Das verlockende Blau: Eine Deutsche in Griechenland
Von Monika Schmidt
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Über dieses E-Book
Zu meiner Verwunderung brach Achilleas in schallendes Gelächter aus und erklärte mir dann auf Deutsch: "'Horiatiki' ist der griechische Bauernsalat, doch ein Bauernmädchen ist eine 'Horiatissa'."
Ich lachte mit, als ich endlich verstand, dass ich ihm gesagt hatte, ein Bauernsalat würde viel besser zu ihm passen.
"Monikouli", so nannte nur er mich, "mir war schon immer das Sauerkraut lieber als der Bauernsalat", seine zärtliche Stimme verbreitete sich wie Balsam auf mein Herz, "denn sauer hat Geschmack", fügte er hinzu und verjagte wieder einmal meine Zweifel.
1987 ging Monika Schmidt als Reiseleiterin auf die Insel Ägina. Doch sie sollte anschließend nicht nach Deutschland heimkehren, sondern in Griechenland ihr neues Zuhause finden. In ihrer Erzählung beschreibt sie die Konflikte, die entstehen können, wenn man sich in ein neues Land integriert. Eine Hommage an die Herausforderungen und die Schönheit des bikulturellen Zusammenlebens.
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Buchvorschau
Das verlockende Blau - Monika Schmidt
IMPRESSUM
Das verlockende Blau
Reihe:ZOE / ZΩH
Autorin
Monika Schmidt
Seitengestaltung
Größenwahn Verlag Frankfurt am Main
Coverbild
Martios Sigma:
Monika Schmidt in die blaue Briefmarke
Covergestaltung
Peter Sarowy
E-Book Gestaltung
Olivier Baurain - www.baurain.com
Lektorat
Maria Konstantinidou
www.lektorat-und-korrektorat.de
Erste Auflage 2013
© Größenwahn Verlag Frankfurt am Main Sewastos Sampsounis,
www.groessenwahn-verlag.de
Alle Rechte Vorbehalten.
Die Deutsche Nationalbibliothek – CIP-Einheitsaufnahme.
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet dieses Buch in der Deutschen Nationalbibliografie;
detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Monika Schmidt
Monika Schmidt
Eine Deutsche in Griechenland
Für meine Eltern und meine Schwester,
in herzlicher Dankbarkeit für die liebevolle Unterstützung in all den Jahren.
M.S.
Der Mensch verlangt Reichtum, um glücklich zu werden,
und bekommt Armut, um weise zu werden.
Der Mensch verlangt alles, um das Leben zu genießen,
und er bekommt Leben, um alles zu genießen.
Der Mensch bekommt nicht das, was er verlangt,
aber er bekommt alles, was er erhoffen konnte.
(Verfasser unbekannt)
DENN DIE FREMDE WAR STÄRKER
Es ist schon zehn nach eins …« Abteilungsleiter Herr Seger kommt mit hochrotem Kopf aus seinem Büro. »… und ich brauche die Berichte bis um drei Uhr spätestens!«, sagt er drohend und blickt wütend in unsere Richtung. »Ach … und würdet ihr bitte dabei etwas leiser lachen«, tadelt er, bevor er verärgert die Tür hinter sich zuschmeißt.
Meine Kollegin und Freundin Sonja sieht mich nur kurz an, und wir legen schon wieder los. Wir können einfach nicht aufhören zu lachen. In Gedanken sind wir noch beim Open-Air-Konzert in Mannheim, mit ganz großen Namen wie Bon Jovi und Queen, wo wir letztes Wochenende gemeinsam mit ihnen und all den anderen Leuten im Publikum Lieder mitsangen.
»Weißt du noch, wie dumm der Typ schaute, als wir unsere Sitze nicht hochkriegten!?«
Zum Schlafen hatten wir die Sitze in Sonjas klapprigem VW Käfer heruntergestellt, und am nächsten Tag bekamen wir sie nicht mehr hoch. Als das Konzert zu Ende war, war es zu spät, die fast fünfhundert Kilometer heimzufahren. Wir waren müde, hatten getrunken – wir waren beide Abenteuertypen –, und so schliefen wir lieber im Auto, statt ein Hotelzimmer in Anspruch zu nehmen.
