so nah
Tansania
Durchgehend geöffnete Grenze ist geschlossen
Die Entdeckung der Langsamkeit
Treffen mit Roland
Warten auf Verlässlichkeit
Kreative Lösungen von Arbeitgebern in Afrika
Café in Iringa
Sträflinge
HIV auf dem Vormarsch
Drama um einen Insektenstich (I)
»Seid ihr Christen?«
Butter, Brot und Käse – was will man mehr?
Volontäre in Tansania
Drama um einen Insektenstich (II)
Bei guten Freunden – Eintauchen in eine andere Kultur
Das »wahre« Tabaskifest
Herr der Fliegen
Tansanische Nationalparks teurer als amerikanische
Schüsse am Tanganjikasee
Burundi
Beeindruckende Landschaft
Rechtsverkehr
Unsere »Buschratte« und der Müll
Das »Müllproblem« in Afrika
Prioritäten im Haushalt
Spürbare Unruhen
Obst im Blut
Lastentransport
Ruanda
Besonderheiten in Ruanda
Kreditkarte verdächtig
»Der Hund muss ins Badezimmer«
Mangelernährung durch westliches Vorbild
»Flamingos« in Ruanda
Landessprachen
Uganda
Einladung nach Deutschland
Ugandische Campingplätze
Multikulti-Ehen
Ein Visum für den Sudan
Der Viktoriasee
Unter Spionageverdacht
Begegnung mit ugandischen Polizisten
Kenia
Ankunft in Kenia
Englisches Kenia
Nairobi
Gefährlicher Norden?
Nordostafrika
Äthiopien
Äthiopien ist anders (I)
Zu Gast bei Äthiopiern
Traumhafte Landschaft – viele Menschen!
Äthiopischer Islam
Chinesische Qualitätsarbeit
Äthiopien ist anders (II)
Taxifahrer
Steinewerfer
Menschenfeinde
Ökolodge in Bonga
Schaftransport auf Afrikanisch
Kirchen in Äthiopien
Kein Diesel in Addis
Äthiopien ist anders (III)
Zweifel eines Kinderarztes
Armes, dummes Amerika
Sudan
Ein Amerikaner im Sudan
Traktoren und tote Tiere
Kontrolle
Weggeschickt
Willkommen in der heißesten Hauptstadt der Welt
Sudanesische Hochzeit
Jagd nach Genehmigungen
Heimgekehrte Exilanten
Die Straße der kaputten Autoreifen
Afrikanische Solidarität
Afrikas Kinder
Drama in Port Sudan
Odyssee zurück nach Khartum
Hunger!
Treffen mit dem »rettenden Engel«
Überraschung im Sudan
Wie es mir so geht (III)
Schock am Flughafen
Afrika – eine Bilanz
Aids-Bekämpfung in Afrika
Armes Afrika?
»Afrikanisches Denken«
Afrikanische Esskultur
Arbeitskultur in Afrika
Afrikanische Mentalität
Westafrika versus Ostafrika
Rückkehr nach Europa
Einreise nach Deutschland
Verwirrungen am griechischen Hafen
Europa oder Afrika?
