Bruckmann Reiseführer Namibia: Zeit für das Beste: Highlights, Geheimtipps, Wohlfühladressen
Von Roland F. Karl
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Über dieses E-Book
Dieser Band zeigt die schönsten Sehenswürdigkeiten Namibias, die grandiosen Wüstenlandschaften der Namib, die aufregendsten Spots seiner 1.500 km langen Skelettküste, den einzigartigen Etosha-Nationalpark und die bezaubernden Küstenstädte Lüderitz und Swakopmund. Er erkundet die Hauptstadt Windhoek zu Fuß und stellt traumhafte Safari-Lodges in unendlichen Savannen, Buschland und dem Dschungel des Caprivi vor. So entdecken Sie neben den Highlights auch jede Menge Geheimtipps, die Ihren Urlaub unvergesslich machen. Und es bleibt dabei immer Zeit für authentische Restaurants oder Hotels und die besten Shopping-Hotspots.
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Buchvorschau
Bruckmann Reiseführer Namibia - Roland F. Karl
ließ.
ZENTRALES HOCHLAND
1Windhoek
Rasant wachsende Metropole
2Aloe Trail und City Walk
Der Blick auf die Hauptstadt
3Die Buschpiloten von Eros
Auf der Runway zur Wildnis
4Khomas-Hochland
Zwischen Wellness und Wildtieren
5Okahandja
Das Zentrum der Herero
6Erongo
Weinbau in Omaruru
7Spitzkoppe
Das Matterhorn Namibias
8Jagdfarmen
Wo die Büchse kracht
Blick auf die Spitzkoppe
1 Windhoek
Rasant wachsende Metropole
Namibias wirtschaftliches, kulturelles und politisches Zentrum liegt auf 1650 Metern Höhe und überrascht mit einem angenehm trockenen Klima zwischen 16 und 34 Grad im namibischen Sommer und 6 bis 22 Grad im Winter. Alle politischen und wirtschaftlichen Fäden sind hier verknüpft – ohne Windhoek geht gar nichts, selbst das Bier des riesigen Landes kommt aus der zentralistischen Hauptstadt.
Den besten Blick über die Stadt gibt es von der Terrasse der Heinitzburg.
Reiche Wasservorkommen und die geografische Lage waren ideale Voraussetzungen für die Gründung der Siedlung Klein Winterhoek zu Beginn der 1840er-Jahre durch die aus Südafrika eingewanderten Oorlam-Nama (von den kapholländischen Buren auch abschätzig als Hottentotten bezeichnet) unter ihrem Anführer Jan Jonker Afrikaner. Die geografischen Gegebenheiten nutzte auch die Deutsche Schutztruppe, als sie zu Beginn der Kolonialzeit hier ihr Hauptquartier aufschlug. 1890 wurde die Alte Feste errichtet, die heute das älteste Gebäude ist. Nach dem Bau der Eisenbahnlinie zwischen Swakopmund und Windhoek avancierte die schnell wachsende Kleinstadt zum Verwaltungssitz von Deutsch-Südwestafrika, was einen Entwicklungsschub brachte.
Der Ruch der deutschkolonialen Ära ist in Windhoeks Alter Feste noch zu spüren.
GUT ZU WISSEN
SICHERHEIT
Aufgrund großer sozialer Unterschiede ist in und um Windhoek herum Vorsicht geboten, es gelten die üblichen Regeln: Nicht nach Einbruch der Dunkelheit unterwegs sein, in Taxis nur nach Vorbestellung einsteigen, sich nicht auf die Ansprache Fremder im Vorbeigehen einlassen, auch an Tankstellen den verschlossenen Wagen samt Gepäck im Blick behalten, keine Wertsachen auffällig herumtragen – das volle Programm eben, das für urbane Zentren überall und generell gilt. Für den Fall aller Fälle: www.nampoltouristunit.com
Die historische Heinitzburg in Windhoek
Alle Straßen führen nach Windhoek
Heute hat Windhoeks City moderne Business-Standorte aus Marmor, Spiegelglas und Edelstahl zu bieten. Zunehmend poppen Banken und Hotels architekturbewusst aus dem noch bis vor wenigen Jahren verschlafenen Kolonialstädtchen, dessen historische Insignien im Schatten der Moderne optisch beinahe verschwinden, und ein wuseliger Verkehrsbrei zeichnet den namibischen Knotenpunkt für Schiene, Straße und Luftverkehr inzwischen wie jede andere Urbanität aus. Eine schnell wachsende Einwohnerzahl, die dem Industrie- und Wirtschaftsstandort sowie der allgemeinen Landflucht geschuldet ist, verschafft einer der putzigsten Hauptstädte der Welt den Anschluss an die moderne, globale Zeit. Offiziell schlägt die mit 320 000 zu Buche, manche behaupten, es könnte schon eine halbe Million oder gar noch mehr sein, wobei der größte Teil des menschlichen Getriebes in der Township Katutura und der angrenzenden Khomasdal-Location für Farbige verschwindet.