Mit Sonja habe ich die schönsten Unternehmungen gemacht: Drei Wochen Urlaub mit Rucksack und Zelt auf dem Peloponnes; das war der beste Urlaub meines Lebens, und ich hatte schon einiges erlebt. Die Leute waren so freundlich, das Wetter – selbst im Oktober – immer gut. Stundenlanges Warten auf eine Fähre oder den Überlandbus störte uns überhaupt nicht, auch die einheimischen Mitreisenden warteten, ohne zu murren. Diese Sorglosigkeit, die die Griechen ausstrahlten, war herrlich und verlockend. Nicht einmal ein Buch lasen wir, die Zeit ging auch so vorbei. Mit dem süßesten Nichtstun. Ruhe und Sonne, das Nötigste zum Leben, Weintrauben und frisches Weißbrot zum Frühstück, Früchte von den Kakteen zum Abendessen – was braucht der Mensch mehr zum Leben!
Jetzt erinnerten mich nur Fotos an diese traumhafte Zeit. Und ich träumte davon, bald wieder nach Griechenland zu gehen. In dieser Zeit, 1985, war bei uns das Lied mit dem Titel »Irgendwann bleib I dann dort« von der Gruppe STS der meistgespielte Song im Radio. Dieses Lied, obwohl für ältere Semester geschrieben, wurde zu meinem Slogan. »… darauf geb i dir mei’ Wort, wie viel Jahr a noch vergeh’n, irgendwann bleib i dann dort.«
»Monika …«, hörte ich Sonja und meine Eltern, »du hast doch hier alles, was du brauchst!«
Ja gut, ich hatte ein eigenes Auto, eine schöne Wohnung mit Garten, einen netten Freundeskreis, einen gut bezahlten interessanten Job, aber ich hatte noch eine andere Macht in mir: Ich wollte noch eine andere Lebenskultur und Mentalität kennenlernen, ja, ich musste – so stark war der Drang in mir, stärker als alles andere –, ich musste einfach weg!
Alle schauten mich verständnislos an, wenn ich von meinem Fernweh und meinen Plänen sprach, ins Ausland zu gehen und eine Zeit lang woanders zu leben. Ich konnte nie nachvollziehen, warum manche Leute abfällig über Ausländer sprachen. Auf der Straße grüßte ich die Gastarbeiter-Nachbarn freundlicher als alle anderen, und in meiner Jugendzeit war Dilek, eine Türkin, meine beste Freundin.
»Warum muss es denn gerade die sein?« Meiner Mutter gefiel das gar nicht, und sie merkte es zwar nicht, aber das Einzige, das sie durch ihre Abneigung bewirkte, war, dass ich meine Freundin nur noch mehr verteidigte. Ich fand es ungerecht, einen Menschen nur nach seiner Nationalität zu beurteilen.
»Sie sind doch genauso Menschen wie wir …«, versuchte ich, meinen Standpunkt zu erklären, aber der Zeitgeist war stärker, und meine Mutter fügte sich der allgemeinen Meinung über Gastarbeiter. Sicher hätte es ihr nichts ausgemacht, wenn ich mit Engländern oder Franzosen befreundet gewesen wäre, »… aber mit einer Türkin, nee, niemals!«, sagte sie bestimmt.
Tante Hilde gab auch ihren Senf dazu: »Wenn sie schon mal einen Hang zum Ausland hat, soll sie zumindest in den Norden aufsteigen und nicht in den Süden absteigen.« Und Onkel Klaus glaubte fest daran, die Einstellung der damaligen Gesellschaft zu vertreten: »Du sollst deine Zeit mit Klassenkameraden vom Gymnasium verbringen und nicht mit einer Türkin, die gerade mal die Hauptschule beendet hat.« Natürlich hatte ich auch Freundinnen vom Gymnasium, aber genauso wichtig war mir die Freundschaft mit Dilek.
Mit großem Interesse hörte ich zu, wenn Dilek von der Türkei sprach – für mich eine fremde Kultur. Oft war ich Gast im Haus der Familie. Obwohl sie im gleichen Hausblock wohnten wie wir – sie im Keller, wir im zweiten Stock – war es doch, als ob ich in eine andere Welt eintauchte. Schon wenn ich in ihre Wohnung kam, hatte ich das Gefühl, in der Türkei zu sein. In der Küche gab es in den Regalen