Kenia lässt grüßen
»Illegal« in Griechenland
Sicher und willkommen in Albanien
Umwerfende Herzlichkeit und Lebensfreude in Montenegro
Über die »grüne Grenze« nach Bosnien und Herzegowina
Ungarn: Einfaches Reisen
Wiedersehen mit Barbara in Österreich
Herzliche Gastfreundschaft in Deutschland
Rückblick und Ausblick
Danke
Kontakt
Weitere Bücher von Der Kleine Buch Verlag
Was bisher geschah
Im Sommer 2012 machte ich mich mit meinem amerikanischen Mann Loyal in unserem Land Rover, den wir Stella tauften, von Karlsruhe aus auf den Weg nach Afrika. Da ich als Lehrerin ein Sabbatjahr beantragt und mein Mann seinen Job als Ingenieur gekündigt hatte, hatten wir ein Jahr Zeit, um den afrikanischen Kontinent (fast) zu umrunden. Inzwischen liegen 20 afrikanische Länder und über 30 000 gefahrene Kilometer hinter uns. Schon in Marokko erlebten wir unglaubliche Gastfreundschaft, als uns Rachid, den wir auf einem Campingplatz in Salé kennengelernt hatten, zu sich nach Hause einlud. In Guinea-Bissau blieben wir bei einer Familie, deren Hütte nur hundert Meter vom kilometerlangen Sandstrand entfernt war. Dort fanden wir Paule, einen afrikanischen Mischlingshund, den wir adoptierten und mit uns nahmen. In Nigeria waren wir emotional überwältigt, als uns unser Gastgeber Ikwen Land in seinem Dorf vermachte und gleich mit Ideen für den Hausbau überraschte, und im Süden Angolas blieben wir bei einem Stamm über Nacht, der bis heute weitgehend unabhängig von der Zivilisation lebt. Da wir keine gemeinsame Sprache sprachen, verständigten wir uns mit Händen und Füßen.
Unser Ziel war es, uns während der Tour besonders intensiv auf die einheimischen Kulturen einzulassen. Wir übernachteten deshalb bewusst nicht in Hotels, auf Campingplätzen oder in der Wildnis, sondern knüpften überall Kontakte zur einheimischen Bevölkerung: In ländlichen Gebieten fragten wir den Dorfchef, ob wir in unserem Land Rover die Nacht neben seiner Hütte verbringen dürften, in Städten blieben wir meist bei Freunden oder Familie oder Bekannten von Freunden. Die vielen dadurch zustandegekommenen Begegnungen mit Einheimischen ermöglichten uns einen tieferen Einblick in die afrikanischen Kulturen. Dies war spannend und aufregend, wir erlebten wahnsinnig herzliche Gastfreundschaft und wurden in mehrere Familien regelrecht aufgenommen. Wir (er-)lebten immer den Alltag der Einheimischen, der sich von unserem eigenen völlig unterschied und uns nicht nur zeigte, wie anders als in Deutschland man den Tag verbringen kann, sondern wir erfuhren auch, wie anders Menschen in afrikanischen Kulturen handeln und denken.
Zwei Monate lang begleitete uns Sani, ein nigrischer Freund, mit dem ich schon in früheren Jahren zusammen gereist war. Als traditioneller Heiler und in Westafrika Weitgereister kannte er sich bestens mit den Verhaltensweisen der einzelnen afrikanischen Stämme aus und sprach auch mehr als zehn der einheimischen Sprachen. Er schärfte unseren Blick für kleine Details, erklärte uns und diskutierte mit uns während der langen Autofahrten afrikanische Traditionen und Verhaltensweisen, war sozusagen der »Afrikaspezialist« unseres kleinen deutsch-amerikanisch-nigrischen Reiseteams. Das gemeinsame Reisen war nicht immer leicht, da er nicht nur keine gemeinsame Sprache mit Loyal hatte, sondern auch streng gläubiger Muslim war, der alle Gebete pünktlich einhielt, was auf solch einer Reise nicht immer leicht zu realisieren war.
Die Begegnung mit den fremden Kulturen war aber nicht nur aufregend und inspirierend, sondern gleichzeitig auch wahnsinnig anstrengend und brachte mich an die Grenzen des für mich Möglichen. In Kamerun war ich kurz davor, die Tour abzubrechen, weil ich dringend Ruhe brauchte und das Gefühl hatte, über meine eigenen Grenzen hinausgegangen zu sein. Viele Diskussionen mit Grenzbeamten und Straßenpolizisten ließen mich verzweifeln, weil ich immer wieder das Gefühl hatte, ungerecht und willkürlich behandelt zu werden. Ich fand einfach keinen wirklichen Zugang zu den afrikanischen Kulturen beziehungsweise fühlte mich zu deutsch, um mich darauf einlassen zu können. Mir wurde bewusst, dass die von mir selbst gewählte Art zu reisen mir wenig Freiraum ließ, zur Ruhe zu kommen und das Erlebte zu reflektieren und zu verarbeiten – wurden wir doch in jedem Dorf, sobald wir eintrafen, von den Bewohnern beobachtet und auf Schritt und Tritt verfolgt.