Einfach gut!
EINFACH GUT!
Rooms with a view Zum stilvollsten Domizil der Stadt hat sich die Heinitzburg mit ihren drei Feinschmeckerrestaurants Knight’s Room, Felsenkeller und Leo’s at the Castle gemausert. Wer es nicht auf die Liste der Reservierungen schafft, kann sich auf der Burgterrasse eines traumhaften Ausblicks über Windhoek erfreuen, bei klassisch europäischer oder typisch afrikanischer Cuisine. Oder bei einem erlesenen Gläschen Wein vielleicht? Der im urigen Felsenkeller der altdeutschen Burg (1914 vom Grafen von Schwerin erbaut) in 15 000 Flaschen reichlich vorhanden ist, wie die Eigner des Fünf-Sterne-Boutique-Domizils Beate und Tibor Raith glaubhaft versichern. Das Hotel Heinitzburg in der Heinitzburg Street 22 hat nur 16 Zimmer und ist deshalb rechtzeitig zu buchen.
Hotel Heinitzburg. 22 Heinitzburg St, Tel. 061/24 95 97, www.heinitzburg.com
Längst reicht die B1 zwischen Swakopmund, der hauptstädtischen Weekend-Perle mit dem guten atlantischen Klima, dem umtriebigen Okahandja und Windhoek nicht mehr aus: Eine Autobahn, bislang ein Fremdwort im namibischen Verkehr, ist im Bau. Mit Regierungs- und Parlamentssitz, Universität sowie – nicht unwichtig – der einzigen Brauerei spielt sich das wirtschaftliche, politische und kulturelle Leben ausschließlich hier, in der zentralistischen Metropole des Hochlands, ab.
Der sogenannte Tintenpalast (Parlamentsgebäude) liegt im Park hinter der Christuskirche, die Windhoeks Wahrzeichen ist.
Kolonialpaläste und richtige Burgen
Windhoeks architektonische Preziosen ziehen Besucher magisch an. Dazu gehört der Tintenpalast (1913), entworfen von Gottlieb Redecker als Sitz der Hauptverwaltung von Deutsch-Südwestafrika, der die kuriose Bezeichnung dem spöttelnden Volksmund verdankt – in den Amtsstuben regierten nur Formulare und Tinte, hieß es früher, was sich bis heute in der Residenz des namibischen Parlaments ganz sicher nicht geändert hat. Nur eben damals walteten preußische Beamte ihres Amtes, immer mit Blick auf den heimatlich-neugotischen Kirchturm, den heute ein Ensemble prachtvoll gewachsener Palmen verfremdet.
Gleich nebenan steht das Wahrzeichen der Stadt, die 1910 als Friedenssymbol von Redecker erbaute evangelisch-lutherische Christuskirche. Die kunstvollen Fenster des typisch deutsch wirkenden neogotischen Gebäudes wurden von Kaiser Wilhelm II. gespendet, die Altarbibel von Gemahlin Auguste Viktoria. Nachts steht die Christuskirche mit ihrem 42 Meter hohen Glockenturm märchenhaft im Flutlicht über der Stadt. Die deutschen Gründerväter benannten ihre Straßen nach Bismarck, Mozart oder den Brüdern Grimm und erbauten Prachtstücke wie die Schwerinsburg, die Sanderburg und die Heinitzburg, Letztere fungiert heute als bildschöne Luxusherberge.