Auch die Erfahrung, dass ich mit meinem erlernten Verhalten (zum Beispiel meiner Art der Höflichkeit) nicht weiterkam, musste ich erst einmal verdauen. Ich brauchte einige Tage, bis ich mich wieder berappelte und zur Weiterreise in den Land Rover stieg. Motiviert hat mich unter anderem Paule. Er war in Kamerun erst wenige Monate alt, hatte deshalb noch nicht alle für die Einreise nach Europa notwendigen Impfungen und hätte in Kamerun bleiben müssen, wenn wir die Tour dort abgebrochen hätten.
Wir reisten weiter gen Süden und schon in der Republik Kongo holten mich die Zweifel an der Reise wieder ein: Durch eine zerstörte Brücke von der geplanten Route abgebracht, fanden wir uns plötzlich mitten im Busch wieder, wo wir mit dem Beil Bäume fällen mussten, um weiterzukommen. Das Gebiet, in dem wir uns befanden, war nur wenig besiedelt und wir konnten deshalb nicht auf Hilfe hoffen. Es gab Minuten, in denen ich meinen Plan und die ganze Reise verfluchte. Doch auch hier hatten wir einen Schutzengel, kamen mit ein paar blauen Flecken und Muskelkater davon und schafften es schließlich bis Südafrika, wo wir die westliche Lebensweise nutzten, um ein bisschen zur Ruhe zu kommen und uns physisch und psychisch zu erholen. Loyal hatte in den ersten Monaten über zehn Kilogramm abgenommen und brauchte eigentlich eine Reisepause. Ich war von mir selbst und meinem meiner eigenen Meinung nach zu wenig vorhandenen Durchhaltevermögen enttäuscht. Südafrika war darum ein bisschen wie »Urlaub« vom Reisen. Wir genossen die Infrastruktur, kauften fast täglich in Supermärkten ein, bummelten durch die Straßen und nutzten das stabile Stromnetz, um Kontakt mit unseren Freunden in Deutschland aufzunehmen. Es war angenehm, dass alles so »normal« war, wie wir es aus Deutschland gewöhnt waren. Wir ruhten uns richtig aus und bald schon hatte mich das Abenteuerfieber wieder erfasst und ich hatte genug von Supermarktessen, Hostels etc. Ich wollte und will endlich weiter. Nach fast drei Wochen in Südafrika brechen wir auf, um nun das »Abenteuer Ostafrika« zu wagen und uns über Mosambik, Malawi und weitere spannende Länder auf den Weg bis in die sudanesische Hauptstadt Khartum zu machen.
OSTAFRIKA
Mosambik
Ankunft in Mosambik: Hunde müssen draußen bleiben!
Die Ausreise aus Swasiland, und damit aus der namibisch-südafrikanischen-swasiländischen Zollunion, ist völlig unkompliziert, abgesehen davon, dass die Immigrationsbeamtin die ganze Zeit telefoniert und sich nicht davon abhalten lässt, den Ausreisestempel mitten auf mein Sambiavisum zu klatschen. Mal sehen, was die Beamten an der Grenze zu Sambia sagen werden!
Auch auf mosambikanischer Seite geht alles zügig. Der Zollbeamte ist höflich und »kann sogar super Englisch!«, wie sich Loyal freut. Mosambik ist nach Guinea-Bissau und Angola das dritte portugiesischsprachige Land auf unserer Reise und deshalb sind wir überrascht, dass Englisch gesprochen wird. Schnell haben wir den Papierkram erledigt, dürfen fahren und steuern auf das große Tor zu. Dort stehen wieder Polizisten und der »Chef« bedeutet Loyal, den Motor abzustellen. Ich seufze innerlich. Der Mann schaut in unser Auto und sieht unseren Hund (so wie der Zollbeamte zuvor auch). »Der Hund bleibt hier!«, sagt er laut und deutlich auf Portugiesisch.
»Wie bitte?« Loyal versteht erst nicht, begreift dann aber, was der Mann meint. »Wir haben alle Papiere!«, sagt er zu mir. »Oh nein, es geht wieder los. Der will doch nur Geld!« Ich bin genervt, weil wir das in Westafrika an fast allen Grenzen so erlebt haben.
Wir holen Paules Papiere, aber der Polizist meint: »Der Hund bleibt hier, ihr könnt fahren!«
»Der Hund gehört zu uns und ohne ihn fahren wir nirgends hin!«, regt sich Loyal auf.
Ich übersetze und füge hinzu: »Gibt es hier einen Platz, wo wir übernachten können?«
»Übernachten? Das geht hier gar nicht!«, brüskiert sich der Chef, während ich ihm ein Gesundheitszeugnis nach dem anderen unter die Nase halte. »Ihr müsst auf den Veterinär warten«, bringt er schließlich hervor.
»Und wann kommt der?«, will ich wissen.
»Vielleicht morgen oder übermorgen – ich weiß es nicht!«. Der Mann pokert und ich habe keine Lust, ihm Geld zu geben.
»Wo können wir den Wagen zwecks Übernachtung parken?«, frage ich ihn eiskalt.
Er schaut mich an und sieht meinen entschlossenen Blick. »Ihr könnt fahren!«, meint er.
»Wohin? Dort hinten, unter die Bäume?«, frage ich erneut und zeige auf das Immigrationsbüro. So wie er kann ich schon lange. Doch der Mann hat mich schon stehengelassen. Das Tor wird geöffnet und wir dürfen fahren.
Mosambikanische Gastfreundschaft
Da wir das Land in der Regenzeit bereisen, ist es in Mosambik sehr schwül und tropisch heiß. Nach den mit 12 bis 15 Grad sehr kühlen Tagen in Swasiland müssen wir uns erst wieder an dieses Klima gewöhnen. Obwohl es schon Abend ist, als wir in der Hauptstadt Maputo ankommen, ist es mindestens noch 25 Grad warm und sehr drückend. Doch nicht nur das feuchtheiße Klima lässt die Stadtluft stickig erscheinen, sondern auch der Smog, der nicht nur durch den Verkehr ausgelöst wird, sondern gleichzeitig von vielen kleinen Müllfeuern am Straßenrand, deren Rauch die Luft verpestet.
In Maputo wohnen wir bei Familie Palminha, von der wir sehr herzlich aufgenommen werden. Nelson, ein Freund von mir, den ich in Spanien kennengelernt habe und der jetzt in England lebt, kommt aus Mosambik und plant selbst seit Jahren, eine Tour im Land Rover um den afrikanischen Kontinent herum zu machen. »In Mosambik könnt ihr bei meiner Familie wohnen!«, hat er mir schon vor über einem Jahr angekündigt.
In Mosambiks Hauptstadt Maputo wohnen wir im siebten Stock eines Hochhauses und haben einen guten Blick auf die geschichtsträchtige Stadt.
Anfang März habe ich dann einen Namen und eine Adresse und Telefonnummer in Maputo zugeschickt bekommen. »Und er hat wirklich auch Platz für unseren Landy?«, fragte ich nach.
»Natürlich. Gar kein Problem!«
Zwei Tage vor unserer Einreise nach Mosambik informieren wir Nelson über unsere nahende Ankunft in Maputo. »Alles klar, ich sage Francisco Bescheid!«, schreibt er mir zurück, ohne zu erklären, wer dieser genau ist.