Kaiser Wilhelms Prachtstraße
Zentrum des städtischen Lebens ist Windhoeks Independence Avenue. Die Hauptgeschäftsstraße war bis 1990 berühmt als Kaiserstraße, zieht sich vom Ausspannplatz, dem ehemaligen Rastplatz für Ochsenkarren, mitten durchs Zentrum und am Zoopark vorbei bis zur historischen Turnhalle, die 1909 von Otto Busch als Übungssaal für den Windhoek Gymnastic Club erbaut wurde. In der Post Street Mall, Windhoeks Fußgängerzone, breitet sich auf Klapptischen und Wolldecken das komplette afrikanische Souvenirsortiment aus: Armreife aus Elefantenhaar, handgeschnitzte Rhinozerosse, Schachteln aus alten Telefonkabeln, Holzgiraffen und Kochlöffel mit hornverzierten Stielen sowie Silberschmuck und Halsketten aller Art. Die Chancen stehen nicht schlecht, dass sich so ein schwarzafrikanischer Straßenhändler freundlich als Wilhelm, Friedrich oder Gotthold vorstellt. Ganz selbstverständlich werden hier altdeutsche Vornamen mit afrikanischen Familiennamen kombiniert, wie der von Erenfried Tjivi Ndjoonduezu beweist. Erenfried hat es in die englischsprachige Tageszeitung Namibian geschafft, der Windhoeker Polizist Traugott Ngambe in die Allgemeine Zeitung. Unzählige Male schon fand sich ein Matheus Shikongo in beiden Gazetten vertreten, er war lange Zeit der Oberbürgermeister der Stadt.
Nicht verpassen
EINE NACHT IM VOIGTLAND
45 Kilometer sind es vom Windhoek International Airport bis in die Innenstadt. Ein pieksauberes Asphaltband führt an Farmeinfahrten vorbei, die sich Sonnleiten und Finkenstein nennen. Nach gut zehn Kilometern geht es links nach Dordabis ab, dann taucht rechter Hand die Toreinfahrt Voigtland auf. Das Haupthaus der Gästefarm von Stephan und Gaby Voigts stammt aus dem Jahr 1900 und liegt idyllisch zwischen Bäumen versteckt. Nur vier Doppelzimmer mit Pool, ein großer Relax-Garten und Terrassen gestalten die Working Farm (800 Rinder auf 7500 ha) zu einem herrlichen Übernachtungsdomizil. Keine 20 Minuten sind es zum Flughafen, was das Voigtland bestens geeignet für die erste und die letzte Nacht macht. Zudem lässt sich Windhoek von hier als stressfreie Sightseeing- und Last-Shopping-Tour durchführen.
Gästehaus Voigtland.
Tel. 062/54 04 19 und 081/259 74 30, www.voigt-land.com
Münzen und Briefmarken
Die Chancen stehen gut, dass Briefmarken-Fans in der Post Mall Street auf ihre Kosten kommen. Coins & Stamps vermeldet das Pappschild neben dem Arbeitsplatz von Klaus Roerkohl, einem Straßenstand in der Fußgängerzone, der zwischen all den anderen Verkaufsständen seit über zwei Jahrzehnten eine Art Projekt in einer sich schnell entwickelnden multikulturellen Gesellschaft ist. Mehrmals pro Woche lenkt Klaus vom Klappstuhl aus persönlich den Verkauf von antiquarischen Münzen und Briefmarken. In Kapstadt hat der Namibier deutscher Abstammung Germanistik studiert – er ist in der modernen Gesellschaft seines Heimatlands angekommen.
Die Post Mall Street, Windhoeks Fußgängerzone gegenüber dem Zoo Park, stellt Kunst, Kitsch und afrikanische Souvenirs aller Art aus. Last-Minute-Shopping vor dem Rückflug nicht ausgeschlossen.
Windhoeker Buchhandlung
Zahlreiche deutsch-namibische Geschäfte weisen auf längst vergangene Südwest-Zeiten hin, nicht zu verpassen ist für Leseratten die Windhoeker Buchhandlung. Natürlich war die Adresse klangvoller, als der Schwiegervater des jetzigen Eigentümers Uwe Mögenburg 1958 die Buchhandlung gründete, weil die Independence Avenue noch Kaiserstraße hieß. Aber immer noch ist das Familienunternehmen am Markt präsent. Wobei, so merkt der Chef (der 1951 mit vier Jahren aus Sachsen-Anhalt nach Windhoek kam) etwas melancholisch an, die traditionsreiche Bücherstube seine Kundschaft zunehmend an große Supermärkte und Shoppingzentren verliert. Auch wird die deutschsprachige Klientel naturgemäß immer kleiner. Romane, Kinderbücher und Nachschlagewerke liefert der Großhändler Koch, Neff & Volckmar von Stuttgart nach Windhoek, Zeitschriften wie Der Spiegel und Die Zeit kommen dienstags und freitags per Luftfracht aus Deutschland mit nur einem Erscheinungstag Verspätung