Es wird schon dunkel, als wir endlich das zehnstöckige Hochhaus finden, in dem Francisco und seine Familie wohnen. Im Treppenhaus treffe ich einen Mann und frage ihn nach Francisco. »Das bin ich!«, antwortet er mir. »Bist du allein?«, will er sofort wissen. Es ist düster im Treppenhaus und ich spüre meinen Argwohn. Will mich der Typ vielleicht überfallen? »Komm mit in meine Wohnung!«, fordert er mich auf und bringt mich ein Stockwerk höher. Ich trete erst ein, als ich eine Frau und Kinder in der Wohnung erblicke. Es stellt sich heraus, dass es tatsächlich der von mir gesuchte Francisco ist, der von meinem Freund Nelson allerdings nur weiß, dass »zwei Deutsche irgendwann vorbeikommen werden«. Ich werde sehr herzlich begrüßt und gemeinsam gehen wir zurück zu Loyal, der im Landy sitzend auf der Straße wartet. »Hier könnt ihr parken«, meint Francisco. Wir sind skeptisch. Mitten in Maputo sollen wir unseren vollgepackten Landy über Nacht auf der Straße lassen? Glücklicherweise gibt es Aufpasser – drei alte Männer –, die die ganze Nacht vorm Haus sitzen werden. Francisco parkt sein Auto hinter unserem. »So, jetzt kann niemand den Wagen klauen!«, verkündet er freudestrahlend. Wir sind etwas beruhigt.
Die Familie ist überwältigend gastfreundlich: Das schönste Zimmer wird gleich für uns vorbereitet und ein Abendessen wird für uns gekocht. Am nächsten Tag zeigt uns Sonito, der 28-jährige Sohn der Familie, die Stadt. Am zweiten und letzten Tag bereiten wir einen großen Salat mit Käse und Brot fürs Abendessen vor und kaufen ein paar Dosen Bier. Die Familie freut sich und isst alles bis auf den letzten Rest Salatsoße auf. Wir freuen uns, dass das deutsche Essen so gut ankommt, wenngleich eine der Töchter meint: »Bier und Brot – das passt ja überhaupt nicht zusammen!« Außerdem haben wir einen großen Kuchen für Sonito gekauft, weil er am nächsten Tag Geburtstag hat. Er freut sich so sehr, dass ihm die Tränen in den Augen stehen. Gerührt nimmt er uns in die Arme. Irmao, die Mama der Familie, schenkt mir einen mosambikanischen Rock, den sie ganz neu gekauft hat. Die Gastfreundschaft der Familie erinnert mich sehr an Marokko. Afrika, here we are again! Ich bin glücklich. Wir werden die Familie Palminha sehr vermissen.
Religionsfreiheit
Da es kurz vor Ostern ist, unterhalten wir uns beim Abendessen mit der Familie über Religion. »Feiert ihr Ostern?«, wollen wir wissen.
»Naja«, meint Sonito, »wir Kinder schon. Unsere Eltern eher nicht.« Wir wundern uns. »Unsere Eltern sind Moslems«, schiebt er die Erklärung hinterher. Wir erfahren, dass die ganze Familie zuvor muslimisch war. Allerdings wollten die Kinder Christen werden.
»Wieso das?«, will Loyal wissen.
»Hmm, als ich 21 war, bin ich mit meiner Freundin zusammengekommen und die wollte gerne, dass ich in die Kirche gehe.«
»Mir gefällt’s auch besser in der Kirche«, erzählt uns der 13-jährige Mauro, dessen Taufe an Ostern kurz bevorsteht.
Für die Eltern ist der Religionswechsel der Kinder kein Problem. »Jeder soll das machen, was ihm gefällt«, meint Irmao, die Mutter der fünf Kinder, lachend. Gelebte Toleranz. Ich überlege, was meine Eltern sagen würden, wenn ich als Jugendliche oder auch jetzt zum Islam konvertieren würde. Ich glaube, meine Eltern wären schockiert.
»Reich« sein in Mosambik
Familie Palminha gehört zu den »reicheren« Mosambikanern. Nicht nur dass die Wohnung, in der sie wohnen, im Zentrum der Hauptstadt liegt und sowohl der Vater als auch der Sohn ein Auto (sogar einen Mercedes) fahren; gleichzeitig sind alle Kinder (auch die Mädchen) an der Universität gewesen und haben eine gute Ausbildung. Sonito ist Innenarchitekt und entwirft amerikanische Küchen für die mosambikanische Oberschicht. Tagsüber sind alle beschäftigt. Alle haben Jobs. Die zwei Kinder der Schwestern, die geschieden und deshalb wieder bei ihren Eltern eingezogen sind, gehen tagsüber in den Kindergarten. In Afrika ist es üblich, dass Kinder so lange bei ihren Eltern leben, bis sie selbst verheiratet sind und eine Familie gründen beziehungsweise wieder zurückkommen, falls die Ehe scheitert.
Geduscht wird sitzend in der Badewanne, indem mit einem Becher Wasser aus einem Eimer geschöpft wird. Fließend Wasser gibt es keines. Für besondere Gelegenheiten und Gäste wird warmes Wasser im Eimer bereitgestellt, das vorher auf dem Gaskocher erwärmt wurde. Weil zur Zeit das Gas leer und kein Geld vorhanden ist, um neues zu kaufen beziehungsweise das vorhandene Geld nicht für Gas ausgegeben wird, muss auf eine warme Dusche ebenso verzichtet werden wie auf frisch gekochtes Essen. Irmao bringt Essen deshalb aus der Stadt mit, das dann nur noch in der Mikrowelle erwärmt werden muss.
Irmao (Mitte, mit weißer Kappe) ist Inhaberin einer typischen mosambikanischen Garküche, der afrikanischen Kantine für Angestellte. Da es zu Hause kein Gas gibt, bringt sie täglich Essen mit nach Hause.
Auf unserer Matratze ist noch die Schutzhülle aus Plastik, obwohl die Matratze schon recht alt ist. Sie macht beim Hinlegen komische Geräusche. Die Wände sind schmutzig, an vielen Stellen bröckelt die Farbe. Ganz anders als bei »reichen« Deutschen oder anderen »Westlern«. Trotzdem bevorzuge ich die Gastfreundschaft der Menschen hier, die mit mir, einer Unbekannten, alles teilen. In Deutschland (oder auch bei Weißen in Südafrika) würde mir in einer vergleichbaren Situation wahrscheinlich nur der Weg zum nächsten Hostel gezeigt werden. Wie können wir es im »reichen« Deutschland schaffen, offener und gastfreundlicher zu werden und weniger Angst davor zu haben, dass uns jemand etwas klauen will oder etwas dreckig machen wird?
Ich nehme mir jedenfalls fest vor, dass es auch bei mir für jeden immer etwas zu essen und ein warmes Bett geben soll. Dass ich neu gekaufte Kleidung weiterverschenken werde, bezweifle ich aber.
Loyal hängt durch
Wir verlassen Maputo und machen uns auf den langen Weg in den Norden Mosambiks. Mehr als 2000 Kilometer liegen vor uns. Die erste Nacht verbringen wir am Zavala-Strand, einem der letzten wirklich recht einsamen Strände in Mosambik. Die Piste dorthin ist nur mit einem Geländewagen befahrbar und in der großen Lodge, bei der wir ankommen, scheinen wir die einzigen Gäste zu sein. Es ist schon dunkel, müde gehen wir bald schlafen. Am nächsten Morgen überrascht uns ein kilometerlanger, riesiger Sandstrand und klares, warmes Meerwasser. Das Paradies! Da es sogar Strom gibt und wir somit unseren Rechner zum Schreiben von neuen Blogeinträgen nutzen können, beschließen wir, ein paar Tage zu bleiben.
Loyal ist nicht gut drauf. Seit wir Südafrika verlassen haben, hat er keine Lust mehr zu reisen. Zu angenehm war die dortige westliche Atmosphäre, als dass er sich wieder auf Korruption und schwierige Reisetage einstellen will. Außerdem leidet er wie auch in Westafrika unter dem schwülheißen Klima. Er ist mit nichts zu begeistern: Weder mit der Herzlichkeit der Einwohner Mosambiks, die uns offen und freundlich begegnen, noch mit der beeindruckenden Landschaft oder dem